Genießen statt Gießen - Annette Lepple - E-Book

Genießen statt Gießen E-Book

Annette Lepple

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Beschreibung

Sie möchten Ihre wertvolle Zeit im Garten nicht mehr mit Gießen verbringen, sondern lieber im Liegestuhl den Grillen lauschen? In diesem Buch finden Sie Inspirationen für lebendige Pflanzungen mit Gräsern und Stauden, begrünte Mauern und moderne Gartengestaltungen. Pflanzen Sie mit Plan dauerschöne Beetkombinationen, die tatsächlich funktionieren und nicht bei der ersten Sommerhitze schlapp machen. Greifen Sie zu den Überlebenskünstlern unter den Sträuchern, Bäumen, Gräsern, Zwiebelblumen, Ein- und Zweijährigen. Ihnen kann die Trockenheit im Sommer kaum etwas anhaben. Und Sie haben mehr Zeit, um Ihren Garten zu genießen.

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Seitenzahl: 187

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Annette Lepple

Genießen

statt Gießen

Trockenheitstolerante Gärten gestalten

INHALT

DIE THEORIE

Was bedeutet sommerliche Trockenheit?

Überlebenskünstler – Pflanzliche Intelligenz

Bodenarten und ihre Eigenschaften

Biologische Vielfalt

DIE PRAXIS

Wie man sich bettet …

Was passt zu meinem Boden?

Welcher Stil passt zu mir?

Pflege

DAS ERGEBNIS

Der steinige Pfad zum Blütenmeer

Ein Kiesgarten mit mediterranem Flair

Ein Kiesgarten für alle Fälle

Vertikale Gärten

Der Traum vom Süden

Böschungen und Hänge gestalten

Moderne Inspirationen

Pflanzplan 1: Garten mit mediterranem Flair

Pflanzplan 2: Modernes Gräserbeet

Pflanzplan 3: Zarte Blüten und feuriges Laub

Pflanzplan 4: Sommerlicher Blütentanz

Pflanzplan 5: Spannende Kontraste in Grau und Rot

Pflanzplan 6: Lichterspiel

PFLANZENPORTRÄTS

Sträucher und Bäume

Stauden

Gräser

Zwiebelblumen

Ein- und Zweijährige

Architektonische Pflanzen

Kletterpflanzen

SERVICE

Bezugsquellen

Lesetipps

Nachwort & Dank

Über die Autorin

Die Theorie

Sommerliche Trockenheit im Garten ist mittlerweile nicht mehr auf einige Regionen beschränkt, sondern beschäftigt eine zunehmende Zahl von Menschen. Sie geht mit Stress für die Pflanzen und Gärtner einher. Aber was bedeutet Trockenheit? Ist Trockenheit allgemein definierbar? Pflanzen haben über die Jahrtausende pfiffige Überlebensstrategien entwickelt. Es ist an der Zeit, dass wir es ihnen gleich tun.

WAS BEDEUTET SOMMERLICHE TROCKENHEIT?

In Trockenperioden bleibt der Regen über längere Zeit aus. Es entsteht ein Feuchtigkeitsdefizit, welches sich ungünstig auf die Vegetation und alles Leben auswirkt. Pflanzen verlieren dabei mehr Flüssigkeit durch Verdunstung als sie über die Wurzeln aufnehmen können. Sie welken, verbranntes und im schlimmsten Fall abfallendes Laub sind die Folge.

Alles ist relativ

Den Begriff Trockenheit zu definieren ist eine heikle Angelegenheit, da die Klima- und Bodenbedingungen, denen unsere gärtnerische Tätigkeit unterliegt, von Region zu Region stark variieren. In Gegenden mit hohen Sommertemperaturen ist die Verdunstung natürlich höher als in kühlen Gebieten, von daher ist auch der Niederschlag nur bedingt aussagekräftig.

Trockenheit ist relativ und bedeutet für den Gärtner der Fränkischen Trockenplatte etwas gänzlich anderes als für jenen in der Provence. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch: Trockenheit verursacht Stress.

In meinem irischen Garten war ich selten mit der Gießkanne unterwegs und freute mich 12 Monate im Jahr am Grün. Auch dort gab es längere Phasen, in denen es nicht regnete, aber durch die gemäßigten Temperaturen hielt sich die Not in Grenzen.

Das alles änderte sich mit meinem nächsten Garten in den Walliser Alpen. 40 über 4000 m hohe Berge schirmen das Zentralwallis ab und machen es zur niederschlagsärmsten Region Mitteleuropas. Über 300 Sonnentage gibt es dort im Jahr. Toll, sagt man sich, und findet dann schnell heraus, warum die Walliser diese effizienten Bewässerungssysteme entwickeln mussten. Sommerliche Dürre und schneereiche, lange Winter warfen mein bisheriges Gartenkonzept über den Haufen und forderten eine neue Definition.

Mittlerweile gärtnere ich am Rand der südwestlichen Ausläufer des Zentralmassivs in Frankreich, wo regenreiche, meist milde Winter sich mit heißen, oft extrem trockenen Sommern abwechseln. Generell mögen die Winter mild sein, aber der Januar 2012 brachte uns 14-tägigen Dauerfrost mit Temperaturen um –13 °C. Erstaunlicherweise gab es wenige Verluste zu beklagen. Die meisten empfindlicheren Geschöpfe trieben wieder aus, was zeigt, wie lange, heiße Sommer die Winterhärte begünstigen. In den Sommern 2011 und 2016 hatten wir über drei Monate keinen nennenswerten Niederschlag. Manche Bäume und Sträucher warfen die Blätter schon früh ab, die Landschaft wirkte von Weitem verbrannt und tot. Sah man genauer hin, gab es sehr wohl Gewächse, die sich unbeeindruckt zeigten. Pflanzen fahren ihren Stoffwechsel herunter, um schwere Zeiten besser zu überstehen. Dieses Phänomen beobachten wir vor allem im mediterranen Raum, wo viele Pflanzen eine Art Sommerschlaf einlegen und im Herbst von den ersten Regenfällen wachgeküsst werden.

In diesen Situationen lernt man die wahrhaft Zähen kennen und schätzen. Drei Gärten an unterschiedlichen Standorten, drei verschiedene Erfahrungen mit Trockenheit. Im Nachhinein muss ich mir sagen, dass ich in meinem irischen Garten wohl cooler hätte bleiben können, aber da wusste ich noch nicht, wie anpassungsfähig Pflanzen sind. Zum Glück lernt man nie aus!

Formenvielfalt in meinem Garten: Chinaschilf (Miscanthus), Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon), Taglilien (Hemerocallis), Woll-Ziest (Stachys), Orientalisches Lampenputzergras (Pennisetum orientale), Blauraute (Perovskia) und Palisaden-Wolfsmilch (Euphorbia characias) verweben sich zu einem ganzjährig schönen Bild. Alle Pflanzen sind pflegeleicht und tolerieren ärmere Böden und Trockenheit.

Augen- und Bienenweide: Viele Stauden wie die Rote Spornblume (Centranthus ruber) und Hänge-Glockenblumen (Campanula poscharskyana) sind wahre Anpassungskünstler und erobern charmant Fugen und Ritzen, in denen sonst nichts gedeiht. Eine bezaubernde grüne Wand, die abgesehen von einem Rückschnitt keinerlei Pflege erfordert.

Adieu Idealbild

Das Wetter macht uns mit seinen Kapriolen manchmal das Leben schwer und scheint unberechenbarer zu werden. Wetterextreme – Stürme, heftige Regenfälle und lange, teils heiße Trockenperioden – machen das Gärtnern zu einer Herausforderung. Starke, austrocknende Winde verschärfen die Situation.

Gehölze haben meist tiefer gehende Wurzeln und können die Feuchtigkeit in tieferen Lagen nutzen. Somit zeigen sie später als Stauden Trockenstresssymptome. Sind die Blätter welk oder fallen bereits ab, haben wir nicht aufgepasst. Dazu sollten wir es nicht kommen lassen, denn selbst wenn die Pflanzen nicht verloren sind, so sind sie in der Folge oft geschwächt, anfälliger für Krankheiten und Schädlinge und wachsen langsamer. Schneller leiden Stauden, deren Wurzelwerk nicht so ausgeprägt und tiefgehend ist.

Sandige, durchlässige Böden trocknen entsprechend schneller aus als Lehmböden. Stauden-Phlox (Phlox paniculata), Sterndolde (Astrantia), Funkie (Hosta), Silberkerze (Cimicifuga), Goldkolben (Ligularia) und Bronzeblatt (Rodgersia) haben nur eine geringe Trockenheitstoleranz und schmollen schnell, wenn der Regen über längere Zeit ausbleibt. Auch Garten-Hortensien (Hydrangea macrophylla), Rhododendren und Lavendelheide (Pieris) lassen uns gleich ihren Unmut spüren. Auf sie sollten wir in Gärten, die zuverlässig eine monatelange Trockenheit heimsucht, verzichten. Neben den durstigen Gesellen gibt es jedoch eine Vielzahl von anpassungsfähigen Pflanzen. Einmal etabliert bieten sie Phasen der Trockenheit die Stirn und sind generell robuster. Trockenheit wird als Problem betrachtet, weil uns in unserem ästhetischen Verständnis das Vorbild des englischen Gartens geprägt hat, der ganzjährig üppig und grün ist und durch das milde, wohlmeinende Klima zudem eine enorme Pflanzenvielfalt begünstigt. Gartenmagazine und -bücher zelebrieren dieses Ideal und gaukeln uns vor, es sei das einzig Wahre. Wie bei allem, was in Stein gemeißelt scheint, lohnt es sich nachzuhaken.

Den ersten Schritt in Richtung Entspannung tun wir, indem wir die Gegebenheiten akzeptieren und aufhören, nach einem Ideal zu streben, das sich unter Umständen gar nicht oder nur mit viel Aufwand bei uns realisieren lässt.

Kostbares Wasser

Was bedeutet der Garten für uns? Möchten wir weiter haareraufend den Schlauch durch die Gegend ziehen und schwere Gießkannen schleppen? Oder möchten wir eine Oase der Entspannung schaffen, in der Duft, Vielfalt und Leben herrschen?

Träumen Sie davon, an lauen Sommerabenden bei einem Glas Wein dem Gezirpe der Grillen zu lauschen und die Sterne zu beobachten anstatt heimlich, denn es gibt mal wieder ein Bewässerungsverbot, den kollabierten Phlox vor dem nahenden Tod zu retten?

Gehetzt eilt man nach einem langen Arbeitstag von einem Dürstenden zum nächsten und übersieht dabei den selten gewordenen Mittleren Weinschwärmer, der sich in der Dämmerung auf Nektarsuche macht. Dies oft vergeblich, da viele Gärten ohnehin grüne Wüsten sind und Insekten gleich entsetzt auf dem Absatz umdrehen lassen.

Verspüren Sie den Wunsch, im Hinblick auf den Planeten einen Teil zur Nachhaltigkeit beizutragen?

Wasser ist unser wertvollstes Gut. Es bedeckt 70 % unserer Erde, daher der Ausdruck Blauer Planet. Man sollte also meinen, es sei in Hülle und Fülle vorhanden, aber weit gefehlt: Nur bei 2,5 % handelt es sich um Süßwasser, der Rest ist Salzwasser. Von diesen 2,5 % ist jedoch nur etwa 1 % für den menschlichen Konsum verfügbar. 10 % der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Es fällt uns schwer zu akzeptieren, dass alle Ressourcen der Erde begrenzt sind. Im Fall vom Wasser ist dieser Irrtum fatal, denn ohne Wasser gibt es kein Leben. So einfach ist das. Die Weltbank befürchtet, dass bis 2025 zwei Drittel der Bevölkerung unter Trinkwasserknappheit leiden werden.

Mehr als 2/3 des Wassers werden für Bewässerung genutzt. Das meiste in der Landwirtschaft, wo oft – wie im öffentlichen Raum oder Privatgärten – zur heißesten Zeit des Tages und zudem maßlos bewässert wird. Es gibt schließlich genug Wasser, oder etwa nicht? Zusätzlich üben Bevölkerungswachstum, Verstädterung, höherer Lebensstandard, Verschmutzung, Abholzung und Landwirtschaft einen enormen Druck auf die Wasserqualität aus.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen ist die Pflicht eines jeden. Kluge Pflanzenwahl, sparsame Verwendung, Sammeln von Regenwasser und Verwendung von Grauwasser – dies alles tut nicht weh und macht einen großen Unterschied. Die ganz Mutigen unter uns gehen sogar so weit, mit ihrem wertvollen Urin die Sträucher zu düngen oder dem Kompost auf die Sprünge zu helfen, anstatt jedes Mal die Toilettenspülung zu betätigen. Stellen Sie sich vor, wie viel Wasser wir mit diesen einfachen Maßnahmen sparen können!

Rasen um jeden Preis?

In einem Garten, der jedes Jahr von monatelanger Trockenheit heimgesucht wird, sollte man sich vom Wasserschlucker Nr. 1, dem Rasen, trennen (problemlos bei kleinen Grundstücken) oder auf Kräuterrasen umsteigen (empfehlenswert bei großen Anlagen), der weniger aufwendig ist und nach Dürreperioden bereitwillig wieder austreibt.

Rasenfetischisten bricht bei diesem Vorschlag der kalte Schweiß aus, denn der perfekte Rasen ist nicht selten Statussymbol und Lebensinhalt. Ihr Motto ist „Zeig mir deinen Rasen, und ich sage dir, wer du bist.“ Was mein chaotischer, ungestüm blühender Kräuterrasen wohl über mich preisgäbe? Eine anarchistische Gesinnung vielleicht? Mein Motto geht mehr in die Richtung „Zeige mir deinen Garten, und ich sage dir, ob du noch zu retten bist“.

Rasenfetischisten verbringen einen Großteil ihres Lebens mit Vertikutieren, Moos- und Unkrautbekämpfung, Düngen, Mähen … und Bewässern natürlich! Abgesehen vom vielen Gift handelt es sich um eine enorme Verschwendung von Ressourcen. Allein in Großbritannien werden jährlich rund 54 Mio. Pfund für Rasendünger ausgegeben. Dünger und Unkrautmittel landen in unserem Grundwasser. Hinzu kommt die zusätzliche Ressourcenverschwendung bei Produktion und Mähen. Ironischerweise wird vor allem in regenarmen, heißen Gebieten das Ideal des englischen Rasens bis auf Blut verfolgt. Gedanken um die Nachhaltigkeit macht sich keiner.

Viele klammern sich verzweifelt an das makellose Grün, als ob sein Dahinschwinden mit jenem der eigenen Identität und Überzeugungen einherginge. In einer englischen Zeitung las ich, es gäbe kein besseres Mittel, das eigene Seelenheil wiederherzustellen, als mit dem Rasenmäher seine Runden zu drehen. Hängt das Seelenheil wirklich vom makellosen Rasen ab? Und was ist eigentlich die Definition von „makellos“?

Innovative Menschen, denen das Wohl des Planeten am Herzen liegt, haben sich mit möglichen Alternativen auseinandergesetzt. In milderen Regionen Europas sieht man vermehrt Anlagen mit dem aus Asien stammenden Gras Zoysiatenuifolia.Es verträgt Trockenheit, arme Böden und ist bis etwa –10 °C frosthart, wobei es ab –5 °C gelb wird, aber im Frühjahr wieder austreibt. Staunässe mag es aber gar nicht. Da es extrem langsam wächst, muss es fast nicht gemäht werden und ist von daher besonders attraktiv für Parkanlagen, da Ausgaben für städtisches Grün kontinuierlich gekürzt werden.

In kalten, trockenen Regionen bildet das Hundszahngras (Cynodon dactylon) hübsche, graugrüne und trockentolerante Teppiche aus. Es verbreitet sich über rhizomartige Ausläufer und wächst sehr dicht. Es kommt ursprünglich aus tropischen und subtropischen Gefilden, ist aber bei uns absolut frosthart. In den USA findet es bereits als Rasengras Verwendung. Im Winter wird es ebenfalls etwas blass, aber das ist in rauen Lagen auch bei normalem Gras der Fall.

Stauden wie Thymian (Thymus hirsutus, T. serpyllum, T. serpyllum ‘Magic Carpet’, T. praecox ‘Bressingham’, T. praecox subsp. brittanicus), Kriechender Hauhechel (Ononis repens) und Teppichverbene (Lippia nodiflora) sind perfekte Bodendecker für kleinere Flächen und arme, durchlässige Böden in der Sonne. Man kann sie in Maßen betreten, sie sind aber besser in Kombination mit Trittplatten oder Kies. In schattigeren Gärten erweist sich die grasartige Liriope (Liriope spicata, L. muscari) als prima Bodendecker und Rasenersatz.

Denkbar ist auch ein bunter, vielfältiger Teppich, für den wir die anspruchslosen Gräser mit den Blühstauden kombinieren und allem einmal pro Jahr mit dem Rasentrimmer einen Kurzhaarschnitt verpassen.

Mein kleiner Diskurs mag wie ein Appell zur Rasenrevolution anmuten, dient aber vor allem der geistigen Anregung. Wasser wird vielerorts knapper. Wir können diese Tatsache nicht ignorieren und auf dem gleichen Kurs weiterfahren.

Ein genügsamer Rasen ohne Düngen, Bewässern und ständiges Mähen liegt im Bereich des Möglichen. Friedvolle Wochenenden ohne das Heulen von Rasenmähern in der Nachbarschaft, stattdessen mit dem geschäftigen Summen der Insekten – ist das nicht eine schöne Vorstellung?

Kulturelle Vielfalt

Pflanzen sind gezwungen, sich zu adaptieren, und über die Jahrtausende haben sie das bewundernswert getan. Die schönsten Gärten sind jene, die sich an die klimatischen, lokalen Bedingungen angepasst haben, oder besser:deren Gärtner sich angepasst haben. Anpassung ist das Zauberwort!

Solche Gärten sitzen mit spürbarer Nonchalance in ihrem Umfeld und fühlen sich einfach gut an. Sie sind eins mit sich, ihrer Umgebung und ihren Besitzern.

Es ist ein Irrtum zu meinen, es gäbe keine zauberhaften, trockenheitstoleranten Gärten. In den letzten Jahren hat es zwar einiges an Literatur zu diesem Thema gegeben, aber das Ideal englischer Gärten ist fest in unserer Mentalität verankert und lässt sich schwer verdrängen. Wir müssen uns mehr öffnen, umdenken und diesen Stil als Teil einer facettenreichen Gartenlandschaft und nicht als oberstes Gesetz betrachten.

Trockenheitstolerante Gärten gehen oft einher mit Artenvielfalt, denn in ihnen dominieren nicht die Monokultur Rasen, Koniferen und hungrige, durstige, oft sterile Prachtstauden. Die Gärten leben. Es flattert, zirpt, zwitschert, rauscht, singt … und unser Herz darf mitsingen, -tanzen und sich freuen.

Die genügsame Italienische Strohblume (Helichrysum italicum) hat sich bestens angepasst und fühlt sich wohl in Felsspalten. Dort findet sie Wärme und eine gute Drainage.

ÜBERLEBENSKÜNSTLER – PFLANZLICHE INTELLIGENZ

An die 75 000 Pflanzenarten müssen an ihrem Naturstandort mit saisonaler Trockenheit zurechtkommen. Die meisten trockenheitstoleranten Pflanzen kommen aus Gebieten mit mediterranem Klima oder deren Randgebieten: Chile, die südafrikanische Kap-Region, Kalifornien, der Südwesten Australiens und das Mittelmeergebiet selbst. Die dort vorkommenden Habitate sind so vielfältig wie die Pflanzen und umfassen Steppen, Berge und wüstennahe Zonen.

Natürlich sind nicht alle Vertreter für unsere Gärten geeignet, aber wenn man jene abzieht, die sehr frostempfindlich sind, bleiben immer noch genug für eine interessante, vielfältige Gestaltung übrig. Viel hängt von der Experimentierbereitschaft des Gärtners ab. Erfahrungsgemäß entwickeln Pflanzenfreaks mit der Zeit ein Gefühl für das, was möglich ist, und ein Auge für passende Kandidaten. Ein Blick auf die Beschaffenheit des Laubs gibt oftmals Aufschluss. So haben Gewächse mit nadelartigem oder grauem Laub weniger Wasserbedarf. Gärtnern bedeutet kontinuierliches Lernen und Wachsen. Dieses Lernen beschränkt sich nicht auf die eigene Scholle, sondern geschieht im Vorübergehen. Ist man auf Reisen, Wanderungen, Spaziergängen mit offenen Augen unterwegs, dann lüften sich die Geheimnisse der Natur auf entspannte Weise, ganz ohne Zwang und Lehrbuch.

Wir laufen über Geröllhänge, auf denen sich Hunderte von eleganten Königskerzen (Verbascum) niedergelassen haben. Beim Wandern im Wallis zaubert der Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon) purpurne Farbtupfer auf karge Felssteppen. Aufgrund der vorherrschenden Bedingungen ist er zierlicher als in unseren Beeten. Er überlebt nicht nur, er gedeiht und versamt sich ungeniert, vielleicht besser als in dem verhätschelten Umfeld unserer Gärten. Bereits im Spätwinter öffnen sich in Sizilien die Glöckchen der Großen Wachsblume (Cerinthe major).Sie versamt sich nach der Blüte, keimt nach den ersten Regenfällen im Spätsommer oder Herbst und bildet über den Winter kleine Kissen, um – sobald die Temperaturen es zulassen – erneut den Blütenreigen einzuleiten. Im Herbst ergießt sich der Französische Ahorn (Acer monspessulanum) wie ein loderndes Flammenmeer über trockene Berghänge im Mittelmeerraum.

Die Italienische Strohblume (Helichrysum italicum) schmiegt sich an flechtenbewachsene Felsen in den Pyrenäen. Ähnliche Beobachtungen machen wir natürlich in frischen, feuchten Habitaten und wissen deshalb, dass Schachbrettblumen (Fritillaria meleagris) in Feuchtwiesen gedeihen.

Aus diesen Wahrnehmungen destilliert sich unser Wissen um die Bedürfnisse der Pflanzen, von denen viele bereits ihren Weg in unsere Gärten gefunden haben, die aber aus Mangel an Verständnis oft falsch kultiviert werden.

Tipp: Augen auf bei verlassenen und vernachlässigten Gärten und Grundstücken. Sie geben preis, wer ohne Hätschelei durchs Leben kommt. Je mehr wir lernen, desto mehr wächst unsere Lust am bewussten Experimentieren. Bewusstes Experimentieren basiert auf Erkenntnissen und unterscheidet sich grundlegend von kopflosem Experimentieren, wenn man z.B. einem Spontankauf nicht widerstehen kann. Bewusstes Experimentieren birgt mehr Erfolgserlebnisse und macht somit mehr Spaß.

Die Eiligen

Einjährige Pflanzen leben kurz und intensiv. Sie lavieren sich mit einem zeitigen Tod durch und vervollständigen ihren Lebenszyklus in vielen Fällen, bevor die große Hitze des Sommers über sie hereinbricht. Zu ihnen gehören der Kalifornische Kappenmohn (Eschscholzia californica) und der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas). In ihrer Heimat blühen sie für gewöhnlich im späten Frühjahr oder Frühsommer, nur in Mitteleuropa verschiebt sich die Blüte an manchen Orten nach hinten.

Der Samen wird vor dem Absterben verstreut, so sichert sich die Pflanze das Fortbestehen, sobald die Bedingungen es zulassen. Das muss nicht unbedingt im nächsten Jahr sein. Samen sind geduldig und warten auf den richtigen Moment.

Viele Einjährige kleiden sich heiter und farbenfroh. Sie dürfen keine Zeit verlieren und müssen in einem extrem kurzen Zeitraum viele Bestäuber anziehen, um ihre Zukunft zu sichern. Geschäftiges Brummen und Summen liegt in der Luft, wenn wir durch Mohnwiesen streifen. Blüten senken sich unter dem Gewicht trunkener Hummeln und Bienen.

Sie sind nicht nur ein Geschenk für Insekten, sondern auch für uns, denn sie geben uns für wenig Einsatz unendlich viel zurück und sind ideale Lückenfüller. Kahle Stellen sind der Feind eines jeden Gärtners, und gerade bei der Neuanlage von Beeten können wir diesen mit Einjährigen entgegenwirken.

Geduld ist eine Tugend

Nicht nur Gärtner müssen sich in Geduld üben, sondern auch die Zwiebelblumen, Saison-Stars und als solche nicht aus der Gestaltung wegzudenken.

Ähnlich wie Einjährige verschwinden viele Geophyten vor der großen Sommerhitze und halten unterirdisch eine kühle, wohlverdiente Siesta. Anders als Einjährige legen sie während ihrer Vegetationsphase wichtige Nährstoff- und Wasservorräte in ihren Knollen, Rhizomen und Zwiebeln an, um magere, ungünstige Zeiten überstehen zu können. Die meisten Geophyten lassen sich übrigens durch Teilung oder Aussaat leicht vermehren. Sie spiegeln wie keine andere Pflanzengruppe den Wandel der Jahreszeiten wider. Herbst-Zeitlose (Colchicum) im Herbst, Narzissen (Narcissus) und Tulpen (Tulipa) im Frühling, Zierlauch (Allium) im Frühsommer – was wären unsere Gärten ohne sie? Mit Zwiebelblumen pflanzen wir Hoffnung, und die Mühsal des Vergrabens verblasst im Angesicht ihrer blühenden Pracht. Tipp: Für trockene Gärten eignen sich vor allem Wildtulpen aus asiatischen Bergregionen (Tulipa clusiana, T. greigii, T. humilis, T. linifolia, T. orphanidae, T. turkestanica).

Clever verwurzelt

Viele trockenheitstolerante Pflanzen haben ein ausgeklügeltes Wurzelsystem entwickelt: Eine Pfahlwurzel in Verbindung mit einem Netz von Feinwurzeln hilft ihnen, jeden Tropfen Niederschlag zu nutzen. Manche wandern auf ihrer Suche nach Feuchtigkeit über 100 m tief.

Die Wurzel einer 300-jährigen Eiche in der Höhle von Pech Merle im französischen Departement Lot zeigt eindrücklich, wie Not erfinderisch macht. Die „Causse“ ist ein weitläufiges Kalkplateau, auf dem raue Bedingungen und eine dünne Humusschicht vorherrschen. Eine Eichenwurzel ist in 14 m Tiefe zu bestaunen. Wie tief sie letztlich geht, werden wir wohl nie erfahren. In der Höhle „Echo Caves“ in Südafrika stießen Forscher in 120 m Tiefe auf Wurzeln wild wachsender Feigen (Ficus carica). Dank eines schleimigen Sekrets arbeiten sich Feigenwurzeln durch massive Erd- und Gesteinsschichten. Viele Feigen wachsen in Felsen und Mauern, lassen aber ihre „Füße“ heimlich viel weiter unten im Wasser baumeln. Die Hauptsache spielt sich also unterirdisch und fern von unseren Augen ab. Wundersame Natur.

Pflanzen, denen dieses tiefgehende, hartnäckige Wurzelsystem fehlt, machen in trockenen Phasen schneller schlapp. Wichtig: Um ein feines Wurzelwerk zu fördern, darf nie zu viel gegossen werden, denn sonst werden die Pflanzen faul und anstatt sich zu bemühen, sitzen sie da und warten bis wir Gärtner mit der Gießkanne oder dem Schlauch anrücken.

Die Knauser

Während der Fotosynthese wird der Luft Kohlendioxid entzogen und Sauerstoff freigesetzt. Bei diesem Prozess verdunsten Pflanzen Feuchtigkeit durch ihre Poren (Stomata). Zur Reduzierung der Verdunstung haben manche Pflanzen dicke, ledrige Blätter entwickelt, die von einer undurchlässigen, glänzenden Schicht überzogen sind. Die Poren befinden sich auf der sonnenabgewandten Blattunterseite und werden von Härchen geschützt, welche winzige, wasserdampfgesättigte Räume schaffen. Zusätzlich ziehen sich die Poren im Sommer zusammen. Welch cleverer Schachzug!

Die Pflanze gibt wirklich alles, um ungeschoren davon zu kommen. Hartlaubgewächse (Sklerophyllen) wie Lorbeer (Laurus nobilis), Oleander (Nerium oleander), Kreuzdorn (Rhamnus), Fraser’s Glanzmispel (Photinia × fraseri) und Buchs (Buxus) können dadurch lange Phasen von Trockenheit überstehen, ohne Schaden zu nehmen. Viele sind immergrün und bilden den für die Gestaltung wichtigen strukturstarken Rahmen. Beobachten wir das Laub von Oleander an heißen Tagen, so stellen wir fest, dass sich seine Blätter drehen und er nur die Blattkanten der Sonne preisgibt.

Die Garrigue im südfranzösischen Departement Hérault mag auf den ersten Blick feindselig wirken. Tatsächlich beherbergt sie eine hochspezialisierte Pflanzengemeinschaft mit nicht weniger als 2000 Arten. Sie alle haben sich an den kargen Boden und lange heiße, trockene Sommer gewöhnt. Der würzige Geruch aromatischer Sträucher ist typisch für diese Region.

Aromatherapie – Duft als Schutz

Viele trockenheitstolerante Gewächse kommen aus dem mediterranen Raum. Wer kennt nicht den würzigen, herben, nahezu betörenden Geruch, der uns im Süden auf Schritt und Tritt begleitet? Der Duft von Zistrosen, Rosmarin, Salbei, Thymian und Lavendel vereint sich in der Garrigue zu einem einzigartigen Potpourri. Dieses Bouquet wird ganz und gar eigennützig produziert und nicht etwa zu unserem Vergnügen: Mit ihren Ausdünstungen schützen sich die Pflanzen vor Fressfeinden, halten sich die Konkurrenz vom Leib und reduzieren ihre Verdunstung. Drei Fliegen mit einer Klappe! Wenn man bedenkt, wie gut sie sich gegen Überweidung und Feuer schützen, sind es sogar fünf Fliegen!

Die Duftöle werden von spezialisierten Drüsenhaaren produziert. Die Verdunstung ätherischer Öle hat einen kühlenden Effekt auf die unmittelbare Umgebung der Pflanze. Je stärker eine Pflanze riecht, desto resistenter ist sie gegen Hitze.

Diese Aromaessenzen sind Teil des allelopathischen Effektes: Hierbei werden beim pflanzlichen Stoffwechsel hemmende Substanzen produziert, welche durch Verdunstung oder in flüssiger Form (z.B. Wurzelexsudate) oder fester Form (z.B. verrottende Pflanzenteile wie Laub) an die unmittelbare Umgebung abgegeben werden. Dies erklärt, warum unter unserer Walnuss nichts anderes wachsen mag, oder warum es in der Nachbarschaft von Thymian und Lavendel kein Unkraut gibt. Allelopathie wirkt auch umgekehrt. Gemüsegärtner beherzigen ihre positiven Auswirkungen schon lange, indem sie Pflanzen kombinieren, die ihr gegenseitiges Gedeihen fördern. Diese Eigenschaft kann man sich auch in der Gestaltung des Ziergartens zunutze machen. Mit der richtigen Wahl werden Unkräuter unterdrückt, Krankheitserregern und Fressfeinden das Leben schwer gemacht und gleichzeitig Bestäuber und Nützlinge angelockt.

ALLELOPATHIE – DIE GEHEIME SPRACHE DER PFLANZEN

•Basilikum (Ocimum) kann Mehltau anderer Pflanzen abwehren

•Beinwell (Symphytum) fördert das Wachstum

•Scheinakazien hemmen durch Wurzelausscheidungen die Entwicklung ihrer Nachbarn

•Studentenblumen (Tagetes) wirken wachstumsfördernd bei Rosen und dämmen Ackerwinden und Quecken ein

•Waldmeister (Galium odoratum) und Wermut (Artemisia) unterdrücken Unkrautwuchs durch Wurzelexsudate

•Dill (Anethum graveolens) wehrt Krankheiten bei Gurken, Möhren, Salat und Zwiebeln ab und fördert die Keimung

Grau und haarig – exzellenter Sunblocker

Während Pflanzen mit grünem Laub Wärme absorbieren, tun solche mit grauem Laub genau das Gegenteil: Weiße Härchen auf den Blättern reflektieren das Sonnenlicht, verlangsamen die Luftzufuhr auf der Oberfläche und reduzieren so Hitze und Verdunstungsrate. Graulaubige Pflanzen wie Zistrosen (Cistus), Woll-Ziest (Stachys byzantina