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Die Fachdidaktik hat sich in den letzten Jahrzehnten in der deutschsprachigen Romanistik als eigenständige Teildisziplin neben Linguistik, Literatur- und Kulturwissenschaft etablieren können. Die Fachgeschichte dieser Teildisziplin bleibt indes zu schreiben. Während die Geschichte des Fremdsprachenunterrichts selbst - die bis ins 19. Jhd. hinein ganz überwiegend eine Geschichte des Unterrichts der romanischen Sprachen, insbesondere des Französischen, war - bereits relativ gut erforscht ist, bestehen im Bereich der Erforschung der Geschichte der Lehrkräftebildung in den romanischen Sprachen und der Geschichte der akademischen Disziplin Fachdidaktik noch große Lücken. Diesen Desiderata möchte der vorliegende Band begegnen, indem er unterschiedliche Untersuchungen und Einzelfallstudien zur Geschichte der romanistischen Fachdidaktik und Lehrkräftebildung seit dem 19. Jhd. vereint.
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Seitenzahl: 780
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Daniel Reimann (Hrsg.)
Geschichte und Gegenwart der romanistischen Fachdidaktik und Lehrkräftebildung
DOI: https://doi.org/10.24053/9783823395782
© 2024 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
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Internet: www.narr.deeMail: [email protected]
ISSN 2197-6384
ISBN 978-3-8233-8578-3 (Print)
ISBN 978-3-8233-0460-9 (ePub)
Die romanistische Fachdidaktik hat sich inzwischen innerhalb der Romanistik und in der deutschsprachigen Hochschullandschaft als eigenständige romanistische Teildisziplin neben Linguistik, Literatur- und Kulturwissenschaft etablieren können. Eine „Fachgeschichte“ dieser Teildisziplin ist indes noch zu schreiben.
Während die Geschichte des Fremdsprachenunterrichts, auch die des Unterrichts der romanischen Sprachen, seit langem Gegenstand zahlreicher Einzeluntersuchungen ist, sind die Geschichte der Reflexion über den Unterricht der romanischen Sprachen und die Geschichte der Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen im engeren Sinn bisher weitgehend unerforscht. Zwar gibt es punktuell Beiträge der Fachgeschichte gerade auch zur Frühzeit der Disziplin, welche auch die Lehrerbildung berücksichtigen, doch sind diese meist eher aus der Perspektive der traditionellen philologischen Teildisziplinen verfasst.
Aus diesen Beobachtungen ergibt sich das Desiderat einer spezifischen Fachgeschichte der Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen. Angesichts der Tatsache, dass die modularisierten Lehramtsstudiengänge infolge der sog. Bologna-Reform inzwischen etabliert sind und somit der grundlegende Ausbau der Disziplin in seiner aktuellen Etappe – die zu einer beinahe flächendeckenden Einführung (auch romanistisch-) fachdidaktischer Professuren geführt hat – zumindest in institutioneller Perspektive weitgehend abgeschlossen ist, scheint es an der Zeit, den Versuch zu unternehmen, Aspekte und Momente einer spezifischen Fachgeschichte der romanistischen Didaktik in diskursgeschichtlicher und in institutionengeschichtlicher Perspektive genauer zu untersuchen und eine entsprechende Fachgeschichtsschreibung zu initiieren.
Die Wechselwirkungen zwischen Romanistik und Lehrerbildung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Fachgeschichte: Die Institutionalisierung der Romanistik steht in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Einrichtung einer wissenschaftlichen Lehrerbildung an den Universitäten im 19. Jahrhundert und Bedürfnisse der Schule wirkten sich allmählich auch auf die Programme der Universitäten aus, zugleich gaben die Fachwissenschaften immer wieder Impulse für die Weiterentwicklung des Fremdsprachenunterrichts. In diskursgeschichtlicher Perspektive lässt sich beispielsweise feststellen, dass es im 19. Jahrhundert – nicht zuletzt um die sog. neusprachliche Reformbewegung, aber auch schon früher – schriftlich fixierte Reflexionen über Fremdsprachenunterricht gab, die als fachdidaktische Arbeit ante litteram bezeichnet werden können (und die in institutionengeschichtlicher Hinsicht oft an herausgehobenen schulischen Positionen angesiedelt waren). So zeigt sich beispielsweise, dass bereits in genau der Zeit, in der sich die Romanistik als Disziplin etablieren konnte und erste ‚Gründungsdokumente‘ des Faches entstanden (etwa Diez’ Grammatik), vertiefte Reflexionen über die Beziehungen zwischen Linguistik und Fremdsprachenunterricht angestellt wurden (etwa bei Karl Mager). Eine Fachdidaktik als – u. a. – vermittelnde Disziplin zwischen beiden Sphären und eine Fremdsprachenforschung romanistischer Prägung mit ihr eigenen Fragestellungen haben sich indes erst verhältnismäßig spät entwickelt.
Diese Interdependenzen und die Entstehung einer eigenständigen Disziplin an ausgewählten Einzelfällen zu untersuchen, war Zielsetzung der Sektion „Geschichte und Gegenwart der romanistischen Fachdidaktik und Lehrerbildung in deutschsprachigen und romanophonen Kontexten“ des XXXVI. Romanistentags 2019 „Wiederaufbau, Rekonstruktion, Erneuerung“ in Kassel. Der vorliegende Band geht auf ausgewählte Beiträge dieser Sektion zurück, die hier in überarbeiteter Form und um weitere einschlägige Einzelfallstudien ergänzt vorgelegt werden.
Für die Publikation wurden die Beiträge auf folgende thematische Abschnitte verteilt: „Einleitung“, „Zur frühen Geschichte des Unterrichts der romanischen Sprachen im deutschsprachigen Raum“, „Zur frühen Geschichte der Lehrerbildung in den romanischen Sprachen im deutschsprachigen Raum“, „Pilotstudien zu Personalakten von Lehrkräften als Quellen der Lehrerbildung in den romanischen Sprachen“, „Einzelfallstudien zur Geschichte der Lehrerbildung in den romanischen Sprachen in verschiedenen regionalen und institutionellen Kontexten“, sowie „Perspektiven des Unterrichts und der Lehrerbildung in den romanischen Sprachen in Gegenwart und Zukunft“.
Die redaktionelle Arbeit an den Beiträgen des Romanistentages war abgeschlossen, als drei Aufsätze zur Fremdsprachenlehrerbildung im 19. Jahrhundert von Friederike Klippel erschienen. Zwar erfordern diese primär aus anglistischer Perspektive verfassten Aufsätze eine Auseinandersetzung im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchungen nicht zwingend, verstehen sich eher als einführende Überblicksdarstellungen oder fokussieren andere Fragestellungen als die hier vorgelegten Beiträge – gerade deshalb soll an dieser Stelle aber für weitere Lektüren auf sie hingewiesen werden: „„Die geeignetste Vorbildung der Lehrer“ – Fachdiskussion und bildungspolitische Entwicklungen in der neusprachlichen Reformbewegung“, in: Grünewald, Andresa / Noack-Ziegler, Sabrina / Tassinari, Maria Giovanna / Wieland, Katharina (Hrsg.): Fremdsprachendidaktik als Wissenschaft und Ausbildungsdisziplin. Festschrift für Daniela Caspari. Tübingen: Narr, 27-43, „Was sollen Sprachlehrer wissen und können? Grundmuster der Fremdsprachenlehrkräftebildung im 19. Jahrhundert“, in: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 33, 1, 2022, 73-95, „Lehrerbildung, Neuphilologie und Fremdsprachenunterricht von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg – Grundlegung der Moderne“, in: Wilden, Eva / Alfes, Luisa / Cantone, Katja F. / Çıkrıkçı, Sevgi / Reimann, Daniel (Hrsg.): Standortbestimmungen in der Fremdsprachenforschung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengeheren / Bielefeld: wbv 2023, 70-83.
Allen Beiträgerinnen und Beiträgern, die es trotz aller – u. a. Covid-19-bedingter – Widrigkeiten dieser Jahre möglich gemacht haben, in einer – in historischer Perspektive – insgesamt überschaubaren Zeit ihre Beiträge fertig zu stellen, sei herzlich für ihre Mitarbeit an diesem grundlegenden Projekt gedankt. Auch gebührt dem Verlag Narr Francke Attempto und hier insbesondere der den Band betreuenden Redakteurin, Frau Kathrin Heyng M. A., großer Dank für die bewährte, geduldige, hilfsbereite und kompetente Unterstützung.
Möge der Band Anlass für weitere Forschungen zur Fachgeschichte der (Fach-)Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen und der romanistischen Fremdsprachenforschung geben.
Berlin, im Dezember 2023