Gemmotherapie - Christa Ganz - E-Book

Gemmotherapie E-Book

Christa Ganz

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Beschreibung

Mit der Kraft der Knospen heilen. Die Gemmotherapie nutzt die grosse Vitalkraft der Knospen, Triebspitzen und Keimlinge. Die daraus gewonnenen Auszüge besitzen eine ausgezeichnete Heil- und Regenerationskraft und werden erfolgreich bei vielen akuten und chronischen Erkrankungen eingesetzt. Das vorliegende Buch stellt erstmals im deutschsprachigen Raum die Gemmotherapie im Rahmen der Naturheilkunde umfassend dar, erweitert durch Aspekte der Säftelehre sowie der Planetenkräfte. Über 50 Knospen und ihre Anwendungsmöglichkeiten werden detailliert vorgestellt. Mit ausführlichem Indikationsteil, Behandlungsvorschlägen für häufige Beschwerden sowie einer Anleitung zur Herstellung der Gemmomazerate. Ein wertvolles Handbuch und Nachschlagwerk für Fachleute wie auch für naturheilkundlich interessierte Laien.

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Gemmotherapie

Bevor man auf Knospensuche geht, muss man sich hundertprozentig sicher sein, dass man über die notwendigen Kenntnisse zur richtigen Identifikation der gewünschten Pflanzenart und Pflanzenteile verfügt.

Dieses Buch widme ich, Chrischta Ganz, dem Leben und der Liebe.

Dieses Buch widme ich, Louis Hutter, in liebevoller Dankbarkeit meinen Eltern Gilda und Toni, die mir das Herz und die Augen für die großen und kleinen Mysterien der Natur geöffnet haben.

Chrischta GanzLouis Hutter

Gemmo

therapie

Knospen in der Naturheilkunde

AT Verlag

Inhalt

Vorwort

Einführung

Die ganzheitliche Betrachtung der Knospe

Die Knospe zwischen Verdichtung und Ausdehnung

Trägerin der Lebenskraft

Botanische Betrachtung der Knospe

Dr. Pol Henry und die »Phytoembryotherapie«

Knospen in der Küche

Naturwissenschaft und Embryonalgewebe

Die vier unterschiedlichen Meristemtypen

Die drei Grundgewebeformen von menschlichem und pflanzlichem Organismus

Die biochemische Analyse der Knospen

Knospenmonografien

Aceraceae (Ahorngewächse)

Acer campestre, Feldahorn

Acer pseudoplatanus, Bergahorn

Adoxaceae (Moschuskrautgewächse)

Sambucus nigra, Schwarzer Holunder

Viburnum lantana, Wolliger Schneeball

Apocynaceae (Hundsgiftgewächse)

Vinca minor, Kleines Immergrün

Aquifoliaceae (Stechpalmengewächse)

Ilex aquifolium, Stechpalme

Betulaceae (Birkengewächse)

Alnus glutinosa, Schwarzerle (auch Roterle)

Alnus incana, Grauerle

Betula pendula, Hängebirke

Betula pubescens, Moorbirke

Carpinus betulus, Hainbuche

Corylus avellana, Gewöhnliche Hasel

Cornaceae (Hartriegelgewächse)

Cornus sanguinea, Blutroter Hartriegel

Cupressaceae (Zypressengewächse)

Juniperus communis, Gewöhnlicher Wacholder

Sequoiadendron giganteum, Riesenmammutbaum

Elaeagnaceae (Ölweidengewächse)

Hippophae rhamnoides, Sanddorn

Ericaceae (Heidekrautgewächse)

Calluna vulgaris, Besenheide

Vaccinium myrtillus, Heidelbeere

Vaccinium vitis-idaea, Preiselbeere

Fabaceae (Hülsenfrüchtler)

Cercis siliquastrum, Judasbaum

Fagaceae (Buchengewächse)

Castanea sativa, Edelkastanie

Fagus sylvatica, Rotbuche

Quercus robur, Stieleiche

Ginkgoaceae (Ginkgogewächse)

Ginkgo biloba, Tempelbaum

Grossulariaceae (Stachelbeergewächse)

Ribes nigrum, Schwarze Johannisbeere

Hippocastanaceae (Rosskastaniengewächse)

Aesculus hippocastanum, Rosskastanie

Juglandaceae (Walnussgewächse)

Juglans regia, Wallnussbaum

Lamiaceae (Lippenblütler)

Rosmarinus officinalis, Rosmarin

Malvaceae (Malvengewächse)

Tilia platyphyllos, Sommerlinde

Tilia tomentosa, Silberlinde

Moraceae (Maulbeergewächse)

Ficus carica, Echter Feigenbaum

Oleaceae (Ölbaumgewächse)

Fraxinus excelsior, Gewöhnliche Esche

Olea europaea, Olivenbaum

Syringa vulgaris, Gewöhnlicher Flieder

Pinaceae (Kieferngewächse)

Abies alba, Weißtanne (auch Edeltanne)

Cedrus libani, Libanonzeder

Pinus mugo, Legföhre (Bergkiefer)

Pinus sylvestris, Waldkiefer (Waldföhre)

Poaceae (Süßgräser)

Secale cereale, Roggen

Zea mays, Mais

Rosaceae (Rosengewächse)

Crataegus laevigata, Weißdorn

Malus domestica, Apfelbaum

Prunus dulcis/amygdalus, Mandelbaum

Rosa canina, Hundsrose

Rubus fruticosus, Brombeerstrauch

Rubus idaeus, Himbeerstrauch

Sorbus aucuparia, Eberesche

Sorbus domestica, Speierling

Rutaceae (Rautengewächse)

Citrus limon, Zitronenbaum

Salicaceae (Weidengewächse)

Populus nigra, Schwarzpappel

Salix alba, Silberweide

Santalaceae (Sandelholzgewächse)

Viscum album, Mistel

Tamaricaceae (Tamariskengewächse)

Tamarix gallica, Französische Tamariske

Ulmaceae (Ulmengewächse)

Ulmus minor, Feldulme

Vitaceae (Weinrebengewächse)

Ampelopsis veitchii, Japanische Jungfernrebe

Vitis vinifera, Weinrebe

Herstellung und Dosierungsempfehlungen

Die Herstellung der Gemmotherapeutika nach Arzneimittelbuch

Die wichtigsten Hersteller von Gemmotherapeutika

Die Herstellung eines Gemmomazerats für den Eigengebrauch

Dosierungsempfehlungen für Erwachsene

Dosierungsempfehlungen für Kinder

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit

Kombination mit anderen Therapiemethoden

Die Wahl der passenden Gemmomazerate

Auswahlkriterien

Humoralmedizinische Gemmotherapie

Überblick Humoralmedizin

Die Wirkprinzipien der verschiedenen Gemmomazerate

Gemmotherapie bei Säftedyskrasien

Gemmotherapie nach Planetensignaturen

Überblick der Planetensignaturen

Die Auswahl der Pflanzen

Die Planetensignaturen der Gemmomazerate

Die Auswahl nach dem natürlichen Wachstum im Ökosystem

Überblick Pflanzensoziologie

Sukzessionsabfolge des Waldes und ihre Bedeutung für das Ökosystem Mensch

Indikationsbezogene Gemmotherapie

Behandlungsvorschläge bei allergischen Erkrankungen

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Bewegungsapparats

Behandlungsvorschläge für die Drainage

Behandlungsvorschläge in der Frauenheilkunde

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Harntrakts

Behandlungsvorschläge bei Hauterkrankungen

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Hormonsystems

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Immunsystems

Behandlungsvorschläge in der Kinderheilkunde

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems

Behandlungsvorschläge in der Männerheilkunde

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Nervensystems

Behandlungsvorschläge bei psychischen Beschwerden

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Respirationstrakts

Behandlungsvorschläge für das Seniorenalter

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen der Sinnesorgane

Behandlungsvorschläge zur Optimierung des Stoffwechsels sowie bei Stoffwechselerkrankungen

Behandlungsvorschläge bei Erkrankungen des Verdauungstrakts

Quickfinder Indikationen

Erläuterungen zur Konstitution und zur Diathese

Anhang

Quellenhinweise

Pflanzenregister

Stichwortverzeichnis

Dank

Die Autoren

Die in diesem Buch aufgeführten Informationen wurden nach besten Wissen und Gewissen zusammengestellt und sind in Theorie und Praxis geprüft. Dennoch kann dieses Buch nicht den Rat einer kompetenten Fachperson (Naturheilpraktiker/in, Arzt/Ärztin Ihres Vertrauens) ersetzen. Die Autoren und der Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden oder Folgen, die sich aus Gebrauch, Missbrauch oder unsachgemäßer Anwendung der hier veröffentlichen Informationen ergeben.

Vorwort

In der Gemmotherapie wird das Kostbarste und Lebendigste jeder Pflanze verwendet, um es dem Menschen zur Verfügung stellen zu können: die Knospen und andere Pflanzengewebe, die sich in hoher Zellteilungsaktivität befinden. Das lateinische Wort gemma bedeutet »Knospe«, aber auch »Edelstein, Juwel«. In Knospen ist demnach das Edelste der Pflanze enthalten – ihr Lebensplan.

Es geht in der Gemmotherapie um das pflanzliche Embryonalgewebe, das vor allem in Knospen, Sprossen, Keimlingen und innerer Rinde zu finden ist. Das Potenzial dieses Gewebes, wofür die Knospe im konkreten wie auch im übertragenen Sinne steht, manifestiert sich in der ausgezeichneten Heil- und Regenerationskraft der entsprechenden flüssigen Auszüge, der sogenannten Gemmomazerate. Diese Kraft wird sinnbildlich durch das Aufbrechen einer Knospe oder den Durchbruch eines jungen Pflanzentriebs durch den Asphalt erfahrbar.

Knospen entstehen, ruhen und treiben aus. Der Zyklus einer Knospe verbindet Herbst, Winter, Frühling und Sommer und lässt den Menschen am Jahreskreis teilhaben. Das Leben eines Baumes und eines Strauches ist ein Werden und Vergehen, Wachsen und Sterben, eine Welt von Samen, aufbrechenden Knospen, von Saft und Holz, wachsenden und fallenden Blättern. Bäume und Sträucher bieten Insekten, Vögeln, Pilzen und vielen anderen Lebewesen Nahrung und Schutz. Und ihre Wurzeln greifen tief in die Ahnenwelt, wo das Wasser des Lebens sorgsam gehütet wird.

Mit der Gemmotherapie eröffnet sich uns eine neue Form, die alte Baumheilkunde zu leben und weiterzuentwickeln. Bäume richten ihre Aufmerksamkeit durch die Wurzeln auf den Boden und sind tief verankert und verbunden mit Mutter Erde. Über ihre Blätter und Äste kommunizieren sie mit der Luft und dem Himmel. Die Bewegungen der Bäume und Sträucher sind abhängig von Licht, Wind und Regen. Sie wenden sich der Sonne, dem Mond und allen Sternen zu. Oft haben Bäume ein hohes Alter und strahlen Größe, Ehre und Weisheit aus. Seit Menschengedenken sind wir bei ihnen willkommen – sie scheinen uns zu rufen, wir mögen zu ihnen kommen.

Bäume sind des Menschen große Brüder, ihre Freunde, Begleiter und Vertraute. Ebenso, wie sie im Boden wurzeln, stehen wir mit beiden Füßen auf der Erde. Und wie sie ihre Äste in die Luft hinausstrecken und dem Himmel entgegenwachsen, stehen wir aufrecht und recken unseren Kopf in die Höhe. Sie wandeln unser ausgeatmetes Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um und ermöglichen uns damit das Leben. Wir sind stofflich und energetisch mit ihnen verbunden. Auch die Menschen in unserem Kulturkreis lebten vormals über Jahrtausende hinweg in tiefer Verbundenheit mit den Bäumen und Sträuchern ihrer Umgebung. Die Verehrung der Bäume als nahe Verwandte prägte das Leben und die Heilkunde aller indigenen Völker:

»Die Ureinwohner Amerikas nennen Bäume ›unsere stehenden Brüder und Schwestern‹. Menschen und Bäume haben eine aufrechte, vertikale Orientierung gemein. Wir gehen, sie stehen. Wir bewegen und verändern uns, sie bleiben das stille Zentrum des Seins.« (Fred Hageneder, Die Weisheit der Bäume)

Nun wünschen wir ein inspirierendes und lustvolles Eintauchen in die Welt der Knospen und eine spannende Entdeckungsreise.

Chrischta Ganz und Louis Hutter

Einführung

Die ganzheitliche Betrachtung der Knospe

Werden in der Gemmotherapie neben Knospen auch andere Pflanzenteile eingesetzt, die reich an embryonalem Gewebe sind, so symbolisieren doch Knospen diese Methode am eindringlichsten. Sie sind auch diejenigen Pflanzenteile, die in der Gemmotherapie am häufigsten verwendet werden.

Die Knospe zwischen Verdichtung und Ausdehnung

Der deutsche Begriff »Knospe« geht auf eine umfangreiche Gruppe von germanischen Wörtern zurück, die mit kn- anlauten, beispielsweise »Knoten«, »Knopf«, »Knorpel«, »Knorren«, »Knorz« und »Kneten«, die jeweils die Bedeutung von »zusammenballen, zusammendrücken« haben. Eine Knospe ist also etwas »Zusammengeballtes«. Botanisch gesehen sind in Knospen Stängel mit Blattanlagen (Laubknospen), Blütenanlagen (Blütenknospen) oder beide zusammen (gemischte Knospen) auf kleinstem Raum zusammengestaucht.

Ein früherer, teilweise noch gebräuchlicher Begriff für »Knospe« ist »Auge«. Damit drückte der Volksmund die Formverwandtschaft der Knospe mit dem Sehorgan aus. Während man beim Begriff »Knospe« eine verinnerlichende Bewegung assoziiert (»zusammenballen«), schwingt mit dem Wort »Auge« eine veräußernde Richtung mit. Der Mensch fühlt sich durch die Knospe von der Pflanze angeschaut. Die Bedeutungen der Begriffe »Knospe« und »Auge« treffen gleichermaßen zu. Die Knospe hat das gesamte zukünftige Pflanzenorgan in sich verdichtet und wartet nur darauf, diese zum richtigen Zeitpunkt auszudehnen.

Verdichten und Ausdehnen, Einstülpen und Ausstülpen sind Manifestationen der Kräfte, die in der gesamten organischen Welt anzutreffen sind. Wir finden sie in allen Vorgängen des Lebens. Sie laufen immer in einem rhythmischen Nacheinander ab: Ein- und Ausatmen, Auf- und Abbau, Aufnehmen und Ausscheiden und so weiter.

Goethe war es, der in seinem Werk Die Metamorphose der Pflanzen den Gedanken der »Urpflanze« erstmals formulierte und darin das Blatt am Knoten des Stängels für pflanzentypisch erkannte. Der Knoten der Pflanze ist wie die Knospe reich an Meristemgewebe (Bildungsgewebe) und verdichtet die lebendige organische Kraft, um sie dann, ähnlich der Knospe, in ein neues Pflanzenorgan auszudehnen, das Blatt, Stängel oder Wurzel sein kann.

Trägerin der Lebenskraft

Die Knospe ist ähnlich einem Samenkorn Trägerin der unverbrauchbaren Lebenskraft, die (ohne jegliche Verschleißerscheinungen zu zeigen) über unvorstellbare Zeiten hinweg jedes Jahr erneut aufgeht und auf vielfältige Weise Grundlage jedes Lebens ist – einer Lebenskraft, die es der modernen Naturwissenschaft zufolge gar nicht gibt, die in ihren Augen entweder ein verstaubtes Konzept veralteter Medizinsysteme oder ganz einfach esoterischer Humbug ist, da man sie mit den Werkzeugen der Naturwissenschaft nicht messen kann. Trotz der Unwägbarkeit dieser numinosen Kraft wurde sie zu allen Zeiten und in allen Kulturen wahrgenommen und erhielt viele unterschiedliche Namen und Darstellungen. Einen beredten, auf (vor)bildhafte Weise entstandenen Begriff dieser Kraft schenkte uns die Benediktineräbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179). Sie gab ihr den Namen »Viriditas« – »Grünkraft« –, die aus Gott kommt und aus ihm immer wieder regeneriert werden muss. Krankheit ist ihrer Lehre gemäß ein Mangel an Viriditas, die zu »Ariditas« (»Trockenheit«) führt. Ziel einer jeglichen Behandlung sei zuvorderst die Stärkung der Viriditas. Dazu erteilte Hildegard in ihrem literarischen Werk viele bis zum heutigen Tag sinnvolle Ratschläge.

Nicht umsonst brauchte sie die Farbe Grün, um etwas in Worte zu kleiden, was ihr so sehr am Herzen lag und in ihren Werken immer wieder zur Sprache kommt. Im europäischen Kulturraum wird jeder Mensch mit der Farbe Grün die Pflanzenwelt in Verbindung bringen, die uns die meiste Zeit des Jahres über begleitet und für so gewöhnlich gehalten wird, dass man sie im Alltag kaum würdigt. Erst nach einem schneereichen Winter, wenn die frisch sprossende Vegetation ihre überbordende Grünkraft auf Mensch und Tier überträgt, werden wir ihrer wieder bewusst. Dann ist die Jahreszeit gekommen, in der unsere Vorfahren ausgelassene Frühlingsfeste feierten – jene Feste, bei denen es immer um die Wiederauferstehung der Natur geht, die Erneuerung der Lebenskraft, die alles und jeden mit der unerschöpflichen Quelle des Lebens verbindet.

Aus der Sonne stammt letztendlich das Grün der Pflanzen. Im Blattgrün (Chlorophyll) wird über die Photosynthese aus Licht die Grundlage des Lebens geschaffen. Aus diesem Grund auch sind Pflanzen, allen voran die Bäume, Symbole des Lebens. Menschen und Pflanzen verhalten sich zueinander wie die Farben Grün und Rot. Sie sind einander komplementär. Der rote Blutfarbstoff des Menschen, das Hämoglobin, und das pflanzliche Chlorophyll sind strukturell bis auf ein Spurenelement nah verwandt. Das Hämoglobin enthält Eisen an derselben Stelle, wo sich beim Chlorophyll Magnesium befindet. Das Eisen gibt die rote, das Magnesium die grüne Farbe. Die nahe Verwandtschaft des Chlorophylls mit dem Hämoglobin kann der menschliche Organismus sogar für den eigenen Blutaufbau nutzen. Der Verzehr chlorophyllreichen Gemüses unterstützt nachweislich die Bildung von roten Blutkörperchen und Hämoglobin im roten Knochenmark. Ebenso sind Mensch und Pflanze durch den Austausch von Kohlendioxid und Sauerstoff im Atemprozess verbunden.

Selbst wenn die Lebenskraft im naturwissenschaftlichen Sinne nicht zu beweisen ist, so kann man sie naturwissenschaftlich auch nicht widerlegen. Eines aber dürfte klar sein: Jeder Einzelne ist dazu in der Lage, sie zu erleben, zu fühlen und in ihren Wirkungen zu beobachten.

Botanische Betrachtung der Knospe

Botanisch betrachtet sind Knospen Sprossanlagen. Sprossen setzen sich zusammen aus der Sprossachse und den Blättern.

End- oder Apikalknospen

Endknospen sind die Enden eines sich in Entwicklung befindlichen Sprosses (»apikal« bedeutet » an der Spitze eines Organs gelegen).

Seiten- oder Achselknospen

Achselknospen bilden sich in den Achseln der Blätter, am Übergang des Blattstiels in den Stängelknoten. Das Blatt, das die Knospe in seiner Achsel trägt, wird ihr »Trag-« oder »Mutterblatt« genannt. Die Achselknospen sind für die Verzweigung des Stängels verantwortlich. Anders als die Endknospen treiben die Achselknospen nicht alle aus. So kann bei vielen Laubbäumen ein Teil der Achselknospen als schlafende Knospen bis zu mehreren Jahren in Ruhe verharren. Sie werden in dieser Ruhezeit von der Rinde überwallt und treiben erst aus, wenn Bedarf besteht.

Knospen können unterschiedliche Entwicklungen nehmen. Wir unterscheiden:

•Blattknospen: entwickeln einen nur mit Blättern versehenen Spross.

•Tragknospen: entwickeln einen blütentragenden Spross.

•Blütenknospen: stellen unentfaltete Blüten dar.

Der Aufbau einer Blattknospe

Die Knospe besteht aus:

• Knospenachse, dem verkürzten Stängelanteil,

• dem apikalen Meristem,

• den Blattprimordien,

• den Anlagen der Seitenzweige,

• den jungen Blättern,

• den Knospenschuppen, die verdickte Blätter sind und nicht immer vorkommen müssen.

Knospen, die keine Knospenschuppen besitzen, werden »Nacktknospen« genannt. Die jungen Blätter umhüllen das apikale Meristem und schützen so die Knospe. Als »Primordien« bezeichnet man die wenig differenzierten ersten Anlagen beziehungsweise Vorstufen von Organen (vom lateinischen primordium für »Anfang, Ursprung«).

Dr. Pol Henry und die »Phytoembryotherapie«

Im Jahr 1959 stellte der belgische Arzt, Homöopath und Naturforscher Dr. Pol Henry (1918– 1988) erstmals seine Forschungsergebnisse mit embryonalem Pflanzengewebe in der Zeitschrift Archives Homéopathiques de Normandie vor. In den darauffolgenden Jahren erschienen etliche wissenschaftliche Artikel von Dr. Henry und anderen Forschern zu diesem Thema.

Die Idee, embryonales Gewebe zu therapeutischen Zwecken einzusetzen, war bereits 1931 unter dem Namen »Frischzellentherapie« von dem schillernden Genfer Arzt und Sanatoriumsdirektor Dr. Paul Niehans (1882–1971) eingeführt worden. In der Frischzellentherapie werden speziell verarbeitete Zellen aus Tierföten (meist Kälbern oder Lämmern) zu Präparaten verarbeitet, die kurmäßig injiziert werden, um eine allgemein belebende und verjüngende Wirkung auf den menschlichen Organismus zu erzielen. Heute ist diese Therapieform allerdings unbedeutend geworden.

Dr. Henry, der mit Dr. Niehans befreundet war, untersuchte nun die Wirkung pflanzlichen Embryonalgewebes auf den Menschen. Anders als bei der Niehans’schen Frischzellentherapie kamen Injektionen dabei nicht zur Anwendung. Die innerliche Verabreichung geschieht auch heute noch immer oral. Die erste vertiefte Knospenanwendung erfolgte mit der Moorbirkenknospe (Betula pubescens), bei der Dr. Henry eine anregende Wirkung auf die Kupffer’schen Sternzellen der Leber entdeckte und somit ein in der Heilpflanzenkunde bisher unbekanntes Anwendungsgebiet für diese Knospen erschloss.

Die Erfahrungen, die Dr. Henry mit Extrakten aus embryonalem Pflanzengewebe an seinen Patienten gewinnen konnte, übertrafen seine Erwartungen bei Weitem. Er vertiefte und optimierte seine Methode ständig. Die erste Veröffentlichung, in der er sie 1959 vorstellte, trug den Namen Phytembryothérapie. Thérapeutique par les extraits embryonnaires végétaux. Es blieb aber nicht lange bei der Bezeichnung »Phytembryothérapie«. 1964 erschien in der Reihe der von der FFSH (Fédération Française des Sociétés d’Homéopathie – Société Médicale de Biothérapie) herausgegebenen Cahier de biothérapie erstmalig der Begriff »Gemmothérapie«. Dieser Begriff geht auf Dr. Max Tétau (1927–2012) zurück, einen langjährigen Mitarbeiter und Freund Dr. Henrys, und ist bis heute die Bezeichnung dieser relativ jungen Heilmethode. Im Jahr 1982 veröffentlichte Dr. Henry im Eigenverlag das Buch Gemmothérapie thérapeutique par les extraits embryonnaires végétaux, das als sein Vermächtnis gilt.

Ein Meilenstein für die Gemmotherapie war das Jahr 1965, als die Arzneimittelherstellung von Gemmotherapeutika in die Pharmacopée française aufgenommen wurde und damit offizielle Anerkennung erhielt. 2011 wurde das Herstellungsverfahren schließlich ins europäische Arzneibuch aufgenommen, die Pharmacopoea Europaea, und den homöopathischen Arzneimitteln zugeordnet. Heute sind Gemmotherapeutika in allen europäischen Ländern, in den USA, Australien und Neuseeland erhältlich. Die größte Verbreitung hat die Therapie in Italien und den frankophonen Ländern. Im deutschsprachigen Europa gewinnt die Gemmotherapie immer mehr Anhänger, in der deutschsprachigen Schweiz ist sie heute recht gut bekannt.

Aber, so stellt sich die berechtigte Frage, ist die Anwendung von embryonalem Pflanzengewebe, vor allem der Knospen, innerhalb der Heilkunde wirklich etwas so Neues? Ganz sicher nicht! Die ländliche Bevölkerung nutzt bis zum heutigen Tag die stoffwechselanregenden und »verjüngenden« Kräfte frischer Pflanzentriebe von Kraut, Strauch und Baum zu Frühjahrskuren. Ein herausragender Vertreter der naturverbundenen Volksheilkunde, der Schweizer »Kräuterpfarrer« Johann Künzle (1857–1945), empfahl in seinem Buch Chrut und Uchrut das Sammeln von jungen Schossen (jungen Trieben) aller Dornenarten, um sie in wässriger Abkochung kurmäßig einzunehmen. Er schrieb dazu: »Dieser Tee reinigt und säubert den ganzen Leib. Hat schon ganz elend kranke Menschen wieder gesund und blühend gemacht.« Man darf sicher davon ausgehen, dass er mit seiner auf Naturbeobachtung basierenden Empfehlung nicht allein steht, sondern dass solche Mittel zu allen Zeiten von naturnah lebenden Menschen angewendet wurden.

Wir finden auch historische Zeugnisse von Knospenanwendungen zu Heilzwecken, die bis ins alte Ägypten reichen. Die in Essig eingelegten Kapern, Blütenknospen des Kapernstrauchs (Capparis spinosa), begleiten den Menschen nachweislich schon seit 7800 Jahren als Gewürz, Nahrungs- und Heilpflanze. Ebenfalls eine seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. in chinesischen und ayurvedischen Medizinaltexten erwähnte Blütenknospe ist die Gewürznelke (Syzygium aromaticum), die nebst aromatisierenden Eigenschaften heute als eines der besten Antioxidanzien gilt. Die frischen und getrockneten Pappelknospen werden ebenfalls seit mehreren tausend Jahren medizinisch verwendet. Berühmt ist die Pappelknospensalbe, die bereits seit der Antike gegen Hautschrunden und Hämorrhoiden eingesetzt wird. Auch der weiße und grüne Spargel, der wegen seiner entwässernden und stoffwechselanregenden Wirkung geschätzt wird, gehört dazu. Es handelt sich dabei ebenfalls um ein stark im Wachstum befindliches Pflanzenorgan, das eigentlich der Spross einer sich entwickelnden Staude ist. Früher wurde Spargel zur Gesunderhaltung vor allem in Klostergärten angebaut.

Die heilige Hildegard von Bingen war eine wichtige Vertreterin der frühmittelalterlichen Heilkunde. Sie hat uns über ihre zwei Bücher Physica und Causae et Curae einen unschätzbaren Einblick in die Medizin ihrer Zeit gewährt. Darin beschreibt sie unter anderem die Heileigenschaften von Bäumen und Sträuchern und gibt dabei auch detaillierte Informationen zur Anwendung von Birken-, Schwarze-Johannisbeeren-, Esskastanien-, Heckenrosen-, Eschen-, Pappel-, Apfelbaum- und Lindenknospen. Damit betrieb die Äbtissin vom Rupertsberg eine differenziertere Knospentherapie und hielt diese auch schriftlich fest.

Es ist Dr. Pol Henry, Dr. Max Tétau und ihrem Team zu verdanken, dass die Kraft der Knospen heute für die naturheilkundliche Therapie wieder zur Verfügung steht.

Knospen in der Küche

Pflanzliches Embryonalgewebe lässt sich neben der kurmäßigen Einnahme von Gemmomazeraten auch in anderer Form nutzen. Frische, an Embryonalgewebe reiche Pflanzenteile kann man gut in der Küche einsetzen. Ihre Integration in den Speiseplan bringt neben dem gesundheitlichen Aspekt durchaus auch eine kulinarische Bereicherung. Am besten eignen sich Blatt- und Blütenknospen, ebenso Schösslinge sowie Sprossen und Keimlinge. Im Falle der Sprossen und Keimlinge besteht der Vorteil, dass sie das ganze Jahr über mit wenig Aufwand zur Verfügung stehen. Knospen und Schösslinge sind Teil der Wildkräuterküche und finden schon länger regen Anklang in der sogenannten »wilden Küche«.

Viele Zubereitungsformen für diese natürlich gewachsenen Vitalstoffbomben sind bekannt, doch bietet der Genuss der rohen Knospen und Schösslinge den höchsten Gehalt der gewünschten Vitalstoffe.

Die Auswahl der jeweiligen Knospen und Schösslinge erfolgt am besten nach jeweiliger Geschmacksvorliebe. Für den interessierten Anfänger eignen sich beispielsweise die geschlossenen und geöffneten Knospen sowie kürzlich aufgegangenen Blätter von Linde, Eiche und Esskastanie. Diese sind von mildem, leicht aromatischem Geschmack und den allermeisten Menschen angenehm. Wer es gern stark aromatisch bis balsamisch mag, wird Birke, Pappel, Tanne und Fichte wählen.

Eine Sonderstellung nimmt die Lärche ein. Diese bietet äußerst geschmackvolle weibliche und männliche Blütenknospen und Blüten mit den dazugehörigen jungen Blattnadeln.

Einen außergewöhnlichen Geschmack – fruchtig und typisch – haben auch die geschlossenen und geöffneten Knospen und frischen Blätter des Schwarzen Holunders und der Schwarzen Johannisbeere. Manchmal etwas fade, aber dennoch eine Bereicherung sind die Blattknospen und jungen Blätter von Haselnuss, Himbeer, Rotbuche, Hainbuche und Ulme. Säuerlich bis sauer sind die Knospen, Schösslinge und jungen Blätter von Weißdorn, Hundsrose, Berg- und Feldahorn.

Nur für »Profis« eignen sich die Knospen des Walnussbaums und der Gewöhnlichen Esche, diese können bisweilen extrem bitter-scharf sein und werden hauptsächlich in kleinen Mengen zum Aromatisieren genutzt. Ein interessantes Erlebnis bietet sicher auch die Ebereschenknospe. Sie schmeckt lieblich bitter und erinnert an Amaretto mit einer eindeutig wärmenden und anregenden Wirkung.

Die Feigenknospe gehört zwar zu den Favoriten des Autorenteams, dennoch muss vor einer allfällig schleimhautreizenden Wirkung ganz klar gewarnt werden! Wer den stark bitteren Geschmack mag, ist mit der Fliederknospe reich beschenkt. Wegen der intensiv verklebenden Eigenschaften ist die Rosskastanienknospe nicht zu empfehlen. Verwendet man sie trotzdem, wird man das bestimmt nie vergessen!

Will man Knospen zum ersten Mal kosten, sollte man unbedingt eine Flasche Wasser dabeihaben, um nötigenfalls den Mund-Rachen-Raum spülen zu können!

Während Knospen, junge Blätter und Schösslinge zur saisonalen wilden Küche gehören, können Sprossen und Keimlinge wie gesagt ganzjährig verwendet werden. Besonders im Winter, wenn Frisches oft aus der Ferne kommt, bietet es sich geradezu an, diese selbst zu ziehen. Mit entsprechender Ausrüstung und der richtigen Anleitung gelingt diese Aufzucht leicht.

Naturwissenschaft und Embryonalgewebe

Wie viele naturheilkundlich orientierte Therapierichtungen ist auch die Gemmotherapie bestrebt, mit ihrer Heilmittelherstellung das Optimum an Lebenskraft aus der pflanzlichen Grundsubstanz zu gewinnen. In dieser Beziehung geht die Gemmotherapie den direktesten Weg, sie bedient sich als Ausgangsmaterial des Pflanzengewebes, das am meisten Leben enthält, und das ist eindeutig das zellteilungsaktivste Gewebe der Pflanze: das aus undifferenzierten embryonalen Zellen bestehende Meristemgewebe. Dieses Gewebe hat die erstaunliche Eigenschaft, potenziell unsterblich zu sein; das heißt, es behält seine Teilungsfähigkeit ein Leben lang bei und scheidet ständig sich später differenzierende Zellen ab, ohne jemals selbst auszudifferenzieren.

Aus jeder dieser undifferenzierten Zellen, besser bekannt als Stammzellen, ist es unter Laborbedingungen möglich, eine vollständige Pflanze zu bilden, einen Klon. Orchideen, die in großen Mengen zum Verkauf in Pflanzencentern angeboten werden, sind ein gutes Beispiel hierfür. Bei jeder dieser Orchideen handelt es sich um einen aus einer Stammzelle hervorgegangenen Klon. Diese Art der Pflanzenzucht wird »Meristemkultur« genannt. Das bedeutet, dass die Stammzelle und das aus ihr bestehende Meristem die Information der gesamten Pflanze in sich enthält. Mit anderen Worten: Das in den Meristemen enthaltene embryonale Gewebe bietet das Maximum an möglichen Lebenskräften der Pflanze.

Die Gemmotherapie nutzt als Ausgangsmaterial hauptsächlich die Meristeme von Knospen und jungen Trieben. Würzelchen und die Innenschicht von Rinden sowie Samen werden ebenfalls, aber seltener verwendet.

Bei Mazeraten (vom lateinischen macerare für »einweichen«) werden Körper oder Gegenstände einige Zeit der Wirkung einer Flüssigkeit wie Wasser oder Alkohol ausgesetzt (siehe auch das Kapitel »Die Herstellung der Gemmotherapeutika« im Anschluss an die Knospenmonografien). Gemmomazerate enthalten:

• die Information der gesamten Pflanze,

• stoffliche Substanzen, die in adultem Gewebe nicht mehr vorhanden sind (dies ist allerdings abhängig vom Entwicklungsstadium des gesammelten Pflanzenguts),

• bereits Stoffe, die ebenfalls in adultem Gewebe vorhanden sind (auch dies ist abhängig vom Entwicklungsstadium des gesammelten Pflanzenguts) sowie

• große Mengen pflanzlich gelöster Mineralien, die vom menschlichen Organismus durch die von der Pflanze geleistete Assimilation sehr gut resorbiert werden können.

Die unverdünnten Gemmomazerate enthalten weit mehr materiell fassbare Wirkstoffe als die verdünnten Gemmomazerate. Eine D1-Verdünnung enthält durch die Verdünnung (10 zu 1) also zehnmal weniger Inhaltsstoffe (D vom lateinischen decem für »zehn«). Die Wirkung der Gemmomazerate basiert, wie die Erfahrung hinlänglich beweist, allerdings nicht ausschließlich auf dem Vorhandensein von substanziell fassbaren Wirkstoffen, sondern weitaus mehr auf der substanziell nicht fassbaren Dynamis (Prinzip der Veränderung).

Die vier unterschiedlichen Meristemtypen

Nach der Lage der innerhalb der Pflanze auftretenden Meristeme werden in der Botanik vier Formen unterschieden:

1Apikale Meristeme (Scheitelmeristeme): Sie befinden sich an der jeweiligen Spitze von Wurzel und Spross. Apikale Meristeme bilden die eigentlichen Urmeristeme, die bei der Keimung Spross- und Wurzelpol definieren. Sie sind besonders teilungsaktiv und dadurch maßgeblich am Wachstum, vor allem am Längenwachstum, der Pflanze beteiligt. Alle anderen Meristemformen leiten sich vom Urmeristem ab.

2Restmeristeme: Sie stammen von den Apikalmeristemen ab und befinden sich in der Umgebung von bereits ausdifferenziertem, spezifischem Gewebe. Sie sind unter anderem für die Streckung des Zwischenknotenbereichs der Sprossachse und für das Dickenwachstum sowie die Bildung von Seitenwurzeln zuständig.

3Meristemoide: Das sind teilungsaktive Zellen ohne Stammzellen, sie enthalten also kein embryonales Gewebe und werden daher letztlich alle zu Dauerzellen umgewandelt. Sie werden häufig als kleine Nester in den Differenzierungszonen von Sprossen und Blättern gefunden. Im Gegensatz zu echten Meristemen sind sie nicht ein Leben lang teilungsaktiv.

4Laterale Meristeme (Sekundärmeristeme): Sie sind für das Breitenwachstum und den Wundverschluss verletzter Pflanzenorgane zuständig.

Die drei Grundgewebeformen von menschlichem und pflanzlichem Organismus

Der menschliche Organismus entwickelt sich im embryonalen Stadium aus drei Keimschichten (auch »Keimblätter« genannt):

1 Entoderm (innere Keimschicht),

2 Mesoderm (mittlere Keimschicht) und

3 Ektoderm (äußere Keimschicht).

Jedes unserer Organe enthält Anteile aus diesen drei Keimschichten. Die Organe lassen sich aber entwicklungsmäßig auf eine hauptsächliche Keimschicht zurückverfolgen:

1 Das Entoderm bildet vor allem den Verdauungstrakt mit seinen Drüsen und die Atmungsorgane: Verdauungstrakt außer Mundhöhle und After, Leber, Pankreas, Schilddrüse, Thymus, Atmungstrakt, Harnblase, Harnröhre.

2 Das Mesoderm bildet vor allem Knochen, Muskeln und Gefäße: Skelettmuskulatur, Bindegewebe, glatte Muskulatur der Eingeweide, Herz, Blutgefäße, Blutkörperchen, Milz, Lymphknoten, Lymphgefäße, Nebennierenrinde, Nieren, Keimdrüsen, innere Geschlechtsorgane, Mikroglia (das sind sogenannte Immuneffektorzellen des zentralen Nervensystems).

3 Das Ektoderm bildet vor allem die Haut und das Nervensystem, die Sinnesorgane und die Zähne.

Auch die Pflanze entwickelt aus dem Urmeristem (apikales Meristem) drei Grundgewebe, aus denen sich weitere Pflanzenorgane differenzieren:

1 Das Präkambium bildet das Leitgewebe einer Pflanze mit Transport- und Stützfunktion. (»Kambium« steht für »Teilungsgewebe« [vom lateinischen cambium für »Wechsel«].)

2 Das Grundmeristem bildet das Markgewebe und das sekundäre Korkkambium. Es füllt die Lücke zwischen Protoderm und Präkambium aus, unterhält die meisten Stoffwechselfunktionen einer Pflanze und ist damit unter anderem für die Photosynthese zuständig.

3 Das Protoderm bildet das äußere Abschlussgewebe mit Schutzfunktion.

In der Entwicklungsgeschichte von menschlichem (wie auch tierischem) und pflanzlichem Organismus können wir innerhalb der embryonalen Entwicklung eine verblüffende Verwandtschaft von Pflanze und Mensch erkennen.

Die Tatsache, dass das differenzierte organische Leben in drei Gewebsschichten seinen Ursprung hat, erinnert unter anderem an das alte alchemistische Konzept der Tria Principia (Drei Prinzipien), dem wir in den Werken des Arztes und Philosophen Paracelsus (1493–1541) begegnen. Die drei universalen Kräfte Sal, Merkur und Sulfur konstituieren die gesamte Welt. Vereinfacht ausgedrückt, lässt sich die Wirkung dieser drei Prinzipien in den drei klassischen Aggregatzuständen erleben. Sal wird im Festen, Merkur im Flüssigen und Sulfur im Gasförmigen erlebbar. Das entsprechende Zusammenspiel dieser drei Kräfte bedingt gemäß der alchemistischen Lehre Harmonie oder Disharmonie.

Die Tria Principia lassen sich sinnvoll mit den drei Keimschichten von Mensch und Pflanze verbinden:

Mensch

Tria Principia

Pflanze

Entoderm

Sulfur

Präkambium

Mesoderm

Merkur

Grundmeristem

Ektoderm

Sal

Protoderm

Die Gemmomazerate, die die Kräfte des sich entwickelnden, ausdifferenzierenden Stadiums der pflanzlichen Keimschichten nutzbar machen, sind naturgemäß in hohem Maße Träger der ausbalancierenden Kräfte der drei Prinzipien Sulfur, Merkur und Sal.

Die biochemische Analyse der Knospen

Im Frühling, wenn die Knospen durch spezifische Pflanzenhormone aus ihrem Winterschlaf geweckt werden, beginnt der Primärstoffwechsel die in der Knospe gespeicherten Baustoffe Stärke, Fette und Eiweiße zu mobilisieren. Zusätzlich werden sie mit mineralienreichen Säften versorgt, die durch ein immenses Netz von Leitbündeln fließen, welche in den Wurzeln beginnen und bis zu den Knospen führen. So beginnt die unglaubliche Aktivität der Zellteilung. Im Falle einer Rosskastanienknospe entsteht innerhalb kurzer Zeit ein bis zu einem Meter langer beblätterter Spross mit majestätischem Blütenstand. Eine enorme Leistung!

Gesteuert wird die Knospenaktivität hauptsächlich durch fünf Gruppen von Pflanzenhormonen:

• die überwiegend wachstumsfördernden Auxine, Gibberelline und Cytokinine sowie

• die hemmenden Phytohormone Abscisinsäure und Ethylen.

Auxine sind die ersten Pflanzenhormone, die 1926 entdeckt wurden. Sie haben folgende Hauptfunktionen:

• Sie regen das Längenwachstum der Pflanze an.

• Sie vermitteln die Lichtzugewandtheit (Phototropismus) der oberirdischen Pflanzenteile und

• die Schwerkraftausrichtung (Gravitropismus) der Wurzeln.

• Sie fördern das Wachstum der Sprossspitze gegenüber Seitentrieben (Apikaldominanz),

• regen die Zellteilung und Zelldifferenzierung an, sind dadurch wichtig für die Wundheilung, und

• verlangsamen den Alterungsprozess der Pflanze.

Gibberelline wurden ebenfalls 1926 kurz nach den Auxinen entdeckt. Ihre Hauptwirkungen:

• Sie stimulieren den Aufbau von Meristemgewebe,

• regen die Keimung sowie

• die Blütenknospen zum Blühen an und

• sind für die Geschlechtsdifferenzierung der männlichen Blüten zuständig.

Cytokinine wurden 1940 entdeckt und sind in ihrer Wirkung den Auxinen sehr nahe. Ihre Hauptwirkungen:

• Sie regen den Stoffwechsel der jungen Pflanzentriebe sowie

• die Zellteilung an.

• Sie fördern das Längenwachstum,

• stimulieren die Produktion von Chlorophyll und

• verzögern den Alterungsprozess der Pflanze.

Abscisinsäure wurde 1963 entdeckt und früher »Dormin« genannt. Ihre Hauptwirkungen:

• Sie leitet die Ruhe der Samen, Knospen und anderer Pflanzenteile ein und hält sie aufrecht.

• Sie erhöht die Wassernutzungseffizienz bei Trockenheit und die Abwehrkapazitäten der Pflanze.

Ethylen hat die folgenden Hauptwirkungen:

• Es regt die Blütenentwicklung,

• die Früchtereifung sowie

• den Blattabwurf an und

• fördert das Absterben von Pflanzenteilen.

Zu den weiteren Inhaltsstoffen, die gehäuft in Knospen vorkommen, gehören die Nukleinsäuren (RNS, DNS). Sie sind Ausdruck der hohen Zellteilungsaktivität. Mineralstoffe und Spurenelemente werden im Frühling durch den Baum beziehungsweise Strauch vom Boden in das junge Pflanzengewebe geführt. Diverse Enzyme mit katalytischen Funktionen sind Ausdruck erhöhter Stoffwechselfunktionen innerhalb des teilungsaktiven Gewebes.

Außerdem sind Inhaltsstoffe aus dem sekundären Pflanzenstoffwechsel zu nennen, die knospenspezifisch wie auch im ausgewachsenen Gewebe der Pflanze vorkommen. Im Meristemgewebe sind häufig auch deren chemische Vorstufen vorzufinden. Diese Stoffe variieren allerdings stark. Sie sind auch deutlich abhängig von der Entwicklungsstufe der jeweiligen Knospe. Ein Beispiel sind Anthocyane, die unter anderem eine wichtige Sonnenschutzfunktion für das Pflanzengewebe haben und an ihrer violetten Farbe zu erkennen sind. Bei manchen Knospen sind sie unabdingbar wichtig, da die ebenfalls vor Sonne schützende, grünfarbige Chlorophyllbildung erst später einsetzt.

Wirkungsbestimmende Inhaltsstoffe aus dem Sekundärstoffwechsel der Knospen sind Vitamine, Harze, ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Saponine und viele andere mehr. In den nun folgenden Knospenmonografien sind sie aufgeführt, soweit sie uns in diesem Zusammenhang relevant erscheinen. Für tiefer gehende Informationen über die Wirkung dieser Stoffe in pflanzlichen und menschlichen Organismen empfehlen wir die Lektüre der entsprechenden Fachliteratur.

Knospenmonografien

Im folgenden Kapitel stellen wir 56 Gemmomazerate vor. Dabei werden die Pflanzen, aus deren Knospen und Triebspitzen man die Gemmomazerate herstellt, ihrem Wesen nach porträtiert. Ebenso werden die für die Gemmotherapie relevanten Pflanzenteile, Inhaltsstoffe, Indikationen und ihre humoralen und herbalastrologischen Wirkaspekte aufgezeigt. Diese Informationen bilden die Basis für das Verständnis der Anwendung und Dosierung der Gemmomazerate zu den einzelnen Erkrankungen.

ACERACEAE (AHORNGEWÄCHSE)

Acer campestre, FeldahornAceraceae

Die Knospe, die Ideal und Realität verbindet

Das Wesen der Pflanze

Der Feldahorn ist als sparriger Busch oder mittelgroßer, bis 22 Meter hoch werdender Laubbaum in weiten Teilen Europas, in Nordafrika und Kleinasien verbreitet und kann bis zu 200 Jahre alt werden. Man findet ihn vor allem in Laubmischwäldern der Ebene und des Hügellandes, seltener in den Voralpen oder Alpen. Er stellt wenig Ansprüche an den Boden, meidet aber nasse, stark saure oder tonige Böden und ist einigermaßen salzverträglich.

Charakteristisch sind seine Zweige, die häufig Korkleisten aufweisen, sowie seine milchsaftführenden Blattstiele. Die Rinde ist hellgrau bis braun und bei älteren Exemplaren annähernd rechteckig gefeldert. Die meist zwittrigen, gelbgrünen Blüten sind zu zehn bis zwanzig Stück zu einer Rispe zusammengefasst und locken viele Insekten zur Bestäubung an. Der Feldahorn ist eine geschätzte Bienenweide. Die Früchte bestehen aus zwei ovalen Fruchtblättern, die im 180-Grad-Winkel zueinander stehen. Diese Doppelflügelfrüchte werden im Herbst vom Wind verbreitet.

Der Feldahorn wird auch »Knackbaum« oder »Maßholder« genannt. Sein Holz ist ausgesprochen zäh und fest und darum beliebt für Drechsler- und Schnitzarbeiten und für Werkzeugteile. Die jungen Blätter wurden früher nach einer Art Sauerkrautgärung gegessen (»Maß« stammt vom altgermanischen matlu für »Speise«). Ebenfalls wurden seine Blätter gern dem Weidevieh verfüttert. In der Kosmetik spielen Extrakte aus den Feldahornknospen aufgrund ihrer befeuchtenden Wirkung für die Haut eine wichtige Rolle.

Im Feldahorn erleben wir einen Baum, der Stagnationen zu lösen vermag, die mit einer Diskrepanz von außen und innen, von Ideal und Realität zusammenhängen.

Verwendete Pflanzenteile für das Gemmomazerat

Frische Blattknospen.

Sammelzeit: März bis April.

Inhaltsstoffe der Knospen

Gerbstoffe, Phytosterin, Allantoin, Cholin, Zucker.

Vitamin A, B1, B2, B3, B5, B6, Folsäure, Calcium, Enzyme.

Wirkung des Gemmomazerats

Das Feldahorn-Gemmomazerat wirkt vor allem auf das Leber-Gallen-System und die damit verbundenen Stoffwechselvorgänge. Es verhindert Verdichtungen und Ablagerungen wie beispielsweise Sand- und Steinbildungen und darf darüber hinaus als eine Art Jungbrunnen für dieses System betrachtet werden. Es wirkt ebenfalls ausgleichend auf das zentrale und periphere Nervensystem bei Übererregtheit und Nervosität, was oft seinen Ursprung in Stauungen des Leber-Gallen-Systems hat. Die Knospen des Feldahorns haben auch eine direkte Wirkung auf die Arterienwände.

Eiförmige Knospen mit rotbraunen, behaarten Schuppen. Endknospe größer als die gegenständigen Seitenknospen.

Fünflappige, gegenständige Blätter mit grünglänzender Oberseite.

• Regt die Gallenbildung und den Gallenfluss an und hilft, die Galle zu verflüssigen.

• Über die Anregung der Leber werden erhöhte Cholesterin- und Blutfettwerte normalisiert.

• Regt die Nieren an, verhindert Steinbildungen im Harnsystem.

• Wirkt reizmildernd auf alle Körperoberflächen und ernährt diese.

• Wirkt allgemein entzündungswidrig.

• Vermindert Entzündungen und Ablagerungen der Innenschicht von Arterien.

• Immunstärkende Wirkung mit nachweislicher Wirkung gegen Pilze und Viren.

• Wirkt allgemein beruhigend.

Indikationen

Verdauungstrakt: Verkrampfung der Gallenwege, Gallenblasenentzündung, Gallensteine, Leberinsuffizienz, Diabetes Typ 2.

Immunsystem: Stärkt das Immunsystem, wirkt gegen Pilze und Viren, Gürtelrose und ihre Folgen.

Haut: Trockene Haut, Ekzeme, Hautausschläge.

Nervensystem: Kopfschmerzen, Schwindel, Neuralgien, Guillain-Barré-Syndrom.

Blut: Hypercholesterinämie, Thrombosenneigung.

Gefäßsystem: Vorbeugung und Behandlung der Arteriosklerose.

Harntrakt: Harntreibend. Nierengrieß.

Seelische Aspekte: Der Feldahorn eignet sich für Menschen, die Bescheidenheit nach außen hin leben, aber im Verborgenen hohe Erwartungen pflegen. Daraus entsteht oft das Bedürfnis, »etwas in sich hineinzustopfen«, sowohl im materiellen als auch im energetischen Sinn. Die Folge sind Stagnationen, die meist hitziger Natur sind. Typische körperliche Symptome sind Druckgefühl unterhalb des rechten Rippenbogens oder das wiederkehrende Gefühl eines »Froschs im Hals«. Hier wirkt der Feldahorn lösend, entspannend und unterstützt den Menschen, ohne Umwege zu seinen Bedürfnissen stehen zu können.

Bewährte Kombinationen

+ Rosmarinus officinalis + Fraxinus excelsior bei Gallenblasenproblemen

+ Olea europaea bei beginnender Arteriosklerose

+ Juglans regia bei Diabetes Typ 2

+ Ficus carica bei Nervosität und psychosomatischen Beschwerden sowie Bulimie

+ Tilia tomentosa bei undefinierten Angststörungen (Phobie)

+ Rosmarinus officinalis bei Leberschwäche

+ Juniperus communis bei erhöhten Blutfettwerten

+ Cedrus libani bei trockener Haut

Humorale Eigenschaften

Geschmack: Süß, leicht zusammenziehend.

Qualitäten: Kalt, feucht.

Wirkung: Leitet Chole und Melanchole aus, vermehrt gutes, nahrhaftes Phlegma.

Planetensignaturen

Hauptaspekte

Jupiter: Gelappte, abgerundete Blätter, intensives Herzwurzelsystem. Laub eignet sich als Viehfutter.

Nebenaspekte

Merkur: Flügelfrüchte bildend. Schnelle Wuchsgeschwindigkeit (bis zu 50 Zentimeter jährlich).

Mond: Milchsaftführende Knospen und Blattstängel.

Mars: Pioniergehölz, sparriger Busch.

Acer pseudoplatanus, BergahornAceraceae

Die Reizschwelle erhöhende Knospe

Das Wesen der Pflanze

Der bis zu 30 Meter hoch werdende, sommergrüne Bergahorn ist die häufigste und imposanteste Ahornart Mitteleuropas. Seine eindrucksvolle Gestalt manifestiert sich allerdings nur als Solitärpflanze. Im Wald, wo er weit häufiger anzutreffen ist als auf freiem Feld, imponiert er aus Platzgründen weit weniger. Der Bergahorn bildet tiefe Wurzeln, die sich gleichzeitig auch weit in die Umgebung ausdehnen. Das macht ihn standfest gegen Steinschläge, Lawinen und Stürme. Der in seiner Jugend raschwüchsige Bergahorn bevorzugt kalkhaltige, tiefgründige und nährstoffreiche Böden. Staunässe und Streusalz verträgt er allerdings nicht gut. Er kann bis zu 500 Jahre alt werden. Auffallend ist seine Rinde. Als junger Baum ist sie graugrün bis rötlich braun und glatt, erinnert etwas an die Rinde der Rotbuche. Im höheren Alter geht die Farbe der Rinde ins Graubraune über und blättert sich schuppig ab.

Seine langstieligen, großen (circa 20 Zentimeter lang, 15 Zentimeter breit), gegenständig angeordneten Blätter sind fünflappig ausgeweitet und erinnern an eine Hand. Auf der Oberseite sind sie dunkelgrün, unterseits heller gefärbt und auf den Blattadern und in den Nervenwinkeln leicht behaart. Im Herbst färben sich die Blätter gelborange. Die einmal abgeworfenen Blätter verrotten relativ schnell zu wertvollem bodenverbesserndem Mull.

Männliche und weibliche Blüten sitzen am selben Baum. Die Bestäubung erfolgt über Insekten. Die nektarreichen Blüten bieten eine ausgezeichnete Bienenweide. Die Früchte teilen sich bei der Reife in zwei geflügelte Teilfrüchte, die propellerartig durch den Wind verbreitet werden.

Der Bergahorn steckt voller Vitalität. Er besitzt eine hohe Ausschlagekraft, und seine Fähigkeit der Wundheilung ist ebenfalls bemerkenswert.

Selbst im Halbschatten wächst er ausgesprochen gut. In den Bergen gehört er zu den Bäumen, die die Baumgrenze bilden.

Wie alle Ahornarten ist auch der Bergahorn sehr saftreich. Sein Saft ist reich an Zucker und wurde früher gewonnen, um Sirup, Essig, Zucker und sogar Schnaps herzustellen. Aus 20 Liter Bergahornsaft – der Menge, die man dem Baum in einem Tag etwa abzapfte – konnte beispielsweise ein halbes Pfund Zucker gewonnen werden.

Der historisch bekannteste Ahorn ist wohl der »Schwurbaum« bei Trun im Schweizer Kanton Graubünden. Unter seiner Krone wurde 1424 der Graue Bund gegen die mächtige Adelsfamilie der Habsburger geschworen. Dieser Baum lebte bis 1870.

Der Bergahorn symbolisierte Ruhe, Harmonie und Freude. Deshalb wurden aus seinem Holz oft Türschwellen gefertigt. In den Bergen wurden stattliche Exemplare nicht selten verehrt. Man opferte ihnen Bier und Wein und bat um ihren Segen.

Eiförmig-längliche Endknospe mit grüngelblichen Schuppen und braunem Rand.

Charakteristische ausladende Wuchsform eines frei stehenden Bergahorns.

Hildegard von Bingen empfahl den »kühlenden Baum« bei »hitzigen Krankheiten« wie zum Beispiel Fieber, Gicht und Entzündungen. Dabei wurden meist die frischen, gequetschten Blätter auf die entsprechenden Körperteile aufgelegt, um so die Hitze aus dem Körper »abzuleiten«.

Das helle und trotz der Härte gut zu bearbeitende Holz des Bergahorns ist beliebt in Möbel- und Innenausbau. Es gehört auch zu den wichtigsten einheimischen Hölzern für den Musikinstrumentenbau.

Im Bergahorn begegnet uns ein Laubbaum, der seine ausladende Wuchsform selbst in höheren Lagen beibehält, wo sich andere Bäume eher zusammenziehen und konzentrieren. Er trotzt somit den in Berghöhen vorherrschenden, konzentrierenden Kräften, lässt seine üppigen Säfte von einem Zentrum aus in die Peripherie fließen, das übrigens auch sehr schön im Aufbau seiner Blätter zu beobachten ist. Vom Übergang des langen Blattstiels zum Blatt (Spreitengrund) aus weiten sich fünf gut sichtbare Hauptadern in den Umkreis und bilden das große, harmonisch gebaute, handförmig gelappte Blatt. Dieses Blatt vermittelt, wie der ganze Baum auch, ein Gefühl von entschlossener und doch gutmütiger Kraft. Es wundert daher nicht, dass diesem Baum in den Alpenregionen besondere Verehrung zuteil wurde.

Verwendete Pflanzenteile für das Gemmomazerat

Frische Knospen.

Sammelzeit: April bis Mai.

Inhaltsstoffe der Knospen

Gerbstoffe, Zucker, Allantoin, Flavonoide, Saponine, Phytosterin, Cholin, Vitamin A, B1, B2, B3, B5, B6, Folsäure, Calcium, Enzyme.

Wirkung des Gemmomazerats

Das Bergahorn-Knospenmazerat wird überwiegend in der Behandlung der Haut, der Leber und bei Entzündungen eingesetzt.

• Entzündungshemmende Wirkung.

• Regeneriert die stark beanspruchte Haut.

• Harmonisiert die Leber.

Indikationen

Haut: Trockene, schuppende Haut, Schuppenflechte, Gürtelrose, Entzündungen der Haut, Akne.

Stoffwechsel: Gicht, Fettleber, Leberfunktionsstörungen. Allgemeines Tonikum.

Bewegungsapparat: Gelenkentzündungen, entzündliche rheumatische Schübe.

Seelische Aspekte: Das Bergahorn-Gemmomazerat eignet sich für Menschen, die aus innerer Anlage heraus äußeren Reizen gegenüber wenig Widerstand bieten können und dadurch schnell erregbar sind. Entweder ziehen sie sich in der Folge zurück oder leben ein »aufgepeitschtes«, außerordentlich kräftezehrendes Leben, das relativ schnell zur Ermattung führt. Das Mazerat hilft diesen Menschen, sich nicht allzu schnell an äußeren Reizen zu entzünden.

Bewährte Kombinationen

+ Ribes nigrum + Pinus mugo bei entzündeten großen Gelenken

+ Ribes nigrum + Rosa canina bei Gürtelrose

+ Tilia tomentosa bei Reizüberflutung

+ Fraxinus excelsior bei Gicht

+ Rosmarinus officinalis bei Fettleber, fibrosierter Leber

Humorale Eigenschaften

Geschmack: Sauer mit einer leichten Süße.

Qualitäten: Kalt, feucht.

Wirkung: Reguliert die Chole, senkt übermäßige Hitze.

Planetensignaturen

Hauptaspekte

Jupiter: Majestätischer Baum, ausladende Wuchsform, breite, ausgeweitete Blätter. Nährstoffreiche Blätter geben einen fruchtbaren Mull. Bodenverbesserer. Zuckerhaltiger Saft.

ADOXACEAE(MOSCHUSKRAUTGEWÄCHSE)

Sambucus nigra, Schwarzer HolunderAdoxaceae

Die zwischen Polaritäten vermittelnde Knospe

Das Wesen der Pflanze

Der strauch- oder baumförmige Schwarze Holunder (maximale Höhe: 11 Meter) ist mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel und dem Norden Skandinaviens in ganz Europa vom Flachland bis in Höhen von 1600 Metern häufig vertreten. Er ist eine bekannte Erscheinung unserer Wälder und in ländlichen Teilen unserer Region häufig in menschlicher Siedlungsnähe anzutreffen. Er ist extrem robust und anspruchslos, schätzt stickstoffreiche, schwach saure Böden und wächst schnell. Er erreicht aber nur ein Alter von maximal hundert Jahren. Holunder ist ein Bodenheiler par excellence, besiedelt durch menschliche Eingriffe gestörte Landschaften und führt diese wieder dem natürlichen Zustand zu. Sein Laub zersetzt sich leicht und fördert das Gedeihen der unterschiedlichen Bodenlebewesen, insbesondere der Regenwürmer. Aus diesem Grund setzt man den Schwarzen Holunder gern neben Komposthaufen, er fördert den Zersetzungsvorgang. Seine Stadtklima-, Ruß-, Salzverträglichkeit und Windfestigkeit zeichnen ihn als einen Baum aus, der über erstaunliche Resistenz- und Entgiftungsfähigkeiten verfügt. Er ist ein Halbschattenbaum, der aber auch Vollschatten und lichtexponierte Standorte erträgt.

Als kleiner Baum fällt seine Krummwüchsigkeit und dicht belaubte Krone auf. Als Busch hat er die eindeutige Tendenz, in die Breite zu wachsen. Die Wurzel ist zwar flach, aber weitreichend und macht ihn sturmfest.

Seine jungen, leicht kantigen Triebe bleiben relativ lange unverholzt. Ihre zunächst grüne, später graubraune, kahle Rinde trägt zahlreiche, deutlich vorgewölbte Lentizellen (Korkporen). Im Inneren enthalten die Äste ein schaumartiges und weißes Mark, das unsere Vorfahren als Zunder zum Feuerentfachen nutzten.

Eindrücklich ist die üppige Blütenpracht des Schwarzen Holunders im Frühling. Eine Unzahl winzig kleiner fünfzähliger Blüten werden zu großen, schirmförmigen Dolden zusammengefasst, die eine Überreichlichkeit an schweflig gelbem Blütenstaub produzieren. Ihr charakteristischer Duft zieht sowohl Fliegen und Käfer wie auch Bienen an. Über die Gefälligkeit des Duftes gehen die Meinungen weit auseinander. Von wohlduftend, süßfruchtig bis schweißig, harnähnlich reicht die Beschreibung. Wie auch immer, etwas »Dumpf-Feuchtes« haftet ihm im Beisein aromatischer Qualitäten sicher an. Übrigens findet sich dieser Duft in geringerem Maße in der ganzen Pflanze wieder.

Längliche, oft nur am Grund beschuppte Knospe, Schuppen braunrot und kahl.

Oft in Siedlungsnähe anzutreffender kleiner Baum.

Im Herbst bietet der Schwarze Holunder erneut ein Farbenspiel, diesmal aber in leuchtend violettschwarzer Farbe. Es sind nun die beerenförmigen, saftigen Steinfrüchte, die schwer an den Zweigen hängen. In ihrem Inneren sind drei Samen in burgunderrotem Saft verborgen. Der eigentümliche, dumpfe, herb-aromatische Geschmack gefällt auch hier nicht allen Menschen. Manche reagieren bei Verzehr der rohen Früchte sogar mit Bauchbeschwerden und Durchfall. Während die Beeren reifen, färben sich auch die Stiele, an denen sie sitzen, intensiv rotviolett. Viele Vögel sind ganz verrückt nach diesen Beeren und sorgen für eine schnelle Verbreitung der Samen.

Die Blätter des Schwarzen Holunders sind gefiedert, erscheinen vor der Blüte und unterliegen keiner Herbstverfärbung. Auch sie verströmen an warmen Tagen den typischen, dumpf-aromatischen Holunderduft, der beim Zerreiben der Blätter noch viel deutlicher hervortritt.

Der Schwarze Holunder wird seit Menschengedenken zu Heilzwecken verwendet. Erste schriftliche Zeugnisse als Heilpflanze liefert uns die Hippokratische Schule aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Es wurden alle Teile der Pflanze verwendet. Ein deutsches Sprichwort bringt es auf den Punkt: »Beeren, Rinde, Blatt und Blüte, jeder Teil ist voller Güte.«

Eine unglaubliche Fülle an Geschichten ranken sich um diesen Baum. Übereinstimmend geht es darin meist um eine uralte Muttergöttin (Frau Holle, Göttin Hulda) und ihre vielen Helfer aus dem Erdreich (Zwerge, Gnome, Wichtel), die wohlwollend den Menschen zur Seite stehen. Der Schwarze Holunder ist oft auch ein Ahnen- und »Chindli«-Baum, auf dem die verstorbenen oder erwarteten Seelen aus jenseitigen Welten Anteil am Hofleben nehmen. Er war unseren Vorfahren eine Brücke zwischen Diesseits und Jenseits, weshalb er bis heute liebevolle Verehrung genießt.

Im Schwarzen Holunder begegnet uns ein Baum, der über außerordentlich üppige Lebenskräfte verfügt, die sich der Mensch schon seit Urzeiten zunutze macht. Er ist eine Pflanze, die Licht und Dunkel, Feuer und Wasser in speziellem Maße in sich vereint und unter anderem durch ihren brenzlig-dumpfen Geruch manifestiert. Er vermittelt zwischen polaren Kräften, meidet dabei die Einseitigkeit und bleibt so außerordentlich beweglich.

Verwendete Pflanzenteile für das Gemmomazerat

Frische Blattknospen.

Sammelzeit: März bis April.

Inhaltsstoffe der Knospen

Flavonoide, ätherisches Öl, Phenolcarbonsäuren, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Triterpene, Beta-Sitosterol, cyanogene Glycoside, Anthocyane, Vitamin B12, B6, C, Folsäure, Beta-Carotin, Kalium, Phosphor, Calcium, Magnesium, Lithium, Barium, Jod, Schwefel, Enzyme.

Wirkung des Gemmomazerats

Die Wirkung des Schwarzen Holunders ist vielfältig und beruht zu einem großen Teil darauf, dass er eine ausgesprochen entgiftende und dennoch stärkende Wirkung zeigt. Er begleitet sehr gut andere Gemmomazerate, weil er deren Wirkung verstärkt.

• Regt das Immun- und Stoffwechselsystem an.

• Löst Stauungen und bringt begonnene Prozesse zu einer Entscheidung.

• Wirkt allgemein entgiftend und klärend.

Indikationen

Verdauungstrakt: Verstopfung.

Kreislaufsystem: Arterienentzündungen, Ulcus cruris. Wundheilungsfördernd.

Bewegungsapparat: Rheumatische Prozesse durch unterdrücktes Schwitzen, Muskelrheumatismus.

Respirationstrakt: Schleimhautentzündung, Bronchitis, Husten, starke Verschleimung der Atemwege, Allergien, Nasennebenhöhlenentzündungen, Asthma.

Haut: Unreine Haut, trockene Haut, Akne, Psoriasis, Neurodermitis, geschwollene Haut, Nesselfieber, übermäßiges Schwitzen.

Immunsystem: Immunstimulierend, antibakteriell. Immunschwäche, grippale Infekte. Zur Vorbeugung von grippalen Infekten, Allergien, Heuschnupfen und Fieber.

Stoffwechselsystem: Regt den Stoffwechsel an. Allgemein entgiftend. Gicht, Rheuma. Ausgezeichnet für Frühjahrs- und Herbstkuren. Frühjahrsmüdigkeit.

Harnwegssystem: Regt die Nieren an. Mangelhafte Entgiftungsfunktion der Nieren. Begleitend bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten.

Kreislaufsystem: Regt die Lymph- und Blutzirkulation an, stärkt das Herz. Funktioneller Pfortaderstau, leichte Ödeme, Blutarmut.

Nervensystem: Stärkt und beruhigt das Nervensystem. Trigeminusneuralgie, chronische Ischiasbeschwerden.

Konstitution: Lymphatisch-scrophulöse Konstitution.

Seelische Aspekte: Das Schwarzer-Holunder-Knospenmazerat eignet sich für Menschen, die in einem ausgeprägten Schwarz-Weiß-Denken »gefangen« sind: Sie sehen sich oder andere einmal als nur schlecht, ein anderes Mal als nur gut. Sie leben in einer ständigen Spannung und tun alles, um diese nicht wahrnehmen zu müssen. Dadurch leben sie ein außerordentlich unbeständiges, meist intensives Leben. Die Knospe des Schwarzen Holunders senkt die seelische Spannung und hilft, mit dieser »Entweder-oder-Anlage« besser fertig zu werden und sie allmählich in ein »Sowohl-als-auch« zu überführen. Die Holunderknospe ist breit einsetzbar! Sie hilft in unserer immer schneller und richtungsloser werdenden, sein Selbst nicht zu verlieren.

Bewährte Kombinationen

+ Ribes nigrum bei chronischen Ischiasbeschwerden

+ Aesculus hippocastanum bei venösen Stauungen

+ Rosa canina zur Immunstimulierung

+ Ribes nigrum + Fagus sylvatica + Carpinus betulus bei Heuschnupfen

+ Juniperus communis + Ribes nigrum bei Gicht

+ Tilia tomentosa bei Schwarz-Weiß-Denken

Humorale Eigenschaften

Geschmack: Herbsüß, aromatisch.

Qualitäten: Warm, trocken.

Wirkung: Leitet Phlegma, Chole und Melanchole über Haut und Nieren aus, stärkt das Sanguisprinzip.

Planetensignaturen

Hauptaspekte

Merkur: Gefiederte Blätter, hohler Stängel mit Mark, schnellwachsend, außergewöhnliche Windfestigkeit, bevorzugt halbschattigen Standort, Pionierpflanze, Seelengeleiter im alten Volksglauben.

Nebenaspekte

Venus: Fünfzählige, zarte Blüten.

Mars: Roter Beerensaft, rote Fruchtstängel. Pionierpflanze.

Mond: Junge Triebe bleiben lange unverholzt. Saftreiches Pflanzengewebe, schweißiger Duft.

Saturn: Krummwüchsiger Baum, schwarze Steinfrüchte.

Viburnum lantana, Wolliger SchneeballAdoxaceae

Die Knospe, die frei atmen lässt

Das Wesen der Pflanze

Der maximal bis zu 4 Meter hoch und bis zu 80 Jahre alt werdende Wollige Schneeball ist in ganz Europa zu Hause, vorzugsweise in lichten Laubwäldern und an Wegesrändern. Als dekorativer Strauch wird er häufig in Parkanlagen angebaut. Er bildet reinweiße Blüten, die in 10 Zentimeter breiten, halbkugligen Schirmrispen angeordnet sind und dank des nach Ammoniak riechenden Methylamins durch Schwebefliegen, Käfer und Nachtfalter bestäubt werden. Bereits ab Juli beginnen die eilänglichen Früchte ihre leuchtend rote Farbe anzunehmen, um dann in der Vollreife ins glänzend Schwarzblaue überzugehen. Es sind die drei heiligen Urfarben der frühen Menschheit, die der Wollige Schneeball in seiner Blüten-Frucht-Region manifestiert. Weiß-Rot-Schwarz: Diese Farbkombination findet sich in zahlreichen Sagen, Märchen und Legenden wie zum Beispiel bei Schneewittchen, Schneeweißchen und Rosenrot und der Parzivalsage wieder. Es sind auch die Farben einer dreigestaltigen Urgöttin, die uns im germanischen Mythos als die drei Schicksalsgöttinnen Verdandi, Urd und Skuld begegnen. Verdandi spinnt, Urd erhält und Skuld schneidet den Lebensfaden eines jeden Lebewesens.

Vom Boden her ist der Wollige Schneeball sehr anspruchslos, braucht wenig Nährstoffe, verträgt jedoch keine Nässe.

Die biegsamen Zweige des Wolligen Schneeballs haben zum botanischen Namen geführt: Das lateinische Wort viburnum heißt »Schneeball«, »lantana« kommt vom lateinischen lentus für »biegsam, zäh; langsam«. Aus den Zweigen des Strauchs werden Pfeile für das Bogenschießen hergestellt, die sehr elastisch und bruchfest sind. Die bei der circa 5300 Jahre alten Gletschermumie Ötzi gefundenen Pfeile waren aus diesem Holz gefertigt. Diese Holzeigenschaften werden auch zur Herstellung von lange geschnitzten Holzrauchpfeifen, Peitschenstielen, Schlingen oder zum Flechten geschätzt. Aus der schleimhaltigen Wurzelrinde wurde zur Vogeljagd ein »Vogelleim« gewonnen, mit dem man Baumzweige einschmierte und darauf wartete, dass Vögel daran kleben blieben.

Gegenständige, gelbgrau filzige Nacktknospe.

Eiförmig-längliche Früchte in unterschiedlichen Reifegraden.

Medizinisch wurde der Bast auf die Haut gelegt, um Blasen zu erzeugen und so schädliche Säfte aus dem Körper zu ziehen. Auszüge von Blättern und Früchten wurden bei Halsentzündungen und Durchfall verwendet. Die Beeren sind entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht giftig und können zu Gelee oder Marmelade verarbeitet werden.

Im Wolligen Schneeball begegnet uns ein an sich anspruchsloser, unauffälliger Strauch, der aber durch seine interessante Blüten- und Früchtebildung auf sich aufmerksam macht und die Fantasie des Betrachters beflügelt. Diese kann einen weit in die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte führen, als die Verehrung der großen Urgöttin dominant und die matriarchale Stammesgesellschaft üblich war.

Verwendete Pflanzenteile für das Gemmomazerat

Frische Blattknospen.

Sammelzeit: März bis April.

Inhaltsstoffe der Knospen

Gerbstoffe, Salicin, Schleim, Cumarine, Anthocyane, Beta-Sitostrol, Iridoid-Glycoside, Bitterstoffe, Valeriansäure, Kalcium, Kupfer, Eisen, Kalium, Magnesium, Mangan, Enzyme.

Wirkung des Gemmomazerats

Das Gemmomazerat des Wolligen Schneeballs breitet seine Wirkung hauptsächlich auf den Atemtrakt und auf das neurovegetative System aus. Ebenfalls wirkt es auf die Hypophysen-Schilddrüsen-Achse.

• Krampflösender und antiallergischer Effekt auf die Bronchien.

• Harmonisiert das neurovegetative System, wirkt allgemein entspannend.

• Reguliert die Hypophysen-Schilddrüsen-Achse.

Indikationen

Respirationstrakt: Hauptanwendungsgebiet sind krampfartige Störungen des Respirationstraktes mit oder ohne allergischen Hintergrund. Stärkt die Lungenfunktion allgemein. Asthma, Heuschnupfen, Atemnot mit psychischem Hintergrund, krampfartiger Husten.

Haut: Atopische Ekzeme, Neurodermitis, psorische Diathese, Dermatomyositis. Neuroendokrines System: Hyperthyreose, Morbus Basedow.

Bewegungsapparat: Rheumatische Beschwerden. Zyklus: Menstruationsbeschwerden durch seelische Konflikte.

Nervensystem: Neurovegetative Dystonie, alle psychovegetativen Funktionsentgleisungen, stressbedingte Beschwerden, die auf die Atmung schlagen.

Konstitution: Tuberkuline und psorische Diathesen.

Seelische Aspekte: Das Gemmomazerat aus dem Wolligen Schneeball hilft, Spannungen zu lösen, vor allem wenn diese mit Symptomen auf der Haut und im Atemtrakt einhergehen.

Bewährte Kombinationen

+ Ribes nigrum + Rosmarinus officinalis bei Asthma

+ Corylus avellana bei chronischer Bronchitis, Lungenemphysem

+ Cedrus libani bei trockenen Formen des atopischen Ekzems

+ Cornus sanguinea bei Schilddrüsenüberfunktion

+ Tilia tomentosa bei Neigung zu Hyperventilisation

Humorale Eigenschaften

Geschmack: Herb-bitter, zusammenziehend.

Qualitäten: Kühl, trocken.

Wirkung: Kühlt die überhitzte Chole und leitet Melanchole aus.

Planetensignaturen

Hauptaspekte

Mond: Silbriggrau behaarte Zweige, eiförmige Blätter, runzlige Blattoberseiten, wollig graugrüne Blattunterseiten, weiße, in halbkugelige Schirmrispen angeordnete Blüten. Ammoniakduft der Blüten und des Holzes, Bestäubung durch Schwebefliegen. Zweiflügler und Käfer. Blüten ziehen Nachtinsekten an. Urfarben Weiß– Rot–Schwarz repräsentieren die drei Mondphasen. Früchte schmecken fad süßlich und schleimig. Starke Schleimbildung in der Wurzelrinde, Flachwurzler.

Nebenaspekte

Merkur: Rinde der Zweige, Knospen, Blattunterseite sind stark behaart.

Saturn: Die schwarzen Früchte hängen im Winter oft noch lange getrocknet an den Zweigen. Die schwarzen Früchte erinnern an Fliegen»dreck«. Graubraune und längsrissige Rinde.

APOCYNACEAE(HUNDSGIFTGEWÄCHSE)

Vinca minor, Kleines ImmergrünApocynaceae

Die konzentrationsfördernde Knospe

Das Wesen der Pflanze