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Dieses eBook: "Gesammelte Gedichte: 110 Titel in einem Band" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. John Henry Mackay (1864-1933) war ein deutscher Schriftsteller. Im Jahre 1885 trat Mackay erstmals mit literarischen Werken an die Öffentlichkeit. In Berlin verkehrte er im Umfeld des Friedrichshagener Dichterkreises. Mit Hilfe von Krafft-Ebings Psychopathia sexualis wurde er sich seiner homosexuell-päderastischen Neigung bewusst. Mackay präsentierte seine Konzeption des individualistischen Anarchismus in den "Büchern der Freiheit" (Die Anarchisten, Der Freiheitsucher). Seine unter dem Pseudonym Sagitta veröffentlichten Schriften über die "namenlose" oder "griechische" Liebe, das heißt die Zuneigung erwachsener Männer zu männlichen Adoleszenten, waren im Deutschland der Kaiserzeit und auch noch in der Weimarer Republik nach § 175 StGB strafbar. Inhalt: Bücher der namenlosen Liebe - Wer sind wir? Am Rande des Lebens: Einzige Antwort Der Fremde Träume Einmal gesehen nur Die Insel Der Tertianer Heimliche Fahrt Pfingsten Da ging auch er auf die Straßen Vertheidigung Einladung Die Thuere Heute! Rath Einsamer Abschied Auf dem eise Mit welchem Wort noch Sommerlüge Stadt meiner Abenteuer Die Verlorenen Abendlicht Am Tage des Verlustes An der Riviera di Ponente Ausklang Begrüßung Das geneigte Haupt Das Gestern Das letzte Lachen Das starke Jahr Deine goldenen Tage... Der Einsiedler in Zürich Der erste Ball Die eine ... Die Flamme Die Gewohnheit Die Schleier Die Verstoßenen Ehe Einsame Gedanken Eintritt Epilog Erschütterung Es ist so still... Fahrt Fluch Frühling in Berlin Frühlingsnacht Furcht Hand in Hand Heidnische Lieder Heimat Herbstlaub Hochsommer In der Campagna In der Gesellschaft Kommt er? Letzte Flucht Letztes Licht Lied der Geschlagenen Mein Herbst Mein Sommer Modernes Idyll und mehr ...
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Seitenzahl: 169
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Gedichtsammlung eines anarchistischer Rebell
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Alles erzählt mir von meinem Glücke – Wie es sich schuf und wie es in Stücke Ging – Alles erzählt mir davon! Alles erzählt mir von jenen Tagen, Wie sie entstanden – doch wie ich tragen Diese soll, davon erzählt mir kein Ton. Hundertmal wandere ich durch die Straßen, Wieder und wieder! – O über die Maßen Teurer, geliebter, geheiligter Ort! Und was bist du? – Nur eine Gasse, – Seh ich sie nicht, o wie ich sie hasse! – Drin alles Leben hinsiecht und verdorrt! Aber d e i n Fuß hat sie beschritten! Aber h i e r hast du gejauchzt und gelitten! Und wir beide, wir fanden uns hier! Was unerträglich ist, hier kann ich’s tragen – Alles erzählt hier von jenen Tagen, Alles von meinem Glücke mir! . . .
Inhaltsverzeichnis
Am Waldesrande ging ein armes Weib. Das jüngste Kind lag an der matten Brust, Und an der rechten Hand hielt sie das andre. Das jauchzte auf in kindlich-heller Lust, Als durch die Baumeskronen golden glänzte Das Abendlicht der Sonne und den Pfad Mit einem lichten, letzten Strahl beschien, In den der Fuß des armen Kindes trat. Da ließ es schnell die Hand der Mutter los Und beugte nieder sich, den hellen Schein Mit seinen Händen zu erfassen. Doch Die Mutter sprach: „Komm weiter! Lass das sein! Das da – ist nicht für uns!“ – und zog es auf. Und weiter schritten sie, indes zur Rüste Die Sonne ging, aufflammend heiß und fahl. Des Weibes abgehärmte Züge küsste, Die toten Augen lind ihr letzter Strahl.
Inhaltsverzeichnis
Und der Morgen hob sich. Wieder stand das Licht Über unserem Scheitel. Doch dich sah ich nicht . . . Meine Grüße sendet von der Höhe hier Nun kein Morgen nieder mehr ins Tal zu dir . . . Doch das Fenster seh ich, dem dein Bild geraubt; Seh die Rebe schwanken, die es grün umlaubt; Hör des Tores Klirren – aber deine Hand Ist es nicht, die öffnet; nicht zum Sonnenstran Seh ich dich mehr schreiten – sehe durch den Traum Des genossenen Glückes meine Zukunft kaum . . . Weiße Tauben fliegen um dein Giebeldach – Und im Herzen immer ist die Sehnsucht wach.
Inhaltsverzeichnis
1. Lange stand am schwanken Bug ich Meines Lebensschiffes. Leer War die Weite . . . Nicht ertrug ich Dieses wehe Warten mehr. Um mich mit dem Flügeln schlug ich. Übers grenzenlose Meer Meine Hoffnung trug ich Hier zu diesem Ufer her. 2. Senke deine Flügel nieder, Die der weiche Wind beschwingt: Hier beginnt der Reigen wieder, Den die große Freude schlingt. Neue Ufer, neue Lieder! – Wem der Flug hierher gelingt, Taucht sein wegemüd Gefieder In den Quell, der hier entspringt. 3. Das sind wunderbare Töne, die, von Jugendlust geschwellt, Aus der Brust der Freiheits-Söhne Rauschen durch das weite Feld! Brauset! – Euer Klang versöhne Mich mit dieser feilen Welt! Unerreicht ist eure Schöne – Hier erreichte ich mein Zelt. 4. Und die Freude schlang den Reigen, Schlang um Mann ihn, Weib und Kind; Und es flüsterten die Geigen Mit dem lauen Sommerwind. Lange saß ich so. Und steigen Sah ich Flut und Luft. Geschwind: Lebe! – Bald beginnt das Schweigen, Dem kein Sterblicher entrinnt . . .
Inhaltsverzeichnis
Ihr habt mich verlassen, meine Lieder? Ihr habt mich verlassen – was tat ich Euch? Was bergt Ihr Euer buntes Gefieder In meines Dickichts dunklem Gesträuch? Wohl, es ist wahr: Ihr wurdet vergessen, Fast schon in der Stunde, da ich Euch schuf, Doch immer wähnte ich, allzu vermessen, Ihr folget wieder dem ersten Ruf. Nun hat Euch die Hand des Zufalls gewaltsam Vom Vaterherzen gerissen – allein Steh‘ da ich und quäle mich unaufhaltsam Um Euch in unbeschreiblicher Pein. Ich locke und rufe mich schmeichelnden Tönen. Das Echo nur narrt mich: „Hier! –„„Nein, hier!““ – O wie mich die wirren Stimmen verhöhnen! Die Tränen stehn in den Augen mir . . .Chicago, 7. Se[m]ptember 1893
Inhaltsverzeichnis
Tausend Menschen ziehen vorüber – Den ich ersehne, er ist nicht dabei! Ruhlos stiegen die Blicke hinüber, Fragen den Eilenden, ob er es sei . . . Aber sie fragen und fragen vergebens. Keiner gibt Antwort: „Hier bin ich. Sei still.“ Sehnsucht erfüllt die Bezirke des Lebens, Welche Erfüllung nicht füllen will. Und so steh ich am Wegrand-Strande, Während die Menge vorüberfließt, Bis – erblindet vom Sonnenbrande – Mein ermüdetes Auge sich schließt . . .
Inhaltsverzeichnis
Monaco, 1893 1. Dies ist, o Wanderer, die Riviera! Hier breite die Arme nach links und nach rechts: Du siehst – von Nizza bis Bordighera Das Paradies des Menschen-Geschlechts! Hier halte. Hier weile. Hier raste. Hier ruhe. Dem vollsten Genießen allein gib Raum. Hier träume – vom Staube der Wanderschuhe Befreit – deines Lebens göttlichstem Traum! 2. Steil ragen zum Himmel die Felsen-Schroffen, Stumm, drohend, majestätisch und hehr, Und zu ihren Füßen – blau, endlos und offen In ewiger Schönheit das ewige Meer. Thalatta! – Thalatta! – Sonniger Süden, Der Freuden Wiege, des Kummers Grab! O wenn sie es wüssten, die Toren, die lüden Die Lasten des Lebens aufatmend hier ab . . . In glühenden Farben leuchten die Hänge – Dem Weg will ich nach, der die Höhen erschließt, Dorthin, wo weißer Häuser Gedränge Aufwärts in Schlüfte und Klüfte sich gießt. Bei jedem Schritte öffnen aufs Neue Sich Meer und Gebirge, Küste und Strand – Nun stehe ich oben in duftiger Bläue, Und staune und staune – berauscht und gebannt! 3. Nicht zwängen die marmornen Balustraden Die Fülle der dunklen Rosen mehr ein – Hinwandelnd durch die weißen Arkaden Berauscht ihr Duft mich wie roter Wein. Wie drängen und winden sich, schwanken und streben Hinaus sie, auf alle Straßen hinaus, Und schütten auf jedes begehrende Leben Verschwenderisch ihr Duften und Blühen aus! 4. Vom Morgendämmern zum Abendgrauen Hallt klirrendes Lachen durch diese Luft. Ich kann es nicht hören, ich muss es schauen – Es klingt, als ob es mich zu sich ruft. Ich muss sie sehen, die sonnigen Mienen, Mit ihnen genießen den Purpur-Wein, Mit ihnen lachen und jubeln, mit ihnen Ein Seliger unter Seligen sein! 5. Ein Schwimmer bin ich – ich schwimme, ich schwimme Im Meere der Schönheit – hin trägt es mich leicht . . . Nicht lockt sie mich mehr, dass ich sie erklimme Die Höhe – ich habe mein Ziel schon erreicht . . . Ich weiß: hier findet mich nicht der Winter. Ich hülle mich ein in das Sonnen-Gewand Und dehne behaglich die Glieder, hier hinter Der nordischen, eisigen, steinernen Wand! . . . .
Inhaltsverzeichnis
„Was sprichst du nicht? Es stehen Viele Die wollen zum ersehnten Ziele Von Dir allein geleitet sein. Du schweigst? – Du bist uns Antwort schuldig. Gib sie uns! – Wir sind ungeduldig. Bist du nicht unser, wie wir dein? –“ So lärmen sie an deinen Türen. Dich wird nicht Lärm, nicht Vorwurf rühren, Du gönnst dir eine kurze Frist. Du willst dein eigenes Leben leben, Und was du gibst, du wirst es geben, Wenn d e i n e Zeit gekommen ist. Ein Riese, nicht nur unter Zwergen, Kannst selten du die Fülle bergen, Stets strömt sie ungehemmt dain. Du aber dämmst sie, lenkst sie leise, Zeigst ihrer Kraft die rechten Gleise, Bestimmst ihr Ziel, und gibst ihr Sinn. Denn du hast Zeit. Gelernt zu warten Weißt du, dass nur der strengen, harten Arbeit das Höchste sich erschließt; Und du erkennst als deine Sendung, Dass in die Form nur der Vollendung Ihr Reichtum langsam sich ergießt . . .
Inhaltsverzeichnis
Ein leiser Ton – Ein süßer Duft – Gespürt – und schon Verweht zu Luft. Der Schleppe Rauschen, Ein treuer Blick, Ein Händetauschen – Wie kurz das Glück! Zum Fenster lachte Herein der Mai. An was ich dachte? -- Du gingst vorbei . . .
*
Die letzten Flammen Erlöschen im Saal. Wie liegt der Morgen So nüchtern-fahl! Von all dem Glanze Blieb Nichts zurück? Im brausenden Tanze Erstarb das Glück? Und du bist müde . . Deines Haares Duft, Der süße, verweht In der Morgenluft . . .
Inhaltsverzeichnis
Wohl: deiner letzten Kraft Gewicht Wirfst kühn du in die Wage Und wartest, wer das Urteil spricht – Du wartest ohne Klage. Indessen hat dein Haar gebleicht Die Zeit, der stumme Färber, Ein Schmerz um deine Lippen schleicht – Ihr Zug wird herb und herber. Und eines schönen Tages schaust Du auf mit stummer Klage – Wo ist der Gott, dem du vertraust? - Nirgends Gericht und Wage!
Inhaltsverzeichnis
Armes Herz, umhergetrieben Auf des Lebens dunkler Flut, Was ist übrig dir geblieben, Wenn verlodert deine Glut? Wenn der Wind die kalte Asche In die Ferne spielend trägt, Und der Puls, der feurig-rasche, Nicht mehr lebensfreudig schlägt? Was ist dann dir noch geblieben? – Selig, wenn zur letzten Rastm Armes Herz, ein letztes Lieben Du dir noch gerettet hast!
*
Von Zeit zu Zeit, in nächtlich-dunklen Stunden, Erklingt ein Schrei in mir, unheimlich-gellend, Ein Ton, so scharf, wie wenn auf Marmorfliesen Ein Glas zerspringt, in Trümmer hin zerschellend. Es schmerzt mich, dass die Hand ich angstvoll presse Fest auf die Brust – und wenn der Ton verklungen, Dann weiß ich, dass von meiner Seele Saiten Schon wieder eine, die zu straff gespannt, zersprungen...
Inhaltsverzeichnis
Ich lasse mich wiegen, mich wiegen, Und küsse die Lippen voll Schaum – Ach, sind mir doch all‘ diese Tage, Diese Tage noch wie ein Traum. Wie ein Traum, den als Kind einst ich träumte An der Brust der Mutter, die mir In der Ferne des Nordens sich zeigte – Und nun bin ich wieder bei dir! Und lasse mich wiegen, mich wiegen, Und vergesse, was war und was ist. . . Glücktrunken! – Mich hat eine Lippe, Deine Lippe voll Liebe geküsst!
*
Und ich kniee nieder am Strande Und breite die Arme hinaus – „O gieße aufs Haupt deines Kindes, Mein Herz, deinen Segen nun aus!“ Und ich bete, der nie ich gebetet, Und flehe voll Inbrunst zu dir: „Gib mir ein Atom deiner Stärke, Einen Hauch deiner Freiheit gib mir!“ Und in der unendlichen Liebe, Mit der du mich immer umfingst, Gewährend die schimmernden Arme Um den Betenden wieder du schlingst.
Inhaltsverzeichnis
Träume meiner Jugendtage, Halb zerweht in eitle Klage, Halb ein freudiges Beginnen – Lachend sah ich euch zerrinnen. Früh gereift . . . mit kühlem Blicke Lenkend eigenste Geschicke, Steh ich, noch im Jugend-Lenze, Auf des Wissens letzter Grenze. Ich kann Beides: ich kann enden, Kann: was ich begann, vollenden. Vor mir liegt ein freies Leben, Dem ich selbst erst Wert gegeben. Aber in mir starb, was schüchtern Einst auf Andere sah, und nüchtern Ward ich, seit mein bestes Lieben Ich im Strome sah zerstieben. Wie mein Lieben, sah mein Hassen Ich im Lebenskampf erblassen. Kalt sah ich die Andern lügen, Und ich kann mich nicht betrügen.
Inhaltsverzeichnis
Lachend halb, halb weinend, weit die Arme breitend Eilte ich, die Felsen hastig niedergleitend, Bis ich über seinen Wogen stand. Und als hätte ich es kaum verlassen Jauchzten meine Lippen – fassen, fassen Lass mich wieder deine weiße Hand! Meer, mein Meer, da bin ich endlich wieder! Halbvergessenes Glück durchrieselt meine Glieder, Glück, das nie ein Mund den Andern nennt! Küsse, küsse mich mit Schaumeslippen! Trinken will ich, trinken! nicht nur nippen! Schreiend, schreiend grüßt ich, wer dich kennt!!
*
Schreiend, schreiend grüßt ich, wer dich kennt! Hier Genesung! Fieber, welches brennt In den Fluten deiner Liebe stillen! Fieber, welches Mark und Bein verzehrte, Welches Frieden, Jugend, Kraft begehrte, Welches niederrang den stärksten Willen! Hier Vergessen! Hier die großen Tage, Welche kommen, gehn in gleichem Schlage! Neues Leben schon die Lippen schlürfen . . . Hinter mir die Lüge und das Kämpfen – Welche Wonne, ohne feiges Dämpfen Schreien wieder, wieder schreien dürfen! Und ich schreie Alles dir hinaus! Gieße meines Grolles Schale aus, Und ich weiß: ich bin verstanden! Schreite hin und her am weißen Strand, Jauchze zu dem fessellosen Brand: Glücklich, selig – frei von Menschenbanden! Meer, mein Meer! – du meiner Kindheit Liebe! Meine erste – meine letzte Liebe! Warum war ich je von dir getrennt? Aber Nichts soll hier mein Herz umdunkeln: Schreien soll mein Mund, mein Auge funkeln – Schreiend, schreiend grüßt dich, wer dich kennt!
Inhaltsverzeichnis
Ich sehe tief dein Haupt geneigt, Tief über eines Buches Blätter. Dein Mund, dein stolzer Mund, er schweigt – Dein Herz, es schreit nach seinem Retter! O teures, o geliebtes Haupt! Von dunklen Flechten reich umwunden, Von tausend Sorgen grau bestaubt, In roher Arbeit Joch gebunden, Ich sehe – niemals täuschst du mich! – Dein Antlitz, überströmt mit Tränen . . . Geliebtes Haupt, wann hebst du dich, An meine Schulter dich zu lehnen?
Inhaltsverzeichnis
Was ist denn Gestern? – Ein vom Blitz des Heute Gelähmter Krüppel, der uns mühsam nachhinkt, Auf der Erinnerung, schwanken Stab sich stützend; Und doch ein Kind, das sich mit törichten Bitten In ungestümem Wünschen an uns drängt . . . Ein lustiger Traum, den wir vielleicht erlebt, Und doch ein Wesen mit erstorbenen Augen . . . Ein Sporn, getrieben in den Nerv der Kraft, Doch an den Bügel ist der Fuß gebunden . . . Was ist denn Gestern? – In dem starren Körper Der letzte Funke noch der bangen Seele: Und plötzlich steht der scheinbar Tote auf Und redet uns ins Ohr verwirrte Worte, Und zerrt zurück uns zu der leeren Bahre . . . - In trüber Zeit ein Schritt dem Ziele näher, In froher zwischen Glück und Schuld ein Abgrund. Ein Kind des Denkens, das die Mutter mordet, Und mit der Schwester, der Vergessenheit, In furchtbar-ernstem Scherz Verstecken spielt . . . Das ist das Gestern. – Fragst du mich noch weiter? Ach, nimmer überhörst das Klirren du Der Kette, die du müde nach dir schleifst, Soviel du fragst, soviel ich Antwort gebe!
Inhaltsverzeichnis
Wenn hinter dir Jahre versunken sind, Lange, lange und schwere Jahre; Wenn zum Manne geworden das spielende Kind, Der ernsthaft steht an der Jugend Bahre; Wenn dich öfter und immer öfter erfasst Ein seltsames, unerklärliches Bangen; Wenn du spürst, wie das Leben dich schweigend hasst, Da die Jahre der Freude dahingegangen; Wenn die Rosen nicht mehr so berauschend blühn Im Garten, im heimatlichen Garten; Und die Sterne nicht mehr so verheißend glühn Deinem Begehren und deinem Erwarten; Wenn du erkennst, dass alles Flehn Kein Bote des Glücks war, das du erträumt hast – Dann wirst du eisig erschaudern, denn sehn Wirst du, wieviel du verfehlt und versäumt hast! Dann weißt du: Dein Traum ist für immer vorbei! Nun kommen die kalten Tage, die wachen . . . Noch einmal lachst du. Es klingt wie ein Schrei. – Das war dein letztes Kinderlachen . . .
Inhaltsverzeichnis
Ein Prolog Liest du mich in später Nacht, Hauchen diese heißen Blätter Schwül dich an mit wilder Macht! . . . Als Zerstörer und Erretter Komme ich und hebe leise Dich aus deines Lebens Kreise: Meiner stillen Stunden Grübeln Denkst du nach, hälst ihnen still – Kannst du mir es wohl verübeln, Wenn ich dich gewinnen will? Nein . . . du fühlst, mein leichter Flug Hebt dich über alles Leben Dorthin, wo in Schmach und Trug Du dich nicht mehr Andern geben, Nicht mehr untersinken kannst, Du – der du in mir dich fandst! Du verneinst, was du gewesen, Wirst zu dem, den du gewahrst – Du, der bebend mich gelesen, Kannst du bleiben, der du warst?! Schweigend wendet Blatt um Blatt Deine Hand; das letzte liest du: „Alles Leben bin ich satt!“ Meine Seiten schweigend schließt du. „Was kann mir von dir noch kommen, Der du Alles mir genommen?!“ Deine Lippe frägt es zitternd. „Wozu habe ich gelebt?“ Haucht sie, während ein verbitternd- Leeres Lächeln sie umschwebt . . . Du willst fort. Jedoch es ist Nicht genug, mit mir zusammen Zu durchwandern eine Frist – Nein, ich stürze dich in Flammen, Dass an kühleren Ufern dann Deine Sehnsucht landen kann. Denn die Mühsal solchen Fluges Will belohnt am Ziele sein: Wir durchflohn das Tal des Truges, Und beim Frieden kehren wir ein. Öffne mich nach Jahren nur (Wenn du längst mich schon vergessen) Einmal noch, dieselbe Spur Mit mir wieder zu durchmessen, Und du wirst mich ganz verstehen, Wirst in neuem Licht mich sehen! Und du ahnst, wie ich geworden Wie die Jugend, die mich schuf, Die an fremden Ufers Borden Nun verklingt wie Heimats-Ruf . . . Wisse: ich bin Glut, die sengt, Bin der kühne Fackelträger, Der die dunkle Ferne sprengt, Ein Beschwichtiger und Erreger! Anders kann ich dich nicht schaffen, Als du wurdest – auf dich raffen, Werden Herz und Sinn dir stumpft, Kann ich: -- das ist mein Triumph! - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Schließe mich für immer, immer! . . . Aber wenn du nie mich auch Wieder öffnest, wird mein Schimmer Dich umwehn noch wie ein Hauch . . .
Inhaltsverzeichnis
Deine goldenen Tage schleifen durch die Gassen ihr Gewand . . . Wann wird je dein Geist begreifen, wer an seiner Wiege stand?