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Krisen haben etwas Beunruhigendes. Was in einem Moment noch ganz normal war, wird im nächsten vollkommen infrage gestellt. Doch anstatt sich von der neuen Situation unterkriegen zu lassen, sollte man die Chance ergreifen, die Weichen neu zu stellen. Kurt Tepperwein betrachtet die verschiedenen Arten von Krisen, in die wir geraten können, wie beispielsweise die Beziehungs-, Berufs-, Entwicklungs- oder auch Gemütskrise. Er zeigt, wie sie entstehen, wie sie sich auf uns auswirken und wie wir sie meistern können. Denn nur so gewinnen wir die Macht über uns selbst zurück und können agieren und nicht nur reagieren.
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Seitenzahl: 403
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Für Fragen und Anregungen:
1. Auflage 2017Dieses Buch erschien bereits 2011 unter dem Titel »Krise als Chance. Wie man Krisen löst und zukünftig vermeidet« in der 9. Auflage.
© 1995 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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Umschlaggestaltung: Laura OsswaldUmschlagabbildung: shutterstock.com/smithbaker
Satz: Fotosatz H. Buck, Kumhausen
ISBN Print 978-3-86882-905-1
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-165-4ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-166-1
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Keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt.
Hermann Hesse
Sie haben dieses Buch sicher nicht in die Hände genommen, um die Krise in der Welt, sondern um Ihr eigenes Lebensproblem zu lösen. Und doch: Die Zeiten sind vorbei, da wir das eine vom anderen trennen konnten! Lassen Sie uns deshalb zunächst Gedanken darüber machen wie diese Dinge zusammenhängen!
Die Krise in der Welt – die Krise des Planeten, die Krise der Menschheit – drängt sich inzwischen jedem so deutlich auf, dass wir daran nicht mehr vorbeischauen können. Wir sind alle davon betroffen! Keiner kann mehr sagen: „Das ist nicht mein Problem.“
Die Zukunft jedes Einzelnen hängt unmittelbar zusammen mit unser aller Zukunft. Nie in der Geschichte der Menschheit war es so deutlich wie heute. Wir wissen jetzt alle von der realen Gefahr, dass die Menschheit auf diesem Planeten nur noch zwei oder drei Generationen zu leben hat, wenn sich nicht dramatisch etwas ändert.
Einer der ersten aufrüttelnden Mahner – Dennis Meadows mit seinem bereits 1972 erschienenen Buch „Grenzen des Wachstums“, der Geburtsurkunde des Club of Rome – sieht die Menschheit wie einen Selbstmörder: Es mache wenig Sinn, den Selbstmörder noch bekehren zu wollen, wenn er schon aus dem Fenster eines Hochhauses gesprungen ist. Der endgültige Aufprall sei unabwendbar und nach Dennis Meadows nur noch eine Frage der Zeit.
Ich sehe die Zukunft der Menschheit nicht so pessimistisch, obwohl es absolut nichts zu beschönigen gibt.
Der persische Mystiker Rumi sagte: „Im Gift liegt das Heilmittel verborgen.“ Diese tiefe Weisheit möchte ich auch auf die Lage der Welt anwenden: Diese Weltkrise rüttelt uns alle wach. Wenn wir Menschen es schon nicht im Guten verstehen, dass wir alle eins sind, dann werden wir es eben im Schlechten verstehen müssen: in der Krise der Menschheit, die uns alle vereint.
Auch diese globale Krise ist eine Chance, kann als Geburtskrise für ein völlig neues Zeitalter verstanden werden: für das Zeitalter, das dem Patriarchat und Materialismus folgt, das Goldene Zeitalter, das Zeitalter des Lichtes und der Liebe. – Es ist das Licht am Ende des Tunnels!
Wer seine eigene Lebenskrise ernsthaft überdenkt, ihr bis an die Wurzeln nachgeht, der wird eine wichtige Erkenntnis gewinnen: Anderen Menschen geht es ähnlich. Sei es eine schmerzhafte Beziehungskrise, eine existenzielle Berufskrise, eine deprimierende Gemütskrise – wir sind das rastlose Streben nach äußerem Wohlstand leid und suchen das Glück, die innere Zufriedenheit. Das macht letztlich den Kem der persönlichen Krise aus! Die Leere in unserem Herzen lässt sich nicht mehr durch Äußerlichkeiten füllen, der innere Schmerz nicht mehr durch materielles Streben betäuben. Wir sind materiell gesättigt, und so ist der Schrei unserer Seele nach dem wirklichen Leben nicht mehr zu überhören.
Es geht vielen so, den meisten. Schauen Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis um: Finden Sie dort Menschen, die wirklich rund herum glücklich sind? Und wenn, dann werden Sie schnell erkennen: Es sind Menschen, die in der Vergangenheit eine ganz tief gehende Krise überwunden und so zu sich selbst gefunden haben.
Das erste Geschenk, das jede Krise hervorbringt, ist die Erkenntnis: Ich bin nicht allein. Anderen geht es ähnlich. Ich finde mein eigenes Lebensproblem auch bei anderen. Und es gibt immer einen Ausweg. Andere haben ihn gefunden, ich finde ihn auch.
Warum häufen sich die Lebenskrisen bei allen und auf allen Ebenen, gleichgültig, wie sie in Erscheinung treten mögen? Ich denke, wir fragen uns immer mehr nach dem Sinn unseres Handelns, denn wir sind immer weniger bereit, Sinnloses zu tun: Welches ist der Sinn meiner Arbeit? Welches ist der Sinn meiner Partnerschaft? Welches ist der Sinn meines Lebens und Daseins?
Wenn eine Krise auch nicht von diesen Fragen ausgelöst wird, so führt uns jede Krise immer wieder zu diesen eindringlichen Fragen hin und fordert ihre erlösende Beantwortung.
Denn erst wenn wir diese sinngebenden Fragen unseres Lebens jenseits von Materialismus und Egozentrik beantwortet haben, ist die Krise ein für allemal gelöst, haben wir uns von allen Lebenskrisen ganz und gar befreit. Dann sind wir nicht mehr gezwungen, den Weg der Krise, des Leidens und des Schmerzens zu gehen. Dann dürfen wir dankbar den Weg der Freude, des Friedens, des Glücks beschreiten. Das ist die wichtigste frohe Botschaft einer jeden Lebenskrise.
Doch wenn wir unsere persönlichen Krisen nur oberflächlich managen, dann drehen wir uns im Kreis, dann entfaltet sich der Wahnsinn immer mehr. Die Alternative, vor der wir jetzt stehen, ist ganz einfach geworden: alltäglicher Wahnsinn oder erfüllender Lebenssinn?
Wir sind dazu da, unserem Leben einen Sinn zu geben. Solange wir uns davor drücken, unserer Hauptaufgabe im Leben aus dem Weg gehen, führt uns das Leben immer wieder – am Anfang sanft, dann immer nachdrücklicher – zu ihr zurück. Wir können uns an dieser Aufgabe nicht ungestraft vorbeimogeln. Die „Strafe“ ist: Leiden, Krankheit, Selbstentfremdung, Leben und letztlich Sinnlosigkeit.
Bevor etwas besser wird, scheint alles nur noch schlimmer zu werden. Vor der neuen Harmonie kommt immer das alles reinigende Chaos. Das gilt für den Einzelnen wie für uns alle.
Eine weitere frohe Botschaft: Unsere Lebensprobleme sind keine Zufälle. Es sind eher wohl dosierte Lektionen, die wir zu lernen haben. Und wie es in einer normalen Schule auch der Fall ist, stellt uns das Leben immer nur vor solche Aufgaben, die wir auch meistern können. Aufgaben sind immer Herausforderungen, an denen wir wachsen können und an denen wir nicht verzweifeln müssen.
Das Leben meint es gut mit jedem! Oft dauert es eine Zeit, bis wir es auch erkannt haben. Das Leben will nichts anderes als … leben! Und das kann es nur, wenn wir der lebendigste Ausdruck eben dieses Lebens sind! Das Leben jubiliert, wenn es uns gut geht. Es jauchzt, wenn wir glücklich sind. Es gerät in Ekstase, wenn wir es in vollen Zügen genießen. Das Leben will uns stark, glücklich, hingebungsvoll. Sich dem Leben hinzugeben heißt, ihm grenzenlos zu vertrauen: Es ist alles gut und es wird am Ende immer besser.
Vor welche Herausforderung hat Sie das Leben jetzt gestellt? Was dürfen Sie jetzt lernen? Worin besteht das Geschenk Ihres Lebensproblems?
Vielleicht machen Sie auch schon einen Sprung in die Zukunft: Wie wird Ihr Leben aussehen, wenn Sie Ihre jetzige Krise gemeistert haben? Können Sie sich diese Zukunft schon ausmalen? Können Sie sich bereits in Ihre neue Zukunft hineinversetzen?
Das griechische Wort krisis bedeutet „Entscheidung“. Jede Krise fordert zu einer Entscheidung heraus – das ist die Herausforderung!
Wissen Sie, was Sie zu entscheiden haben? Stellen Sie sich ganz präzise und klar die Frage, die zur Entscheidung steht, am besten schriftlich. Feilen Sie am schriftlichen Ausdruck der Frage so lange herum, bis sie absolut stimmig ist. Legen Sie den Zettel mit Ihrer Frage an einen Ort, sodass sie Ihnen immer präsent ist.
Sie werden während des Lesens in diesem Buch Ihre Antwort finden. Die Antwort ist bereits da, sie sucht den Weg zu Ihnen. Ich bin mir sogar sicher, dass Sie die Antwort schon ahnen. Das Buch kann Ihnen helfen, Ihre Entscheidung entschlossen und bewusster zu treffen. So können Sie Ihr Problem so tief gehend wie möglich lösen, sich ein für allemal von allen persönlichen Lebenskrisen befreien!
Das Buch, das Sie in den Händen halten, ist nur vordergründig ein Buch zum persönlichen Krisenmanagement. Das ist es auch, aber es kann viel tiefer gehen, wenn Sie dazu bereit sind. Es kann und sollte Ihnen den Weg zu Ihrem inneren Frieden zeigen, Ihrem Frieden mit sich selbst und mit der Welt. So wird die Lösung Ihrer persönlichen Lebenskrise zur Friedensarbeit für die Welt. Und so schließt sich der Kreis zu unseren Gedanken am Beginn des Vorworts.
Das Buch „Krise als Chance“ ist also auch ein Friedensbuch mit der Botschaft:
Löse deine Krise! Das ist deine wichtigste Verantwortung für den Frieden in der Welt. Deine eigene, innere Zufriedenheit bringt den Frieden in die Welt. Es kommt auf jeden an, auch auf dich! Gerade auf dich!
In diesem Sinne: „Friede sei mit dir!“
Kurt Tepperwein
Willst du das Land in Ordnung bringen,
musst du die Provinzen in Ordnung bringen.
Willst du die Provinzen in Ordnung bringen,
musst du die Städte in Ordnung bringen.
Willst du die Städte in Ordnung bringen,
musst du die Familien in Ordnung bringen.
Willst du die Familien in Ordnung bringen,
musst du die eigene Familie in Ordnung bringen,
Willst du die eigene Familie in Ordnung bringen,
musst du dich selbst in Ordnung bringen.
Anlass zu diesem Buch sind zwar die aktuellen Krisen, aber noch mehr die Erkenntnis, dass wir ständig mit kleineren oder größeren Krisen konfrontiert werden, ja dass wir in jedem Augenblick an einem Wendepunkt stehen, der uns zwingt, uns zu entscheiden.
Krisen, die eine Anpassung an veränderte Lebenssituationen verlangen, sind ein wichtiger Teil der Entwicklung eines jeden Menschen. Schon unsere Geburt ist eine ernste Krise, die wir meistern müssen, und manche Weisen sagen, wenn wir erst einmal die Geburt geschafft haben, dann haben wir das Schlimmste bereits hinter uns. Aber auch die Beziehung zwischen Mutter und Kind führt immer wieder zu kleineren oder größeren Krisen. Später die Konfrontation mit den Anforderungen der Außenwelt. Das Einfügen in die Gemeinschaft im Kindergarten, das Stillsitzen in der Schule und „Aufpassen-Müssen“. Die tief greifende Krise der Pubertät, die uns plötzlich mit Aufgaben konfrontiert, die wir nicht kennen und für die wir keine Erfahrung mitbringen, die wir aber lösen müssen. Kaum haben wir dies gemeistert, stehen wir vor der Frage der Ablösung vom Elternhaus, der eigentlichen Berufswahl und der ersten Berufsbewährung. Dem Stellenwechsel folgt sehr bald ein Rollenwechsel beim Gründen einer eigenen Familie und die Verpflichtung den eigenen Kindern gegenüber. Dem Wechsel des Arbeitsplatzes folgt ein Umzug, mit der Trennung vom bisherigen Bekanntenkreis und den Freunden.
Jede Krise wird als unerträgliche Belastung empfunden. Zuvor wurden die kleinen Schritte zur Lösung der Schwierigkeit immer wieder aufgeschoben, und „plötzlich“ ist die Krise da, nun kann ich nicht mehr ausweichen, ich muss mich der Aufgabe stellen. Oft führt das zunächst auch zu zusätzlichen körperlichen Belastungen. Wir geraten ins Schwitzen, das Herz schlägt bis zum Hals, wir können Magenschmerzen bekommen oder Durchfall, wenn wir den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Vielleicht bekommen wir Angst und können keinen klaren Gedanken mehr fassen und sind handlungsunfähig, gerade jetzt, wo es darauf ankommt, schnell und sicher das Richtige zu tun. Und die liebsten Menschen sind oft auch noch Auslöser für die unerträgliche Situation und können uns jetzt auch nicht helfen. Wir stehen plötzlich allein da.
Gestern war die Welt noch völlig in Ordnung (war sie es wirklich?), und heute ist die Krise da. Und wenn ich sie nicht löse, stehe ich bald schon vor der nächsten Krise.
Das kann die uns allen bekannte Krise sein, die entsteht im Kampf des menschlichen Organismus mit Bakterien oder Viren. Einer von beiden gewinnt, das bedeutet Genesung oder Fieberanstieg und Tod. Die Krise ist die Entscheidung, der Wendepunkt.
Eine Krise kann hervorgerufen werden durch Feuer, einen Überfall, eine Vergewaltigung oder Geiselnahme, aber auch durch Naturereignisse wie Überschwemmung, Erdbeben oder Lawinen. Oder eben durch Krieg, Gefangenschaft oder wirtschaftlichen Zusammenbruch. Oder durch den nächsten Schritt in der „Ent-wicklung“.
Und wenn wir gerade nicht mit Alter und Krankheit zu kämpfen haben, dann gibt es Zweikämpfe zwischen Ehepartnern oder Nachbarn, die oft mit der gleichen Hartnäckigkeit geführt werden wie Kriege zwischen Völkern. Einer gewinnt den Kampf und der andere muss nachgeben. Eine Lösung aber, bei der einer gewinnt und der andere zwangsläufig verliert, ist keine Lösung. Sind beide gleich stark, und ist der Kampf festgefahren, dann kann oft nur eine Krise zur Einsicht zwingen, und plötzlich findet sich eine wirkliche Lösung.
Es müssen aber gar nicht immer große Ereignisse sein, die uns in Schwierigkeiten bringen, mitunter ärgern wir uns über die Fliege an der Wand. Doch auch damit sollten wir bewusst umgehen und nicht mehr denken oder sagen: „Die Fliege ärgert mich“, sondern erkennen: „Ich ärgere mich über die Fliege.“ Sonst gebe ich der Fliege die Macht, mich zu ärgern, gestatte der Fliege, meine Gefühle zu bestimmen, zu bestimmen, wann ich mich zu argem habe. Dann bin ich von der Fliege abhängig, oder von den Ereignissen und Umständen. Nicht ich kontrolliere meine Gefühle, sondern die Ereignisse und Umstände oder die Fliege an der Wand. Wenn aber andere meine Gefühle bestimmen und ich kann es nicht, dann müssen die anderen stärker sein als ich und ich habe keinen Einfluss auf sie.
In Wirklichkeit hat nichts und niemand auf der Welt die Macht, mich zu ärgern, oder meine Gefühle zu bestimmen, meine Gedanken und Handlungen. Das kann nur ich. Es sei denn, ich gebe einem anderen diese Macht, doch falls ich es getan habe, kann ich sie ihm auch in jedem Augenblick wieder nehmen, mein Leben wieder selbst bestimmen.
Ich kann zwar nicht bestimmen, was andere tun, aber ich kann bestimmen, wie ich darauf reagiere und damit umgehe. Niemand kann mich ärgern, enttäuschen, beleidigen oder kränken, wenn ich esnicht will. Niemand kann mich aggressiv machen, wenn ich es nicht zulasse. Also sollte ich aufhören, einem anderen die Schuld dafür zu geben, was mir widerfährt. Der andere ist niemals schuld, die Ursache liegt immer bei mir, nicht aber die Schuld. Es geht nicht um Schuld oder Nichtschuld, sondern darum zu erkennen, dass wir selbst alle Möglichkeiten und Chancen haben, unser ganzes Leben in jedem Augenblick für immer zu ändern.
Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum der eine von einer Krise in die andere schlittert, während der andere in der Leichtigkeit des Seins lebt und das Leben genießt; warum der eine immer wieder Pech hat, ganz gleich was er tut, und dem anderen öffnen sich Türen selbst da, wo vorher gar keine waren; warum der eine voller Ärger und Aggression ist und der andere harmonisch und gelassen durchs Leben geht.
Schon wenn wir uns nur dem Positiven zuwenden, nach dem Motto: „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur“, geraten wir in eine Krise, mag sie auch gering sein, denn wir geraten damit aus unserer Mitte, und jede Einseitigkeit wird früher oder später über die andere Seite zum Ausgleich geführt. Machen wir uns einmal bewusst, dass es die Dualität in Wirklichkeit nicht gibt, sie ist nur das Ergebnis einer Sichtweise, einer „Einstellung“ unseres Bewusstseins.
Sobald wir die Brille der dualen Sichtweise abnehmen, also zur „Ein-Sicht“ kommen, erkennen wir wieder die Wirklichkeit, die Einheit in der Vielfalt. Wohl die meisten, die sich auf „den geistigen Weg“ machen, gehen zunächst auf das Positive zu, wollen gut sein und Gutes tun und harmonische Umstände erleben, anstatt mit den Umständen in Harmonie zu sein. Sie leben nicht wirklich aus ihrer Mitte heraus.
Es ist wie in einem Hamsterrad. Wir machen uns auf den Weg, arbeiten an uns und haben auch durchaus den Eindruck, vorwärts zu kommen. Wir tun ständig Schritte in die richtige Richtung, und doch müssen wir irgendwann erkennen, dass wir auf der Stelle treten. Vielleicht haben wir die Stellung gewechselt, eine neue Aufgabe übernommen, um höher zu steigen, und doch beginnt die alte, vertraute Situation wieder von vom. Das zeigt nur, dass wir zwar den Ort, die Aufgabe und die Menschen gewechselt haben, nicht aber unser Bewusstsein. Unsere Wahl ist die gleiche geblieben, weil der Wählende noch immer der Gleiche ist. So können wir nicht wirklich weiterkommen, denn die Ursache für das Außen liegt im Innen. Wenn sich dort nichts ändert, kann sich auch außen nichts Wesentliches ändern. Ein solches Kreislauferlebnis zeigt nur, dass wir in der letzten „Schulstunde“ unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben und daher die Lektion wiederholen müssen.
Das muss sich so lange wiederholen, bis sich etwas Wesentliches in uns geändert hat, die Haltung und Einstellung unseres Bewusstseins. Denn diese Wiederholungen sind kein vorbestimmtes Schicksal, dem wir nicht entrinnen können. Vorbestimmt ist nur, dass wir die Vollkommenheit unseres wahren Wesens immer vollkommener zum Ausdruck bringen. Aber wie wir das tun und wann, auf welchen Wegen und mit welchen Schritten, das ist unsere freie Entscheidung, und daraus entsteht dann unser individuelles Schicksal.
Das Erkennen solcher Kreisläufe wird so zum Lehrer und Wegweiser in unserem Leben. Es ist nur die Information, dass ich mich im Kreis gedreht habe und so nicht wirklich weiterkomme. Nichts und niemand kann mich zwingen, diesen Kreislauf zu wiederholen. Sobald ich ihn erkannt habe, kann ich ihn auflösen durch die Änderung der Einstellung meines Bewusstseins. Der Kreis wird zur Spirale, die wirklich weiterführt, und das heißt immer, näher zu mir selbst. Aber diese Wahl habe ich erst, wenn ich den Kreislauf entdeckt habe, sonst strenge ich mich an, wie der Hamster im Käfig, lege eine große Strecke zurück und trete in Wirklichkeit doch auf der Stelle.
Es wäre gut, sich jetzt die Zeit zu nehmen und einmal Beispiele in Ihrem Leben zu suchen, wo Sie auf der Stelle getreten sind, obwohl Sie ständig weitergingen. Am besten, Sie schreiben alles auf, was Ihnen in diesem Zusammenhang in den Sinn kommt. Wie Sie es gemerkt haben, woran man es erkennen konnte und wie Sie sich dabei gefühlt haben. Einfach alles aufschreiben, denn das schärft Ihre Aufmerksamkeit, und Sie können beim nächsten Mal einen Kreislauf gleich am Anfang erkennen, ohne ihn erst gehen zu müssen. Hier ein paar Hinweise, wie man Kreisläufe erkennt:
Wenn Sie eine Situation erleben, die Sie schon mehrfach erlebt haben, wenn auch unter anderen Umständen und mit anderen Menschen.
Wenn Sie immer wieder mit den gleichen Personen die gleichen Konflikte auszutragen haben.
Wenn eine Aufgabe an Sie herangetragen wird, die Sie schon mehrfach zu erledigen hatten und auch scheinbar erfüllt haben.
Wenn immer wieder die gleichen Schwierigkeiten in Ihrem Leben auftauchen, Sie belogen werden, oder man schlecht über Sie spricht. Wenn Freunde sich scheinbar ohne Grund plötzlich gegen Sie wenden, oder Sie Partner immer wieder verlieren, meist auch noch in ähnlichen Situationen.
Wenn Sie immer wieder die gleichen Krankheiten bekommen, den gleichen Schnupfen jedes Jahr zur gleichen Zeit oder in der gleichen Situation.
Wenn der gleiche Konflikt sich mit immer anderen Personen wiederholt.
Wenn Sie mit einem neuen Partner die gleiche Schwierigkeit erleben, die Ihre letzte Partnerschaft scheitern ließ.
Sie merken schon, worauf Sie achten müssen. Wenn einmal das Bewusstsein darauf gerichtet ist, kann man die eigenen Kreisläufe nicht mehr übersehen.
Prüfen Sie so sorgfältig alle Bereiche Ihres Lebens: den familiären, den beruflichen, den gesundheitlichen und Ihre geistige Entwicklung. Dabei werden Sie erkennen, dass sich die gleichen Lektionen in mehreren oder gar allen Bereichen zeigen, und Sie werden sich fragen, wie es möglich war, dass Ihnen das nicht früher aufgefallen ist. Es ist wirklich sehr auffällig. Aber auch das Nichtsehen-Wollen ist ein solcher Kreislauf, den wir irgendwann unterbrechen sollten.
Wenn Sie mehrere solcher Kreisläufe gefunden haben, lehnen Sie sich nicht zufrieden zurück, sondern prüfen Sie, wann und wie oft sich diese Kreisläufe bereits wiederholt haben. Sie werden sie meistens bis in die Kindheit zurückverfolgen können, denn viele dieser Schwierigkeiten bleiben ungelöst, weil wir in der Kindheit noch nicht fähig waren, sie zu meistern, und das Leben sie daher wiederholt, bis wir erwacht sind.
Haben Sie einen solchen Kreislauf erkannt und aufgelöst, geht es plötzlich wirklich weiter in Ihrem Leben. Das Leben wird angenehm und harmonisch, und Sie fühlen sich wohl. Sie sind mit Ihrem Leben zufrieden – bis zur nächsten Prüfung – und die lässt nicht lange auf sich warten. Nach jeder Lektion haben Sie eine verdiente Ruhepause, vorausgesetzt, dass Sie die Aufgabe gelöst haben. Aber ebenso sicher kommt nach jeder gelösten Aufgabe eine neue auf uns zu – und damit eine neue Entscheidung, eine neue Chance, wirklich vorwärts zu kommen, näher dem wahren Ziel, dem einzigen Ziel – näher zu uns selbst.
Ich kann vorbeigehen und so tun, als hätte ich die Aufgabe nicht gesehen. Dann beginnt das bekannte Spiel wieder von vorn – ich gehe wieder im Kreis, bis ich bereit bin, wieder einen Schritt zu tun. Das Leben ist da sehr geduldig, aber wenn ich zu oft weggesehen habe, kann es sein, dass es mich schmerzhafter daran erinnert, dass es Zeit ist, die Aufgabe endlich zu lösen, anstatt nur wieder „blinde Kuh“ zu spielen.
Dann erkennen wir auch wieder, dass alles eine Chance ist, dass nichts im Leben gegen mich ist, sondern dass alles mir nur dienen und helfen will, wenn ich mir nur helfen lasse, die Chance erkenne und ergreife, die Möglichkeit nutze, die das Leben mir damit bietet. Jede Schwierigkeit, jede Belastung und jedes Problem ist in Wirklichkeit eine Chance. Mit diesem Buch möchte ich dazu beitragen, dass wir wieder in dieses Chancenbewusstsein kommen: dass wir nicht mehr glauben, wenn es etwa in unserer Partnerschaft zu einer Krise kommt, dass dies eine Wende zum Schlechteren sei, sondern erkennen, dass immer die Chance zum Besseren gegeben ist, ja dass jede Krise nur deswegen ausgelöst wird, „not-wendig“ wurde, damit wir diese Chance haben. Ich möchte anregen, dass wir bei einer Krise gleich an die Möglichkeit zum Guten, zum Stimmigeren denken; die Krise nicht mehr als Strafe für etwas sehen, was ich falsch gemacht haben könnte. Denn jede Krise will mich ein Stück weiterbringen in eine bessere Zukunft.
Meistens versuchen wir die verschiedenen Krisen mit den gleichen oder ähnlichen Reaktionen und Verhaltensweisen zu lösen, unabhängig davon, was der Anlass zur Krise war. Dabei kommt es gar nicht einmal darauf an, eine Krise so schnell wie möglich wieder aufzulösen, sondern bewusst hindurchzugehen, achtsam zu erkennen, was sie mir sagen und wohin sie mich führen will. Also sich zunächst einmal ganz auf die Krise einzulassen und sich achtsam und bewusst von der Krise zu einem neuen Sein führen zu lassen, aber nicht in der Krise stehen, oder gar stecken zu bleiben.
In der Regel ist eine Krise ein kurz dauerndes Ereignis, ein rasch wieder eingependeltes Gleichgewicht, und so wie die Pubertät zu einem neuen Reifegrad führt, so wachsen wir an allen Krisen.
Das ganze Leben ist eigentlich eine Kette von Ereignissen und Krisen, die eine Lösung und Anpassung an die veränderte Situation erfordern, und wir sollten eigentlich erfahren sein im Umgang mit Krisen, und doch sind wir es meist nicht! Vor allem aber geht es darum, uns für uns selbst, für unser eigentliches wahres Selbst zu entscheiden, denn wir gehen immer wieder in die Dualität, in die äußeren Ereignisse von Raum und Zeit und damit weg von uns selbst, in die „Sünde“, was ja nichts anderes bedeutet, als Trennung von der Wahrheit und Wirklichkeit – vom Leben.
Alles, was ich außen sehe und erlebe, was „in mein Bewusstsein tritt“, spiegelt mein inneres Sein wider; ich bin „gemeint“. Wo findet Krieg oder eine Krise in mir statt? Wo bin ich eventuell in einen Bereich eingedrungen, der mir nicht zusteht, oder habe Fremdes in mir zugelassen? Ich bereinige das wieder, indem ich mich bewusst für mich selbst entscheide, dann fällt alles Fremde von mir ab, hat Fremdes in mir keinen Platz mehr. So wie Bakterien und Viren mich nicht krank machen können, wenn ich nicht offen dafür bin.
Also immer prüfen, wenn etwas „in mein Bewusstsein tritt“: Was habe ich jetzt damit zu tun? Wozu fordert mich das in der Gegenwart auf, damit meine Zukunft stimmt, denn wenn ich im Jetzt stimme, stimmt auch meine Zukunft. Es tritt nur in mein Bewusstsein, wenn ich jetzt etwas damit zu tun habe.
Jede Krise, jede Enttäuschung, jede Krankheit, jede Erschütterung gibt mir die Möglichkeit zur Wende, bietet mir eine Chance, mich wieder auf mich selbst zu besinnen. Wir alle sind ja ein Teil der Einen Kraft, ein Lichtstrahl reinen Bewusstseins. Je weiter ich mich dem Außen zuwende, ins Außen gehe, desto weiter entferne ich mich von der Quelle, von meinem wahren Selbst. Die Krise erschüttert mich, damit ich wieder beweglich werde, bietet mir die Chance, mich wieder dem Licht und damit mir selbst, meinem wahren Selbst zuzuwenden, wieder zur Einsicht zu kommen.
Alle Menschen haben in sich den Drang, vorwärts zu kommen, wenn ich mich dem Außen zuwende, führt mich dieser Drang immer weiter weg von meinem Ziel. Wende ich mich aber wieder dem Licht, dem Ursprung zu, führt mich die gleiche Kraft zurück in die Einheit.
Meine Aufgabe ist es, zu erkennen, wer ich bin, mein schöpferisches Potenzial zu aktivieren, mein geistiges Erbe anzutreten und für das Ganze einzusetzen; Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu „treffen“ (nicht zu fällen), „stimmig“ zu sein in jedem Augenblick: also „Selbst-bewusst-sein“.
Wenn ich mich so achtsam und bewusst von der Krise führen lasse, dann führt sie mich nicht nur einen Schritt weiter, sondern zwingt mich auch, ganz im Hier und Jetzt zu sein, ganz in diesem Augenblick und damit im Strom des Lebens. Denn Leben findet nur Hier und Jetzt statt, ich kann weder vorhin leben, noch nachher, sondern nur jetzt.
Dieses Jetzt ist in jedem Augenblick neu und interessant, denn noch nie hat es in der ganzen Schöpfung einen Augenblick wie diesen gegeben, und es wird auch nie wieder diesen Augenblick geben, er ist absolut einmalig. Die meisten Menschen aber sind sich dieser Einmaligkeit nicht bewusst, möchten am liebsten immer die gleiche Seite in ihrem Lebensbuch aufschlagen, die Seite mit Problemlosigkeit und Harmonie. Ist es aber nicht langweilig, in einem Buch immer nur die gleiche Seite zu lesen?
Jede Krise ist eine Chance, die eigene Situation wieder einmal bewusst zu betrachten, mir bewusst zu werden, wer ich wirklich bin und aus dieser Selbsterkenntnis heraus, der Erkenntnis des wahren Selbst, die eigene Wirklichkeit bewusst zu gestalten und damit nicht nur mein Umfeld, sondern die ganze Schöpfung zu verändern. Denn: alles hat Einfluss auf alles.
Ich bin nicht ohnmächtig und hilflos den Umständen ausgeliefert, sondern die Umstände, alle Umstände, die mich berühren, entstehen zuerst in mir. Denn die Wirklichkeit ist geistiger Natur. Was wir Realität nennen, ist nichts anderes, als eine Widerspiegelung der eigentlichen Wirklichkeit in mir, ein Spiegel meines wahren Seins.
Auf der Netzhaut unseres Auges gibt es einen blinden Fleck, dort wo sich der Sehnerv befindet. Dieser blinde Fleck existiert auch in unserem Bewusstsein. Er ist das, was wir unser ganzes Leben lang nicht sehen wollen. Sobald wir aber die Wirklichkeit als Spiegel erkennen, die Menschen, denen wir begegnen, unsere Lebensumstände und die Situationen, die wir tagtäglich erleben, dann verschwindet dieser blinde Reck. Sobald wir bewusst durch den „Abenteuerspielplatz Leben“ gehen, können wir die ganze Wirklichkeit erkennen.
Um so höher die Wahrheit, um so höher die
Warte, von der aus du sie begreifen kannst.
Tief in uns wissen wir, dass die Wirklichkeit nur ein Spiegel unseres Bewusstseins ist, dass alles, was außen in Erscheinung tritt, nur ein Abbild der inneren Wirklichkeit ist, dass jeder seine Realität in sich erschafft. Und so lebt jeder in einer anderen Wirklichkeit, in einer anderen Welt, einer Welt für sich. Wir können nur den Teil der Wirklichkeit erfassen, für den wir „resonanzfähig“ sind. Das, wofür ich keine Resonanzfähigkeit besitze, existiert für mich nicht.
Das wiederum ermöglicht erst, dass ich durch meine Lebensumstände, mein Schicksal, durch meine Wirklichkeit etwas über mich erfahren kann. Denn alle Erfahrungen, die ich mache, alle Ereignisse, die ich erlebe, alle Situationen, durch die ich hindurchgehe, sind ja nur ein Spiegelbild der inneren Wirklichkeit. Durch das Gesetz der Resonanz erhalte ich einen ständig sprudelnden Quell von Informationen über mich selbst, wird die innere Wirklichkeit im Außen sichtbar gemacht.
Mache ich angenehme Erfahrungen im Außen, begegne ich liebenswürdigen Menschen, fühle ich mich wohl, dann zeigt mir das, dass ich im Großen und Ganzen in diesem Augenblick „stimme“, in Harmonie mit dem Leben bin. Erlebe ich aber „Schicksalsschläge“, werde ich enttäuscht, muss ich Verluste hinnehmen, dann kann ich darin eine Aufforderung erkennen, nach dem tieferen Sinn zu fragen und eine entsprechende Änderung vorzunehmen. Alles, was mir widerfährt, ist somit Bestätigung, oder Aufforderung, eine Änderung herbeizuführen. Und wenn ich diese Chance nicht nutze, wenn ich den „Weg der Erkenntnis“ nicht gehe, dann muss ich eben leiden … Ereignisse sind also keine Schicksalsfügungen, die einfach passieren, es sind manifestierte Bewusstseinsinhalte.
Jeder bekommt das, was er verursacht, aber nur der Erfolgreiche gibt es zu. Und Armut oder Mangel ist das letzte Glied einer Kette falschen Denkens, deren erstes Glied die innere Armut, der innere Mangel war. Dabei sind wir dazu bestimmt, in der Fülle zu leben, sie ist unser geistiges Erbe, das darauf wartet, dass wir es endlich antreten.
Wie aber wollen wir große Ziele erreichen, wenn wir uns nicht täglich selbst beweisen, dass uns dies mit kleinen Zielen mühelos gelingt? Wir können durchaus Gottes Segen für unsere Arbeit erbitten, aber wir sollten nicht erwarten, dass er sie auch noch tut!
Was wir erhoffen und erträumen, wonach wir uns sehnen, was wir im Inneren bereits verwirklicht haben, muss sich auch außen manifestieren. Die äußeren Ereignisse entsprechen der Qualität unseres Denkens, und hier ist der Mensch des wahren positiven Denkens eindeutig im Vorteil. Leider wird auch der zweifelnde Skeptiker in seiner Erwartungshaltung vom Leben bestätigt, zieht der Ängstliche an, was er befürchtet. Doch sobald wir unsere Aufmerksamkeit in eine andere Richtung konzentrieren, ändert sich sofort die erlebte Erfahrungswelt, ändern sich die Menschen und Ereignisse. Alles will mir nur dienen und helfen, mich weiterzubringen, und indem ich alles und alle liebe, trage ich dazu bei, andere weiterzubringen. Und der beste Zeitpunkt, damit zu beginnen, ist jetzt!
Das Zauberwort für den Erfolg lautet nicht: „Hätte ich doch gestern“. Auch nicht: „Morgen werde ich ganz bestimmt“, sondern:
„Jetzt!“
Ob ich glaube, eine Aufgabe zu schaffen oder nicht, in beiden Fällen werde ich Recht behalten. Deshalb sollte ich meine größte Schwäche zu meiner größten Stärke machen.
Jeder Mensch, der in mein Leben tritt, kann dies nur, weil es irgendwo, auf einem ganz bestimmten Gebiet eine Affinität zwischen uns gibt. Treten positive, spirituelle oder gar erleuchtete Menschen in unser Leben oder werden sie gar unsere Freunde, dann ist das eine wesentliche Aussage über unsere eigene Entwicklungsstufe. Da wir nur die Menschen anziehen können, für die wir eine Resonanzschwingung, eine Affinität haben, zeigt uns dies, wo wir derzeit stehen, aber eben nur in diesem Augenblick. Auf der anderen Seite werden Sie immer wieder erleben, dass egoistische Menschen immer wieder auf Egoisten stoßen. Ein wirklich liebender Mensch aber wird immer und überall auf liebende Menschen treffen, und Liebe wird ein wesentlicher Teil seiner Lebenserfahrung sein. Immer wieder werden wir die Wirklichkeit erleben, die unserem Sein entspricht! Und wenn Sie es nicht glauben, werden Sie auch Recht behalten!
Manchmal tun Menschen auch das Richtige, aber erst, wenn sie alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben.
Eingreifen, bevor es geschieht
Ob wir einen Unfall haben oder den Nobelpreis bekommen, ob wir Opfer einer unvorhersehbaren Naturkatastrophe werden oder sechs Richtige im Lotto haben, was immer uns auch widerfahren mag, wir selbst erschaffen diese Wirklichkeit. Wir tun das bewusst oder unbewusst, indem wir uns dafür resonanzfähig machen, und damit ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann es sich als Ereignis in unserem Leben manifestiert. Keine Epidemie, kein Verkehrsunglück kann uns treffen, wenn wir dafür keine Affinität haben.
Daraus kann allerdings auch geschlossen werden, dass – wenn uns eine solche Affinität fehlt – die Notwendigkeit für das Erleben eines solchen Ereignisses nicht oder nicht mehr gegeben ist.
Wir aber glauben meist, dass ein Ereignis eher zufällig an uns herantritt und gestatten uns daher erst dann die Möglichkeit des Eingreifens. Die Ereignisse werden so von uns selbst getrennt, obwohl sie davon doch nicht zu trennen sind. Ein Unglück oder Ereignis geschieht völlig unpersönlich. Ob ich davon aber erreicht und betroffen werde, das entscheide ich selbst durch mein So-Sein. Wenn ich hier erst ändernd eingreife, wenn es geschehen ist, dann ist es eigentlich zu spät, und doch tun die meisten Menschen genau das.
Das beginnt mit dem „Kampf gegen sein Schicksal“ und endet mit der fatalistischen Hinnahme des Zufalls. Wer nur die äußere Wirklichkeit beachtet, kann nur auf die Ereignisse reagieren. Wer aber in der inneren Wirklichkeit lebt, kann nicht nur Ereignisse abwenden, sondern frei gestalten. Die Geschichte der Menschheit ist ein multidimensionales Abenteuer, in dem jeder Einzelne eine wesentliche Rolle spielt, für die er selbst das Drehbuch schreibt.
Pessimismus ist ein Luxus, den wir uns nicht länger leisten können.
Dieses Selbst aber, unser wahres Sein, das „Ich bin“ lebt ständig in einer höheren Dimension, aber jeder Mensch ist in ständigem Kontakt mit der geistigen Quelle seiner Existenz, ist ein untrennbarer Teil des einen, allumfassenden Bewusstseins.
Sie sind dazu bestimmt, erfolgreich zu sein
Sie sind dazu bestimmt, erfolgreich zu sein, in allem was Sie tun. Ihr Erfolg hilft vielen Menschen, Ihr Versagen hilft keinem. Aber eine genaue Prüfung Ihrer Misserfolge kann zu einem besseren Verständnis Ihrer selbst führen – und zu noch größerem Erfolg. Erkennen Sie, dass Erfolg mehr bedeutet, als die Erfüllung Ihres persönlichen Ehrgeizes. Es ist Ihre Pflicht, erfolgreich zu sein, denn die Welt braucht Sie.
Das Universum ist ein gutes Universum, und es ist bereit, für Sie die Fülle in Erscheinung treten zu lassen. Sie brauchen nur Ihre Berechtigung zum Empfang nachzuweisen, und Ihnen steht alles zur freien Verfügung. Die Berechtigung heißt Kenntnis der geistigen Gesetze und Gedankendisziplin.
Wir müssen also nichts anderes tun, als ein klares und zielgerichtetes Wollen in unser Sein einzubringen. Das kann in Form einer täglichen Meditation geschehen. Bedeutend schneller aber geht es, wenn unser ganzes Sinnen und Trachten auf einen erwünschten Endzustand gerichtet ist, unser ganzes Leben zur Meditation wird. Dazu gehört auch, dass wir eine natürliche Immunität entwickeln, gegen alle Gedanken, die nicht zu unserer Überzeugung und zu unserem Ziel passen. Alles Unerwünschte sollte so bald als möglich bereinigt werden. Dazu ist regelmäßige Psychohygiene erforderlich. Die Wichtigkeit der eigenen Wertvorstellungen für dieses Leben und unser Schicksal kann gar nicht deutlich genug unterstrichen werden. Jeder kann etwas tun.
Wenn wir also etwas ändern wollen in unserem Leben, dann sollten wir unsere inneren Überzeugungen, unsere Gedanken und Gefühle und unsere inneren Vorstellungen, die „inneren Bilder“ ändern. Wir sind nicht Opfer eines dunklen Schicksals, sondern freie Menschen, die ihre Zukunft in jedem Augenblick selbst gestalten. Das menschliche Bestreben, das Dunkle zu verdrängen, zwingt uns, dieses Dunkle auf dem Umweg über die äußeren Ereignisse als Krise zu erleiden.
Chancen präsentieren sich uns mit Vorliebe in der Maske von Unannehmlichkeiten.
F.F.
Im Laufe unseres Lebens gehen wir unausweichlich durch verschiedene Entwicklungsphasen. Unsere Geburt, die Trotzphase, Schulzeit und Pubertät, Berufswahl, Partnerschaft und Gründung einer eigenen Familie und die damit verbundene Ablösung von den Eltern. Später dann Krankheit, schwindende Jugend, Alter und Tod. Obwohl diese Phasen vorhersehbar und vertraut sind, führt der Übergang in die nächste Phase meist durch eine Krise, die uns zwingt, etwas Vertrautes loszulassen und aufzugeben, um das Neue, jetzt Richtige gewinnen zu können. Grenzen müssen aufgelöst werden, die uns bisher Sicherheit gegeben haben, aber auch Weite verhinderten.
Die Krise, die wir dabei meist erleben, ist aber nicht zwangsläufig. Eine Krise kann nur entstehen, wenn ich mich weigere, einen „not-wendigen“ Schritt zu tun, und dadurch nicht mehr in Harmonie mit mir selbst bin; wenn ich Nein sage zur Wirklichkeit des Augenblicks. In der Krise ist zu prüfen, wo ich am Alten hänge, und das ist loszulassen, in der Gewissheit, dass immer Besseres nachkommt. Das muss nicht unbedingt angenehmer sein, aber es ist richtiger.
Die Krisen, die beim Übergang von einem Lebensabschnitt in den nächsten auftreten können, sind so vielfältig wie das Leben selbst. Und doch können wir sieben Grundformen von Krisen unterscheiden:
Entwicklungskrisen
Beziehungskrisen
Berufskrisen
Gemütskrisen
Verlustkrisen
Sinnkrisen
Spirituelle Krisen
Moralisch-ethische Krisen
Eigentlich müssten wir auch die Umweltkrisen erwähnen, aber ich möchte mich auf die persönlichen Krisen konzentrieren, auch wenn mir bewusst ist, dass Umweltkrisen entstehen, weil Menschen durch Krisen hindurchgehen. Menschen sind ein Teil dieser Welt, und so steckt dadurch auch die Welt in einer Krise, denn das Außen ist nur ein Spiegel der inneren Wirklichkeit.
Eigentlich gibt es nur eine einzige Krise, ganz gleich, ob sie als Entwicklungs-, Beziehungs-, Verlust-, Gemüts-, Sinnkrise in Erscheinung tritt, ob als spirituelle oder moralisch-ethische Krise. In jedem Augenblick kann ich in eine Krise geraten, weil jeder Augenblick etwas Neues von mir verlangt und damit etwas Altes verloren geht. Bei jeder Krise geht es immer um „Ent-Wicklung“, und indem ich mich entwickle, ändern sich meine Beziehungen, da sie lebendig bleiben müssen, sonst haben sie sich selbst überholt. Es ändert sich auch ständig die Beziehung zu mir selbst, weil ich Altes, Überholtes aufgeben muss, um Platz zu schaffen für das Neue, jetzt Stimmige und Richtige, und die Beziehungen zu anderen Menschen spiegeln das nur wider. Weigere ich mich, das Notwendige zu tun, kommt es zu verschiedenen Gemütskrisen, die wieder nur ein Abbild des inneren Widerstreits sind. Letztlich aber muss ich das Alte verlieren, um das Neue zu gewinnen und erlebe so einen ständigen Verlust, mit dem jeder leben muss. Dieser Verlust aber führt mich immer näher zum Sinn, dem Sinn des Lebens.
Schwierigkeiten, die dabei auftreten können, sind keine Wirklichkeit, denn alles ist immer nur so schwierig, wie ich es nehme. Eine Situation ist immer nur eine Situation. Sie ist weder leicht noch schwierig und bekommt erst ein Gefühl, wenn ich sie mit einem Gefühl verbinde. Das kann ein Gefühl von Zustimmung oder Ablehnung sein. Die Situation wird dadurch nicht verändert, bleibt die gleiche. Eine Krise entsteht, wenn ich das Neue nicht wahrhaben will, wenn ich Angst vor der Veränderung habe, dabei ist das ganze Leben eine ständige Veränderung. Alles fließt, nichts bleibt so, wie es ist. Aber das Alte gibt mir Sicherheit, Vertrautheit und Geborgenheit und die wird mir von dem Neuen genommen. Das Neue zieht mir den Boden unter den Füßen weg, aber das ist gerade der Sinn, es zwingt mich ständig, einen neuen Standpunkt zu finden, offen und bereit zu sein für die Lebendigkeit des Lebens.
Eine Raupe gerät in eine schwere Krise, wenn sie die bevorstehende Metamorphose zum Schmetterling mit ihrem Raupenbewusstsein betrachtet. Sie bekommt Angst vor dem Fliegen und Runterfallen. Der Schmetterling kennt das alles nicht und fliegt einfach. So entsteht auch eine Krise, wenn ich weiter sein will, als ich bin. Wenn ich schon als Raupe versuche, Schmetterling zu spielen und zu fliegen, stürze ich ab. Und doch kann ich nicht Schmetterling werden, ohne Raupe zu sein.
In jeder Krise steckt die Aufforderung, mich zu öffnen, zum Leben, zur Liebe, zu mir selbst, zum Sinn und zur dafür notwendigen Entwicklung. In jeder Krise nehmen wir Abschied von dem, der wir bis dahin waren, um ganz der zu sein, der wir jetzt sind.
Entwicklungskrisen entstehen, wenn sich meiner Entwicklung ein Hindernis in den Weg stellt. Evolution ist der Weg vom Selbst, der Schöpfungsidee Mensch, über das Ego, dem materiell verkörperten Einzelwesen im Gesamtorganismus, zurück zum Selbst. Auf diesem Weg gibt es immer wieder krisenträchtige Situationen.
Das beginnt schon im Mutterleib, denn da das Kind nicht nur körperlich, sondern auch seelisch-geistig noch eins ist mit der Mutter, erlebt es auch alle Gedanken und Gefühle der Mutter mit. Es erlebt die Freude oder den Schreck, wenn die Mutter erfährt, dass sie schwanger ist, und es erlebt ebenso eventuelle Gedanken der Ablehnung oder gar den Gedanken an Abtreibung und damit die Konfrontation mit dem eigenen Tod, bevor es überhaupt geboren ist. Die erste große Krise wird erlebt, muss überlebt werden.
Doch es wartet gleich die nächste Krise, die Geburt. Anfangs fühlt sich das Kind ungeheuer wohl. Es genießt das Einssein mit der Mutter und ist glücklich. Alles Glück, das wir später im Leben erfahren, wird uns tief innen an dieses erste, ungetrübte Glück erinnern. Plötzlich aber wird das Kind in die Hölle gestürzt. Die Gebärmutter beginnt sich überall zusammenzuziehen, es entsteht eine bedrückende, scheinbar aussichtslose Situation. Alle aussichtslosen Situationen im späteren Leben werden das Kind an diese verzweifelte Situation erinnern. Dann plötzlich eröffnet sich eine Chance. Aber gleichzeitig wird das Kind von allen Seiten unter Druck gesetzt. In diesem Augenblick glaubt man zu sterben, und doch geht es weiter, und in einer letzten großen Anstrengung löst man sich von seiner Mutter. Endlich, nachdem Du höchstes Glück und größte Verzweiflung erlebt hast, bist Du frei. Und so sehr Du die Trennung bedauerst, so glücklich bist Du darüber. In dem Augenblick, in dem Du glaubtest zu ersticken, geschieht Dein erster Atemzug. Zwischen Deinem ersten Atemzug, den Du gerade getan hast und Deinem letzten liegt das, was wir ein Leben nennen. Es hat gerade begonnen – mit einer Krise.
Weil Gott nicht alles allein machen wollte, schuf er die Mütter!
Dabei haben wir Ort und Zeitpunkt unserer Geburt sehr sorgfältig gewählt, ebenso wie unsere Eltern, unseren Namen. Auch das Umfeld, die wirtschaftliche und politische Situation sowie den Bewusstseinswandel im Geist der Zeit haben wir in Betracht gezogen und uns bewusst dafür entschieden. Wir haben so den besten Punkt bestimmt, um unseren individuellen Entwicklungsprozess zur Erfüllung zu bringen.
Nach dieser Grundsatzentscheidung beginnt der Aufbau des Umfeldes. Freunde und Lehrer werden angezogen nach dem Gesetz der Resonanz. Wir bauen uns so das „Bühnenbild“, in dem wir die Rolle unseres Lebens spielen werden. Da wir anfangs vollkommen abhängig sind von den Umständen, müssen wir rechtzeitig dafür sorgen, dass alles stimmt – und das kann nur geschehen, bevor alles „in Erscheinung“ getreten ist. Sobald wir in diese Welt eingetreten sind, brauchen wir Nahrung, Wärme, Zärtlichkeit und Zuwendung. Dann können wir uns nicht mehr selbst helfen, also muss alles gründlich vorbereitet sein. Sobald wir einmal geboren sind, sind wir den Umständen ausgeliefert, sind sehr verletzlich und jeder Mangel kann lebensbedrohend sein. Die Angst, nicht geliebt zu werden, begleitet uns ein Leben lang, wenn wir sie jetzt erleben.
Haben wir aber gut gewählt, dann erleben wir jetzt die Liebe, die uns einhüllt und trägt, uns Sicherheit und Geborgenheit gibt. Diese Sicherheit reift zum Urvertrauen, das wir nie mehr verlieren können. Tief innen wissen wir dann, dass es schon irgendwie gut geht, dass es immer gut geht. Aus dieser Quelle schöpfen wir ein Leben lang die Kraft, schwierige Situationen zu meistern, wenn wir erst einmal selbstständig geworden sind.
Wir haben volles Vertrauen zu den Menschen in unserer Umgebung. Und doch müssen wir bald erkennen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, in dieser Umgebung zu überleben, indem wir uns anpassen. Indem wir tun, was man von uns verlangt, werden wir langsam aber sicher zu einem Menschen, der anders ist, als es der inneren Wirklichkeit entspricht. Wir entfernen uns von uns selbst. Wir lernen, so zu tun als ob, lernen eine Maske zu tragen. Wir verhalten uns so, dass der andere zufrieden mit uns ist. Da das aber unserer inneren Wirklichkeit nicht entspricht, müssen wir einen Weg finden, zurück zu uns selbst, wir müssen selbstständig werden.
So, wie sich bei der Geburt der Körper von der Mutter gelöst hat, so löst sich irgendwann das Bewusstsein aus der Einheit mit der Mutter – das Ego erwacht, das Kind ist damit ein selbstständiges Individuum geworden. Aus dem Wir ist ein Ich und Du geworden. Das selbstständige Denken beginnt, und es werden eigene Gefühle erlebt. Das Ich hat eigene Bedürfnisse, die oft recht eigenwillig zum Ausdruck gebracht werden, weshalb man diese Phase auch als „Trotzalter“ bezeichnet.
Noch schwieriger wird die Pubertät. Der Körper erwacht und meldet eigene Bedürfnisse an, und gleichzeitig signalisiert uns die Umwelt, dass diese Wünsche gar nicht gern gesehen werden. Das stürzt den Menschen in einen fast unlösbaren Konflikt, in dem er meist auch noch allein gelassen wird. Gleichzeitig erwacht das starke Verlangen nach Gemeinschaft mit den anderen, und der junge Mensch nimmt vieles auf sich, nur um dazuzugehören, denn das Schlimmste, was ihm in dieser Zeit passieren kann, ist, ausgeschlossen zu werden.
Diese Krise ist erst beendet, wenn ich erwachsen geworden bin. Werde ich aber rechtzeitig erwachsen, komme ich gar nicht erst in diese Krise. Viele aber werden gar nicht erst erwachsen, sondern nur alt, und mit zunehmendem Alter werden die Ansprüche immer größer und die Möglichkeiten kleiner, und das führt zu neuen Schwierigkeiten. Doch uns bleibt keine Wahl, jeder muss hindurch.
Meistere ich auch diese Krise, stehe ich vor der Aufgabe, zu mir selbst zu erwachen, zu erkennen, wer ich wirklich bin und den Weg zu finden und zu gehen, vom personalen, egoistischen Ich zum transpersonalen, ewigen Selbst, zu dem, der ich wirklich bin. Ich erkenne mich als meine Hauptaufgabe – und Unwissenheit als die Ursache der meisten Schwierigkeiten.
Jetzt stehe ich vor der Aufgabe, alle Verformungen, die ich auf dem Weg bisher erhalten und ertragen habe, wieder loszuwerden. Verformungen durch Unterdrückung, durch Beschämung oder Verkümmerung. Diese Verformungen sind Teil meiner Persönlichkeit geworden, auf die ich vielleicht noch stolz war. Aber auf meinem weiteren Weg zu mir selbst kann ich keine Persönlichkeit mehr brauchen, denn jetzt geht es nur noch um das wahre Selbst, um den Menschen, der ich wirklich bin.
Also muss ich mich mit den „Eindrücken“, die mich geprägt haben, auseinander setzen, aber dazu muss ich sie mir erst einmal bewusst machen. Denn sie scheinen so selbstverständlich zu mir zu gehören, dass ich sie meist nicht mehr bemerke. Diese Prägungen – entstanden durch Ereignisse und Erlebnisse – sind mit Gefühlen verbunden, an die ich mich erinnern kann. Besonders dann, wenn sie wirklich einen Eindruck hinterlassen haben.
Hier wäre es daher sinnvoll, sich einmal bewusst zu machen, was einem zu den Themen Unterdrückung, Beschämung und Verkümmerung einfällt. Am besten nehmen Sie drei Blatt Papier, schreiben jeweils einen dieser Begriffe darüber und darunter alles, was Ihnen dazu einfällt. Lassen Sie sich Zeit. Sie haben ein Leben gebraucht, um diese Eindrücke zu bekommen, lassen Sie sich jetzt ein paar Tage, vielleicht Wochen Zeit, um sich wieder zu erinnern und alles zu sammeln und zu ordnen. Und Sie werden finden, und je mehr Sie finden, desto leichter und freier werden Sie, denn die in den Erlebnissen gebundene Kraft wird frei, sobald sie bewusst gemacht werden. Es ist Ihre Lebenskraft, die Sie befreien, also lassen Sie sich Zeit, und arbeiten Sie gründlich.
Je mehr Sie finden, desto klarer erkennen Sie, welche Kräfte bisher Ihr Leben bestimmt haben, obwohl Sie geglaubt haben, sich frei zu entscheiden. Sie konnten zwar tun, was Sie wollten, aber Sie konnten nicht wollen, was Sie wollten. Jetzt haben Sie gerade angefangen, sich zu befreien. Sie befreien sich, indem Sie diese Kräfte aus dem Unterbewusstsein ans Licht des Bewusstseins holen, wo Sie sie kontrollieren, verändern oder auflösen können, durch die Erkenntnis, dass diese Energien nicht mehr zu Ihrem jetzigen Leben gehören. Sie werden durch Bewusstmachung entladen und sind dann nur noch eine Erinnerung, die keine Wirkung mehr hat … Je mehr Sie auflösen, desto mehr kommt der hervor, der Sie wirklich sind – Sie selbst!
Auch ein Weg von tausend Meilenbeginnt mit dem ersten Schritt.
Auf dem Weg zu mir selbst wird mir aller Schein zum Hindernis, und so muss ich loslassen, was nicht mehr wirklich zu mir gehört, auch mein Ego.