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Grau ist alle Theorie? Von wegen. Wer Pascale Berthiers Texte liest, bekommt einen außergewöhnlich lebendigen Eindruck von der Reitkunst. Es hat viel von dem, was andere Werke haben: systematisch gegliederte, logische Anleitungen und nachvollziehbare Erklärungen. Allerdings hat es etwas, was im Fachbuchregal selten anzutreffen ist: Humor. Damit ist Pascale Berthiers Werk ein unterhaltsames Fachbuch, das komplizierte Sachverhalte in leicht verdaulichen, sehr bildhaften Häppchen serviert. Es beschreibt die Techniken der Légèreté von der Basisarbeit bis zur Entwicklung höherer Lektionen in der Reit- und Fahrpraxis. Das Wort "Baucherismus" wird vom theoretischen Begriff zur greifbaren Praxis. Wie setzt der Reiter, Hand, Knie oder Gesäß korrekt ein? Warum ist die festgestellte Hand viel sanfter, als viele glauben und was bringt die Arbeit mit nur einem Zügel? Berthier stellt kluge Fragen und serviert herzhafte Antworten. Ganz nebenbei lernt der Leser Berthier und ihren Lehrmeister Racinet kennen, was dem Buch eine ganz persönliche Note verleiht.
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Seitenzahl: 127
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GENUSSVOLL REITENMIT DER LÉGÈRETÉ
…SCHON PROBIERT?
Pascale Berthier
GENUSSVOLL REITENMIT DER LÉGÈRETÉ
…SCHON PROBIERT?
EIN AUFMUNTERNDES WORT an alle Reiter zur Praxis des BaucherismusEINE HOMMAGE an Jean-Claude Racinet (1929–2009)
Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.
Sicherheitstipps:
In diesem Buch sind Reiter abgebildet, die ohne splittersicheren Kopfschutz reiten.
Das ist nicht zur Nachahmung empfohlen.
Achten Sie bitte immer auf entsprechende Sicherheitsausrüstung für sich selbst: Reithelm, Reitstiefel/-schuhe, Reithandschuhe und gegebenenfalls eine Sicherheitsweste beim Reiten.
IMPRESSUM
Copyright © 2015 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz: www.ravenstein2.deUrsprünglich erschienen als: Légèreté, témpoignage d´une femme de manège. Erschienen bei PSR Éditions, 2010, 86200 La Roche-Rigault, France. ISBN: 2-908571-53-6. Deutsche Fassung erschienen 2010, bei PSR Éditions, 2010, 86200 La Roche-Rigault, France. ISBN: 2-908571-55-2.Coverfoto: Phillip WeingandFotos im Innenteil: Phillip Weingand, sofern nicht anders angegebenÜbersetzung: Ilka FlegelLektorat der Originalausgabe: Claudia Weingand
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN: 978-3-8404-6392-1
INHALT
Vorwort
Danke
Die erste Begegnung
Zielsetzung dieses Buches
Wessen Leichtheit?
Leichtheit des Pferdes am Schenkel
Leichtheit des Pferdes an der Hand
Überlegungen zur Hilfengebung
Definitionen
Mobilisierung und Nachgeben des Unterkiefers
Unterkieferflexion
Wie man lernt, seine Hände korrekt festzustellen
Ein Experiment
Wie stelle ich meine Hände fest?
Das Spiel der Hände
Fallbeispiel: Argon nach seinem Unfall
Lösung: die festgestellte Hand
Erklärung: Wie funktioniert die festgestellte Hand?
Mehr Zeit für die Pferde – ein Kochrezept
Sie sanfte Version der übertriebenen Beizäumung …
Vorbereitung für den Reiter
Die vollständige Übung
Knie ran! Knie zu!
Knie ran!
Knie zu!
Die Lösung: das entspannte Bein
Die Légèreté an der Longe und bei der freien Arbeit
Warum?
Selbstimpulsion: der Tempomat des Pferdes
Praktische Umsetzung: Einsatz der Longe
Das An-die-Hand-Stellen
Übertragung auf die freie Arbeit
Gegen den Strom schwimmen
Bildhaftes
Bild 1: Walt Disney und der gemessene Schritt
Bild 2: Gerade laufen
Bild 3: Das Gleichgewicht hat Vorrang: die verrückte Busreise
Bild 4: Der „Joystick“ des Pferdes
Bild 5: In engen Wendungen: dem Stier in die Augen schauen
Bild 6: Unterschiedliche Lehren: „Hoooo!“ und „Brrrr!“
Bild 7: Die Haltung der alten Meister
Bild 8: Die gläsernen Reiter
Auswirkungen dieser Reitweise auf das Fahrpferd
Légèreté auch für Fahrpferde: Wozu?
Fallbeispiel: Igloo de Sié
Fallbeispiel: Meknes de Sié
Fallbeispiel: Okapi de Sié
Schlusswort: Die letzte Begegnung
Ein Gedanke von größerer Tragweite
Das Leben danach
Nachwort
Quellen
VORWORT
Mein Mérens-Wallach Igloo de Sié und ich.
Hat man leider die Gewissheit, dass der eigene Lehrer nicht zurückkehren wird, so trägt deroder diejenige, der oder die eine Lehre verbreiten möchte, eine große Verantwortung.
Mein Lehrer war der französische Reitmeister Jean-Claude Racinet. Ich bin sofort entschlossen, seine Reitlehre weiterzugeben – obwohl weitere aktive Unterstützung seinerseits, nach einem schweren Unfall, nicht mehr möglich war.
Die Verantwortung ist umso größer, als die Lehre von Jean-Claude Racinet sich nicht vorrangig auf eine Methode bezieht, sondern vielmehr auf eine gewisse, auf das Reiten angewandte Denkweise, die den Umgang mit dem Pferd von den Grundlagen bis zur Hohen Schule bestimmt: das Reiten in Légèreté (französisch für „Leichtheit“).
An dieser Stelle lässt sich sogar postulieren, dass, wenn man von Anfang an nach Légèreté strebt, selbst die Basis dieser Reiterei schon höheren Charakter erhält. Dazu muss man sich nur darauf einlassen, die komfortablen Grenzen einer Methode hinter sich zu lassen, und lernen, jeden Austausch mit dem Pferd entsprechend zu „durchdenken“.
Das ist das Ziel dieses Buchs: zu zeigen, dass jeder (das heißt so jemand wie ich) in der Lage ist, sein Reiten zu verbessern, wenn er denn aufhört, eine Ausbildungsskala für alle Pferde verfolgen zu wollen, sondern vielmehr versucht, anhand objektiver Beobachtungen eine Ausbildungsskala für jedes Pferd aufzustellen, dessen Ausbildung er unternimmt.
Dafür musste auch ich einige Stereotypen zur biomechanischen Funktion des Pferdes infrage stellen und korrigieren, die ich zuvor blind akzeptiert hatte. Dieselben Pferde, die ich schon vor der ersten Begegnung mit Jean-Claude Racinet geritten hatte, machten ab dem Moment, als ich begann, seine Lehre umzusetzen, bemerkenswerte Fortschritte.
Darauf gründet meine Motivation. Die vier Jahre, in denen Jean-Claude Racinet regelmäßig mit großem Engagement in Deutschland seine „Botschaft“ an alle Interessierten weitergab, von unserer ersten Begegnung bis zur letzten, sollen nicht einfach vertan gewesen sein.
Da die Zahl derjenigen, die nach Leichtheit streben, seither ständig wächst, schien es mir wichtig, ihre Motivation auch meinerseits zu unterstützen – durch meinen persönlichen Erfahrungsbericht.
Wer oder was hat mich sonst noch dazu bewogen, meine Erfahrungen niederzuschreiben?
Die Ermunterung durch meine Schülerinnen und Schüler. Die Dankbarkeit, Schülerin von Jean-Claude Racinet gewesen zu sein. Und vor allem: die Ehre, mit diesem genialen Menschen in gegenseitiger Freundschaft verbunden gewesen zu sein.
Danke
An all diejenigen, die mich bei der Erstellung dieses Buchs unterstützt haben. Insbesondere:
An Ilka Flegel, deren Hilfe es mir ermöglichte, dieses Buch auf Französisch und Deutsch zu veröffentlichen.
An Dr. Christian Kristen von Stetten, für seinen Teil der Übersetzung.
An Patricia Toller, für die Übersetzung des Klappentextes. – An Birgit Koch und Wiebke Rudolph, für ihre aufmerksame Durchsicht des deutschen Manuskripts.
An Uli Marsch, deren Beharrlichkeit mich überzeugte, dieses Buch zu schreiben.
An Cora von Hindte, die mich nicht im Stich gelassen hat.
An Fabrice Buchheim, für seine deutschfranzösische Einschätzung.
An Susanne Klipstein, für die Kursfotos mit Jean-Claude Racinet und ihr Engagement für die Légèreté in Deutschland.
An all meine Schüler und Freunde, die beim Fotoshooting der ursprünglichen Ausgabe mitgewirkt haben: Monique Engemann, Franzi Finke, Birgit Koch (auch für das Klappenfoto), Petra Udolf, Mandy Schlage und noch einmal Stephanie und Thorsten.
An Bernd und Tippi, von ganzem Herzen.
An meinen ersten Verleger, Bruno de la Bonnellière, der nicht eine Sekunde gezögert hat, mir die Hand zu reichen – sowohl für die französische als auch die ursprüngliche deutsche Ausgabe.
An Claudia und Phillip Weingand, für ihr außergewöhnliches, schnelles Einfühlungsvermögen.
DIE ERSTE BEGEGNUNG
Mein Lehrmeister Jean-Claude Racinet auf Igloo de Sié, der ebenfalls vom Baucherismus begeistert ist. (Foto: Susanne Klipstein)
Als ich 2003 meine Karriere als „liebe Mama“ antrat, sah ich mich gezwungen, alle reiterlichen Aktivitäten aufzugeben, die mich von zu Hause weggeführt hätten.
Nun hatte mir eine Freundin, Ilka Flegel, gerade die Lektüre eines ganz besonderen Werks empfohlen: L’équitation totale von Jean-Claude Racinet, ein Vergleich der Pferdeosteopathie von Dr. Dominique Giniaux mit der Lehre von François Baucher. Zudem war ich fest entschlossen, reiterlich nicht auf einem Stand zu verharren, sondern mich weiterhin fortzubilden. Ich vertiefte mich deshalb endgültig in eine gänzlich „subversive“ Literatur: alle reiterlichen Werke auf Französisch von Jean-Claude Racinet, in denen er eine äußerst puristische Reiterei in Légèreté (Leichtheit) beschreibt.
Dadurch wuchs in mir das Bedürfnis, meine Nachforschungen in diesem Bereich auszuweiten, um die Entwicklung des Baucherismus von der Vergangenheit bis in die heutige Zeit nachzuvollziehen. Philippe Karl hatte diesen Impuls in mir bereits geweckt, doch damals war ich nicht reif genug für diese beiden so wichtigen Vorgehensweisen (wenn man sie denn fortführt): das Nachdenken und das Forschen. Ich begab mich somit auf eine intellektuelle Reise, die sich mit meinem neuen Leben in Einklang bringen ließ.
Ich „schaute“ bei François Baucher „vorbei“ und las die gesamte zwölfte Ausgabe seiner Méthode d’équitation, basée sur de nouveaux principes („Methode der Reitkunst nach neuen Grundsätzen“). Unglaublich, dass ich dazu nicht 1984 und 1985 angehalten worden war, während meiner Reitlehrerausbildung an der staatlichen französischen Reitschule ENE (Ecole Nationale d´Equitation) in Saumur! An die zwanzig Jahre waren nötig, um mich wachzurütteln. Welch eine Misere! Von da aus machte ich kehrt und „besuchte“ Faverot de Kerbrech, dann Etienne Beudant. Ein wahres Epos! Etwa zwei Monate lang raubte es mir den Schlaf. Was sollte ich bloß meinen Schülern sagen? Wie sollte ich nun meine Pferde arbeiten?
Baucher, de Kerbrech, Beudant – das Studium der Schriften verschiedener Reitmeister führte letztlich dazu, dass ich Jean-Claude Racinet kennenlernte.
Ich brauchte einen Lehrer. Und zwar dringend.
Ich machte mich also daran, die Kontaktdaten von Jean-Claude Racinet ausfindig zu machen. Sobald mir das gelungen war, kam mir die unverfrorene Idee, ihm ein Fax zu schicken. Darin beschrieb ich meine Situation als die eines „Don Camillo“, der die Hilfe des Papstes erbittet, um alle Einwohner des kleinen Dorfes am Ende der Welt zu überzeugen. Er war so großzügig, mir positiv zu antworten.
Im September 2004 landete Jean-Claude Racinet, der mein Lehrer werden sollte und mir die Ehre machte, mir seine Freundschaft zu schenken, in Dresden. Hundert Kilometer weiter östlich empfing ich ihn bei mir zu Hause. Einen Tag vor Beginn des Lehrgangs, den er hier geben sollte, hatten wir Gelegenheit, in Oybin, einem kleinen, sehr touristischen Ort in der Gegend, einen Kaffee zu trinken.
Meine Tochter Tippi war gerade bei ihrer Großmutter, und ich freute mich darauf, mich ganz in Ruhe mit diesem so bescheidenen und umso gelehrteren Menschen austauschen zu können.
Wir sprachen über alles Mögliche: Sprachwissenschaft, Erziehung, Etymologie und ... Reiten in Légèreté. Dieser letzte Austausch war für mich – vielleicht auch für uns beide – entscheidend. Ich: „Nachdem ich Ihre Bücher und auch die von Beudant („Extérieur et Haute-Ecole“) gelesen hatte, habe ich mehrere Nächte lang schlecht geschlafen. Daraufhin habe ich mein Reiten neu durchdacht, und einige Zeit später habe ich zum Beispiel versucht, mit einem unserer Mérens-Pferde fliegende Galoppwechsel nur über die Einwirkung der Hand zu reiten – und es hat geklappt!“ Jean-Claude: „Ah! ... Sehr gut. Ich habe das mehrfach mit meinen Pferden probiert. Mir ist es nicht gelungen.“
In wenigen Sätzen hatte mich Jean-Claude auf den Platz des Schülers verwiesen, der die folgende Wahl hat: entweder weiterhin zu wissen oder anzufangen zu lernen. Ohne meine Ehrlichkeit infrage zu stellen, hatte er mich ob der Qualität dieser fliegenden Wechsel ins Zweifeln gebracht. Er wusste außerdem genau, dass wir – er in den USA und ich irgendwo im tiefsten Deutschland – nur wenig Zeit und Möglichkeiten für einen zukunftsträchtigen pädagogischen Austausch hatten. Hier ging es gleich um alles oder nichts: mir die Hintertür offenzuhalten (dann wäre diese Begegnung unsere letzte gewesen) oder mir zeigen, wie ich mich für das Lernen öffnen konnte. Derart vor die freie Wahl gestellt, war ich bereit.
Der erste Kurstag von Jean-Claude Racinet in Deutschland fand im Jahr 2004 statt: am 17. September. Sein letzter Kurs in Deutschland nahm 2008 ein tragisches Ende: am 17. September.
Vier Jahre unermüdlicher Bemühungen, all denen zu helfen, die verstehen wollen, worum es hier geht. Bemühungen, die letztlich unfreiwillig bestraft wurden, durch eine Umgebung, die noch nicht verstanden hatte, um wen es hier ging.
Zielsetzung dieses Buches
Die erste Idee zu diesem Buch war, eine Art Vorbereitungshandbuch für die Kurse von Jean-Claude Racinet in Deutschland zu schreiben. Doch dann hat das Schicksal es anders entschieden. Ende November 2008 kehrte Jean-Claude schwer verletzt in die USA zurück. Dadurch wurde es unmöglich, Kurse mit ihm in Europa zu organisieren.
Da ich jedoch das Interesse an seiner Lehre nicht wieder einschlafen lassen wollte, begann ich, die für das Handbuch vorgesehenen Informationen zu nutzen, um einen Erfahrungsbericht zu der pädagogischen Botschaft zu verfassen, die Jean-Claude in Deutschland hinterlassen hat. Wer hier einen Katalog von reiterlichen Problemen, Übungen und Lösungen erwartet, wird enttäuscht sein. In der Tat gleicht das Streben nach Légèreté eher einer Schnitzeljagd oder, etwas ernsthafter, einem Eid. Wie viele Jahre des Studiums man auch darauf verwendet – ein Diplom wird niemals ausreichen, um einen guten Reiter dieser Art auszumachen, ebenso wie ein Diplom nicht ausreicht, um ein guter Arzt zu werden. Nur die Praxis und das ständige Streben nach den bestmöglichen Lösungen offenbaren hier den Pfad, dem es zu folgen gilt. So wird jener Reiter sich für eine bestimmte Lösung entscheiden, während ein anderer sich mit einer anderen Möglichkeit wohler fühlt. Mit Jean-Claude Racinet habe ich ein wahres Feuerwerk an Fallbeispielen gesehen und erlebt.
Er hat mich zunächst gelehrt, die Prinzipien der baucheristischen Schule zu verstehen, und mich anschließend durch Verbesserung meiner Reiterei in die Lage versetzt, diese Prinzipien auch anwenden zu können. Danach, als ich bereits fähig war zu beobachten, musste ich nachdenken lernen. Und dieses Nachdenken hat mich wiederum gelehrt ... zu lernen. Auf keinen Fall kann man sich hierbei auf eine wie auch immer geartete „Ausbildungsskala“ des Pferdes (wie sie der deutschen Reitlehre so lieb und teuer ist) beziehen und verlassen: als Erstes dies, als Zweites das; und beim Übergang von einer Etappe zur nächsten bloß nicht zu viel nachdenken ... Nein! Eine solche reiterliche Vorgehensweise lässt sich nicht mit dem Streben nach Légèreté vereinbaren.
Die werten Leserinnen und Leser finden hier also Überlegungen, die Erfahrungen beeinflusst haben ... und Erfahrungen, die ihrerseits Anlass zu Überlegungen gaben. Ich hoffe, dass diese sehr persönlichen Einsichten Ihnen Mut machen werden, sich mit Ihrem Pferd ebenfalls auf den Weg zum feineren, genussvollen Reiten in Légèreté zu begeben. Es lohnt sich!
Igloo de Sié in der Traversale.
WESSEN LEICHTHEIT?
Igloo de Sié in der Piaffe.
„Die Légèreté wird vom Reiter verlangt undvom Pferd angeboten und nicht umgekehrt.“
Ich glaube nicht, dass Jean-Claude Racinet es jemals versäumt hat, diesen Gedanken, der von ihm stammt, anlässlich einer seiner „clinics“ (oder „Lehrgänge“ auf gut Deutsch) anzuführen.
Leichtheit des Pferdes am Schenkel
Viele Reiter verstehen die oben zitierte Behauptung offensichtlich leichter, wenn es um den Gebrauch der Schenkel geht.
Wenn man die Schenkel einsetzt, so soll das entsprechend darauf konditionierte Pferd reagieren, indem es sich je nach Kontext vorwärts oder rückwärts oder, wenn man nur einen Schenkel verwendet, zur Seite bewegt. Ist das Pferd leicht am Bein, so kürzt es den feinsten Kontakt mit dem Schenkel ab, indem es vor ihm weicht – ähnlich wie sich ein Ball von dem dribbelnden Fuß oder eine Billardkugel von dem Queue entfernt, der sie berührt.
Natürlich handelt es sich hier um Bilder, um besser unterstreichen zu können, dass die Schenkeleinwirkung lediglich dazu dient, die Bewegung auszulösen. Diese soll das Pferd dann – wenn es gut ausgebildet ist – von sich aus fortführen.
Man könnte sogar sagen, dass das Pferd die Einwirkung der Schenkel selbst abstellt, denn diese – wenn sie denn ruhig sind – „verfolgen“ den Pferdekörper nicht weiter, sobald der Reiter mit dem Ausmaß der erhaltenen Bewegung zufrieden ist. (Was nur für Reiter gilt, die nach Légèreté streben – hat es auch einen Sinn für die anderen?)
Ich reite das Pferd einer Kursteilnehmerin. Die Hand folgt dem Pferdemaul: Das Pferd gibt seinen Rahmen auf.
Die Reiterhand bleibt stehen, das Pferd versammelt sich innerhalb weniger Minuten zusehends – trotz seines schwierigen Gebäudes.
DAS RUHIGE BEIN