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Golf und delikates Essen, dies sind die Themen in diesem humorvollen, leicht mörderischen Buch. Ähnlichkeiten mit vorhandenen Golfplätzen, Personen und Handlungen sind rein zufällig und nicht gewollt, lassen sich aber nicht vermeiden. Die Rezepte können nachgekocht werden, verzichten Sie aber auf die gefährlichen Zutaten. Schmunzeln Sie aber, wenn Sie sich oder einen Bekannten entdecken und Lust bekommen, das eine oder andere Spiel oder Essen nachzuahmen. Ich habe als Autor die Ideen auf dem Golfplatz in Motzen bei Berlin bekommen, bei einem ungefährlichen Drink und Blick auf Golfer und Platz.
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Seitenzahl: 283
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Zum Nachkochen nicht immer empfohlen
gewidmet Kerstin Keil
Copyright © by Peter-Wolfgang Klose, Bestensee 2022
Sonderedition ohne Seitenzahl
Dann macht das Blättern viel mehr Freude
M Mordshunger
G Warum nicht vorher etwas trinken
M Das bibliophile Trio
G Darf’s ein Schlag mehr sein
M Port
G Golfkuss
M Vorbei
G Knapp vorbei ist auch daneben
M Orakel
G Waidmanns Heil
M Kalle
G Gebet eines Golf Pro
M Diät
G Seilschaften
M Das Huhn Bertha
G Schau vorwärts mein Engel
M Die kalte Sophie
G 3 x ist 3 x zuviel
M Jacques
G Schönes Spiel
M Der Gärtner
G Ein Sand Wedge ist doch kein Sandwich
M Jestatten: Klecks
G It’s cheater time
M Rigobert
G Hole in one - total
M Das Eisbein
G Ab in den Bunker
M Kakao
G Golfspiel
M Knete
G Jeder schlägt so gut er kann
M Entspannen
G Anscheinend – Durchscheinend – Geisterhaft
M Gänseklein
G Räuber
M Wohlfühlgedanken
G Weiß
M Schwere Last
G Der Sensationsfund
M Das Kuchenstückchen
G Zum Jubiläum
M Guten Appetit
G Die Plage
M Johanna
G Himmlisches Golf – Teuflisches Spiel
M Toll
G Rough
M Die Treppe
G Fahr doch zur Hölle
M Gefühle
G Wer zuerst schlägt
M Der Weckmann
G … und Du bist eine Schönheit
M Schlankheitskur
G Skyfall
M Der Topf
G Fore!
M Mutters schönste Weihnachtkuchen
G Schlagabtausch
M Sucht
G Es ist noch kein Meister
M Teller, wenn Du reden könntest
G Ein schwerer Schlag
S Einen Augenblick bitte
G Entenglück
S Oh Mann!
G Hi, look a real Bavarian
M Langes Kurzleben
S Raue See
M Spiegelwand
M Rosenstrauß
G Neuer Bunker
Rezeptanhang
Macho zu sein, fiel ihm nie schwer. Er hatte einen super durchtrainierten Körper, schwarze, etwas längere, gelockte Haare und blitzblaue Augen. Dazu die natürliche, und Dank der Sonnenbank, andauernde Bräune. Vom Alter her war er schwer einzuschätzen. So 30 bis 40 Jahre vielleicht. Welche Frau konnte ihm da widerstehen. Seine Anzüge suchte er sich in Düsseldorf oder in Leipzig heraus. Sie konnten gar nicht zu teuer sein. Sein Pass lautete auf Lothar Müller, doch er nannte sich Henry de Villon, alte Hugenottenfamilie. Auch das wirkte gut auf jedes weibliche Wesen. Mitunter machte er auf Schüchtern, dann wieder auf leger oder depressiv. Damit weckte er die mütterlichen Gefühle bei den Damen. Von Beruf hätte er durchaus ‚Frauenmörder’ angeben können. Er war reisefreudig und deshalb hatte man ihn bis jetzt auch noch nicht gefasst. Er hatte nur zwei Sachen im Kopf: Geld und Rache an den Frauen, denn seine Mutter war mit dem Vermögen des Vaters durchgebrannt und hatte nur Schulden hinterlassen. Für ihn gab es nur folgende Reihenfolge: kennenlernen, verführen, betäuben, erwürgen, entsorgen. Einfach so.
Bei seiner Auswahl überlegte er genau. Hübsche Frauen fielen auf. Da machten andere Leute Fotos, wenn sie in so toller Begleitung unterwegs waren. Lieber suchte er die Brave, Schüchterne und unauffällig Sitzengebliebenen, wie es seine Mutter einst war. Die waren dankbar für jede Aufmerksamkeit.
Seine kürzeste Errungenschaft hatte nur drei Stunden gedauert. Seine längsten fünf Dates, bis er zum Zuge kam. Henry oder Lothar legte es nicht darauf an, dass sein bester Freund zum Zuge kam. Ihm genügte es, die Damen heiß zu machen. Und darin war er spitze. Damit hatte er noch nie eine Frau enttäuscht. Seine Angelplätze, wie er es nannte, waren Veranstaltungen, die mit Ü30 bezeichnet wurden. Hier lag der Frauenanteil bei gut 70 Prozent. Bei der Ankündigung ‚Damenwahl’ verzog er sich auf die Toilette, um dann zurückzukommen, wenn der Tanz gerade angefangen hatte. Dann forderte er die zurückgebliebenen Damen auf, denen man ansah, dass der Schmuck, den sie trugen, durchaus echt war. Mit Modeschmuck hatte er es nicht so. Galant verbeugte er sich, säuselte seinen Namen und griff sich die Hand, um sie dann mit sanften Lippen zu küssen. Die sanften Lippen waren die Folge einer guten Lippencreme. „Darf ich um diesen Tanz bitten, Gnädigste?“ hauchte er ihr entgegen. Der Pfefferminz tat sein Übriges.
Er konnte jeden Tanz, ob Walzer oder Tango. Dabei drückte er die Frauen an sich und begann seine Standardgeschichte. „Hugenotten, Preußen, Krieg, Gut verloren, klein wieder angefangen, jetzt Reiterhof bei Warendorf. Nichts Besonderes, nur ein paar Zuchtpferde. Zu Besuch bei Kunden, heute am Abend alleine und deshalb hier.“ Blablabla, die Damen glaubten es immer. Entweder ging es dann zu den Damen oder man verabredete sich für den nächsten Tag. Bis jetzt hatte es acht Mal funktioniert.
Auch die Rotweinnummer funktionierte immer, na ja, fast immer, einmal war er an eine trockene Alkoholikerin geraten, die keinen Rotwein trinken wollte. Im passenden Augenblick die K.O.-Tropfen in das Glas gegeben und dann gesehen, wie die Damen in seine Arme sanken.
Er liebte diese starken blauen Müllsäcke, die es im Baumarkt gab. Da passten seine Opfer genau hinein. Wo die nächste Mülldeponie war, wusste er auch und der Rest war eine Fahrt im Leihwagen.
Ellen war ganz anders als Henry. Und heute war Ellen sein Opfer. Ellen war Buchhalterin bei einer Steuerkanzlei. Ihr Sexualleben war so trocken, wie die Zahlen, mit denen sie zu tun hatte. Und jetzt hatte sie dieses Glück. Einen solchen Mann schickte der Himmel. Sie war noch nie in Berlin-Mitte auf einer Ü30 Party gewesen. Die Stadt war ja auch so groß. Ellen wollte Henry eigentlich gar nicht zum Tanzen auffordern, doch dann kam er selbst – trotz Damenwahl. Aber er kam wohl von der Toilette und hatte die Ankündigung nicht gehört. Die nächsten drei Tänze waren ein Traum. Immer wieder küsste er dezent ihren Hals. Der kurze Dreitagebart kitzelte so schön. Dann hatten sie noch eine Flasche Sekt getrunken, die sie sich bei der Bezahlung teilten. Ellen wollte es so. Aber das Schönste war die Verabredung für den nächsten Abend. Ellen hatte ihn zu sich gebeten und am nächsten Morgen in der Firma angerufen, dass sie krank sei. Sie musste ja schließlich putzen und kochen. Apropos Kochen. Sie kochte eine gute preußische Kartoffelsuppe. In Erinnerung an Friedrich den Großen und das Gut der von Villon in Ostpreußen. Wie hieß der Ort noch gleich? Ach ja ‚Adlig-Milchbude’. Sie hatte im Internet nachgesehen. Diesen Ort gab es wirklich. Also diese preußische Kartoffelsuppe wurde mit Kartoffeln, Zwiebeln und Hühnerfond hergestellt. Dazu bereitete sie Mini-Königsberger-Klopse zu. Aus frischem Kalbfleisch. All ihre Liebe und Kochkünste steckten in diesem anscheinend einfachen, aber sehr schmackhaftem Gericht.
Der Tisch war traumhaft gedeckt. Stilvoller hätte es nicht sein können. Henry klingelte und als die Tür geöffnet wurde, zog er seine Handschuhe aus und überreichte ihr einen Blumenstrauß, dessen Folie er heruntergezogen hatte. Rote Rosen, ein halbes Dutzend, langstielig. Die Flasche Rotwein war auch mit dabei. Château Lafitte Rothschild. Er übergab seinen Mantel der Hausherrin und reichte ihr dann die Blumen und die Flasche, die Ellen lächelnd entgegennahm.
„Ich habe etwas Einfaches gekocht. Eine preußische Suppe mit petit-Königsberger-Klopsen.“ Ellens Stimme zitterte vor Vorfreude. „Das Geschirr ist von KPM, es hat einmal einer preußischen Prinzessin gehört. Meine Großtante war Kammerzofe bei ihr gewesen und bekam es zur Hochzeit geschenkt. Es ist noch fast vollständig. Aber kommen Sie doch bitte ins Esszimmer.“
Henry schätzte die Werte mit einem Blick ein. Die silbernen Leuchter waren alleine schon was wert. Der Teppich war nicht echt, das sah er sofort. Aber die goldene Uhr unter dem großen Spiegel auf dem Kaminsims war wertvoll. Der Schmuck war sicher im Schlafzimmer zwischen der Wäsche. Er kannte sich aus.
Ellen bot ihm einen Platz ein. Er nahm dankend an. Aus der Küche kam ein herrlicher Duft. „Darf ich Ihnen erst einmal einen Aperitif anbieten? Möchten Sie einen Sherry oder lieber einen Jahrgangsport 2002er?“
„Ich nehme gerne den Portwein. Aber bitte mit Eis, wenn Sie haben.“
„Gerne doch, mein Lieber.“
Ellen trug nicht nur den Portwein auf, sondern auch die Suppe. Das Eis klingelte im Glas, als Henry den Portwein ein wenig umher schwang. Ellen nippte nur kurz am Port 2002.
„Die Suppe riecht aber wirklich sehr gut.“ Henry wollte möglichst bald seinen Plan umsetzen. Aber die Suppe roch wirklich verführerisch. Ellen hatte die Klöpschen in einer kleinen Schüssel liegen. Mit einer silbernen Suppenlusche gab sie zwei Ladungen voll in die königlichen Suppenteller. „Möchten Sie drei oder vier Klöße, lieber Henry?
„Die sehen so lecker aus, wenn ich vier Stück haben könnte?“ Hellen gab die Klöße einzeln in die Suppe. Eins, zwei, drei, vier. „Bon Appetit.“ flötete Ellen ihrem Besuch entgegen. Sie selbst nahm sich nur eine Kelle Suppe – ohne Königsberg Klopse. War sie Vegetarierin, fragte sich Henry? Er zerdrückte sich eines der Fleischbällchen mit der Zunge am Gaumen. Ein ganz eigener Geschmack. „Darf ich noch etwas Pfeffer haben, bitte?“, fragte Henry höflich. Irgendwie flackerten die Kerzen so merkwürdig.
„Aber sehr gerne, ich hole die Menagen eben aus der Küche.“ Ellen umrundete den Tisch und ging in die Küche die Gewürze holen.
Das nutzte Henry, obgleich es ihm irgendwie flau war. Der Portwein auf nüchternen Magen war wohl nicht so gut gewesen. Er goss die K.O.-Tropfen in Ellens Glas, und als Ellen zurück aus der Küche kam, goss er den Rotwein ein. „Damit er noch atmen kann“, meinte er leicht lallend.
„Ja, er soll atmen. Schmeckt die Suppe denn? Sie reichte ihm die Pfeffermühle. Dann zerbiss er das zweite Klöpslein. Irgendwie verschwamm ihm alles vor Genuss vor den Augen. Dann trat ihm Schaum vor den Mund. Er zuckte kurz und dann konnte Ellen nur mit einem festen Griff verhindern, dass er mit dem Gesicht in die Suppe fiel.
Man sah ihr wirklich nicht an, dass sie früher einmal Gewichtheberin gewesen war. Deshalb war es nicht allzu schwer für sie den widerlichen Typen zu entsorgen. Wozu doch die blauen Müllsäcke gut sind. Auch er würde in der alten Sickergrube Platz finden. In siebzehn Jahren hatten sich jetzt ein Dutzend Kerle zum „Stelldichein“ dort eingefunden. Henry war die Nummer 12.
Jetzt musste sie nur noch alles gut abwaschen, die Klopse den Ratten in der Toilette vorsetzen und dann war alles wie vorher.
Hätte Daniel damals nicht den Fehler gemacht, sie in der Tanzstunde sitzen zu lassen, würden heute mehr Menschen auf der Welt leben. Menschen, die Stil und Etikette noch beherrschten, oder doch nicht?
Simon war ein guter Golfspieler, gutes Mittelmaß. Verlieren konnte er schon schlechter. Nicht im Spiel, sondern beim Flirten.
Gutes Wetter nutzte er immer aus und ging zum Golfplatz. Er konnte es sich leisten, denn seine Eltern hatten ihm ein Millionenvermögen vererbt, welches knapp über die 100 Millionen ging. Was er auch anstellte, es vermehrte sich fast von selbst. Mitgeerbt hatte er auch den guten Finanzberater seiner Eltern, dem er fest vertraute. Der war inzwischen ein würdiger, älterer Herr, der nur noch drei Mandanten betreute. Das reicht ihm auch.
Simon genoss die Stunden im Golfclub, vor allem im dazugehörigen Restaurant mit seiner guten Küche. Dort traf man immer irgendwelche Golfkollegen, die sich unterhalten wollten. Und hier startete er auch seine Flirtversuche. Er kannte seine Grenzen und wusste, wie weit er gehen konnte und wollte, denn eine Beziehung wollte er nicht eingehen.
Immer wieder kamen auch neue junge Damen in den Golfclub, denen er dann seinen Rehaugenblick zukommen lassen konnte. So kam er meist ins Gespräch und erfuhr auch immer, wie gut die jungen Damen Golf spielten. Die, welche schon als Kinder angefangen hatten, lud er noch zu einem Drink ein und beließ es dann bei einem flachen Gespräch, aber die, welche sich als Anfängerin entpuppten, denen bot er eine gemeinsame Runde an. Das ging fast immer gut und nur selten bekam er einen Korb.
Dieses Mal war es eine hübsche, blonde, schlanke Frau. Er schätzte sie auf Mitte-Ende Zwanzig, die zusammen mit zwei älteren Golferinnen, die er auch kannte, das Restaurant betrat.
Höflich wie er immer war, stand er auf und begrüßte die beiden älteren Damen mit einem freundlichen Handschlag, dann stellte er sich der Jüngeren vor.
„Simon, einfach nur Simon.“ Sein Rehaugenblick funktionierte, wie er professionell bemerkte.
„Donata, einfach nur Donata.“ Lächelte die junge Frau zurück.
„Heute das erste Mal hier? Ich habe Sie noch nie hier gesehen und glauben Sie mit, Sie wären mir aufgefallen.“ Simon legte den Kopf leicht schräg, was seine braunen Locken zur Seite fallen ließen.
„Ja, ich habe einen Golfschnupperkurs geschenkt bekommen, da wollte ich mir mal den Club ansehen und da ich Frau Semrock kenne und wusste, dass sie hier Golf spielt, hat ich sie gebeten, mich doch einmal mitzunehmen.“
Simon lächelte Frau Semrock an und flüsterte kaum hörbar ein „Danke“.
„Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ja mal den Platz zeigen. Wir haben ja richtig Glück mit dem Wetter.“
„Gerne, aber nicht heute. Heute wollte ich mir nur mal einen Eindruck verschaffen und den Termin für den Schnupperkurs festlegen. Aber danach gerne.“
Simon lächelte und bestellte dann bei der Bedienung vier Golfer, das Standardgetränk hier im Club.
Die nächste halbe Stunde unterhielten sich die Damen und Simon über den Platz und die Sondernagebote an Golfkleidung im Shop. Dann verabschiedete sich Simon mit den Worten: “Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit Ihnen. Mich finden Sie hier fast täglich hier. Das ist quasi mein zweites Wohnzimmer oder mein zweiter Garten hier.“ Er hatte absichtlich nicht seine Telefonnummer gegeben, denn auch das gehörte zu seiner Taktik.
Das war jetzt drei Wochen her und Simon hatte die junge Frau, die wirklich charmant war, noch nicht wiedergesehen.
Gerade wollte er seine Runde drehen, als er im Eingang Donata erblickte. Schick im Golf Look kam sie und sah, wie sie auf die Reception zuging, dort kurz sprach und sich dann umblickte. Auch sie sah ihn und nickte ihm freundlich zu. Gerade als Simon zurücknickte, kam einer der Trainer auf sie zu und sprach mit ihr. Anscheinend hatte sie ihren Golfschnupperkurs. Und so war es auch. Gut anderthalb Stunden waren der Trainer und Donata unterwegs, als sie zurückkamen. Simon hatte keine Runde gedreht, sondern im Restaurant gegessen. Flott stand er auf, um Donata zu begrüßen.
„Schön Sie wieder zu sehen. Hat Ihnen der Kurs Vergnügen gemacht? Sie haben ja einen Toptrainer an Ihrer Seite gehabt. Einen besseren hätte Sie hier nicht finden können.“ Dabei sah er Tom, den Trainer schmunzelnd an.
Tom kannte Simon und wusste, dass er sich jetzt verabschieden musste.
„Wie wäre es mit einem Cocktail? Es gibt hier wunderbare alkoholfreie Drinks, die richtig erfrischen.“
„Danke, können Sie einen empfehlen, ich kenne mich da nicht so aus.“
Simon bestellt „zwei Spezial“ und deutete auf einen freien Platz an seinem Tisch. „Bitte nehmen Sie doch Platz. Und, war es anstrengend mit all den neuen Begriffen?“
„Nein, ich habe mich vorher schon kundig gemacht und viel gelesen. Ich bin zwar blond, aber kann trotzdem lesen.“ Donata lachte kurz auf.
Simon fuhr alles auf, was er Drauf hatte. Drei Stunden später war es dann soweit. Sie verabredeten sich für den kommenden Samstag zu einer gemeinsamen Runde mit anschließendem Lunch bei Simon.
Wenn Simon alles gewusst hätte, dann hätte er die Finger von Donata gelassen. Aber, wie sollte er auch etwas ahnen, denn es lief ja wie immer, wie seit fast zwanzig Jahren. Jetzt mit 43 war er in der Blüte seines Lebens und die leichten grauen Strähnchen wirkten für sich.
Das Lunch hatte er natürlich bestellt. Warum sollte er selbst kochen, wenn andere das besser machten.
Das gute Geschirr und die Gläser hatte er noch einmal poliert, und die Kerzen geradegestellt, als es klingelte und Donata in der Türe stand. Sie hatte einen guten Portwein mitgebracht, einen Jahrgansportwein, der so alt war wie sie selbst.
Es wurde ein schöner Abend und auch das Essen schmeckte. Vorher probierten sie den Portwein, den Donata eingoss, während Simon sich um die Kerzen kümmerte.
Dann wurde Simon plötzlich müde. Er merkte es nicht einmal, sondern fiel einfach fast vom Stuhl. Donata konnte ihn gerade noch auffangen.
Sie zog ihn zum Bett, kleidete ihn aus und legte ihn hin, dann räumte sie den Tisch ab, Stellte das Geschirr in die Spülmaschine und lüftete den Raum.
Als sie die Spülmaschine leerräumte, lächelte sie. Alles war so gelaufen, wie sie es geplant hatte.
Als Simon nach einigen Tagen immer noch nicht wieder im Golfclub war, machte sich die Leiterin des Clubs Gedanken und rief bei ihm an. Doch er meldete sich nicht.
Sie fuhr bei Simon vorbei, doch er machte nicht auf. Da sie sich wirklich Sorgen machte, benachrichtige die Polizei und wartete vor dem Haus. Als die Beamten kamen klingelten sie erst, dann gingen sie um das Haus und blickten durch jedes Fenster. Am dritten Fenster hatten sie Glück. Sie konnten einen Blick in das Schlafzimmer werfen und sahen Simon regungslos im Bett liegen. Er reagierte auch nicht, als sie heftig gegen das Glas klopften.
Ein Schlüsseldienst öffnete die Haustüre und einer der Beamten gingen zum Schlafzimmer.
Simon war tot. Richtig tot und das anscheinend schon ein paar Tage. Auf dem Nachtisch lag eine silberne Tablettendose und eine Packung Herztabletten. Der Arzt stellte auch nur den Tod fest.
Da es gerade einen größeren Unfall mit drei Toten gegeben hatte, stellte er bei Simon einfach nur „Herztod“ fest.
Jeder im Club wusste, dass Simon den Vermögensverwalter seiner Eltern übernommen hatte und dies erfuhr auch die Polizei. Und wie sich dann herausstellte, hatte er ein Testament von Simon in seinem Safe. Dort lag auch ein Schlüssel für das Haus des Toten und in einem Umschlag die Safe Kombination zum Öffnen des Tresors.
Die Polizei öffnete in seiner Anwesenheit das Testament und staunte nicht schlecht, als sie lasen, dass Donata Fucet, als uneheliche Tochter von Simon, die Erbin war. Das Testament war vier Jahre alt.
Das Erbschaftsgericht sprach ihr das Erbe zu, nachdem sie geprüft hatten, dass der Vater als „unbekannt“ in der Geburtsurkunde vermerkt war.
Niemand hatte bemerkt, dass aus dem Tresor 250.000 Euro fehlten und das Simon Donata vor vier Jahren noch gar nicht kannte.
Ein Leben lag hatte der Vermögensberater für Simon und seine geizigen Eltern gearbeitet. Da war es an der Zeit, dass er endlich mal etwas für sich und seine Enkeltochter tat. Und die Flasche Portwein mit dem Gift waren da ja gut investiert.
Rosi, Jeanette und Bärbel sitzen gerne im Rund des Cafés. Sie trinken Cappuccino, Kaffee schwarz und heiße Schokolade. Fast täglich sitzen sie so zusammen, nachdem Haushalt und die nötigen Einkäufe erledigt waren.
Unterschiedlicher als unsere drei Freundinnen hätten Menschen kaum sein können.
Rosi, die immer gut gekleidete, mit sorgfältig onduliertem Haar, welches sie, je nach Laune, auch schon blau schimmernd getönt und kurz geschnitten trug, mochte Süßigkeiten, Kuchen, auch hin und wieder ein Likörchen. Sie lebte in guten Verhältnissen, jedoch alleine, was sie mitunter melancholisch stimmte. Ihr Markenzeichen war ihr entzückender Dialekt, der ihre Herkunft verriet. Sie war nicht gerne alleine. Aber wozu hat man ja Freundinnen, die praktischerweise gleich Nachbarinnen sind.
Jeanette war, im Gegensatz zu Rosi, stets auf Ihre Linie bedacht. Rosi braucht das ja nicht, sie setzte einfach nicht an, obwohl sie eigentlich immer etwas zu sich nahm. Jeanette mochte auch Likör, war aber bodenständig und von Diabetes Mellitus geplagt. Hin und wieder besuchte sie ihr Sohn, den sie dann bekochte. Und davon verstand sie was. Sie hatte früher ‚in Lebensmitteln’ gearbeitet, wie sie es nannte, und war beim Einkauf deshalb auch sehr kritisch. Sie frotzelte Rosi gerne, weil die ja alles essen konnte, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Dabei freute sie sich immer über die Reaktionen, die sie auslöste. Ihre Bemerkungen waren ausgefeilt, aber nie gemein oder bösartig.
Und dann war da auch noch Bärbel. Verheiratet, früher selbstständig und gerne mit Partner in der Welt unterwegs. Wenn Sie ihre Brille trug, sah sie gerne darüber hinweg, sodass man sich fragte, warum sie sie überhaupt trug.
Seit einigen Wochen war es langweiliger geworden im Rund des Cafés. Die ‚Wahnsinnige’ fehlte, die mit irrem Blick ihre Opfer anstarrte. Der kleine, dicke Krimiautor ließ sich nur selten blicken und auch Herr Schulz schaute immer nur kurz vorbei. Selbst im Sandbecken von ‚Ying&Yang’ herrschte Langeweile. Der blaue Hirsch hatte nach Weihnachten das Weite gesucht und jetzt grinsten noch vier Kunstgrashalme die Besucher an. Es war so langweilig, dass selbst die Kinder nicht mehr darin spielten.
Doch halt, etwas hatte sich geändert. Seit Silvester, seit dem Krimidinner. Die Damen hegten auf einmal mörderische Gedanken. Sie malten sich allerlei Todesarten aus, mit denen man unliebsame Zeitgenossen dezent entfernen konnte. Mit diebischer Freude ging die Fantasie immer wieder mit ihnen durch. Und je älter der Januar wurde, umso delikater wurden ihre Mittel und Wege der Bevölkerungsexplosion Herr zu werden.
Es war ein schrecklicher Tag. Der Himmel hatte kein Erbarmen und ergoss Wasserfälle von Regengüssen über Köln. In einer Wolkenbruchpause hatten sich die drei Freundinnen auf den Weg gemacht. Sie kamen trocken an und gingen schon fast mechanisch zum Café in der Buchhandlung.
Bärbel hatte so eine Andeutung gemacht. Sie habe da was Köstliches. Gott sei Dank hatte sie nicht das Wort ‚putzig’ gebraucht, obgleich es doch gepasst hätte.
Ein Kaffee schwarz, ein Cappuccino und eine heiße Schokolade füllten sich jeweils in die Tassen des Kaffeeautomaten. Rosi hatte ein paar Plätzchen mitgebracht und legte sie auf einer feinen Serviette auf den Tisch. Jeanette spendierte ein Fläschchen ‚Kommissar Steins Tatorttropfen’ und zog dazu auch die passenden Schnapsgläschen aus der Tasche. Dann holten sie sich ihre Bücher, über die sie sprechen wollten. Bärbel ein Kochbuch für junggebliebene Rentner, Rosi ein Buch über das Leben Friedrich des Großen und Jeanette ein Computerbuch für Senioren, weil sie etwas darüber gehört hatte.
Niemand hatte die Aktion gesehen, die alle drei abgeliefert hatten. In einem Stoffbeutel hatten sie drei Tücher, die sie in Plastikbeutelchen gesteckt hatten. Eines davon war mit einem Kontaktgift behaftet. Sie achteten peinlich genau darauf, dass sie nicht mit den Tüchern in Berührung kamen. Mit der Plastiktüte konnte man sie gut festhalten. Wer das Tuch mit dem Gift hatte, wusste niemand von ihnen. Jede fuhr mit dem Tuch vorsichtig über die Vorderseite ihres Buches, dann brachten sie es wieder dahin zurück, wo sie es hergeholt hatten. Stattdessen nahmen sie ein anderes Buch mit zurück zum Kaffeetisch. Sie freuten sich wie die kleinen Kinder auf den Menschen, der sich gleich fürchterlich jucken und winden würde, weil er mit dem Gift in Kontakt gekommen war. Sie würden Ihren Spaß haben und erschüttert das arme Opfer betrachten, welches sich wie ein räudiger Hund juckte und zuckte.
Ganz bewusst sahen sie nicht in die Richtung ihrer Bücher, sondern unterhielten sich. Man würde das Opfer schon hören können, denn dieser Juckreiz war schrecklich und schrie förmlich nach unflätigen Flüchen. Bärbel wusste als ehemalige Apothekerin eben gut Bescheid.
„Hallo meine Damen, wie geht’s, wie steht’s?“ Der Krimiautor nahte und legte drei Bücher vor sich hin. „Ich hab mal was für Sie herausgesucht. Ich hoffe, ich habe Ihre Interessen getroffen.“
Wie enttäuscht war er, dass keine der Damen auch nur eines der Bücher in die Hand nahm. Als sie gingen, lagen die Bücher immer noch auf dem Tisch. Draußen regnete es wieder, als ein Rettungswagen mit Blaulicht beim RheinCenter vorfuhr.
Landschaftlich hatte der Architekt den Golfplatz am Grunzer See gut in die vorhandene Umgebung angepasst. Auf zwei Seiten fasste ein lichter Mischwald den Platz ein, auf einer Seite das Ufer des Sees, der auch zum Golfplatz gehörte und mit Ruderbooten befahren werden durfte und die dritte Seite von Einfamilienhäusern, die ihre Gärten in den Golfplatz übergehen ließen.
Es gab leichte Steigungen und kleine Baumgruppen, unter die er Bänke platziert hatte, damit man sich dort kurz erholen konnte. Sogar zwei schmucke Toiletten im Fachwerkhausstil standen an zwei, vom Clubhaus weit entfernten, Stellen. In einer Zeitschrift für Gärten wurde der Golfplatz am Grunzer See als sehr gelungen und sehenswert erwähnt.
Es gab lediglich eine Stelle, die bei den Golfern nicht so beliebt war. Doch dafür konnte der Landschaftsgärtner nun wirklich nichts. Das sogenannte „Nebelloch 7“. Hier hielt sich oft, bis fast in die Mittagszeit, eine Nebelwolke, die sich nur schwer auflöste. Und ausgerechnet hier war das Loch 7.
Wieder einmal stand die Clubmeisterschaft der Singles an. Eine beliebte Meisterschaft, weil man dort sehr schnell ein passendes Gegenstück finden konnte. Vierzehn Ehen und entsprechenden Golfernachwuchs waren schon so entstanden. Es war fast schon das Markenzeichen des Clubs.
Die Clubmeisterschaft fand dieses Jahr am 06. Juni statt, denn man wollte vor den großen Ferien mit den Halbjahresmeisterschaften durch sein.
Ornella Schwader war, wie Cornelius Benz, zu diesem Turnier gemeldet. Und da Ornella und Cornelius die besten Spieler bei den angemeldeten Golfern waren, sollten sie auch zusammen in einem Team spielen. Sie bekamen von der Clubmanagerin noch Francis Force und Henny Bodenfrei zugeordnet. Insgesamt spielten zehn Teams zu je vier Spielern.
Der Clubmanagerin Heidi Block war klar, dass entweder Ornella oder Cornelius das Tournier gewinnen würden, alles andere wäre eine Überraschung.
Das Tournier begann um 08.30 Uhr. Sehr früh, aber die Spieler waren alle einverstanden, denn es sollte ein sehr warmer Tag werden und wer spielt schon gerne bei mehr als 30 Grad im Schatten Golf, meist ohne Schatten.
Cornelius gelang gleich bei Loch 2 ein hole in one, während Ornella, Francis und Henny es mit den vorgegebenen drei Schlägen schafften. Ornella versuchte nicht so auszusehen, wie sie sich fühlte, aber es war schon ein Schlag ins Gesicht für sie, nicht die Beste gewesen zu sein. Doch noch war ja nicht aller Tage Abend. Bei Loch 3 holte sie gegenüber Cornelius schon einen Schlag auf und Francis landete so unglücklich in einem Bunker, dass er hoffnungslos zurückfiel. Doch ihm machte Golf einfach nur Freude, er musste nicht siegen und einen hässlichen kleinen Pokal mit nach Hause nehmen, den der ortsansässige Sportbekleidungshersteller, wie jedes Jahr, gestiftet hatte. Seit jetzt fast zwanzig Jahren stiftete er den Pokal und es war immer dasselbe Modell.
Im Team 10, dem letzten Team, spielte auch der Landschaftsgärtner mit, der einst den Platz gebaut hatte. Das war jetzt dreiunddreißig Jahre her und er war immer noch Single. Aber auch wenn er es nicht gewesen wäre, er hätte mitspielen dürfen, denn er war auch Aktionär des Golfclubs und Mitglied vom ersten Tag an. Da die Teams im Zehnminuten Abstand starteten, kam sein Team erst um 09.40 Uhr an den Start. Eine wunderbare Zeit, ohne Nebelloch, nicht zu warm und erfahrungsmäßig auch ohne viel Wind. Er wusste schon, warum er in diesem Team spielte. So brauchte er auch hinterher nicht die ganzen Gespräche zu hören, wo es wieder mal um das Nebelloch, die viel zu tiefen Bunker, die Bäume und die blendende Sonne ging. Und für die konnte er nun wirklich nichts. Aber das nur zur Information.
Loch 4 war entscheidend. Nur einen Schlag weniger und Ornella und Cornelius waren wieder gleichauf. Und wie Ornella es sich gewünscht hatte, gelang es ihr auch. Sie waren beide Francis und Henny schon weit voraus.
Loch 5 und Loch 6 liefen wie geschmiert. Beide kamen sie gut über den Kanal, der den See mit dem Wasserbecken der Kois verband. Der Kanal war überall nur so tief, dass man die reingefallenen Bälle leicht wieder mit einer Zange, die dort angekettet stand, herausfischen konnte. Henny aber schaffte es ihren Ball in das Koibecken zu schlagen. Ihr taten die großen Fische leid, und sie fragte sich, ob und wie oft die schon getroffen worden waren. Schnell schaute sie nach, doch keiner der Fische schwamm mit dem Bauch nach oben.
Gemeinsam zogen sie zum Abschlag von Loch 7, dem berüchtigten Nebelloch. Vom Abschlag aus täuschte einem die Landschaft eine ebene Fläche vor und man konnte das Loch nicht erkennen. Lediglich die Fahnenspitze war zu sehen. Das schwerste Loch auf dem ganzen Platz, denn vor dem Loch gab es noch eine kurze Steigung.
Ornella schlug als Erste ab. Der Ball rollte bis kurz vor die Kante zum sanft abfallenden, aber doch breiten Loch und blieb liegen. Jetzt war Cornelius an der Reihe. Sein Ball blieb danach nur knapp einen Meter, neben dem von Ornella liegen. Auch Francis und Henn hatten dieses Mal gut getroffen und so zog man gemeinsam los.
Das Loch war wirklich noch voller Nebel. Kaum konnte man erkennen, wo die Fahne steckte, doch als sie hinsahen, erschreckte sie vielmehr die Figur eines Mannes, der auf dem Bauch liegend das Weiterspielen verhinderte.
Cornelius sprang schnell zu dem Mann und drehte ihn um, um zu sehen, ob er helfen könne. Das hätte er besser nicht getan, denn etwas was früher einmal ein Gesicht gewesen war, sah sie an. Der lichte Nebel milderte alles ein wenig ab, doch man sah genau, dass hier jemand mit aller Gewalt öfters zugeschlagen hatte als notwendig. Dort wo einmal sein Mund war, steckten gleich drei Golfbälle.
Francis versuchte die Polizei anzurufen, doch er steckte in einem Funkloch. Henny hatte da mehr Glück. Als die Polizei sie fragte, ob sie schon die Rettung angerufen hätten, meinte sie nur „Die Rettung kann hier nichts mehr retten.“ Dann rief sie die Clubmanagerin an, die sogleich mit einem Golfcar zum Tatort kam.
Bis die Polizei ankam, waren alle Spuren schon von vielen Füßen zertreten worden. Auf dem Boden war nichts mehr zu erkennen, nur ein wenig Blut. Selbst der Nebel hatte sich jetzt verzogen. Der Mann lag immer noch so da, so wie Cornelius ihn umgedreht hatte, doch alle anderen waren neugierig herangetreten, um zu sehen, wer das wohl war.
Die Meinungen waren eindeutig. „Das ist doch der Gärtner, der so lange schon hier ist.“ „Nein, das ist er nicht, den habe ich heute schon gesehen, der hatte ganz andere Sachen an“. Noch ein Name wurde genannt, den aber niemand anders kannte.
„Machen Sie doch mal den Platz frei. Hier kann ja die Spurensicherung nichts mehr finden, wenn jeder an dem Mann herumfummelt.“ Kommissar Petersen war verärgert, denn in jedem Krimi wird gesagt, dass man nichts anfassen soll, bis die Polizei da war. Aber anscheinend sah hier niemand Krimis, sondern nur Sportsendungen.
Die Spurensicherung fand tatsächlich nichts und die Ärztin stellte fest, dass der Mann vielleicht eine Stunde tot sei. Er war anscheinend mit einem harten, kurzen, kantigen Gegenstand erschlagen worden. Und das sehr gründlich, denn alleine hier konnte sie schon mindestens fünf Schlag feststellen. Näheres würde aber die Obduktion ergeben.
Man befragte noch Ornella, Cornelius, Francis und Henny, doch die konnten auch keine weiteren Hinweise liefern.
Ohne viele Worte zogen sie zum nächsten Abschlag weiter. Selbst Henny, die sonst gerne sprach, war ruhig.
Die anderen Teams wurde um das „Nebelloch“ umgeleitet und die Clubmanagerin Block beschloss mit zwei Trainern das Tournier ohne Loch 7 zu bewerten.
Auf der Terrasse des Clubhauses war Hochbetrieb, denn inzwischen hatte sich der Polizeieinsatz auf dem ganzen Gelände herumgesprochen. Besonders gespannt war man, als das letzte Team endlich eintraf. Der Landschaftsgärtner war dabei.
Erst Tage später stellte sich heraus, dass es einer der Kellner war, der in seiner Freizeit auch spielte und den eine Golferin erschlagen hatte. Sein Name war auch gefallen, doch alle kannten ihn nur unter „Roberto“. Sie hatte den benutzten Golfschläger im Koibecken versenkt, doch ein Greenkeeper hatte ihn gefunden und der Polizei übergeben. Heidi Block erkannte den Schläger sofort, denn er trug ein Zeichen, welcher nur eine Frau hier auf ihren Schlägern hatte.
Eine kleine Krone, denn die Dame hieß Krone.
Bei der Vernehmung gestand sie versucht zu haben, ein Verhältnis mit dem gutaussehenden Kellner anzufangen und war deshalb mit ihm frühmorgens, noch vor dem Tournier golfen gegangen. Sie hatte sich aufgeregt, dass dieser Typ, wie sie ihn nannte, an jedem Loch besser spielte als sie und dann immer fragte :“Darf`s ein Schlag mehr sein.“ Genau das gleiche hatte sie ihm ins Gesicht gezischt, als sie siebenmal, für jedes Loch einmal, den Driver ins Gesicht schlug. Dann fiel er in das Nebelloch und sie fuhr mit dem Golfcar zurück. Vorbei am Koibecken.
Drei Tage später stand eine Anzeige im Internet: Sie haben Spaß an der Arbeit in einem gepflegten Golfclub. Wir suchen den Restaurantfachmann mit Herz und Lächeln. Wir bieten überdurchschnittliches Gehalt. Geregelte Arbeitszeiten und freies Golfspiel. Übriges ist ein Golfer bei uns ein Getränk. Bewerbungen bitte an die Clubmanagerin Heidi Block..“
Zwei Tage später meldete sich ein jüngerer Mann, der Traum aller Schwiegermütter. Er wurde sofort von Heidi Block eingestellt.
Für ihn war es immer ein Genuss. Er inhalierte ihn fast mehr, als dass er ihn trank. Gut, das tat er auch, in Maßen, nicht in Massen. Trotzdem, er hatte eine ganze Sammlung von Portwein da. Den einfachen vom Supermarkt, der aber nicht schlecht war, den er gerne zum Abendbrot trank, den besseren, den er bei Mozart oder Brahms genoss und den Jahrgangsport der großen Jahrgänge, den er alleine trank, mit geschlossenen Augen, mit bebenden Nasenflügeln und mit aufgestellten Geschmacksnervenenden im Gaumen.
Da konnte ein guter Schluck genüsslich im Munde vorgewärmt immer wieder über die Zunge rollen. Die Wangen wurden getränkt und schoben den Schluck wieder über den Gaumen zurück vor die Schneidezähne, durch die er frische Luft einzieht, um auch noch den versteckten Genuss herauszukitzeln.
Diese Momente waren immer Glücksmomente für ihn. Wahre Glücksmomente. Sie erinnerten ihn an die Geborgenheit im Mutterleib, an frühe Kindheitstage in warme Decken gewickelt, an den ersten Kuss und an die sanften Augen seiner Großmutter. Rehbraun waren sie gewesen.
Wenn dann noch die Kerze im leichten Zugwind flackerte, dann waren die Momente perfekt, dann meldete sich seine Seele und bedankte sich dafür, dass sie wieder einmal zufrieden auftauchen durfte.
Deshalb lud er auch seine Erbtante ein, die mit dem Vermögen, von dem Niemand wusste, wie groß es eigentlich