Gods in Love - Mia Montague - E-Book

Gods in Love E-Book

Mia Montague

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Beschreibung

Was würdest du tun, wenn sich dein Date als der Gott der Toten herausstellt? Und was, wenn du ihm auch noch sein Portemonnaie gestohlen hast, in dem sich der Schlüssel zur Unterwelt befindet? Zwischen schlecht bezahlten Jobs und gelegentlichen Diebstählen versucht Pina sich in der harten Realität des Lebens über Wasser zu halten. Völlig pleite nimmt sie das Angebot eines faszinierenden Fremden an, sie zum Essen einzuladen. Unwissend um dessen Identität, stiehlt sie sein Portemonnaie, in dem ein uraltes Geheimnis verborgen liegt. Ohne es zu ahnen, löst sie damit eine unaufhaltsame Kettenreaktion von Ereignissen aus, die ihr Leben für immer verändern werden. Plötzlich findet sich Pina in einer Welt wieder, die sie nur aus Mythen kennt, umgeben von Schatten und dunklen Geheimnissen. Kann sie dem Gott der Toten vertrauen, dessen Macht ebenso verlockend wie gefährlich ist? Tauche ein in die Tiefen der Unterwelt ...

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Triggerwarnung

Liebe Leser*innen, diese Geschichte spielt zu einem Großteil in der Unterwelt, dem Reich der Toten. Leserinnen und Leser, die sich durch Beschreibungen von Tod und Sterben belastet fühlen könnten, werden darauf hingewiesen, dass diese Inhalte im Buch vorkommen.

Bereit, dich zu verlieben und dem Zauber der antiken Götter zu erliegen?

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

I

»Da bist du ja endlich! Deine Schicht hat vor einer halben Stunde angefangen!«, motzte Maria und ich verdrehte die Augen bei ihrem vorwurfsvollen Blick.

»Tut mir leid. Der Bus war wieder zu spät dran!«, entgegnete ich achselzuckend. Es tat mir nicht leid. Jede Minute in diesem Laden war eine einzige Verschwendung meiner Lebenszeit. Aber von irgendetwas musste ich schließlich leben. Schnell zog ich meine Jacke aus und warf sie schwungvoll hinter den Tresen. Massimo verzog genervt das Gesicht und kickte sie kommentarlos in eine Ecke.

Das Licht war gedämpft, nur der Tresen und die Regale dahinter waren mit grellen Neonröhren beleuchtet. Emotionslos nahm ich das vertraute Gemurmel und Gelächter der Gäste wahr, das den schummerigen Raum hinter mir erfüllte. Ausgelassenes Gläserklirren fügte sich harmonisch in den Hintergrund der italienischen Musik, die leise aus den Lautsprechern in den Ecken der Bar erklang.

»Hier, die Bestellung ist für Tisch drei!« Maria drückte mir energisch ein Tablett in die Hand, obwohl ich es noch nicht einmal geschafft hatte meine Schuhe umzuziehen.

Notgedrungen machte ich mich mit meinen ausgelatschten Sneakern auf den Weg zum Tisch. Wenigstens freuten sich meine Füße über die kurze Schonzeit.

»Guten Abend, wer bekommt was?«, fragte ich mit strahlendem Lächeln und beugte mich vor, um mein Tablett auf dem Tisch abzustellen. Die Herren in der Runde strahlten zurück.

Wunderbar! Das war gut für mein Trinkgeld. Beflügelt verteilte ich die Drinks und schenkte jedem der Gäste einen extra-langen Moment an Aufmerksamkeit.

Ich beeilte mich zurück hinter den Tresen zu kommen und unbemerkt meine Arbeitsschuhe, ein paar ultrahohe schwarze High Heels anzuziehen, die fürchterlich unbequem waren, aber meine Beine extrem lang aussehen ließen. Eine Investition in mein Trinkgeld, die sich glücklicherweise bereits gelohnt hatte.

Gelangweilt ließ ich meinen Blick über die Sitzecken der Bar schweifen. Es war nicht besonders voll heute Abend. Nur ein paar vereinzelte Touristen und Männer in geschäftsmäßigen, dunklen Anzügen saßen an den Tischen. Unser übliches Publikum, denn eine Reihe an Businesshotels befand sich gleich um die Ecke.

»Machst du mir einen Gin Tonic?«, fragte ich Massimo hinter dem Tresen und kletterte auf einen der Barhocker davor.

Er stöhnte genervt und reagierte wie jedes Mal. »Du weißt, dass ich das eigentlich nicht darf?«

»Ach komm schon, ich verdurste fast!« Auch er erhielt mein schönstes Lächeln und es fruchtete. Gekonnt jonglierte er mit ein paar Flaschen. Er liebte es diese Show zu veranstalten und ich tat ihm den Gefallen und schenkte ihm einen anerkennenden Blick. Innerlich regte sich bei mir nichts bei diesem angeberischen Gehabe.

Gierig nahm ich ein paar Züge und stellte mein Glas auf meinem Stammplatz zwischen Kasse und Bonablage hinter dem Tresen ab. Ich schnappte mir ein paar Erdnüsse aus dem Schälchen, obwohl diese genau wie die Getränke nur für Gäste bestimmt waren. Aber der Alkohol auf nüchternen Magen war vermutlich keine gute Idee.

»Wie war dein Date gestern?«, erkundigte sich Maria, als sie mit einem leeren Tablett in der Hand von einem der Tische zurückstöckelte.

»Das war kein Date«, stellte ich klar und griff noch einmal in die Schüssel.

»Dich hat doch gestern so ein hübscher Typ zum Essen abgeholt? Ist es nicht gut gelaufen?« Sie strich sich ihren akkurat geschnitten Pony glatt. Bei ihrer Frisur saß jedes goldblonde Haar an der richtigen Stelle.

»Doch, es war nett. Und das Essen war hervorragend. Wir waren im Il Pagliaccio. Es gibt dort wirklich innovative Geschmackskombinationen. Falls ihr also offen für neue Kreationen und exotische Kompositionen seid, kann ich es wärmstens empfehlen.« Ich leckte mir über die Lippen bei der Erinnerung an gestern Abend. Der Geschmack des perfekt zubereiteten Rinderfilets, begleitet von der aromatischen Note des Trüffeljus, lag mir immer noch auf der Zunge.

»Man könnte meinen, du interessiert dich mehr für das Essen als für die Kerle, mit denen du ausgehst«, ärgerte mich Massimo. Doch das störte mich nicht. Er hatte recht. Ich hatte Hunger und stand auf hochwertiges, kostspieliges Essen. Das in Kombination mit diesem schlechtbezahlten Job war ungünstig, aber machbar, wenn ich mich zwei- bis dreimal die Woche von einem netten Gast zum Abendessen einladen ließ. Ich hatte mittlerweile ein Auge dafür, welches die Typen mit wirklich Kohle waren und so ging ich gezielt auf die vielversprechendsten Angebote ein. Seit drei Jahren arbeitete ich mittlerweile in dieser Bar und hatte mit dieser Masche einen guten Überblick über die besten Restaurants der Stadt erhalten.

Es war erschreckend leicht, wie schnell es funktionierte, und ein Geschäftsmann nach ein paar netten Sprüchen mit einer Einladung zum Abendessen um die Ecke kam. Sie reisten meist allein nach Rom und waren auf der Suche nach einer hübschen Begleitung. Passenderweise war ich angetan von der Aussicht auf ausgezeichnetes Essen. Mir zeigte sich an diesem Arrangement kein Problem.

Auch die Verabschiedung hatte ich perfektioniert, denn zu meinen Abendplänen gehörte nicht, die Herren im Anschluss an das gemeinsame Essen noch in ihre Hotels zu begleiten. Häufig behauptete ich einfach, ich hätte schlimme Bauschmerzen oder mir wäre schlecht. Dann waren die meisten schon bedient und ließen mich ziehen.

Im Normalfall sah ich die Männer danach nie wieder. Sie waren meist nur kurz beruflich in der Stadt und nach dieser taktischen Absage auch nicht daran interessiert mich wiederzusehen.

Es gab nur wenige Stammgäste, die immer wiederkamen, und denen ich eine weitere Gelegenheit gab mich auszuführen. Einige waren sogar nett und ich mochte sie auf eine skurrile Weise. Doch ich hatte einfach keine Lust auf eine Beziehung und verzichtete gern auf jegliche Annäherungsversuche. Die Beziehung zu Ethan und besonders das Ende hatten mir emotional einiges abverlangt, was ich keinesfalls wiedererleben wollte.

»Bei deiner Anzahl an Dates sollte man meinen, der Richtige müsste bald mal dabei sein«, neckte mich Maria.

»Tja, es ist eben nicht so einfach«, sagte ich ausweichend, denn sie ging meine Intention schlicht nichts an. Meine beiden Kollegen waren nicht meine Freunde. Vielleicht kamen sie dem, was Freunde ausmachte, von meinen wenigen Bekannten hier in Rom am nächsten, doch ich betrachtete sie nicht als solche. Nie würde ich mit ihnen über meine wirklichen Empfindungen sprechen.

»Der Typ an Tisch fünf beobachtet dich schon die ganze Zeit. Vielleicht will er dein Mr Right sein?« Maria kicherte hinter vorgehaltener Hand. Ich schielte unauffällig zu dem Tisch, indem ich meine lockigen, braunen Haare ausschüttelte und den Kopf dabei leicht drehte. Sie hatte recht, der Typ sah mich an. Nein, er starrte mich an. Nicht auf eine gaffende Art, aber eben auch nicht dezent. So als wäre es ihm völlig egal, ob ich oder andere merkten, dass er mich beobachtete.

Tatsächlich war es das, was die Aura der meisten erfolgreichen Männer ausmachte. Sie kümmerte nicht, was andere von ihnen dachten, sie fanden sich selbst schon toll genug, da zählte die Meinung Außenstehender für sie nicht.

Also entschied ich es ihm gleich zu tun und musterte gelassen seine Gestalt. Er trug komplett schwarz - schwarzer Anzug, schwarzes Hemd, schwarze, elegante Schuhe. Dazu hatte er schulterlange, dunkle Haare, die sich leicht wellten. Insgesamt wirkte seine Erscheinung dunkel, aber es war in diesem Laden einfach auch dunkel. Trotzdem erkannte ich, dass er ein schönes Gesicht hatte - markante Kieferknochen, gerade Nase, durchdringende Augen. Genau genommen sah er perfekt aus. Zu perfekt. Möglicherweise wäre es angenehmer gewesen ihn anzusehen, wenn er eine Narbe oder einen anderen offensichtlichen Makel im Gesicht gehabt hätte. Aber so war er einfach nur bildschön. Und sein Blick verriet mir, dass er das auch ganz genau wusste.

Resigniert wandte ich mich ab und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Kollegen. Das war nicht meins. So gutaussehende Männer wussten, wie sie aussahen und hielten es nicht für nötig eine Kellnerin in ein teures Restaurant einzuladen. Außerdem wollte ich bei klarem Verstand bleiben und mich nicht von Charme oder attraktivem Äußeren um den Finger wickeln lassen. Schließlich war das mein Plan für sie, zumindest so lange bis mein Magen zufrieden gefüllt war.

»Ja, er sieht nicht schlecht aus«, bemerkte ich beiläufig und Maria keuchte auf.

»Nicht schlecht? Er sieht perfekt aus, wie aus einem Werbespot!«

»Vielleicht ist er Schauspieler?« Ich zuckte mit den Schultern und lenkte mich mit einem neuen Tablett Getränke für zwei Geschäftsleute ab. Fröhlich schlenderte ich auf sie zu und reichte ihnen ihre Bestellungen.

»Hey Süße, warum so eilig? Bleib doch hier und nimm einen Drink mit uns!« Sein Tonfall war schleimig und arrogant. Am liebsten hätte ich mit den Augen gerollt, doch ich beabsichtigte im Job stets professionell zu bleiben und mir meine Abneigung nicht anmerken zu lassen.

»Tut mir leid, aber das sieht mein Chef nicht gerne!« Zugegeben war dies eine reine Ausrede. Mein Chef war hier so gut wie nie anwesend und selbst wenn, verkroch er sich die ganze Nacht in seinem Büro ohne Notiz von dem Geschehen im Gastraum zu nehmen.

»Komm schon Schätzchen, es ist kaum was los und wir können dir Gesellschaft leisten!« Der andere Kerl klang noch schmieriger, ganz zu schweigen von seinem Grinsen.

Ich ignorierte die Kommentare mit einem gütigen Lächeln auf den Lippen und teilte ihre Bestellungen aus.

»Ach, sei nicht so steif. Wir wollen nur ein bisschen Spaß haben!« Er schob seinen Ärmel nach oben und ließ eine teure Uhr darunter aufblitzen. Amüsiert fing er meinen Blick auf. »Wir bezahlen auch gut für etwas Aufmerksamkeit!«

Ich schüttelte den Kopf. Das ging jetzt eigentlich zu weit.

»Du wirst es nicht bereuen. Wir werden eine gute Zeit zusammen haben!« Er strich über meinen nackten Arm und nur mein Trinkgeld hielt mich davon ab, ihn nicht wegzuschlagen.

»Ich sagte nein. Sonst bin ich leider gezwungen die Security zu rufen!« Ich setzte eine höfliche, aber bestimmte Miene auf.

Der Kerl sah sich mit trübem Blick um. »Gibt’s in dem Laden hier überhaupt Security?« Offenbar hatte er den Schwachpunkt an meiner Drohung erkannt. Er ließ seine Hand von meinem Arm hinunter zu meiner Hüfte gleiten und ich wich instinktiv einen Schritt zurück. Ich stieß gegen etwas Hartes und verlor auf meinen Schuhen fast das Gleichgewicht. Jemand griff nach meiner Taille und stabilisierte mich. Erschrocken blickte ich über die Schulter und traf auf ein paar fesselnde dunkle Augen.

»Gibt es! Und jetzt solltet ihr zahlen und diesen Laden verlassen. Außerdem wäre ein hübsches Sümmchen Trinkgeld angemessen! Für die Unannehmlichkeiten!« Seine Stimme war tief und rau und vibrierte in seinem Brustkorb, den ich trotz unserer Kleidung deutlich konturiert an meinem Rücken spürte.

Der Schauspielertyp funkelte die beiden bedrohlich an und augenblicklich zogen sie sich von mir zurück. Ein Stapel Scheine landete auf dem Tisch, bevor sie in Windeseile aufstanden und in Richtung Ausgang verschwanden. Ich konnte es nicht fassen.

»Danke«, stammelte ich nach hinten gewandt und machte mich wieder gerade. »Aber das hätte ich auch allein hinbekommen!«

Während ich mir den Stapel Scheine schnappte und den Tisch abräumte, ignorierte ich seinen selbstgefälligen Ausdruck auf dem Gesicht. Ich spürte, dass er mir dabei zuschaute, und ein Schaudern überlief kalt meinen Rücken. Ohne ihn noch einmal anzusehen, stolzierte ich zurück zum Tresen. Ich hatte ihn nicht gebeten mir zu helfen. Was erwartete er also?

»Freche Typen«, kommentierte Maria die Situation und ich quittierte es mit einem Augenrollen.

Ich trank ein paar Schlucke und fühlte, wie sich mein Herzschlag beruhigte. Irgendwie war heute nicht viel los, obwohl Freitagabend war. Vielleicht lief ein wichtiges Fußballspiel?

»Gib dem Kerl einen Drink aufs Haus!«, sagte Massimo gönnerisch und schob mir einen Whiskey über den Tresen. Ich fand das übertrieben, aber letztlich war es mir egal. Es ging ja nicht auf meine Kosten.

Ich spürte körperlich, wie der Mann mich beäugte, als ich mit dem Glas auf ihn zusteuerte. Es ließ mich unruhig schwanken, obwohl mir solche Blicke von Männern sonst nichts ausmachten. Innerlich ärgerte ich mich mächtig über die Reaktion meines Körpers.

»Hier, geht aufs Haus«, sagte ich tonlos und nahm sein leeres Glas an mich. »Und nochmals danke für deine Hilfe!« Ich wartete einen Moment ab, ob er etwas erwidern wollte, doch er nickte nur, während seine Mundwinkel auf charmante Weise zuckten. Die Atmosphäre war von einer leichten Spannung durchzogen, als sich unsere Blicke kreuzten. Er hatte fast schwarze Augen. Nur mit Mühe konnte man die Pupille vom Rest der Iris unterscheiden. Außerdem wirkten die Augen merkwürdig friedlos, als schwammen wilde Schatten darin umher. Wie alt er wohl war? Ich hätte ihn auf Mitte dreißig geschätzt, aber seine Augen wirkten älter und weiser und unglaublich tief.

Er räusperte sich und ich bemerkte, dass ich noch immer direkt vor ihm stand, während ich sein Gesicht intensiv studierte. Peinlich berührt wandte ich mich ab und stöckelte schnell zurück an den Tresen.

Der Abend schritt weiter voran und eine große Gruppe junger Männer in schicken Anzügen stürmte regelrecht unsere Bar. Sie feierten offenbar einen beruflichen Erfolg und warfen mit dem Geld nur so um sich. Eigentlich hätten sie eher in einen Stripclub gepasst, aber ich wollte mich nicht beschweren, denn sie waren mehr als großzügig. Als sie endlich gegangen waren, setzte ich mich auf einen Hocker am Tresen, zog meinen rechten Schuh aus und massierte meinen Fuß. Mein Blick fiel auf den Tisch in der Ecke. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass der süße Typ gegangen war. Aus irgendeinem Grund fühlte ich eine leichte Melancholie bei dem Blick in die Richtung. Beinahe seufzte ich laut, bevor ich mich aufraffte, um sein Glas abzuräumen. Unter dem leeren Whiskeyglas steckte ein Fünfzig-Euro-Schein. Wow, er hatte zwei Whiskey gehabt und einer davon ging zudem aufs Haus. Das war wirklich nett. Auch wenn wir das Trinkgeld durch drei teilten, hatte sich der Vorfall für mich gelohnt. Ich nahm den Schein hoch und entdeckte einen kleinen gefalteten Zettel darunter.

»Aroma, morgen 20 Uhr«, las ich laut.

Ich kannte das Restaurant Aroma und schätzte die Küche dort. War diese Nachricht für mich gedacht? Marias Schicht war bereits zu Ende, also lag ich mit meiner Vermutung wohl richtig. Letztlich war es auch unwichtig, denn ich würde nicht hingehen. Das war doch ein typisches Verhalten für diese Art Männer. Sie kritzelten irgendeinen Zettel dahin und gingen selbstverständlich davon aus, dass man vor Glück über ihre Einladung dahinschmolz und ihr umgehend nachkam, anstatt sich die Mühe zu machen und einen persönlich einzuladen.

Ich zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Mülleimer am Eingang. Dann tauschte ich meine Schuhe und verließ mit Massimo zusammen die Bar. Wie immer verabschiedeten wir uns an der Bushaltestelle, sobald mein Bus in Sichtweite kam. Netterweise wartete mein Kollege dort meist mit mir, immerhin war die Gegend hier nicht die sicherste. Im Bus setzte ich mich auf einen freien Platz und lehnte meinen Kopf ans Fenster. Die kühle Scheibe tat gut und beruhigte mich zusehends, nach dem Lärm und dem Gewusel in der Bar.

Emotionslos registrierte ich den Ausblick auf die vorbeirauschenden Straßen und die Menschen, die zu dieser Zeit noch unterwegs waren. Nach und nach verschwanden die feiernden, ausgelassen Partyleute und es wurde ruhiger.

Endlich kamen die bekannten, aber unansehnlichen Häuser in Sicht, die schon bessere Zeiten gesehen hatten und ich stieg aus und lief das letzte Stück durch die dunklen Straßen zu Fuß.

Leise schloss ich die Haustür auf und schlich im Dunklen hinauf in den zweiten Stock. Im Erdgeschoß wohnte unser Vermieter. Eigentlich war Fabrizio der Sohn unseres Vermieters, angeblich hatte er offiziell dessen Aufgaben übernommen, obwohl ich das stark bezweifelte. Er spielte sich gern auf und drohte bei jeder Begegnung mit der Kündigung. Fabrizio war in meinem Alter, aber grenzüberschreitend und darüber hinaus sterbenslangweilig.

Im Erdgeschoß blieb alles ruhig. Vermutlich war er nicht zu Hause. Ich öffnete die Wohnungstür und trat in den schmalen Flur, auch hier herrschte Stille. Ich zog mich nur schnell aus und fiel todmüde ins Bett.

»Bist du wach?« Der Duft von Kaffee stieg mir in die Nase und ich stöhnte genüsslich.

Alessia setzte sich mit zwei Tassen heißen Kaffees neben mir aufs Bett. Wir wohnten schon seit drei Jahren zusammen in der WG. Seit ich nach Rom gekommen war.

»Fabrizio war gestern Abend hier. Er hat die Miete erhöht und mir das Geld gleich abgeknöpft!« Sie sah mich missmutig an. Abrupt setzte ich mich auf.

»Was? Hat er dir irgendein offizielles Schreiben gegeben? Er kann doch nicht einfach so vorbeikommen und mehr Geld fordern. Wie viel wollte er?« Ich nahm ihr eine Tasse aus der Hand und atmete den aromatischen Dampf tief ein, um mich zu beruhigen.

»Zweihundert Euro. Leider hatte ich das Geld nicht und musste es aus deinem Nottopf nehmen. Was sollte ich denn machen? Sonst wirft er uns noch raus!« Sie senkte schuldbewusst den Blick in ihren Becher. Ihre kurzen blonden Haare fielen ihr vor das Gesicht und ich hatte den Eindruck sie nutzte die Gelegenheit, um sich dahinter zu verstecken.

»Das war mein letztes Geld. Hast du eine Quittung bekommen? Wahrscheinlich wollte er einfach feiern gehen und dachte, bei uns kann er mal schnell abkassieren.« Ich stöhnte laut. Wir hatten erst Anfang August und ich war komplett pleite. Ich konnte doch nicht von Erdnüssen leben.

»Ich werde den Rest des Monats zu Carlo ziehen. Ich hoffe, er füttert mich durch«, sagte Alessia zerknirscht. »Wir haben noch etwas Pasta da, ansonsten kannst du vielleicht nach einem Gehaltsvorschuss fragen?«

»Ich komme schon klar«, murmelte ich und nahm einen großen Schluck Kaffee. Verdammt, war das heiß. »Grüß Carlo von mir. Ich glaube, mit ihm hast du Glück gehabt.« Sie lächelte verträumt, während es in meinem Kopf unruhig arbeitete.

Wenn ich einen Gehaltsvorschuss verlangte, fehlte mir das Geld nächsten Monat. Das war keine Lösung. Alessia war so naiv, aber nun war es zu spät. Ich würde meine Ausgehaktivitäten erweitern müssen. Mir fiel die Einladung für heute Abend wieder ein. Es war schon verlockend. Mit einem ordentlichen Essen am Tag konnte ich den Monat gut überstehen. Aber dieser Typ hatte eine zu starke Wirkung auf mich gehabt. Mein Magen kribbelte aufgeregt bei der Erinnerung an seinen gestählten Körper hinter mit. Es war ein Risiko, aber ich wollte auch nicht hungern, oder mich vier Wochen lang von Pasta ernähren.

Alessia verabschiedete sich umfangreich und verließ dann mit hängenden Schultern mein Zimmer. Ich hörte sie nebenan rumoren. Sie hatte Glück und konnte dieses Mauseloch verlassen. Vermutlich kehrte sie nicht mehr zurück, wenn sie sich einmal bei ihrem Freund eingelebt hatte. Niemand wollte freiwillig in dieser Bruchbude wohnen. Die Wand hinter mir hatte kaum noch Putz. Und das war nicht das einzige Problem. Es gab kaum eine Fliese auf dem Boden, die nicht gesprungen war und der Wasserhahn im Bad nebenan tropfte stetig und hatte mir damit so manche schlaflose Nacht beschert. Ganz zu schweigen von der Küche, die ein einziger Ort des Verfalls war. Frustriert stellte ich meine Tasse auf den Nachttisch und ließ mich zurück in die Kissen sinken.

Ich konnte schon nachvollziehen, dass sie eingeknickt war. Fabrizio war allein von seinem Körperbau her schon ziemlich bedrohlich. Jede freie Minute verbrachte er im Fitnessstudio. Sicherlich hatte er noch seine Kumpels dabeigehabt. Er wusste genau, warum er am Freitagabend geklingelt hatte, denn ich war zu dieser Zeit schließlich nie zu Hause. Ich war schon in einigen Situationen mit ihm aneinandergeraten und war durch meinen Job in der Bar an einen groben Umgangston gewöhnt, um bei seinen Drohungen nicht so leicht nachzugeben. Zudem war es bereits ein paar Mal passiert, dass er einfach in unsere Wohnung eingebrochen war und sich umgesehen hatte, obwohl ich ihn mehrfach aufgefordert hatte den Ersatzschlüssel rauszurücken. Doch leider war ich machtlos geblieben.

Am Abend versuchte ich meine Haare in den Griff zu bekommen, doch es gelang mir nur mäßig. Ich hatte von Natur aus widerspenstige Locken und sah dadurch leider immer ein bisschen wild aus. Ich band meine Haare streng zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, sodass zumindest die Haare am oberen Kopf einigermaßen glatt und ordentlich wirkten.

Dann zog ich mein schwarzes Etuikleid an, dass ich eigentlich immer zu diesen Essen trug. Es war schlicht, aber formte eine schöne Figur, ohne zu viel Ausschnitt zu zeigen. Außerdem wirkten meine Beine mit schwarzen High Heels dazu irre lang, obwohl ich nur 1,65m groß war. Ich legte ein leichtes Make-Up auf und machte mich auf den Weg zum Bus.

Widererwartend spürte ich Aufregung durch meinen Körper prickeln, obwohl ich sonst eigentlich ziemlich abgeklärt in der Hinsicht war. Ich ging auf diese Verabredungen nicht, um den Männern zu gefallen oder sie zu beeindrucken. Genau genommen konnte mir ihre Meinung über mich nicht gleichgültiger sein, denn ich beabsichtigte nicht sie wiederzusehen.

Der Bus hielt im Zentrum. Das Restaurant Aroma befand sich im Herzen Roms. Es bot einen atemberaubenden Blick auf das Kolosseum und die gehobene italienische Küche legte viel Wert auf frische saisonale Zutaten. Ich mochte es dort und freute mich nun tatsächlich, dass ich mich entschieden hatte herzukommen. Ich warf einen Blick auf mein Handy. Mist, schon viertel nach acht. Ich beeilte mich so schnell es mir auf den Absätzen möglich war. Glücklicherweise bewegte ich mich durch meine tägliche Übung bei der Arbeit sicher auf hohen Schuhen und scheiterte auch nicht am Kopfsteinpflaster.

Vor dem Restaurant wartete niemand, als ich atemlos dort eintraf. Warum sollte er auch warten, er hatte es sicher nicht nötig. Durch das klare Glas der Fenster konnte ich das gedämpfte Licht und die warme Atmosphäre im Inneren erkennen. Ich spähte durch die Scheiben, um die Umrisse der Gäste wahrzunehmen, aber konnte seine Person unter ihnen nicht ausmachen. Es war Samstagabend und alle Tische schienen voll belegt zu sein. Vielleicht war er auch wieder gegangen?

Unbewusst näherte ich mich den Glastüren am Eingang, um mehr zu erkennen. Der Portier missverstand meine Näherung und öffnete mit einer einladenden Handbewegung die Tür. Ehe ich etwas entscheiden konnte, stand ich drinnen. Ein Kellner schritt mit einem Tablett voll köstlicher Speisen vor mir entlang und hinterließ einen feinen, raffinierten Duft. Unweigerlich sog ich ihn tief ein. Es herrschte eine angenehm ruhige, aber doch lebendige Stimmung. Direkt winkte einer der Kellner mich mit einer Handgeste hinter sich her und eilte bereits zielstrebig durch die Tischreihen voran, bevor ich ihm mitteilen konnte, dass ich nicht bleiben wollte und keinen Tisch brauchte. Also folgte ich ihm mechanisch durch den Gastraum bis zu einer ruhigen Ecke.

Ich erschrak regelrecht, als ich den Mann von gestern Abend an dem Tisch dort entdeckte. Woher hatte der Kellner gewusst, mit wem ich verabredet war?

Höflich stand er auf, als auch er mich erblickte, während der Kellner mir meine Jacke abnahm. Augenblicklich rückte er in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. Wieder war er in einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug gekleidet und strahlte dabei eine einnehmende Aura von Eleganz und Selbstbewusstsein aus. Jede Linie schien auf seine Körperform abgestimmt zu sein, was seine maskuline Silhouette unterstrich. Das Sakko saß perfekt auf seinen breiten Schultern und betonte seinen athletischen Oberkörper.

Unsicher trat ich einen Schritt auf ihn zu. Er umarmte mich kaum spürbar und hauchte mir einen Kuss über die Schulter. Mir fiel sein Geruch auf, der mich unbestreitbar an unseren Kamin erinnerte, den wir im Haus meiner Großeltern früher gehabt hatten. Er rief ein heimeliges, beinahe vertrautes Empfinden in mir hervor.

Aber jetzt war es Sommer.

Er deutete wortlos auf den Platz ihm gegenüber und ich setzte mich. Es war merkwürdig steif. Wir waren völlig Fremde und hatten gestern nicht einmal ein paar Sätze gewechselt. Normalerweise schaffte ich es immer recht schnell das Eis zu brechen, doch das nervöse Flattern in meinem Magen machte mir heute einen Strich durch die Rechnung.

Zu meiner Erleichterung reichte mir der Keller nun galant die Karte und ich wollte mich der Menüauswahl widmen.

»Ich habe schon bestellt, aber suche dir bitte in aller Ruhe etwas aus. Ich hatte angenommen, du würdest nicht mehr kommen!« Seine Stimme klang tief und dunkel und hallte auf eine fesselnde Art durch meinen Körper. Ich spürte dem Gefühl einen Moment nach, während ich einen flüchtigen Blick in die Karte warf und bestellte, bevor der Keller wieder gehen wollte.

»Ich nehme das Bistecca alla Fiorentina und dazu das Pilzrisotto, bitte«, sagte ich und wandte mich kurz meinem Gegenüber zu. »Was trinkst du?« Ich wollte keinen Alkohol bestellen, wenn er es nicht tat.

Er hob sein Glas. »Whiskey!«

»Dann nehme ich dazu einen Chardonnay.« Schwungvoll klappte ich die Karte zu und reichte sie dem Ober. Er nahm sie mit einer leichten Verbeugung entgegen.

Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Das Kolosseum wurde von Scheinwerfern angestrahlt und leuchtete wunderschön in der Dunkelheit. Verzaubert stieß ich einen Seufzer aus.

»Erzähl mal, was machst du hier in Rom?«, fragte ich ihn und riss mich von der fantastischen Aussicht los, um das Gespräch etwas in Gang zu bringen.

Er machte ein verwirrtes Gesicht, als hätte er die Frage nicht verstanden. Es ließ ihn nicht weniger attraktiv erscheinen.

»Bist du geschäftlich in der Stadt?«, präzisierte ich das Thema. Eigentlich war mir die Antwort egal, es störte mich auch nicht, wenn man mir irgendwelche Lügengeschichten auftischte oder die Männer sich wichtiger machten, als sie eigentlich waren. Diese Art von Konversation lief immer gleich ab und letztlich wollte ich nur eine unangenehme Stille vermeiden.

»Auch!«, sagte er knapp und trank einen Schluck.

Redselig war er nicht gerade, also bohrte ich nach. »In welcher Branche arbeitest du?«

Er legte den Kopf leicht schief und musterte mich. »Ist das ein Verhör?«

»Nein, eine Unterhaltung!«, entgegnete ich mit fester Stimme. Der Kellner brachte mir meinen Wein und ich nahm dankbar einen großen Schluck.

»Ich kann nicht über meine Arbeit sprechen«, sagte er leise und ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

»Kannst du nicht oder willst du nicht?«, hakte ich nach.

»Beides!«

»Verstehe.«

»Das glaube ich kaum!« Sein dunkler Blick strahlte auf eine charmante Weise Überheblichkeit aus.

»Du bist im Auftrag Ihrer Majestät unterwegs«, raunte ich ihm über den Tisch hinweg zu und zwinkerte dann verschwörerisch.

Augenblicklich erklang ein verstörendes, tiefes Bellen aus seiner Kehle. Erschrocken blickte ich ihn an und stellte fest, dass es ein Lachen sein musste. Nach einem Moment in Schockstarre konnte ich nicht anders und lachte mit. So ein Geräusch hatte ich noch nie gehört, aber es passte irgendwie zu ihm. Er war genauso außergewöhnlich und faszinierend zugleich wie dieser Laut.

»Wie sieht es bei dir aus?«, forderte er mich auf, als er sich wieder beruhigt hatte. Seine Züge hatten sich nach diesem Ausbruch deutlich entspannt.

»Du weißt doch bereits, was ich beruflich mache«, versuchte ich ihm auszuweichen. Ich wollte nicht mehr als nötig über mich preisgeben. Zum einen war er ein Fremder, den mein Leben nichts anging, zum anderen wollte ich nicht zugeben, wie uninteressant ich war.

»Ist das alles? Du arbeitest in einer Bar?«

»Wieso sollte das nicht alles sein? Vielleicht ist es mein Traumjob?«, antwortete ich spitz. Sein Kommentar kränkte mich, obwohl mich solche Abfälligkeiten sonst kalt ließen. Doch heute war nichts wie sonst. Dennoch stand es ihm nicht zu über meine Arbeit zu urteilen, auch wenn er offensichtlich einen deutlich besser bezahlten Job hatte.

»Wenn das so ist, ist das völlig in Ordnung«, sagte er schulterzuckend und meine Muskeln entspannten sich wieder etwas.

»Ich arbeite noch vier Tage die Woche in einer Buchhandlung. Aber mein Chef kann sich keine Vollzeitkraft leisten und ich kann mir mit dem Job allein meine Wohnung nicht finanzieren!«, stieß ich hervor und klang dabei, als würde ich mich dafür entschuldigen. Wofür entschuldigte ich mich bitte? Es war mein Leben und daran war nichts schlechter als an seinem.

»Also magst du Bücher?«

Ich nickte, bevor meinen Lippen unkontrolliert weitere Worte entwichen. »Ich habe französische Literatur studiert, aber das ist leider kein Studienfach, bei dem man anschließend direkt ein fantastisches Jobangebot nach dem nächsten bekommt!«

Warum erzählte ich ihm das? Ich sprach nie über mich. Und es ging ihn auch nichts an. Innerlich schüttelte ich den Kopf über mein Verhalten. Glücklicherweise brachte der Kellner unser Essen in diesem Moment und hinderte mich so daran noch weitere Details über mich zu offenbaren. Es sah köstlich aus.

»Guten Appetit!«, wünschte ich höflich und legte mir die Serviette wie ein wohlerzogenes Mädchen auf den Schoß.

»Lebst du bei deinen Eltern?«, erkundigte er sich nach einer Weile, in der ich mich still den einzigartigen Aromen hingegeben hatte.

»Nein, ich bin siebenundzwanzig! Meine Mutter lebt nicht mehr und mein Vater wohnt in einem Pflegeheim.«

Um ehrlich zu sein, hatte mein Vater mir als Kind immer erzählt meine Mutter sei gestorben. Ich hatte sie nie kennengelernt. Aber irgendetwas an seinen Geschichten hatte mich immer stutzig gemacht und ich war mir sicher gewesen, dass sie uns verlassen hatte und Papa mich mit der Wahrheit nur nie verletzen wollte.

»Wieso?«, fragte er und wirkte ehrlich interessiert. Seine Miene zeigte keine unangenehme Neugierde, wie sie mir bei dieser Aussage sonst so oft entgegenschlug, nur reine Aufmerksamkeit. Ich fühlte mich wahrgenommen und das irritierte mich.

»Er ist etwas durchgeknallt!«, gab ich zu und zog mit den Lippen ein Stück Steak von der Gabel. Mein Gegenüber machte große Augen, was mein Unterbewusstsein dazu veranlasste, noch mehr zu enthüllen. »Ich meine, er erzählt nur noch wirre Geschichten und erkennt mich nicht mehr. Er lebt dort schon seit zehn Jahren.«

»Tut mir leid«, sagte er und auch das klang irgendwie ehrlich. »Also französische Literatur! Warum bist du dann in Rom?« Offenbar versuchte er das Thema zu wechseln, weil er mein Unwohlsein bemerkte und das war wirklich süß und wertschätzend. Ich rutschte zappelig auf meinem Stuhl hin-und her.

»Tatsächlich wollte ich ursprünglich nach Paris! Aber das Ticket nach Rom war günstiger und naja … du weißt ja, wie das ist«, gestand ich und tupfte mir den Mund mit der Serviette ab, bevor ich einen Schluck trank.

Dabei sah er nicht aus, als wüsste er, wie es war, knapp bei Kasse zu sein.

»Wie ist dein Steak?« Anscheinend hatte er diesen Sachverhalt selbst erkannt und wollte davon ablenken.

»Perfekt! Möchtest du probieren?«

Er schaute mich an, als hätte ich etwas Unanständiges gesagt. Es störte mich nicht, mein Essen zu teilen. Im Gegenteil, ich liebte es dann auch im Gegenzug die Möglichkeit zu bekommen, ein weiteres Gericht zu testen.

Sein Ausdruck war immer noch unergründlich, aber er schien sich zusammenzureißen und nickte zaghaft. Ich schnitt ein mundgerechtes Stück ab. Er sah aus, als erwartete er, dass ich es ihm jetzt verführerisch in den Mund steckte. Ich kringelte mich innerlich bei seiner Miene, als ich ihm das Fleischstück stattdessen auf seinen Teller legte.

Zögernd spießte er es auf und führte es zum Mund. Zu seinem perfekten, sinnlich geschwungenen Mund. Es wirkte auf mich, als würde das Ganze in Zeitlupe passieren und leider war meine Reaktionsfähigkeit genauso lahm, als ich feststellte, wie ich ihn dabei anstarrte. Fehlte nur noch, dass mir ein Tropfen Sabber aus dem Mund lief. Schnell wandte ich mich ab und blickte aus dem Fenster.

»Und?«, erkundigte ich mich, ohne ihn anzusehen.

»Perfekt!«

Entgegen meiner Hoffnung bot er mir nicht an, von seinem Teller zu probieren und ich fand mich damit ab. Wir aßen einen Moment schweigend und ich schaute mich im Restaurant um. Es saßen sich viele Paare gegenüber an den kleinen Tischen, von denen erschreckend viele Damen ihre Augen auf mein Gegenüber gerichtet hatten. Eine unangenehme Spannung baute sich in meiner Brust auf. Frechheit! Sollten sie sich doch selbst ein Date mit ihm besorgen.

Ich riss mich zusammen. Das war kein Date. Wie konnte ich das nur vergessen? Ich würde mir auf gar keinen Fall mehr einbilden und dann in ein paar Wochen Trübsal blasen, wenn mir bewusstwurde, dass er sich nie mehr melden würde.

»Bist du oft hier?«, fragte ich, um mich von meinen Gedanken abzulenken. Mein Blick wanderte flüchtig umher. Noch immer schien er die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und ich fragte mich, ob er es bemerkte und ob es ihm gefiel.

»Ab und zu! Wieso?«

»Einige der Gäste wirken, als würden sie dich kennen«, ließ ich ihn wissen und mein Ton klang leider zickiger als beabsichtigt.

»Ich kenne hier niemanden!« Er sah sich gleichgültig im Saal um. »Ich werde immer so angesehen.«

»Und warum?«, entfuhr es mir.

»Sie finden mich schön!« Er zuckte mit den Achseln.

»Dein Ernst?« Ich schnaubte verächtlich. Wenn mich Leute musterten, ging ich eher davon aus, dass ich einen großen Fleck auf meiner Kleidung hatte oder mir etwas zwischen den Zähnen hing. Aber ich vermutete ganz sicher nicht, dass sie mich schön fanden.

Er sah mich verwundert an, als verstand er meine Bemerkung nicht.

Ich beugte mich leicht über den Tisch zu ihm herüber. »Denkst du das wirklich?«

»Dass ich schön bin? Das weiß ich.« Er verzog dabei keine Miene.

»Ist das nicht etwas arrogant?«, fragte ich und konnte mir den spöttischen Unterton nicht verkneifen.

»Nein, es ist realistisch! Warum soll ich so tun, als wäre ich hässlich, obwohl wir beide wissen, dass es nicht stimmt!« Das war auch irgendwie wahr, also ließ ich das so kommentarlos stehen. Probleme mit seinem Selbstbewusstsein hatte er scheinbar nicht. »Trinkst du noch etwas?«

Ich nickte abwesend und es dauerte keine Minute, da brachte der Kellner uns zwei neue Gläser.

»Hast du das abgesprochen?«, erkundigte ich mich verdutzt, denn er hatte definitiv nicht bestellt. Doch er schüttelte den Kopf. Ich spielte mit dem Stil meines Weinglases, bevor ich einen kräftigen Schluck nahm. Er brachte etwas in mir durcheinander.

»Du bist übrigens auch sehr hübsch«, hörte ich seine dunkle Stimme und ich war mir sicher meine Wangen glühten daraufhin vor Hitze. Dieses Treffen lief nicht wie erwartet.

»Danke«, murmelte ich in mein Glas. Als ich hochsah, bemerkte ich, wie er mich fixierte und ein Schaudern prickelte meine Wirbelsäule hinab. Seine Augen waren auf eine unheimliche Art anziehend, sodass ich mich nicht dagegen wehren konnte, ihn auch anzusehen. Nach einem viel zu langen Moment schaffte ich es endlich, mich abzuwenden.

»Ich bin gleich wieder da.« Schnell stand ich auf und versuchte dabei krampfhaft an ihm vorbeizusehen, um nicht wieder an seinen Augen hängenzubleiben. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie er nickte. Gehetzt steuerte ich die Waschräume an und atmete tief durch, als sich die Tür hinter mir schloss. Ich ließ mir kaltes Wasser über meine Armgelenke laufen, doch mir war immer noch heiß im Inneren. Ich glättete meine Haare am Oberkopf mit etwas Wasser. Eigentlich sollte ich jetzt verschwinden. Ich konnte schnell unbemerkt meine Jacke holen und zum Hinterausgang hinausgehen. Das hatte ich schon oft gemacht. In der Küche gab es immer einen Hinterausgang und ehe die Köche mich bemerkten, war ich längst verschwunden.

Doch irgendetwas hielt mich auf. Ich wollte nicht gehen. Der Abend war nicht besonders angenehm und unsere Gespräche ebenso wenig ungezwungen wie fesselnd. Aber etwas faszinierte mich an ihm und wollte nicht, dass der Abend jetzt bereits endete. Also nahm ich noch einen tiefen Atemzug und streckte meinen Rücken durch, bevor ich zurück an unseren Tisch ging.

Als er später zahlte, reichte er dem Ober eine schwarze Karte und ließ sie in einem eleganten schwarzen Lederportemonnaie in seiner inneren Sakkotasche verschwinden. Gebannt folgten meine Augen jeder seiner Bewegungen.

Wir verließen das Restaurant gemeinsam und ich hielt mein heißes Gesicht in den angenehm kühlen Wind.

»Wollen wir noch etwas trinken?«, fragte er und mein Inneres war kurz davor freudig zuzustimmen.

»Nein, danke. Mir ist nicht ganz wohl.« Gott sei Dank, arbeitete mein Kopf noch normal. Meinem Körper konnte ich gerade nicht trauen.

Er sah mich besorgt an und ich schmolz unter diesem Blick fast dahin.

»Alles gut. Ich leg mich einfach schnell ins Bett!« Seine Augen wurden schmal. »Noch einmal herzlichen Dank für die Einladung und den schönen Abend.« Kräftig umarmte ich ihn und überquerte dann eilig die Straße. Ich flüchtete regelrecht und schüttelte dabei nur innerlich den Kopf über mich selbst.

Zu Hause ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich fühlte mich völlig erledigt. Mein Körper war angespannt und kribbelig. Ich zog das Portemonnaie aus meiner Jackentasche und betrachtete es. Es war schwarz, schlicht und aus glattem Leder. Auf der Vorderseite war etwas eingebrannt. Ich hielt es ins Licht: Ein kleiner Frosch! Ernsthaft? Das passte ja nun überhaupt nicht. Trotzdem lächelte ein Teil von mir entzückt. Ich öffnete es und war dabei ein bisschen aufgeregt. Nicht wegen dem Geld, sondern wegen seinem Ausweis. Er hatte mir seinen Namen nicht verraten. Tatsächlich kannte er meinen genauso wenig wie ich seinen.

Zu meiner Enttäuschung gab es keinen Ausweis. In den Kartenfächern war lediglich die schwarze, glänzende EC-Karte. Auch auf ihr stand merkwürdigerweise kein Name. Ich überprüfte das Fach dahinter. Es steckten einige große Euroscheine darin und ich war erleichtert, dass dieser Monat nun doch nicht so trist verlaufen würde wie gedacht. Außerdem konnte ich meinem Vater so einen Stapel neuer Klamotten schicken, denn das war bitter nötig. Das Heim hatte mich schon vor Monaten darum gebeten.

Ich nahm die Scheine heraus und entdeckte eine lange Goldkette darunter. Sie war an einer Stelle gerissen. Bedächtig zog ich sie heraus und ein Anhänger kam zum Vorschein. Es war ein Schlüssel, er sah ziemlich alt und abgenutzt aus, als gehörte er zu einer antiken Truhe. Ich steckte ihn zurück in das Fach. Genau wie die Karte. Morgen würde er sie eh sperren lassen. Außerdem hatte ich nicht vor jemandem das Konto leer zu räumen. Es steckte keine Zimmerkarte darin, daher kannte ich weder seine Adresse noch sein Hotel. Ich ließ das Portemonnaie in meiner untersten Kommodenschublade verschwinden, wo bereits einige ähnliche Modelle lagerten, die ich nicht hatte zurückschicken können.

Die ganze Nacht über schlief ich extrem unruhig. Ein Alptraum jagte den nächsten, in dem unzählige unheimliche Gestalten auftauchten. Ich fühlte mich verfolgt und gehetzt. Mehrmals wachte ich schweißgebadet auf und zog mich um.

Am Sonntagmorgen war ich völlig gerädert. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich wieder aufs Bett. Alessia war bereits gestern zu ihrem Freund gezogen und ich bezweifelte, dass sie überhaupt zurückkehren würde, selbst wenn sich unsere finanzielle Situation änderte. Ich nahm mir ein Buch aus dem Regal und machte es mir im Bett gemütlich.

Am Nachmittag ging ich duschen und wollte mich für die Arbeit fertig machen. Gerade kam ich in ein großes Handtuch gewickelt heraus, als es an der Tür wild klopfte.

Ich versteifte mich und blieb bewegungslos stehen. Das Klopfen verstummte und ich atmete erleichtert aus. Einen Moment hatte ich Angst, es könnte der Typ von gestern Abend sein, doch ich beruhigte mich schnell, denn er konnte nicht wissen, wo ich wohnte. Zu meinem Unmut schwirrte er mir immer noch im Kopf herum.

Mein Puls beschleunigte sich jedoch, als ich hörte, wie ein Schlüssel sich im Schloss drehte und kurz darauf die Tür geöffnet wurde.

»Du gibst mir jetzt sofort den Schlüssel«, fauchte ich, als Fabrizios erschrockenes Gesicht auftauchte.

»Warum machst du nicht auf?«

Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Ich bin nicht gezwungen die Tür zu öffnen! Warum kommst du einfach hier rein?«

Sein Blick wirkte weniger schuldbewusst als angemessen wäre. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!«

»Hör auf mit den Rechtfertigungen und gib mir den Schlüssel.« Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu.

Seine Faust schloss sich fest um das Metall. »Ich bin Hausmeister und brauche ihn, falls es brennt!«

Ich schnaubte. Was für eine Ausrede!

Ich presste das Handtuch fester um mich. In ein Gerangel wollte ich mich so nicht verwickeln lassen. Ich musste mir eingestehen, dass ich in diesem Aufzug keine Chance hatte ihm den Schlüssel abzunehmen. Außerdem wollte ich, dass er endlich verschwand.

Offenbar bemerkte auch er nun mein Outfit, denn sein Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem milden Lächeln, während er mich unangenehm musterte. »Sei doch nicht so aggressiv! Wir können das auch ganz in Ruhe klären. Vielleicht bei einem netten Abendessen?«

»Nein, danke. Kein Bedarf!«

»Wirklich? Alessia hat behauptet, ihr wärt völlig pleite und hättet außer einer Packung Nudeln nichts zu essen für diesen Monat! Bist du zwischenzeitlich an Geld gekommen?« Ich funkelte ihn wütend an, aber er ahnte es schon und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Wie kann man deine Dienste eigentlich in Anspruch nehmen? Ich meine, du scheinst ja an einem Abend ganz gut zu verdienen! Wie viel kostet ein Abend mit dir?«

»Für dich wäre es unbezahlbar!« Sein Lächeln verzog sich zu einer fiesen Grimasse. Das Blut pochte durch meine Adern. »Verschwinde!«, brüllte ich, bevor er sich langsam aus meiner Wohnung zurückzog.

»Soll ich abschließen?«, höhnte er aus dem Hausflur und ich ballte die Fäuste. Ich musste mir eine neue Bleibe suchen. Doch das würde eine Herausforderung werden. So unangenehm die Situation hier auch war, die Miete war trotz der zusätzlichen zweihundert Euro günstig. Und ich musste einen nicht unerheblichen Betrag jeden Monat an das Pflegeheim überweisen. Ich konnte nicht zulassen, dass mein Vater in so einem herzlosen Container untergebracht wurde, und sein jetziges Heim war wirklich schön. Es war das Einzige, was ich noch für ihn tun konnte.

In der Bar war die Stimmung so geschäftig wie immer. Für einen Sonntagabend war verhältnismäßig viel los.

»Wie war dein freier Tag?«, fragte Maria, während ich an meinen Schuhen die winzigen Schnallen der Riemchen schloss.

»Ganz okay«, antwortete ich ausweichend und richtete mich wieder auf.

»Ah, warst du aus?« Sie schien bereits etwas zu ahnen. Meine Kollegen erlebten wohl selbst nicht sonderlich viel, denn sie stürzten sich geradezu auf meine Erlebnisse.

»Nur etwas essen«, gab ich möglichst unbeteiligt zu.

Sie grinste siegessicher. »Also war es nett?«

»Wie kommst du darauf?«

»Deine Augen glänzen so.« Ich stieg vom Barhocker und testete, ob die Schuhe gut saßen. Schließlich nickte ich zaghaft.

»Wie heißt er? Trefft ihr euch wieder?«, drängelte sie. Ihre Augen sprühten regelrecht vor Neugierde.

Ich schüttelte schnell den Kopf. »Nein! Das war eine einmalige Sache.« Hoffentlich ließ sie mich jetzt damit in Ruhe.

»Wie schade!« Sie machte einen roten Schmollmund.

Ich ignorierte ihren Kommentar, aber ein kleines Ziehen in meinem Bauch pflichtete ihr bei.

Die Bar war bereits lebhaft gefüllt, als die Tür aufschwang und eine weitere Welle an Gästen hereinströmte. Ich hetzte von einem Tisch zum anderen, notierte Bestellungen, balancierte Tabletts auf meinen Händen und verteilte Getränke mit der Geschwindigkeit eines Wirbelwinds.

Gerade wartete ich am Tresen auf eine Ladung neuer Getränke, als mir urplötzlich ein kalter Schauder den Nacken emporkroch.

»Kann ich dich kurz sprechen!« Die raue, dunkle Stimme hinter mir sorgte nun für eine ausgewachsene Gänsehaut. Ich schluckte und drehte mich langsam um.

Er hatte seine Haare am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden und sich offenbar heute nicht rasiert, denn ein leichter Schatten von Bartstoppeln schimmerte um sein Kinn. Er sah dadurch noch markanter und in Kombination mit seinem stechenden Blick leider auch extrem bedrohlich aus. Als wäre es nicht genug Präsenz vor mir, lehnte er sich nun vor und stützte seine Hände an beiden Seiten hinter mir auf dem Tresen ab. Sein Gesicht kam mir verstörend nahe.

»Ich glaube, du hast etwas, das mir gehört!« Sein Atem glitt heiß über meine Wange und ich nahm wieder den Geruch eines brennenden Kamins war. Die Luft vibrierte geradezu vor Anspannung um uns herum. Ich wollte das auf keinen Fall hier mit ihm besprechen. Kurzentschlossen tauchte ich unter einem seiner Arme durch und griff danach, um ihn hinter mir herzuziehen. Er ließ es sich gefallen.

»Wie kommst du darauf?«, fragte ich möglichst unschuldig, als ich in dem schmalen Gang vor den Toiletten anhielt, wo der Rest der Bar außer Hörweite lag.

»Du kannst das Geld behalten, ich will nur den Schlüssel zurück!« Er sah mich so ernst an, dass ich instinktiv merkte, wie dringend es ihm war. Ich wollte nicht gemein sein.

»In Ordnung. Ich bin noch bis zwei Uhr hier. Gib mir deine Adresse, ich bringe ihn dir morgen früh vorbei!« Ich zückte mein Handy, um es mir zu notieren.

Er brummte unzufrieden. »Ich will ihn sofort!«

»Er liegt in meiner Wohnung, ich kann hier jetzt nicht weg. Ich will meinen Job nicht verlieren«, sagte ich, um einen entsprechend flehenden Blick bemüht.

»Du wirst noch etwas ganz anderes verlieren, wenn du ihn mir nicht sofort gibst!« Seine schwarzen Augen leuchteten unheimlich auf. Mein Herz hämmerte so laut gegen meine Brust, dass ich mir sicher war, er hörte es auch. In seinen Zügen las ich neben der düsteren Entschlossenheit auch unterdrückte Wut. Ich wollte sie nicht zu spüren bekommen. Er ließ mir keine Wahl.

»Ich muss erst meinen Kollegen Bescheid sagen«, murmelte ich zögernd.

»Ich warte draußen!« Er drehte sich ruckartig um und steuerte zum Ausgang. Ich atmete tief ein. Mist! Das war dumm gelaufen.

Schnell teilte ich Maria mit, mir ginge es nicht gut und ich verstand, wie ungehalten sie darüber war, denn der Laden war brechend voll.

Ich vergaß sogar meine Schuhe umzuziehen, nahm nur schnell meine Tasche und hetzte hinaus. Irgendetwas an ihm hatte mich in tiefe Angst versetzt.

Mit verschränkten Armen lehnte er draußen an einem schwarzen Bentley und fixierte den Eingang. Als ich herauskam, riss er genervt die Hintertür auf. Ich beeilte mich so schnell es ging einzusteigen. Offenbar hatte er einen Fahrer, denn er ließ sich neben mir auf der Rückbank nieder.

»Wohin?«

»Via dei Colli, Nummer 25, bitte«, antwortete ich brav und sah aus dem Fenster, um seinem Blick aus dem Weg zu gehen. Doch ich konnte, im Gegensatz zu ihm, schwer mit Stille umgehen.

»Wofür ist der Schlüssel?«, fragte ich leise, nachdem wir eine Weile gefahren waren. Ich erwartete fast, dass er mir nicht darauf antwortete.

»Für meinen Keller!«

Unwillkürlich schaute ich ihn an. Das hatte ich nicht erwartet. »Was ist dort so Wichtiges? Wenn du heute noch dringend dort hineinmusst!«

»Meinst du, das verrate ich dir? Einer Diebin!«, herrschte er mich an. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Seine Augen schimmerten hart, beinahe erbarmungslos.

Erneut blickte ich aus dem Fenster und bewegte mich erst wieder, als das Auto vor meinem Haus hielt.

»Ich komme gleich wieder«, beeilte ich mich zu sagen und stieg aus. Das Letzte, was ich wollte, war ihn mit seinem schicken Anzug in meiner winzigen, baufälligen Wohnung zu haben.

Als ich abgehetzt oben ankam, stockte ich. Die Wohnungstür stand einen Spalt offen. War Fabrizio etwa wieder eingebrochen? Vorsichtig öffnete ich sie und blieb einen Moment unschlüssig im Flur stehen. Alles blieb ruhig. Lautlos schlich ich in mein Zimmer und unterdrückte einen Schrei. Der ganze Raum war verwüstet. Mein Bett war zerwühlt und halb abgezogen. Mein Schrank stand offen, alle Kleidungsstücke lagen in einem Haufen davor auf dem Boden.

Ängstlich wagte ich zur Kommode zu schauen. Die Schubladen waren alle herausgerissen und ausgekippt.

Ich stürzte zu dem ausgeschütteten Haufen an Geldbörsen.

Da war sie. Schnell griff ich danach und klappte sie auf. Das Fach war leer. Ich schüttelte es wie wild. Doch allein schon an dem flachen Aussehen, hätte mir klar sein müssen, dass der Schlüssel nicht mehr darin war. Die EC-Karte steckte noch an ihrem Platz. Das war komisch. Ich wühlte durch den Stapel Krimskrams. Der Schlüssel war nicht darunter. Hatte etwa jemand gezielt danach gesucht? Dieses Haus wirkte nicht so, als könne man hier gute Beute machen, daher war dieser Einbruch sicher kein Zufall. Ich wischte durch meine wild verteilte Unterwäsche über den Boden, ob ich irgendetwas Metallisches klimpern hörte, aber der Schlüssel tauchte nicht auf. Panik stieg in mir auf. Was sollte ich ihm sagen?

Plötzlich bemerkte ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Langsam blickte ich zur Tür, aus Angst was mich dort erwartete. Eine große blonde Frau stand dort, mit heller Haut und einem leichten Wickelkleid.

»Wer bist du?«, fragte ich verwirrt. »Hast du das etwa gemacht?« Ich zeigte auf das Chaos in meinem Zimmer. Doch statt einer Antwort, stürzte sie sich mit einem fürchterlich grellen Schrei auf mich. Sofort kippte ich hinten über, während sie mich mit ihrem Gewicht zu Boden drückte. Sie war viel stärker, als sie aussah. Unkontrolliert schlug ich um mich und versuchte sie von mir hinunterzuschieben, aber es half alles nichts. Was wollte sie von mir?

Meine Augen schielten zu ihrem Gesicht über mir und ich schrie erschrocken auf, als sie eine Vielzahl spitzer Reißzähne in ihrem Mund entblößte. Ihr Blick war starr auf meinen Hals gerichtet. Wollte sie mich etwa beißen? Wie ein Vampir? Ich stemmte meine Arme gegen ihren Brustkorb, während sie ihren Mund unnatürlich weit aufriss. Ich spürte ihren glühenden Atem an meinem Hals, ebenso wie meinen hämmernden Puls, der ihr Ziel zu sein schien. In meiner Not rief ich nach Fabrizio. Doch nichts passierte, außer dass ich ihre scharfen Zähne bereits über meine Haut kratzen fühlte.

Unvermittelt riss sie etwas von mir. Sie flog quer durchs Zimmer und knallte neben meinem Bett an die Wand. Der restliche Putz verabschiedete sich auch noch und rieselte wie Schnee auf sie herab. Ich starrte auf ihren leblosen Körper am Boden. Der Mann aus der Bar stand vor mir und blickte auf mich nieder. Ich kroch unweigerliche ein Stück von ihm weg. Er öffnete seine Hand und ich erkannte Flammen darin auflodern. Ruckartig riss er seinen Arm hoch, woraufhin der Körper der Frau augenblicklich in Feuer aufging. Helle, meterhohe Flammen brannten in meinem Zimmer. Nach dreißig Sekunden erloschen sie wie von selbst und die Frau war mit ihnen verschwunden. Ein Häufchen Asche blieb zurück. Sonst nichts. Kein angesenktes Holz an meinem Schrank oder Brandflecken auf dem Teppich. Ich rückte instinktiv weiter nach hinten und stieß hart gegen die Wand. Was war das für ein Typ?

Eins stand fest, es war keiner von den Guten. Langsam kam er auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen. Ganz sicher würde ich sie nicht nehmen, schließlich hatte sie eben noch lichterloh gebrannt. Ich nahm all meinen Mut zusammen, warf ihm zur Ablenkung sein Portemonnaie entgegen, bevor ich nach vorne durch die Tür hinaus aus dem Zimmer und hinein ins Treppenhaus schoss. Ich stolperte die Stufen hinunter und klopfte und klingelte aufgelöst bei Fabrizio. Schläfrig öffnete er irgendwann die Tür. Panisch stürzte ich in seine Wohnung und knallte die Tür hinter uns zu. Ich zitterte am ganzen Körper, mein Herz hämmerte qualvoll in meiner Brust.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte er verstört. Er trug nur eine Boxershorts und ein ärmelloses Shirt.

»Ein Mann ist in meiner Wohnung. Er hat eine Frau angezündet. Sie hat mich ausgeraubt«, stammelte ich.

»Was?«, brüllte er und rauschte hinaus. Ich hörte ihn die Treppen nach oben poltern.

Kurz darauf kehrte er schon wieder zurück. »Die Wohnung ist leer! Willst du mich veraschen?«

»Das kann nicht sein, ich hätte ihn doch gehört, wenn er runtergekommen wäre. Hast du nichts von dem Geschrei oben mitbekommen? Bei dem Chaos, das sie in meinem Zimmer verursacht hat, das muss einen enormen Lärm gemacht haben!« Mit zittrigen Händen strich ich mir die Haare nach hinten.

Offenbar schien er mir zu glauben, dass meine Angst nicht gespielt war, denn er trat ein Stück zurück und winkte mich mit sich ins Wohnzimmer. »Vielleicht hast du das geträumt?«

Ausgelaugt schleppte ich mich hinterher. »Nein. Ich habe nicht geschlafen. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen!«

»Vielleicht hast du auch geträumt, dass du nach Hause gekommen bist!« Er lehnte sich gegen ein riesiges Hantelgerät, das mitten in dem kleinen Wohnzimmer stand und es zusammen mit dem Sofa komplett ausfüllte.

Es hatte keinen Zweck. Es gab keine Beweise. Ich würde mich nur lächerlich machen, wenn ich weiter auf meiner Behauptung beharrte.

»Kann ich heute bei dir schlafen?«, fragte ich kleinlaut. Ich konnte jetzt auf keinen Fall wieder in meine Wohnung gehen, ob ich mir die ganze Sache nun eingebildet hatte oder nicht.

»Oh. Da habe ich ja schon lange drauf gewartet!« Er betrachtete versonnen seinen Bizeps.

»Ich meinte auf dem Sofa!« Er wirkte etwas enttäuscht, aber nickte mit gleichgültiger Miene. Dann schlich er zurück in sein Schlafzimmer und ich ließ mich auf das glatte Ledersofa fallen, als wäre es mein sicherer Hafen.

Ich versuchte mich zu sammeln, während mein Atem schnell und flach ging. Was war da gerade passiert? Wo war so schnell das Feuer hergekommen? Und was war mit dem Schlüssel passiert? Sie hatte ihn nicht bei sich gehabt. Jemand anderes musste vorher in der Wohnung gewesen sein und gezielt danach gesucht haben.

Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf und wachte am Morgen völlig verwirrt auf. Vorsichtig schlich ich in meine Wohnung. Es war wieder alles ruhig. Alessias Zimmer, Küche und Bad waren ordentlich. Nur in meinem Zimmer herrschte immer noch das Chaos. Das bestätigte meinen Verdacht, dass gezielt nach dem Schlüssel gesucht worden war. Mühsam machte ich mich ans Aufräumen, zog mir dann ein weißes Sommerkleid an und zwang mich hinaus auf den Weg zur Buchhandlung. Ich hatte mir ein scharfes Küchenmesser in meine Tasche gesteckt und sah mich unterwegs mehrmals um. Angst steckte mir in den Knochen und ließ mich den ganzen Arbeitstag nicht los.

Ich wusste nicht, ob ich mir selbst trauen konnte. Aber es war wirklich passiert. Diese Frau hatte mich beißen wollen. Aber es gab keine Vampire, das war irre. Doch diese Tatsache hinderte sie ja nicht daran, sich für einen zu halten.

Doch vor ihm fürchtete ich mich mindestens genauso sehr, wenn nicht noch stärker. Vielleicht gehörte er zur Mafia. Er hatte nicht so ausgesehen, als hätte er zum ersten Mal jemanden verbrannt. Eher hatte er gewirkt, als wären solche Aktionen alltäglich für ihn. Das bedeutete, ich konnte nicht zur Polizei gehen. Ich hatte sowieso keine Namen zu bieten, daher war das eh Blödsinn. Aber bei Kontakt mit der Mafia war vermutlich das Beste, wenn ich mich einfach ruhig verhielt und so weitermachte wie bisher, ohne jemandem aufzufallen.

In was für eine Scheiße war ich da nur hineingeraten? Am Vormittag übermannte mich einige Male eine impulsive Panik, die mich kaum auf meinen eigentlichen Job konzentrieren ließ und sich nur kurzzeitig beruhigen ließ, indem ich mir immer wieder einredete, dass ich kein interessantes Ziel für Verbrecher bot. Glücklicherweise war der winzige Buchladen heute noch schlechter besucht als sonst schon und mir boten sich nicht allzu viele Gelegenheiten, um durch meine Unaufmerksamkeit größeren Schaden anzurichten.

In der Mittagspause rief ich meinen Bruder Joshua an. Wir waren nicht wirklich verwand. Meine Stiefmutter hatte ihn mit in die Ehe gebracht, genauso wie mein Vater mich. Er war zwei Jahre älter und wir hatten uns als Kinder eigentlich nie verstanden. Aber als junge Erwachsene hatten wir beide gemerkt, dass wir das Einzige an Familie waren, was uns geblieben war. Nachdem mich seine Mutter mit siebzehn nach einem Streit aus der Wohnung geworfen hatte und mein Vater gesundheitlich längst nicht mehr in der Lage gewesen war, dem irgendetwas entgegenzusetzen, hatte Josh mich jahrelang in seiner WG auf dem Sofa schlafen lassen.

Seine Mutter hatte sich nach der Scheidung von meinem Vater längst neu orientiert und hegte nicht sonderlich viel Interesse an ihrem Sohn. Auch ich hatte nie wieder etwas von ihr gehört.

»Josh, kann ich zu dir nach London kommen? Nur für ein paar Wochen?«, fragte ich gehetzt, während es am anderen Ende rauschte.

»Ja, natürlich. Was ist passiert?« Seine vertraute Stimme zu hören, tröstete mich leider weniger, als ich gehofft hatte.

»Ich weiß nicht genau, aber es wurde in meine Wohnung eingebrochen und ein unheimlicher Typ stalkt mich. Ich möchte hier gerade nur weg.«

Er atmete geräuschvoll ein. »Warst du bei der Polizei?«

»Nein, ich kann nicht. Ich glaube, er hat eine Frau umgebracht und ich will nicht die Nächste sein.«

Er machte eine Pause, als ließ er das erstmal sacken. »Okay, kannst du dir ein Ticket kaufen? Ich bin gerade ziemlich blank!«

»Ja, ich schreibe dir dann, wann ich ankomme.« Ich atmete erleichtert aus.

»Pass bitte auf dich auf!«

»Ich versuche es, bis bald!« Ich hatte immer noch das gestohlene Geld und würde mir davon ein Flugticket leisten. Ich konnte hier unmöglich bleiben.

Nach Feierabend fühlte ich mich auf dem Weg nach Hause verfolgt. Ich sah mich pausenlos um und zitterte bei jeder Straße, die menschenleer war. Hektisch bog ich in die kleine Gasse kurz vor meinem Haus ab. Nervös sah ich über die Schulter und erstarrte in der Bewegung.

Ich blinzelte. Es war immer noch da und fauchte mich an. Ein riesiges Wesen mit dem Kopf eines Löwen, dem Körper einer Ziege und dem gezackten Schwanz eines Drachen. Ein stummes Keuchen entwich mir. Das Ding fixierte mich und war absolut bereit zum Angriff. Langsam griff ich in meine Tasche, um jede schnelle Bewegung zu vermeiden.

Schritt für Schritt wich ich rückwärts zurück, meine Hand um das Messer geschlossen, während mich die Kreatur dabei beobachtete. Fast erreichte ich die rettende Ecke zur Hauptstraße, da machte sie einen einzigen, großen Satz und stand genau vor mir. Das riesige Maul war halb geöffnet. Ich atmete panisch ein.

Eine Sekunde später warf es mich zu Boden, mein Kopf prallte hart auf den Asphalt. Seine große Pranke drückte sich in meinen Brustkorb. Ich hatte keine Chance gegen diese Muskelkraft. Ich schrie und wand mich unter dem Tier, doch niemand schien mich zu hören. Es schnupperte an mir und sog meine Witterung tief in sich ein. Dann leckte es sich über die raubtierhaften Zähne. Es ließ keine Zweifel aufkommen. Ich war sein Abendessen.

All meine Instinkte riefen mich zum Kampf ums Überleben auf. Das Blut rauschte durch meine Adern. Angestrengt löste ich mich aus meiner Starre und begann wild um mich zu treten. Endlich schaffte ich es meinen Arm zu befreien und stieß dem Monster das Messer ins Bein. Kurz jaulte es auf. Dann fletschte es seine Zähne und senkte seinen Kopf in Zeitlupe zu mir herunter. Reflexartig riss ich das Messer hoch und rammte es in seinen Hals. Mit aller Gewalt zog ich das Messer durch sein zähes Fleisch und ritzte seine Kehle auf.

Blutend brach das Tier über mir zusammen. Sofort war mein weißes Kleid blutrot getränkt und klebt nass an mir.

Zitternd kroch ich unter dem massigen Körper hervor und stellte mich auf wackeligen Beinen auf. Mein Brustkorb hob sich hektisch und ich japste nach Luft. Ich betrachtete das verrückte Geschöpf, das nun leblos vor mir auf der Straße lag und konnte einfach nicht fassen, was ich da sah. Dann rannte ich nach Hause, ohne anzuhalten und ohne mich noch einmal umzusehen. Keuchend hetzte ich die Treppen nach oben in meine Wohnung. Sofort spürte ich, dass ich nicht allein war. Das konnte doch nicht wahr sein. Langsam lugte ich um die Ecke in mein Zimmer.

»Was tust du hier?«, fragte ich Fabrizio genervt, der ertappt zusammenzuckte, als ich den Raum betrat. Ein Teil von mir war erleichtert, dass nur er es war.

»Ich … ich wollte nur nach dem Rechten sehen?« Die Unsicherheit stand ihm ins Gesicht geschrieben und ließ mich aufhorchen. Dieses Schuldbewusstsein passte nicht zu ihm. Etwas an seinem flatternden Blick war anders.

»Das ist doch gelogen. Suchst du auch nach dem Schlüssel?« Immerhin war mein frisch aufgeräumtes Zimmer beinahe so stark auf den Kopf gestellt worden wie gestern.

»Was? Ist er etwa noch hier?« Er sah sich hastig um.

»Also weißt du davon? Von wem? Wer sind diese Leute?«, rief ich unbeherrscht. Ich kam kaum hinterher, um zu verarbeiten, was gerade mit meinem Leben geschah.

Doch seine Aufmerksamkeit richtete sich nun auf meine Erscheinung. »Wessen Blut ist das?«, stieß er hervor, während er mich ängstlich von oben bis unten musterte. Ich hielt immer noch das Messer in der Hand und hatte überall in meinem Gesicht Blutspritzer. Ganz zu schweigen von meinem tropfnassen Kleid. Doch erst war ich mit meinen Fragen dran.

»Sag mir, was du weißt«, schrie ich ihn an und hielt das Messer bedrohlich hoch. Meine Nerven waren nach den Vorfällen seit gestern Abend nur noch dünn. Außerdem schien er nicht gänzlich unbeteiligt an dem Durcheinander in meinem Leben zu sein.

Er schluckte mit gequältem Ausdruck. »Ich weiß nichts, ich habe zufällig von dem Schlüssel erfahren!«

»Zufällig? Von wem?« Das war doch alles nicht zu fassen. Wie konnte ein simpler Kellerschlüssel für so viel Aufsehen sorgen?

»Ich kenne ihn nicht!« Fabrizio neigte seinen Blick auf den Berg Klamotten zu seinen Füßen und schob damit einige Teile über den Boden.