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Immer wieder entbrennen weltweit Diskussionen darüber, ob die Bibel geheime, codierte Botschaften enthält. Botschaften, die sich auf konkrete Ereignisse der Vergangenheit, aber auch auf die heutige und zukünftige Zeit beziehen sollen. Viele Bibelexperten entschlüsseln aus der Bibel grauenvolle Endzeitszenarien, die bereits jetzt ihre unheimlichen Schatten über die Menschheit werfen. Umweltkatastrophen, Kriege und die sittliche Verrohung der Menschheit werden als Bestätigung der geheimen Bibelbotschaften angesehen. Gibt es diese geheimen Bibelbotschaften wirklich? Vor fast 300 Jahren hat der schwedische Naturforscher und Visionär Emanuel Swedenborg, dessen Manuskripte im Weltdokumentenerbe der UNESCO verzeichnet sind, ein revolutionäres System zur Decodierung der Bibel entdeckt. Dieses fast in Vergessenheit geratene System ermöglicht es dem Leser, die im äußeren Buchstabensinn verborgen liegenden Botschaften der Bibel zu entschlüsseln. Durch die konsequente Anwendung des durch Swedenborg aufgezeigten Bibeldecodierungssystems ist es möglich, aus der gelebten Vergangenheit den aktuellen Lebenszustand zu verstehen und so die eigene Zukunft zu beeinflussen. Das Buch zeigt an konkreten Textbeispielen auf, welch ein tiefer Weisheitsschatz in der Bibel verborgen liegt. Um dem Leser das eigene decodieren der Bibeltexte zu erleichtern, wurde dem Buch ein Index beigefügt, der die verwendeten, entschlüsselten Codeworte, beinhaltet.
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Seitenzahl: 319
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Vorwort
Gibt es einen biblischen Geheimcode?
Über die Realität sinnlicher Wahrnehmungen
Grundlagen der Entsprechungskunde
Und die Wasser teilten sich
Die Tiere der Bibel
Die Hochzeit zu Kana
Der Traum des Nebukadnezar
Das Reich Gottes
Entsprechungsindex.
Anhang
Über das Verhältnis der Wissenschaft zur geistigen Welt
Abkürzungen
In einer Zeit, wo der Glaube an einen lebendigen Gott dem Dogma der alles erklärenden Wissenschaft gewichen ist, erscheint es vielleicht etwas seltsam, ein Buch über die verborgenen Inhalte der Bibel zu schreiben. Zumal sich kaum jemand vorzustellen vermag, dass Menschen, die vor über 3000 Jahren im asiatisch-afrikanischen Raum lebten, einen Geheimcode entwickelt haben, der in der heutigen Zeit nur wenigen Menschen bekannt ist. Und selbst dann, wenn es diesen Code wirklich gibt, was sollen diese alten Hirtenvölker dem heutigen Menschen schon mitteilen können?
Es gehört schon ein gewisser Mut zu der Behauptung, dass diese Menschen vielleicht mehr über die Tiefen menschlicher Verirrungen und Verwirrungen wussten, als das, was der psychologisch aufgeklärte Mensch des 21. Jahrhunderts aus den Medien entnehmen kann. Wenn man jedoch bedenkt, welche Hochkulturen bereits weit vor der Zeit existierten, als die ersten Bücher der Bibel geschrieben wurden, dann erscheint es gar nicht mehr so abwegig, dass das, was diese Menschen über die Tiefen des menschlichen Gemüts wussten, unser Vorstellungsvermögen überschreitet.
Wer als unvoreingenommener Leser die Bibeltexte auf sich wirken lässt, wird vielleicht schon im äußeren Buchstabensinn nicht nur das hohe kulturelle und spirituelle Niveau der Bibelschreiber, sondern auch ihre tiefe Verbindung mit der spirituellen Welt verspüren. Einer jenseits von Raum und Zeit liegenden Welt, die dem Leser tiefe Einblicke in das menschliche Gemüt erlauben. Einblicke, wie sie der im natürlichen begründeten Wissenschaft so lange verwehrt bleiben, bis sie die Existenz einer geistigen Welt anerkennen kann.
In dem vorliegenden Buch möchte ich Sie, lieber Leser, Schritt für Schritt in die Geheimnisse des biblischen Entsprechungscodes einführen. Nach dem Lesen dieses Buches werden Sie die Bibel mit völlig neuen Augen betrachten und hinter ihrem äußeren Buchstabensinn wertvolle Bezüge zu Ihrem eigenen Leben entdecken.
Jürgen Kramke
Auch wenn es heutzutage nicht zeitgemäß erscheint, die Bibel als ein spirituell inspiriertes Buch zu betrachten, möchte ich dennoch aufzeigen, dass die Bibel auch in Ihrem Leben Hilfestellungen geben kann. Als aufgeklärter Mensch werden Sie sich sicherlich die Frage stellen, wie diese teilweise unverständlichen Texte aus uralter Zeit ihnen eine Hilfe sein sollen? Meine Antwort darauf lautet: „Weil es die Schreiber der Bibel vor Tausenden von Jahren verstanden haben, in ihren Texten verschlüsselte Botschaften einzufügen“.
Um Ihnen verständlich zu machen, was es mit diesen versteckten Botschaften auf sich hat, werde ich im weiteren Verlauf dieses Buches, einige Bibeltexte entschlüsseln. Wobei ich so vorgehen werde, dass Sie sukzessiv die Grundlagen der Entsprechungslehre kennenlernen. Mit ein wenig Übung sollte es Ihnen gelingen, selbst biblische Texte zu decodieren.
Wenn man die geheime Botschaft eines Textes decodieren will, benötigt man einen Codeschlüssel, der es dem Leser erlaubt, sozusagen durch die Hülle des äußeren Buchstabens hindurch die eigentliche Botschaft zu lesen. Selbstverständlich haben in der Vergangenheit schon viele Menschen daran gearbeitet, in der Bibel Geheimcodes zu entdecken. So gibt es eine ganze Reihe von Büchern, in denen die Autoren, sich auf die Bibel berufend, den genauen Ablauf sowie den Zeitpunkt des Weltuntergangs beschrieben haben.
Meist werden hierzu die im äußeren Buchstabensinn nur schwer verständlichen Texte aus der Offenbarung des Johannes (Neues Testament) herangezogen, um den genauen Ablauf der Endzeit vorherzusagen. Wobei die zum Weltuntergang führende Endzeit von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Blitz und Donner, Seuchen sowie Ungerechtigkeit, politischer und sozialer Unordnung bis hin zu Kriegen begleitet sein soll. Nicht wenige Autoren ließen sich zu genauen Terminangaben bezüglich des Weltuntergangs hinreißen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an die Jahrtausendwende, wo sehr viele Menschen das Ende der Welt erwartet hatten.
Beispielhaft möchte ich auf das 1997 erschienene Buch “Der Bibel Code“1 verweisen. Dort schreibt der US-Journalist Michael Drosnin unter anderem, dass der hebräische Originaltext der Bibel eine verborgene Ankündigung für die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin im Jahr 1995 enthalte. In später erschienenen Veröffentlichungen erklärte er, dass in der Thora (5 Bücher Mose) ein verborgener Code verborgen sei, aus denen man allerlei weltgeschichtliche Ereignisse – von Hitlers Holocaust bis hin zum Krieg von Harmagedon – entschlüsseln könne. Einer der sicherlich wichtigsten von Drosnin im Bibelcode vorhergesagten Termine war das Jahr 2006.
In diesem Jahr sollte die Welt untergehen.2
Der Gedanke, in den Texten der Thora einen verborgenen Code zu suchen, findet sich schon in der kabbalistischen Tradition.3 Nach der kabbalistischen Thoraauslegung ist die einfache Bedeutung des hebräischen Bibeltextes nicht seine wahre Bedeutung. Vielmehr habe Gott jeden einzelnen Buchstaben als Symbol benutzt, um jenen, die sie zu deuten wissen, eine höhere Wahrheit zu enthüllen.
Der kabbalistische Rabbi Bachya Ben Asher von Saragossa (Spanien) schrieb bereits im 13. Jahrhundert, dass er in Intervallen von 42 Buchstaben in einem Abschnitt der Genesis ein Geheimnis entdeckt habe. Diese Methode benutzte auch Drosnin – allerdings mit Mitteln der modernen Computertechnik. Dazu angeregt wurde er im August 1994 durch einen Artikel in der Zeitschrift Statistical Science. Diese meldete, Eliyahu Rips von der hebräischen Universität Jerusalem habe gemeinsam mit Kollegen im hebräischen Text der Genesis nach Löschung der Wortzwischenräume und durch Überspringen von Buchstaben in stets gleichen Intervallen die Namen vierunddreißig berühmter Rabbis gefunden – samt Geburtstag- oder Sterbedatum unweit der Namen. Da dies statistisch gesehen kein Zufall sein könne, beweise dies, dass göttlich inspirierte Informationen vor Jahrtausenden als “Bibelcode“ in der Thora verborgen wurden.
Mit dieser Methode untersuchte auch Drosnin die Thora. Dabei habe er den Namen “Yitzhak Rabin“4 in Intervallen von 4.772 Buchstaben gefunden. Nachdem er den Thoratext in Zeilen von je 4.772 Buchstaben anordnete, kreuzte sich Rabins Name (vertikal gelesen) mit dem Text von 5. Mose 4:42 (horizontal). Ihn übersetzte Drosnin mit: “Mörder, der morden wird“. Hierbei geht es um einen Totschläger, der unabsichtlich tötete. Mit dieser Methode wurde Drosnin vorgeworfen, sei jedes Ereignis zu prophezeien. Drosnin meinte dagegen, er werde sich überzeugen lassen, wenn es seinen Gegnern gelänge, auch in Moby Dick Hinweise auf einen Ministerpräsidenten und seine Ermordung zu finden.
Der Informatiker Brendan McKay von der Nationaluniversität Australiens untersuchte den englischen Text von Moby Dick mit Drosnins Methode. Er fand dabei „Ankündigungen“ der Ermordung von Indira Gandhi, Martin Luther King, John F. Kennedy, Abraham Lincoln und weiterer Personen – nicht zuletzt Yitzhak Rabin. McKays Vorwurf lautete, auf diese Weise finde man keine inspirierte verschlüsselte Botschaft, sondern eben die Daten, die man nach eigenem Ermessen vorab wählte. [Wikipedia]
Interessierte Forscher gingen sogar noch weiter und untersuchten auch kurze Texte. Eine wahlfrei herausgegriffene, aktuelle Pressemitteilung der Firma Microsoft lieferte bei der Untersuchung mit den vorhandenen Computerwerkzeugen innerhalb weniger Minuten Bezüge zum Zeitgeschehen, namentlich zum Prozess um O. J. Simpson und zum Boxkampf zwischen Mike Tyson und Evander Holyfield, bei dem Letzteren wurde ein Ohr teilweise abgebissen. So fanden sich die Zeichen “ojdidit“ (O. J. hat es getan), “ear“ (Ohr) sowie der Name des beschädigten Kontrahenten.
Eines haben die meisten Bibelcodesucher gemeinsam, sie versuchen mit statistisch-mathematischen Methoden aus den im Text verstreuten Zahlenangaben bzw. aus der Anordnung der Schriftzeichen eine Syntax zu finden, die es ihnen erlaubt, Einblicke in die Zukunft der Menschheit zu tun. Die Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings die, dass die Schreiber der Bibel vor über dreitausend Jahren die Absicht und die Fähigkeit hatten, den heutigen Menschen etwas über ihre konkrete materielle Zukunft in mathematisch verschlüsselter Form vorauszusagen. Ich denke, dass hier selbst dann berechtigte Zweifel zulässig sind, wenn man den Schreibern der Bibel unterstellt, dass sie göttlich inspiriert waren.
Ich persönlich bin jedenfalls davon überzeugt, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein statistisch-mathematisch ermittelbarer Code in der Bibel enthalten ist. Aber dennoch glaube ich fest daran, dass es die Schreiber des Alten Testaments und des Evangeliums geschafft haben, in ihren Texten Botschaften einzubinden, die weit über das hinausgehen, was der äußere Buchstabensinn herzugeben vermag.
Bei diesen Botschaften handelt es sich nicht um finstere Zukunftsvoraussagen über eine vermeintliche Endzeit, in der die meisten Menschen jämmerlich zugrunde gehen müssen. Es sind auch keine Hinweise auf große Despoten, die in unregelmäßigen Abständen über diese Erde gehen und der Menschheit zur Last fallen. Vielmehr handelt es sich um ganz persönliche Ratschläge und Hinweise, die es dem verstehenden Leser dieser Texte erlauben, tiefe Einblicke über die Zustände in seinem eigenen Gemüt5 zu gewinnen, was die Grundvoraussetzung für ein glückliches und erfülltes Leben ist.
Nur wem es gelingt, die Ursachen für seine innere Zerrissenheit zu ergründen, kann etwas unternehmen, um sich von der Diktatur des Unbewussten zu befreien. Nicht umsonst füllen Publikationen über seelische Unpässlichkeiten ganze Bücherschränke und Psychologen haben Hochkonjunktur. Auch die steigenden Gewinne der Pharmaindustrie, die sie durch den Verkauf von Psychopharmaka erwirtschaftet, sprechen eine deutliche Sprache.
Ein von nur wenigen Psychologen anerkannter Grund dafür, warum sich so viele Menschen innerlich leer, unausgeglichen und ungeliebt fühlen, ist sicherlich darin zu suchen, dass sie ein gestörtes Verhältnis zu Gott haben. Ein Umstand, der unter der Prämisse, dass es den Gott der Juden, Moslems und Christen wirklich gibt,6 für den einzelnen Menschen fatale Auswirkungen haben muss.
Der Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung7 schrieb zu diesem Problem:
„Seit dreißig Jahren habe ich eine Klientel aus allen Kulturländern der Erde. Viele Hunderte von Patienten sind durch meine Hände gegangen. Unter allen meinen Patienten jenseits der Lebensmitte, das heißt jenseits der 35, ist nicht ein einziger, dessen endgültiges Problem nicht das der religiösen Einstellung wäre. Ja, jeder krankt in letzter Linie daran, dass er das verloren hat, was lebendige Religionen ihren Gläubigen zu allen Zeiten gegeben haben, und keiner ist wirklich geheilt, der seine religiöse Einstellung nicht wieder erreicht. Was mit Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche natürlich nichts zu tun hat.“8
Bereits aus dem äußeren Buchstabensinn kann der Bibelleser erfahren, dass es gut ist, eine innige Verbindung zwischen Gott und Mensch anzustreben. Wenn der Jesusjünger Johannes schreibt: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe“9, dann kommt in diesen Zeilen die Tatsache zum Ausdruck, dass es zwischen Gott und dem Leben des Menschen einen unmittelbaren Zusammenhang gibt. Dies kann aus biblischer Sicht auch gar nicht anders sein, weil die Liebe des Menschen das ist, was sein Leben ausmacht, denn was der Mensch liebt, das will er, das denkt er und danach strebt er. Strebt er nach Gott, so strebt er der göttlichen Liebe und somit dem ursächlichen Leben entgegen. Strebt er zur Welt mit ihren mannigfaltigen Verlockungen, so entfernt er sich von Gott, und sein Gemüt wird unter den üblichen Mangelerscheinungen der Gottesferne zu leiden haben.
Es scheint in der menschlichen Natur zu liegen, dass der Mensch sehr schnell die wahre Bestimmung des Seins vergisst und lieber sein Heil in der Sinnenwelt sucht. Was letztendlich zu der Illusion führt, dass nur das reale Wirklichkeit ist, was man mit seinen fünf Sinnen erfahren kann.
Natürlich weiß auch der Schöpfer des gesamten Universums, dass der Mensch aufgrund seiner durch die Materie begrenzten Wahrnehmungsfähigkeit sehr große Probleme damit hat, eine Daseinsform anzuerkennen, die jenseits von Raum und Zeit existiert. Ganz zu schweigen davon, dass es dem versinnlichten Menschen kaum möglich ist, an die Existenz eines Gottes zu glauben.
Aus der Heiligen Schriften (Altes und Neues Testament) kann man entnehmen, dass es für die Lebensentwicklung des menschlichen Gemüts sehr wichtig ist, ein ausgeglichenes Verhältnis mit Gott zu haben. Von daher ist es sicherlich nicht weiter verwunderlich, wenn Gott sich dem Menschen mitteilen möchte, um ihm den Weg zu seiner geistigen Bestimmung aufzuzeigen. Wobei sich für Gott das Problem ergab, dass Er Möglichkeiten finden musste, dem Menschen geistige Wahrheiten zu vermitteln, ohne dabei seine Willensfreiheit anzutasten.
Normalerweise benutzt Gott hierzu auserwählte Menschen, die ähnlich wie Mose oder andere Propheten Visionen bzw. Auditionen haben und die Fähigkeit besitzen, ihre Erfahrungen anderen Menschen in Wort und Schrift mitzuteilen.
Dieser Mitteilungsweg ist allerdings insofern problematisch, als dass die Empfänger der göttlichen Informationen in Raum und Zeit gefangen sind, während doch die Nachrichten des unendlichen Gottes meist aus den Regionen stammen, welche sich völlig der sinnlichen Erfahrung des Menschen entziehen. Um den in der Sinnenwelt gefangenen Menschen dennoch eine Vorstellung des eigentlich Unaussprechlichen geben zu können, hat es Gott gefallen, den Menschen im Altertum die Wissenschaft der Entsprechungen zu offenbaren.
Eine Wissenschaft, in der die an sich unaussprechlichen Zustände der jenseitigen Welt mit aus Zeit und Raum entlehnten Worten bildhaft umschrieben werden. So beschreiben biblische Worte, die Schönes und Anmutiges ausdrücken, meist himmlische (gottzugewandte Zustände, während Worte, die Garstiges und Abscheuliches ausdrücken, höllische (gottabgewandte) Zustände bezeichnen. Auf diese Art und Weise war es den “Alten“ möglich, innere und innerste Zustände in einer bildhaften Sprache auszudrücken.
Laut Emanuel Swedenborg10 war die Wissenschaft von den Entsprechungen für die Menschen in den ersten Hochkulturen11 die Wissenschaft überhaupt. Sie war so allgemein bekannt, dass die damaligen Menschen all ihre Schriften in Entsprechungen verfassten.12 So sollen auch Henoch13 und seine Begleiter durch den Kontakt mit der geistigen Welt in die Lehre der Entsprechungen eingeführt worden sein. Diese Wissenschaft haben sie an ihre Nachkommen weitergegeben. Von daher kam es, dass die Wissenschaft der Entsprechungen in vielen Reichen Asiens, besonders im Land Kanaan, in Ägypten, Assyrien, Chaldäa, Syrien, Arabien, Tyrus, Zidon, Ninive, nicht nur bekannt, sondern auch hoch entwickelt war. Von dort aus ist sie dann über die am Meer gelegenen Orte nach Griechenland gelangt. Wo sie aber, wie man aus den Schriften der ältesten Griechen entnehmen kann, in fabelhafte Dinge verkehrt wurde, was letztlich zum Götzendienst führte.
Die alten Völker, welche die Wissenschaft der Entsprechungen kannten, fertigten sich Bilder an, die den himmlischen Dingen entsprachen. Natürlich erfreuten sie sich an ihren Kunstwerken, denn sie stellten Gegenstände dar, die ihrem Glauben entsprachen. Diese Bildnisse befanden sich auch in ihren Tempeln und Häusern, nicht um sie anzubeten, sondern um sich an die himmlischen Dinge zu erinnern, deren Symbol sie waren.
Auf diese Art und Weise entwickelte sich in Ägypten und anderswo ein System von bildlichen Vorstellungen innerseelischer Zustände. So entsprachen z. B. Kälber und Rinder den Neigungen und Kräften des natürlichen Menschen. Schlangen entsprachen der Klugheit des sinnlichen Menschen, Knaben der Unschuld und der tätigen Liebe, Greise der Weisheit usw.
Leider fiel im Laufe der Jahrhunderte die Wissenschaft der Entsprechungen dem Vergessen anheim, und die Nachkommen fingen an, die von den Alten in den Tempeln aufgestellten Bildern und Abbildungen als etwas Heiliges und zuletzt als Gottheiten zu verehren. So gab es z. B. bei den Philistern in Aschdod den Gott Dagon.14
Dessen Oberkörper war wie ein Mensch ausgebildet, während sein Unterkörper die Gestalt eines Fisches hatte. Man hatte dieses Bild ursprünglich erfunden, weil der Mensch die Einsicht und der Fisch die Kenntnis bezeichnet und beide zusammen eins ausmachen. Doch weil dieses Wissen verloren gegangen war, verehrten die Philister ein vom ursprünglichen Sinn weit entferntes Bild als Gottheit.
Nicht überall verkam die Entsprechungswissenschaft zum Götzendienst. So hielt sie sich partiell in einigen Morgenländern bis zur Geburt von Jesus Christus. Als Beleg hierfür kann der Bibelbericht von den drei Weisen aus dem Morgenland gelten, die Jesus nach seiner Geburt einen Besuch abstatteten. Nicht umsonst ist bei Matthäus 2/1-11, die Rede von einem Stern, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der Stern bezeichnete in der Entsprechungssprache die Kenntnis aus dem Himmel, das Gold bezeichnete das himmlische Gute, der Weihrauch das geistige Gute und die Myrrhe das natürliche Gute. Alle drei zusammen sind ein Symbol für die wahre Gottesverehrung.
Beim israelitischen und jüdischen Volk hingegen war zu jener Zeit die Kenntnis der Entsprechungen völlig verloren gegangen. Ihr einst inniges Verhältnis zu Gott war einem auf Zeremonien reduzierten Glauben gewichen. Der einst offene Himmel war ihnen daher so verschlossen, dass sie kaum wussten, dass es ein ewiges Leben gibt. Dass dem so war, ergab sich unter anderem daraus, dass sie Jesus als den erwarteten Messias nicht anerkannten, obgleich im Alten Testament der Bibel bereits im äußeren Buchstabensinn von Ihm prophezeit und Ihn vorher verkündigt hatte. Sie verwarfen Ihn hauptsächlich aus dem Grund, weil Er ihnen ein himmlisches Reich und nicht ein irdisches Reich verkündigte. Die Juden wollten einen Messias, der sie über alle Völker in der ganzen Welt erhöbe, und nicht einen Messias, der für ihr ewiges Heil sorgte.
Bereits wenige Jahrzehnte, nachdem Jesus körperlich nicht mehr auf unserer Erde weilte, ging die Kenntnis von der Entsprechungswissenschaft auch in den Morgenländern verloren.
Es mussten viele Jahrhunderte vergehen, bis es der göttlichen Vorsehung gefallen hat, diese vergessene Wissenschaft durch Emanuel Swedenborg wieder entdecken zu lassen.
Gedanken über die Entsprechungen von Emanuel Swedenborg
Bisher hat man nicht gewusst, was Entsprechung ist. In den ältesten Zeiten hingegen war es allgemein bekannt; denn für die Menschen der damaligen Zeit war es eine eigentliche Wissenschaft, ja die Wissenschaft und so bekannt, dass sie all ihre Bücher und Schriften in Entsprechungen schrieben wurden. So ist das Buch Hiob, ein Buch der alten Kirche, voll von Entsprechungen. Auch die Hieroglyphen der Ägypter und Mythen der Urmenschen waren nichts anderes. Das Wesen aller alten Kirchen bestand darin, Geistiges in Bilder umzusetzen. Ihre Riten und Satzungen, nach denen ihr Gottesdienst eingerichtet war, bestanden aus lauter Entsprechungen. Ebenso war es bei den Kindern Israels: Die Brand- und Sühnopfer sowie die Speise- und Trankopfer waren bis in die Einzelheiten ihres Vollzugs hinein Entsprechungen, ebenso die Stiftshütte mit allem Drum und Dran, auch ihre Festzeiten, zum Beispiel das Fest der ungesäuerten Brote, das Laubhüttenfest und das Fest der Erstlingsfrüchte und genauso das Priestertum Aarons und der Leviten sowie ihre heiligen Gewänder. In den «Himmlischen Geheimnissen im Wort Gottes», die in London herausgegeben wurden, ist dargelegt worden, welchen geistigen Dingen die erwähnten Beispiele entsprachen. Hinzugefügt werden soll noch, dass zu den Entsprechungen auch alle Satzungen und Rechtsbestimmungen gehörten, die ihren Gottesdienst und ihr Leben betrafen. Da sich also die göttlichen Dinge in der Welt in Entsprechungen darstellen, ist auch das Wort Gottes in lauter Entsprechungen geschrieben, und deshalb bediente sich der Herr, der ja aus dem göttlichen Wesen heraus sprach, ebenfalls der Entsprechungen. Denn was aus dem göttlichen Einfluss hervorgeht, manifestiert sich in der Natur in Dingen, die den göttlichen entsprechen, die man auch himmlisch und geistig nennen kann, und die sie dann gleichsam in ihrem Schoß bergen. [WCR 201]
Im Menschen besteht eine ununterbrochen fortdauernde Entsprechung zwischen allem, was in natürlicher und in geistiger Weise in ihm geschieht, bzw. zwischen den Vorgängen in seinem Körper und denen in seinem Geist. Der Grund hierfür ist der, dass der Mensch in Bezug auf seine Seele als ein geistiges Wesen geboren und mit natürlichen Stoffen umkleidet worden ist, die seinen materiellen Körper bilden. Sobald dieser abgelegt wird, gelangt seine in einen geistigen Körper gekleidete Seele in eine Welt, in der alles geistig ist, und sich dort mit ihresgleichen zusammenfindet. [WCR 583]
1 Drosnin, Michael, Der Bibel Code, Verlag Heyne; Auflage: 7. Auflage, (1997)
2 Drosnin, Michael, Der Bibel Code, Seite 130
3 Die Kabbala (auch Kabbalah), übersetzt „das Überlieferte“, ist eine mystische Tradition des Judentums und bezeichnet sowohl bestimmte („kabbalistische“) überlieferte Lehren als auch bestimmte überlieferte Schriften. Sie steht in einer jahrhundertelangen mündlichen Überlieferung, deren Wurzeln sich im Tanach, der Heiligen Schrift des Judentums, finden. Die Basis kabbalistischer Traditionen ist die Suche des Menschen nach der Erfahrung einer unmittelbaren Beziehung zu Gott. [Wikipedia]
4Jitzchak Rabin (hebräisch , geboren am 1. März 1922 in Jerusalem; gestorben am 4. November 1995 in Tel Aviv) war Verteidigungsminister und Ministerpräsident Israels und wurde 1995 ermordet.
5 Jeder irdische Mensch besteht aus drei Elementen, Seele, Gemüt und Körper. Die Seele ist sein Innerstes, das Gemüt sein Mittleres, und der Körper das Letzte. Weil die Seele das Innerste des Menschen ist, so ist sie ihrem Ursprung nach himmlisch; und weil das Gemüt sein Mittleres ist, so ist es seinem Ursprung nach geistig, und weil der Körper das Letzte ist, so ist er seinem Ursprung nach natürlich. Im Gemüt sind der Wille und der Verstand des Menschen angesiedelt.
6 Siehe dazu meine Ausführungen über das Verhältnis der Wissenschaft zur geistigen Welt auf Seite 203.
7 Carl Gustav Jung (* 26. Juli 1875 in Kesswil, Schweiz; † 6. Juni 1961 in Küsnacht Kanton Zürich), meist kurz C. G. Jung, war ein Schweizer Psychiater und der Begründer der analytischen Psychologie. [Wikipedia]
8 "Über die Beziehung der Psychotherapie zur Seelsorge" von C.G. Jung: "Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion (Band II), Olten: Walter 1971
9 1. Johannes 4,8
10 Mehr Informationen über Emanuel Swedenborg finden Sie am Ende des Buches auf der Seite 197.
11 Die Urmenschen, die vor der Sündflut lebten, deren Zeit das Goldene Zeitalter genannt wurde, hatten eine unmittelbare Offenbarung, und infolgedessen war das göttliche Wahre ihren Herzen eingeschrieben, 2896. [NJHL 255]
12 WCR 201, 279, 833, 846
13 1. Mose 5/21-24
14 1. Samuel 5/1-12
Um das Grundprinzip der Entsprechugswissenschaft verstehen zu können, muss man bedenken, dass es eine geistige, jenseits von Raum und Zeit befindliche Welt gibt. Eine Welt, die sich völlig unserer sinnlichen Erfahrung entzieht, aber dennoch in unserem Leben allgegenwärtig ist.15
So findet auch beim Menschen ein ständiger Einfluss aus der jenseitigen Welt statt. Dies kann man relativ leicht an dem Verhalten eines Menschen beobachten, mit dem man ein angeregtes Gespräch führt. Durch seine Bewegungen, seine Gestik und seine Worte lässt er uns Anteil an dem haben, was ihn gerade innerlich bewegt. Unsere Sinneszellen registrieren seine Körperaktionen, und wir machen uns aus seinen Worten und seiner Körpersprache ein Bild darüber, was er uns so eigentlich mitteilen möchte.
Aufgrund dieser durch unsere Sinne aufgenommenen Informationen und dem Wissen darum, dass unser Gegenüber nur deshalb mit uns reden kann, weil sein Herz Blut durch alle Organe seines Körpers pumpt und sein Gehirn die notwendigen Signale an die Muskeln seines Sprechwerkzeuges sendet, haben wir das Empfinden, dass der Körper des Gesprächspartners der eigentliche Mensch ist. So ist es leicht nachzuvollziehen, dass die meisten Menschen davon ausgehen, dass sich das Bewusstsein des Menschen, also sein Wille und sein Verstand, im Gehirn befinden. Diese weitverbreitete Theorie führt leider dazu, dass sehr viele Menschen auf dieser Erde daran glauben, dass mit dem physischen Tod der Mensch zu existieren aufhört.
Moderne Hirnforscher wie Wilder Penfield16 sind sich mit Emanuel Swedenborg darüber einig, dass das, was den eigentlichen Menschen ausmacht, nicht sein materieller Körper, sondern sein nicht materielles Gemüt und seine Seele sind. Das Gemüt17 als der Wohnsitz des Verstandes und des Willens entspricht dem Inneren des Menschen und ist bereits geistiger Natur. Dieses jenseits unserer Sinnenwelt befindliche Gemüt steuert über das Gehirn die Aktivitäten des menschlichen Körpers.
Man darf also ohne Übertreibung feststellen, dass der materielle Körper im Grunde genommen nichts weiter als eine höchst komplexe biologische Maschine ist, die über die Schaltstelle Gehirn von dem Gemüt des Menschen gesteuert wird. Auf diese Weise wird es dem eigentlichen Geistmenschen ermöglicht, über diese Erde zu wandeln. Verlässt der Geist den Körper, was gewöhnlich beim Sterben geschieht, dann weicht jegliches Leben aus dem Leib des Menschen und die “Maschine“ fällt der Verwesung anheim, während der Geistmensch in der jenseitigen Welt weiterlebt.
Solange sich der Mensch noch in dieser Daseinsebene befindet, muss er seinen Körper benutzen, wenn er die aus seiner Liebe und Weisheit entspringenden Gefühle, Wünsche und Gedanken in irgendwelche Aktionen umsetzen will. Möchte er sich z. B. einem anderen Menschen mitteilen, dann verwendet er dazu in der Regel seinen Mund, seine Gesichtsmimik und seine Körpersprache.
Der Zuhörer empfängt über seine Sinnesorgane diese Informationen und bereitet sie in seinem Gehirn so auf, dass der eigentliche Geistmensch diese Informationen verwerten kann. In beiden Fällen stellt der Körper so eine Art modernes Smartphone dar, durch die Licht- und Schallwellen gesendet und empfangen werden. Wir sehen uns und wir hören uns, und dennoch erleben wir durch unsere Sinne nur die materielle Umkleidung eines jenseits von Raum und Zeit befindlichen Geistmenschen.
Das Interessante dabei ist nun, dass die Kommunikation zwischen den beiden Geistmenschen über Entsprechungen geschieht. Warum dies so ist, möchte ich an dem folgenden Beispiel verdeutlichen.
Stellen Sie sich bitte einen Menschen vor, in dessen Gemüt das Gefühl von tiefer Traurigkeit aufkommt. Um dieses schmerzvolle Gefühl einem vertrauten Gesprächspartner mitteilen zu können, wird sein Verstand verzweifelt nach Worten suchen, die diesem Gefühl am ehesten entsprechen. Sein Körper und sein Gesicht bekommen über das Gehirn Nervenimpulse, um bestimmte Muskelpartien so anzuspannen, dass die darüber liegenden Hautpartien ein dem Gefühl entsprechendes optisches Signal aussenden. Das Sprechwerkzeug erhält vom Verstand die Signale, die es dazu veranlassen, den Mund, die Zunge und die Stimmbänder so zu bewegen, dass die Luft in eine dem Gefühl entsprechende Schwingung versetzt wird. Der Gesprächspartner nimmt über seine Sinnesorgane die akustischen und optischen Signale auf und wandelt sie im Gehirn so um, dass sein Verstand eine entsprechende Vorstellung davon entwickeln kann, welches Gefühl sein Gegenüber hat.
Mit anderen Worten, das jenseits unserer sinnlichen Erfahrung liegende Gemüt des Menschen nutzt seinen Körper, um die aus dem Willen und dem Verstand entspringenden Impulse in die Sinnenwelt zu transformieren. Von daher kommt es, dass wir mit unseren Sinnesorganen aus den Lebensäußerungen unseres Gegenübers immer nur Entsprechungen dessen aufnehmen können, was in seinem Inneren bzw. Innersten vor sich geht.
Die Tatsache, dass wir durch unsere Sinnesorgane lediglich eine Entsprechung dessen wahrnehmen, was im Gemüt des Gegenübers stattfindet, führt nicht selten dazu, dass wir die wahren Gefühle des anderen nicht wirklich nachempfinden können. Das kann daran liegen, dass die ausgesendeten Signale nicht der wirklichen Gefühlslage entsprechen, weil unser Gegenüber bewusst oder unbewusst schauspielert. Es kann aber auch daran liegen, dass es zwischen den durch unsere Sinnesorgane aufgenommenen Signalen und unserem Gemüt keine Entsprechung für das Gefühl des anderen gibt.
Ich hoffe, dass durch dieses Beispiel deutlich geworden ist, dass der Informationsaustausch zwischen dem unvergänglichen, geistigen Gemüt des Menschen und seiner natürlichen Umwelt durch Entsprechungen stattfindet. Es scheint zwar so, als ob der substanzielle Körper aus sich heraus leben würde, doch in Wahrheit sind seine Lebensäußerungen nichts weiter als Entsprechungen des im Jenseits angesiedelten Gemüts, welches das eigentliche Leben des Menschen ausmacht.
So wie der Informationsaustausch zwischen dem Gemüt und der Außenwelt des Menschen über Entsprechungen stattfindet, so findet auch der Informationsaustausch zwischen Gott und dem Menschen statt. Die jenseits von Raum und Zeit befindliche Gottheit kann sich den in der Sinnenwelt beheimateten Menschen nur über Entsprechungen mitteilen. Dies hat Gott natürlich auch in den Zeiten getan, als die Autoren der Bibel lebten. Von daher ist es sicherlich von Vorteil, wenn man sich ein wenig in der Wissenschaft von den Entsprechungen auskennt, um den tieferen Sinn der oftmals unverständlichen Bibeltexte verstehen zu können.
Wie bereits erwähnt, ist es dem im Jahre 1689 in Stockholm geborenen Naturwissenschaftler, Seher und Reformator Emanuel Swedenborg zu verdanken, dass die verloren gegangene Lehre der Entsprechungen wiederentdeckt wurde. Swedenborg war ein begnadeter Wissenschaftler, der bis zu seinem vierundfünfzigsten Lebensjahr viele Bücher in den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen wie z. B. Mathematik, Astronomie, Medizin, Philosophie usw. verfasst hat.
Im Jahre 1743 hatte er während eines Aufenthalts in London eine Christusvision, die sein ganzes weiteres Leben beeinflussen sollte. Die folgenden Jahre seines Lebens widmete er ganz den Studien der geistigen Welt. Auch in dieser Periode seines Lebens verfasste er wieder eine große Anzahl von Büchern, die sich mit den verschiedensten religiösen Themen befassten. Trotz dieses Wandels vom Vollblutwissenschaftler zum Seher und Reformator genoss er bis zu seinem Lebensende eine hohe Wertschätzung im Herrenhaus und bei den Mitgliedern der königlichen Akademie der Wissenschaften von Schweden, dessen Gründungsmitglied er war.
In seinen religiösen Werken weist Swedenborg unter anderem nach, dass die Bibel neben dem äußeren Buchstabensinn noch einen tiefergehenden geistigen Sinn hat. Ihm war es gegeben, die Erkenntnisse seiner sicherlich inspirierten Bibelstudien wissenschaftlich so aufzuarbeiten, dass er eine alte, in der Zeit verloren gegangene Wissenschaft dem Dunkel der Vergessenheit entreißen konnte. Eine Wissenschaft, die es dem Leser der Bibel ermöglicht, deren Inhalt besser zu verstehen. Bei dieser Wissenschaft handelt es sich um die Lehre von den Entsprechungen.
Um verstehen zu können, was die Entsprechungswissenschaft ausmacht, muss man bedenken, dass die ältesten Bücher der Bibel über 3000 Jahre alt sind und die neuesten Schriftteile auch schon ein Alter von fast 2000 Jahre haben. Dazu kommt noch, dass diese Schriften im orientalischen Raum verfasst wurden, in dem die Menschen ein ganz anderes Sprachverständnis hatten, als es in unserer vom Rationalismus beherrschten Zeit der Fall ist.
Nun könnte man sich natürlich fragen, was gehen mich diese alten Geschichten an? Was wussten denn die Alten, die da in einem fernen Land irgendwo in der Wüste lebten, schon von den Problemen des heutigen Menschen? Und überhaupt, was wussten denn die Menschen, die diese alte Schöpfungsgeschichte von Adam und Eva in die Welt gesetzt haben, schon von den Kräften, die unsere Welt zusammenhalten?
Ich denke, wir sollten die Menschen, die da vor drei- bis viertausend Jahren gelebt haben, nicht unterschätzen. Immerhin haben sie Bauwerke wie z. B. die Pyramiden hinterlassen, von denen wir Heutigen nur vermuten können, wie sie gebaut wurden. Schon in dieser Zeit waren die Namen der Tierkreiszeichen vergeben, und auch die Einteilung des Tages in 24 Stunden haben wir von den Alten übernommen. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass viele der uns so selbstverständlich erscheinenden Dinge aus einer Zeit stammen, wo der Raum des heutigen Deutschland noch nicht einmal von den alten Germanen besiedelt war.
Der älteste Autor der Bibel, Mose, hat im Ägypten der Pharaonen am Königshof eine umfassende Ausbildung genossen und war dadurch mit allen Wissenschaften seiner Zeit vertraut. Er wusste noch den tieferen Sinn der Bilderschrift zu deuten, wie wir sie heute noch an den Wänden der alten ägyptischen Tempelanlagen bestaunen können. Eine Schrift, in der die einzelnen Bilder noch Gefäße für geistige Inhalte waren.
Mose war sich darüber bewusst, dass Worte ihrem Ursprung nach nichts weiter als ein Transportmittel sind, um innere seelische oder geistige Empfindungen bzw. Gedanken von Mensch zu Mensch zu transportieren. So gesehen sind Worte eigentlich nur Behälter für geistige Inhalte. Diese Tatsache ist den meisten Menschen völlig unbewusst, und sie sind sich nicht darüber im Klaren, dass ein Wort nur dann einen Informationswert hat, wenn ihm ein geistiger Inhalt innewohnt.
Wie schwer es bisweilen ist, tiefe Empfindungen in Worte zu fassen, hat sicherlich schon jeder erlebt. Es ist unglaublich schwierig, manchmal sogar unmöglich, für die zarten Gefühle in unserer Brust Worte zu finden, die dem Gegenüber eine Ahnung von dem geben, was in uns vorgeht. Meist müssen wir Worte verwenden, die aus der natürlichen Welt entnommen sind, um sie als Gefäß für unsere Gefühle zu verwenden. Wie anders, als durch Worte des Wohlbefindens, will man denn seinem Gegenüber z. B. die ersten zarten aufkeimenden Liebesgefühle zu einem anderen Menschen beschreiben.
Nicht umsonst verwenden Dichter und Poeten in ihren Liebeswerken Worte aus der belebten Natur. Der liebliche Duft einer roten Rose, der warme Lufthauch einer lauen Sommernacht oder die zarten Blätter einer roten Mohnblüte sind doch sicherlich Formulierungen, die dem Leser eine Ahnung davon geben, welches Gefühl der Dichter ausdrücken wollte. Es werden Worte aus der natürlichen Welt verwendet, die dem auszudrückenden Gefühl, das ja mehr der geistigen Welt entspringt, am ehesten entsprechen.
Emanuel Swedenborg hat erkannt, dass die Menschen der alten Zeit dem wahren Ursprung der Worte wesentlich näher waren. Sie kannten noch die ursprünglichen Wortbedeutungen, sodass sie wesentlich besser in der Lage waren, geistige innermenschliche Empfindungen, Regungen und Antriebskräfte in Worte zu fassen, als es der aufgeklärte Mensch unserer Zeit kann. Sie wussten noch, dass zwischen den Dingen der geistigen Welt und denen der natürlichen Welt eine Entsprechung besteht.
Dieses Wissen um die Entsprechungen war den Schreibern des Alten Testaments noch voll bewusst. So sind auch die Bücher von Mose in der Entsprechungssprache geschrieben. Das bedeutet, dass Mose, der ja noch die Bedeutung der ägyptischen Bilderschrift kannte, auch das Entsprechungsverhältnis zwischen den Dingen, die in der geistigen Welt sind, und denen, die in der natürlichen Welt sind, kannte.
Bei dieser Wissenschaft der Entsprechung wird konsequent das Prinzip “Wie oben so auch unten“ oder wie “Innen so auch Außen“ angewandt. Im Grunde genommen soll hier eigentlich nur ausgesagt werden, dass Entsprechungen Vorbildungen geistiger und himmlischer Dinge im Natürlichen sind. So entsprechen laut Swedenborg in der Bibel großartige und prächtige Dinge in den Himmeln Neigungen der Liebe zum Guten und Wahren, die garstigen und unreinen Dinge in den Höllen dagegen Neigungen der Liebe zum Bösen und Falschen.
Anhand eines kleinen Beispiels möchte ich verdeutlichen, wie man sich in der Bibel die Anwendung der Entsprechungswissenschaft vorstellen kann:
Die ersten Worte in der Bibel lauten: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war leer und öde“.18
Mit diesen 16 Worten will Mose als der Schreiber dieser Worte sicherlich mehr als nur einen Schöpfungsmythos mitteilen. Denn es ist kaum anzunehmen, dass ein Mann, der mit den hoch entwickelten astronomischen Kenntnissen der Ägypter vertraut war, den Weltenraum auf unsere Erde und den sie scheinbar umgebenen Himmel reduziert hat.
Um nachempfinden zu können, was Mose mit diesen Worten zum Ausdruck bringen wollte, muss man bedenken, dass er in die Wissenschaft der Entsprechungskunde eingeweiht war. Ihm war der tiefere Sinn dieser Worte, die er aus den Überlieferungen seines Volkes aufschrieb, noch durchaus geläufig. Außerdem hatte Mose ein wesentlich unverkrampfteres Verhältnis zu Gott als die scheinbar aufgeklärten Menschen der heutigen Zeit. Für ihn und die meisten Menschen seiner Zeit war es absolut normal und selbstverständlich, dass das Verhältnis zwischen Gott und Mensch, zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen Himmel und Erde im alltäglichen Leben einen sehr hohen Stellenwert hatte. Für diese Menschen war es absolut wichtig, ihr Leben nach Gott auszurichten und dementsprechend war es für sie natürlich auch wichtig, ihre Religion so zu leben, dass sie diesem Ziel näher kamen.
Laut Emanuel Swedenborg zeugen die Bücher Mose von dem Versuch, das Verhältnis zwischen Gott und Mensch darzustellen. Und wenn die ersten Worte in der Bibel „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ lauten, dann soll in der Sprache der Entsprechung zum Ausdruck gebracht werden, dass im Gemüt des neugeborenen Menschen die Fähigkeit angelegt ist, ein Engel oder ein Teufel zu werden. Oder anders ausgedrückt: Aufgrund der Willensfreiheit kann sich der Mensch zu Gott hin oder von Gott weg entwickeln. Die Worte “am Anfang“ sollen den Leser darauf hinweisen, dass hier der Zustand eines jungen Menschen beschrieben wird, der aufgrund seines Alters noch keinerlei Wissen von den göttlichen Dingen des Himmels und den natürlichen Dingen der Erde haben kann.
Dies wird auch durch die nächsten Worte bekräftigt, in denen es heißt: „Und die Erde war leer und öde“. Laut Swedenborg wird das Gemüt des Menschen mit dem Begriff “Erde“ umschrieben. Die Erde wurde von den damaligen Menschen deshalb als Symbol für das Gemüt benutzt, weil sie, wie die im Gemüt enthaltene Lebensliebe, die Trägerin des Lebens ist. Und so wie in Abhängigkeit vom Samen aus der Erde gute und schlechte Pflanzen keimen können, so können im Gemüt des Menschen Wahrheiten oder Falschheiten aufkeimen.
So wie das Erdreich, in das der gute Samen gelegt wird, eine gute oder schlechte Qualität haben kann, so kann auch die Wahrheit, welche in das Erdreich des menschlichen Gemüts gelegt wird, durch eine Liebe zur Wahrheit gefördert und durch eine Liebe zur Welt bzw. durch eine gesteigerte Eigenliebe erstickt werden.
Natürlicherweise ist das Gemüt bei einem jungen Menschen, dessen Gemütsbildung noch gar nicht richtig begonnen hat, in Bezug auf die Wahrheiten und Gefühle zu Gott noch leer und öde. Das ist so wie bei einem frisch gepflügten Acker, er ist zwar bereit, jeglichen Samen, egal ob Weizen oder Unkraut, aufzunehmen, aber solange dies nicht geschieht, ist er öde und leer. Laut Swedenborg hat Mose unter der Erde, die öde und leer ist, das Gemüt des Menschen verstanden, in dem nichts Gutes und Wahres eingesät ist. Leer ist, wo nichts Gutes, und öde, wo nichts Wahres ist, d. h. Unwissenheit in allem, was zum Glauben an Gott und somit zum geistigen und himmlischen Leben gehört.
Soweit meine kleine Betrachtung der ersten sechzehn Bibelworte. Im Grunde genommen ist die Entsprechungswissenschaft ein Hilfsmittel, um die als einfache Worte getarnten Gefäße göttlicher Wahrheiten dem Leser der Bibel verständlich zu machen. Dabei ist es den Verfassern der Bibel gelungen, die Tiefen des menschlichen Gemüts und dessen Verquickung mit der göttlichen Liebe und Weisheit in kleine äußerlich recht harmlos klingende Geschichten zu verpacken, die allerdings oftmals in ihrem Buchstabensinn für den modernen Menschen etwas unlogisch erscheinen.
Die absolute Meisterschaft, was das Erzählen und Auslegen von Entsprechungsgeschichten anbelangt, hat Jesus Christus erlangt. Dies kann durch die verschiedensten Bibelstellen belegt werden, in denen Er vor Seinen Zuhörern in Gleichnissen sprach. Emanuel Swedenborg weist in seinen Werken mehrmals darauf hin, dass Jesus aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zu Gott nur in Gleichnissen sprechen konnte.19
Die tiefe Verbindung, welche der Mensch Jesus mit Gott hatte, ermöglichten Ihm unvorstellbar innige Einblicke in das göttliche Sein. Das, was Er dort erfahren durfte, war so gewaltig, dass es in der menschlichen Sprache keine Worte gibt, um das Gesehene und Erlebte in Worte zu fassen. Wir würden als stoffliche Wesen die Sprache des göttlichen Geistes, welcher sich ja außerhalb von Raum und Zeit befindet, nicht verstehen können. Gott kann sich nur über den Kanal der Entsprechungen dem Menschen mitteilen.
Eine der unendlich vielen Möglichkeiten sich mitzuteilen, ist das Wort, so wie es Jesus zu Seinen Jüngern sprach. Ich schreibe bewusst eine der vielen Möglichkeiten, weil die göttliche Vorsehung eine sehr große Palette an Mitteilungsmöglichkeiten hat. Ich denke da an sehr persönliche Mitteilungen, wie z. B. Schicksalsschläge, Krankheiten, Träume usw. Unser Problem liegt meist darin begründet, dass wir nicht in der Lage sind, diese göttlichen Winke als solche zu erkennen, geschweige denn, richtig zu deuten.
Wenn ich z. B. an die Krankheiten der Menschen denke, die fast alle eine psychosomatische Komponente haben, dann versuchen wir zwar meist, die Symptome zu bekämpfen, aber an die vorwiegend in den Tiefen unseres Gemüts schlummernden Ursachen kommen wir erfahrungsgemäß nur äußerst selten heran. Und doch hat fast jede Krankheit eine tiefe Entsprechung, die uns, wenn wir sie deuten könnten, auf die Unzulänglichkeiten in unserem Gemüt aufmerksam machen würde.
Doch kommen wir auf Jesus Christus zurück, der laut Swedenborg sehr viel in der Entsprechungssprache redete. Ein kleines Beispiel hierfür soll das Gleichnis vom Sämann sein, wie es sich im 8. Kapitel des Evangeliums nach Lukas findet. Dort steht geschrieben: