Gestochen scharf - Sexy Tattoo Storys | Erotische Geschichten - Starla Bryce - E-Book

Gestochen scharf - Sexy Tattoo Storys | Erotische Geschichten E-Book

Starla Bryce

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 216 Taschenbuchseiten ... Lust, Schmerz und bunte Haut - sexy Geschichten entführen Sie in die betörende Welt der Tattoos. Die Protagonisten dieser heißen Erzählungen können nicht genug davon bekommen, zu stechen oder gestochen zu werden. Selina stellt ihren Körper als Leinwand zur Verfügung, um den attraktiven Tätowierer zu erobern. Maike soll als Vorlage für die erste tätowierte Sex-Doll dienen. Justizvollzugsbeamtin Davidda wirft ein Auge auf den tätowierten Häftling und im Zirkus »Cirque du tatouage« bekommt Tammo die beste Vorstellung seines Lebens geboten. Diese erotischen Kurzgeschichten gehen unter die Haut! Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 294

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Impressum:

Gestochen scharf - Sexy Tattoo Storys | Erotische Geschichten

von Starla Bryce

 

Starla Bryce wurde im Herbst 1992 in Niedersachsen geboren. Hier lebt sie mit Mann und Kind auch heute noch. Nach einigen Veröffentlichungen in anderen Genres hat Starla nun den erotischen Roman für sich entdeckt. Das tabulose Beschreiben sinnlicher Szenen bereitet ihr genauso viel Freude wie das Erschaffen realitätsnaher Charaktere. Privat hält sie sich gern in der Natur auf – ob beim Genießen der ersten Frühlingssonnenstrahlen im Garten oder beim Spaziergang durch den leuchtend bunten Herbstwald.

 

Lektorat: Ulrike Maria Berlik

 

 

Originalausgabe

© 2022 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © wisky @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750715387

www.blue-panther-books.de

Das Sklavinnen-Tattoo

Zitteraale, die in die Steckdose gesteckt werden. So fühlten sich Jeanines Hände an. Sie umklammerte ihre Oberschenkel, bis sich die Nägel in den Jeansstoff krallten. Das Zittern blieb. Der Mann gegenüber von ihr schien es nicht zu bemerken, die Schreckensmeldungen der aktuellen Tageszeitung forderten seine gesamte Aufmerksamkeit. Ob sie auch ein Zeitungsabonnement haben würde, wenn sie alt und grau wäre? Noch waren ihre Haare dunkel, beinahe schwarz, und leicht gewellt, nachdem sie sie an der Luft hatte trocknen lassen. Sie drehte den Kopf in Richtung Fenster. Zwischen dem Regen und ihr befand sich bloß die Scheibe der Straßenbahn. Würde die Fahrt noch lange andauern? Sie wollte nicht wieder in den eisigen Januarregen. Nicht jetzt schon. Sie zog den Reißverschluss ihrer bordeauxroten Daunenjacke zu. So schnell würde sie nicht mehr in dem Online-Second-Hand-Shop bestellen. Die Jacke fiel deutlich zu groß aus, trotz der angegebenen 36. Die Bahn fuhr an, nahm Geschwindigkeit auf.

Wo würde die Nadel sie stechen? Sie schluckte, doch der Kloß im Hals blieb. Die Bahn hielt an. Würde es der Rücken werden? Einige Fahrgäste stiegen aus, andere ein. Der Unterarm? Links? Rechts? Die Bahn fuhr weiter, zur nächsten Station. Hoffentlich nicht am Oberarm, denn ihre spiddeligen Oberarme würden lächerlich mit einem Tattoo aussehen. Es ging weiter, viel zu schnell. Wieder öffneten sich die Türen, wieder stiegen einige Leute aus, andere ein. Der Wind wehte in die Bahn. Ein tiefer Atemzug. Sie wollte es, doch es war ihr erstes Tattoo. Noch nie zuvor hatte sie eine Tattoonadel unter der Haut gespürt. Eine? Oder waren es mehrere? Sie kannte das Gefühl nicht, wusste nicht, wie ihr Körper es aufnehmen würde. Würde ihr schwindelig werden? Heiß? Würde es kribbeln? Kratzen? Unerträglich wehtun? Jeanine wusste nicht, wie groß das Tattoo werden würde und auch das Motiv würde bis zur Vollendung ein Geheimnis bleiben. Sie kannte niemanden in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, der seine Erfahrungen mit ihr hätte teilen können. Im Netz hatte sie vollkommen unterschiedliche Erfahrungsberichte gelesen. Einige Leute schrieben, es fühle sich bloß wie das Kratzen einer verspielten Katze an. Für andere bedeutete die Tätowiermaschine Todesqualen. Und trotzdem taten viele es wieder und wieder …

War die Neigung zum Masochismus im Menschen angelegt? Jeanine dachte an die Nacht, in der ihr Herr sie zum ersten Mal hart angefasst hatte. Den Abdruck seiner Hand hatte sie noch am nächsten Tag deutlich auf ihrem Po sehen können. Wie aufgeregt sie gewesen war. Sie hatte Bedenken gehabt, da sie immer wieder gelesen hatte, dass man bei Dates mit Internetbekanntschaften aufpassen sollte. Deshalb hatte sich Jeanine nie auf so was einlassen wollen. Aber es sollte ein ganz normales Date werden. Von BDSM hatte sie zwar gehört, doch nie in Erwägung gezogen, dass sie selbst dadurch erregt werden könnte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, bloß einen Drink in einer gut besuchten Bar mit ihm zu bestellen, vielleicht im Anschluss ein Spaziergang. Aber dass sie bei Mitternacht auf einem leeren Parkplatz landen würde und Phil als ihren Herrn anreden würde, war nicht geplant gewesen. Zuvor war BDSM nichts gewesen, an das sie je gedacht hatte. Wieso sich von einem Mann Schmerzen zufügen lassen? Jeanine war froh gewesen, dass sie sich von Männern nicht so herumschubsen ließ wie ihre Schwester. Und doch ließ sie es zu, dass sie seit über einem Jahr von ihrem Herrn dominiert wurde.

Hätte sie ihrer besten Freundin erzählt, wie sie an ein Andreaskreuz gefesselt von ihrem Herrn ausgepeitscht worden war, wie die Rindslederpeitsche ihren Körper mit Striemen verziert hatte, oder wie sie nackt und nur mit einer Katzenmaske über dem Gesicht durch den Drive-in eines Fast-Food-Restaurants gefahren war, in der Vagina ein Vibro-Ei, das ihr Herr vom Parkplatz aus gesteuert hatte, wäre ihr ein Schlag auf den Hinterkopf sicher gewesen. Ihr Herr liebte es, zu spielen. Bei ihm wusste Jeanine nie, was sie erwartete: Eine knallharte Session, von der sie Spuren davontragen würde, oder ein kreatives Intermezzo aus berauschenden Farben und Stoffen.

Phil … Sein warmer Atem auf ihrer Haut. Seine leicht behaarte Brust, hart vom vielen Training. Wenn sie so etwas wie einen Traummann gehabt hätte, wäre es Phil. Selbstbewusst, ohne dabei überheblich zu wirken. Innerhalb von Sekunden war sie von seiner Präsenz eingenommen gewesen. Seine Worte konnten so liebevoll sein, während seine Hände es verstanden, ihr dieses Gefühl zwischen Schmerz und Lust zu schenken, nach dem sie mittlerweile regelrecht süchtig war. Seit ihr Herr ihre Erziehung übernommen hatte, sah sie in den beiläufigsten Alltagssituationen erotische Aspekte. Was wäre, wenn Phil jetzt hier wäre? Würde er es schaffen, sie trotz ihrer dicken Winterkleidung unbemerkt zu fingern? Sie vielleicht sogar ficken? Oder seine Fingernägel so lange in ihre Hüften drücken, bis sie Mühe hätte, nicht zu schreien? Oder würde er sie einfach nur angrinsen und dadurch ihr Kopfkino anheizen und sie zum Zerfließen bringen?

Bald würde sie sein Tattoo auf der Haut tragen. Den Beweis, dass er ihr alles bedeutete. »Ich liebe dich« war noch nie gesagt worden, weder von Phil noch von ihr. Und doch stand für sie fest, dass es mehr war als nur Sex. So viel mehr.

Das Knistern der Zeitung brachte sie zurück in die Wirklichkeit. Es würde nicht mehr lange dauern. Vielleicht noch drei Haltestellen, wenn ihre Nervosität ihr nicht vollkommen die Wahrnehmung vernebelt hatte. Einen Rückzieher zu machen, kam nicht infrage. Sie wollte ihrem Herrn beweisen, wie sehr sie ihn bewunderte, anbetete. Wie stolz sie wäre, ein eigens von ihm ausgewähltes Tattoo auf dem Körper zu tragen. Ein Zeichen, dass sie ihm gehörte. Hatte er das Motiv vielleicht sogar selbst gezeichnet? Nein, sie würde gewiss keinen Rückzieher machen. Zudem es ihre Idee gewesen war. Sein Blick, als er die Geburtstagskarte gelesen hatte: Unbezahlbar! Selten hatte sie ihren Herrn so sprachlos gesehen. Ich will dich auf meiner Haut haben – für immer. Ob sie wirklich sicher war? Ja. Ihr Herz hatte er vollkommen eingenommen. Was machte es da für einen Unterschied, ob er nicht auch auf einem Bereich ihrer Haut verewigt war?

Doch das änderte nichts daran, dass ihr Körper zitterte. Heute nicht vor Lust, sondern vor Angst. Alle Tipps, die sie im Web hatte finden können, hatte sie beherzigt. Sie hatte mehr als genug geschlafen und heute Morgen zum Frühstück eine große Portion Haferflocken mit Sonnenblumenkernen, Walnüssen, Milch und Aprikosenstückchen gegessen. Viel schlafen, gut essen. So lauteten die angeblich besten Voraussetzungen, um das Tätowieren so angenehm wie möglich zu machen.

Die Bahn hielt an und das übliche Schauspiel begann von vorn: Aussteigen, einsteigen. Ein kaum hörbarer Seufzer verließ ihre Lippen. Nicht mehr lange. Wie viele Leute wohl schon beim Tätowierer umgekippt waren?

Rubensstraße. Die Durchsage der Straßenbahn kam einem Todesurteil gleich. Sie stieg aus. Nur noch wenige Minuten, wenige Schritte, dann würde sie wissen, wie es sich anfühlte, tätowiert zu werden. Der Regen schlug in ihr Gesicht, als wollte er sagen: Wach auf, gleich geht es los!

Beinahe wäre sie an dem Studio vorbeigelaufen, so unscheinbar wirkte es inmitten der Häuserreihe. Inked Passion. Hier war sie richtig. Mit einem tiefen Seufzer drückte sie die Türklinke herunter. Ein Klingeln ertönte. Ihre Füße liefen über hellen Marmor. Der Eingangsbereich war nicht groß. Zwei Ledersessel und ein runder Glastisch dazwischen. An der Decke hing ein Kronleuchter. Den dunklen Schuppen, den sie erwartet hatte, gab es nicht. In den Rahmen an der Wand waren Fotos von Tattoos zu sehen. Verschiedene Stile, einige in Farbe, die meisten jedoch in Schwarz. Sie stand vor dem Tresen.

»Hallo, ich habe einen Termin bei Math.«

Der Kerl schaute auf und grinste. Er war groß, bärtig und breit gebaut. Trotz der Jahreszeit trug er ein Shirt, das seine prallen Oberarme – natürlich voller Tattoos – freigab.

»Jeanine, nicht wahr?«

Sie nickte. Sah sie Schadenfreude in seinem Blick oder bildete sie sich das ein? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Phil mit ihm befreundet war. Im Gegensatz zu ihrem Herrn wirkte Math so rüde. War sie in der Lage, ihm ihren Körper anzuvertrauen?

»Setz dich und unterschreib mir das hier, bitte.« Math reichte ihr einen Zettel über den Tresen.

Nicht mehr lange, dann würde die Nadel zustechen. Eine? Oder waren es mehrere? Sie war schlecht informiert, hätte viel mehr im Web nachschauen müssen. Sie setzte sich, um den Zettel durchzulesen. Wieder einen Schritt näher am Tattoo. Sie wollte es durchziehen. Ihr Herr verlangte das. Auch wenn das hier keine Session war, musste sie dennoch alles geben, ihrem Körper alles abverlangen, den Schmerz ertragen, das Aufgeben auf die nächste Sekunde verschieben, wieder und wieder. Wenn ihre Hände nur endlich zu zittern aufhören würden!

Der Vorgang des Tätowierens stellt einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar und ist somit eine Körperverletzung.

Wie oft hatte ihr Herr in ihre körperliche Unversehrtheit eingegriffen und sie damit erst ganz gemacht?

Trotz der Einhaltung von Hygieneregeln, Sorgfalt und dem Einsatz hochwertiger Arbeitsmaterialien kann es während oder nach dem Tätowieren zu Komplikationen wie Kreislaufbeschwerden, Schüttelfrost, Rötungen, Schwellungen, leichter Narbenbildung oder ungewollten Farbverläufen kommen.

Ehe sie zu lange darüber nachdenken konnte, unterschrieb sie die Einverständniserklärung. Ein tiefer Atemzug, dann schaute sie hoch. Den Blick geradeaus gerichtet, sah sie in den Raum, in dem wahrscheinlich der Eingriff stattfinden würde: Eine Art schwarzer Zahnarztstuhl, daneben ein metallischer Tisch, an den Wänden jede Menge Fotografien von tätowierter Haut. Sie stand auf, um Math den unterschriebenen Zettel zu überreichen.

»Du bist Jungfrau?«

Ein Nicken. »Ja. Was Tattoos betrifft schon.«

Bitte lass es schnell vorbei sein und nicht mehrere Stunden andauern! Ihr Herr hatte sich doch kein XXL-Motiv ausgesucht, nur um sie zu quälen, oder? Das Schlucken fühlte sich an wie eine Mammutaufgabe und nicht wie etwas Natürliches.

»Viele haben Angst vor dem ersten Mal, aber die Schmerzen vergessen die meisten rasch wieder. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es nicht wehtut. Klar, es kommt ganz auf die Körperstelle an, wie entspannt man ist und wie man generell mit Schmerzen umgeht.« Math nickte in Richtung des Zimmers mit dem Stuhl. »Komm, wir gehen rüber und starten.«

Der Boden unter ihren Füßen fühlte sich weich an, als würde sie durch Moor gehen.

»Es wäre besser, wenn du etwas liegst.« Math stellte die Kopfstütze nach hinten, legte eine Papierauflage auf die Liege und fixierte diese an den Seiten mit Klebestreifen. Sie nahm Platz, die Augen auf Math gerichtet. Erwartungsvoll, bangend. Auf einem schwenkbaren Arbeitstisch aus Metall lagen verschiedene Utensilien bereit: eine in Folie gewickelte Sprühflasche, Küchenrolle, ein weißer Plastikbecher sowie mehrere kleine schwarze Becher, Fingerhüten ähnlich, sterile Päckchen – wahrscheinlich diverse Nadeln – und ein Teil, von dem Jeanine vermutete, dass es die Tätowiermaschine sein musste. Wie viele Handschuhe und Einwegnadeln und was auch immer noch für Kram beim Tätowieren anfiel, wohl in dem blutroten Mülleimer zu finden war?

»Dann zieh dich mal aus. Untenrum. Jeans aus, Höschen aus. Und dann auf den Stuhl. Beine auseinander, denn jetzt malen wir dein Fötzchen an.«

Was? Sie schluckte, unfähig, etwas zu sagen. Das Tattoo sollte zwischen ihren Beinen entstehen? An ihrer Vagina? Phil war schon mit manch heftiger Überraschung um die Ecke gekommen, aber das toppte alles. An der Vagina ein Tattoo zu bekommen, würde schmerzen. Wie lange würde es dauern, bis es nicht mehr wehtat? Würde sie vielleicht sogar abbrechen müssen? Ob ihre Vagina doll anschwellen würde?

Die Stille im Studio wurde von Maths Lachen unterbrochen. »Kleines, du bist ganz schön leichtgläubig! Glück gehabt; deine Muschi bleibt heute verschont.«

Ein Witz. Sie würde nicht an der Vagina tätowiert werden. Für einen Moment spürte sie Erleichterung – bis ihr klar wurde, dass andere Körperstellen womöglich auch nicht gerade viel weniger empfindlich waren. Fragend sah sie Math an.

»Es wird die Innenseite der Lippe.«

»Was?« Nun war sie es, die lachte.

Math hingegen bewahrte den ernsten Ausdruck in seinem Gesicht. »Ehrlich.«

»Die Innenseite der Lippe? Wie geht das denn? Es ist doch viel zu nass im Mund.«

Klang das idiotisch? Ihre Nervosität würde das entschuldigen.

»Das geht. Das wirst du sehen. Ein Tattoo im Mund hat den Vor- oder Nachteil, je nachdem, wie man es sieht, dass es häufig bloß ein Jahr hält. Du kannst dich also rantasten, ob es was für dich ist, tätowiert zu sein. Und glaub mir, wenn wir fertig sind, brauchst du keine Angst mehr zu haben, dich woanders stechen zu lassen.« Nun grinste Math wieder. Offenbar war auch die Neigung zum Sadismus im Menschen angelegt. »Das Blöde ist, dass die Heilung recht lange dauert. Rauchst du?«

»Nein.«

»Das ist gut. Da müsstest du nämlich erst mal drauf verzichten. Auf scharfes und sehr salziges Essen übrigens auch. Wenigstens ein paar Tage, bis du merkst, dass die Heilung allmählich fortschreitet.«

»Tut es sehr weh?« Eine dämliche Frage, zumal sie schon etliche Male gelesen hatte, dass jeder ein anderes Schmerzempfinden hatte, und Math auch so etwas gesagt hatte.

»Ja, tut es. Auch für Hartgesottene ist es eine der schmerzhaftesten Stellen. Bis zu zehntausend Stiche pro Minute. Das ist eine ganze Menge, hm? Ich sage es dir lieber gleich, denn ich halte nichts von Verarschung. So kannst du dich darauf einstellen, dass es wehtun wird, und ich kriege nachher keine Anzeige.« Math zwinkerte ihr zu. Für ihn war das hier Alltag. Sicher hatte er schon viele Leute, die um jeden Preis ein Bildchen oder einen Schriftzug auf der Haut tragen wollten, leiden gesehen. »Bist du empfindlich?«

»Na ja … Normalerweise kann ich ein bisschen was vertragen.« Sie dachte an die Schläge mit der Metallgerte, die Hiebe mit dem Rohrstock und an die Session, die sie beinahe abgebrochen hätte, weil Phil immer wieder auf dieselbe Stelle an ihrem linken Oberschenkel geschlagen hatte, um zu testen, was sie aushalten konnte.

Wieso die Lippe? Wieso? An das verdammte Atmen denken! Ihre Finger krallten sich in die Armlehnen der Liege. Hatte sie zu viel versprochen? Ich mache es, egal, welche Stelle du dir aussuchst. Immerhin: Das Motiv konnte nicht groß sein, wenn er diese Stelle gewählt hatte.

Math setzte sich auf einen Rollhocker und kam damit dicht an die Liege gefahren. In seiner Hand hatte er nicht wie erwartet die Tätowiermaschine, sondern eine Fernbedienung.

»Damit kannst du aber nicht tätowieren, oder ist das die Zukunft?« Ein Versuch, ihre eigene Stimmung etwas aufzulockern.

»Das habe ich auch noch nicht vor.« Er schaute hoch und drückte auf die Fernbedienung. An der Wand gegenüber hing ein Monitor an einem schwenkbaren Arm, der ihr bisher nicht aufgefallen war.

Ein paar Klicks von Math auf der Fernbedienung, dann grinste ihr Herr ihr von oben entgegen.

»Ausziehen!« Sein Blick war wie seine Stimme: Dominanz in Reinform. Sie war sich bewusst, dass Math, ein wildfremder Mann, mit im Raum war, doch den Befehlen ihres Herrn hatte sie nichts entgegenzusetzen.

Sie senkte den Blick. »Ja, mein Herr.«

Nach und nach legte sie alle Kleidungsstücke auf dem Stuhl ab: Winterjacke, Pulli, Top, Jeans und schließlich auch den roten String, vom vielen Waschen schon ziemlich ausgebleicht.

»Und die Socken?«

»Die habe ich vergessen, mein Herr. Entschuldige.«

Nun landeten auch die Socken auf dem Klamottenhaufen. Ihr Körper stand unter Strom. Nackt. Vor ihrem Herrn unbekleidet zu sein, war nichts Neues – und doch spürte sie jedes Mal erneut diese kitzelige Spannung, die Aufregung und Neugier. Was würde vor ihr liegen? Und nun war auch noch ein fremder Mann anwesend. Er war hier mit ihr in einem Raum, ihr Herr bloß auf dem Monitor über ihr. Er würde doch nicht … Sie schluckte. Bisher hatte er sie noch nie an einen anderen Mann ausgeliehen. Daran könnte sie sich erinnern. In ihrem Magen hatten sich die verschiedensten Gefühle vermischt und in ihrem Kopf überschlugen sich Fragen, Vermutungen und Ängste. Sie wollte durchhalten. Andere Leute hatten sich schon mehrfach der Tätowiermaschine hingegeben und taten es wieder und wieder. Abbrechen würde ihr Herr nicht ungestraft dulden. Mit welcher Strafe sie zu rechnen hatte, konnte ganz unterschiedlich sein. Eines jedoch war immer gleich: Phils Strafen waren hart.

»Sieh mich an!« Sie schaute nach oben und fühlte sich wie ein hilfloses Ding, das erst durch das Dienen ihren Lebenszweck erfüllte. »Jetzt setze dich hin und zeig mir deine hübsche Muschi.«

Sie kam dem Befehl ihres Herrn nach. Es war immer eine Gratwanderung zwischen Scham und Geilheit, wenn sie sich ihrem Herrn präsentieren musste. Ob Math die Chance nutzte und auf ihre Pussy schaute? Sie wagte nicht, den Blick von ihrem Herrn zu lösen, ehe dieser es erlaubt hatte.

»Spreiz deine Beine weiter, meine kleine Schlampe.«

Sie spreizte sie, bis es nicht weiter möglich war. Ein zufriedenes Grinsen war ihre Belohnung. Phil machte sich an seiner Hose zu schaffen. Es sah aus, als ob er die blaue Stoffhose trug, die er bei ihrem ersten Date angehabt hatte. Sein Penis war hart, groß, bereit. Ihr Herr begann, ihn mit der rechten Hand zu wichsen. Phils Blick ruhte auf ihr; er betrachtete sie vollkommen unverhohlen.

»Enttäusche deinen Herrn nicht!«, sagte Phil und schaute sie mit strengem Blick an. »Math? Du kannst beginnen. Und meine kleine Hure verzieht nicht ein einziges Mal das Gesicht, verstanden? Schau während der ganzen Zeit auf mich und mach mich stolz! Heiße den Schmerz willkommen, wie du es sonst auch machst. Und damit du nicht reflexartig um dich schlägst: Steck dir deine beiden Zeigefinger in die Fotze!«

Der Auftrag war eindeutig. Ihre Pussy fühlte sich warm an, jedoch nicht allzu feucht. Wäre Phil hier bei ihr vor Ort, sähe das sicher anders aus. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie Math sich Gummihandschuhe anzog. Kurz darauf war ein »Wir starten!« zu vernehmen.

»Alles gut?«, versicherte sich Math.

»Nein, aber geht schon«, war ihre Antwort, ohne den Tätowierer auch nur kurz anzusehen.

»Wir kriegen das hin!«, gab sich Math zuversichtlich.

Ihre Unterlippe wurde runtergezogen, etwas Nasses draufgesprüht, weggewischt. Die Maschine begann zu summen – wie eine Biene, die jeden Moment zusticht. Tiefes Atmen war nicht möglich, musste sie hierfür doch frei über ihren Mund verfügen.

Sie wollte die Augen zupressen, als Math startete, aber sie musste ununterbrochen auf ihren Herrn blicken. Phil stöhnte, rieb seinen Penis stärker und weidete sich sichtlich an ihrem ängstlichen Blick. Sie hatte gehorsam zu sein. Das würde eine Belohnung geben und ihr Herr würde stolz auf sie sein. Sie wollte dieses Zeichen auf ihrem Körper, auf ihrer Lippe tragen. Ein Zeichen, dass sie ihm gehörte.

Der Schmerz war stärker als alle Schmerzen, die sie je gespürt hatte. Die Periodenschmerzen in der sechsten Klasse? Ein Witz. Die Schmerzen, bevor ihr Blinddarm beinahe geplatzt wäre? Pipifax. Aber irgendwann würde es vorüber sein, und dann hatte sie einen Grund, stolz auf sich zu sein. Eine neue Grenzerfahrung, ein Stück über sich hinauswachsen. Ohne Phils Präsenz in ihrem Leben wäre sie wohl nie auf derartige Ideen gekommen. Das Surren der Maschine dröhnte durch ihren Kopf. War es wirklich so laut oder nahm sie es bloß so wahr?

»Ich stelle mir vor, wie ich meiner kleinen Dienerin den Arsch versohle. Wieder und wieder. Bis sich meine Hand auf deinem Po abzeichnet. Danach sind die Oberschenkel dran. Auch hier hinterlasse ich meine Spuren.«

Vibrieren. Brennen. Wie lange dauerte es, bis das Tattoo fertig sein würde? Viel Fläche bot so eine Unterlippe ja nicht. Ihr Blick ruhte auf ihrem Herrn, doch ihre Gedanken schwirrten hin und her wie eine aufgescheuchte Gruppe Kaninchen.

»Sieh mich an!«

Sie musste kurz die Augen geschlossen haben, während ihre Lippe gefühlt von den Nadelstichen durchbohrt wurde. Eigentlich totaler Quatsch, denn ob mit offenen oder geschlossenen Augen: Der Schmerz war kaum zu ertragen. Eine Qual, die heftiger war als alles, was Phil ihr bisher angetan hatte. Und es war ihre eigene kranke Idee gewesen. Ein Tattoo für ihren Herrn. Natürlich hatte sich Phil etwas besonders Fieses ausgedacht.

»Ich mag es, wenn du leidest, meine kleine Hure!« Ihr Herr stöhnte lauter. »Ich kann es kaum erwarten, deinen Mund zu ficken und zu sehen, dass du nun mein Zeichen trägst. In dir. In deinem Mund, den ich schon so viele Male gefickt habe.«

Für einen winzigen Moment meldete sich ihre Pussy und verlangte danach, ihren Herrn zu spüren. Gegen den heftigen Schmerz konnte sich das Verlangen dieses Mal jedoch nicht durchsetzen, sodass sie einfach nur versuchte, sich dem Schmerz zu ergeben.

Wann war es endlich vorbei? Sie würde es aushalten, ohne ein einziges Mal noch ihre Augen zuzupressen. Die Auf- und Abbewegungen von Phils Hand schienen sie allmählich zu hypnotisieren. Sein großer Penis, der so hart aussah und sich mit Sicherheit auch genauso anfühlte. Wie sehr sehnte sie sich danach, jetzt bei ihrem Herrn zu sein und ihrer Aufgabe als Sklavin nachzukommen.

»Du darfst jetzt die Hände aus deiner Fotze ziehen und deinen Blick lösen. Wir sehen uns später. Ich werde zu dir kommen.«

Der Bildschirm war plötzlich schwarz. Ihr Herr hatte ihr nicht mal die Befriedigung gegönnt und vor ihren Augen abgespritzt.

»Fertig!« Maths Stimme riss sie aus ihrer Konzentration. Er grinste zufrieden. »Schau es dir an.«

Sie zog ihre Finger aus ihrem warmen Inneren, ganz langsam. Anschließend blickte sie in den Handspiegel. Verwischte schwarze Farbe zierte ihr Kinn. Ihre Lippe fühlte sich wie vergewaltigt an. Die Unterlippe zitterte. Fickfotze. Neun Buchstaben, die so krass geschmerzt hatten. Noch immer war keine Besserung in Sicht, denn die Nadeln hatten ihr Werk erst vor wenigen Sekunden beendet. Jedes Mal, wenn Phil in Zukunft ihren Mund fickte, würde er noch deutlicher als bisher das Gefühl haben, dass sie ihm gehörte. Seine ganz persönliche Fickfotze. Sie strich sich wie beiläufig über ihre nackte Pussy und spürte ihre Erregung, die die letzten Minuten auf sich hatte warten lassen.

»Danke!«, sagte sie zu Math und sah ihr eigenes Grinsen im Spiegel.

Der Herr der perversen Kunst

Manche nennen mich Herr. Manche nennen mich Arschloch. Ich nenne mich Künstler. Was gibt es Schöneres und Reineres als Kunst? Jeder wird von Kunst bewegt, ob nun positiv oder negativ. Menschen brauchen Kunst. Auch wenn es Kunst ist, die nicht jeder versteht, die manche sogar als »pervers« betiteln. Ich habe ein paar Regeln für meine Kunst aufgestellt:

1. Ich gehe offen mit meinem Vorhaben um.

2. Ich suche mir die Kunstwerke aus.

3. Die Verantwortung für die Umsetzung trage ich.

4. Für entstehende Kosten komme ich auf.

5. Niemand der Beteiligten nennt einen Nachnamen.

Ich klicke durch die Fotos vom gestrigen Shooting. Die Dame hat die Fotos machen lassen, um ihren Ehemann damit zu überraschen. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, die Arbeit als Erotik-Fotograf mache keinen Spaß. Es ist der beste Job, den ich mir vorstellen kann. Aber so richtig künstlerisch ausleben kann ich mich nur, wenn ich meinem Hobby nachgehe. Die Fotos sind klasse geworden. Die Füße der Dame im Regen auf dem Asphalt. Mal nackt, mal in glitzernden, teuer aussehenden High Heels. Zuerst nur mit Regentropfen, dann in der Pfütze, mit Dreck verschmiert.

Ein wohlbekanntes Signal ertönt. Eine E-Mail. Vorfreude macht sich in mir breit. Ich hoffe, dass es eine Nachricht von der Art ist, die ich am liebsten lese.

Tatsächlich: eine Bewerbung.

Sehr geehrter Ink-Dom,

ich finde Ihr Profil sehr ansprechend und muss gestehen, mich schon zweimal selbst befriedigt zu haben, weil mich die Texte und Bilder so erregt haben. Ich würde mich Ihnen gern hingeben und bin bereit, für Ihre Zwecke zur Verfügung zu stehen, gern auch für eine längerfristige Dom-Sub-Beziehung.

Hier alle wichtigen Informationen über mich:

Ich bin 27 Jahre alt, habe rote Haare und bin zurzeit unrasiert, was ich auf Wunsch natürlich jederzeit ändern kann. Meine Brüste haben Körbchengröße 80 B. Mein erstes Mal hatte ich mit 21 Jahren und habe seitdem insgesamt drei verschiedene Sexpartner gehabt. Ich liebe es, mich in sämtlichen Bereichen zu unterwerfen. Diese Seite an mir habe ich in meiner letzten Beziehung entdeckt. Besonders Fesselspiele und D/S-Rollenspiele gefallen mir. Ein bisschen NS darf es auch manchmal sein, aber bitte kein Morgenurin.

Ich sehne mich nach Ihrer Antwort und kann es kaum erwarten, sie zu lesen.

Demütigst, Slut Jenny.

Ich sehe mir die Fotos der Dame an. Freundliches Lächeln, Haare zum Pferdeschwanz gebunden, wie es sich für eine anständige Sub gehört. Ihr Körper ist schlank und die Haut beinahe durchschimmernd weiß, sodass ihre Tattoos besonders gut zur Geltung kommen. Ein mit Blüten und Edelsteinen verzierter Schwan zwischen ihren Brüsten bis hin zu den Schulterblättern. Was für ein Kunstwerk! Ein solches Chestpiece habe ich noch nie gesehen.

Ihr Möschen ist rosa, umgeben von rötlichen Haaren. Der Lolly, der auf dem Bild zu sehen ist, steckt bloß ein bisschen in ihrer Möse drin, doch weit genug, um mich geil werden zu lassen. Ich tippe in mein Handy, um Jenny sofort zu antworten.

Bisher habe ich noch keine kennengelernt, mit der ich eine 24/7-Beziehung eingehen wollte, jedoch viele Frauen, die mich in meiner Kunst unterstützt haben. Jenny sieht vielversprechend aus und auch ihr Profil gefällt mir. Aber das habe ich bei vielen anderen auch gedacht.

Schon nach wenigen Minuten gibt mir Jenny ihre Handynummer. So gehört es sich für eine brave Slut.

»Heute um neunzehn Uhr in der Heidestraße sechs. Deinen Busch lässt du stehen«, ist das Einzige, was ich sage, als Jenny rangeht. Dann lege ich auf und trinke mein Wasser aus.

***

Novemberwetter umgibt mich, als ich am Abend mein Fotostudio mit den Händen voller Equipment verlasse. Meine Kamera, zwei Objekte, ein Studioblitz und ein Stativ, eingepackt in meinen Kamerarucksack. Ich verstaue die Sachen in meinem Jeep Grand Cherokee. Seine schwarze Karosserie ist eins mit der abendlichen Dunkelheit. Seit etwa vierzehn Uhr ist es schon dunkel, eigentlich wurde es heute gar nicht richtig hell. Draußen bei Tageslicht wirken die Kunstwerke natürlicher als in einem Raum mit künstlicher Beleuchtung, doch ich muss mit dem arbeiten, was ich bekomme. Und ich will Jenny heute noch.

Vor dem mehrstöckigen und anonym wirkenden Hotel wartet eine kleine Frau im grauen Regenmantel. Vom Auto aus beobachte ich sie. Unter der Kapuze schimmern rote Haare durch. Das wird sie sein. Ich komme meist ein paar Minuten zu spät, um mir die Frauen anzusehen und sie besser einschätzen zu können. Sind sie nervös? Bleiben sie? Jenny hat diesen devoten Blick. Es wird ein Genuss für sie sein, benutzt zu werden. Ich parke meinen Jeep Grand Cherokee in dem nahen Parkhaus. Hier ist immer ein Platz frei. Mein Equipment dabei gehe ich ihr entgegen.

»Jenny?«

»Ja, das bin ich«, antwortet sie mir.

Ihr Lächeln ist noch hübscher als auf dem Foto, sehr sympathisch. Ich checke per Self-Check-in mit meiner Kreditkarte ein und fahre mit Jenny in den dritten Stock. Hier befindet sich das Zimmer, in dem wir uns heute kennenlernen werden. In dem ein weiterer Teil meiner Kunstserie entstehen wird. Großen Luxus gibt es hier nicht, dafür neutrale weiße Wände, die sich perfekt als reizarmer Hintergrund eignen. Die Zimmertür ist fix geöffnet. Nicht besonders groß, aber sauber. Wir werden keine Ewigkeiten hier verbringen.

Jenny sieht mich an und ringt sich ein gezwungenes Lächeln ab. Sie ist nervös. Was hat sie geschrieben? Sie hatte erst drei Sexpartner. Auch wenn Sklavinnen die Wahrheit sagen müssen, tun es längst nicht alle. Möglich, dass sie bloß nervös tut, in echt aber schon ausläuft, seitdem ich sie begrüßt habe. Alles schon gehabt. Manche Frauen gehen förmlich auf in der Rolle der unschuldigen kleinen Nutte.

Jenny wartet auf Anweisungen von mir. Ich beachte sie erst einmal nicht, sondern widme mich dem Setting. Erst die Kamera, dann die Fotze. Ich schalte die beiden Stehlampen im Raum ein. Alles Licht, was vorhanden ist, nehme ich. Außerdem weiß ich, dass vielen Frauen eine schöne Atmosphäre wichtig ist. Mir auch. Es dauert nicht lange, bis ich den Studioblitz richtig positioniert und die Kamera auf dem Stativ festgeschraubt habe. Ich kenne die Zimmer hier und weiß, was am besten wirkt. Mit dem Aufbau will ich nicht lange Zeit verschwenden, sondern zur Sache kommen. Als letzten Schritt breite ich ein weißes Tuch auf dem Teppich neben dem Bett aus und lege den Selbstauslöser auf die frischweiße Bettwäsche, sodass ich jederzeit Zugriff darauf habe.

»Zieh dich aus und stell dich auf das Tuch dort. Beug dich nach vorn und dreh deinen Po zu mir.«

Ich lasse Jenny nicht aus den Augen, während sie ihre Kleidungsstücke ablegt. Eines nach dem anderen. Endlich ist der scheußliche Regenmantel weg. Der kratzig aussehende ockerfarbene Pullover und die Jeans sind auch nicht mein Fall gewesen. Aber ja, ich weiß, es wird allmählich Winter. Da kann ich nicht verlangen, überall Frauen in engen Kleidchen und kurzen Röcken zu begegnen.

Ihr Po fühlt sich an wie ein Riesenschaumgummibonbon. Deliziös. Die weiche Haut lädt geradezu ein, meinen Schwanz hineinzustecken, ganz gleich, in welche Öffnung. Doch ich muss mich konzentrieren. Ein Schwall Urin spritzt auf Jennys Po. Sie stöhnt überrascht auf. Damit, dass ich gleich heute auf ihre Wünsche eingehen würde, hätte sie wohl nicht gerechnet. Von der Seite spüre ich den Blitz. Der Schwall wurde eingefangen. Urin tropft von Jennys Po hinab auf das Laken, das alles aufsaugt.

Während ich weiter auf Slut Jenny pinkle, wächst mein Schwanz. Und wie hart er wird! Eigentlich zu schade, nicht damit zu ficken. Aber es geht um die Kunst. Ich muss mich beherrschen. Es blitzt wieder und wieder. Ich schüttle ab, mehr kommt nicht.

»Danke«, säuselt Jenny.

»Jetzt auf die Knie. Zeig mir dein Tattoo zwischen den Titten!«

Sie kniet sich in die Pisse rein, starrt mit großen Augen zu mir empor. Ich bin gern dominant. Es ist sehr erregend, in den Augen der Frauen dieses ganz spezielle Funkeln zu sehen. Dominanz macht Frauen glücklich. Nicht alle, aber die, die sexuell – und künstlerisch – für mich interessant sind. Mal schauen, vielleicht ist Jenny diejenige, mit der ich mir mehr vorstellen kann. Eine richtige Dom-Sub-Beziehung. Aber zunächst steht die Kunst an vorderster Stelle.

Ich positioniere Jenny so, dass das Licht perfekt auf ihr Dekolleté scheint.

»Befriedige dich, zeig mir, wie du dich selbst streichelst, wenn du allein bist.«

In ihren Augen sammelt sich Anspannung. Doch sie macht es, reibt mit ihren Fingern über ihren Kitzler, als spiele sie ein Instrument. Ich beobachte ihre virtuosen Bewegungen und bereite meinerseits das Kunstwerk vor. Mein Ding pocht in meiner Hand. Hart und bereit, ein neues Stück Kunst ins Leben zu rufen. Weiß auf bunt. Ich packe Jennys Haare, sie schreit auf. Mein Wichsen wird stärker. Ich höre meinen eigenen Atem und spüre das Blitzen links von mir. Es ist so weit: Ich spritze, verziere Jennys Dekolleté. Weiße Spuren auf dem feinsäuberlich gestochenen Schwan. Blitz, Blitz, Blitz. Ich wechsele das Objektiv, rücke das Stativ mit der Kamera weiter heran und mache eine letzte Nahaufnahme von Jennys vollgewichsten Titten. Das ist Kunst. Jedes Tattoo ist einzigartig. So wie jede Ladung Wichse. Beides zusammen ergibt ein phänomenales Kunstwerk. Einzigartig und nur für Momente bestehend, bis die weißen Spuren zu trocknen beginnen.

»Ich melde mich bei dir«, sage ich und streiche Jenny über die roten Haare. Das hier war nicht die letzte Session, da bin ich mir sicher.

Immer noch sein geiles Eigentum

Heute Nachmittag würde sie eine geschiedene Frau sein. Geschieden, nicht gescheitert. Diesen Unterschied musste sich Greetje immer wieder bewusst machen.

Die Geräuschkulisse in der Arena Berlin glich einem Wespennest, doch sie nahm das Summen der Tätowiermaschinen nicht mehr richtig wahr. Nicht mehr lange, höchstens eine Stunde, dann wäre das Sleeve vollkommen. Ein Stück Galaxie, auf dem Arm von Tanja, ihrer Kundin. Sterne, Planeten, Farbnebel. Freiheit und Weite, eingefangen in einem Watercolor-Tattoo.

Der Mundschutz verdeckte die untere Hälfte von Greetjes Gesicht, sodass ihre vollen Lippen nicht zur Geltung kamen. Die Flesh Tunnels in beiden Ohren und die mit schwarzer Tinte tätowierten Hände und Arme ließen keinen Zweifel daran, dass Greetje in der Tattoo-Szene ihr Zuhause gefunden hatte. Mindestens siebzig Prozent ihres Körpers waren mit Mandalas und anderen Motiven überzogen. Der einzig bunte Farbklecks: die rosarote Marienfigur, die gleichzeitig auch eine Vagina darstellte. Wenn sie im Sommer hin und wieder auf dieses Tattoo auf ihrem Schulterblatt angesprochen wurde, sagte Greetje einfach nur, dass sie eine Wette verloren hatte. Das stimmte. Nur nicht so, wie sich die meisten Leute das vielleicht dachten.

Im Nacken trug Greetje einen Zopf aus dunklen Filzlocken, die ihr noch vor einiger Zeit wellig und weich bis über die Schultern gereicht hatten. Greetje hatte eine Veränderung gebraucht.

Sie blendete die Lautstärke der Gespräche aus, blendete aus, dass ständig Leute stehen blieben, um ihr bei der Arbeit zuzusehen und ihre ausgestellten Bilder zu betrachten. An diesem Freitag im September war es bereits rappelvoll in der Arena. Wie würde es erst morgen sein?

Als Tattoo Artist musste man Eier und Nerven haben, das hatte ihr schon ihr Ausbilder vom ersten Tag an klar gemacht. Das hier war Berlin und wer in Berlin wohnte, hatte entweder Glück gehabt, weil er hier geboren worden war, oder aber er war hierher gezogen, um gesehen zu werden. Um zu sagen: »Hey, Papa, sieh mal, ich habe es zu etwas gebracht!«

Greetje nahm ihren Fuß vom Pedal, sodass das Summen der Tätowiermaschine erstarb, und pumpte mit der Sprühflasche eine Mischung aus destilliertem Wasser und pH-neutraler Seife auf die fast fertige Galaxie-Szene. Anschließend wischte sie mit einem Stück Küchenrolle über die gereizte Haut. Und wieder wurden die Magnum-Shader-Nadeln in die Farbkappe mit verdünntem Violett getaucht, um kurz darauf erneut zuzustechen. Falls Tanja Schmerzen hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Nicht mal ihr Mund zuckte und auch der Arm fühlte sich nach Greetjes Empfinden nicht verkrampft an. Greetje wünschte, dieselbe Unverkrampftheit in sich spüren zu können. Obwohl das Werk, das so viel Zeit in Anspruch genommen hatte, sich der Vollendung näherte und Tanjas letzte freie Zentimeter Haut in Beschlag nahm, pressten sich Greetjes Kiefer aufeinander. Ihr Halsband fühlte sich heute noch schwerer an als sonst. Die korrekte Bezeichnung lautete »Glieder-Halsfessel«, aber wer bekam bei einem solchen Begriff schon Lust auf eine SM-Session?

Es gab kein Zurück. Der Termin rückte näher mit jeder Sekunde, die verstrich. Wieder stoppte Greetje, um die Mixtur aus Farbe und Blut wegzuwischen. Stechen, wischen, stechen, wischen. Hin und wieder säubern und Farbe und Nadel wechseln.

»Ich freue mich schon«, sagte Tanja.

Sie bestand darauf, während der Tattoo-Session nicht einen einzigen klitzekleinen Blick auf das entstehende Motiv zu werfen, sondern sich stattdessen überraschen zu lassen. Sie redete wenig. Da gab es ganz andere Kunden, die offensichtlich einen Tattoo Artist mit einem Therapeuten verwechselten. Normalerweise war das okay für Greetje, doch heute war sie dankbar, nicht viel sprechen zu müssen.

»Es wird geil werden!«, versprach Greetje und rückte kurz ein Stück zurück, um das fast fertige Tattoo zu betrachten. »Aber lass uns mal kurz eine Pause machen. Meine Hände kriegen sonst gleich einen Krampf.« Das Kunstwerk, an dem sie so lange gesessen hatte, wollte Greetje nicht durch Unachtsamkeit ruinieren.

»Das passt mir ganz gut. Raucherpause!«

Noch einmal abgewischt und gesäubert, ehe Greetje Tanjas Arm mit einer Schicht Frischhaltefolie überzog, damit sie nach draußen gehen konnte, ohne dass das Tattoo verschmutzt wurde. Greetje zog ihre Einmalhandschuhe aus und gönnte ihren leicht rissigen Händen eine Portion Sanddorn-Handcreme. Elvis hatte sich bei dem Geruch stets die Nase zugehalten. Elvis … So schnell würde sie ihn wohl nicht aus ihren Gedanken verbannen können.

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