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Warum Grimms Neue Märchen 2.0? Entstanden aus dieser Situation: Im Sommer 2011 sang ich (die Autorin) unserem 3jährigen Sohn das Lied "Hänsel und Gretel" vor. Als dieser den Inhalt genauer erklärt haben wollte, war er geschockt: Die Eltern setzen ihre Kinder allein im Wald aus. Die Hexe mästet Hänsel und will ihn verspeisen. Dann wird sie selbst von den Kindern verbrannt. Dies war der Moment, in dem ich erstmals bewusst Grimms Märchen hinterfragte und neu las. Da gab es aufgeschlitzte Wölfe, abgehackte Fersen, sich in zwei Hälften zerreißende kinderraubende Rumpelstilzchen, totgeschlagene Riesen, aus dem Haus geprügelte und verjagte Kinder, kindervergiftende Stiefmütter, prügelnde Knüppel, aufgefressene Großmütter und Ziegenkinder und in der bekannten Rattenfängersage 130 auf Nimmerwiedersehen verschwundene Kinder. Nicht gerade paradisische Zustände. Auch keine Basis für schöne Träume und ein sicheres Lebensgefühl. Motto: Ich mach Dir Angst - schwupps, hab ich ein gutes Märchen erzählt! Das "Märchengefühl" im Bauch Es geht mir dabei noch nicht einmal in erster Linie darum, ob die Ereignisse besonders blutig und grausam erzählt werden. Für viel entscheidender halte ich das "Märchengefühl", welches unbewusst durch jedes Märchen, seinen Erzählstil und seine Worte in uns erzeugt wird. Es bleibt dauerhaft mit den Erinnerungen an das jeweilige Märchen in uns gespeichert. Als "Bauchgefühl", wenn wir uns an das Märchen erinnern. Neuropsychologen gehen heute davon aus, dass die Gefühle tatsächlich im Bauch, im sogenannten "Bauchhirn" (auch "Sitz der Gefühle"), gespeichert werden. Kinder brauchen Märchen Märchen spiegeln das ,zauberhafte' Denken von Kindern wider. Kinder behelfen sich bei Erfahrungen, die sie nicht rational erklären können, mit magischen Vorstellungen. Im Märchen ist scheinbar alles möglich. Märchen sind Magie, voller Wunder. Das Gute muss siegen. Das gibt den Kindern Sicherheit und Stärke in einer unsicheren Welt. Um zwischen "Gut" und "Böse" unterscheiden zu können, brauchen sie aber keine "in glühenden Schuhen tanzenden Stiefmütter", die als "totale Niederlage des Bösen" tot umfallen. Wer Kinder beobachtet, weiß, dass sie von Beginn an sehr feinsinnige Antennen für "gut" und "böse", "richtig" und "falsch" haben. Sie wissen bereits mit 3 Jahren genau, wann sie oder andere "Mist gebaut" haben. Aber oft nicht, wie sie es besser machen können. Dafür brauchen sie positive Vorbilder - echte Helden...
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Vorwort der Autorin
Warum Grimms Neue Märchen 2.0?
Entstanden aus dieser Situation: Im Sommer 2011 sang ich (die Autorin) unserem 3jährigen Sohn das Lied “Hänsel und Gretel” vor. Als dieser den Inhalt genauer erklärt haben wollte, war er geschockt: Die Eltern setzen ihre Kinder allein im Wald aus. Die Hexe mästet Hänsel und will ihn verspeisen. Dann wird sie selbst von den Kindern verbrannt.
Dies war der Moment, in dem ich erstmals bewusst Grimms Märchen hinterfragte und neu las. Da gab es aufgeschlitzte Wölfe, abgehackte Fersen, sich in zwei Hälften zerreißende kinderraubende Rumpelstilzchen, totgeschlagene Riesen, aus dem Haus geprügelte und verjagte Kinder, kindervergiftende Stiefmütter, prügelnde Knüppel, aufgefressene Großmütter und Ziegenkinder und in der bekannten Rattenfängersage 130 auf Nimmerwiedersehen verschwundene Kinder. Nicht gerade paradisische Zustände. Auch keine Basis für schöne Träume und ein sicheres Lebensgefühl. Motto: Ich mach Dir Angst - schwupps, hab ich ein gutes Märchen erzählt!
Das „Märchengefühl“ im Bauch
Es geht mir dabei noch nicht einmal in erster Linie darum, ob die Ereignisse besonders blutig und grausam erzählt werden. Von einigen Psychologen wird angenommen, Kinder würden sich dies gar nicht so bildlich vorstellen können, da sie die entsprechenden Bilder bzw. Vergleichbares wie zum Beispiel aufgeschlitzte Wolfsbäuche und verbrannte Hexen in ihrem kurzen Leben bisher nicht gesehen haben.
Dies ist je nach Kind verschieden und abhängig vom Alter der Kinder, ihren Vorerfahrungen und ihrem jeweiligen Medienkonsum.
Für viel entscheidender halte ich jedoch das „Märchengefühl“, welches unbewusst durch jedes Märchen, seinen Erzählstil und seine Worte in uns erzeugt wird. Es bleibt dauerhaft mit den Erinnerungen an das jeweilige Märchen in uns gespeichert. Als „Bauchgefühl“, wenn wir uns an das Märchen erinnern. Neuropsychologen gehen heute davon aus, dass die Gefühle tatsächlich im Bauch, im sogenannten „Bauchhirn“ (auch „Sitz der Gefühle“), gespeichert werden.
Wenn wir ein Buch lesen, haben wir am Ende immer eine Vorstellung von dem, wie Charaktere aussehen, was sie erlebt und gefühlt haben. Wir fühlen und erleben mit. Wenn wir dann den Film im Kino dazu sehen, sind wir oft enttäuscht, weil das Gesehene nicht unseren Vorstellungen entspricht. Kinder haben eine ebenso intensive Vorstellungskraft. Entscheidend ist dabei nicht, wie blutig sie sich einzelne Szenen bereits im Kopf vorstellen können. Vielmehr ist das Gefühl entscheidend, welches durch ein Märchen im Kind entfacht wird: Angst und Beklommenheit oder Freude, Stärke und Zuversicht. Gefühle werden durch die bewusste Wahl von Worten ausgelöst. Erzähle ich von „Trauer“, „Wut“, „Regen“, „Kälte“ oder „Hitze“, haben Sie als Leser und Zuhörer jeweils auch ein entsprechendes Gefühl dazu, welches sich sogar in körperlichem Empfinden äußern kann (z.B. Gänsehaut, Kälteempfinden, Tränen für Trauer oder Rührung, Adrenalinausschüttung bei Wut oder Angst, Dopaminausschüttung bei Glück und Belohnung, Wärmeempfinden,... ).. Das Gefühl ist natürlich wieder abhängig von Ihren Lebens-Vorerfahrungen zu diesem Begriff und z.B. auch von Ihrem Kulturkreis (ein Mensch aus einer heißen Wüstenregion wird mit dem Begriff „Sonne“ möglicherweise auch „Dürre“ und „Tod“ assoziieren und Gefühle wie „Unruhe“ und „Angst“ empfinden, während „Sonne“ für uns Nord-Europäer i.d.R. positive Gefühle von „Wärme“ und „Glück“ auslöst.)
Dieses Gefühl wird intensiver, je ausgeprägter ich es durch meine Wortwahl beschreibe. Sie nehmen dies jedoch vor allem unbewusst auf. Dieses Gefühl beeinflusst aber Ihre aktuelle Stimmung und sogar Ihre nachfolgenden Reaktionen im Anschluss an das Gehörte oder Gesehene. Psychologen nennen dieses Phänomen „Priming“. Unternehmen nutzen diese Erkenntnis zum Beispiel bewusst in der Werbung.
Kinder fühlen beim Märchenhören etwas, sind aber noch nicht in der Lage, es auch zu benennen oder rational zu verarbeiten. Sie äußern ihre Gefühle durch Wut, Trauer oder Freude.
Kinder sind von Märchen gefesselt: sie durchleben sie, leiden intensiv mit und freuen sich ebenso intensiv über Erfolge der Helden. Dazu tragen natürlich auch Stimme, Gestik und Mimik des Erzählers sowie die gemütliche, kuschelige, geborgene oder unheimliche Atmosphäre des Vorlesens oder Erzählens bei.
An diesem „Märchengefühl“ das so bei jedem Märchen individuell entsteht, machen sie anschließend auch fest, ob ihnen ein Märchen gefällt oder nicht. Ähnlich geht es uns Erwachsenen übrigens auch bei Filmen, Büchern und Musik.
Brauchen Kinder „das Böse” im Märchen?
Wir Großen sind heute abgestumpft. Kein Horrorfilm ist blutig genug! Kaum noch ein Psycho-Thriller schockt uns mehr. Aber schauen wir mal in die Augen eines Kindes. Da reichen Blitz und Donner, komische Geräusche und Schatten. Im Fernsehen, Kindergarten und Schule läuft bereits genug Gewalt. Wenn Mama und Papa sich dann noch gestritten haben, sind die Kleinen bedient. Brauchen sie dann noch Märchen, in denen es in dem Stil weitergeht? In dem „Hexen verbrannt“, „Wölfe und Ratten ertränkt“, „Bäuche aufgeschlitzt“, Kinder mit „Ellen verprügelt oder im Wald ausgesetzt“, „Mädchen vergiftet“ und „Riesen erschlagen“ werden? Oder ist das Abtauchen in eine bunte, heldenhafte und heile Fantasiewelt das Richtige?
Die Welt ist nicht immer gut und heile. Das wissen schon die Kleinen. Märchen können auf die Welt „da draußen“ vorbereiten. Auch in Grimms Neue Märchen gibt es „böse Dinge“ und Aufgaben für Helden, die es zu lösen gilt: Hänsel und Gretels Eltern droht Arbeitslosigkeit und der Umzug in eine Stadt. Eine Wolfsmutter beschützt knurrend Ihre Jungen. Ein Wolf hat Appetit auf Ziegen. Ein Wirt beraubt seine Gäste. Raubritter bedrohen ein Königreich.
Kinder begreifen dabei durchaus, dass eine Gefahr droht oder eine Situation zunächst „unlösbar“ scheint. Und sie erleben, wie die Helden, mit denen sie sich identifizieren, ihre Aufgaben dann doch lösen: intelligent und gewaltfrei. Als gute Vorbilder, die das Richtige tun. Schließlich lernen Kinder vor allem durch Vorbilder...
Die „großen“ Märcherzähler und Vorleser (meist die Eltern oder Großeltern), sind dabei immer die wichtigsten Begleiter. Sie „übersetzen“ die Märchen in alters- und kindgerechte Worte, erklären ihnen die manchmal altertümlichen Worte und Figuren in der Märchenwelt und helfen ihnen, die richtigen Weisheiten aus den Märchen mitzunehmen.
Die Märchenwelt ® Evolution
Warum erzählen wir noch immer von bösen Hexen, obwohl wir heute – 200 Jahre nach 1812 - wissen, dass „Hexen“ oft weise Kräuterfrauen waren? Sollten Kinder Angst vor dem „bösen Wolf” haben, obwohl Wölfe gewöhnlich keine Menschen angreifen? Aktuell erwarten uns wieder Wölfe in Deutschland. Warum müssen Stiefmütter immer böse sein? Viele von uns sind heute Stiefmütter. Ich auch.
Diese Suggestionen aus den Grimms Märchen von der „bösen Hexe“, dem „bösen Wolf“ und der „bösen Stiefmutter“ haben sich durch konsequente Kindermärchen-Erzählung im gesellschaftlichen Bewusstsein und Denken verankert. Die meisten von uns glauben heute zum Beispiel wirklich daran, dass Wölfe von Natur aus böse und angriffslustig sind. Auch falsches Wissen, wie zum Beispiel, dass man von Kreide eine höhere Stimme bekäme oder dass Ratten auf Flötentöne reagieren, verbreitet sich durch Märchen.
Ich beschloss, die Märchen neu, gewaltfrei, meinen Ideen folgend und fantasievoll zu erzählen – im traditionellen Märchenstil und möglichst nah am Original - und schrieb konsequent die bekanntesten Märchen um. Dann befragte ich meine Bekannten dazu. Einige sagten: „Die alten Märchen haben uns doch auch nicht geschadet.” Viele waren begeistert und sagten: „Ja, ich mochte die alten Grimms Märchen nie, weil sie so grausam sind, und habe sie daher meinen Kindern bislang auch noch nicht erzählt.“ Erstaunlich viele sagten etwas wie: „Mein Kind kennt die Grimms Märchen gar nicht.“, „Meine Tochter findet die Rattenfänger-Sage schrecklich”. „Unser Sohn hat daraufhin die Hexe aus dem Lebkuchenhaus verbrannt.” Andere waren empört: „Dann schreib doch gleich die Bibel um!”, „Das ist doch dann gar nicht die Wahrheit!”, „Warum gehen Hänsel und Gretel denn in Deiner Version immer noch allein in den Wald?“ Da merkte ich: das Thema hat deutlich mehr kulturellen und auch pädagogischen Zündstoff als ich gedacht hätte. Was die kulturelle Seite betrifft: Klar, es ist altes deutsches Kulturgut. Dachte ich zumindest. Das ist jedoch so nicht die ganze Wahrheit.
Die Wahrheit über Grimms Märchen
Die Gebrüder Grimm sammelten vor 200 Jahren uralte Märchen aus aller Welt. Eine ehrbare Leistung. Wichtig jedoch: Die Märchen dokumentieren weder „die Wahrheit” noch deutsche Geschichte. Sie stammen z.B. auch aus Frankreich und dem Morgenland. Die Grimms schrieben Märchen völlig um, erfanden Dinge dazu, änderten sie in insgesamt 10 Auflagen und passten sie an zeitgenössische Moral an. Die Stiefmütter in den Märchen sind zum Beispiel eine Erfindung der Grimms, angelehnt an den Zeitgeist von 1812. Ursprünglich war die Märchensammlung als wissenschaftliches Werk gedacht - nicht für Kinder. Der Verleger überredete sie jedoch, daraus ein Kinderbuch zu machen, welches im Laufe der Auflagen auch zum “Erziehungsbuch” und zum Vermittler zeitgenössischer Moral wurde.
Märchen waren ursprünglich nicht für Kinder gedacht. Bereits im Mittelalter zogen Märchenerzähler von Dorf zu Dorf und erzählten sie als “Erwachsenenkino” - je reißerischer, blutrünstiger und spektakulärer, desto erfolgreicher.
Wir erzählen unseren Kindern also heute Märchen mit Moral, Wissen und Werten, die mindestens 200 Jahre und älter sind. Seit den 60er Jahren werden die Grimms Märchen aus pädagogischer Sicht aufgrund der Grausamkeit kritisiert. Aufgrund dessen erzählen viele Eltern, Erzieher und Lehrer ihren Kindern heute keine Grimms Märchen mehr. Damit würden schon bald die Märchen und die Märchenerzähler Tradition verloren gehen.
Die Wahrheit über den Rattenfänger von Hameln
„Der Rattenfänger von Hameln“ ist natürlich ursprünglich eine Sage, kein klassisches Märchen. Als eine der bekanntesten Sagen weltweit (geschätzt 1 Milliarde Menschen kennen sie) wurde sie unter anderem in einer bekannten Version von den Gebrüdern Grimm aufgeschrieben. Da ich aus der Region Hameln komme, hat mich die Rattenfänger-Geschichte mein Leben lang begleitet, und es lag mir am Herz, hieraus ein kinderfreundliches Märchen mit einem guten Ende zu erzählen.
Geschichtlich höchst interessant – auch die wenigsten Hamelner wissen dies: das Kinder-Verschwinden und die Ratten-Entführung sind zwei unterschiedliche Geschichten, die erst im 15. Jahrhundert zu einer zusammengefügt wurden. Ein Rattenfänger, dem Gold von der Stadt Hameln ausgezahlt wurde, wird in den Stadtbüchern nicht erwähnt. Ratten reagieren wissenschaftlich nachweisbar nicht auf gewöhnliche Flötentöne. Es gab um 1284 das Verschwinden von 130 Kindern. Der Grund dafür ist bis heute nicht geklärt. (Quelle: PHOENIX Dokumentation 2009 und Museum Hameln)
Kinder brauchen Märchen
Was die pädagogische Seite betrifft: pädagogische Werte und Moral wandeln sich ständig. Sie unterliegen individuellen Vorstellungen, sind abhängig von der Gesellschaft, vom jeweiligen Kulturkreis. Von daher werden meine Märchen nicht jedem „in den Kram passen“. Werte und Moral der Erziehung sind und werden immer ein Diskussionsthema bleiben. Und das ist auch gut so! :).
Ich habe versucht, Kritik aus der ersten Vorversion meiner Märchen einzubeziehen. Zum Beispiel: Da Hänsel und Gretel nach Ansicht der meisten Eltern nicht als Kinder allein in den Wald gehen sollten, habe ich einen „erfahrenen, älteren Hänsel“ eingebaut, der schon die Verantwortung für die beiden übernehmen kann. In dieser Hinsicht haben die Märchen jedoch sicher noch zahlreiche Punkte, die jeder anders sieht und bewertet. Daher: Wenn Sie ein Punkt besonders stört, erzählen Sie einfach ihren Kindern das jeweilige Märchen, wie Sie dieses für „moralisch vertretbar“ empfinden.
Wichtig ist: Kinder brauchen Märchen. Märchen spiegeln das ,zauberhafte' Denken von Kindern wider. Kinder behelfen sich bei Erfahrungen, die sie nicht rational erklären können, mit magischen Vorstellungen. Im Märchen ist scheinbar alles möglich. Märchen sind Magie, voller Wunder. Das Gute muss siegen. Das gibt den Kindern Sicherheit und Stärke in einer unsicheren Welt.
In der Märchenwelt dürfen Kinder – in der Obhut des beschützenden Märchenerzählers - kontrolliert auch einmal über die täglichen Grenzen hinaus ein besonderes Abenteuer in ihrer Fantasie erleben, von dem sie eigentlich wissen, dass sie dies in Wirklichkeit nie dürften (zum Beispiel allein in den Wald gehen, in einen Brunnen abtauchen, wie der tapfere Schneider allein in die Welt hinaus ziehen, als Aschenputtel zum Prinzenball gehen). Sie können Dinge erleben, die es in Wirklichkeit nicht gibt ( Hexen, die zaubern können, essbare Lebkuchenhäuser, sprechende Tiere), und so im Kopf kreative Gedanken entwickeln („Was wäre, wenn es das 'in echt' gäbe?“). Die Märchenerlebnisse können sie zusammen mit dem Märchenerzähler, z.B. ihren Eltern, dann besprechen und so gedanklich verarbeiten.
Um zwischen “Gut” und “Böse” unterscheiden zu können und etwas aus dem Märchen zu lernen, brauchen Kinder aber keine “in glühenden Schuhen tanzenden Stiefmütter”, die als “totale Niederlage des Bösen” tot umfallen. Wer Kinder beobachtet, weiß, dass sie von Beginn an sehr feinsinnige Antennen für “gut” und “böse”, “richtig” und “falsch” haben. Sie wissen bereits mit 3 Jahren genau, wann sie oder andere “Mist gebaut” haben. Aber oft nicht, wie sie es besser machen können. Dafür brauchen sie positive Vorbilder – echte Helden...
Grimms Neue Märchen 3.0
Märchen 2.0 klingt Ihnen vielleicht zu technisch und unromantisch? Es mag auf Sie gar provokant wirken. Nun, ein wenig ist es dies sicher auch. Ich habe mich bewusst dafür entschieden aus mehreren Gründen. Zum einen,, weil es einfach meine Idee sehr gut deutlich macht. Zum anderen bin und bleibe ich sicher für viele eine „Kulturgut-Banausin“, weil ich „vermeintlich altes deutsches Kulturgut“, mit dem wir alle groß geworden sind, einfach so verändere. Da dies so sein wird, kann ich auch gern mit einem provokanten Titel dazu stehen.
Die Märchen 2.0 sind ein „Update“ der mindestens 200 Jahre alten, oft viel älteren Originalversionen 1.0. Für ein Update kann man sich entscheiden, muss es aber nicht. Man kann auch auf die nächste, verbesserte Version 3.0 warten. Oder weiter die alte Version nutzen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.
Sie wissen nun, dass es ein Update gibt und warum ich es für notwendig hielt. Vielleicht haben Sie ja sogar Lust, als „Entwickler“ mit mir gemeinsam an einer Version 3.0 zu schreiben?
Ich bin gespannt, ob Ihnen als „grimmerfahrener Leser“ die neuen Grimms Märchen gefallen.
Die alten Grimms Märchen gibt es natürlich auch weiterhin. Es ist nicht mein Ansinnen, diese zu verdrängen. Ich nehme mir einfach die Freiheit der alten Märchenerzähler-Tradition und erzähle die Märchen ein wenig anders – und auf meine Weise.
Wichtig ist mir vor allem, dass wir großen Märchenerzähler und Gute Nacht Geschichten-Vorleser generell bewusster darüber nachdenken, was wir unseren Kindern und auch uns an Geschichten und Worten zumuten und erzählen.
Die neuen Grimms Märchen 2.0 kann ich Kindern bedenkenlos ab 3-4 Jahren vorlesen oder besser noch vorspielen. Ein gutes Alter ist 5-6 Jahre, da hier das Verständnis für Zusammenhänge und die Fähigkeit zum längeren Zuhören schon weiter entwickelt ist.
Die “alten” Grimms Märchen werde ich meinen Kindern erzählen, wenn sie alt genug sind.
Jeder entscheidet täglich abends an der Bettkante selbst, was er seinen Kindern erzählt...
Viel Spaß beim Märchenerzählen! :)
Ihre
Britta Daniel-Tonn
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Über die Autorin
Britta Daniel-Tonn, geboren 1978 in Rinteln, Deutschland. Die Autorin ist studierte Diplom Sozialpädagogin, staatlich geprüfte Sozialassistentin, Erlebnispädagogin, Geschäftsinhaberin des AC Outdoor Center Hameln und Herford und dreifache Mutter. Sie hat Erfahrung als freie Journalistin, in ehrenamtlicher Jugendarbeit und der Lokalpolitik. Sie hat ein Jahr in Frankreich und Spanien gelebt und im Rahmen eines freiwilligen europäischen Jahres dort in einem interkulturellen Team gearbeitet. In ihrer Freizeit ist sie begeisterte Outdoor Sportlerin, liebt das Leben, neues Wissen und Musik.
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Widmung
Für alle Kinder.
Für alle Großen.
Für alle Tiere und Tierfreunde, insbesondere Birthe- und Pina Colada, eine ganz besondere Ratte.
Für HaPe, Hans-Peter, Duffy, Christoph und Carmen, die mich ermutigt haben, dieses Buch zu schreiben.
Für meine Eltern und Großeltern, die mich an eine bessere Welt glauben ließen.
Für Jaqui, Luke und Sky.
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Britta Daniel-Tonn
GRIMMS NEUE MÄRCHEN 2.0
Märchenwelt ® Evolution
Es war einmal … GANZ ANDERS !
Kinderfreundlich. Gewaltfrei. Tierfreundlich.
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Impressum
© 2012 Britta Daniel-Tonn
3. digitale Auflage
Herausgeber: hptmedia.tv, Daniel -Tonn & Tonn GbR, Bad Münder
Autor: Britta Daniel-Tonn
Umschlaggestaltung, Illustration: Britta Daniel-Tonn
Lektorat, Korrektorat: Britta Daniel-Tonn
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3--8491-1830-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Tante Grimms Neue Märchen 2.0
Einleitung
Hänsel und Gretel 2.0
Rotkäppchen 2.0
Frau Holle 2.0
Das tapfere Schneiderlein 2.0
Tischlein deck dich 2.0
Der Wolf und die sieben Geißlein 2.0
Schneewittchen 2.0
Aschenputtel 2.0
Dornröschen 2.0
Rumpelstilzchen 2.0
Der Rattenfänger von Hameln 2.0
…und nun schlaft gut, meine Lieben!
Märchen-Malbuch
„Tante Grimm! Erzähl uns ein Märchen!“, riefen die Kinder, als sie am Abend um das Feuer des Kamins herum saßen und ihren Kakao schlürften. „Was für ein Märchen wollt ihr denn hören?“, fragte Tante Grimm aus ihrem Ohrensessel heraus. „Ein spannendes – mit Abenteuern, Tieren, Königen und Prinzessinnen“, antworteten die Kinder. „Ein Märchen, bei dem wir auch was lernen“, rief ein Kind. „Und ein schönes – mit einem guten Ende, nach dem wir gut schlafen können“, fiel einem anderen noch ein. Da blätterte Tante Grimm in den Seiten ihres dicken Märchenbuches und sagte: „So - ein ganz besonders schönes, spannendes und lehrreiches Märchen also... Ich denke, da habe ich eins für euch.“
Und schon begann sie zu erzählen: „Es war einmal...GANZ ANDERS...“
Es war einmal eine Holzfäller-Familie, die lebte glücklich in ihrem kleinen Haus auf einer Wiese am Waldrand. Die Eltern besaßen nicht viel Geld, aber sie waren zufrieden mit sich und ihrem Leben, denn sie hatten immer genug Holz zum Heizen, genug zu essen und zwei liebenswerte Kinder, Hänsel und Gretel.
Eines Tages waren die beiden Geschwister gerade ins Bett gegangen, da hörten sie durch die dünnen Wände ihre Eltern reden. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, sagte der Vater. „Die Menschen kaufen nicht mehr genug Holz bei uns. Sie heizen lieber mit Kohle und bauen Ihre Häuser aus Stein statt aus Holz. Wir haben bald kein Geld mehr, um Essen und Kleidung zu kaufen.“ Die Frau des Holzfällers wusste auch keinen Rat. „Wenn es so weitergeht, dann müssen wir unser Haus verlassen und uns in der Stadt Arbeit und eine Wohnung suchen“, sprach die Frau.