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"A man went looking for America, but he couldn't find it anywhere", sagt Dennis Hopper im Film Easy Rider. Und David Bowie bekennt in den Heather Chronicles: "This is not America!" Es lässt sich nicht leicht finden, das "America", ein Synonym für zahllose Träume, Vorurteile und Klischees, geprägt von Politik, Fernsehserien und Hollywoodfilmen. Von kaum einem anderen Land dieser Welt ist das Bild so unklar und vielfältig wie von den USA. 20 der 50 Staaten der USA durchquerte Daniel Oliver Bachmann auf seiner Suche nach Amerika. Dabei fand er die Menschen hinter den Klischees, und erzählt deren außergewöhnlichen und emotionalen Geschichten. Ob er auf Nachfahren des legendären Indianerhäuptlings Crazy Horse stößt, mit einem prominenten amerikanischen Kriegsgegner über dessen Entführung im Irak spricht oder ihm eine Enkelin schwarzer Sklaven Harlem von einer anderen Seite zeigt - immer berichtet der Autor mit Humor und Ironie von seinen Begegnungen, die die USA in ganz neuem Licht erscheinen lassen.
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Seitenzahl: 257
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Daniel Oliver Bachmann
Abenteuer Alltag in den USA
Erzählungen
Dryas Verlag
„A man went looking for America, but he couldn't find it anywhere”, sagt Dennis Hopper im Film Easy Rider. Und David Bowie bekennt in den Heather Chronicles: “This is not America!“
Es lässt sich nicht leicht finden, das „America“, ein Synonym für zahllose Träume, Vorurteile und Klischees, geprägt von Politik, Fernsehserien und Hollywoodfilmen. Von kaum einem anderen Land dieser Welt ist das Bild so unklar und vielfältig wie von den USA.
20 der 50 Staaten der USA durchquerte Daniel Oliver Bachmann auf seiner Suche nach Amerika. Dabei fand er die Menschen hinter den Klischees, und erzählt deren außergewöhnlichen und emotionalen Geschichten. Ob er auf Nachfahren des legendären Indianerhäuptlings Crazy Horse stößt, mit einem prominenten amerikanischen Kriegsgegner über dessen Entführung im Irak spricht oder ihm eine Enkelin schwarzer Sklaven Harlem von einer anderen Seite zeigt – immer berichtet der Autor mit Humor und Ironie von seinen Begegnungen, die die USA in ganz neuem Licht erscheinen lassen.
Zum Autor:
Daniel Oliver Bachmann wurde 1965 in Schramberg im Schwarzwald geboren. Seit seiner Jugend führt er ein nomadisches Wanderleben und reist rund um die Welt. Seine Dokumentarfilme aus Afrika und Asien wurden im ZDF und auf ARTE ausgestrahlt.
Für Beate, die weiß, wie man mit einem Nomaden umgeht.
Vorwort
Du musst dir dein Frühstück verdienen
Unabhängigkeitstag
Schnee im Juli
Land der Cowboys und Bigamisten
Vom Barkeeper vollzogene Ehen verlieren zum Morgengrauen automatisch ihre Wirksamkeit
Das Gomorrah der Prärie
Hauptsache, d’ Ranza spannt
Als die Deutschen Amerikas Araber waren
Von Windmühlen und neuer Hoffnung
Der Amerikanische Traum im Land der Pilgerväter
Kirschtortengeheimnisse
Die Macht des Wandels
Karte: USA mit Reisestrecke
Amerika ist das Land, das jeder von uns kennt. Denn wir haben die „Straßen von San Francisco“ gesehen. Wir waren in Florida mit „Miami Vice“, in Los Angeles mit „L.A. Confidential“, und New York ist ohnehin die am meisten gefilmte Stadt der Welt. Über 100 Filme werden dort gedreht – pro Tag! So erging es mir kaum anders als vielen Menschen: Während ich meine Jugend in der tiefsten Provinz verbrachte, lockte da draußen Amerika mit sehnsuchtsvollen Bildern. Ganz klar, dachte ich, da muss ich hin. Aus diesem Wunsch wurde eine Leidenschaft, aus der Leidenschaft eine Passion. Seither ziehe ich kreuz und quer durch die Staaten, lebte immer wieder für längere Zeiten in San Francisco, Los Angeles, New York, Boston oder Denver. Mehr und mehr zog es mich auch hinaus aufs Land, in das sogenannte „Small Town America“. Dort fand ich Landstriche, die abgeschiedener sind als die einsamsten Gegenden Europas, Asiens oder Australiens. Dort fand ich das eigentliche Amerika, wo der Alltag nach ganz eigenen Regeln abläuft. Und dort entstand die Idee, einmal den Kontinent „auf einen Rutsch“ zu durchqueren – um den Gegensatz des Lebens in Städten, Städtchen und Dörfern im vollen Umfang zu erfahren. Das habe ich gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes, und legte dabei über 6000 Kilometer zurück. Nie zuvor erlebte ich das „Abenteuer Alltag in den USA“ intensiver: Ganz wie das Land – gewaltig und weit.
Ich hörte sie, bevor ich sie sah, es wäre also Zeit gewesen, umzudrehen. Doch sagte nicht schon Albert Einstein, er habe keine besondere Begabung, sondern sei nur leidenschaftlich neugierig? Das trifft auch auf mich zu. Mit leidenschaftlicher Neugier kann man sich in Los Angeles aber schnell eine blutige Nase holen. Doch zum lange Überlegen blieb keine Zeit mehr, ich stand den Jungs schon gegenüber: Eine halbe Kompanie Weiße, Schwarze, Hispanos, Asiaten, gekleidet in schwarze Kung-Fu-Hosen und schneeweiße T-Shirts. In der Regel –das war Lektion Nummer Eins, seit ich meine Unterkunft in West Hollywood bezogen hatte – ist der Nationenmix unter den Gangs verpönt. Die Mexikaner bleiben unter sich, die Puertoricaner bleiben unter sich, die Chinesen, die Afroamerikaner – in diesem Teil von Los Angeles ist die Idee vom Melting Pot der amerikanischen Nation nicht angekommen.
Die Gang stoppte wie ein Mann. Das muss ja aussehen, dachte ich, ein Schwarzwälder gegen 50 Typen, von denen jeder ein Bizeps hat so dick wie mein Oberschenkel. Ihr Anführer herrschte mich an. Was er sagte, und wie er es sagte, war im Englischunterricht nicht vorgekommen. Aber ich verstand „in the hood“ und „doing there?“, also gab ich Auskunft, dass ich zu Besuch bei meinen Freund Jonas war, der da drüben wohnte, keine zwei Minuten von hier. Mein Akzent tat das übrige.
„You're from Germany?“, fragte der Anführer, und war auf einmal ganz relaxt. Ich bestätigte, yes, yes, from Germany, from the Black Forest, denn das finden Amerikaner immer ganz dufte. Black Forest, Black Forest Cake, davon hat jeder schon gehört. Das war auch in Gangland Los Angeles nicht anders. Der Anführer machte mich darauf aufmerksam, dass ich es ihm zu melden habe, sollten sich fremde Drogendealer rumtreiben, dann zogen die Jungs weiter. Ich atmete durch. Heiß war es heute, verdammt heiß, aber das war wohl nicht der einzige Grund, weshalb ich schweißgebadet war. Den Rest des Wegs legte ich im Laufschritt zurück. Zweimal hörte ich Schüsse, einmal kreischte eine Frau, dann erreichte ich Jonas’ Haus. Es lag hinter hohen Mauern und wurde von Kameras überwacht. Solche Festungen kenne ich aus Vororten afrikanischer Städte, wo reiche Weiße wohnen, die ihr Vermögen gegen Leute verteidigen müssen, die nichts haben. Mein Freund Jonas ist zwar ebenfalls weiß, aber gewiss nicht reich. Und wenn auch West Hollywood wenig mit seinem protzigen Nachbarn Beverly Hills gemeinsam hat, ist es doch kein Ghetto. Der Hollywood Boulevard mit dem berühmten ist nur ein Katzensprung entfernt, und mitunter verirrt sich sogar ein Tourist hierher. Nein, West Hollywood ist ein normales Wohnviertel, das zwar die besten Zeiten lange hinter sich hat, aber mal ehrlich, gehts uns nicht allen so? Wenn durch ein normales Viertel von Los Angeles regelmäßig Schüsse peitschen, die nicht von einem Filmset kommen, wer braucht dann noch Kino? Seit den letzten großen Unruhen in der Stadt, unter dem Namen weltweit bekannt geworden, waren einige Jährchen ins Land gezogen, doch der Vulkan brodelte noch immer. Damals wurden vier Polizisten, die den Afroamerikaner Rodney King misshandelt hatten, was auf Videofilm festgehalten worden war, von einem Gericht freigesprochen. Die Empörung unter der nichtweißen Bevölkerung hatte bürgerkriegsähnliche Folgen. Am Ende waren 53 Tote zu beklagen, einige tausend Verletzte, und Sachschäden in einer Höhe von einer Milliarde Dollar.
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