Gefährlicher Chat: Tödliches Spiel eines Anwalts - Christian Schmidt - E-Book

Gefährlicher Chat: Tödliches Spiel eines Anwalts E-Book

Christian Schmidt

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Beschreibung

Christian Schmidt entführt uns in die düstere Welt von Lukas Winkler, einem erfolgreichen Anwalt und liebenden Familienvater, der hinter seiner makellosen Fassade eine schreckliche Wahrheit verbirgt. In scheinbar harmlosen Chatrooms findet Lukas junge, verletzliche Mädchen, die er systematisch in eine tödliche Falle lockt. Als Serienmörder, der mit Charme und Intelligenz seine Opfer manipuliert, ist Lukas stets auf der Suche nach dem nächsten Kick – bis alles aus dem Ruder läuft

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Seitenzahl: 208

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Über den Autor:

Der Autor Christian Schmidt wurde 1978 in Süddeutschland geboren und wuchs in einer Kleinstadt auf, wo er früh seine Leidenschaft für Literatur und das Beobachten menschlicher Abgründe entdeckte. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete er viele Jahre als Anwalt, bevor er sich entschloss, seine Liebe zum Schreiben in den Vordergrund zu stellen. In seinen Büchern beleuchtet Schmidt die dunklen Seiten der menschlichen Psyche und lotet die Grauzonen zwischen Schuld, Gerechtigkeit und menschlicher Schwäche aus.

Sein juristischer Hintergrund gibt ihm einen tiefen Einblick in die Strukturen des Rechts und die Brüche, die entstehen, wenn Menschen an ihre Grenzen stoßen. Dies spiegelt sich in seinen packenden, psychologischen Thrillern wider, in denen er sowohl die Abgründe als auch die verzweifelte Suche nach Erlösung thematisiert.

Christian Schmidt lebt heute mit seiner Familie am Rande einer größeren Stadt und widmet sich ganz dem Schreiben. Wenn er nicht gerade an seinem nächsten Roman arbeitet, genießt er lange Spaziergänge in der Natur oder vertieft sich in klassische Literatur.

Titel: Gefährlicher Chat: Tödliches Spiel eines Anwalts

Kapitel 1: Masken der Normalität

Das Klacken der teuren Lederschuhe hallte durch die Eingangshalle, die Schritte in perfekter Harmonie mit der vertrauten, nüchternen Stille des frühen Morgens. Die Luft roch nach frischem Kaffee, und das gedämpfte Licht der Küche durchflutete den Flur. Lukas Winkler stellte seine Aktentasche vorsichtig ab und schaute kurz zu seiner Frau, die mit ihrem Rücken zu ihm am Herd stand. Ein Bild der Idylle, dachte er. Er trat näher, gab ihr einen Kuss auf die Wange und ließ seinen Blick auf ihr ruhen, für den Bruchteil einer Sekunde zu lang.

"Du bist spät aufgestanden heute", sagte Katharina lächelnd, ohne sich zu ihm umzudrehen.

"Die Nacht war ein bisschen unruhig", erwiderte er. Das war nicht einmal gelogen. Nur eben die halbe Wahrheit, vergraben unter einer Schicht aus Normalität. Der Rest war in seinen Erinnerungen und in dem Netz, das er selbst gesponnen hatte, tief verborgen.

Lukas Winkler – perfekter Ehemann, liebevoller Vater von zwei Töchtern, erfolgreicher Anwalt. Die Rolle des Familienvaters spielte er mühelos, mit einer Mischung aus Charme und kühler Berechnung. Doch die Fassade hatte Risse. Kleine, unsichtbare Risse, die keiner zu bemerken schien – nicht seine Frau, nicht seine Kollegen, niemand in der Umgebung, die ihn für das hielt, was er ihnen zeigte.

Er öffnete die Terrassentür, trat hinaus und ließ die kalte Novemberluft auf seine Haut prallen. Der Morgen brachte ihn zurück zur Realität, eine Erinnerung daran, dass heute alles wie gewohnt ablaufen sollte. Wie jeden Tag.

Später im Büro saß Lukas vor dem Bildschirm seines Laptops. Seine Finger schwebten über der Tastatur, während er den Cursor sanft über das Profilbild auf der Dating-Plattform führte. Ein unschuldiges Gesicht, große Augen, das Lächeln fast kindlich, als wäre die Welt noch ein Ort voller Hoffnung und Versprechungen. Anna, 29, Grafikdesignerin, leidenschaftliche Künstlerin – das stand in ihrer Profilbeschreibung. Er lachte leise, ein seltsam leeres Geräusch, das niemand hören konnte.

Ihre Augen faszinierten ihn. So blau und voller Leben, dachte er, bevor er auf „Nachricht senden“ klickte. Sein erster Satz war immer gleich, freundlich, belanglos. Der Beginn eines Spiels, bei dem er stets als Sieger hervorging. Ein Spiel, das ihm Kontrolle verlieh, die Art von Kontrolle, die er nirgendwo anders spüren konnte. Nicht bei seinen Fällen, nicht in seinem Familienleben, wo die Regeln feststanden und das Skript geschrieben war.

Ein Klingeln unterbrach seine Gedanken. Die Tür zum Büro wurde geöffnet, und sein Assistent steckte den Kopf herein. „Herr Winkler, die Besprechung beginnt in fünf Minuten.“

„Ich bin gleich da“, antwortete Lukas ruhig, schloss den Tab auf dem Bildschirm, als hätte nichts davon je existiert. Ein Doppelleben. Das eine, das alle sahen, und das andere, das ihn definierte. Das Dunkle, das Verborgene, das ihn atmen ließ.

Als er abends nach Hause kam, empfing ihn der Duft von Spaghetti Bolognese. Seine Frau und seine Kinder lachten zusammen im Wohnzimmer. Ein Lächeln legte sich wie ein weiterer Schleier auf sein Gesicht. Er setzte sich zu ihnen, hörte den Geschichten seiner Töchter zu, wie sie von der Schule erzählten und von Freundinnen.

Und in den Pausen, wenn die Stille in den Raum fiel, wanderte sein Blick zum Fenster, hinaus in die Dunkelheit der Nacht. Dort, außerhalb der Mauern seines Hauses, lag das wahre Leben – seine Freiheit, die maskierte Entladung seiner Triebe, das Ventil für all das, was er in seinem Herzen trug.

Es war eine Gewissheit, die ihn erfüllte, ein Gedanke, der ihm ein Hochgefühl verlieh: Diese Welt da draußen, sie gehörte ihm. Er spielte mit ihr, formte sie, und niemand ahnte etwas davon.

Kapitel 2: Der Anfang des Endes

Der Wind peitschte gegen die Fenster, und die Dunkelheit schien den ganzen Raum zu verschlingen. Lukas stand vor dem Spiegel, den Blick auf sich selbst gerichtet. Die Krawatte saß perfekt, das Jackett makellos. Er musterte sein eigenes Spiegelbild – ein Bild von Erfolg und Anstand. Doch die Augen, die ihn anstarrten, erzählten eine andere Geschichte. Sie waren kalt, ausdruckslos, die Spiegel eines Menschen, der längst jede Empathie verloren hatte.

Es war soweit. Heute Nacht würde er Anna treffen. Heute Nacht würde die Fassade von Freundlichkeit, die er ihr aufgebaut hatte, die Maske der Normalität, bröckeln. Heute Nacht würde sie sein erstes Opfer werden.

Der kleine, verlassene Parkplatz hinter der Bar war nur spärlich beleuchtet. Ein kaltes, einsames Licht flackerte, während Lukas in seinem Wagen saß und auf Anna wartete. Er hatte ihr gesagt, dass dies der sicherste Ort sei, dass er keinen Platz im überfüllten Restaurant bekommen habe. Sie hatte ihm vertraut. Die Unschuld der Menschen faszinierte ihn immer wieder. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, ein kaltes, berechnendes Lächeln.

Endlich sah er sie. Ihre schmale Gestalt, die Haare im Nacken hochgesteckt, und dieses Lächeln, das ihr Gesicht erhellte, als sie ihn entdeckte. Sie öffnete die Beifahrertür, setzte sich, und für einen Moment sah sie ihn an, als könnte sie in seine Seele blicken.

„Hallo, Lukas“, sagte sie, ihre Stimme warm, voller Hoffnung.

„Hallo, Anna“, erwiderte er. Sein Lächeln war perfekt. Doch tief in ihm, hinter der Maske, begann das Kribbeln in seinem Körper. Eine kalte, erbarmungslose Vorfreude durchströmte seine Adern. Die Kontrolle, die Macht, sie würde ihm bald gehören.

Er fuhr mit ihr hinaus aus der Stadt, weiter in die Einsamkeit der verlassenen Landstraße. Sie sprach viel, lachte, ihre Worte füllten den Raum. Doch Lukas hörte kaum zu. Er nickte an den richtigen Stellen, sein Blick starr geradeaus gerichtet, seine Gedanken woanders. Der Moment rückte näher, und sein Herz begann schneller zu schlagen. Das Adrenalin setzte ein, sein Puls pochte in seinen Schläfen.

„Wo fahren wir hin?“, fragte Anna schließlich, ein Lächeln auf den Lippen, das leichte Misstrauen, das in ihren Augen aufflammte, sorgsam verborgen. Lukas war gut darin, die Veränderung zu erkennen – den Moment, in dem ihre Sicherheit zu wanken begann, als das Unbehagen die Oberfläche durchbrach. Er liebte diesen Moment. Den Moment, bevor die Wahrheit ans Licht kam.

„Ein besonderer Ort“, sagte er ruhig, seine Stimme ohne jeden Makel, und sah sie dabei an. Ihre Augen weiteten sich für einen kurzen Augenblick, die Nervosität ließ sie ihre Lippen anfeuchten.

Als er den Wagen schließlich stoppte, war die Umgebung dunkel. Ein stillgelegter Parkplatz am Rande eines Waldes, weit weg von der Zivilisation. Keine Lichter, keine Menschen. Die Stille war bedrückend, und Anna begann, unruhig zu werden.

„Ist das wirklich der richtige Ort?“, fragte sie, und ihre Stimme verriet die Unsicherheit, die in ihr hochstieg.

„Ja“, antwortete Lukas leise, schaltete den Motor ab und drehte sich zu ihr. Er legte eine Hand auf ihre Wange, täuschte Zärtlichkeit vor. Ihre Augen suchten nach Antworten, doch bevor sie einen Laut von sich geben konnte, hatte er seine andere Hand um ihren Hals gelegt. Sein Griff war fest, brutal, und ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich innerhalb von Sekunden in pures Entsetzen.

Ihre Finger griffen nach seinem Handgelenk, versuchten verzweifelt, sich zu befreien, doch Lukas hielt sie eisern fest. Er sah in ihre Augen – das Leben, das darin war, die Hoffnung, die langsam zu Angst wurde, und schließlich zu Panik, als der Sauerstoff ihre Lungen verließ. Ein Gefühl der Euphorie durchströmte ihn, seine Augen weiteten sich vor Lust, während er die absolute Kontrolle spürte. Das Zittern ihres Körpers, die Verzweiflung in ihren Augen – es erfüllte ihn auf eine Art und Weise, die nichts anderes jemals konnte.

Ihre Schreie blieben in ihrer Kehle stecken, sie rang nach Luft, doch seine Hände wurden nur noch fester. Blut trat an den Rändern ihrer Augen hervor, ihr Gesicht wurde bläulich, und in dem Moment, in dem ihr Körper erschlaffte, fühlte Lukas eine überwältigende Befriedigung. Die Macht, das Leben aus einem anderen Menschen zu nehmen – es war das höchste Gefühl, das er je erlebt hatte.

Schließlich ließ er sie los, ihr Körper sank leblos in den Sitz. Die absolute Stille kehrte zurück, und für einen Augenblick schloss Lukas die Augen, genoss das Gefühl des Triumphs, das in ihm pulsierte. Das Blut rauschte in seinen Ohren, sein Herzschlag verlangsamte sich, und er atmete tief ein.

Langsam, sorgfältig, wischte er seine Finger an einem Tuch ab, das er in seiner Jackentasche hatte. Kein Blut, keine Spuren, alles musste sauber sein. Er betrachtete sie noch einmal, ihr Gesicht – blass, leer, das Lächeln verschwunden, das sie einst hatte.

„Es tut mir leid, Anna“, sagte er flüsternd, obwohl kein Bedauern in seiner Stimme lag. Er öffnete die Tür, stieg aus und zog ihren leblosen Körper hinter sich her. Der Wald war dunkel, still, als er sie tiefer hineinzog, ihr Körper über das Laub schleifte. Die Kälte der Nacht umfing ihn, und als er sie schließlich an einer Mulde ablegte, spürte er nichts. Kein Mitleid, keine Reue. Nur die Gewissheit, dass dies nicht das Ende war. Es war erst der Anfang.

Kapitel 3: Das Versteck in der Normalität

Die Fahrt zurück in die Stadt verlief ruhig. Lukas war tief in Gedanken versunken, die Dunkelheit der Landstraße schlängelte sich durch die Wälder, das monotone Summen des Motors wirkte beruhigend auf ihn. Er fühlte sich ruhig, beinahe gelassen, die Spannung, die ihn vorher erfüllt hatte, war abgefallen. Die Macht, die Kontrolle, das Gefühl der Vollendung – es war wie eine Droge, die ihm neues Leben einhauchte. Sein Blick war klar, seine Hände ruhig. Er war vorbereitet. Niemand würde je ahnen, was er getan hatte.

Als er zu Hause ankam, lagen die meisten Häuser in der Nachbarschaft bereits im Dunkeln, nur die Straßenlaternen warfen ihr gedämpftes Licht auf den Gehweg. Lukas stieg leise aus seinem Wagen und schloss die Haustür vorsichtig auf, darauf bedacht, keinen Lärm zu machen. Der Geruch von Lavendel stieg ihm in die Nase, eine Duftkerze, die seine Frau oft brennen ließ, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Eine Idylle, die für Außenstehende perfekt war.

Er hörte das Rauschen des Fernsehers aus dem Wohnzimmer und ging vorsichtig in den Raum. Katharina, seine Frau, saß eingekuschelt in eine Decke auf der Couch, ihre Augen halb geschlossen, ein verträumtes Lächeln auf den Lippen. Sie trug noch das seidige Nachthemd, das er ihr letztes Weihnachten geschenkt hatte. Sie sah schön aus, zart und unschuldig, als wäre sie ein Teil einer perfekten Fantasie. Doch für Lukas war sie längst nicht mehr das, was ihn reizte.

„Du bist spät dran“, sagte sie, ihre Stimme müde, doch voller Zuneigung. „War es ein langer Tag im Büro?“

„Ja“, antwortete Lukas ruhig, während er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Seine Lippen berührten ihre warme Haut, doch er fühlte nichts. Kein Kribbeln, keine Sehnsucht, nur die kalte Leere, die ihm längst vertraut war. „Ein langer Tag.“

„Ich habe auf dich gewartet“, flüsterte sie, während sie zu ihm aufschaute. Ihre Augen glänzten voller Liebe, eine Hingabe, die ihn einst fasziniert hatte, die ihm jetzt jedoch wie eine lästige Erinnerung an eine längst vergangene Zeit vorkam.

Er lächelte, ein liebevolles Lächeln, und strich ihr über die Wange. „Du solltest schlafen gehen, mein Schatz. Ich komme gleich nach.“ Sein Ton war weich, fast besorgt, doch in seinen Gedanken war er bereits weit weg von hier. Sein Verlangen, die Macht, die Kontrolle – es war in dieser Umgebung nicht mehr zu finden. Hier war er einfach nur Lukas, der Ehemann, der Anwalt, der Vater. Doch in der Dunkelheit, fernab von all dem, war er jemand anderes. Jemand, der fühlte, der lebendig war.

Katharina nickte und erhob sich langsam von der Couch. „Ich liebe dich“, sagte sie, ihre Augen auf seine gerichtet, ein Ausdruck von Vertrauen, der ihm fast lächerlich vorkam.

„Ich dich auch“, erwiderte er, seine Stimme sanft, bevor sie sich umdrehte und die Treppe hinaufging. Lukas sah ihr nach, das seidige Nachthemd wiegte sich mit jeder Bewegung, und für einen Moment verspürte er etwas, das wie eine blasse Erinnerung an Anziehung wirkte. Doch es war nicht genug. Es war ein Echo, das längst in der Dunkelheit verhallt war.

Lukas ging ins Badezimmer, schaltete das Licht an, und das grelle Neonlicht beleuchtete sein Gesicht. Er zog seine Kleidung aus, Stück für Stück, und betrachtete sich im Spiegel. Sein Gesicht, seine Schultern, seine Hände – alles war so normal, so perfekt kontrolliert. Niemand hätte erraten, was diese Hände vor nicht einmal zwei Stunden getan hatten.

Er drehte das Wasser auf und trat unter die heiße Dusche. Das Wasser brannte auf seiner Haut, wusch die Kälte ab, und für einen Moment schloss er die Augen, ließ die Wärme seinen Körper durchdringen. Er dachte an Anna, an ihre Augen in den letzten Sekunden, an das Zittern ihres Körpers. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, die Erinnerung erfüllte ihn mit einem Gefühl von Macht.

Doch sobald das Wasser versickerte, kehrte die Leere zurück. Die Normalität umschloss ihn, als er das Badezimmer verließ, das Handtuch um seine Hüften geschlungen. Katharina lag bereits im Bett, die Decke bis zur Brust gezogen, und als er sich zu ihr legte, rückte sie näher an ihn heran, schmiegte sich an seine Seite.

„Ich habe dich vermisst“, flüsterte sie.

„Ich weiß“, antwortete er, seine Stimme klang sanft, liebevoll, doch innerlich spürte er nichts. Die Nähe, die Liebe seiner Frau – sie bedeutete ihm nichts mehr. Es war ein leeres Ritual, das ihm keine Erfüllung brachte. Die einzige Erfüllung, die er noch kannte, lag dort draußen, im Dunkel der Nacht, in den Augen jener, die in seinen Händen starben.

Katharina schlief bald ein, und Lukas lag neben ihr, seine Augen starrten in die Dunkelheit der Decke. Die Ruhe des Hauses, das gleichmäßige Atmen seiner Frau, es war alles zu perfekt, zu vorhersehbar. Sein Herz sehnte sich nach dem Kick, nach der Kontrolle, nach dem Moment, in dem er das Schicksal eines anderen Menschen in seinen Händen halten konnte.

Er brauchte diesen Kick – die Normalität reichte ihm nicht mehr. Sein Leben als Anwalt, Ehemann, Vater – es war nur eine Fassade, eine Bühne, auf der er seine Rolle spielte. Doch in der Dunkelheit, dort war er frei. Dort war er der wahre Lukas, der, der keine Grenzen kannte, der, der lebte.

Kapitel 4: Das nächste Ziel

Das Leuchten des Bildschirms erhellte das düstere Arbeitszimmer, während Lukas mit einem Klick das nächste Profil aufrief. Der Tag war bereits vergangen, die Schatten der Nacht hatten das Haus eingenommen, und draußen lag Stille über der Stadt. Es war der Moment, auf den er gewartet hatte – die Rückkehr in die Dunkelheit, in das Spiel, das nur ihm allein gehörte.

Das nächste Ziel war anders. Carina, 31, Krankenschwester. Ihre Profilfotos zeigten sie in einer blumigen Sommerlandschaft, ihr Lächeln offen, warm, vielleicht ein wenig schüchtern. Lukas war sich sofort sicher, dass sie der perfekte nächste Schritt war – eine Frau, die sich nach Zuneigung sehnte, nach Aufmerksamkeit. Die ideale Beute.

Ihre Unterhaltung begann wie jede andere. Freundliche Nachrichten, unverbindliche Fragen, und allmählich ein tieferes Gespräch. Carina war einsam, der Stress der Arbeit setzte ihr zu, und sie schien dankbar für jede Aufmerksamkeit. Lukas spielte seine Rolle perfekt – der charmante Anwalt, der ihr Verständnis entgegenbrachte, der zuhörte, wenn sie über ihre Erschöpfung klagte.

„Vielleicht sollten wir uns mal treffen? Ein Kaffee könnte Wunder wirken“, schrieb Lukas nach ein paar Tagen.

Er wusste, dass er den richtigen Zeitpunkt gefunden hatte, und wie erwartet sagte Carina sofort zu. Sie schlug vor, sich in einem kleinen Café am Stadtrand zu treffen, einem Ort, der von den meisten übersehen wurde. Perfekt. Weitab vom Trubel, abseits neugieriger Augen.

Am Tag des Treffens saß Lukas an einem Tisch im hinteren Teil des Cafés, seine Augen ruhig auf die Tür gerichtet. Carina trat schließlich ein, ihr Blick wanderte kurz durch den Raum, bis sie ihn entdeckte und ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. Sie wirkte nervös, aber auch aufgeregt. Lukas erhob sich, begrüßte sie mit einem höflichen Kuss auf die Wange, und sie setzten sich.

Das Gespräch verlief zunächst reibungslos. Sie lachte über seine Witze, entspannte sich allmählich, ihre Bewegungen wurden lockerer. Lukas spielte die Rolle des charmanten Verführers, aufmerksam, liebenswürdig – genau so, wie sie es erwartete. Doch je länger das Gespräch dauerte, desto mehr bemerkte Lukas eine Veränderung in ihrer Haltung. Ihre Augen schienen forschender zu werden, als hätte sie plötzlich eine Distanz zu ihm aufgebaut, als würde sie versuchen, tiefer zu blicken.

„Du bist nicht so, wie ich dich mir vorgestellt habe“, sagte Carina schließlich und lehnte sich zurück, ihre Hände um die Kaffeetasse gelegt.

Lukas‘ Herz begann schneller zu schlagen, doch er ließ sich nichts anmerken. „Wirklich? Inwiefern?“ fragte er mit einem freundlichen Lächeln.

„Ich weiß nicht...“ Carina zögerte, ihre Stirn leicht gerunzelt. „Es gibt etwas an dir... etwas, das ich nicht genau einordnen kann. Es ist fast, als würdest du eine Rolle spielen.“

Ein Schatten zog über Lukas' Gesicht, doch er zwang sich, ruhig zu bleiben. Das war neu. Normalerweise verliefen solche Treffen reibungslos, die Frauen waren ihm verfallen, in ihrer Einsamkeit verwundbar. Aber Carina hatte eine Intuition, die ihn beunruhigte. Eine Intuition, die zu gefährlichen Fragen führen könnte.

„Das tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck mache“, sagte er schließlich sanft, seine Stimme klang beinahe verletzt. „Vielleicht bin ich einfach ein wenig nervös. Ich wollte dich beeindrucken, verstehst du?“

Carina sah ihn an, ihre Augen verengten sich ein wenig, als würde sie überlegen, ob sie ihm glauben sollte. Lukas spürte, wie die Kontrolle langsam aus seinen Händen glitt, wie die Situation sich seiner Gewalt entzog. Er konnte das nicht zulassen.

„Weißt du was?“ fügte er schnell hinzu, bevor sie noch etwas sagen konnte. „Vielleicht sollten wir einfach etwas anderes machen. Ein Spaziergang vielleicht? Nur wir beide, weg von all dem Trubel hier.“

Für einen Moment war Stille, und Lukas konnte das Zögern in Carinas Augen sehen. Sie dachte nach, suchte nach der richtigen Entscheidung. Sein Herz pochte in seiner Brust, das Adrenalin machte ihn beinahe benommen – ein Gefühl, das ihn gleichzeitig beunruhigte und faszinierte.

Schließlich nickte Carina langsam. „Okay... Ein Spaziergang klingt gut.“

Lukas zwang sich, ein erleichtertes Lächeln aufzusetzen, doch innerlich brodelte es in ihm. Das war knapper gewesen, als ihm lieb war. Er hatte gespürt, wie der Boden unter ihm zu wanken begonnen hatte, wie die Kontrolle, die er so sehr brauchte, ihm beinahe entglitten war. Aber jetzt hatte er eine zweite Chance. Und er würde nicht zulassen, dass sie ihm erneut entkam.

Sie verließen das Café, und der Abendhimmel spannte sich in einem tiefen Blau über die Stadt. Die Luft war kühl, und Carina schlang ihre Arme um sich, als sie neben Lukas herging. Sie liefen in Richtung eines kleinen Parks, weit weg vom Lärm und den Lichtern der Stadt. Lukas sprach mit ihr, erzählte Anekdoten, die sie zum Lächeln brachten, ihre Skepsis schien sich zu verflüchtigen.

Doch innerlich war Lukas angespannt. Seine Augen wanderten umher, auf der Suche nach einem geeigneten Ort, einer Stelle, an der niemand sie sehen konnte. Carinas Misstrauen hatte ihn verunsichert, aber gleichzeitig wuchs in ihm der Wunsch, wieder die Oberhand zu gewinnen, die Kontrolle zurückzuerlangen. Der Kick, das Kribbeln – es war das Einzige, was ihn wirklich lebendig fühlen ließ.

Schließlich führte er sie in einen dunklen Pfad abseits des Hauptwegs, die Bäume warfen dichte Schatten auf den Boden. Carina folgte ihm, doch Lukas spürte, wie ihre Schritte zögerlicher wurden, wie sie ein weiteres Mal innezuhalten begann.

„Bist du sicher, dass wir hier entlang gehen sollten?“ fragte sie, ihre Stimme klang leicht angespannt.

„Vertrau mir“, sagte Lukas leise und legte eine Hand auf ihren Rücken, schob sie sanft weiter. „Es gibt einen wunderschönen Ausblick ein Stück weiter. Ich verspreche dir, es wird dir gefallen.“

Carina sah ihn an, ihre Augen suchten noch einmal nach einem Zeichen, nach einer Sicherheit, die sie beruhigen könnte. Doch bevor sie weiter zweifeln konnte, hatte Lukas seine Hände bereits fest um ihre Schultern gelegt, zog sie in die Dunkelheit, und ihr überraschter Aufschrei wurde von seiner Hand erstickt, die ihren Mund bedeckte.

Doch dann kam die Komplikation: Carina war stärker, als er angenommen hatte. Sie wehrte sich heftig, ihre Ellbogen trafen seinen Magen, ihr Kopf ruckte nach hinten und traf seine Nase. Ein stechender Schmerz durchzog ihn, und für einen Augenblick lockerte sich sein Griff. Carina nutzte den Moment und entkam, stolperte, fiel, rappelte sich wieder auf und begann zu rennen.

Lukas' Herz raste, Panik stieg in ihm auf. Das durfte nicht passieren. Er setzte ihr nach, seine Schritte hastig, die Dunkelheit verschluckte ihre Gestalt, doch er hörte ihre Schritte, das Knacken der Äste unter ihren Füßen. Sie durfte nicht entkommen.

Er beschleunigte, bis er sie endlich einholte, sie zu Boden riss und sich über sie beugte. Carina schrie, trat um sich, doch Lukas war schneller. Seine Hände fanden ihren Hals, und er drückte zu, mit all der Wut, die sich in ihm aufgestaut hatte. Ihre Augen weiteten sich, ihre Bewegungen wurden schwächer, bis sie schließlich aufhörte zu kämpfen. Das Leben wich aus ihren Augen, und Lukas blieb keuchend über ihr, sein Atem rau und unregelmäßig.

Es war knapp gewesen. Zu knapp. Die Kontrolle hatte ihm beinahe entglitten, und der Gedanke daran jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Er hatte Fehler gemacht, und das durfte nie wieder passieren. Langsam, zitternd, richtete er sich auf, sein Blick wanderte durch die Dunkelheit.

Er musste klug sein. Er musste besser sein. Das Spiel war riskanter geworden, aber das machte es umso aufregender. Und Lukas wusste, er würde wiederkommen. Er brauchte diesen Kick – den Tanz auf Messers Schneide, die Macht, die Kontrolle. Und solange er die Maske der Normalität trug, würde niemand ahnen, was hinter seinem charmanten Lächeln lauerte.

Kapitel 5: Schatten des eigenen Spiels

Die Nacht war bereits tief fortgeschritten, als Lukas sich wieder in sein Arbeitszimmer zurückzog. Seine Finger glitten mechanisch über die Tastatur, während er durch Profile auf der Dating-Plattform scrollte. Die Erfüllung, die er sonst bei seinen nächtlichen Treffen fand, war durch den Vorfall mit Carina getrübt worden. Es war eine Erfahrung, die ihm mehr Unsicherheit beschert hatte, als er zugeben wollte. Und nun war er auf der Suche nach einem neuen Ziel, einem Weg, die Kontrolle zurückzuerlangen.

Sein Blick blieb auf einem neuen Profil hängen. Lea, 28, eine Sozialarbeiterin. Ihr Lächeln war sanft, einladend, aber ihre Augen hatten eine gewisse Traurigkeit, die Lukas faszinierte. Eine leichte Beute, schlussfolgerte er. Sie würde einfach sein. Genau das, was er jetzt brauchte, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Lukas schrieb ihr, und das Gespräch entwickelte sich schnell. Die Verbindung war unkompliziert, und Lea schien dankbar für die Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. Es dauerte nur ein paar Tage, bis sie einem Treffen zustimmte. Diesmal wählte er einen abgelegeneren Ort, in der Nähe eines stillgelegten Fabrikgebäudes. Ein Ort, wo er sicher war, dass es keine Komplikationen geben würde.

Am Abend des Treffens stand Lukas vor der alten Fabrik, die Hände in die Taschen seines Mantels gesteckt, während er auf Lea wartete. Der Wind pfiff durch die zerbrochenen Fenster, und die Dunkelheit umhüllte das Gelände. Ein perfekter Ort für das, was er geplant hatte.

Doch Lukas fühlte sich beobachtet. Ein Schatten, kaum mehr als ein Flackern im Augenwinkel, hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Zuerst dachte er, es wäre nur seine Einbildung – die Folgen der letzten unruhigen Tage, in denen die Kontrolle ihm zu entgleiten schien. Doch je länger er wartete, desto stärker wurde das Gefühl, dass jemand in der Dunkelheit lauerte.

Als Lea schließlich auftauchte, versuchte Lukas, das Gefühl zu ignorieren. Er lächelte ihr zu, begrüßte sie, und gemeinsam gingen sie in Richtung des Fabrikgebäudes, seine Hand leicht auf ihrem Rücken. Die Schritte hallten auf dem Betonboden wider, und Lukas zwang sich zur Ruhe. Doch als sie um eine Ecke bogen, hörte er es deutlich – ein weiteres Paar Schritte hinter ihnen, ein leichtes Geräusch, das nicht zu ignorieren war.

Er drehte sich abrupt um, sein Blick durchbohrte die Dunkelheit. Für einen Moment glaubte er, eine Gestalt zu sehen, doch sie verschwand sofort hinter einem der verlassenen Maschinenblöcke. Sein Herzschlag beschleunigte sich, und Lukas spürte zum ersten Mal in langer Zeit etwas, das er fast vergessen hatte – Angst.

„Alles in Ordnung?“ fragte Lea, ihre Stimme klang besorgt.

„Ja“, sagte Lukas schnell, seine Lippen formten ein beruhigendes Lächeln. „Ich dachte nur, ich hätte etwas gesehen.“

Er wusste, dass er jetzt handeln musste. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Das Spiel musste weitergehen, und er würde die Kontrolle zurückgewinnen.