Gelähmte Hunde - Katharina Hengl-Schmidl - E-Book

Gelähmte Hunde E-Book

Katharina Hengl-Schmidl

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Beschreibung

Dieser Ratgeber zeichnet sich dadurch aus, dass er auf persönlichen Erfahrungen beruht. Tipps, Rat und Hilfe aus erster Hand. Die Themenbereiche umfassen medizinische Belange, Handling im Alltag, Hilfsmittel und vieles mehr. Dieser Ratgeber ist gespickt mit Wortmeldungen unter anderem von Tierärzten und Prinzessin Lillyfee kommt auch zu Wort.

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Seitenzahl: 69

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Katharina Hengl-Schmidl

wurde in Klosterneuburg geboren und fand den Weg über eine Ausbildung zur Büro-Kauffrau in eine veterinärmedizinische Praxis. Nachdem ihr Interesse auf der Neurologie und der OP-Assistenz lag, arbeitete sie sehr bald auch in diesen Bereichen in verschiedenen Tierkliniken. Aus der eigenen Not - für ihren behinderten Hund keine adäquate Beratung zu finden - gründete sie 2011 den Verein »Behinderter Hund - Na und?«, den sie bis heute als Obfrau führt.

Aus einer Zusammenarbeit mit Karin Kaufmann als tierärztliche Assistentinnen entstand eine langjährige Freundschaft.

Karin Kaufmann

wurde mit bayrischen Wurzeln in Wien geboren und war schon als Kind eine große Tierliebhaberin. Zunächst studierte sie jedoch Philosophie bei Arnold Keyserling und machte eine Ausbildung zur Maskenbildnerin. Daneben engagierte sie sich ab Ende der 1990er-Jahre für den Tierschutz. Dem Wunsch folgend, auch hauptberuflich mit Tieren zu arbeiten, begann sie einige Zeit später in einer Tierarztpraxis mitzuarbeiten und brachte es in den nächsten Jahren zu einer tierärztlichen OP-Assistentin.

Heute ist sie freischaffende Autorin, ist dem Tierschutz weiter verbunden und hat deshalb auch gerne an diesem Ratgeber mitgearbeitet.

»Nicht behindert zu sein ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das jedem von uns jederzeit genommen werden kann.«

(Richard v. Weizsäcker)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Der gelähmte Hund

Die häufigsten Ursachen einer Lähmung

Bildgebende Untersuchungsmethoden

Klinische Labordiagnostik

Mein Hund ist plötzlich gelähmt, was tun?

Vor der Adoption

Ein gelähmter Hund zieht ein

Inkontinenz

Pflege eines gelähmten Hundes

Hilfsmittel

Der richtige Rolli

Die Wahl des richtigen Tierarztes

Was, wenn mein Tierarzt zum Einschläfern rät?

Besuch des Amtstierarztes

Ernährung und Fütterungszeiten

Mit einem gelähmten Hund unterwegs

Reaktionen der Mitmenschen

Kontakt mit anderen Hunden

Erziehung und Beschäftigungsmöglichkeiten

Die Wahl der richtigen Hundeschule

Der kranke gelähmte Hund

Urlaub und Urlaubsbetreuung

Physiotherapie

Mythos Spinal Walk

Tierschutzengel am Werk

Das Geschäft mit gelähmten Hunden

Prinzessin Lillyfee kommentiert

Nachwort

Danksagung

Verein »Behinderter Hund - Na und?«

Adressen und Bezugsquellen

Vorwort

Es gibt für viele Fragen rund um den Hund, Sach- u. Fachbücher zu Themen wie: Ernährung, Training, Verhaltens- und Gesundheitsbücher, diese erhält man in vielen verschiedenen Ausführungen. Speziell in Büchern rund um das Thema Gesundheit kann man allerhand über diverse »normale« Erkrankungen, Homöopathie, Bachblüten und vieles mehr lernen. Einzig die Thematik »behinderte Hunde« fehlt meistens vollkommen. Eventuell werden kurz blinde und/oder taube Hunde angesprochen - das war‘s aber meistens auch schon. Aber gerade der »behinderte Hund« ist ein weites Feld, mit vielen Fragen und Problemen, denen man aber mit den richtigen Informationen gut Herr werden kann. Wie gesagt, Herr der Lage ist derjenige, der möglichst gut im Bilde ist.

Durch unsere Aufklärungsarbeit mit dem Verein »Behinderter Hund - Na und?« haben Hunde mit Handicap mehr Aufmerksamkeit bekommen und die Akzeptanz dieser Hunde in der Gesellschaft hat sich verbessert.

Unser Aufgabenbereich umfasst vorallem die Aufklärung über diverse Behinderungen beim Hund, die Unterstützung und Beratung, die Weitergabe der richtigen Kontakte wie z.B. zu Physiotherapeuten und Tierärzten, die keine Berührungsängste mit handicapped doggies haben. Die hohe Anzahl der Anfragen zeigt, dass die Nachfrage eines »Ratgebers über gelähmte Hunde« gegeben ist.

Gerade gelähmte Hunde liegen mir, nicht nur durch meine Prinzessin Lillyfee, sehr am Herzen. Viele Menschen versuchen mehr über den Alltag und die Pflege mit einem behinderten Hund zu erfahren, aber auch nicht weniger häufig erreichen mich Hilferufe von überforderten Hundehaltern, deren Hund plötzlich gelähmt ist oder die sich die Adoption eines solchen Hundes leichter vorgestellt haben.

In diesem Ratgeber möchte ich nichts verschönern, ich möchte weder mit herzerweichenden Geschichten zu Tränen rühren noch gelähmte Hunde anders darstellen als sie sind.

Wenn es die Lebensumstände zulassen, man sich der Arbeit bewusst ist und auch über schwierige Phasen lächeln kann, dann ist das Leben und die Bindung zu einem gelähmten Hund etwas ganz Besonderes.

Denn jeder bekommt den Hund, den er gerade braucht. Eine Beziehung die für beide Seiten befruchtend sein kann.

Katharina Hengl Schmidl

Wien, im Juni 2015

Der gelähmte Hund und sein Wesen

Ein gelähmter Hund ist in seinem Wesen wie ein gesunder Hund, plus dem zusätzlichen Pflegeaufwand. Sie wollen genauso beschäftigt werden, am Familienleben teilnehmen, Neues entdecken und können auch allerhand Unfug treiben. Hat man einen gelähmten Hund Zuhause wird einem nie langweilig und so mancher Tag kann auch schon sehr anstrengend sein. Trotzdem ist die Beziehung zu einem gelähmten Hund etwas ganz besonderes. Sie kennen Ihren »Windelpopo« mit der Zeit in und auswendig, können jedes Schiefhalten eines Ohres richtig deuten und wissen genau um welche Uhrzeit die Windel stinkend gefüllt sein wird. Ja, man hat sehr viel mit Körperausscheidungen zu tun. Ja, man wäscht und putzt viel öfters und ja, manchmal verflucht man sich auch dafür, dass man einen gelähmten Hund aufgenommen hat.

Leider stellen sich die meisten Menschen die Haltung eines gelähmten Hundes als zu leicht vor. Sie adoptieren einen gelähmten Hund und innerhalb von wenigen Tagen soll dieser bitte wieder abgeholt werden. Hier liegt der Fehler bei den vermittelnden Vereinen und Organisationen, die leider kaum oder sehr unzureichend aufklären. Die Vermittlung eines gelähmten Hundes, eigentlich von jedem Hund, sollte rein auf Fakten beruhen und nicht auf »er ist eine dankbare treue Seele«. Gelähmte Hunde sind wie alle anderen Hunde auch, nicht dankbar im eigentlichen Sinn. Sie können genauso unverträglich sein, vor Angst unsicher, mit Trennungsangst behaftet, oder sonst wieverhaltenskreativ sein. Vereine müssen bei diesen Hunden nicht nur einen Plan B, sondern auch mindestens Plan C und D haben.

Gerne hört man auch die Worte »der ist ja so arm«. Behinderte Hunde sind weder arm, noch trauern sie der Vergangenheit nach, in der sie z.B. noch laufen konnten. Ein Hund lebt im Hier und Jetzt. Es interessiert ihn weder was morgen oder übermorgen ist, noch wird er davon träumen als er noch mit 4 Pfoten über die Wiese laufen konnte. Ein gelähmter Hund der bestens versorgt wird und am Familienleben teilnehmen darf, ist daher absolut nicht arm und bedarf auch keinem Mitleid.

Die häufigsten Ursachen einer Lähmung

Die häufigsten Ursachen für Lähmungen, sind neurologisch bedingt. Erkrankungen oder Verletzungen im Zentralnervensystem können zu vorübergehenden oder dauerhaften Teil- und Komplettlähmungen führen (z.B. Bruch in der Wirbelsäule, Bandscheibenvorfall, etc.)

Es gibt eine Vielzahl an neurologischen Erkrankungen die zu einer dauerhaften Behinderung führen können. Auf die häufigsten möchte ich im Folgenden kurz eingehen.

Neurologische Ursachen

Bandscheibenvorfälle stehen hier sicher an oberster Stelle und es kann jeden Hund plötzlich treffen. Manche Rassen haben auf Grund ihres Körperbaus die Tendenz einen solchen zu bekommen. Deshalb hier eine kurze Erklärung, was ein Bandscheibenvorfall überhaupt ist.

Die Bandscheibe liegt zwischen den Wirbeln und dient nicht nur als Stoßdämpfer sondern ist auch für die Beweglichkeit der Wirbelsäule verantwortlich. Es gibt zwei unterschiedliche Ursachen für einen Bandscheibenvorfall. Entweder hat der Bindegewebsring Flüssigkeit verloren, hier spricht man von einer Dehydrierung, und er verliert dadurch seine Festigkeit wobei sich die Gallertmasse in Richtung Rückenmark verschiebt und einen gewissen Druck auch auf die umgebenden Nerven ausüben kann. Oder der Bindegewebsring reißt gänzlich und die Gallertmasse kann Richtung Rückenmark austreten. In der Medizin unterteilt man in:

Grad 1: reine Schmerzsymptomatik

Grad 2: Koordinationsstörungen (Ataxie)

Grad 3: Teillähmung der betroffenen Pfoten (Parese) - noch gehfähig

Grad 4: Teillähmung der betroffenen Pfoten - nicht mehr gehfähig

Grad 5: Vollständige Lähmung mit Tiefenschmerz

Grad 6: Vollständige Lähmung ohne Tiefenschmerz

Die Therapie kann konservativ (leichter Schweregrad) oder auch chirurgisch erfolgen. Da durch ein einfaches Röntgen der Bandscheibenvorfall nicht genau diagnostiziert werden kann, wird ein CT, MRT oder eine Myelographie (Röntgen mit Kontrastmittel) empfohlen um die Ursache und die genaue Lage festzustellen und gegebenenfalls sofort operieren zu können.

Für eine erfolgreiche Therapie des Bandscheibenvorfalls spielt Zeit eine große Rolle. Je länger man mit einer Operation (sollte diese bereits empfohlen worden sein) wartet umso geringer werden die Chancen, dass der Hund keine bleibenden Schäden davonträgt. Das Zeitfenster kann mit max. 48 Stunden berechnen werden.