Große Reise - Jan Schäf - E-Book

Große Reise E-Book

Jan Schäf

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Beschreibung

Es lockt die unbekannte Insel mich aus der Ferne überm Wellensaum ... Gesammelte Gedichte von 1997 bis 2021. "Jan Schäf versteht es, auf romantische Weise aufzuzeigen, was uns bewegt." Kerstin Deutsch

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Ich habe keine Seele, um mit ihr zu reden, oder mich von ihr trösten zu lassen.

Aber Gott schickte durch wunderbare Fügung das Schiff so nahe ans Land, daß ich so viele Dinge daraus holen konnte, die zur Befriedigung meiner Nothdurft selbst dienen oder mir die Mittel zur Befriedigung derselben an die Hand geben werden, so lange ich lebe.

Robinson Crusoe

Inhaltsverzeichnis

Abendruhe

Abschied

Ade

Allein

Am Abend

An den Mai

Atem

atombombe

Augenblick

Bedeutungen

Begegnungen

Bekenntnis

Berechnungen

Bilanz

Bitteschön

Cthulhu

D

Das bergschloss

Das Haus

Der Gang der Dinge

Der Riese

Der Schrei der Krähe

Der vierte König

Die allerletzten Tage

die korrektur

Die Liebe

Die Toteninsel

Die Welt, wie sie sich mir darbot

Dort

Du

Du bist wie …

Ein Bild

Einsame Träume

Einsetzende Dämmerung

Er

Erwacht

Farben

Ferne Zeit

Fluss der Zeit

Fluten

Forderungen

Fragen

frei

Fremder Stern

Frühling

Gedanken

Gefangen

Gemeinsam

Gleichgültig

Glück

Grausames Land

Große Reise

Hafis

Herbst

Herbstblatt

Herr

Hilflos

Hoffnung

Im Spiegel

In die Dämmerung

In meiner Tür

König

Liebe?

Mahnung - an mich

Mai

Manchmal

März

Mittagstraum

nach dem regen

Nach Mitternacht

Nachmittag

Nacht

Nachtgedanken

nehmt

Neues Land

Novembernachmittag

oh weh

Ohnmacht

Oktober

Pa

Pilot

Rand der welt

Ratlos

Rauschen

Rechnung

Resignation

Revolution

Rückblende

ruhe

Ruhm

Schwur

Sommerlinde

Sommernacht

Sonntag

Spaziergang

Steinschiffe

südkurs

Sündenfall

Tagtraum

Theater

Tiefer

traum

Träume

Traummenschen

Unbekanntes Glück

Unendlichkeit

Ungenau

Vergehen

Vergehende Tage

Verheißung

Verlangen

Verlorenheit

Versteh mich

Vor dem Winter

Vorbei

Wachsende Jahre

Warum ich dich liebe

Warum?

Weißer Morgen

Wer bist du?

Wildnis

Winter

winterabend

Zeit

Zeitstürme

Zu dir

Zu Ende

DIE KRAHE

Wanderer

Prolog

Das nackte Land

Der Tempel

Der Wald

Der Tod tritt auf

Der Fall

Die Totenwache

Zu den Sternen

Lethargie

Funke

Dramen

Blut

Frau

Wolke

Laub

Schimmer

Epilog

Abendruhe

Vom silbrigen Himmelsrand

über’s kupferne Sonnenband

vor stummen Baumkronen

und menschlichen Komfortzonen

lag schweigend der Abend.

Wir kamen den Hohlweg entlang

erfrischt und vom Alltag befreit

und wie immer nach solchen Tagen

sah uns von Ferne Vergangenheit

im Walde ruhten die Riesen.

Am Zifferblatt welkte ganz frische Zeit

während die Zwerge ihre Minen verließen

und hinter Fenstern einladende Lichter

am Brunnen tropfte es leise dahin

müde und rotbäckig die Kindergesichter.

Rauschen vergangener Stürme

verwehend zwischen dämmernden Gassen

wir dabei schwatzend über Nähe und Ferne

ging interessiert der Abend mit uns - ein Stück

und die Falter im Licht der Laterne.

(2021)

Abschied

Leer bin ich nun

schon seit dem Tag

an dem ich dich

für mich verließ

und ziehe meine Kreise

liebend, und

immer noch zu einsam.

Leer bin ich

alle Tage gewesen

habe nie den Traum

greifen können

der mich erlöst

von meinem Selbstmitleid

und meinen Schmerzen.

Leer bin ich seit dem Tag

an dem du kamst

und ich ging

mich zu erretten

um endlich das zu finden

von dem man glaubt

es so unbedingt zu brauchen.

Scharf die Grenze

zwischen deiner Wirklichkeit

und meiner Fantasie.

So wird mich meine Leere

wohl durch die Zeiten begleiten.

Hoffnung gibt jedoch der Mut

einen möglichen Weg

damit

auch für mich zu finden.

(2000er)

Ade

Stumm steht der Wald

vor dem Stern

am Ende des Sommers

Schatten werden länger

Geruch von Sonnencreme verfliegt

auf dem Wasser schwimmen

die ersten Blätter

ein vergessener Ball liegt

neben einer Bank mit Blick

auf den See.

Meine Gedanken hängen bei

dem was ich las, am Beckenrand dein

hypnotisierter Blick auf das Glitzern

des sonnenseligen Wassers

am Abend fällt Regen zwischen

die hohen Häuser

Nachbarn aus Arabien

braten Fleisch bis in die Nacht

denke ich an die langen Sommer

meiner Kindheit.

Oh, mir fehlt der Rausch allerorten

die Sehnsucht nach dem Loslassen

dem Trennen vom Ufer

dem Rennen ins Niemandsland

mir fehlen die Abende an weißen

Tischdecken, die Abende mit

Wein und wildem Haar im Wind

das sich zwischen klebrigen

Lippen verfängt, während mein Herz

auf den Grund von allem fällt. l

Jetzt sehe ich in den Regen

und die Zeilen sie schwimmen

salzig auf dem Papier

ich wollte klarer werden

wurde es aber nicht

ich wollte ohne Leere leben

doch, sie blieb

der Herbst, ja, ich sehne ihn

mit schmerzender Gewissheit

werde ich ihm ins Gesicht blicken.

(2021)

Allein

Ich liege am Boden

Tränen laufen mir über das Gesicht.

Nackt in den unendlichen Weiten des Kosmos.

Dunkelheit umhüllt mich

die Einsamkeit hält mich in ihrem kalten Arm.

Die Sehnsucht ist der Strudel meiner Seele.

Unendliche Zeit

verrinnt.

Warum bist du mir so fern

warum trotzdem so tief in mir?

(1997)

Am Abend

Stumm stehen die Wolken vor meinem Fenster

schweigend auch der Sonnenuntergang

nur die Zivilisation und ihre Werke

und des Lebens verkündender Gang.

Doch auch hier ruhen bald die Räder

nur eine Sirene heult durch die Nacht

ich blicke auf aus meinen Träumen

irgendwo wird über irgendetwas gelacht.

Über dem Umriss der Berge glänzt

mir als Sichel heute der nahe Mond

während der Tag mit seinen Taten

mich mit einem Lächeln belohnt.

Nicht weit entfernt sind zwei sich ganz nah

flackernd als Zeugen die Sterne

Geschirr klirrt, ein Hund bellt, du schreibst

rückt mir der Tag in die Ferne.

(2021)

An den Mai

Unter deiner Blütenpracht

Ging ich zwischen all dem Grün

Habe dabei nachgedacht

Wer nun diese Schönheit

Hat dir jedes Jahr verlieh’n.

War es Gott im Himmel oben

Der der Welt erteilt den Glanz

Oder die Natur, die wir so loben

Ganz aus sich heraus

In ihrem wilden Tanz.

Ist es wichtig

Ja, ich glaube schon

Doch in diesem Augenblicke nichtig

Denn du strahlst in meine Seele

Hoffnung, als dein schönster Lohn.

(2021)

Atem

Der Vögel Flug

verschließ die Augen

ich atme leiser

der Song wird lauter.

Der Amsel Ruf

ein Wegstück dort

ich atme leiser

das Land fällt weiter.

Die Nebel steigen

der Töne Arbeit

ich atme leiser

die Uhr tickt mit.

Der Laut der Welt

so Schlag um Schlag

ich atme leiser

der Ton wird schärfer.

Die Zeit im Bild

Geschrei wird heißer

der Blick wird dunkel

ich atme leiser.

(2015)

atombombe

am morgen aufgewacht: nüchtern

in meinen armen nadeln: stechend

glühender strom in blutbahnen: träge

der tag zieht entfernt vorüber: pfeifen

in meinen ohren alarmsirenen: gewöhnt

bevorstehender atomkrieg: gewarnt

am unruhigen nachmittag: co2

in meiner nase widerhall drängender gefühle: unruhe

warmer strandwind: unter wasser

am satten abend: motor

in seinem rhythmus doppelte vermutung: zerstörung

zimmer im ausgeschalteten lichtschein: starrend

(2015)

Augenblick

Schönheit ist nur ein Augenblick,

vielleicht das Bild, das ich nach Jahren wiederfinde.

Erinnerung ist nur ein Augenblick,

vielleicht ein Brief, an einem Tag voller Schönheit.

Liebe ist nur ein Augenblick,

vielleicht die Erinnerung, die einen manchmal sticht.

Verlangen ist nur ein Augenblick,

vielleicht in der Liebe einer späten Nacht.

Leben ist nur ein Augenblick,

vielleicht in dem Verlangen,

dass es das ist,

welches ich nicht erahne.

(2015)

Bedeutungen

Einst war er Maler

einer, dem es um sein Leben ging.

Einst war er ein Musiker

einer, der Musik eigentlich nicht meinte.

Einst war er ein Lebemann

einer ohne Gefühl, aber mit vielen Gefühlen.

Einst war er Dichter

einer, der mehr sagen wollte

als er sagen konnte.

Einst war er ein Wissenschaftler

einer, der die Welt schon richtig erklärt.

Einst war er Reisender

einer, der nicht vorfand, was er so erhofft.

Und da war noch der Moralist

der, der das zu erklären versuchte

was er selbst in seinen Träumen nicht erahnte.

Es scheint, als suche jeder diesen Weg

diesen Sinn und das Erhaltenswerte von sich selbst.

Ich jedoch suche das nicht

nicht mal ein Ziel will mir einfallen.

Ich will alles nur

auf mich einwirken lassen.

Trotzdem lebe ich

ja, ich liebe das Leben

dem ich so viel abgewinnen kann

und doch ständig fragend

ob es nun auch für mich

einst Bedeutungen hat.

(2000er)

Begegnungen

Wie oft sah ich dich schon neben mir

mit deiner warmen Stimme

und ihren lockenden Versprechungen.

In deinem Reich

so sagtest du mir

fänd ich Erlösung und Ruhe.

Du versprachst mir die Dunkelheit

diesen sicheren Schoß

der manches versteckt.

Keine Schuld würd ich mehr tragen

keine Erklärungen mehr brauchen

für manche Untat.

Keinen Kampf müsst ich mehr fechten

keine Niederlage mehr ertragen.

Du sagtest

das Leben wär nur eine Bürde

in dem man die Knechtschaft

mit einem Lächeln ertragen müsse.

Du sagtest

welchen Sinn hätte das Streben

wo am Ende doch nur das Gleiche bliebe.

Ich fragte dich nach der Liebe

nach dem Glück und der Schönheit

doch du lachtest nur laut.

Du fragtest mich nach meinen Schmerzen

den verlorenen Schlachten

den Stunden meiner Einsamkeit.

Ich begegnete dir mit Zeiten des Lichtes

mit der Kraft von Hoffnung und Aufbruch

und wehrte mich mit der Lust am Leben.

So ließt du wieder ab von mir

verschwandest in den Tiefen der Nacht.

In meiner Seele jedoch

es schreckte mich so sehr

blieb ein Hauch von Sehnsucht zurück.

(2000er)

Bekenntnis

So schön die Welt

Dein Blick verklärt

düster geht er

weg von mir

Brauch kein Zeichen

um zu wissen

dass Dein Blick

mich trotzdem sieht

Noch mein Herz

verschwiegen ruht

doch Dein Geist

ist auch bei mir

Will ich gehen

geh ich still

muss so sein

Dein Weg liegt vor

(2015)

Berechnungen

Die Frage, die mein Innerstes bewegt

Ist die, was ich mir zugelegt

Was Neues muss es sein

Ein neuer, frischer Reim

Als Zugeständnis an die Eitelkeit

Ein Stück vom großen Sonnenschein

Das ist mir recht auch insoweit

Ich dann ein bisschen glänze

Wo Narben oder Dornenkränze

Den Stolz mir schon ein wenig trüben

So sollte ich ganz öffentlich

Mal wieder etwas Demut üben

Doch nicht zu viel und ohne Schramme

Auf das ichs nachher nicht verdamme.

(2021)

Bilanz

Auf meiner Suche

diesem krummen Weg

dieser merkwürdigen Straße

zu meiner Verwunderung

bin ich immer noch.

Noch glaub ich

an Vollkommenheit

hab einfach noch nichts gesehen

noch nichts gespürt

vom wenigen Leben.

Immer noch sehne ich Zukunft

will das Besondere

das Unfassbare

doch diese meine Zeit verrinnt

langsam, aber mir bewusst.

Das Zärtliche hab ich - manchmal - schon vergessen

das Heroische auch schon verschwommen

das Zeitlose vergangen

das Wertvolle ausgesessen

aber immer noch nicht losgelassen.

Wohlwissend

dass so schnell Vergangenes

das mit nur halben Willen Erstrebte

schon nicht mehr

eine Zukunft ist.

Wegen Dir

hab ich noch nicht fallen gelassen, doch

in Regelmäßigkeit

mit großem Ehrgeiz

suche ich noch immer

herrlich verfluchte Auswege.

(2000er)

Bitteschön

Das ist ja im Deutschen immer

Die mit erhobenen Zeigefinger

Die Kleinheit des anderen mahnen

Er solle doch lieber auf ihre Bahnen

Bitteschön

Sagen dann gepflegte Damen

Aus Rohrpost und anderen Dramen

Hier ist’s gar recht, hier sieht’s gut aus

Und gehen Sie nicht ins Dunkel hinaus.

Doch kommt mal ein Frecher und sagt:

Ach, lasst mich in Ruhe mit euren Reimen

Da schreien sie laut, da zetern sie stark

Und fordern nach dem Kopf des Gemeinen.

(2021)

Cthulhu

Ich stand vor dem Bild des Cthulhu

auf einem Fels lag er da

ein teuflisches Grinsen im Gesicht.

Hinter ihm

sein in Feuerfarben getauchtes Reich

auf dessen Tafelbergen

Burgen in Flammen standen.

In seiner bösen Ironie

schickte er den Menschen Träume

schrecklicher als ein Geist je erdacht.

Er quälte den Menschen

in der Dunkelheit

mit Fragen nach dem Sinn

und Gedanken an den Tod.

Er trat auf den Seelen herum

zerfraß die Herzen mit Neid und Hass.

Er hetzte die Unsicheren

und belohnte seine Diener mit Gold.

Er jagte die Schwachen

mit dem Hohnlachen seiner Zöglinge.

Er bestrafte den offenen Blick

mit der Kälte von toten Augen.

Seine Soldaten trugen feinen Zwirn

und bunte Spielkisten vor sich her

verteilten in grauen Türmen

endlose Formulare.

Aus ewig flimmernden Kisten

ertönte seine Wahrheit

mit nach oben gefrorenen Mündern

und triefender Betroffenheit. l

Als ich seinen Plan erkannte

sein Spiel nicht mehr spielen wollte

ließ er mir keine Ruhe

nahm mir alle Sicherheit

durchdrang mich mit Furcht und Angst.

Er ließ meinen Körper zittern

Schildbürger um mich wandeln

die in ihrem Rausch

mich mit Verachtung straften.

Doch mit jedem Tag

den ich neu erwache

weiß ich, werde ich stärker sein

das Schwert zu erheben

um das Bild zu zerschlagen.

(2000er)

D

zielloses rauschen

neben dem garten ein tor

verwelken die wälder

dort, wo dir frieden

ich schwor.

vergessen die ahnen

ererbt nur ihren graus

wie die stadtmusikanten

wollt ich ihn treiben

aus dem räuberhaus.

fremd ist mir nun

was einst so vertraut

die denkmäler fallen

und der blick auf uns selbst

ist lange verbaut.

denk ich an dich

ist‘s wie durchwacht

wo sind der genius

die tüftler, die barden

die träumer der nacht?

(2021)

Das bergschloss

Die sonne scheint durch deine himmelsfenster

das neue licht erhellt den alten tag

und trauer in der kühle deines schattens

sah ich den könig schweigend im palast.

Verblasster stolz der hohen, guten tage

vergessnes lachen jenseits deiner fallend mauern

das rostge schwert im boden der gedanken

zu schwer für meine, zu alt gewordne hand.

Die dunklen fluten spülen um die leere

auch zeitenwenden bringen mir kein licht

das grüne tal, in stille dir zu füßen

dein altes haus erzählt die sage meinem herz.

Dein stolz berührt mich, auf eine ungebührlich weise

dein blick macht mir verklärt die tränen schön

und dunkel schwärt der drachen giftger atem

und meine ahnung, dass der friede geht.

(2016)

Das Haus

Ich sah das Haus am Wegesrand

die Tür stand weit geöffnet

mein Weg führte geradewegs

der mich und diese Tür verband.

Die Fenster waren groß und leer

doch blickten sie mit Sachverstand

das alte Glas sah meinen Gang

und fragte sich nach dem woher.

Ich stockte, hör ich dort ein Kinderschrei

und eine Frau die danach ruft

und ist da nicht der Duft nach Essen

die Antwort kommt gar zweierlei.

Und plötzlich steht ein Mann bei mir

ein Lächeln aus bekanntem Munde

er sieht verlebter aus als ich

auch Reife in den Augen seh ich hier.

Er merkt mich nicht in seiner Nähe

und ruft zum Haus, er sei gleich da

kurz blickt er die Verwunderung

die meine, dass ich gerade bei mir stehe.