Gut behauptet ist halb bewiesen - Jürg Ritzmann - E-Book

Gut behauptet ist halb bewiesen E-Book

Jürg Ritzmann

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Beschreibung

«Gut behauptet ist halb bewiesen» Ergeben Tempo-30-Zonen in Städten Sinn, wie unterschiedlich funktionieren Mann und Frau beim Möbelkauf, und weshalb lohnt sich das sogenannte Schöntrinken nur bedingt? - In «Gut behauptet ist halb bewiesen» erhalten Sie fundierte Informationen eines Experten, der es mit Sicherheit nicht weiss. Nach seinem erfolgreichen Erstling «Halbwissen ist ganz stark verbreitet - über Unwissen weiss man zu wenig» legt Jürg Ritzmann satirisch nach: Die besten Beiträge der Rubrik «Ritzmann erklärt die Welt» aus dem Humor- und Satiremagazin «Nebelspalter» zusammengefasst und illustriert. Als wäre das nicht genug, gibt es teils unveröffentlichte Texte obendrauf. «Gut behauptet ist halb bewiesen» punktet mit miesen Vergleichen, absurden Gedankenspielen und teils wirren Ausführungen, - stets mit einer gehörigen Portion Selbstironie und Humor. - Ein Schmankerl für Satirefreunde und alle, die es eigentlich nie werden wollten.

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Für Julia

Inhaltsverzeichnis

Paradoxon Tempo 30

Alles Bot oder was?

Der Richtungsänderungsanzeiger

Aaachtung!

Todesfalle Apfel

Mach es selbst

Frösche küssen

Brennpunkt Postbote

Die Waage

Geile Hühner

Heute: Schöntrinken

Der kleine Unterschied

Liebe Cydia

Wenn Finn stört

Gefällt mir

Seemänner töten

Aus dem Maschinenraum

Möbel kaufen

Heldentum*in

Verdampft

Goldene Fliesen

Die Gepäckausgabe

Über das Skifallen

Ahoi vom Hirn

Schlau beim Bau

Lange Autofahrten

Alles bleibt besser

Wenn einer eine Reise tut

Füsilier zum Glück

Das Kuchendiagramm

Der Morgenzug

Über Angebot, Nachfrage und Tennis

Not gegen Elend

Wir sind die Besten

Intelligenz von Haustieren

Superheld*innen

Auf den Bus warten

Heute auf der Karte: Fisch

Was soll ich anziehen?

Brennpunkt Sportwagen

Wirf das Stöckchen für Aisha

Rufen Sie an

Reden über Hitze

Ein Hoch der Begabung

Lehrer: Note 1

Heute: Der Regenschirm

Pilz und Post

Lachen über Witze

Forever young

Der Postbote

Maximilian schlägt zu

Fortsetzung folgt

Von Äpfeln Birnen

Gesund leben

Vorhang auf

Strom fürs Volk

Von vorne nach hinten nach vorne

Paradoxon Tempo 30

Strassenverkehr und Wissenschaft sind eng miteinander verknüpft. Jedes Kind (mit bestandener Velofahrprüfung, natürlich) weiss zum Beispiel, dass sich der Bremsweg ab Tempo 120 km/h halbiert, ab zirka 165 km/h und Regen je nach Reifenprofil Aquaplaning auftreten könnte und bei schneebedeckter Strasse im Prinzip nichts passiert, sofern das Fahrzeug mit Allradantrieb ausgestattet ist. Die allermeisten SUV haben übrigens Allradantrieb, was – in Kombination mit ausserordentlich wenig Gewicht – faktisch bedeutet, dass kein Unglück passieren kann (Jargon: Un-Unfallbarkeit). Wissen hilft.

Bei der Berücksichtigung von neuen wissenschaftlichen Fakten geht es selbstverständlich nicht nur um die Unversehrtheit der Fahrzeuginsassen, sondern um das Wohlbefinden aller am Strassenverkehr beteiligten Lebewesen. Politiker haben ein grosses Herz. Jede neue Erkenntnis wird mit hohem Tempo verarbeitet: Kann auf der Basis der Neuigkeit ein neues Gesetz, eine neue Verordnung gebastelt werden? Könnten wir mit Massnahmen einen Unfall pro hundert Jahre verhindern? Oder bestenfalls: Kann die Politik damit eine neue Steuer rechtfertigen? Ideenreichtum ist grenzenlos (die Stadt Zürich zum Beispiel schafft als Reflex – egal bei welcher neuen Erkenntnis – erfolgreich fünfzig Parkplätze ab).

Unter Berücksichtigung aller – inklusive obiger – Erkenntnisse wird die Politik mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit «Tempo 30» nochmals ausgiebig diskutieren. Vermutlich wird es auf einen Kompromiss hinauslaufen, Tempo 80 oder so, typisch schweizerisch halt.

So, das war es bereits mit unserem kleinen Exkurs. Das nächste Mal behandeln wir die Korrelation von 3-Lagigem Toilettenpapier und Zugverspätungen.

Alles Bot oder was?

Wenn Sie eine Arbeitsstelle mit Kundenkontakt haben, und Ihre Kunden stellen Ihnen oftmals die gleichen Fragen, dann sollten Sie vielleicht in Erwägung ziehen, ein Roboter zu werden. – Also, im übertragenen Sinne natürlich: Der Roboter kennt die Antwort auf die häufigsten Fragen, weshalb immer mehr Unternehmen ihren Kunden das Vergnügen ermöglichen, mit einer Maschine zu interagieren, via Internet. Es gibt eben nicht nur dumme Antworten, sondern auch saudumme Fragen. Man hat uns in der Schule belogen.

Die oben erwähnte Innovation nennt der geübte Informatiker Chatbot («Chat» für Schwatzen und «Bot» für Roboter, aber niemand will Sie hier langweilen). Wir geben also eine Frage ein, auf der Kontaktseite unserer Lieblingsfirma, zum Beispiel «wie lange ist die Kündigungsfrist für mein Mobilfunk-Abonnement» und bereits Bruchteile einer Sekunde später, also viel schneller als dies ein menschliches Wesen tun könnte, antwortet der Bot «Klaviere haben wir in Weiss, Hellbraun und Schwarz im Angebot». Innovation ist übrigens – Sie mögen die Ausdrucksweise verzeihen – ein totales Scheisswort.

Manche Kunden ärgern sich dann, wenn sie keine gute Antwort erhalten, – ganz im Gegensatz zum Roboter, dem es a) schnurzegal ist, dumme Fragen gestellt zu kriegen, und dem es b) nicht egaler sein könnte, eine unpassende Antwo … – wie bitte, ich soll dem Fortschritt im Wege stehen, reaktionär und von gestern sein? – aber hallo, was für eine Behauptung, denn am Freitag, 4. November 2022 war in Zürich exakt um 7:14 Uhr Sonnenaufgang! Dieser Text wurde von einem Bot geschrieben. Auf Wiederlesen.

Der Richtungsänderungsanzeiger

Es steht auf Lehm gebrannt, im Strassenverkehrsgesetz: «Jede Richtungsänderung ist mit dem Richtungsanzeiger rechtzeitig anzugeben». Natürlich wird viel geschrieben wenn der Tag lang ist, gerade bei der Gesetzgebung. Die Praxis allerdings offenbart uns verschiedene Arten von Verkehrsteilnehmern, die ihre Individualität unterschiedlich stark zum Ausdruck bringen.

«Nicht blinken und nicht abbiegen» ist der Klassiker schlechthin, in der Grafik unten links dargestellt (A). Der Fahrzeuglenker ist zu träge für einen Richtungswechsel und fährt schlicht geradeaus, vollkommen einfallslos und unspektakulär. Manche tun dies angeblich, weil der Weg zum Zielort im Moment keine Abzweigung vorsieht, was in den meisten Fällen ein billiger Vorwand ist, um die eigene Faulheit zu kaschieren. Andere haben emsig Unfallstatistiken analysiert mit dem Resultat, dass Abbiege-Manöver risikoreicher sind als geradeaus fahren. – Was selbstverständlich ein Trugschluss ist: Die nachfolgenden Autolenker vermuten in jeder Sekunde, dass ihr Vordermann plötzlich ohne zu Blinken abbiegen könnte. Das macht nervös und kann zu unüberlegten Reaktionen führen (zum Beispiel Überschläge).

Weitaus origineller verhält sich derjenige Lenker, der minutenlang blinkt, jedoch nie die Richtung wechselt (B). Er bringt Spannung in unser Leben: Wird er die nächste Verzweigung nehmen? – Nein, die übernächste? Wir wissen es nicht. Häufig wird das ständige Blinken als Provokation aufgefasst, der ein Riegel geschoben werden will, vom Umfeld. Empfohlen werden akustische Signale und das gleichzeitige Betätigen der Lichthupe (Jargon: Stroboskop). Zuweilen darf dies mit international etablierter Gestik untermalt werden.

Abbiegen ohne zu blinken (C) wird von anderen Verkehrsteilnehmern nicht selten als Unsitte empfunden, blödsinnigerweise, denn: Womöglich ist der Lenker gerade in ein Gespräch über Quantenphysik vertieft, an seinem Mobiltelefon, oder er erklärt einem lieben Mitmenschen die Abseitsfalle. Wie in aller Welt sollte man da noch den Richtungsänderungsanzeiger betätigen können, – hallo!? Wenn Sie zum Beispiel in einen Big Mac beissen und gleichzeitig blinken wollen, dann tropft in den allermeisten Fällen Sauce auf die Hose. Damit ist niemandem gedient.

Ganz oben auf der Rangliste der langweiligen Lebewesen thront derjenige Verkehrsteilnehmer, der die Richtung anzeigt und sodann abbiegt (D). Er hat mit seinem Leben abgeschlossen, sozusagen, verhält sich mit seiner aggressiv-unerträglichen Konformität ausgrenzend gegenüber dynamisch weltoffenen Menschen, die es mit den Regeln nicht so genau nehmen. Eine Ode an das Spiessbürgertum. Im Grunde verunmöglichen sie mit ihrem Verhalten ein friedliches Zusammenleben. Der Todesstoss für jegliche Kreativität.

So, das war’s schon mit unserem kleinen Exkurs. Der Einfachheit halber haben wir «links blinken und rechts abbiegen» weggelassen (an dieser Stelle keine politischen Analogien, bitte). Zum Schluss noch ein Fakt seitens Automobilhersteller: Eine zu häufige Betätigung des Blinkers bewirkt, dass das Plastik spröde wird und der Hebel eines Tages abbricht. Und dann ist fertig geblinkt, meine Damen und Herren. Wir wünschen eine gute Fahrt!

Aaachtung!

Wenn Sie einem Vorgesetzten begegnen, im Militär, oder einer Vorgesetzten meinetwegen, dann können Sie nicht einfach «hallo» oder «guten Tag» sagen. Ihr Gegenüber würde einen roten Kopf kriegen, vermutlich, und sodann gemeine Dinge sagen, sehr laut, zum Beispiel «melden sie sich gefälligst an, Soldat!» oder «wie heissen sie?»

«Anmelden» heisst im Militärdienst, dass man zuerst den Rang des Vorgesetzten sagt (vermutlich, damit er diesen nicht vergisst) und danach seinen eigenen Rang und seinen Namen. Man muss sich also nicht bloss zu Beginn der Rekrutenschule anmelden, an einer Reception oder so, sondern immer wieder, manchmal mehrmals täglich. Sie müssen sich das einmal vorstellen. An jeder Uniform klebt übrigens ein Namensschild.

Am Ende des Gesprächs, wenn man das so nennen darf, soll sich der Soldat dann auch abmelden. So weiss jeder, dass der andere nicht mehr da ist, wenn man ihn nicht mehr sieht.

Das ist alles geregelt, wissen Sie. Einen Krieg gewinnt man schliesslich nicht mit … – so, Schluss jetzt! Ich melde mich ab!

Todesfalle Apfel

Wer kein Blut sehen kann, der sollte vom Kauf eines Apfelteilers absehen. Sie wissen schon, diese runden Dinger, die der Obstfreund von oben her über den Apfel drücken kann, um gleichzeitig acht gleiche Schnitze zu schneiden. – und seine Fingerkuppen. Ratzfatz ist das Gehäuse separiert. An Apple a Day, keeps the Doctor ganz und gar nicht away, jedenfalls nicht mit diesem vermeintlichen Foltergerät. Zum guten Glück sind die meisten Küchen mit Fliesen ausgelegt und nicht mit Teppich.