Gemüse und Blumen aus eigenem Saatgut - Heidi Lorey - E-Book

Gemüse und Blumen aus eigenem Saatgut E-Book

Heidi Lorey

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Beschreibung

Saatgut aus dem eigenen Garten? Hier erfahren Sie, wie es geht: Alle Schritte von der Anzucht und weiteren Pflege der Pflanzen bis hin zur Samenreife. Sie möchten von beliebten Gemüsearten, Sommerblumen und Stauden Saatgut ernten und Sorten erhalten können? Die Arten werden in kurzen Portraits vorgestellt und die wichtigsten Informationen finden Sie in Steckbriefen zusammengefasst. Kurze tabellarische Informationen zeigen Ihnen die Dauer der Keimfähigkeit und die Zugehörigkeit zu den Pflanzenfamilien. Praxistipps erinnern kurz und knapp an botanische Grundlagen und Besonderheiten. Wie war das noch mal mit der Bestäubung? Am besten nimmt man das Praxisbuch gleich mit in den Garten!

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Seitenzahl: 151

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Hier keimt etwas

Oft startet man den Anbau einer Pflanze mit Samen aus einer gekauften bunten Tüte. Wir säen die Samen, kultivieren die jungen Pflanzen, freuen uns an den Blüten der Sommerblumen und ernten das reife Gemüse. Im folgenden Jahr kaufen wir wieder eine bunte Tüte. Manch einer fragt sich dann doch: Kann man denn Saatgut nicht „selber machen“? Ja, man kann!

Viele einjährige Sommerblumen bilden nach der Blüte von selbst Saatgut, von den abgeblühten Ringelblumen etwa müssen wir es nur einsammeln. Beim Gemüse kommt es durch Ernte und Verzehr oft nicht bis zur Blütenbildung. Wenn man den geschossenen Salatkopf stehen lässt und beobachtet, was passiert, lernt man seine blühende Seite kennen. Wer einmal eine Blumensorte entdeckt hat, die eine außergewöhnliche Blütenfarbe hat, oder eine Gemüsesorte, die uns gut schmeckt und gut gedeiht, möchte sie weiter erhalten. Besonders, wenn es das Saatgut nicht mehr im Handel gibt. Regionale Sorten sind heute schon sehr selten geworden. Dennoch werden Landsorten wiederentdeckt oder regionale Sorten, die von älteren Menschen über Jahrzehnte im Hausgarten kultiviert wurden. Damit diese Erbstücke weiterleben, müssen sie weiter angebaut, genutzt und bis zur Samenreife kultiviert werden. Vieles von diesem traditionellen Wissen über den Samenbau ist schon verloren gegangen. Dieses Buch möchte dazu anregen, mit der Samenernte im eigenen Garten zu beginnen, selbst Erfahrungen zu sammeln, zu staunen über die Sortenvielfalt. Schnell wird das Sammeln von Saatgut zur Passion. Bunte Bohnensamen sind heiß begehrt, sie liegen wie Schmeichelsteine in der Hand. Die in den Hausgärten gesammelte Vielfalt an Tomatensorten ist nicht zu überbieten. Wer mehr wissen möchte, kann an Saatgut-Seminaren teilnehmen. Gleichgesinnte findet man in regionalen Initiativen und Vereinen, die sich für die Saatgutvielfalt engagieren.

Bohnensamen gibt es in vielen bunten Farben.

Das finden Sie in diesem Buch

Cover

Titel

Hier keimt etwas

Der Start als Saatgutsammler

Wie sich Pflanzenvermehren

Botanische Namen

Es wächst und blüht und dann?

Die Blüte und ihr Aufbau

Bestäubung, Selbst- und Fremdbefruchter

Sorten erhalten

Saatgut ernten und reinigen

Saatgut lagern

Wenn es im Glas krabbelt: Schädlinge und Krankheiten an Samen

Pflanzensteckbriefe

Akelei

Bohnen

Borretsch

Chili & Paprika

Dahlie

Dicke Bohnen

Dill

Duft-Wicke

Endivien

Erbsen

Färberwaid

Feldsalat

Fenchel

Feuerbohne

Fuchsschwanz

Gartenkresse

Gartenmelde

Gurke

Jungfer im Grünen

Kapuzinerkresse

Kartoffel

Kohl & Co

Kornblume & Klatschmohn

Kosmee

Kronen-Lichtnelke

Kürbis & Zucchini

Löwenmaul

Mangold & Rote Bete

Möhre

Neuseeländer Spinat

Pastinake

Porree & Zwiebel

Radieschen & Rettich

Ringelblume

Rukola

Salat

Schlüsselblume

Schwarzwurzel

Silberling

Sonnenblume

Spinat

Spinnenblume

Stockrose

Süßdolde

Tagetes

Tomate

Vergissmeinnicht

Weißwurzel

Zinnie

Zuckermais

Service

Zum Weiterlesen

Adressen /Bezugsquellen

Schaugärten

Danksagung / Die Autorin / Bildquellen

Impressum

Anhang

Verwandtschaftsverhältnisse - Die Pflanzenfamilien

Selbstbefruchter und Fremdbefruchter

Wie lange bleibt das Saatgut keimfähig?

Worum man sich übers Jahr kümmern muss?

Der Start als Saatgutsammler

Über die Kultur der Pflanzen hinaus kommt für den Samengärtner etwas Spezialwissen hinzu. Wir schauen ganz genau in die Blüte, auf die Hülse, in die Schoten. Bei welchen Pflanzen bestäuben die Bienen die Blüten, welche verlassen sich auf den Wind? Wann sind die Samen reif?

Viele Fragen lassen sich einfach beantworten. Wir müssen uns nur etwas Zeit nehmen und hinschauen.

Eine beliebte Pflanze im Samengarten, der Dill.

Wie sich Pflanzen vermehren

Pflanzen nutzen zwei Vermehrungsstrategien, eine vegetative, ungeschlechtliche Vermehrung über Pflanzenteile und eine generative, geschlechtliche über Samen. Für die Vermehrung unserer Pflanzen im Garten nutzen wir die gleichen Methoden.

An den Ausläufern der Erdbeeren bilden sich neue Pflanzen.

Geranien und Fuchsien kann man durch bewurzelte Kopfstecklinge vermehren. Stauden wie Funkien, Astern oder Sonnenbraut werden geteilt, wenn ihre Polster zu breit werden. Bei Erdbeerpflanzen nutzen wir die Ausläufer als neue, wüchsige Pflanzen. Dies sind Methoden der ungeschlechtlichen oder vegetativen Vermehrung. Für die Pflanzen bedeuten sie, dass sie zwar nur wenige Nachkommen hervorbringen, aber diese sind schon fast „fertige“ Pflanzen. Die Nachkommen werden als Klone bezeichnet, sie sind in ihrer Erbsubstanz mit der Mutterpflanze identisch. Die meisten Staudensorten lassen sich sortenecht nur über die vegetative Vermehrung erhalten. Manche Pflanzen bilden keine Blüten mehr und verlassen sich nur noch auf die vegetative Vermehrung. So Knoblauch und Etagenzwiebeln, die am Blütenstiel statt Blüten Brutknollen ausbilden.

Nach der Blüte bildet die Ringelblume schnell Samen.

Die meisten Pflanzen besitzen die Fähigkeit zur Blütenbildung. Das ist ein Grund, warum wir sie kultivieren. Wir lieben blühende Stauden im Garten und pflücken einen Strauß blühender Dahlien. Für die Pflanze hat die Bildung der Blüten als auffälliger Schauapparat nur ein Ziel: die geschlechtliche Vermehrung. Sie will ihre Art erhalten, sich vermehren, neue Gebiete besiedeln. Das funktioniert am besten mit vielen Nachkommen. Dafür produziert die Pflanze Früchte und Samen. Die Entwicklung von Blüten stellt für die Pflanze einen neuen Lebensabschnitt dar. Wenn Blütenstaub als männliche Samenzellen auf die Narbe einer Blüte gelangt und dann mit den Eizellen, den weiblichen Teilen, verschmilzt, entsteht eine Frucht mit Samen. Bei dieser geschlechtlichen Vermehrung verschmilzt das Erbgut einer Mutter- mit dem einer Vaterpflanze. Die Erbanlagen werden neu gemischt. Pflanzen aus Samen sind ihren Elternpflanzen ähnlich, aber nicht gleich. Die Nachkommen untereinander sind auch nicht gleich, sondern unterscheiden sich wie Geschwister voneinander. Die geschlechtliche Vermehrung über Samen ermöglicht Pflanzen eine schnelle Weiterentwicklung, Anpassung an neue Umweltbedingungen und Massenvermehrung. Wir nutzen dies im Garten ebenfalls und sammeln eigenes Saatgut.

Blühen und Samenreife läuft beim Vergissmeinnicht parallel ab.

Botanische Namen

Viele Blumen und Gemüsearten haben mehrere regionale Namen. Da ist manchmal nicht ganz klar, was mit einer „Butterblume“ eigentlich gemeint ist. Damit man sich im Reich der Pflanzen besser zurechtfindet, hat der Botaniker Carl von Linné schon 1727 die botanischen Namen eingeführt.

Kapuzinerkresse ist mit der Gartenkresse nicht verwandt, auch wenn beide „Kresse“ genannt werden.

Die botanische Bezeichnung besteht aus zwei Teilen, sozusagen dem Vor- und Zunamen, die ein Lebewesen eindeutig und international kennzeichnen. Das erste ist der Gattungsname, das zweite der Artname. So heißt die „Butterblume“ botanisch Ranunculus repens, wenn man den Kriechenden Hahnenfuß damit meint, oder Taraxacum officinale, weil der Löwenzahn in manchen Regionen so genannt wird. Verwandte Arten haben einen ähnlichen Blütenaufbau und werden zu einer Gattung zusammengefasst. Die Art stellt auch eine Grenze dar für die Kreuzbarkeit zwischen Pflanzen. Nur in Ausnahmefällen können sich Pflanzen, die verschiedenen Arten angehören, miteinander kreuzen.

Als untergeordnete Einteilung nach der Art folgt die Kategorie der Sorte. Die Namen der Sorten werden immer mit einfachen Anführungsstrichen oben gekennzeichnet, z.B. Sonnenblume ‘Bronzekönigin’. Pflanzensorten kommen wild in der Natur nicht vor. Sie entstehen durch die Arbeit eines Züchters, der durch Auslese oder Kreuzung diese spezielle Sorte entwickelt hat. Sie zeichnet sich durch viele sortentypische Merkmale wie Blütenfarbe oder Fruchtform aus. Die Sortenmerkmale bleiben bei der Vermehrung erhalten.

Wir kaufen meist Samentütchen von Blumen- oder Gemüsesorten, denn es kommt uns auf bestimmte Merkmale an. Wenn wir im Hausgarten von diesen Sorten Saatgut ernten, möchten wir die Sorten in ihren typischen Eigenschaften erhalten. Dies wird mehr oder weniger gut gelingen. Aber auch eine Änderung der Sorteneigenschaften ist nicht negativ, sondern birgt Überraschungen. Wie schön, wenn die Zinnien aus dem eigenen Saatgut andere Blütenfarben hervorbringen!

Tagetes gehören zur Familie der Korbblütler.

Als übergeordnete Gruppe folgt über der Gattung die Pflanzenfamilie. Sie ist jeweils bei den Pflanzensteckbriefen angegeben. Beachten wir die Familienzugehörigkeit, so können wir für den Anbau im Garten Regeln für die Fruchtfolge ableiten. Pflanzen, die der gleichen Gattung und Familie angehören, sollten in der Regel nicht nacheinander auf einem Beet angebaut werden. Sie entziehen dem Boden meist ähnliche Nährstoffe und werden von den gleichen Krankheiten und Schädlingen befallen.

Es wächst und blüht und dann?

Jeder, der mit dem Samenbau beginnen möchte, startet erst mal seine Gemüse- oder Blumenkultur wie für den normalen Anbau. Die Aussaat, von der Jungpflanzenkultur bis zum erntefähigen Salatkopf unterscheidet sich nicht. Meist ernten wir das ausgewachsene Gemüse, essen die reife Tomatenfrucht und beenden damit die weitere Entwicklung. 

Wer weiß schon, wie Radieschen oder Kohlrabi blühen? Salat, der geschossen ist und in Blüte gehen möchte, landet meist auf dem Komposthaufen. Für die Saatgutgewinnung müssen wir jetzt die zweite Lebensphase der Pflanzen zulassen, den geschossenen Salat stehen lassen. Die einjährigen Sommerblumen gehen sowieso in Blüte, das ist bei ihnen ja erwünscht. Viele Gemüsearten blühen in ihrem ersten Entwicklungsjahr. Ein Teil, vor allem Kohlpflanzen und die Wurzelgemüse, blühen erst im zweiten Kulturjahr. Um die zukünftigen Samenträger muss man sich dann auch über Winter kümmern. Es ist weiterhin darauf zu achten, dass die Pflanzen gesund bleiben und nicht von Schädlingen befallen werden.

Saatguternte bei Kopfsalat: Erst wächst der Kopf, dann streckt sich der Blütenstängel in die Höhe.

Bevor man die reifen Gemüse für die Küche erntet, werden alle Pflanzen begutachtet. Die kräftigsten, gesunden Pflanzen werden als zukünftige Samenträger ausgewählt, die weniger schönen können getrost gegessen werden. Auf keinen Fall umgekehrt verfahren und die größten und schönsten Pflanzen für die Küche ernten! Mit solch einer Auslese würde sich der Pflanzenbestand stetig verschlechtern. Bei Tomaten werden die Samen aus den Früchten der unteren, sortentypischen, reifen Trauben gesammelt. Beim Kopfsalat erntet man die Samen von den Köpfen, die als letzte schossen und in Blüte gehen, sonst werden die Nachkommen immer früher schossen. Bei den Sommerblumen ist es ähnlich. Die schönsten Blüten mit der sortentypischen Blütefarbe kommen nicht in die Vase, sondern erhalten als Kennzeichnung ein Etikett, damit man die abgeblühten Blumen nicht aus Versehen abschneidet.

Sobald sich bei den Pflanzen die Blütenstängel in die Höhe schieben, setzt man einen Stab neben die Pflanzen, um die Blütenstände anzubinden. Mit den reifenden Samen werden manche Samenstände schwer und würden sich auf den Boden legen. Der Samen soll so lange wie möglich an der Pflanze ausreifen. Durch Überdachungen kann man Regen und Feuchtigkeit abhalten. Hat man das geschafft, ist die erste eigene Saatgutvermehrung schon erfolgreich verlaufen.

So können Möhren platzsparend über Winter gelagert werden.

Die Blüte und ihr Aufbau

Jede Blüte, sei es von Sommerblumen, Stauden oder Gemüse, sieht anders aus. Die Vielfalt an Formen und Farben ist bestaunenswert und doch liegt allen Blüten ein ähnliches Bauprinzip zugrunde. 

Eine Blüte besteht eigentlich aus umgewandelten Blättern. Als Organ zur Fortpflanzung enthält sie die weiblichen und männlichen Geschlechtsteile. Sie liegen geschützt zwischen den grünen Kelchblättern und den meist farbigen Blütenkronblättern. Die Kronblätter fallen durch ihre Größe, Farbe und Form auf, sie sollen Insekten als Bestäuber anlocken. Pflanzen mit kleinen, grünlichen, unscheinbaren Blüten setzen meist auf Bestäubung durch den Wind und verzichten auf einen bunten Schauapparat.

Die meisten Blüten sind zwittrig, enthalten also sowohl männliche als auch weibliche Blütenorgane. Diese stehen sogar räumlich meist eng beieinander. Der weibliche Teil besteht aus dem Stempel, er gliedert sich von oben nach unten in eine meist klebrige Narbe, den Griffel und den Fruchtknoten. Im Fruchtknoten liegen die Samenanlagen. Die Staubblätter gliedern sich in Staubfaden und dem Staubbeutel. Der Staubbeutel enthält den Blütenstaub oder Pollen. Häufig gibt es ein Überangebot an Blütenstaub, etwa bei windbestäubten Blüten. Im Frühjahr ist die Luft voll von Blütenpollen, Allergiker kennen das.

Bei Kürbis, Zucchini und Gurken gibt es zweierlei Blüten an einer Pflanze. Einige Blüten enthalten nur Staubbeutel mit Pollen, andere nur eine Narbe, sie sind getrenntgeschlechtlich. Die männlichen Blüten stehen auf einem langen, dünnen Stiel. Sie welken nach ein paar Tagen und fallen ab. Die weiblichen Blüten erkennt man am Fruchtknoten unter der Blüte, der aussieht wie ein kleiner Kürbis. Er wächst nach erfolgreicher Befruchtung heran. Beim Mais hängen die zahlreichen Narbenäste am Ende des Kolbens, der Pollen wird in den Ähren am Ende der Pflanze gebildet. Wenn sich getrenntgeschlechtliche Blüten an einer Pflanze befinden, also „in einem Haus“, spricht man von Einhäusigkeit.

In seltenen Fällen sind die eingeschlechtlichen Blüten auf verschiedene Pflanzen verteilt. Es gibt rein männliche Pflanzen und rein weibliche, so beim Spargel. Dann spricht man von Zweihäusigkeit. Auch alte Spinatsorten sind zweihäusig.

Einhäusigkeit: Zwei verschiedene Blüten-Typen an der Zucchinipflanze.

Bestäubung, Selbst- und Fremdbefruchter

Damit eine Frucht und Samen entstehen können, muss Pollen der gleichen Art auf die Narbe übertragen werden. Das nennt man Bestäubung. In den meisten Fällen erledigen Insekten die Bestäubung. 

Wichtige Bestäuber sind die Honigbienen und die Wildbienen. Andere Pflanzen verlassen sich auf den Transport der Pollenkörner durch den Wind. Die Narbenoberfläche ist meist klebrig, sodass der Pollen gut festgehalten wird. Die passenden Pollenkörner auf der Narbe bilden einen Pollenschlauch. Dieser wächst durch den Griffel in Richtung Fruchtknoten. Dort verschmilzt er mit der Eizelle. Dieser Vorgang wird als Befruchtung bezeichnet, er spielt sich für uns im Verborgenen ab. Pollen und Eizelle enthalten Erbgut der männlichen und weiblichen Pflanze. Die Nachkommen, also die Samen, enthalten eine neue Mischung des Erbgutes beider Eltern.

Bei einigen Pflanzen sind die Blüten so gebaut, dass eigener Pollen die einzelne Blüte bestäubt und befruchtet. Typische Vertreter solcher Selbstbefruchter bei den Gemüsepflanzen sind Erbsen und Bohnen, die Duft-Wicken, aber auch der Salat. Wer mit der Saatgutgewinnung im Hausgarten beginnt, sollte mit diesen einfachen Selbstbefruchtern starten. Die Erhaltung von Sorten bei Erbsen und Bohnen ist einfach, da es fast nie zu Verkreuzungen kommt. Die Pflanzen sind leicht zu kultivieren und die Samenhülsen entstehen automatisch, da sie gleichzeitig zur Gemüsenutzung dienen.

Bei anderen Pflanzen muss unbedingt Pollen einer anderen Pflanze der gleichen Art die Blüten bestäuben und befruchten. Bei Bestäubung mit eigenem Pollen gibt es oft keinen Samenansatz oder nur wenige, schwache Samen. Dies sind typische Fremdbefruchter. Dazu gehören alle Kohlpflanzen, die Doldenblütler wie die Möhre, die Kürbisse und viele Sommerblumen. Der Samenbau mit fremdbefruchtenden Arten ist etwas aufwendiger. Um Inzucht zu vermeiden, muss eine höhere Anzahl von Pflanzen gleichzeitig blühen. Die Anzahl ist bei den Pflanzenporträts angegeben. Manchmal sind Maßnahmen zur Isolierung notwendig, um Pollen unerwünschter Pflanzen von der Bestäubung auszuschließen. Wer z.B. Saatgut eine Möhrensorte erhalten will, muss verhindern, dass Pollen von blühenden Wildmöhren die Kultursorte bestäubt.

Blüte der Erbse als Selbstbefruchter (oben) und Sonnenblume als Fremdbefruchter (unten).

Sorten erhalten

Pflanzen entwickeln sich ständig weiter und passen sich laufend den Umweltbedingungen an. Mit dem Samenbau im Hausgarten möchten wir eine Sorte so mit ihren Eigenschaften erhalten, wie sie ursprünglich in der Sortenliste beschrieben ist. 

Die Erbse gehört zu den Selbstbefruchtern.

Gerade bei alten Landsorten oder Familiensorten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, wird dies das Ziel sein. Sorten, die im Nachbau aus Samen ihre Eigenschaften behalten, bezeichnet man als „samenfest“. Bei Blumen sagt man auch sie „fällt echt“, wenn z.B. die Blütenfarbe erhalten bleibt und nicht in andere Farben aufspaltet. Trotzdem müssen wir für die Erhaltung etwas tun. Für die Samengewinnung müssen wir aus der Vielzahl der Pflanzen die auswählen, die den Sorteneigenschaften besonders entsprechen. Diese sind nicht nur die schöne Frucht einer Tomate, sondern auch Eigenschaften wie Blattform oder Reifezeit. Züchter müssen teilweise über vierzig Eigenschaften einer Sorte beurteilen. Als einfache Regel für die Auslese werden Pflanzen, die von der Sortenbeschreibung abweichen, vor der Blüte entfernt. Sie dürfen in der Küche verarbeitet werden. Bei selbstbefruchtenden Sorten wie Erbsen und Bohnen ist die Auslese einfacher als bei Fremdbefruchtern. Bei fremdbefruchtenden Pflanzen wie den Kohlsorten sieht eine Pflanze immer etwas anders aus als ihr Nachbar. Um die gesamte Vielfalt zu erhalten, muss von mehreren Pflanzen Saatgut gesammelt werden. Wer mit dem Samenbau beginnt, sollte erst mal das eigene Saatgut nachbauen, um zu sehen, ob die Erhaltung geglückt ist, bevor er Samen weitergibt. Man wird mit ein, zwei Sorten beginnen und Erfahrungen sammeln, bevor man sich an komplizierte Kulturen wagt. Es kann nichts schief gehen, die Pflanzen entwickeln sich vielleicht nur nicht in unserem Sinne und überraschen uns mit neuer Vielfalt. Eine Neuzüchtung durch bewusstes Kreuzen wird man selten durchführen, ist aber auch ein spannendes Experiment.

F1-Hybriden sind ein Sonderfall bei den Sortentypen. Meist steht es auf den Samentüten vermerkt, wenn es sich um F1-Hybridsorten handelt. F1 steht für erste Fililal-Generation, die erste Tochtergeneration. Sie wird durch Kreuzung von zwei reinerbig gezüchteten Elternpflanzen vom Pflanzenzüchter immer wieder neu erzeugt. F1-Hybriden sind Hochleistungssorten. Sie sind im Erwerbsgartenbau sehr begehrt, weil die Pflanzen hohe Erträge bringen, gleichmäßig reifen und in der Fruchtform sehr einheitlich sind. Sie sind mischerbig, aber untereinander einheitlich. Erst in der 2. Generation erfolgt eine Aufspaltung nach den Mendelschen Vererbungsregeln. Dies kann interessante Pflanzen hervorbringen oder unerwünscht sein. Jeder kann selbst wählen, ob er F1-Hybridsaatgut nutzt oder nicht.

Grünkohl ist ein Fremdbefruchter wie alle Kohlarten.

Saatgut ernten und reinigen

Die Fruchtstände, Früchte und Samen sind so unterschiedlich wie die Pflanzenarten, die wir anbauen. Sie reichen von dicken Bohnenkernen bis zu staubfeinem Samen der Löwenmäulchen. Den richtigen Zeitpunkt für die Samenernte zu erwischen, ist eine Erfahrungssache. 

Die Fruchtstände reifen von grün nach braun ab und werden rascheltrocken. Bohnenhülsen werden beim Trocknen ledrig zäh. Springen die ersten Früchte auf, ist Eile geboten. Günstig ist, wenn das Saatgut an der Pflanze ausreifen kann. Für die Saatguternte wünscht man sich einen langen, trockenen Herbst. Bleiben bei Regenwetter Fruchtstände zu lange feucht, schneidet man sie besser ab und bringt sie ins Trockene. Die Samenstände werden in offene Schachteln, geräumige Papiertüten oder Kopfkissenbezüge gelegt. Keine Plastiktüten verwenden, die feuchten Stängel beginnen sofort zu schimmeln oder die noch feuchten Samen keimen sogar. Gute Dienste leistet eine Wäscheleine, die an einem luftigen Ort aufgespannt wird. Hochgehängte Tüten sind zudem für Mäuse nicht zu erreichen. Langsames Trocknen ist günstiger als schnelles. Die Temperatur sollte nicht über 35°C liegen. Gleich hier daran denken, die Behälter mit Sortennamen und Erntedatum zu beschriften.

Verschiedene Fruchtformen.

Es ist praktisch die Samenkörner im Wasser herauszulösen, so spritzt es nicht.

Trockenreinigung

Nach dieser ersten Trocknungsphase kann das Saatgut weiter gereinigt werden. Stängel- und Blütenreste, Spelzen und taube Samen werden entfernt. Bei den kleinen Saatgutmengen aus dem Hausgarten genügt meist die Aufbereitung per Hand, also auspuhlen der einzelnen Samen. Zu harte Früchte können mit Handschuhen oder vorsichtig mit einem Nudelholz bearbeitet werden. Mit einem Haushaltssieb, Teesieb oder Siebsatz mit verschiedenen Lochgrößen kann man größere Samenmengen aussieben und von Hülsenresten trennen. Leichtes Schwingen des Samens auf flachen Tellern und Pusten beseitigt feine Verunreinigungen.

Die Samen kommen zwei bis drei Tage in ein Glas mit Wasser und etwas Zucker.

Nassreinigung