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Anno Historia: 1885 - Abenteuer in Woodsville Roman - Western - Drama Eine Reise geht zu Ende. Im Jahr 1885 herrscht in Amerika noch immer Gesetzlosigkeit. Jedoch besiedeln mehr und mehr Menschen das Land. Banden lösen sich allmählich auf und Outlaws werden verfolgt, verhaftet und gehängt, und das wilde Land wird langsam gezähmt. Arthur Greywood ist der neue Sheriff von Woodsville, einem kleinen Dorf im Westen der USA. Zusammen mit seiner Deputy, einer Viehzüchterin und einem Pfarrer erlebt er spannende Abenteuer und muß sich mehreren herausfordernden Prüfungen stellen. Willkommen im Jahr 1885. Willkommen in Woodsville.
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Seitenzahl: 158
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Kapitel 1: Der neue Sheriff von Woodsville
Kapitel 2: Die Henne und das Ei
Kapitel 3: Das Feuerross im Auge des Sturms
Kapitel 4: Das Telegramm
Kapitel 5: Der Streicher mit seiner Geige
Kapitel 6: Mary-Beth O‘Donnal Redwood
Kapitel 7: Eine Bande von vier Mann
Kapitel 8: Zahlen bitte!
GLOSSAR
Die Sonne steigt gerade über den Horizont. In der Ferne leuchtet der rote Sand der Berge und die Kakteen werfen lange Schatten. Inmitten dieser Weite liegt eine große Stadt namens Statesville. In Statesville hält einmal täglich um sieben Uhr ein Zug aus New York. Mit 1251 Einwohnern, zwei Kirchen, vier Saloons und einem Theater ist sie die größte Stadt in der Gegend. Der Bahnhof liegt westlich der Stadtgrenze. Er bedient zwei Gleise.
Eines kommt aus New York und endet hier. Das zweite führt weiter in das Landesinnere. Eine Lokomotive steht an Bahnsteig zwei. Silbrig grün schimmert der Lack in der warmen Morgensonne.
Sieben Wagons hängen an der Dampflok. Vier Personenwagen, zwei Güterwagen und ein Bremswagen. Die Wagons leuchten in einem roten Farbton und in den Glasscheiben spiegelt sich der Schein der Sonne. An den Seiten der Wagen steht Roßwell Railway Company. Joseph Roßwell gehören circa 60 Prozent der Züge an der Ostküste. Durch Ölfunde wurde sein Vater steinreich und gründete die Bahngesellschaft. Schnaufend ruht der Zug am Bahnsteig. Die Uhr zeigt 7:10. In der Ferne hört man ein leises Rattern. Dann folgt ein lautes und eindeutiges Pfeifen. Verspätet trifft der Zug aus New York im Bahnhof von Statesville ein. Mit einem lauten Quietschen der Bremsen und einer starken Rückkopplung der Wagons kommt er zum stehen.
Viele Leute strömen sogleich aus den Wagen. Kinder springen von den Treppen. Frauen - schick gekleidet im Seidenrock, dazu ein Strohhut mit Gesteck darauf. Männer in Lederjacken und manche im Anzug. Von den Güterwagen werden Waren ab- und aufgeladen. Darunter Konserven, Mehl und Zucker, Äpfel und Bananen, Stoffe und Tiere.
Währenddessen wird die Lokomotive von den Wagons abgekoppelt, fährt über ein drittes, ein Rangiergleis am restlichen Zug vorbei und wird am anderen Ende für die Rückfahrt wieder angekoppelt.
Ein in blau gekleideter Mitarbeiter der Bahn schreitet durch jeden Wagon und überprüft sie auf vergessene Gegenstände. Im letzten Passagierwagen sitzt noch ein Mann. Sein brauner Hut ist tief in sein Gesicht gezogen. Dazu trägt er eine lederne Jacke, eine schwarze Stoffhose und schwarze, lederne Stiefel. Er schläft und ist in sich zusammengesackt.
„He! Aufwachen.“ Der Herr wacht auf, regt sich und blickt aus dem Fenster. „Wo sind wir?“ „In Statesville, Endstation. Und wenn Sie nicht wieder mit zurück nach New York wollen, würde ich Ihnen empfehlen hier auszusteigen.“ „Ja. Ich muss eh weiter. Nach Woodsville“, sagt der Herr. „Was wollen Sie den in dem kleinen Dorf?“ „Ich werde dort der neue Sheriff. Arthur Greywood ist mein Name.“ „Aha. Na dann viel Glück Sheriff, aber jetzt raus hier.“ Arthur steht auf und beide verlassen den Wagon. Nach und nach steigen Leute in den nun leeren Zug ein. In zügigen Schritten geht Arthur rüber zu dem anderen Zug und steigt ein. Er setzt sich in die Mitte eines Wagons und pünktlich um halb Acht betätigt der Lokomotivführer die Pfeife des Zuges. Er umfasst einen längeren Hebel und schiebt diesen nach vorne. Mit einem kräftigen Ruck setzt sich der Zug in Bewegung. Zügig schiebt er ein paar Kohlen in den Ofen und betätigt erneut die Pfeife. Die Kolben treiben die großen Räder der Lokomotive dermaßen an, dass sie zu Beginn röhrend durchdrehen, bis der Zug in Fahrt kommt.
Vor Arthur sitzen zwei ältere Damen. Beide tragen einen verzierten Strohhut. Arthur blickt aus dem Fenster. Die Sonne steht schon etwas höher und bricht sich in den vom Sand verstaubten Glasscheiben. In der Ferne grast eine große Herde
Bisons. Diese braunen Fellriesen stehen dort wie angewurzelt, bis der Zug einmal lange pfeift und sich die gesamte Herde in Bewegung setzt.
Majestätisch bewegen sich die Tiere in die Weite der Steppe. Der Zug fährt alleine in das offene Land davon. Arthur zieht sich den Hut tief ins Gesicht, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Dann lehnt er sich gegen das Fenster und schläft ein.
Ruckartig wird er wach. Der Zug steht an einem kleinen Bahnhof. Die Lokomotive zischt und rauscht. In der Ferne schlägt ein Hammer auf Metall.
„Redwood“ ruft ein Bahnhofsaufseher. „Nächster Halt, Woodsville!“ Ein paar Männer sind in Redwood zugestiegen. Alle tragen Staubmäntel und holstern zwei Revolver. Sie gehen durch jeden Wagon und scheinen irgendetwas zu suchen. „Die suchen immer noch den Mörder des alten Sheriffs von Woodsville“ „Ach wirklich?“ unterhalten sich die beiden Damen. „Ja, er wurde aus einem Hinterhalt auf offener Straße erschossen.“ „Weiß man warum?“ „Er soll sich mit der Merkury-Shell Bande angelegt haben. Auf jeden Fall hat er zwei Mitglieder der Bande gefasst und hängen lassen.“ „Also vermutet man, dass die Merkury-Shell Bande hinter dem Mord steckt.“ „Ja, nur nachweisen kann man ihnen nichts.“ Der Zug fährt wieder an. Die Herren sind mittlerweile im Güterwagen verschwunden. „Der neue Sheriff wird es wohl kaum leicht haben.“ „Ja. Bill Merkury-Shell ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.“ Arthur erspäht in der Ferne ein kleines Dorf. Ein kleiner Hafen in der weiten Prärie der neuen Welt. Der Lokführer betätigt die Pfeife und der Zug beginnt zu bremsen. Quietschend fährt er in eine enge Kurve.
Die Wagen rumpeln und hüpfen in ihrer Führung und langsam rollt der Zug in den Bahnsteig von Woodsville ein. Pfeifend kommt er zum stehen und zügig verlassen viele Leute die Wagen. Arthur rückt seinen Hut zurecht und steht auf. Langsam schreitet er zur Treppe und setzt seine ersten Schritte auf den Bahnsteig von Woodsville. Zwei Herren erwarten ihn bereits und gehen ein paar Schritte auf ihn zu.
„Sie müssen Arthur Greywood sein“, Sagt ein in blau gekleideter Herr mit schwarzem Haar. „Ja, ich bin Arthur.“ „Wunderbar. Ich bin Alden, der Bahnhofsaufseher und dieser junge Mann ist Abraham. Er ist der Pastor hier in Woodsville.“ „Kommt, gehen wir hinein“, sagt Abraham zu den beiden. „Ich werde euch hier verlassen“, bemerkt Alden und tritt hinter einen hohen Eichentresen. „Dann werde ich dir wohl alles zeigen. Bis später Alden.“ Abraham winkt ihm zu und beschwingten Ganges verlassen Arthur und Abraham das Bahnhofsgebäude.
Die Sonne steht schon sehr hoch. Der Himmel ist in ein strahlendes Blau gehüllt. Abraham und Arthur gehen über den Bahnhofsplatz auf die Kirche zu. Die Glocken in ihrem Turm schlagen gerade zehn Uhr.
„Dort zur Rechten ist der Gemischtwarenladen.
James bietet dort alles an, was unsere Herzen begehren. Hier links ist die Farm von Katarina. Du wirst sie noch früh genug kennen lernen. Falls dein Schießeisen überholt werden muss, bist du da rechts gut aufgehoben.“ „Wo ist denn mein Büro?“ „Gleich da oben, am Ende des Weges.“ Sie gehen am Saloon vorbei, bleiben kurz am Lichtspielhaus stehen und gehen dann zum Büro des Sheriff’s. Arthur setzt einen Fuß auf die Terrasse und tritt an die Holztür.
Er kann nicht durch die Fenster hineinsehen, da dort Jalousien hängen. Er dreht am Türknauf und leise quietschend öffnet sich die Tür. Stille. Arthur steht, das Büro musternd, in der Tür.
Staub schwebt ruhig in den, durch die Fenster scheinenden, Strahlen der Sonne. Es gibt nur einen Raum. In dessen Mitte steht ein Kamin. Links vor der Wand steht ein Schreibtisch. In der hinteren linken Ecke steht ein zweiter. An diesem sitzt eine Frau. Sie hat einen Cowboyhut tief in ihr Gesicht gezogen. „Wird auch Zeit, dass Sie endlich kommen, Sheriff.“ Dann setzt sie den Hut wieder richtig auf und erhebt sich. Sie trägt eine schwarze Stoffhose und dazu ein blauweißes Karohemd. Es ist bis auf die beiden obersten Knöpfe zugeknöpft. Die Ärmel sind bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Sie stützt ihre Hände in die Hüfte und mustert Arthur auffällig, geht auf ihn zu und reicht ihm die Hand. „Hallo, ich bin Holly. Willkommen.“ „Arthur.“ Er schüttelt ihre Hand. „Nett dich kennenzulernen Arthur. „Darf ich fragen wer du bist?“ „Du weißt, wer ich bin. Ich bin Holly, deine Deputy.“ „Oh, schön. Und wann kriege ich meinen Stern?“ „Der liegt auf deinem Schreibtisch.“ Holly deutet mit ihrer Hand auf den Schreibtisch zu Arthurs Linken. In der Mitte des sonst leeren Tisches liegt ein goldener Stern. Er wird von einem Lichtstrahl angeleuchtet, sodass er in hellem gelb leuchtet und strahlt. Arthur macht ein paar Schritte auf den Tisch zu und mustert den Waffenschrank hinter dem Schreibtisch. Hinter verschlossenen Glastüren stehen vier Flinten und sechs Repitierkarabiner. Arthur richtet seinen Blick auf den Stern. Darauf steht Sheriff von Woodsville.
Er hebt ihn auf und steckt ihn auf die linke Seite seiner Lederjacke. Einen Finger auf einen der Waffenschränke deutend fragt er Holly: „Wie viel Munition haben wir eigentlich auf Lager?“ „Insgesamt? Etwas mehr als 1000 Schuss.“ „Und wo ist der Schlüssel?“. Holly holt einen kleinen, silbernen Schlüssel aus ihrer rechten Hosentasche und legt ihn auf den Schreibtisch. „Du musst auf den kleinen Kerl gut achtgeben“, warnt sie ihn. Arthur hebt ihn auf und steckt ihn in das Schlüsselloch und dreht ihn nach rechts. Die Tür öffnet sich einen Spalt weit. Mit seiner Hand fasst er nach dem Türrahmen, öffnet die Tür, holt sich ein Repitierkarabiner heraus, legt das Gewehr auf den Tisch und verschließt die Tür wieder. Arthur steckt sich den Schlüssel in seine Hosentasche und nimmt das Gewehr in beide Hände. Er fühlt die hölzerne Unterseite des Schaftes, legt es an seiner Schulter, zielt in Richtung des Bodens und lädt. „Das Gewehr ist in exzellentem Zustand.“ Arthur entlädt das Gewehr und nimmt es auf seinen Rücken. Während der gesamten Zeit steht Abraham an den Türrahmen gelehnt und fragt Arthur: „Hast du schon ein Pferd?“ „Nein. Mit hierher konnte ich ihn nicht nehmen.
Dazu ist er schon zu alt. Ich habe ihn meinem Bruder gegeben.“ „Na dann geh mit Abraham. Ich warte hier solange.“ „Oh, Holly. Ich hatte ein paar Koffer auf dem Zug.“ „Keine Sorge“, beruhigt ihn Holly: „Alden hat sich bestimmt schon darum gekümmert, dass dein Gepäck in dein Zimmer gebracht wird.“ „Na dann können wir ja gehen, Abraham.“ „Dann los.“ Arthur und Abraham verlassen das Haus und Holly schließt hinter den beiden die Tür. Sie überqueren den Weg und gehen auf den Dorfplatz. Der Dorfplatz sieht aus wie der Weg. Ein sandiger Platz mit kleinen Kratern und teils größeren Steinen darauf. Langsam treten sie um ein Podest herum. An einem Pfeiler auf dem Podest hängt ein Strick. Das bringt Arthur wieder auf das Gespräch zwischen den beiden älteren Damen im Zug. „Der alte Sheriff...“ „Sheriff Braidy“, bemerkt Abraham. „Richtig. Ich hörte er hat zwei Mitglieder einer - Merkury-Shell Bande hängen lassen?“ „Ja, den Bruder Duke von Bill Merkury-Shell, und seinen Neffen.“ „Wäre das nicht ein Mordmotiv?“ „Schon. Aber weise das diesem Mistkerl erstmal nach.“ Sie kommen an einem runden See vorbei. Da das Wetter heute so schön ist, schwimmen einige Leute in dem kühlen Nass.
Einige Meter um den See herum wächst auch grünes Gras und ein paar Weiden spenden Schatten. Zwei Frauen werfen Arthur einen befremdlichen Blick zu.
„Was hat denen denn die Suppe versalzen“, fragt Arthur. „Das musst du verstehen. Seit dem es Woodsville gibt - also seit neun Jahren hatten wir hier nur einen Sheriff. Und jetzt ist der plötzlich nicht mehr da. Gib ihnen Zeit. Zeit sich an dich zu gewöhnen“ Beide gehen an der Badestelle vorbei und auf einen großen Stall zu. „Da ist er. Stall & Schmied Sanders.“ Die Glocken der Kirche schlagen entfernt elf. Abraham bleibt stehen. „Hier muss ich dich leider verlassen. Ich muss zurück in die Kirche, die Predigt für Sonntag vorbereiten. Man sieht sich.“
Abraham winkt Arthur im Gehen zu und wendet sich schließlich ab. Arthur richtet seinen Blick auf den Stall. Rechts daneben ist ein angebauter Unterstand.
Darunter steht ein großer runder Schleifstein und ein Schmiedeamboss. An diesem steht gerade ein Herr mit Glatze und Schnurrbart. In der einen Hand hält er eine Zange mit welcher er ein Hufeisen auf den Amboss drückt. In der anderen Hand hält er einen Hammer mit dem er das Hufeisen bearbeitet. Arthur geht zu ihm rüber. „Hallo. Sind Sie Herr Sanders?“ „Wer will das wissen?“ „Ich will das wissen.“ „Und wer sind Sie?“ Der Schmied legt das Hufeisen beiseite und schaut Arthur ins Gesicht.
„Ich bin Arthur Greywood. Der neue Sheriff und ich brauche ein Pferd.“ „Oh. Sheriff Greywood entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht gleich...“ „Vergeben und vergessen. Wie gesagt, ich benötige ein neues Pferd.“ „Oh, ja. Gehen Sie doch schon mal in den Stall und schauen sich um, ich komme gleich nach.“ Herr Sander nimmt seine Arbeit wieder auf. Arthur wendet sich von ihm ab und stellt sich vor das große Stalltor. Er verweilt einige Momente, bevor er seine Hände an beiden Torflügeln ansetzt, die gewaltigen Flügel mit viel Druck aufschiebt und in dem Dunkel des Stalls verschwindet. Arthur bleibt starr stehen, als sein Gesicht etwas ledriges und glattes berührt. Als nächstes blickt er in die Augen eines großen, schwarzen Pferdes. Das Pferd schnauft ihn an, dreht sich um und verschwindet in dem nur mäßig ausgeleuchteten Stall. Links oben, kurz unter dem Dach sitzen drei schmale Fenster, welche nur wenig Licht spenden. Kunstvoll funkeln jedoch Staub- und Heupartikel im Schein des Sonnenlichts. Arthur schaut sich um. Alle Stallplätze sind leer. Bis auf das schwarze Pferd ist nichts hier drin. Mittlerweile ist er in die Mitte des großen Stallraumes getreten.
Arthur blickt nach oben in die Dunkelheit. Durch den Wind knackt und ächzt das Holz. Von der Decke hängt ein dickes, leicht ausgefranstes Seil. An diesem ist eine Kette aus schwarzem Eisen und ein massiver Haken befestigt. Das Seil bewegt sich ein wenig und die Kette gibt hin und wieder ein leises Klingen von sich. Da hört er plötzlich ein lautes Wiehern hinter der Stalltür. Arthur geht mit bedachtem Schritte auf das Tor zu, drückt es mit viel Kraft auf und erspäht einen wunderschönen Hengst.
Er hat rotbraunes Fell mit weißen Flecken darauf. Er ist sichtlich unruhig. Langsam, aber stetig geht Arthur auf das Pferd zu. „Ja, ist ja okay. Alles ist okay“, betont er mit ruhiger Stimme. Langsam dreht sich das Pferd zu ihm hin und wird ruhiger. „Alles ist in Ordnung. Ganz ruhig. Scht. Ist ja gut.“ Das Pferd wiehert und fängt erneut an zu springen.
Arthur bleibt stehen. Langsam streckt er seinen Arm aus. „Schht“, will er das Pferd erneut beruhigen.
Vorsichtig setzt er einen Schritt vor den anderen.
Das Pferd starrt ihn an. Dann setzt es einen Huf in Arthurs Richtung, danach noch einen. Vorsichtig schnuppert es an seiner noch ausgestreckten Hand.
„Ist gut. Alles ist gut. Ja, so ist es gut.“ Vorsichtig streichelt Arthur den Nasenrücken des Pferdes.
„Einen schönen weißen Fleck hast du da auf der Nase“, sagt er ruhig. „Du bist ein guter Junge.“
Allmählich schmiegt das Pferd seinen Kopf an Arthurs Hand und gibt ein vertrauendes Wiehern von sich. Da kommt Herr Sanders neben dem Stall hervor. „Ach. Sie haben sich für Tony entschieden.“ „Ja, er hat nach mir gerufen.“ „Eigenartig, denn eigentlich hat er zu keinem Menschen wirkliches Zutrauen. Aber wenn sie beide sich so gut verstehen können Sie ihn gerne haben.“ „Das ist wirklich ganz reizend, aber ich kann ihn doch nicht einfach so mitnehmen.“ „Sagen wir einfach, es ist ein - Geschenk zum Einstand als unser neuer Sheriff. Und ich glaube ich habe sogar einen passenden Sattel im Stall zu hängen.“ Herr Sanders verschwindet durch eine kleine Seitentür im Stall. „Tony heißt du also.“ Arthur lehnt seinen Kopf gegen den von Tony legt währenddessen seine linke Hand auf die andere Seite seines Halses. Tony schreckt hoch, als Herr Sanders mit einem lauten tritt gegen die kleine Tür und einem hellbraunen Sattel in seinen Händen aus dem Stall kommt. „So, das hier müsste er sein.“ Herr Sander wirft den Sattel über Tony‘s Rücken. „Ja, das ist er. Ich hatte diesen Sattel extra für dieses Pferd gekauft, da die Farbe zu der des Fells passt.“ Tony wird wieder leicht unruhig. Arthur versucht ihn zu beruhigen. „Er hat lange keinen Sattel mehr getragen“, sagt Herr Sanders, Tony auf die Seite klopfend. „Na dann, rauf mit Ihnen.“ Arthur greift nach dem ledrigen Horn und tritt mit seinem linken Fuß in den Steigbügel.
Mit einem kräftigen Ruck sitzt Arthur sicher im Sattel und nimmt die Zügel in die Hand. „Und? Wie fühlt es sich an.“ „Gut, sehr gut. Er hat auch eine gute Höhe zum Aufsteigen.“ „Na wenn das nicht nach dem richtigen Pferd für Sie aussieht.“ „Dann danke ich Ihnen.“ Arthur greift an seinen Hut, schnalzt mit der Zunge und reitet gemächlich in Richtung des Bahnhofs davon. Aus der Ferne hört er die Pfeife des Zuges. Als Arthur an der Postmeisterei vorbeikommt, verlässt der Zug gerade den Bahnhof und fährt zurück nach Statesville. Vor dem Eingang des Bahnhofsgebäudes macht er sein Pferd an einem Pfahl fest und tritt durch eine der Türen. „Ach, Arthur. Wie schön, dass du nochmal vorbeikommst“, grüßt ihn Alden. „Ja. War das eben der letzte Zug für heute?“ Alden schaut mit leicht fragender Miene in den Fahrplan. „Nein, heute Abend kommt noch einer. Der müsste so gegen sechs ankommen. Wieso fragst du?“ „Ach, nur so, aus reiner Neugierde. Ich muss mich ja mit den Abläufen hier vertraut machen.” „Ahh“, gibt Alden leise wieder, während er den Kopf leicht zu einem verstehenden Nicken hebt. „Was ich dich noch fragen wollte. Ich hatte drei Koffer im Frachtwagon. Wo sind die denn?“ „Oh, ja. Darum habe ich mich selbst gekümmert. Ich habe mir erlaubt die Koffer in deine Wohnung zu bringen.“ „Wo ist denn meine Wohnung?“ „Das wird dir Holly noch sagen, keine Sorge. Hast du denn schon ein Pferd?“ „Ja. Ich war bei Herrn Sanders und da ist mir ein Pferd namens Tony quasi zugelaufen. Er hat ihn mir dann einfach geschenkt.“ „Ah, der unzähmbare Tony. Ist ein gutes Zeichen - nur ein paar Stunden Sheriff und schon Voll und ganz in Form. Der alte Sanders hat dieses Pferd seit Jahren nicht an den Mann bekommen.
Und einmal hat sich ein Herr sehr schwer verletzt, weil Tony ihn abgeworfen hat.“ „Jetzt hat Tony seinen Besitzer gefunden. Naja, ich muss langsam wieder ins Büro. Holly vermisst mich vielleicht schon. Und danke für die Koffer.“ „Sheriff“, grüßt Alden und Arthur verlässt den Bahnhof. „Na komm Tony“, beruhigt er sein Pferd, als er in den Sattel steigt. Pfeifend reitet er gemächlich die Hauptstraße hinauf. Schallend leutet eine kleine Glocke drei mal.
Es ist 11:45. Heute ist es besonders heiß. Die Sonne strahlt am wolkenlosen, blauen Himmel und Arthur wischt sich immer wieder Schweißperlen aus dem Gesicht. Am Sheriffbüro macht er sein Pferd an dem Hitching Post fest und tritt durch die Tür. Holly sitzt wieder an ihrem Schreibtisch und stellt gerade einen