Ein anstößiger Roman aus dem Jahre 1922, versehen mit 40 unzweideutigen Zeichnungen Ein anstößiger Roman aus dem Jahre 1922, versehen mit 40 unzweideutigen Zeichnungen "Der Sinnesrausch ist zur Liebe, was der Schlaf zum Leben."
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Seitenzahl: 62
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Georgette, die Pariserin
»Der Sinnesrausch ist zur Liebe, was der Schlaf zum Leben.«
Ein anstößiger Roman aus dem Jahre 1922, versehen mit 40 unzweideutigen Zeichnungen
eISBN 9783958417441
© by Cupitora in der BEBUG mbH, Berlin
I.
Paris an einem schönen Frühlingsnachmittag. Eine elegante Dame, deren leichte Fülle ihrer schön geschwungenen Taille und eine gewisse Reife ihres klassischen Gesichts die Frau von Dreißig andeutete, schritt mit ihrer reizenden, noch sehr jungen Begleiterin, die nicht mehr als 16 Lenze zählen konnte, die Avenue des Champs-Élyseés hinunter. Ein Mann von Welt konnte erkennen, dass es sich bei den beiden Damen nicht allein um Mutter und Tochter handelte, sondern auch die gediegene Eleganz der Kleidung und Haltung, ließ darauf schließen, dass diese Damen zur ersten Gesellschaft gehörten. – Solch ein Weltmann war auch der Oberst de Serrigny. Die wundervollen Figuren und ein gewisser Charm, der von den Beiden ausging, nahm auch ihn gefangen. Der geheime Wunsch eines galanten Abenteuers ließ den Oberst mit einer liebenswürdig anzuschauenden, unaufdringlichen Bestimmtheit den beiden Damen folgen, bis diese in einem der vornehmen Häuser der Rue de Lafayette verschwanden. Er glaubte sich nicht getäuscht zu haben, dass die ältere der beiden Damen sein Tun mit dem gewissen Lächeln quittierte, das ihm als Kenner die Erfüllung seiner süßesten Träume versprach.
Der Gedanke an die schöne Frau und den allerliebsten kleinen Backfisch ließen Herrn de Serrigny ganz unbewusst auf der, dem Hause gegenüberliegenden Seite noch etwas auf- und abschreiten. Verträumt glitt hierbei sein Blick von Fenster zu Fenster der für ihn so plötzlich entstandenen Festung, die er mit seinem soldatischen Herzen doch so
gern bereits in dieser ersten Stunde gestürmt hätte, zumal er glaubte, hinter einem dieser Fenster in der ersten Etage die wunderschönen braunen Augen dieser so begehrenswerten reifen Frau mit einem Blick auf sich gerichtet zu sehen, der ihm zu verraten schien, dass ein solcher Weltmann, wie er es war, wohl Gnade vor diesen Augen finden würde.
So war es auch in der Tat. Georgette d’Avenel, so hieß die junge Dame der Gesellschaft, hatte an dem schneidigen jungen Mann Gefallen gefunden. Sein diskretes, jedoch beharrliches Folgen war für Georgette bereits auf dem Spaziergang nicht ohne eigenes Interesse geblieben. – Seit kurzem erst in Paris, betrieb Frau d’Avenel von hier aus die Scheidung von ihrem Gatten. Durch vorläufiges Urteil waren ihr bereits ihre Tochter Angele und ein beträchtlicher Teil des Vermögens ihres sehr reichen Ehemannes zugesprochen worden. In Angeles Interesse hoffte jedoch Georgette noch eine weitere größere Summe zu erhalten.
Bereits mit 16 Jahren hatte Georgette den Großkaufmann, Herrn d’Avenel geheiratet. Ganz allein ihrer damaligen noch zu großen jugendlichen Unerfahrenheit hatte sie diese Ehe zuzuschreiben. Mit 15 beging sie den Fehltritt, dem heute die reizende Angele ihr Dasein verdankt. Den pikanten Wünschen des in der erotischen Liebe wohlbewanderten Gatten bereitwilligst nachgebend, war sie ihm vertrauensvoll auf allen Eskapaden des Liebeslebens gefolgt und so mehr und mehr seine Maitresse, als seine, im spießbürgerlichen Sinne gesehene, ehrbare Ehefrau geworden. Sie hatte sich sehr bald davon überzeugen lassen, dass das Schwangern nicht der vornehmste Zweck des Ehelebens ist und sich demzufolge mit entzückendem Eifer besonders dem Studium derjenigen Variationen des Liebesgenusses hingegeben, bei denen weitere kleine Angeles nicht zu befürchten waren. Die wundervolle Geschicklichkeit, die sie sich infolge eine glücklichen Veranlagung in diesen süßen Spielen aneignete, zeitigte aber leider den Erfolg, den die meisten jungen Frauen, die gar zu willfährig den Wünschen des geliebten Gatten nachkommen, nicht voraussehen. Nachdem nämlich Herr d’Avenel merkte, dass er seiner Schülerin nichts mehr lehren konnte, verlor der Unterricht für ihn den Reiz und er begann seine Frau zu vernachlässigen. Georgettes Verdruss hierüber war begreiflich. Die eingereichte Scheidungsklage hatte Erfolg, und, durch vorläufigen Spruch von ihrem Gatten getrennt, wandte sie sich mit ihrer Tochter nach Paris, wo sie in der Rue de Lafayette eine geschmackvoll ausgestattete Wohnung bezog.
Angele hatte beim Verlassen der Schule ihrer Heimatstadt ein ganz vorzügliches Zeugnis erhalten. Die alte Institutsvorsteherin hatte jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass die außerordentliche Begabung des Kindes sich auch in einer ungewöhnlichen Frühreife äußere, die eine sorgfältige Beaufsichtigung geboten erscheinen lasse. Das war nun eigentlich nicht nach dem Geschmack der lebenslustigen jungen Frau. Bei allem Stolz und aller Freude über die glänzende Veranlagung ihres Kindes, musste Georgette doch befürchten, dass der frühreife Backfisch den pikanten Plänen die sie für die Zukunft hegte, irgendwie unliebsam im Wege stehen könnte. Gerade in den letzten drei Jahren ihres fraulichen Hochsommers hatte Georgette an der Seite ihres Gatten so unendlich viel Delikates aus dem Paradies der Liebe entbehren müssen, was sie nun glaubte, doppelt und dreifach nachholen zu müssen. – Ruhigeres Nachdenken ließ Georgette jedoch erkennen, dass das Töchterchen schließlich nur der Mama nachartete, die ja auch schon im zartesten Alter der Venus die ersten illegitimen Opfer brachte. Immerhin war Vorsicht geboten, einmal, um dem Prozessgericht keine Veranlassung zu einem ungünstigen Spruch zu geben, und andererseits, um das Kind vor ähnlichem Missgeschick zu bewahren, wie es ihr widerfahren war. Das Geratenste schien eine vernünftige, mütterliche Aufklärung, durch welche Angele die ihr in der Großstadt drohenden Gefahren vermeiden – und vielleicht sogar die verständlichen Absichten ihrer liebebedürftigen Frau Mama verstehen lernen konnte.
Auch des Obersten de Serrigny wollüstige Gedanken weilten zu dieser Stunde insbesondere bei dem reizenden kleinen Backfisch. Seine Blicke hatten mit besonderem Wohlgefallen auf der Kleinen geruht, auf dem schönen goldblonden Haar, das, von einem schwarzen Bande gehalten, in reicher Fülle über ihren Rücken floss, auf den hübschen, schon ganz nett gerundeten Waden, die das kurze Kleidchen so fein zur Geltung brachten.
»Wer weiß«, hatte er träumerisch vor sich hin gesprochen.
Das hübsche Gesicht Angeles, ihr lebhaftes Auge, mit den halb treuherzigen, halb kecken Blicken, ihre schon leicht gewölbte Brust und die schön geschweifte Taille über den wohlgeformten Hüften mussten schon erotische Ideen in ihm entstehen lassen. Allerdings, einmal köstlich genießen von diesen himmlichen Reizen, welche sich eine ergötzliche Illusion nach Fallen der letzten seidenen Hülle dieses herrlichen Jungmädchenkörpers ausmalte, schien ihm doch schwer durchführbar und noch recht ungewiss.
Der Oberst ließ jedoch keinesfalls den Mut sinken, sondern gab sich von der Rue de Lafayette geraden Wegs zu einem Juwelier und kaufte einen kostbaren Ring. Er trug ihn, um die Damen nicht zu kompromitieren, selbst an den Ort seiner Bestimmung und händigte ihn, unter der Maske eines Angestellten des Juweliers, dem Pförtner zur Weiterbeförderung an die Dame im ersten Stock aus. Um diesen Tugendwächter alleinstehender, schöner Damen völlig zu düpieren und unauffällig den Namen seines Idols zu erfahren, erkundigte er sich diskret und geheimnisvoll nach der Kreditfähigkeit der Empfängerin.
»Oh, Frau d’Avenel ist sehr reich und hochanständig, da laufen sie nicht die geringste Gefahr«, entgegnete der Pförtner mit einer, der diesen Leuten eigenen Wichtigkeit. –
Frau d’Avenel öffnete überrascht das kleine Päckchen und las auf einer beiliegenden Karte:
›Avenue Montaine –
Oberst de Serrigny.
Zur Erinnerung an die Promenade in den Champ- Élysées.‹ –
»Du, das ist gewiss der interessante Herr, der uns hierher folgte und uns immer so angesehen hat«, sagte Angele, die beim Auspacken spitzbübisch zuschaute.
»Welcher Herr?«
»Aber Mamilein, nun spiel doch nicht so die Unschuldige. Du hast es doch eben so gut bemerkt wie ich, dass er immer schön hinter uns herging. Du kennst ihn also?«
»Aber nein, mein Liebling, warum sollte ich ihn denn kennen.«
»Weil er dir Schmuck schickt. Herren schicken doch nur Damen Schmuck, die sie kennen.«
»Aber du hörst es doch, dass es nicht der Fall ist.«