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1984 - Ein Computer revolutioniert die Welt, die Friedensbewegungen gegen den Kalten Krieg waren noch nie so groß, ein Kaufhaus wird 77 Jahre alt und mittendrin versuchen Irmgard, Katarina, Hans, Albert und Reverend Robertson alles zusammenzuhalten. Begleiten Sie unsere Hauptpersonen, wie sie die schwierigsten Herausforderungen meistern und werden Sie berührt von den Lebensgeschichten der Vergangenheit. Das einzige, das größte, das beste. Kommen Sie. Ich lade Sie ein in das Kaufhaus des Westens.
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Seitenzahl: 61
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Kapitel 1: Peace und Frieden
Kapitel 2: 77
Kapitel 3: Das Seminar
Kapitel 4: Das Winterwunderland
Kapitel 5: Retoure um Retoure
Kapitel 6: Anomalien
Kapitel 7: Der große Knall
Epilog: Alpha & Omega
Seit dem 20. Juni 1984 reisen mehr und mehr Menschen mit Bussen nach Berlin. Ende der Woche findet hier der Christopher Street Day statt. Dessen Demonstrationszug führt ebenfalls am Kaufhaus des Westens vorbei. Für eben diesen Tag wird das Kaufhaus aufwändig gestaltet. Golden glitzernde Girlanden aus Lametta schmücken die Balkone jeder Etage und Regenbogenvorhänge winden sich um die massiven Säulen des Lichthofes. Zwei Arbeiter sind gerade dabei ein gewaltiges Plakat unter der Glasdecke aufzuhängen. Ein Arbeiter steht in der zweiten Etage und zieht mit geballter Kraft an einem Stahlseil, um das Plakat hoch in den Hof zu ziehen. „Noch’n Stück. Noch’n Stück“, entgegnet ihm dabei der andere Arbeiter, der unten im Hof steht und die Position des Werbeplakats begutachtet. „Halt! Wieder ein Stück nach unten“, ruft er seinem Kollegen zu. „Stopp. So ist es gut“, sagt er und tritt einige Schritte auf das Plakat zu. Irmgard und Katarina bestücken gerade die Glastheke mit aufwändig verzierten Amerikanern. Albert tritt in die Kuchenausgabe. „Hier kommen die Pfannkuchen.“ „Sind das die mit Eierlikör“, fragt Irmgard ihn. „Ja, aber nicht naschen meine Damen“, antwortet Albert und verlässt das Wiener Café. Während Irmgard eines der Bleche mit Pfannkuchen in die Theke stellt fragt sie Katarina: „Ist dieses Plakat nicht etwas zu groß?“ „Naja, so ist das wohl heutzutage, Irmgard.“ „Ich glaube ja nicht, dass sich dieses - Apple durchsetzen wird. Das ist so teuer. Und wer braucht schon einen eigenen Computer“, redet Irmgard weiter. „Immerhin ist ein Regenbogen darauf - für die Parade macht sich das bestimmt gut.“ Irmgard betrachtet noch einige Momente das Plakat mit dem Macintosh darauf und räumt danach jedoch die beiden Bleche in die kleine Küche hinter der Kuchentheke. „Wann kommt die Parade hier nochmal vorbei“, ruft Irmgard aus der Küche. „So genau weiß ich das nicht. Vielleicht so gegen 14 Uhr“, antwortet Katarina. „Dann wird es hier wohl sehr voll werden“, spekuliert Irmgard. „Es wird wohl kaum etwas übrig bleiben.“ Irmgard tritt aus der Küche, nimmt sich einen Lappen und säubert noch die Tische im Wiener Café. Um 12 Uhr tritt Hans Reiber durch die Hintertür der Küche im Wiener Café. „Hans, warum kommst du heute so spät“, fragt Katarina. „Ich hatte einen Termin.“ Mit zügigem Schritt verschwindet er im Aufzug und fährt nach oben in die Silberterrassen. „Hallo Albert“, grüßt er ihn. Dann verschwindet er kurz in einer kleinen Garderobe und tritt kurze Zeit später komplett in weiß gekleidet in die Küche. „So, nur noch die Suppen aufwärmen, dann geht es weiter“, murmelt er vor sich hin. Er tritt an zwei große, verchromte Töpfe heran. Sie stehen auf einem Gasherd. In einem Topf ist eine Linsensuppe, in dem anderen eine Gemüsesuppe mit Fleischklößen. An der Vorderseite des Herdes sitzen zwei verchromte Knäufe. Einen nach dem anderen drückt er rein. Ein elektrisches Knarzen und Klicken ertönt. Dann dreht er den Knauf nach links. Gas strömt aus einem Ventil. Explosionsartig expandiert das Gas. Fauchend und flatternd lodert eine Flamme auf, welche sich unter dem Topf kreisförmig ausbreitet. Brodelnd und blubbernd wärmen die Suppen durch. Währenddessen bereitet er einen großen Servierwagen vor. Auf zwei Ebenen verteilt er Schüsseln, Löffel und Servietten. Aus einer Schublade holt er ein großes Korkbrett und legt dieses auf den Wagen. Mit zwei Kellen rührt er die Suppen erneut um und stellt die Töpfe dann auf den Wagen. Pfeifend schiebt er ihn in den Aufzug und fährt runter in den Lichthof. Dort stellt Hans den Wagen zentral auf. Irmgard tritt mit einem Stuhl und einem Schild aus dem Wiener Café. „Hier, wie du es wolltest, Hans“, sagt Irmgard und stellt das Schild neben den Wagen.
„Ich dachte du benötigst vielleicht noch einen Stuhl, falls du nicht mehr stehen kannst“, redet sie weiter. „Du bist ein Engel“, bedankt sich Hans und setzt sich hinter den Servierwagen auf den Stuhl. Entfernt sind bereits Rufe der Parade zu hören. Zu Fuß, auf dem Fahrrad oder auf offenen Bussen bewegt sich die Parade durch die Straßen der Stadt, um am Brandenburger Tor in einem Konzert zu enden. Eine Frau mit bunten Haaren verkündet ihre Meinungen und Parolen durch ein Megaphon von einem der Busse. Von einzelnen Menschen bekommt sie Zuspruch. Schaulustige, junge und alte bleiben am Straßenrand stehen und beobachten, wie die teilweise halbnackten Menschen an ihnen vorbei tanzen. Irmgard erblickt aus dem Wiener Café die Parade. Massen an Menschen strömen am KaDeWe vorbei. Einige treten sogar in das Kaufhaus hinein. Ein junger Mann mit kurzen, blauen Haaren tritt ebenfalls durch eine der Türen. Er trägt eine Regenbogenflagge auf dem Rücken und schnellt durch den Lichthof. „Freiheit für die Liebe“, ruft er dabei und verschwindet im nächsten Moment durch die Tür nach draußen. „Das ist ja, also ne“, sagt Irmgard erstaunt. Eine ältere Dame in rotem Mantel und einer braunen Tasche in ihrer Hand schüttelt ihren Kopf, bevor sie an den Servierwagen von Hans herantritt. „Diese jungen Leute immer. Unglaublich“, spricht sie Hans entrüstet an. „Das muss man mit Humor nehmen. Schließlich waren wir auch mal jung“, antwortet er ihr. Snobistisch hebt die Dame ihren Kopf und lehnt seine Aussage strikt ab. „Also, welche Suppe darf ich ihnen…“ „Ich - ich gehe“, wendet sie sich beleidigt ab und verlässt das Kaufhaus. Hinter ihr warten bereits einige Leute von der Parade, die hier einen Stopp einlegen, um eine Kleinigkeit zu essen. „Naja, wer nicht will, der hat schon“, fügt Hans hinzu und schenkt eine Kelle Linsensuppe ein. Allmählich füllt sich der Lichthof und Hans schenkt eine Schale nach der anderen ein. Irmgard und Katarina können die Vielzahl an Gästen kaum noch bewältigen. Irmgard reicht gerade ein Paket mit sechs Pfannkuchen über die Theke. Dann tritt sie rüber zu dem Telefon und ruft in der Lebensmittelabteilung an. „Ja, wir brauchen zwei Mann zusätzlich.“ Rauschen und Knistern ist zu hören. Danach folgt die Bestätigung. „Gut, alles klar. Danke.“ Irmgard hängt auf. „Ein wenig Geduld Katarina, wir bekommen gleich Hilfe.“ „Gott sei Dank, es wird voller und voller“, antwortet Katarina, als Albert in die Kuchentheke tritt und zwei weitere Bleche mit Pfannkuchen auf der Arbeitsfläche abstellt. „Die Kollegin oben füllt schon die