Götter und Heldensagen - unbekannt - E-Book

Götter und Heldensagen E-Book

. unbekannt

2,1

Beschreibung

Packende Abenteuer und heldenmutige Taten ziehen den Leser jeden Alters in ihren Bann. Er nimmt teil an den Zweikämpfen und kriegerischen Auseinandersetzungen seiner Helden und geht mit ihnen durch Freud und Leid. Ein Lesegenuß, bei dem Sie die sagenumwobene Welt unserer Vorfahren kennen lernen.

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Heldensagen

Umwelthinweis:Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschrumpffolie – zum Schutz vor Verschmutzung – ist aus umweltverträglichem und recyclingfähigem PE-Material.

Impressum

© 2003 Edition Lempertz GmbH

Printed in Germany 2003

ISBN: 3-933070-42-2

Heldensagen

Vorwort

In dieser Sagensammlung haben wir versucht, einen möglichst umfassenden Überblick über den germanischen Sagenschatz zu bieten, was aufgrund der großen Vielfalt unserer Sagen und Legenden ein nicht unbedingt einfaches Unterfangen ist. Besonders die Auswahl fiel uns schwer, denn am liebsten hätten wir sie alle in die Sammlung aufgenommen: Die Sagen des Harzes, die der Insel Rügen, schwäbische und friesische, nordische und alpenländische Sagen, alle hätten eigentlich einen Platz verdient. Wir hoffen, daß wir mit der letztendlich getroffenen Wahl einen guten Querschnitt durch diese faszinierende Welt zeigen können.

Natürlich darf die Nibelungensage nicht fehlen. Die Abenteuer des Helden Siegfried, Kriemhilds, Brunhildes und Hagens von Tronje bilden sozusagen das Herzstück der germanischen Heldensagen. Daneben findet man in dieser Sammlung Ritter- und Feldherrengeschichten aller Art, auch von Wilhelm Tell und Richard Löwenherz wird erzählt.

Aber es gibt auch anderè Helden: kluge Zwerge, schlaue Schneider und den Berggeist Rübezahl, die alle einen Teil unseres Kulturgutes darstellen und sich hier in den „Heldensagen“ wiederfinden.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Ina Friedrich und Ulrike Schütz

Inhalt

Die Nibelungensage

1.     Wie Siegfried zu Mime kam und den Drachen erschlug

2.     Wie Siegfried den Hengst Grane gewann

3.     Wie Siegfried der Nibelungen Reich und Schatz gewann

4.     Wie Siegfried nach Worms kam

5.     Wie Siegfried mit den Sachsen stritt

6.     Wie Gunther gen Island zu Brunhilde fuhr

7.     Wie Gunther Brunhilde gewann

8.     Wie Siegfried nach Nibelungenland fuhr

9.     Wie Siegfried nach Worms gesandt ward

10.   Wie Brunhilde zu Worms empfangen ward

11.   Besuch in Worms – Zank der Königinnen

12.   Wie Siegfried erschlagen ward

13.   Wie Siegfried bestattet ward

14.   Wie der Nibelungenschatz nach Worms kam

15.   Wie König Etzel gen Burgund nach Kriemhild sandte

16.   Wie Kriemhild zu den Hunnen fuhr

17.   Wie Etzel mit Kriemhild Hochzeit hielt

18.   Wie Kriemhild ihr Leid zu rächen gedachte

19.   Wie Werbelin und Schwemmelin die Botschaft ausrichteten

20.   Wie die Herren alle zu den Hunnen fuhren

21.   Wie Gelfrat von Dankwart erschlagen ward

22.   Wie sie nach Bechelaren kamen

23.   Wie die Burgunden nach Etzelnburg kamen

24.   Wie Hagen nicht vor Kriemhild aufstand

25.   Wie Hagen und Volker Schildwacht hielten

26.   Wie die Helden zur Kirche gingen

27.   Wie Blödelin erschlagen ward

28.   Wie die Burgunden mit den Hunnen stritten

29.   Wie sie die Toten aus dem Saale warfen

30.   Wie Iring erschlagen ward

31.   Wie die Königin den Saal verbrennen ließ

32.   Wie Markgraf Rüdiger erschlagen ward

33.   Wie Herrn Dietrichs Recken alle erschlagen wurden

34.   Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden

Deutsche Sagen

35.   Die drei Bergleute im Kuttenberg

36.   Der Bergmönch im Harz

37.   Die Springwurzel

38.   Fräulein von Bonneburg

39.   Der alte Weinkeller bei Salurn

40.   Das Riesenspielzeug

41.   Friedrich Rotbart auf dem Kyffhäuser

42.   Der verzauberte König zu Schildheiß

43.   Der Scherfenberger und der Zwerg

44.   Frau Holla und der treue Eckart

45.   Frau Holla und der Bauer

46.   Der Graf von Hoia

47.   Zwerge leihen Brot

48.   Der einkehrende Zwerg

49.   Die Ofenberger Zwerge

50.   Mummelsee

51.   Das Moosweibchen

52.   Der Wassermann und der Bauer

53.   Verschwörung der Bergmännlein

54.   Das Bergmännlein beim Tanz

55.   Das ertrunkene Kind

56.   Der Kobold in der Mühle

57.   Der Bauer mit seinem Kobold

58.   Spiritus familiaris

59.   Die Lilie

60.   Johann von Passau

61.   Das Hündlein von Bretta

62.   Das Dorf am Meer

63.   Ein gespenstiger Reiter

64.   Die verschütteten Silbergruben

65.   Der Liebenbach

66.   Kristallschauen

67.   Zauberkräuter kochen

68.   Taube zeigt einen Schatz

69.   Jungfer Eli

70.   Gottschee

71.   Der Glockengruß zu Breslau

72.   Der Blumenstein

73.   Der heilige Niklas und der Dieb

74.   Die Füße der Zwerge

75.   Die Heilingszwerge

76.   Der Riesenfinger

77.   Der Abzug des Zwergvolks über die Brücke

78.   Die Nußkerne

79.   Das quellende Silber

80.   Der Tannhäuser

81.   Des Rechenbergers Knecht

82.   Geisterkirche

83.   Geistermahl

84.   Der Hülfenberg

85.   Das Teufelsloch zu Goslar

86.   Die Teufelsmühle

87.   Der Wolf und der Tannenzapf

88.   Die Felsenbrücke

89.   Der Dom zu Köln

90.   Der Teufel führt die Braut fort

91.   Der Teufel als Fürsprecher

92.   Der Werwolf

93.   Der Krötenstuhl

94.   Die Wiesenjungfrau

95.   Die Schlangenkönigin

96.   Des Teufels Hut

97.   Der Erdfall bei Hochstädt

98.   Der Frauensand

99.   Der Binger Mäuseturm

100. Die Kinder zu Hameln

101. Die Bauern zu Kolbeck

102. Die Katze aus dem Weidenbaum

103. Die Weinreben und Nasen

104. Festhängen

105. Der herumziehende Jäger

106. Gespenst als Eheweib

107. Die überschiffenden Mönche

108. Rebundus im Dom zu Lübeck

109. Räderberg

110. Weberndes Flammenschloß

111. Der Feuerberg

112. Der Grenzlauf

113. Der Gemsjäger

114. Der ewige Jäger

115. Der Hirt auf dem Kyffhäuser

116. Der Zwerg und die Wunderblume

117. Die drei Jungfern aus dem See

118. Der Roßtrapp

119. Hans – Heilings – Felsen

120. Notburga

121. Die Jungfrau mit dem Bart

122. Der Krämer und die Maus

123. Gäste vom Galgen

124. Die Pferde aus dem Bodenloch

125. Zusammenkunft der Toten

126. Das Muttergottesbild am Felsen

127. Der Schweidnitzer Ratsmann

128. Der Altar zu Seefeld

129. Die drei Alten

130. Gottes Speise

131. Sage von Gelimer

132. Sage von König Authari

133. Die Störche

134. Der Fisch auf der Tafel

135. Theoderichs Seele

136. Totila versucht den Heiligen

137. Der blinde Sabinus

138. Alboin wird dem Auboin tischfähig

139. Die Sachsen und die Thüringer

140. Die Fliege vor dem Fenster

141. Walther im Kloster

142. Der Kirchenkrug

143. Krothilds Verlobung

144. Der schlafende König

145. Die Schere und das Schwert

146. Remig umgeht sein Land

147. Sage von Attalus, dem Pferdeknecht, und Leo, dem Küchenjungen

148. Karls Heimkehr aus Ungerland

149. Sankt Arbogast

150. Dagoberts Seele im Schiff

151. Der Hahnenkampf

152. Karl belagert Pavia

153. Der lombardische Spielmann

154. Adelgis

155. Radbot läßt sich nicht taufen

156. Des Teufels goldenes Haus

157. Wittekinds Taufe

158. Eginhart und Imma

159. Adalbert von Babenberg

160. Der Ring im See bei Aachen

161. Der Kaiser und die Schlange

162. Herzog Heinrich und die goldene Halskette

163. Der Schuster zu Lauingen

164. Der kühne Kurzbold

165. Der schlafende Landsknecht

166. Der Rosenstrauch zu Hildesheim

167. Königin Adelheid

168. Otto mit dem Bart

169. Die Grafen von Eberstein

170. Otto III. in Karls Grabe

171. Der Kelch mit der Scharte

172. Sage vom Schüler Hildebrand

173. Die Weiber zu Weinsperg

174. Albertus Magnus und Kaiser Wilhelm

175. Kaiser Maximilian und Maria von Burgund

176. Wilhelm Tell

177. Rudolf von Strättlingen

178. Idda von Toggenburg

179. Die Ochsen auf dem Acker zu Melchtal

180. Heinrich der Löwe

181. Des edlen Möringers Wallfahrt

182. Herr Peter Dimringer von Staufenberg

183. Graf Hubert von Calw

184. Ritter Ulrich, Dienstmann zu Wirtenberg

185. Freiherr Albrecht von Simmern

186. Der Virdunger Bürger

187. Siegfried und Genoveva

188. Der Mann im Pflug

189. Andreas von Sangerwitz, Komtur auf Christburg

190. Der Schwanritter

191. Das Oldenburger Horn

192. Wie Ludwig Wartburg überkommen

193. Ludwig der Springer

194. Der hart geschmiedete Landgraf

195. Ludwig ackert mit seinen Adligen

196. Ludwig baut eine Mauer

197. Der Wartburger Krieg

198. Friedrich mit dem gebissenen Backen

199. Landgraf Philips und die Bauersfrau

200. Otto der Schütze

201. Landgraf Moritz von Hessen

202. Brot und Salz segnet Gott

203. Die Zwerge auf der Insel Rügen

204. Die Unterirdischen auf Rügen

205. Die Rambiner Kirche

206. Ein Bauer gewinnt die von den Zwergen geraubte Schwester wieder

207. Die Zwerguhr

208. Der weiße Urang

209. Zwerge taufen ein Kind im schwarzen See

210. Eine Frau steht Patin bei den Zwergen

211. Carl Ewert gewinnt den Zwergen einen Becher ab

212. Die Zwerge im Dubberwort

213. Ein Unterirdischer hütet den Schatz im Babenberge

214. Auswanderung der Zwerge aus Wittow

215. Die verdorrte Hand in der Kirche zu Bergen

216. Der Schneider im Himmel

217. Durch Mauern gesogen

218. Was Johann zu leisten vermag

219. Ein Schornsteinfeger wird für den Teufel gehalten

220. Hexensabbath

221. Der Hexenplatz im Park zu Putbus

222. Hexenriemen vererbt sich

223. Die Hexenrute

224. Mädchen in Hasengestalt

225. Das Aussehen des Teufels

226. Die Freimaurer

227. Der Teufel holt einen Knecht, der seine Gestalt angenommen hat

228. Die versteckten Pferdezäume

229. Düwels Botterfatt

230. Ein Schiffsjunge bewirkt eine schnelle Schiffahrt

231. Der Teufel und die Kartenspieler

232. Der Teufel als Feuerdrache

233. Drak besorgt die Hauswirtschaft

234. Der Puk

235. Puk wird ausgebrütet

236. Puk schafft Eßwaren herbei

237. Puk besorgt ein Mittagessen

238. Puk wird durch Schläge vertrieben

239. Puk wird durch ein Geschenk vertrieben

240. Ein Mädchen tötet ihren Puk

241. Irrlichter auf Rügen

242. Irrlichter führen einen Knecht in die Irre

243. Seejungfern auf Rügen

244. Die weiße Frau im Herthasee

245. Der Tod und der Besenbinder

246. Eine Hellseherin

247. Vorherverkündigung eines Todesfalles

Die Abenteuer Rübezahls

248. Das Kegelspiel

249. Wie er den Walen begegnet ist

250. Rübezahls Schabernack

251. Der Wetterherr

252. Rübezahl verwandelt sich in einen Esel

253. Rübezahl kauft einem Bauern Korn ab

254. Rübezahl mimt einen Lautenspieler

255. Rübezahl wird ein Drescher

256. Rübezahl leckt Wasser

257. Rübezahls Verbannung

258. Rübezahl verwandelt sich in einen Fleischerhund

259. Rübezahl läßt Soldaten einregnen

260. Rübezahl mag seinen Namen nicht hören

261. Rübezahl fährt auf einem Schlitten

262. Rübezahl fährt auf einer Kutsche

263. Rübezahl schlägt etliche Soldaten zu Boden

264. Rübezahl haseliert

265. Rübezahl ist ein verfluchter Schustersohn

266. Rübezahl leidet keinen über elf Uhr bei sich

267. Andere Gestalten

268. Rübezahl zieht auf als ein großer Prinz

269. Rübezahl verkauft goldene Pillen

270. Rübezahl ruht auf einem Stein

271. Rübezahls Freund

272. Rübezahl mäht Gras

273. Rübezahl haut Späne

274. Rübezahl macht einer Magd einen Ziegenbart

275. Rübezahl fährt nach England

276. Rübezahl dreht einem das Genick um

277. Rübezahl badet drei Pfaffen

278. Rübezahl stört eine Gasterei

279. Rübezahl verborgt Geld

280. Rübezahl straft einen Lästerer

281. Rübezahl verwandelt Blätter in Dukaten

282. Rübezahl und der Wurzelmann

283. Die vier Wallonen

284. Rübezahls Regen

285. Rübezahl und die Jesuiten

286. Rübezahl bezahlt drei verliebte Offiziere

287. Der Bauer und die adlige Dame

288. Rübezahl als Hochzeitsgast

289. Rübezahl fährt Wurzeln und Kräuter zu Markt

290. Rübezahl geht zur Kirmes

291. Rübezahl zerschmettert eine Kuh

292. Rübezahl verehrt einem einen Kegel

293. Rübezahl führt die Reisenden in die Irre

294. Rübezahl betrügt einen Pferdekäufer

295. Rübezahl zaubert Kuh- und Ochsenköpfe an

296. Der Fiedelfritze

297. Wie Rübezahl den Leuten heut erscheint

298. Rübezahl will Schlesien ersäufen

299. Rübezahls Garten

300. Rübezahls Apfelbaum

301. Rübezahls Schatzkammer

302. Rübezahl in der Fremde

Wikinger-Sagen

303. Die Halfdansöhne

304. Amleth

305. Ermanarich

306. Wieland der Schmied

307. Helgi

Das deutsche Mittelalter

308. Geschichte der Sagen

310. König Rother

311. Wolfdietrich

312. Dietrich von Bern

313. Hilde und Gudrun

Die Geschichte der Kaiser- und Herrensagen

314. Die falsche Berta

315. Der lombardische Spielmann

316. Der Eiserne Karl

317. Der starke Algis

318. Herzog Arichis von Benevent

319. Grimoald

320. Widukind

321. Widukind und die Armen beim Mahle

322. Frankfurts Gründung

323. Gold und Eisen

324. Die Normannen

325. Der Riese Eisheere

326. Die Helden Karls des Großen

327. Der Schäftewald

328. Rolands Heldentod

329. Der Ruf zur Befreiung des Heiligen Landes

330. Der Zug ins Morgenland

331. Die griechischen Gesandten

332. Die Friesen

333. Die Glocke

334. Alcuin

335. Bischof Hildebold

336. Der Aachener Kaiserpalast

337. Das Aachener Münster

338. Kirchen- und Brückenbauten

339. Karls Sünde

340. Die feinen Hofleute

341. Die Schulprüfung

342. Das Reisegeld

343. Die Heimkehr aus Ungarland

344. Hildegard

345. Der Zauberring

346. Einhard und Imma

347. Tassilo

348. Der bucklige Pipin

349. Vorzeichen auf Karls Tod

350. Turpins Gesicht

351. Karls des Großen Beisetzung

352. Das Steinbild

353. Ludwig der Fromme

354. Ludwig der Fromme und Erzbischof Paulinus

355. Der Hahnenkampf

356. Die Gründung Hildesheims

357. Ludwigs Tod

358. Ludwig der Deutsche

359. Die Hungersnot

360. Das Unwetter zu Worms

361. König Ludwigs Rippe kracht

362. Der vom Teufel besessene Sohn

363. Der schlafende Landsknecht

364. Die Königin im Wachshemd

365. Karl der Dicke

366. Die Rosse bei Andernach

367. Gottesgericht vor der Schlacht bei Andernach

368. Chorknabe sagt die Feinde an

369. Die Vorfahren Karls in der Hölle und im Paradies

370. Richardis

371. Arnulf von Kärnten

372. Eroberung Roms

373. Der Zaubertrank

374. Arnulfs Tod

375. Ludwig das Kind

376. Adalbert von Bamberg und Hatto von Mainz

377. Die goldene Kette

378. Konrad I. von Franken

379. Eberhard von Franken

380. Thiadmars Kriegslist

381. Konrad von Franken und Heinrich von Sachsen

Sagen Österreichs

382. Barbarossa im Berge

383. Kaiser Karls Raben

384. Das Weltende

385. Der verschwundene Hochzeitszug

386. Der Schatz auf der Hohenburg

387. Das versunkene Dorf

388. Die Schlangenkönigin

389. Die Tödin bei der Quelle

390. Das Donauweibchen

391. Das Mühlmandl von Lichtenau

392. Der Kedntumpf

393. Das Blümlein Widertod

394. Die Berchtra

395. Die Perchtl und der Knecht

396. Das Fräulein von der Ruckburg

397. Der Had

398. Die wilden Frauen im Untersberg

399. Das Hexenknable zu Stanzach

400. Der Gretler von Schattwald

401. Der Teufelsturm beim Greiner Strudel

402. Der Schatz auf der Dobraburg

403. Der gefoppte Teufel

404. Der Hexenstuhl

405. Der Mondsee

406. Die Hundefrau von der Schallaburg

407. Der Wörthersee

408. Der Sauerbrunnen zu Preblau

409. Wildbad Gastein

410. Die Wunderstatue

411. Der Lindwurm zu Klagenfurt

412. Ursprung des Stiftes Kremsmünster

413. Margareta Maultasch

414. Die Maultaschschütt bei Osterwitz

415. Heiligenblut

416. Der erlöste Feuermann

417. Der steinerne Fuchs

418. Der Lantschnig

419. Das Lahnwaberl

420. Das Lamprechtsofenloch

421. Die Weizenkörner

422. Das Pelzweibl

423. Die Lichtmandln

424. Der Kaputzer

425. Der Grüneckensee

426. Entstehung des Lavanttales

427. Die Salkweiber

Die Nibelungensage

1.Wie Siegfried zu Mime kam und den Drachen erschlug

Auf der Burg zu Xanten am Niederrhein herrschte schon lange Jahre machtvoll und vom Glück begünstigt das stolze Königsgeschlecht der Wälsungen, das seine Herkunft direkt von Wotan ableitete, der Götter Höchstem. Auch Siegmund und Sieglinde hatten ihre Herrschaft mit Glanz geführt. Da kam Unheil über ihr Haus. Siegmund fiel im Kampfe gegen plötzlich hereinbrechende Feinde, welche Xanten erstürmten. Sieglinde flüchtete in einen tiefen Wald, wo sie noch einem holdem Knaben das Leben gab, aber selbst vom Tode hinweggerafft wurde.

Dem armen Knaben, der, verlassen und vor Hunger schreiend, hilflos am Boden lag, nahte eine Hirschkuh, faßte ihn mit dem Maule und trug ihn zu ihrem Lager, wo schon zwei junge Tiere der säugenden Mutter harrten. Sie mochte wohl der Lenker des Schicksals der Götter und Menschen, der hohe Wotan selbst, gesendet haben, der dem letzten des edlen Geschlechtes der Wälsungen ein zwar kurzes, aber ruhmvolles Leben bestimmt hatte.

Zwölf Monate lebte so der Knabe, von der Hirschkuh gesäugt, und gedieh schnell zu ungewöhnlicher Schönheit, Kraft und Stärke.

Fern von der Lagerstatt des Tieres hatte ein weitberühmter Schmied, Mime geheißen, seine vielbesuchte Werkstatt. Hier lebte er mit seinem Weibe und vielen Gesellen, aber zu seinem großen Leidwesen ohne Kinder.

Als Mime nun einst tief in den Wald gedrungen war, um Bäume zu suchen, die er für seine Schmiede wollte fällen lassen, trat ihm plötzlich aus dem Gebüsche ein junger nackter Knabe entgegen, dem eine Hirschkuh folgte, die ihm zutraulich Gesicht und Hände leckte. Der Knabe war außerstande, ein Wort zu reden. Mime aber, voller Freude über das so unerwartet gewonnene Kind, nahm es mit in sein Haus und nannte es Siegfried.

Unter des Schmiedes und seiner Frau sorgender Pflege wuchs der junge Knabe kräftig heran, und als er zwölf Jahre alt geworden, bezwang er alle Gesellen Mimes und ließ sie, wenn sie ihn neckten, nicht selten seine Kraft fühlen, ja, einmal hatte er sie so hart gezüchtigt, daß sie kaum arbeiten konnten.

Sein Pflegevater zürnte. „Wenn du mir meine Gesellen wund schlägst, magst du dich selbst an die Arbeit machen!“

„Wohl“, sprach Siegfried, „gebt mir nur Werkzeug und Eisen, so will ich wohl schmieden.“ Als er nun zum erstenmal am Amboß stand, schlug er so gewaltig auf das Eisen, daß dieses zersplittert umhersprang und der Amboß tief in die Erde sank. Mit Entsetzen blickten alle auf das, was Jung-Siegfried getan, und Mime begann sich vor ihm zu fürchten. Hinterlistig, wie er war, sann er darauf, wie er sich seiner entledigen könne. Er besaß einen Bruder, Fafner mit Namen, der seines schlimmen Charakters und übler Taten wegen in einen grimmen Lindwurm verwandelt worden war und nun in einer finsteren Feldschlucht des Landes der Nibelungen hauste. Zu ihm ging Mime und versprach, daß er ihm den Knaben schicken wolle. Schon freute sich der Lindwurm im voraus auf die Beute, die ihm in Aussicht gestellt war.

Arglos nahm Siegfried, den Jahren nach noch ein Knabe, an Größe und Leibeskraft aber ein gar stattlicher Jüngling von liebreizender Gestalt, den Auftrag des Pflegevaters entgegen, zu einem fernwohnenden Köhler zu gehen und diesem zu helfen Kohlen brennen für den nächsten Wintervorrat. Mime beschrieb ihm genau den Weg, den er zu nehmen habe; dieser aber sollte den jungen Helden so schweren Gefahren entgegenführen, daß der Schmied sicheren Untergang für ihn erhoffte.

In der Nacht, ehe er sich daran machte, den Auftrag des Meisters zu vollführen, zündete Siegfried in der Schmiede ein so gewaltiges Feuer an, daß Mime und seine Gesellen in Furcht gerieten, die ganze Schmiede werde in Flammen aufgehen. Unbekümmert aber schmiedete sich Siegfried von dem besten Stück Eisen, das er auffinden konnte, ein scharfes Schwert; es sollte ihn begleiten auf seiner Wanderung.

Jubelnd und singend zog Siegfried am nächsten Morgen durch den Wald dahin. Mime und seine Gesellen hörten ihn singen. „Der kehrt nie wieder“, sprach der Schmied spottend. „Wenn er auch der Schlangengrube entrinnt, so tötet ihn sicher der grimme Lindwurm.“

Frohen Herzens war der junge Held im strahlenden Sonnenschein eine weite Strecke gewandert; nun wollte er rasten und sich an Speise und Trank erlaben. Reichlichen Mundvorrat und Wein für neun Tage hatte ihm Mime auf den Weg gegeben, aber so gewaltig war Siegfrieds Hunger und Durst, daß er nicht einhielt, bis der letzte Rest des Mitgebrachten verzehrt war. Neu gestärkt zog Siegfried des Weges weiter, den ihm Mime gewiesen, und der ihn, wie der Böse hoffte, in den sicheren Tod leiten sollte. Führte er doch unmittelbar zu der tiefen Bergschlucht, auf deren Grund sich eine Unzahl giftiger Schlangen wälzte, ihre edlen Leiber zu Knoten ineinandergeschlungen. Ahnungslos war Siegfried der Schlucht genaht. Nun sah er, wie Kopf an Kopf das Gewürms sich ihm züngelnd entgegenstreckte. Furchtlos trat er heran, und manchen Kopf hieb sein scharfes Schwert herab. Doch endlose Arbeit wäre es gewesen, sie alle zu töten. „Wartet, ich will es euch warm machen“, rief ihnen der Jüngling entgegen. Er stieg zur Höhe hinauf, riß Baum um Baum mit den Wurzeln aus und warf sie hinab auf das Gewürm, bis die ganze Schlucht zum Rande hin mit Gehölz gefüllt war, das die Schlangenbrut bedeckte.

Fern im Walde hatte er Rauch aufsteigen sehen; dort mußte der Köhler wohnen, zu dem ihn Mime gesandt. Nach einigem Umherirren fand Siegfried die Hütte und erbat sich vom Köhler einen brennenden Baum. Mit diesem eilte er zur Schlangengrube und setzte das aufgetürmte Holz in hellen Brand. Wie die Flamme brausend aufschlug und sich verbreitete, regte es sich in dem Schlunde und suchte den Ausgang aus Tod und Verderben, aber die furchtbare Glut hatte bald alles Leben in der Schlucht getötet. Als Siegfried forschend an der tiefsten, ganz engen Ausgangsstelle der Schlucht vorbeikam, wehte ihm ein starker, wunderkräftiger Geruch entgegen, und er sah mitten im dunklen Unrat einen klaren Strom rinnenden Schlangenfettes hell hervorschimmern. Neugierig tauchte er einen Finger in den Sud, und augenblicks war dieser mit einer festen Hornschicht überzogen, die auch scharfes Schwert nicht zu ritzen vermochte. Wenn ich in dem Fette bade, dachte der junge Held, werde ich am ganzen Leibe unverwundbar, und schnell machte er den Gedanken zur Tat. Entkleidet wälzte er sich in dem rinnenden Fette, und sein ganzer Körper wurde mit einer undurchdringbaren Hornhaut überzogen. Nur zwischen die Schulterblätter hatte sich ein Lindenblatt festgelegt, und da hier das Fett die Haut nicht berühren konnte, blieb diese Stelle verwundbar; hier sollte ihm tückischer Verrat frühe die Todeswunde schlagen.

Zum Köhler zurückgekehrt, der über die Nachricht von der Vernichtung der Natternbrut in lauten Jubel ausbrach, bat Siegfried diesen, ihm den Weg zum Lindwurm zu weisen. „Das tat ich noch niemandem“, lehnte der Köhler ab, „das hieße, dich in den sichern Tod senden.“ Als aber Siegfried in froher Zuversicht auf siegreiches Bestehen des Kampfes seine Bitte wiederholte, gab der Köhler nach. So zog denn der Held mit seinen Waffen, einen gewaltigen Feuerbrand schwingend, nach Weisung des Köhlers zwischen zwei immer enger zusammentretenden Felsenwänden dahin, wo der grimme Lindwurm hauste.

Als es den Herankommenden erblickte, erhob sich das furchtbare Ungetüm.

Die Doppelzunge züngelte, der Rachen hauchte heiß.

Der Schuppenschweif umringelte den Wälsungsohn im Kreis.

Doch mutig schwang Siegfried den gewaltigen Feuerbrand und ließ ihn krachend auf den Lindwurm niedersausen. Der furchtbare Schlag hatte ihm fast das Haupt zerschmettert. Nun griff Siegfried zu seinem guten Schwerte, und neun Schläge raubten dem gräßlichen Leibe bald die letzte Lebenskraft. Ein so furchtbares Gebrüll stieß der mit dem Tode ringende Lindwurm aus, daß es weithin über die Höhle hinaus die Luft erfüllte. Doch ein letzter Hieb trennte ihm das Haupt vom Rumpfe, das Siegfried als Siegeszeichen mit sich führte.

Als Eckart, der von Mimes Gesellen, der am meisten mit Siegfried Streit gehabt, ihn mit dem furchtbaren Drachenhaupte sorglos des Weges daherziehen sah, lief er eilig ins Haus und warnte den Meister und seine Gesellen. Diese folgten dem Rate und flüchteten schnell in den nahen Wald. Mime aber, der mit geheimem Grauen den, wie er meinte, in sicheren Tod gesandten Jüngling gesund und wohlerhalten vor sich stehen sah, ging mit verstellter Freundlichkeit seinem Pflegesohne entgegen und heuchelte Freude über seine glückliche Wiederkehr. Doch Siegfried ließ sich nicht mehr täuschen. „Ihr habt übel an mir gehandelt, und ich mag nicht länger bei Euch bleiben.“ Das hörte Mime nicht ungern. „Wenn du ziehen willst, kann ich dich nicht aufhalten. Aber ich will dir zum Abschiede starke Wehr und Waffe geben. Ein Roß freilich kann ich dir nicht schenken, aber ich will dir sagen, wie du zum Isenstein gelangen magst, wo Königin Brunhilde in großer Kraft und Schönheit die Herrschaft führt. Dort wirst du Grane finden, den herrlichsten aller Hengste.“

Siegfried war es zufrieden, und er erhielt vom Schmied gar herrliche Waffen, Helm, Schild und einen Panzer aus lichtem Golde geschmiedet. Als ihm dann Mime den Weg nach Island gewiesen, zog der Held frohen Mutes der Burg Brunhildes entgegen.

2.Wie Siegfried den Hengst Grane gewann

Es war ein weiter Weg, bis endlich Brunhildes Burg, der mächtige Isenstein, vor den Blicken des Wandernden emporstieg. Aus grünem Marmor errichtet, erhob sich gewaltig der Bau mit seinen zahlreichen großen Sälen und vielen Zimmern. Hoch ragten die sechsundachtzig Türme über die Zinne des Schlosses hervor.

Staunend schaute der Held auf den Prachtbau, den ein großes Eisentor verschloß. Kein Pförtner erschien, es zu öffnen. Da schaffte sich Siegfried selbst freie Bahn, indem er mit gewaltigem Fußtritt die eisernen Riegel sprengte, so daß das Tor aufflog und er den Burghof betreten konnte. Durch den Lärm gelockt, eilten sieben Wächter herbei, den Eindringling zu strafen, er aber erschlug sie einen nach dem andern. Und als nun Ritter hinzukamen, die das Getöse des Kampfes aufmerksam gemacht, stand auch ihnen der junge Held in kräftiger Abwehr mutig gegenüber.

Man hatte Brunhilde Kunde gebracht von dem, was geschehen. „Mich dünkt“, sprach die geheimen Wissens Kundige, „Siegfried ist gekommen, Siegmunds Sohn. Und hätte er mir auch zu den sieben Knechten noch sieben Ritter erschlagen, ich wollte ihn doch willkommen heißen.“ Dann ging sie zum Burghofe und befahl, mit dem Kampfe innezuhalten. „Wer ist es, der in meine Burg gekommen“, fragte sie. – „Ich heiße Siegfried.“ – „Und wer sind deine Eltern?“ – „Das weiß ich nicht; ich wuchs auf bei Mime, dem Schmied, und habe meine Eltern nie gesehen. Nicht einmal ihre Namen weiß ich.“ – „Da kann ich dir Kunde geben“, sprach Brunhilde. „Sei hochwillkommen, Siegfried, du Königskind, Siegmunds und Sieglindens Sohn. Wohin ist deine Fahrt gerichtet?“ – „Hierher, du herrliche Maid, zu deiner Burg. Mein Pflegevater Mime wies mich hierher. Du sollst ein herrliches Roß besitzen, Grane geheißen. Willst du mir den Hengst gewähren, ich nehme ihn gern.“

„Du sollst ihn haben, wenn du willst. Sei willkommen als lieber Gast.“ Fröhlich nahm Siegfried die dargebotene Hand, und sie gingen zum Saale, wo man ihm treffliche Pflege bot.

Die Königin hatte Leute hinausgeschickt, die das Roß einfangen sollten. Aber sie bemühten sich den ganzen Tag vergebens und kehrten abends unverrichteter Sache heim, denn Grane hatte sich von niemand berühren lassen.

Am anderen Tage zog Siegfried mit zwölf Männern aus, die sich vergebens anstrengten, das edle Tier einzufangen. Da ließ sich Siegfried den Zaum reichen und trat auf den Hengst zu, der ihm zutraulich entgegenlief. Er fing das Tier ein, legte ihm den Zaum um und schwang sich leicht auf seinen Rücken. Dann ritt er zur Burg zurück, dankte Brunhilde für ihre Gastfreundschaft und beurlaubte sich. Ungern entließ ihn die Königin und bat ihn, bald wieder bei ihr einzukehren. Er schien, als er davonging, nicht zu ahnen, wie sehr er Brunhildes Neigung gewonnen. Unter allen Männern der Welt hätte sie keinen andern als ihn zum Gatten gewählt. Mit einem tiefen Seufzer sah sie ihn davonziehen.

3.Wie Siegfried der Nibelungen Reich und Schatz gewann

Wohlgemut schaute fortan Siegfried von seinem hohen Rosse herab, wie er weiter und weiter zog von Ort zu Ort, von Land zu Land. So kam er endlich in das Gebiet der Nibelungen, hoch im Norden gelegen, zu einem reichen und mächtigen Zwergvolke, das weit umher auch manchen tapferen Recken seiner Herrschaft unterworfen hatte. Unermeßlich groß war der Schatz von Gold und edlem Gestein, den der König des Zwergvolkes, der alte Nibelung, aus den Bergen hatte sammeln und in einer mächtigen Höhle aufhäufen lassen. Er war gestorben, und Land und Schätze besaßen jetzt seine Söhne und Erben, die Könige Schilbung und Nibelung. Doch ein Fluch schien auf dem roten Golde zu ruhen; keinem seiner Besitzer brachte es Segen.

Auch Schilbung und Nibelung hatten keine Freude daran; die beiden Brüder haderten unablässig um den Besitz des Schatzes, jeder hätte ihn gern ganz gehabt und keiner gönnt ihn dem andern. Da beschlossen sie endlich, ihn zu teilen. Sie ließen das Gold und die Kleinodien aus der Höhle hervortragen und die ungeheure Masse in Haufen am Berge lagern. Aber wie sehr sie sich nun auch um die Teilung mühten, immer blieben sie unzufrieden, denn jeder meinte, daß doch der Teil des Bruders größer sei als sein eigener, und keiner war da, der als Schiedsrichter hätte walten können.

Wieder standen so die Könige, miteinander hadernd, als Siegfried durch den Wald herangeritten kam. „Hört“, sprach da ein alter, kundiger Zwerg zu den Königen, „dort kommt Siegfried, der starke Held von Niederland, bittet ihn, daß er den Schatz teile.“

Der Vorschlag gefiel den Königsbrüdern. Sie hießen den Helden willkommen und baten ihn, sich der Mühe der Teilung zu unterziehen. Als Lohn für seine Arbeit gaben sie ihm im voraus das Schwert Balmung, das einst ihr Vater, der alte Nibelung, kräftig geschwungen; ein besseres Schwert mochte wohl auf Erden nicht gefunden werden.

Siegfried dankte für die herrliche Gabe, die er empfangen und machte sich sogleich an das schwere Geschäft, den ungeheuren Schatz zu teilen, den er staunend betrachtet hatte. Seiner redlichen Mühe gelang die schwere Aufgabe so gut, daß auch die neidischen Brüder sahen, es sei kein Teil größer als der andere. Aber gerade das kränkte beide, denn jeder hoffte im stillen, den größeren Teil zu erlangen. So murrten sie und verlangten neue Teilung. Entschieden wies Siegfried eine solche Forderung zurück. „Ihr habt euch einmal meinem Urteil unterworfen; ich habe nach bestem Vermögen die Teilung vorgenommen, und ihr müßt euch nun meinem Spruche fügen.“

Aber Schildung und Nibelung griffen gleichzeitig nach dem kleinen silbernen Horn, das ihnen an der Seite herabhing. Zwölf furchtbare Riesen kamen auf den Hornruf herbei und drangen mit langen Stahlstangen auf Siegfried ein. Doch nicht lange währte es, da lagen sie alle erschlagen am Boden. Ein grimmer Zorn ergriff Siegfried über das verräterische Handeln der beiden Könige, die sein freundschaftliches Tun so übel hatten vergelten wollen. Zweimal zuckte der Balmung und beider Köpfe rollten zur Erde.

Wie nun Siegfried als siegreicher Überwinder dastand, erging es ihm seltsam. Kein Feind schien nahe, und doch fühlte er Schlag auf Schlag auf sich niederfallen. Hätte ihn nicht die Hornhaut geschützt, so wären es wohl Todeswunden geworden. Er begriff, daß da irgendein Zauber im Spiele sei, gegen den wohl auch das schärfste Schwert nicht helfe. So ließ er den Balmung fallen und griff mit beiden Händen nach der Richtung, von der her die Schläge zu kommen schienen. Und siehe, als er so zufaßte, hielt er plötzlich ein dickes Gewebe, wie eine Kappe mit daranhängendem Schleier, in seinen Händen. Es war eine Tarnkappe, die ihren Träger unsichtbar machte. Und nun, seiner verhehlenden Hülle beraubt, stand auch der sichtbar vor ihm, der ihn so heimlich angegriffen. Es war der graubärtige, starke Zwerg Alberich. Siegfried ergriff ihn an seinem langen Barte und schleuderte ihn mit solcher Kraft gegen die Felswand, daß ihm die Glieder krachten. „Schone meiner, edler Held“, flehte der Zwerg, „und ich will dir in alle Zukunft treu zu Diensten sein.“ Und gern gewährte Siegfried Alberichs Bitte und nahm ihn in seinen Dienst.

„Du hast nun den Nibelungenschatz gewonnen, und das ganze Land ist zu deinem Dienst“, sprach Alberich; „nur ein Kampf steht dir noch bevor. In einer Höhle, hier dicht in der Nähe, wohnt der furchtbare Riese Kuperan; er wird dir die Herrschaft nimmer gönnen, wenn du ihn nicht bezwingst.“ – „Zeige mir seine Wohnung“, rief Siegfried eilig, „damit ich ihn sogleich bestehen kann.“ Willig geleitete ihn der Zwerg zur Felsenwohnung des Riesen. „Komm′ heraus, Kuperan“, rief der junge Held, als er vor die Höhle gekommen war; „komm' heraus und huldige deinem neuen Herrn.“

Kaum war der Ruf erschollen, da stürzte Kuperan hervor und führte mit seiner mächtigen Keule einen so furchtbaren Schlag auf Siegfried, daß diesem das Blut aus Nase und Ohren drang. „Du elender Wicht“, rief der Riese höhnend, „bald sollst du dein Leben verloren haben.“ Aber die Wunde, die ihm Balmung nun schlug, ließ ihn schnell die ungeahnte Stärke seines jungen Gegners erkennen. Heulend warf er die Keule von sich und floh nach seiner Wohnung, dort verband er seine Wunde und hüllte sich in einen goldenen Panzer, der in Drachenblut gehärtet war. Ein fester Stahlhelm, ein gewaltiges Schwert und ein ungeheurer Schild dünkten ihm sicherer Schutz gegen jeden Angriff. Dann drang er abermals auf Siegfried ein. „Mit dem Tode sollst du es büßen, daß du mich verwundet hast.“ Gewaltig schlugen sie aufeinander los, aber der Wucht des scharfen Balmung konnte des Riesen Wehr nicht standhalten. Bald blutete er aus sechzehn Wunden. Da verzagte Kuperan. „Wenn du mich leben läßt, edler Held“, rief er demütig, „so übergebe ich dir Wehr und Waffe und mich selber dir zu eigen.“

„Wenn du mir Treue gelobst, will ich das wohl tun“, erklärte Siegfried bereitwillig. Da schwur ihm Kuperan einen Eid, daß er ihm sein Leben lang in Treue dienen wolle, und der mitleidige Sieger zerriß sein seidenes Untergewand und verband ihm die Wunden. Dann gingen sie alle drei zu dem Berge, wo der Nibelungenschatz lag. Aber fast wäre dem jungen Helden sein Vertrauen übel bekommen. Als der Riese den Schatz sah, kam über ihn die Begierde, ihn lieber für sich zu behalten, und hinterlistig führte er von hinten auf seinen arglos voranschreitenden Bezwinger einen so starken Schlag, daß dieser wie tot zur Erde sank. Und hätte nicht Alberich, der Zwerg, schnell die Tarnkappe über den Betäubten geworfen, die ihn unsichtbar machte, so hätte sein junges Heldenleben wohl hier schon geendet. Nun aber suchte ihn Kuperan, gräßlich fluchend, überall vergebens; er war ungewiß, ob ihn der Teufel davongetragen, oder ein Gott ihn in seinen Schutz genommen.

Erst nach geraumer Weile kam Siegfried wieder zu sich und dankte dem Zwerg für seine Hilfe. „Nimm die Tarnkappe und entferne dich eilig, ehe der Riese dich wiedersieht“, riet Alberich. „Wie immer es mir ergehe“, entgegnete Siegfried, „niemand soll je sagen können, daß ich vor ihm geflohen bin.“ Er ergriff sein Schwert und eilte ungestüm auf den Riesen zu. Als dieser den vergeblich Gesuchten so unerwartet auf sich zukommen sah, wurde er von solchem Schreck erfaßt, daß er seine Waffen von sich warf und hinwegfloh. Aber schneller ist nicht der wilde Panther im Sprunge, als Siegfried ihm nachjagte. Auf dem Gipfel eines steilen Felsens hatte er ihn endlich eingeholt. Hier warf auch er sein Schwert fort und rang mit dem Riesen, den er vom Felsen hinabwarf, daß er in den Abgrund hinunterstürzte und sich zu Tode fiel.

So war nun das ganze Nibelungenreich Siegfried fortan unbestritten zu eigen; alle schwuren ihm Treue, und nachdem er alles geordnet, ließ er den treuen Alberich als Verwalter des Schatzes und Landes zurück. Er nahm nur die Tarnkappe und zwölf der edelsten Ritter mit sich als Begleiter auf seinen künftigen Heldenfahrten.

4.Wie Siegfried nach Worms kam

In der alten Königstadt Worms am Rhein herrschte das mächtige Königsgeschlecht der Burgunden, dem kaum ein anderes an Ruhm, Macht und Reichtum gleichkommen mochte. Der alte König Dankrat war gestorben, und es herrschten seine drei Söhne, Gunther, Gernot und Giselher. Unter ihrer Mutter, der alten Königin Ute, und ihrer Brüder Hut erwuchs in holder Schönheit die junge Kriemhild.

Viele edle Helden, im Kampfe erprobt, dienten den Königen. Allen voran stand, weitberühmt durch Erfahrung und Tapferkeit, ein Blutsverwandter des Königshauses, Hagen von Tronje, des tapferen Adrian Sohn, der Könige Waffenmeister, der einst in seiner Jugend als Geisel am Hofe des Hunnenkönigs Etzel gelebt; sein jüngerer Bruder Dankwart, ein gar streithafter Recke, war des Heeres Marschall. Aber neben den Tronjern standen andere als kühn und tapfer bewährte Männer in Verwaltung der Hofämter. Da war Truchseß Herr Ortwin von Metz, der Tronjer Neffe, Schenke der wackere Sindold; als Kämmerer waltete Heinolt, und der kluge und vorsichtige Rumolt war Küchenmeister. Neben den beiden Markgrafen Eckeward und Gere stand der Liebling aller, der waffenstarke Volker von Alzey, der das Schwert nicht minder geschickt führte als den Fiedelbogen, und dessen herrliches Spiel alle, die ihn hörten, in Leid und Freude tröstete und erhob. In solcher Umgebung wuchs, von einer edlen Mutter geleitet und behütet, die holde Kriemhild zur herrlich aufblühenden Jungfrau heran.

Einst träumte Kriemhild, sie habe mit großer Freude einen schönen, mutigen Falken großgezogen. Den zur luftigen Höhe aufsteigenden erfaßten zwei daherkommende Adler und erwürgten ihn. Traurig erwachte Kriemhild und erzählte, noch weinend, ihrer Mutter Ute, was sie geträumt. „Der Falke, den zu zogest“, so deutete ihr die Mutter den Traum, „das ist ein edler Mann. Möge ihn Gott behüten, daß du ihn nicht frühe verlierst.“

„Was redest du mir vom Manne, vielliebe Mutter“, sprach Kriemhild kopfschüttelnd. „Ich will wohl ohne Mannes Minne bleiben bis an meinen Tod.“ – „Nun“, meinte die Mutter, „verrede es nicht zu sehr. Willst du in deinem Leben so recht von Herzen froh werden, das geschieht durch eines Helden Liebe. Bald bist du nun ein schönes Weib. Möge dir Gott einen edlen Mann bescheren.“

„Oh, liebe Mutter, laß doch solche Rede. Du selbst hast mir oft erzählt, wie manchem Weibe Liebe zuletzt mit Leide lohnte. Ich will sie beide meiden, dann wird mir's niemals schlimm gehen.“ So dachte Kriemhild. Doch anders war's dem jungen Mägdlein beschieden, als sie es zu lenken gedachte. Der Liebe höchste Freude sollte ihr das tiefste Leid bringen.

Weit war indes mit seinen zwölf Nibelungenrecken der kühne Siegfried in der Welt umhergezogen, und ringsum erschallte der Ruhm seiner Taten. Er verschmähte es, nach seinem väterlichen Erbe, den Niederlanden, zu fahren und dort sein Volk, das ihn freudig willkommen geheißen hätte, in Frieden zu regieren. Sich ein neues Reich mit starker Hand zu erkämpfen, erschien ihm weit rühmlicher. Auf solche Tat sinnend, zog er jetzt mit den Seinen am Rheine dahin, dem festen Worms entgegen, das er am Morgen eines hellen Tages erreichte. Die Kunde von der Ankunft des Fremden verbreitete sich schnell bis zur Burg hinauf. Von überall kam man herbei, die Angekommenen verwundert und staunend zu betrachten.

Und wohl war da Grund zum Staunen. Kaum hatte man je so herrliche Waffen und Rosse gesehen. Das seidene Riemenzeug der Tiere schimmerte, und hell leuchtete das Gold der prächtigen Bäume. Und so leuchteten vom Golde auch Helme, Panzer und Schilde, während die langen Schwerter bis zu den Sporen herabreichten.

Nach der Sitte der Zeit kamen ihnen Gunthers Mannen freundlich entgegen; sie wollten nach Ritterbrauch gastlich die Schilde abnehmen und die Rosse zum Stalle führen. „Laßt die Rosse stehen. Nicht lange will ich hier verweilen. Sagt mir lieber, wo ich den König Gunther finden mag?“ „So geht nur hinauf zu jenem weißen Saale“, antwortete einer von des Königs Gefolge; „dort habe ich König Gunther vor kurzem gesehen.“

Auch Gunther hatte inzwischen erfahren, daß stolze Helden, die niemand kenne, zur Burg gekommen seien. Keiner der Mannen um ihn wußte ihm zu sagen, wer und woher die Fremden sein möchten. „Sendet nach meinem Onkel Hagen und laßt ihn die Fremden sehen“, riet Ortwin von Metz; „ihm sind der Erde Länder bekannt, er wird auch diese Fremden wohl kennen.“ Und nicht lange, so kam hohen Ganges der mächtige Hagen von Tronje mit stattlichem Gefolge in den Saal geschritten und fragte nach seines Herrn Befehl. „Kannst du mir die fremden Helden nennen, die hergekommen sind und dort auf dem Hofe stehen, so tue es schnell“, forderte Gunther. Hagen trat ans Fenster und der scharfe Blick des einen Auges, das ihm geblieben – das rechte Auge hatte ihm einst ein furchtbarer Schwerthieb Walthers von Aquitanien im Kampfe geraubt – musterte er die Gäste. „Ich kenne sie nicht“, sprach er, „doch sie scheinen edel und hochgemutet. Ich habe Siegfried nie gesehen, doch möchte ich meinen, daß nur er jener Recke sein kann, der dort so herrlich dasteht. Laßt uns den jungen Helden wohl empfangen und zum Freunde zu gewinnen suchen, denn einen besseren könnten wir nicht finden. Gar manches Wunder hat er schon mit seiner Kraft vollbracht. Er hat den Lindwurm erschlagen und im Kampfe den unermeßlichen Schatz der Nibelungen errungen.“

Willig folgte Gunther der Mahnung des welterfahrenen Hagen. Er verließ mit seinem Gefolge den Saal und ging Siegfried entgegen, um ihn freundlich willkommen zu heißen. „Was führt Euch nach Worms, edler Siegfried?“ fragte er den sich zum Gegengruß Neigenden.

„Das sollt Ihr sogleich erfahren. Ich hörte sagen, daß bei dir die allerbesten Recken seien, die je einem Könige dienten. Und auch dein Heldenmut wird gerühmt. Es gebe keinen kühneren König als dich. Ob das Wahrheit sei, möchte ich erproben. Auch ich bin eines Königs Kind und berufen, Krone zu tragen. Doch möchte ich erweisen, daß ich mit Recht Held und Herrscher heiße; Ruhm zu erwerben, dafür bin ich bereit, Ehre und Leben einzusetzen. Mit dir um Krone und Leben zu kämpfen, kam ich her. Bist du so kühn, mich im ritterlichen Zweikampfe zu bestehen, so ringe mit mir um Krone und Leben. Gern möchte ich diese Burg mein eigen nennen.“

Zorn erfaßte Gunthers Helden, als sie solche Worte hörten. Der König aber erschrak, denn er wußte wohl, daß er gegen Siegfried im Kampfe nicht bestehen könnte. „Wie sollte ich das durch eines andern Hand verlieren“, antwortete er fast erschrocken, „was schon mein Vater lange besaß?“ „Höre, was ich dagegen setzen will“, fuhr Siegfried fort. „Mein ganzes Hab und Gut soll dein eigen sein, wenn du mich besiegst. Der Nibelungen Land wird dir dann in Zukunft gehorchen, und ich selbst will dir meines Vaters Erbe gewinnen helfen.“ Als Gunther noch schwieg, trat Gernot für den Bruder ein. „Nicht gelüstet es uns, noch anderer Erbe zu gewinnen und deshalb eines Mannes Leben aufs Spiel zu setzen. Reich genug sind unsere Lande, die wir mit Recht beherrschen.“

„Sprecht doch nicht so friedlich und versöhnlich“, rief Ortwin von Metz in vollem Zorn. „Ganz ohne Grund kündigt der Fremde Euch Fehde an. Wohlan, gebt mit blankem Schwerte dem Übermütigen die Antwort.“

Doch streng wies der junge König den Zürnenden zurück. „Schweigt“, rief er; „nicht hat uns Siegfried so Schlimmes getan, daß wir nicht in Frieden mit ihm bleiben und ihn zum Freunde gewinnen könnten!“

„Auch mich kränkt es“, sprach der grimme Hagen, „daß Siegfried so trotzig meinen Herrn zum Kampfe fordert. Er hätte lieber bleiben sollen, wo er war, wenn er nur deshalb hierherkam.“

„Wenn dir mißfällt, Hagen, was ist“, sprach Siegfried, „so versuche doch selbst, ob meine Hände nicht stark genug sind, dies Reich zu erstreiten.“

Aber ehe noch Hagen antworten konnte, trat abermals Gernot dazwischen. „Dies gedenke ich wohl zu hindern. Ihr aber, meine Recken, schweiget still. Genug der stolzen Worte sind gesprochen.“

Da trat Jung–Giselher schnell zu Siegfried und begrüßte ihn mit freundlichem Wort. „In Frieden seid gegrüßt, edler Held; gern wollen wir Euch in Treuen dienen.“

Die holde Anmut des kaum dem Knabenalter entwachsenen Jünglings nahm Siegfrieds Herz gefangen, und freundlich erwiderte er den Gruß des jungen Königskindes. Gunther aber ließ Siegfried eine goldene Schale mit duftendem Wein reichen und bot ihm treue Gemeinschaft.

Da war aller Streit zu Ende. Von den Rossen stieg Siegfried mit seinen Gefährten; die beste Herberge wurde ihnen geboten, und Tag um Tag lebten die Könige mit ihrem Gast in fröhlichem Zusammensein.

5.Wie Siegfried mit den Sachsen stritt

Fast war schon ein Jahr vergangen, seit Siegfried nach Worms gekommen. Wenig war er in der Burg zu finden; wenn er nicht mit den Königen auf Kampf und Abenteuer zog, ging er wohl allein zur Jagd hinaus in die mächtigen Waldungen, wo der wütige Auerochse, der wilde Bär ihm willkommene Beute waren.

Noch hatte er niemals in der ganzen Zeit Kriemhild mit Augen gesehen, das Mägdlein aber schaute oft heimlich aus dem Fenster ihres Gemaches hinab auf den Schloßhof, wenn der junge Held, mit reicher Beute beladen, von der Jagd heimkehrte oder die tüchtigen Recken im Turniere ihre Kräfte übten. Und wieviel hörte sie oft erzählen von den Taten des herrlichen Gastes. Unbemerkt wuchs täglich ihr Interesse für den alle an Kraft und Wohlgestalt überragenden Helden; Siegfried aber, der viel die erblühende Schönheit Kriemhildens rühmen hörte, ahnte nicht, daß er der Gegenstand heimlicher Bewunderung geworden.

Da erschienen eines Tages fremde Boten vor König Gunther, der sie freundlich empfing und sie fragte, was sie in sein Land führe. „Laß es uns nicht entgelten, o König, wenn wir Euch üble Kunde überbringen müssen. Uns senden zwei mächtige Herren, der Sachsen König und sein Bruder Lüdegast, der im Dänenlande die Herrschaft führt. Sie hegen bittern Haß gegen Euch und wollen binnen zwölf Wochen Euer Land mit Heeresmacht überziehen. Wollet Ihr sie aber um Frieden bitten, so laßt es ihnen melden. Dann mag wohl manchem Helden das Leben erhalten bleiben.“

„Man wird euch zur Herberge weisen“, beschied sie König Gunther. „Dort wartet, bis ich mit den Meinen Rat gehalten und die Sache erwogen habe. Dann soll euch Bescheid werden.“ So geschah es und sie wurden in der Herberge trefflich verpflegt.

Was ihm die Boten berichtet, bekümmerte König Gunther gar schwer, denn es waren mächtige Feinde, die ihm den Krieg erklärt hatten. Als er so in trübem Sinnen dasaß, kam Siegfried in den Saal und erkannte sofort, daß seinen Gastfreund schwerer Kummer drücke. „Offenbare mir“, bat er freundlich, „was dein Gemüt beschwert.“ – „Das kann ich nicht jedem tun, nur meinen besten Freunden pflege ich meinen Kummer zu offenbaren.“

Daß der König ihn so zurückwies, machte Siegfried sehr unmutig; er erblaßte und errötete. Doch bald bezwang er sich und bat freundlich: „Laß solche Rede und bekenne mir frei, was dich bedrückt. Du kannst keinen treueren Freund finden, als ich es dir bin. Darum vertraue mir deine Sorge. Kann ich dir irgend helfen, so will ich es gerne tun.“ Da erhellte sich des Königs sorgenvolles Antlitz. „Habe Dank für den guten Willen, den du mir gezeigt. Er hat mich hoch gefreut. Die Könige Lüdiger und Lüdegast haben mir Krieg angesagt und wollen mit Heeresmacht mir ins Land fallen.“

„Ist es nichts Schlimmeres, was dich bekümmert“, rief Siegfried frohgemut, „dann sei ohne Sorge. Gib mir tausend Mann von den deinen, und ich will hinziehen und die trotzigen Feinde in ihrem eigenen Lande aufsuchen und züchtigen. Die Boten aber entlaß mit der Meldung, daß wir bald bei ihnen sein werden.“

Da ward Gunther frohen Mutes und ließ die Königsboten wieder vor sich kommen. „Sagt euren Herren, da sie selbst Streit begehrt, so solle er ihnen werden; sie hätten besser von ihrem Übermute gelassen.“ Doch gab er den Boten reiche Geschenke und ließ sie sicher bis an des Landes Grenze geleiten.

Mit Verdruß empfingen die stolzen Könige die Botschaft der Burgunden, besonders aber war ihnen die Kunde leid, daß Siegfried, dessen Kraft und Stärke sie kannten und fürchteten, der Kampfgenosse der Burgunden sein werde. So brachten sie denn ein großes Heer auf. Mit zwanzigtausend Mann zog Lüdegast vom Dänenlande herbei, und nicht minder groß war die Schar, die Lüdiger aus dem Sachsenlande gegen den Rhein zu führen gedachte.

Inzwischen hatte Gunther seine besten Krieger nach Worms beschieden und die tausend Tüchtigsten aus ihnen wurden Siegfried und seinen zwölf Kampfgenossen zugeteilt. König Gernot und die Tronjer, Ortwin von Metz und auf Siegfrieds besonderen Wunsch auch Volker von Alzey, der ihm im Kampfe die Fahne tragen sollte, standen zum Auszuge gerüstet da.

Auch Gunther wollte mitziehen, aber Siegfried bat ihn, im Lande zu bleiben, sie würden mit den Feinden schon fertig werden. „Wir werden so schnell reiten, daß wir sie noch in ihrem eigenen Lande treffen und ihr Übermut soll ihnen leid werden.“

Frohgemut zogen die tausend Burgunden und Siegfried mit seinen zwölf Begleitern durch Hessen nach der Sachsen Lande. Schon hatten sie die Grenze überschritten, da ließ Siegfried seine Schar Halt machen. „Bleibet hier und erwartet meine Rückkehr“, mahnte er. „Ich will indes auf Kundschaft ausziehen, um zu erfahren, wo der Feind steht.“ So bestieg er sein gutes Roß Grane und ritt sorglos hinein in das feindliche Land. Durch einen tiefen Wald ging es zuerst, wo er nur auf wilde Tiere stieß, die ihn jetzt nicht zu fürchten hatten; dann öffnete sich der Wald, und vor ihm lag eine weite Ebene, mit Zelten bedeckt; hier hatte das heranziehende Heer der Dänen und Sachsen sich gelagert.

Eifrig musterte Siegfried aus der Ferne das Heer der Feinde, um zu erkunden, wie sie gelagert waren. Da kam ihm aus dem Feindesheere ein einzelner Reiter entgegen, gehüllt in goldstrahlende Rüstung, einen von Edelsteinen leuchtenden Schild am Arm. Es war der Dänenkönig Lüdegast, der wie sein Gegner allein daherritt, um Kundschaft vom Feinde zu gewinnen. Dreißig Reiter, die zu ihm gehören mochten, folgten erst in ziemlich bedeutender Entfernung.

Kaum waren die beiden sich gewahr geworden, als sie auch schon kampfbegierig aufeinander lossprengten. Und fürwahr: Keinen üblen Gegner hatte Siegfried getroffen. Dem Speerstoße wichen beide mit gleicher Gewandtheit aus, indem sie aneinander vorbeisprengten. Dann wandten sie ihre Rosse, und nun erscholl das Feld von den wuchtigen Schwerthieben, die rote Funken aus Panzer und Helm schlugen. Aber wie wacker auch der Dänenfürst sein Schwert schwang, seines Gegners gewaltige Stärke brachte ihn bald in Not. Die dreißig seines Gefolges sahen aus der Ferne die Gefahr, in der ihr Gebieter schwebte, und sprengten heran, ihm zu helfen. Aber schon hatte sich Lüdegast dem übermächtigen Gegner ergeben, um wenigstens sein Leben zu retten, und Siegfried wollte ihn gefesselt davonführen. Wohl versuchten die dreißig, wie sie einzeln an ihn kamen, ihren Herrn zu befreien, aber der scharfe Balmung schlug einem nach dem andern die Todeswunde, und nur einer von ihnen entkam und meldete im Lager, welchen Verlust sie erlitten.

Siegfried ritt wieder zu den Seinen zurück, den gefangenen König mit sich führend, und forderte sie auf, sogleich die Banner zu entrollen und unter seiner Leitung dem Feinde entgegenzuziehen. Willig und kampfesfroh folgten die Burgunden seiner Führung.

Gar zu ungleich schien freilich der Kampf, denn der Dänen und Sachsen waren mehr als vierzigtausend, Siegfried aber konnte dem Feinde nicht mehr als seine tausendzwölf Mann entgegenstellen. Aber wo der gewaltige Drachensieger vordrang, da erlag vor ihm der Feind. Schon flohen Lüdigers Scharen; wutentbrannt trieb sie der König von neuem in die Schlacht zurück. Doch vergebens war sein Bemühen. Da sprengte er voll Ingrimm allein gegen seinen furchtbaren Gegner an, und auf beiden Seiten wichen die Krieger zurück, auf den Kampf ihrer Gebieter schauend. So gewaltig drang der Sachse auf Siegfried ein, daß unter der Wucht der Schläge dessen edles Roß strauchelte. Aber schnell erhob sich Grane wieder, und den grimmen Schlägen, die nun auf ihn niedersausten, konnte Lüdiger nicht länger widerstehen.

„Laßt vom Streite, ihr meine Mannen alle“, rief er den Seinen zu. Da senkten sich die Banner der Sachsen und Dänen; Lüdiger bat um Frieden und ward als Gefangener fortgeführt wie sein Bruder. Die dem Schlachttode entronnen waren von Siegfrieds Gegnern, kehrten traurig in ihre Heimat zurück.

Ehe Siegfried mit den Seinen den Rückweg antrat, wurden schnelle Boten vorausgesandt an den Rhein, um dort den erfreulichen Verlauf des Zuges zu melden.

Mit Jubel nahm man in Worms die Botschaft auf und bald drang auch etwas von der Freudenkunde in die Frauengemächer. Da ließ Kriemhild einen der Boten in ihr Gemach kommen, um sich von ihm genauen Bericht geben zu lassen. „Sage mir, lieber Bote, der Wahrheit gemäß, wer hat das Beste getan dort im Kampfe?“

„Ich will Euch in Wahrheit berichten, edle Königstochter“, sprach der Bote. „Wie tapfer auch alle gestritten, keiner war doch herrlicher als der edle Held von Niederland.“ Dann rühmte er die Taten Gernots und Hagens, Dankwarts und Volkers, aber immer wieder kam er darauf zurück, daß mehr als sie alle der herrliche Siegfried vollbracht habe. Er habe mit eigener Hand die beiden Könige gefangen genommen und führe sie nach Worms.

Lieberes hätte die edle Kriemhild wohl nicht hören können, als daß der, dem sich ihr Herz zuneigte, so gepriesen wurde. Freudenröte stieg in ihre Wangen. „Gute Kunde hast du mir gebracht“, sprach sie heiter lächelnd, „so soll dir auch reichlicher Lohn werden. Und in ihrer Herzensfreude ließ sie dem Boten ein kostbares Gewand und zehn Mark roten Goldes reichen. Mit vielen Danksagungen für die unverhofft reiche Gabe verließ sie der beglückte Bote.

Bald kam die Nachricht, daß die Helden ihren Einzug in die Stadt halten würden. Aus allen Fenstern schauten Frauen und Jungfrauen herab auf die siegreich Heimkehrenden. König Gunther war ihnen gar freudig entgegengezogen und seine Freude wurde noch größer, als er erfuhr, daß von den zu Felde Gezogenen nur sechzig Mann in der Schlacht gefallen seien. Die gefangenen und verwundeten Feinde wurden gut verpflegt und die beiden Könige in freier Haft gehalten, nachdem sie ihr Ehrenwort gegeben, nicht heimlich zu entfliehen. Gunther überlegte, wie er seine treuen Mannen belohnen könnte, die nach Hause zu reiten begehrten. Auf Gemots Rat entließ er sie; nach sechs Wochen aber sollten sie wiederkehren zu einem großen Hofgelage. Auch Siegfried begehrte Urlaub; er erdachte nach Niederland zu ziehen, um die Herrschaft in seines Vaters Reich anzutreten. Doch unschwer gelang es Gunther, ihn zum Bleiben zu bewegen.

Als Kriemhild von dem nahenden Feste hörte, traf sie mit ihren Frauen eifrige Vorbereitungen. Bald war das schöne Pfingstfest herangekommen, das zweiunddreißig Fürsten und viele Ritter am Hofe zu Worms versammelte. Am eifrigsten bei den Vorbereitungen erwies sich der junge Giselher, der mit Gernot die Heimischen und Gäste und deren Mannen froh empfing und alle aufs Beste unterbrachte, obwohl über fünftausend zum Feste versammelt waren. Es war ein buntes Leben und Treiben auf dem großen Platze vor der Königsburg und auf dem Hofe des Schlosses. Denn während drinnen zahlreiche Ritter ihre Kräfte maßen in edlem Wettstreit, wimmelte es draußen von fahrenden Leuten aller Art, die das Fest herbeigezogen. Spielleute ließen ihre heitern Weisen erschallen, Taschenspieler zeigten ihre Künste; in ihrer hübschen Landestracht bewegten sich zahlreiche Paare von Landleuten in munterm Tanze. Und wer das begehrte, dem wurde reichlich Wein geschenkt aus den zahlreichen Fässern, welche König Gunther aus seinen Kellern hatte herausbringen lassen.

Während so alles sich in Freude bewegte, traf König Gunther auf seinen Truchseß Ortwin von Metz, dessen Züge dem Könige große Verdrossenheit verrieten. Verwundert fragte ihn der König, was seinen treuen Diener bekümmere mitten in der allgemeinen Fröhlichkeit? Ihm erscheine das Fest wie ein Frühlingstag ohne Sonnenschein, war die Antwort. Für Männer, die aus siegreicher Schlacht heimkehren, sei holdes Frauenlächeln ihrer Taten süßester Lohn. Er vermisse die Teilnahme der königlichen Frauen.

Gern folgte Gunther der Mahnung seines Getreuen. Er sandte Botschaft ins Schloß und ließ Frau Ute und seine Schwester bitten, mit ihren Frauen beim Feste zu erscheinen. Hundert seiner Mannen stellte er in der Königinnen und ihrer Begleiterinnen Dienst, und beide erschienen mit mehr als hundert reichgeschmückten Frauen. Wie das Morgenrot aus dunklen Wolken bricht, so trat mit ihrer Mutter Ute, strahlend in Schönheit und Jugend, Kriemhild aus dem dunklen Tore der Burg hervor auf den großen Festplatz, und aller Augen wandten sich bewundernd der herrlichen Erscheinung zu. Denn wie der Mond an Glanz und Schönheit alle Gestirne des Himmels überstrahlt, so übertraf Kriemhilds jugendfrische, strahlende Schönheit alle die schönen Frauen ihres Gefolges.

Als Siegfried die Herrliche in ihrer lichten Schöne vor sich sah, kam es wie Zagheit über das Herz des Tapferen. Fast schien sie ihm eine Göttin, die aus des Himmels lichten Höhen zur Verherrlichung des Festes herabgestiegen. Liebe war in sein Herz gezogen, wie er sie erblickt, aber zugleich banger Zweifel. „Wie könnte es ergehen, daß ich dich minnen sollte? Das wird nie geschehen. Doch soll ich dir fremde bleiben, so läge ich lieber tot im Sachsenlande“, sprach es in seinem Herzen.

So stand da Siegmunds Sohn, von Lieblichkeit umstrahlt, bald blaß, bald rot vor Erregung und man hörte sagen, daß man einen so schönen Helden nie im Leben gesehen. „Sieh', Bruder“, sprach Gernot, zu König Gunther tretend, „wie dort in Sinnen versunken Siegfried steht, dem wir vor allen den glücklichen Ausgang des Kampfes verdanken. Auf Kriemhild ruhen seine Augen; laß unsere Schwester hingehen und nach deutscher Sitte den Gast mit Wort und Kuß begrüßen; so werden wir uns den stattlichen Helden ganz gewinnen.“ – „Gern tue ich das, lieber Bruder, und während des Festes soll Siegfried unserer Schwester Ritter sein.“

Schüchtern trat Kriemhild dem heimlich Geliebten entgegen; sie reichte ihm die Hand und bot ihm die Lippen zum Kusse. „Seid willkommen, Herr Siegfried, Ritter von Niederland.“

Nun erhob Kriemhild die Augen und sie schauten einander an. Noch nie wohl hatte der Held so große Freude empfunden.

Der Gang zum Münster trennte die beiden. Als sie aber nach dem Gottesdienste wieder zusammenkamen, da erst dankte ihm Kriemhild für sein kühnes Streiten. Da sah er Kriemhilden zärtlich an. „Immer will ich Euch dienen. Mein Haupt soll nimmer eher müßig ruhen, bis Euer Wunsch geschehen, so lange mein Leben währt. Das tue ich, Frau Kriemhilde, daß mir Eure Gunst beschert sei.“

Es waren Tage des Glücks, diese Festtage, die Kriemhild und Siegfried beständig beieinander zu sein erlaubten. Nur zu schnell waren sie verflogen, und die Königstochter kehrte wieder in die Einsamkeit ihrer Frauengemächer zurück. Die Gäste bereiteten die Abfahrt; auch Siegfrieds Mannen und Rosse standen zur Fahrt gerüstet, und er wollte sich von den Brüdern verabschieden. „Wie wagst du davonziehen“, sprach Giselher, „ohne meine Schwester darum zu fragen. Bleibe noch und gehe bei Gunther und seinen Mannen und den schönen Frauen ein und aus. Mich deucht, Kriemhild hegt Liebe zu dir in ihrem Herzen.“ Nichts Froheres hätte Siegfried hören können. „Sattelt die Rosse ab“, rief er den Seinen zu, „wir blieben noch.“

Reiche Gaben hatte Gunther den scheidenden Gästen reichen lassen. Nun baten auch Lüdiger und Lüdegast um Entlassung.

Da fragte Gunther Siegfried um seinen Rat. „Was soll ich tun?“ sprach er. „Sie bitten mich und mein Volk um stete Sühne und sind bereit, mir für ihre Freilassung an Gold zu geben, was man auf fünfhundert Pferde laden kann.“ „Unköniglich wäre es, wenn Ihr das Gold von ihnen nehmen wolltet. Laßt sie geloben, niemals wieder in Unfrieden Euer Land zu betreten, und laßt sie ohne Buße frei und ledig“, erklärte Siegfried. Gunther folgte dem Rate Siegfrieds, und froh zogen die Könige ihrer Heimat entgegen.

6.Wie Gunther gen Island zu Brunhilde fuhr

Fahrende Sänger trugen vielfache Kunde nach Worms, daß fern im Islande ein Weib von auserlesener Schönheit die Herrschaft führe, ein Weib von so außerordentlicher Kraft und Stärke, daß sie den stärksten Männern gewachsen, ja überlegen sei. Sie habe gelobt, sie wolle keinem Manne angehören, der sie nicht im Speerwurf, Steinschleudern und Weitsprung überwinde. Manch tapferer Held habe den Wettkampf zu bestehen versucht, aber sie alle hätten ihr Leben dabei verloren.

Auch zu Gunther war die Kunde gedrungen, und er faßte den Entschluß, um Brunhilde von Island zu werben und Leib und Leben zu wagen. „Das möchte ich widerraten“, sprach Siegfried warnend. „Leicht möchte es geschehen, daß du dort Leib und Leben verlierest.“ Aber Gunther ließ sich nicht abschrecken und beharrte auf Ausführung seines Vorsatzes. „Wohl“, sprach Hagen, „wenn du durchaus darauf bestehst, so bitte Siegfried, daß er dir seine Hilfe leihe.“

Dieser erklärte sich dazu bereit, wenn Gunther ihm seine Schwester zur Ehe gebe; andern Lohn begehre er für seine Mühe nicht. „In Königstreue gelobe ich dir das“, rief Gunther hocherfreut und bot Siegfried zur Besiegelung seines Versprechens die Rechte. So rüstete man sogleich die Fahrt nach Island. Siegfried nahm seine Tarnkappe mit, jene über den Kopf zu ziehende Mantelumhüllung; wer sie trug, dessen Stärke wurde um zwölf Männer Kraft vermehrt und er wurde seiner Umgebung völlig unsichtbar.

Gunther hatte dreißigtausend Mann auf die Brautfahrt mitnehmen wollen; doch Siegfried erklärte, Brunhilde sei so mächtig, daß, wenn es zum Streite komme, sie die alle besiegen würde. Für ihre Fahrt genüge es, wenn sich noch Hagen und Dankwart zu ihnen gesellten. Reiche Kleidung ließ ihnen Kriemhild nach Gunthers Wunsch bereiten. Jedem der Vier arbeitete man aus schneeweißer arabischer Seide und andern kostbaren Stoffen zwölf Gewande; reich mit Hermelinpelz waren sie besetzt und mit kostbaren Edelsteinen geschmückt. Auch ein starkes Schiff ward gezimmert, das sie vom Rhein zum Meere herabtragen sollte. Als nun die reichen Gewande angeprobt wurden und wohl paßten, da zollte man den Frauen für ihre Mühe gar reichen Dank.

Nur mit Bangen sah Kriemhild den Bruder scheiden; er möge das Wagestück lassen, wünschte sie; er könne näher eine ebenso hochgeborene Maid finden. Als aber Gunther auch gegen ihre Bitten fest blieb, da bat sie den abschiednehmenden Siegfried, ihn vor Gefahren zu beschirmen. Er versprach es in ihre Hand, daß dem Bruder in Brunhildes Land nichts geschehen solle. „Ich bringe ihn als Gesunden wieder an den Rhein, das sollt Ihr sicher wissen.“

Schon hatte man reichlichen Wein und Speisen auf das Schiff gebracht und ihre vier guten Rosse. So bestiegen die Helden das wohlgerüstete Schiff. Siegfried ergriff sogleich die Ruderstange und stieß vom Ufer ab. König Gunther und die andern beiden führten kräftig die Ruder und schnell hinab ging's rheinabwärts zum Meere. Schon am zwölften Morgen kamen sie zum Isenstein in Brunhildes Land.

„Wenn wir vor Brunhilde kommen“, mahnte Siegfried die Gefährten, „so saget dort alle, Gunther sei mein Lehnsherr und ich sein Lehnsmann, dann wird alles gut gehen. Das alles tue ich um deiner Schwester willen, Gunther; sie ist mir wie die Seele und wie mein eigener Leib! Ich will es gern verdienen, daß sie werde mein Weib.“

7.Wie Gunther Brunhilde gewann

Als das Schiff der stolzen Burg nahte, schauten viele schöne Frauen aus den Fenstern herab. „Nun sage mir, Gunther, welche ist die schönste, welche würdest du wählen, wenn du die Macht hättest?“, fragte Siegfried. „Die dort in jenem Fenster steht, schneeweiß das Kleid, rabenschwarz die Locken, die Augen leuchtend, die müßte mein Weib werden.“

„Du hast recht gesehen, das ist die edle Brunhilde.“

Die Burgundenhelden staunten über die herrliche Schönheit, und auch Hagen gab zu, ein so herrliches Weib sei jedes Kampfes wert. Nun führte Siegfried selbst Gunthers Roß herbei und hielt vor aller Augen die Zügel, bis Gunther es bestiegen, dann erst gingen auch die andern zu ihren Rossen. Unbehütet ließen die Helden ihr Schifflein und ritten zur Burg hinan. Brunhildes zahlreiche Mannen kamen den Gästen freundlich entgegen, um sie in ihrer Herrin Land zu empfangen. Als sie ihnen Schwert und Panzer abnehmen wollten, weigerte sich Hagen und gab nur ungern nach, als Siegfried ihm erklärte, es sei in dieser Burg Sitte, daß fremde Gäste nie Waffen führten.

Die Königin wollte wissen, wer die Recken seien, deren Ankunft man ihr gemeldet, aber keiner konnte ihr sicheren Bescheid geben. Doch eine der Frauen meinte: „Der eine, der so stolz dasteht, muß wohl Siegfried sein, der einst Grane von hier mitnahm; die anderen kenne ich nicht. Der zweite sieht wohl einem König gleich; furchtbar anzuschauen ist der grimme dritte, ein machtvoller Kämpfer, und so schön und freundlich der vierte dreinschaut, auch er scheint ein guter Streiter zu sein.“