Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
VON APFEL BIS MARONE, VON DER WURZEL BIS ZUR KRONE - ALLES, WAS SIE ÜBER DEN ANBAU VON OBST WISSEN MÜSSEN! In einzigartig umfassender Weise stellt das "Handbuch Bio-Obst" alles Wissen zur Verfügung, das Sie für den ganzjährigen Anbau von Früchten, Beeren und Nüssen brauchen. Die Vielfalt an verschiedenen Sorten und Geschmacksrichtungen von Stein-, Beeren- und Schalenfrüchten ist dabei schier unendlich. ALLE GRUNDLAGEN ZU PFLEGE, BIOLOGISCHER SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG SOWIE STANDORT- UND SORTENWAHL In ausführlichen Porträts stellen die Autoren einige hundert Sorten vor, mit detaillierten Anleitungen zu Pflege, biologischer Schädlings- und Krankheitsbekämpfung sowie Standort- und Sortenwahl. Wer aus der Fülle geschickt auswählt, kann beginnend mit den ersten roten Erdbeeren im Mai bis zu den Mispeln im Dezember frische Früchte ernten. SCHRITT FÜR SCHRITT: ANLAGE EINES OBSTGARTENS, OBSTBAUMSCHNITT, VEREDELUNG Alle Schritte zur Anlage eines Obstgartens werden genau erklärt, aber auch, wie alte Obstbäume durch gekonnten Schnitt wieder verjüngt und in reichtragende Bäume verwandelt werden können. - einmalig umfassend: viele hundert Sorten in ausführlichen Beschreibungen - alte Sorten und heimische Wildobst-Arten für den Anbau im Garten wiederentdeckt - Obstanbau für Profis: Streuobstwiesen, Hochstammbäume und geeignete Pressobstsorten - Veredelung und Obstbaumschnitt Schritt für Schritt erklärt - Lösungen für kleine Gärten: Bäume können verschiedene Sorten tragen oder schlank gezogen werden - ganzjährig versorgt: zahlreiche Rezepte und Hinweise, wie Sie die Ernte am besten konservieren und lagern - mit wertvollen Praxis-Tipps der Arche Noah-VielfaltsgärtnerInnen - über 800 Farbfotos und Zeichnungen Mit dem umfassenden Know-how der Arche Noah-VielfaltsgärtnerInnen steht dem eigenen Paradies-Obstgarten nichts mehr im Weg. Und wer ein geeignetes Lager hat oder die Früchte konserviert, hat das ganze Jahr hindurch Obst aus dem eigenen Garten bei der Hand!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 693
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
© 2016 by Löwenzahn in der Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 InnsbruckE-Mail: [email protected]: www.loewenzahn.at
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Umschlag- und Buchgestaltung sowie grafische Umsetzung:Judith Eberharter, Eine Augenweide, www.eine-augenweide.com
Bildnachweis:Alle Fotos Rupert Pessl, außer:Arche Noah: 10, 12, 13r, 15, 17, 23, 24, 25r, 29u, 30, 32, 49, 54, 66l, 70l, 75, 77, 79r, 84, 92, 95, 96r, 97l, 98r, 103r, 111, 112, 116r, 119l, 121, 124o, 125, 126, 141,146, 149, 152o, 155, 157, 158, 169o, 171, 179, 193l, 195, 196, 197, 203, 204, 208, 211, 215, 216l, 217, 236r, 239, 240r, 242r, 245l, 249u, 254r, 255, 260, 273,287, 288r, 316, 333, 339r, 340, 341, 347, 348, 353l, 354, 359, 362l, 369o, 327, 370, 371, 373, 378, 379, 380m, 381o, 382r, 383, 386, 387, 388, 389l, 390r, 393,395l, 395o, 400, 403, 409, 410l, 411r, 414, 415, 417, 421l, 423l, 432, 436, 445, 451o, 452l, 464r, 465, 473, 477, 479, 484, 485, 491, 492, 495, 497Johannes Maurer: 11, 16, 18, 25l, 26, 27, 31, 60, 64, 65, 66r, 67, 68, 70r, 71, 72, 73, 74, 78, 80l, 83r, 87, 88, 89, 94, 109r, 110, 113l, 114, 115, 116l, 117, 119r, 120,122, 127, 128, 129, 130l, 139, 145, 147r, 150, 152u, 156, 162, 163, 164l, 164ru, 167r, 168, 169u, 173r, 183, 194l, 198, 199, 209u, 212, 219o, 234, 236l, 237r,238, 240l, 241, 242l, 243, 244, 248, 248o, 250, 251, 253, 288l, 313, 314r, 315u, 317, 353r, 360, 361, 362o,m, 364, 365, 366, 372, 380, 382l, 389r, 390l, 392, 394u,394r, 395u, 396, 405, 437, 441o, 452r, 453, 456, 461, 462, 463, 466, 467, 469, 470, 478, 480, 481, 486, 487, 493l, 494, 496, 499Andrea Heistinger: 164rm, 166, 167l, 226, 227, 231, 338, 352, 362u, 368, 369u, 377, 454, 455, 458, 459, 472, 474, 476, 482, 488, 490, 500, 502u, 506, 507,508, 509, 511Doris Steinböck: 289, 301, 334, 335, 336, 337, 349, 350, 351, 357, 358, 367, 376, 391, 402, 408, 412lo, 412lu, 416, 418, 419, 424, 426, 434, 446, 447, 460, 464l, 471Johannes Hloch: 223, 331Bernd Kajtna: 69, 237l, 406u, 448, 449Hans-Thomas Bosch: 104, 113rWalter Kaindl: 173lBIO AUSTRIA/Michaela Theurl: 257Bundesamt für Obstbau: 276Naturpark Obst-Hügel-Land: 261Richard Dietrich: 265, 266Obst- und Gartenbauverein Bramberg/Toni Lassacher: 267Fructus: 276Sissi Markovec: 201Stockfotos: 468, 503, 504, 505
Umschlagabbildungen:vorne: Rupert Pesslhinten: Freisteller und Marillen: Doris Steinböck; Aronia: Andrea Heistinger; Birnen: Rupert Pessl
Illustrationen:Katharina Heistinger, außer:Stefan Emmelmann: 79l, 89l, 91o, 410, 421, 429l, 456, 457Sylvia Steinhauer: 96l, 97r, 98l, 107o, 108l, 109lRudolf Stoll: 278, 279, 280, 281, 282, 283, 284, 285, 286
ISBN 978-3-7066-2841-9
Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.loewenzahn.at.
Vorwort von Beate Koller
Einen Obstgarten planen und anlegen
Kriterien für die Auswahl der Obstarten und -sorten sowie Anzahl der Bäume und Sträucher und Baumformen
Welchen Standort habe ich und welche Obstarten gedeihen an meinem Standort?
Welche Obstarten möchte ich nutzen?
Wie sind meine Lagermöglichkeiten für Obst?
Bei einem gemieteten Garten/Selbsterntefeld:Wie viele Jahre kann ich den Garten nutzen?
Welche Anbaumöglichkeiten habe ich in meinem Garten und welche muss ich neu errichten?
Mit welchen Baumformen kann ich meinen verfügbaren Platz ausnutzen?
Wie viele Bäume bzw. Sträucher brauche ich, um meinen Bedarf zu decken?
Grundsätze für den Selbstversorgergarten
Einen Obstbaum einkaufen
Einen Obstbaum richtig pflanzen
Nachpflege
Fruchtfolge bei Obstgehölzen
Pflege und Düngung von Obstgehölzen
Düngung
Bewässerung von Obstpflanzen
Stammanstriche als Schutz vor Hitze und Frost
Leimringe schützen vor Blattläusen
Pflege der Fläche unter Obstbäumen
Tiere im Obstgarten
Obstbäume richtig schneiden
Das Geheimnis des Obstbaumschnitts
Notwendiges und sinnvolles Werkzeug
Warum Obstbäume geschnitten werden müssen
Was Sie über das Wachstum eines Baumes wissen müssen
Wann wird was geschnitten?
Die richtige Schnittführung
Wuchsgesetze
Die Vision für den Schnitt des Baumes
Aufbau einer Öschbergkrone
Schnittphasen während des Lebens eines Baumes
Pflanzschnitt
Erziehungsschnitt
Erhaltungsschnitt
Verjüngungsschnitt
Schnitt ungepflegter Kronen
Schnitteigenheiten der einzelnen Obstarten
Besondere Baumformen
Literatur
Pflanzengesundheit im Obstgarten
Pflanzenschutzmaßnahmen
Wichtige Krankheiten und Schädlinge im Porträt
Abiotische Schäden
Physiologische Erkrankungen
Krankheiten
Schädlinge
Literatur und Links
Obstgehölze vermehren
Befruchtungsbiologie von Obstgehölzen
Generative Vermehrung – Anbau von Samen
Vegetative Vermehrung – Vermehrung über Pflanzenteile
Vermehrung „auf fremde Wurzel“ – Das Veredeln
Voraussetzungen für das Gelingen von Veredelungen
Veredelungsarten
Stammerziehung veredelter Bäume
Umveredeln größerer Bäume
Vermehrung „auf eigene Wurzel“
Obst lagern
Lagerfähigkeit der einzelnen Obstarten
Kernobst – Lagerverhalten und Lagertechnik
Kiwis lagern
Walnüsse lagern
Nützliche Websites
Literatur
Obst konservieren
Einkochen/Einwecken
Trocknen und Dörren
Marmelade
Chutney
Dampfentsaften
Schnaps
Literatur
Streuobstbau
Was ist Streuobst?
Multifunktioneller Wert von Streuobstflächen
Anlage einer Streuobstwiese
Erntemethoden
Fördermöglichkeiten
Von der Selbstversorgung zur Produktion – Arbeitsaufwand und Kalkulation
Literatur
Pomologie – Geschichte und Grundlagen der Obstsortenkunde
Die Anfänge der Obstsortenkunde
Verfügbare Sortenbeschreibungen und Pomologien
Sprechen Sie Pomologisch?
Die Klassifizierung von Obstsorten – Historische Systeme
Die Klassifizierung von Obstsorten nach der Reifezeit
Die Klassifizierung nach dem primären Verwendungszweck
Sortenbestimmung für Einsteigerinnen und Einsteiger
Literatur und Quellen
Artenporträts Kernobst
Apfel
Birne
Quitte
Steinobst
Marille/Aprikose
Pfirsich und Nektarine
Zwetschke, Pflaume, Mirabelle, Ringlotte/Reneklode, Kriecherl und andere Verwandte
Kirsche und Weichsel/Sauerkirsche
Beerenobst
Der Beerenobstgarten
Erdbeere
Brombeere
Himbeere
Japanische Weinbeere
Ribisel/Johannisbeere, Jostabeere und Stachelbeere
Kamtschatka-Heckenkirsche, Maibeere®
Kultur-Heidelbeere
Wein
Kiwi/Chinesische Stachelbeere und Kiwai/Mini-Kiwi/Japanische Honigbeere
Maulbeere
Schisandra
Sanddorn
Seltenes Obst und Wildobst
Kornelkirsche/Dirndl
Mispel/Asperl
Eberesche, Vogelbeere
Apfelbeere/Aronia
Nüsse und Feigen
Walnuss
Maroni/Edelkastanie/Esskastanie
Haselnuss
Mandel
Feige
Serviceteil
Arbeitskalender
Über die Herausgeber
Quellen und Literatur
Bezugsquellen
Symbole:
Hauptschnitt
Schnitt bei Bedarf
Wichtige Pflegearbeit, die Sie nicht verpassen sollten: Jäten, Mulchen, Binden, Abdecken
Gießen
Haupternte
Nebenernte
Hauptgenusszeit, Früchte im Überfluss
Genusszeit
Früchte nur bei guter Lagerung oder bei früh- und spätreifenden Sorten
Obstfrüchte machen einen besonders köstlichen und für die Erhaltung unserer Gesundheit bedeutenden Teil unserer Ernährung aus. Eine wahrhaft paradiesische Fülle an Obstarten und -sorten steht uns zur Verfügung. Diese Vielfalt ist aber seit über 100 Jahren von einem dramatischen Rückgang betroffen. Ein besonders augenscheinliches Beispiel ist der Apfel – denken Sie an die kleine Auswahl an (Plantagen-)Sorten, im Vergleich zu den geschätzt 800 bis 2000 Sorten, die noch auf den Streuobstwiesen, in Gärten und Hecken in Österreich überleben. Aber wie lange noch? Jahr für Jahr sterben wieder alte Bäume ab oder werden umgeschnitten – mit ihnen verschwinden Lokalsorten, oft ohne noch entdeckt und beschrieben worden zu sein, und auch ihr genetischer Reichtum verschwindet, der in Zukunft immer wichtiger wird, da ein Großteil der modernen Apfelzüchtungen auf eine Handvoll Apfelsorten zurückgeht.
Menschen für diese gefährdete Vielfalt zu begeistern, ist seit über 25 Jahren die Mission der Arche Noah. Die Arche Noah-Handbücher, die Dank der wunderbaren Zusammenarbeit mit der Gartenbuchautorin Andrea Heistinger und dem Löwenzahn Verlag seit 2004 erschienen sind, haben hoffentlich einen nützlichen Beitrag dazu geleistet, Gärtnerinnen und Gärtner zu Anbau, Pflege, Nutzung und Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt zu inspirieren und sie dabei auch zu unterstützen.
Das Erscheinen des „Handbuch Bio-Obst“ markiert für uns einen weiteren Meilenstein. Ich freue mich sehr, dass es nach jahrelangen Vorarbeiten nun so weit ist, dass Sie das Buch in Händen halten können. Unser Anspruch war es, mit diesem Handbuch einen umfassenden und fundierten Ratgeber für den vielfältigen, ökologischen Obstbau anzubieten, und wir hoffen und denken, dass dies auch gelungen ist. Ihre Rückmeldungen, Anregungen und Kritik sind herzlich willkommen, und ich wünsche Ihnen ganz viel Freude bei der Arbeit mit alten Obstsorten – und beim Entdecken und Genießen der unzähligen Aromen.
Großer Dank gilt meinen Kollegen Bernd Kajtna und Johannes Maurer, die ihr in vielen Jahren aufgebautes Wissen in diesem Buch für Sie gebündelt haben – eine Herausforderung neben den zahlreichen Projekten, der pomologischen Arbeit der Forschung, Sammlungserhaltung, Sortenbestimmung und Beratung. Dank auch an unseren ehemaligen Kollegen Roland Gaber für die Vorarbeiten für dieses Buch. Dank an die engagierte und professionelle Betreuung des Buches durch das Team im Löwenzahn Verlag und an die Grafikerin Judith Eberharter fürs gekonnte Umsetzen der umfangreichen Inhalte. Dank an Rupert Pessl für seinen fotografischen und an Katharina Heistinger für ihren zeichnerischen Einsatz sowie an alle, die uns Bildmaterial oder Zeichnungen überlassen haben.
Die Erfahrungen vieler Menschen aus dem Arche Noah-Netzwerk sind in das Buch eingeflossen. Wir danken euch allen für diese überaus großzügige Weitergabe vieler wertvoller Tipps und Anregungen. Mögen die Pflanzen-Vielfalt und das Wissen frei bleiben, sich vermehren und entfalten, zum Wohl von Mensch und Natur. Dafür wollen wir uns auch weiterhin einsetzen,
mit besten Grüßen
Beate KollerArche Noah-Geschäftsführerin
Obstbäume liefern uns nicht nur reiche Ernte, sondern erfreuen das Auge auch in der Blütezeit.
Von der Versorgung mit Obst bis zur Erholung erfüllt ein Obstgarten viele Funktionen.
Ein reich fruchtender Obstgarten ist sowohl faktisch wie symbolisch ein paradiesischer Zustand. Ein Ort des Überflusses und der süßen Früchte, der Verlockung und des Genusses. Die Perser nannten ihn Pardes, die Römer Paradisus und im Christentum wurde daraus das Paradies. Doch während in diesen Bildern der paradiesischen Zuschreibung die Arbeit ausgeblendet scheint, beschäftigt sich dieses Kapitel mit den handfesten Schritten, wie ein Obstgarten entstehen kann: Wie plant man einen Obstgarten? Was ist wichtig für die Anlage? Nach welchen Kriterien wählt man passende Arten und Sorten aus? Das folgende Kapitel soll Ihnen helfen, einen für Sie passenden Obstgarten zu planen und anzulegen. Alle Überlegungen sollten vom eigenen Standort, der eigenen verfügbaren Zeit für Anlage und Pflege und den eigenen Vorlieben ausgehen. Die Details zu den Standortbedingungen der einzelnen Obstarten finden Sie bei den → Artenporträts.
Über Jahrhunderte waren die Obstgärten dem Adel und Klerus vorbehalten, doch längst stehen sie jedem offen, der ein Stück Erde bewirtschaften kann. Jede und jeder kann sich dort sein eigenes kleines Paradies schaffen. Ein wenig Wissen und Planung braucht es jedoch, um erfolgreich die unterschiedlichen Obstarten zu kultivieren. Wer regelmäßig aus seinem Garten Obst ernten möchte oder diesen sogar zur Selbstversorgung nutzen will, ist gut beraten, möglichst viele und möglichst unterschiedliche Obstarten zu pflanzen. In kleinen Gärten kann das durchaus eine Herausforderung sein. Wen einmal die Obstlust gepackt hat, der stößt dann rasch an die Grenzen des Gartens, denn die Vielfalt an Obst- und Wildobstarten ist beinahe unüberblickbar groß. Ganz zu schweigen von der Sortenvielfalt, die einige Kulturarten zu bieten haben. Für (fast) jeden Standort und für (fast) alle Wünsche gibt es daher Sorten und Arten, die gut passen. Zudem ist es möglich, viele Baumobstarten als kleine Bäume zu kultivieren, so dass die Möglichkeiten auch in kleinen Gärten enorm sind.
Bevor die Planung des Obstgartens beginnen kann, sind mehrere Fragen zu klären:
• Welchen Standort habe ich und welche Obstarten gedeihen an meinem Standort? → rechts
• Welche Obstarten möchte ich nutzen? → Seite 23
• Wie sind meine Lagermöglichkeiten für Obst? → Seite 23
• Bei einem gemietetem Garten/Selbsterntefeld: Wie viele Jahre kann ich den Garten nutzen? → Seite 24
Ein kleines Modell aus Halmen und Zweigen hilft bei der Planung, um sich die Verhältnisse der einzelnen Obstpflanzen besser vorstellen zu können.
• Welche Anbaumöglichkeiten habe ich in meinem Garten und welche muss ich neu errichten? → Seite 24
• Mit welchen Baumformen kann ich meinen verfügbaren Platz ausnutzen? → Seite 25
• Wie viele Bäume bzw. Sträucher brauche ich, um meinen Bedarf zu decken? → Seite 29
Alle Obstarten stellen spezielle Ansprüche an die Temperatur, das Licht sowie die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit, um optimal zu gedeihen. Alle natürlichen Gegebenheiten, die Temperatur, Licht, Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit beeinflussen, werden „Standortfaktoren“ genannt (→ Tabelle, Seite 12). Vor der Planung eines Obstgartens sollten Sie sich daher vergegenwärtigen, wie Ihr Standort beschaffen ist. Kaum ein Grundstück ist vollkommen einheitlich. Speziell auf Hanggrundstücken gibt es meist Bereiche, die trockener sind, und andere, die feuchter sind. Genauso kann es Stellen am Grundstück geben, die zugig und damit kälter sind, und Stellen, die windgeschützt sind. Egal, wie groß oder klein der Garten ist: Eine Skizze des Grundstückes, in der die unterschiedlichen Standortbedingungen eingezeichnet sind, hilft, die verschiedenen Obstarten an die richtigen Stellen zu pflanzen. Je länger Sie Ihren Garten beobachten und kennen, desto besser und differenzierter werden Sie Bescheid wissen. Noch genauer als eine Skizze ist ein dreidimensionales Modell: Ein kleines Modell aus Halmen und Zweigen hilft bei der Planung, um sich die Verhältnisse der einzelnen Obstpflanzen besser vorstellen zu können. Im Modell werden dann die Bäume, Sträucher oder Rankpflanzen in ihrer endgültigen Größe dargestellt. Bevor das „Wunschmodell“ angefertigt wird, sind einige grundlegende Überlegungen wichtig. So brauchen Kiwi-Pflanzen immer eine Befruchter-Pflanze. Das bedeutet, dass man auch mindestens für drei Kiwi-Pflanzen Platz haben muss. Oder: Wenn ich gerne einen Pfirsich setzen möchte, aber es in meiner Region viel regnet, muss ich mich eher für einen Zwetschkenbaum entscheiden.
Standortfaktoren, die Temperatur und Licht beeinflussen
Seehöhe
Neigung des Hangs
Ausrichtung des Hangs nach S/W/O/N (Exposition)
Staulage und Schattenlage
Standortfaktoren, die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit beeinflussen Niederschlagssumme
Niederschlagsverteilung
Wasserspeicherkapazität, Regenverdaulichkeit
Grundwasserstand
Bodenart
Humusgehalt
Gründigkeit
Nährstoffgehalt
pH-Wert („Kalkgehalt“)
Sonstige Standortfaktoren, die das Wachstum und die Ertragssicherheit beeinflussen
Hagelwahrscheinlichkeit
Wind und Windstärke
Spätfrostanfälligkeit
Temperaturminimum im Winter
Bodenverdichtungen
Viele Obstgehölze und Beerensträucher haben eine große Anbaubreite, sie können von sehr warmen Lagen bis auf über 1.000 Meter Seehöhe kultiviert werden. Die Anpassung an unterschiedliche Klimagebiete erfolgt vor allem über die Sortenvielfalt. Jede Obstart und jede Obstsorte benötigt eine gewisse Anzahl an Tagen mit Temperaturen über 5 °C, um auszureifen. Beim Apfel etwa gibt es Sorten, die in rauen Lagen gut gedeihen und deren Früchte sogar besser als in warmen Lagen schmecken. Es gibt aber auch Apfelsorten, die nur im Weinbauklima ausreifen (über 250 Tage mit Temperaturen über 5 °C). Ein anderes Beispiel: Für Mispeln reicht in Mitteleuropa in vielen Lagen die Wärmesumme nicht vollkommen aus. Sie reifen aber am Lager nach und werden so im November reif.
Aus der Sicht der Pflanze ist es weniger entscheidend, wie hoch die Temperaturen an den heißesten Tagen klettern, sondern wie groß die Wärmesumme über das Jahr ist. Generell brauchen Obstarten und -sorten, die spät im Jahr reifen, eine höhere Wärmesumme, frühreifende Sorten kommen mit weniger Wärme aus. Eine Ausnahme bilden besonders wärmebedürftige Arten wie z. B. Marille oder Pfirsich.
Umgekehrt wird in warmen Lagen die Hitze für manche Obstarten zum Problem werden. In heißen Lagen „zerkochen“ Sommeräpfel beinahe am Baum und werden rasch mehlig. Ribiseln und Stachelbeeren gedeihen in solchen Lagen besser im Halbschatten anderer Gehölze. In sommertrockenen Regionen lässt der Holunder – der ein Flachwurzler ist – bei monatelangem völligem Ausbleiben von Regen alle Blätter fallen und bildet dann auch keine Beeren mehr aus.
Viele Apfelsorten gedeihen selbst in kalten Gebirgslagen.
Das Klima – und damit die Wärmeverhältnisse – ist allerdings kleinräumig sehr variabel. An einem Spalier vor einer südseitigen, ungedämmten Steinmauer gedeihen selbst in ungünstigen Lagen noch feinste Winterbirnen, die im Freistand nicht ausreifen würden. Ein Innenhof in rauen Lagen ist meist ausreichend geschützt, um die empfindlichen Blüten eines Marillenbaums gegen Spätfröste zu schützen. In kühlen und kalten Gegenden muss daher viel Augenmerk darauf gelegt werden, wo die geschütztesten Plätze am Grundstück sind. Hier können meist auch noch empfindlichere Arten und Sorten genutzt werden.
Wintertemperaturen von -20 °C und darunter werden von den meisten Obstarten problemlos vertragen. Empfindlich gegen Winterkälte sind Marille, Mandel, Pfirsich, Feige, Quitte, Maroni und Weinreben. In besonders kalten Wintern außerhalb des Weinbaugebiets erfrieren diese Pflanzen ohne Winterschutz regelmäßig. Bei Kirschen verursachen Winterfröste unter -20 °C Schäden am Stamm und an den Trieben. Daher sind dem Anbau von Kirschen in Höhenlagen Grenzen gesetzt. Hingegen sind Weichseln etwas frosthärter.
Für Mispeln reicht in Mitteleuropa die Wärmesumme meist nicht vollkommen aus. Sie reifen aber am Lager nach und werden so im November reif.
Für viele Obstarten problematisch sind hingegen starke Temperaturschwankungen im Spätwinter, wenn etwa tagsüber die Sonne die Stämme aufheizt und es nachts wieder zu starkem Frost kommt. Dadurch entstehen Spannungen im Holz, die zum Aufreißen der Rinde führen. Diese Risse sind Eintrittspforten für Schaderreger, die Gummifluss, Wucherungen und das Absterben der Bäume nach sich ziehen können.
Mit einem Kalkanstrich oder dem Abdecken des Stammes (→ Seite 65) im Herbst kann der Stamm vor diesen Frostrissen geschützt werden. Die helle Farbe reflektiert die Sonne und verhindert so eine zu starke Erwärmung.
Die Ausrichtung des Hanges beeinflusst die verfügbare Wärmesumme und den Zeitpunkt des Austriebes im Frühling. Besonders warme und frühe Lagen sind Südhänge (sie sind Richtung Süden ausgerichtet). Gleichzeitig sind sie oft auch trocken, da einerseits das Wasser am Hang abfließt und andererseits die Sonneneinstrahlung sehr stark ist. Auf Südhängen werden daher oft Kirschbäume gepflanzt, denen diese besonderen Bedingungen sehr entsprechen. Leichte Nordhänge sind günstig für spätfrostgefährdete, aber wärmebedürftige Arten wie Marille oder Pfirsich. Im Winter ist hier die Sonneneinstrahlung durch die tief stehende Sonne gering, was zu einer verzögerten Blüte führt. Im Sommer, wenn die Sonne hoch steht, erhalten die Bäume aber ausreichend Wärme.
Ein Kalkanstrich verhindert Frostschäden im Winter und Hitzeschäden im Sommer.
Bei steilen Hängen ist zu beachten, dass das Regenwasser sehr rasch abfließt. Durch Längsgräben quer zum Hang oder durch Terrassen kann der Wasserabfluss verlangsamt werden, mehr Wasser versickert und ist damit für die Pflanzen verfügbar.
Spätfröste schädigen meist nicht die Bäume, zerstören aber die Blüte. Vor allem bei Marillenbäumen bringt das regelmäßig Ertragsausfälle. Wo die wärmsten Stellen am Grundstück sind, lässt sich bei Spätfrösten ganz gut beobachten. Dort, wo kein Reif am Morgen zu sehen ist, ist der beste Platz für die Frühblüher.
Kaltluftseen bilden sich in Beckenlagen und können noch spät im Frühjahr zu Frost führen. Weniger gefährdet sind Hanglagen. Hochstämme ragen oft zumindest mit einem Teil der Krone aus dem Kaltluftsee heraus.
Spätfröste treten auf, wenn es spät im Frühling noch einmal – meist in der Nacht – friert. Berühmt für sehr späte Frostnächte ist die Zeit um die drei Eisheiligen Mitte Mai. Aber auch früher oder später können sie Probleme bereiten. Gefährdet sind besonders Tal- und Muldenlagen, da die kalte Luft immer zum tiefsten Punkt absinkt. Dort bilden sich Kaltluftseen, in denen Frost auftritt, während es auf den Hängen darüber wärmer ist. Der gleiche Effekt tritt auch bei Gebäuden auf, die am Hang stehen und bei denen die kalte Luft durch seitliche Gebäude nicht abfließen kann. Im dicht bebauten Gebiet ist das besonders zu beachten. Auch entlang von Bächen ist die Spätfrostgefahr oft erhöht.
Obstgehölze sind lichthungrig und die Fruchtqualität sinkt mit einem Mangel an Sonne rapide. Im dunklen Schatten von Gebäuden sind die Pflanzen krankheitsanfälliger, da die Luftfeuchtigkeit höher ist, und sie versuchen immer in das Licht zu wachsen. Das führt vor allem bei Bäumen oft zu Problemen mit ungünstigen, zu dichten Kronenformen. Etwas besser ist der Schatten von Laubbäumen, da dieser lichtdurchlässiger ist. Einige Beerensträucher, Dirndl, Mispel und Haselnuss gedeihen auch im Halbschatten.
In heißen Lagen werden Stachelbeeren besser in den Halbschatten anderer Gehölze gepflanzt.
Während das Großklima einer Region vom Einzelnen nicht beeinflussbar ist, kann das Kleinklima am Grundstück mit vielerlei Maßnahmen verändert werden. Ziel ist es, den Wind zu bremsen und damit die Einwirkungen von kalten Winden zu verringern oder Wärmespeicher zu schaffen. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Hecken als Windbremse: Wind hat einen stark abkühlenden Effekt. Eine dichte Hecke an der Nordostseite windexponierter Grundstücke bremst den Wind. In sehr exponierten Lagen – etwa auf einer Hügelkuppe – sollte immergrünen Pflanzen der Vorzug gegeben werden, da sie auch im Winter und während der Blüte einen guten Schutz bieten. Gut geeignet sind Eibe, Fichte, Scheinzypresse oder Thuje. Für mäßig windige Lagen reichen Hecken aus Laubgehölzen aus.
Bei Grundstücken in Muldenlagen sollten Hecken im oberen Bereich des Hangs gepflanzt werden. Sie reduzieren während der Blüte die Gefahr von Spätfrösten, da sie das Absinken der kalten Luftschicht in die Mulde bremsen.
Andererseits kann eine Hecke aber auch Nachteile bringen: So dürfen am Hang oberhalb einer Hecke keine spätfrostgefährdeten Bäume gepflanzt werden.
Steine als Wärmespeicher: Steinmauern können als Windbremse und Wärmespeicher für kleinere Obstgehölze genutzt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie trocken verlegt oder gemauert sind.
Spaliere am Haus: Hausmauern bieten für viele Obstgehölze einen besonders günstigen Platz, vor allem, wenn die Wände ungedämmt sind. Denn dann kann das Gemäuer untertags Wärme speichern, die es in der Nacht wieder abstrahlt. Diese Stellen sind meist auch windberuhigt und der Dachvorsprung schützt die Pflanzen vor zu viel Nässe. Genutzt werden sollte dieser Effekt vor allem für die Gehölze, denen es, wenn sie frei und ungeschützt stehen, zu kalt wäre. In regenreichen Gebieten sollte vor allem das Steinobst (Marille, Pfirsich, Zwetschke) an die Wand gepflanzt werden, um den Befall mit dem Feuchtepilz Monilia zu verringern.
Genutzt werden können alle Seiten eines Gebäudes. Am wärmsten wird es an der Südund der Westseite. Frühblühende Arten wie Marille sollten in spätfrostgefährdeten Lagen an die Ostoder sogar an die Nordwand gepflanzt werden. Dort treiben sie später aus und fruchten zuverlässig bei ausreichender Qualität. An der Südwand gepflanzt, würden sie noch früher blühen und die Gefahr für Frostschäden würde steigen.
Viel Niederschlag oder eine hohe Luftfeuchtigkeit durch Nebel fördern Pilzkrankheiten besonders. Beim Kernobst tritt hier Schorf sehr stark auf, bei Steinobst Monilia und andere Krankheiten. Die einzelnen Obstsorten sind unterschiedlich anfällig für diese Krankheiten, durch geschickte Sortenwahl können daher Probleme auf ein erträgliches Maß verringert werden. Gleichzeitig ist es unerlässlich für das Gedeihen der Obstgehölze, dass die Niederschläge regelmäßig über die Vegetationsperiode verteilt sind. Besonders, wenn nicht bewässert werden kann. Kritische Punkte in der Wasserversorgung sind dabei teilweise die Blütezeit und vor allem die Fruchtreifezeit. Kommt es in diesen Entwicklungsphasen der Bäume zu einem Wassermangel, fallen im Extremfall die Früchte ab oder bleiben sehr klein und geschmacklos.
Spaliere an ungedämmten Wänden sind besonders gut für wärmebedürftige Sorten und Arten geeignet.
Unter dem Dachvorsprung sind die feuchteempfindlichen Marillen in regenreichen Gebieten vor zu viel Nässe geschützt.
Der Wassergehalt im Boden ist ein weiterer wichtiger Faktor für das Pflanzenwachstum. Er hängt von Bodenart, Niederschlagsmenge und dem Grundwasserstand ab. Alle Pflanzen lieben eine gleichmäßige Wasserversorgung. Die Toleranz der Obstgehölze gegenüber einem Zuviel oder Zuwenig an Wasser ist jedoch unterschiedlich. Kirsche, Marille, Birne und Mandel leiden unter einem Zuviel an Wasser, vertragen Trockenheit aber gut. Hingegen gedeihen Apfel und Zwetschke auf feuchteren Böden sehr gut. Beerensträucher und Kiwis sind im Allgemeinen anspruchsvoll und lieben gleichmäßige Bodenfeuchte.
Allgemein sehr schlecht vertragen wird Staunässe, also wenn die Pflanzen über einen längeren Zeitraum mit ihren Wurzeln im Wasser stehen. Staunässeböden sind meist daran zu erkennen, dass nach der Schneeschmelze im Frühling oder nach starken Regenfällen sich ein kleiner „See“ bildet, der tagelang bestehen bleibt. Häufig ist eine lehmige Sperrschicht im Boden dafür verantwortlich, die das Versickern des Wassers verhindert oder stark verlangsamt. Staunässe kann auch tief liegende Bodenverdichtungen als Ursache haben, die durch Bauarbeiten, Lagerung von schweren Gütern, Befahren bei Nässe oder falsche Bodenbearbeitung entstanden sind. Besonders bei neu gebauten Häusern muss der Boden daher tief gelockert und eine mehrjährige Gründüngung (→ Kapitel „Der Beerenobstgarten“, Seite 404) angebaut werden, bevor man Bäume und Sträucher setzt.
Wenn diese Sperrschicht im oberen Teil des Bodens ist, können Sie mit Punktdrainagen diese durchbrechen, damit das Wasser abfließen kann. Graben oder bohren Sie dazu Löcher mit mindestens 40 cm Durchmesser, die bis unter die Sperrschicht reichen. Diese füllen Sie mit Rollkies 8/16 mm oder 16/32 mm bis 30 cm unter den Oberrand auf. Darauf legen Sie eine Lage Bauvlies und füllen den Rest mit normalem Boden auf. Bei flächigen Drainagen müssen Sie eventuell eine Bewilligung einholen, fragen Sie daher zuvor bei der zuständigen Behörde nach.
Bodenverdichtungen lassen sich am besten durch eine Kombination aus mechanischer Lockerung (Spaten, Grubber ...) und dem anschließenden Anbau einer Gründüngung beheben. Das reine Lockern hat keine nachhaltige Wirkung. Erst die Durchwurzelung mit tief wurzelnden Pflanzen wie zum Beispiel mehrjährige Luzerne, Raps oder Wicken stabilisiert den gestörten und verdichteten Boden. Der Anbau einer Gründüngung über zwei Jahre zur Sanierung von Bodenverdichtung ist unbedingt zu empfehlen: Wenn im Frühjahr eine mehrjährige Gründüngung angebaut wird, können die Bäume dann im Herbst des folgenden Jahres angebaut werden.
Der Wassergehalt im Boden hängt nicht nur von der Menge an Niederschlägen ab, sondern auch von der Fähigkeit des Bodens, das Wasser zu halten und für die Pflanzen zu speichern. In leichten (= sandigen) Böden versickert das Wasser rasch in tiefere Schichten und bei Wind und Sonne verdunstet die Bodenfeuchte schneller als in schweren Böden. In solchen trockenen Böden hilft selbst Gießen oft wenig. Mulchen ist sehr zu empfehlen.
Boden setzt sich aus Sand (Teile mit einer Größe von 0,06–2 mm), Schluff (2–63 μm) und Ton (kleiner als 2 μm) zusammen. Zwischen diesen Teilen befindet sich Humus, der den Boden locker macht und als Nährstoffspeicher dient. Kennt man ungefähr das Verhältnis von Sand, Schluff und Ton zueinander, können verschiedene Bodeneigenschaften abgeleitet werden. Mit Hilfe der Fingerprobe kann dieses Verhältnis grob abgeschätzt werden.
Dazu wird eine walnussgroße Probe des feuchten, aber nicht nassen Bodens zwischen den Handtellern zu einer Kugel geformt und anschließend zu einer dünnen Walze von halber Bleistiftstärke ausgerollt.
• Zerbröckelt die Walze beim Ausrollen, ist ein hoher Sandanteil im Boden, je besser der Boden dabei formbar ist, umso mehr Lehm ist darin.
• Lässt sich eine Walze formen, die nicht zerfällt, ist der Tonanteil recht hoch. Verreibt man einen Teil der Erde zwischen den Finger-spitzen, fühlt und sieht man, wie viel Sand dem Ton beigemischt ist. Sind keine Sandkörner spürbar, ist der Tongehalt sehr hoch.
Mit der Fingerprobe kann festgestellt werden, welche Bodenart im Garten vorhanden ist.
Mittelschwere, lehmige Sandböden oder sandige Lehmböden bieten für alle Obstgehölze günstige Wachstumsverhältnisse.
Sandige, leichte Böden sind zumeist trocken und nährstoffarm. Sie können Nährstoffe und Wasser nicht gut halten. Ohne Bewässerung sind solche Böden noch geeignet für Weichsel, Kirsche, Marille, Birne (eingeschränkt auf anspruchslosere Sorten), Dirndl und Felsenbirne. Um bessere Bedingungen zu erhalten, sollte der Boden mit Kompost und Mulchen langsam verbessert werden. Mit einer ausreichenden Bewässerung können auch die restlichen Obstarten gepflanzt werden. Aufgrund des Nährstoffmangels sollten die Gehölze regelmäßig mit Kompost oder mit anderen organischen Materialien gedüngt werden.
Tonige, schwere Böden sind zwar meist nährstoffreich, aber für viele Obstgehölze problematisch, da sie schlecht durchlüftet und schwer durchwurzelbar sind. Vor allem Gewächse, die luftige Bodenverhältnisse bevorzugen – Birne, Kirsche, Mandel, Marille, Pfirsich, Quitte und Felsenbirne –, leiden unter solchen Bedingungen und reagieren oft mit Gelbfärbung der Blätter und verstärkten Frostschäden sowie höherer Krankheitsanfälligkeit. Will man dennoch auf diese Arten nicht verzichten, muss man den Boden großflächig mit Sand aufbereiten, um die Luft- und Wasserverhältnisse zu verbessern. Bei tonigen Böden sollte das Pflanzloch für Bäume zumindest einen Meter im Durchmesser umfassen und einen halben Meter in die Tiefe reichen. Beim Ausfüllen des Pflanzloches kann die ausgehobene Erde verwendet werden, der 50 % Sand (idealerweise Quarzsand) zugefügt ist.
Böden mit einem hohen Lehmgehalt reißen auf, wenn sie austrocknen.
Am besten gedeihen auf solchen schweren Böden Apfel, Dirndl, Haselnuss und Zwetschke.
In Österreich gibt auch die elektronische Bodenkarte „eBod“ einen Überblick über die Bodenverhältnisse auf landwirtschaftlichen Flächen; oft kann damit auch auf benachbarte Gartengrundstücke rückgeschlossen werden.
www.bodenkarte.at
Neben dem Bodengefüge sind der Kalkgehalt und der Säuregrad eines Bodens bedeutsam bei der Pflanzung von Obst. Ist ein Boden sauer, so ist sein Kalkgehalt gering. Ist ein Boden hingegen basisch, so ist sein Kalkgehalt in der Regel hoch. Ein Maß für den Säuregehalt ist der pH-Wert. Er kann bei Werten von 0 bis 14 liegen, wobei 0 extrem sauer bedeutet, 14 extrem basisch und 7 neutral.
Der pH-Wert des Bodens kann mit einfachen Bodentests gemessen werden, die im Handel erhältlich sind. Kern- und Steinobst gedeiht optimal bei einem pH-Wert von 6,0–6,5, also in leicht saurem Boden. Beerenobst hat es gerne noch ein wenig saurer und bevorzugt einen pH-Wert von 5,5–6,0. Heidel- und Preiselbeeren brauchen einen sehr sauren Boden. Bei pH-Werten über 4,5 leben sie meist nicht lange. Mit speziellen Substraten können Heidelbeeren aber auch in kalkreichen Regionen gezogen werden (→ Artenporträt „Kultur-Heidelbeere“, Seite 450).
Gegen hohen Kalkgehalt sind viele Obstgehölze empfindlich. Bereits ab einem pH-Wert von 7 können Birne (allerdings auch nur, wenn sie auf Quitte veredelt wurde, → Kapitel „Obstgehölze vermehren“, Seite 160), Ribisel, Himbeere, Pfirsich, Wein und Kiwi mit der sogenannten Kalkchlorose reagieren. Sie äußert sich durch Gelb- bis Weißwerden der jüngsten Blätter und einem Kümmern der ganzen Pflanze (→ Kapitel „Pflanzengesundheit im Obstgarten“, Seite 128).
Bei der Pflanzenauswahl stehen heute bei Obst und Wein kalkverträglichere Veredelungsunterlagen zur Verfügung, womit eine gewisse Anpassung möglich ist. Auch durch Mulchen mit sauren Materialien wie Rindenmulch, Nadelstreu oder Eichen- und Nusslaub lässt sich der pH-Wert langfristig leicht senken. Kurzfristig verschärfen sich die Symptome allerdings dadurch. Auf gute Bodenlockerung sollte jedenfalls geachtet werden. Grasunterwuchs sollte bei starker Ausprägung entfernt werden. In kalkreichen Regionen sollte zum Gießen nur Regenwasser verwendet werden, da dieses leicht sauer ist.
Grundsätzlich lässt sich der natürliche pH-Wert des Bodens nur unter großem Aufwand in die eine oder andere Richtung verändern. Böden sind meist gut „gepuffert“, das bedeutet, Säuren werden sozusagen abgefangen und der natürliche pH-Wert eines Bodens bleibt trotz Zugabe von Säuren konstant.
Die in Rindenmulch und Eichen- bzw. Nusslaub enthaltenen Gerbstoffe schädigen zu einem gewissen Grad auch die Wurzeln. Daher sollten sie nur bei Bäumen oder größeren Sträuchern zum Mulchen verwendet werden. Eine andere Möglichkeit ist, frischen Rindenmulch ein Jahr auf den Wegen aufzubringen. Dort verhindert er das Aufkommen von Gras und gleichzeitig wird ein großer Teil der Gerbstoffe und anderer Schadstoffe ausgewaschen. Danach kann er gut als Mulch verwendet werden.
Heidelbeeren reagieren mit Kalkchlorosen auf zu hohen Kalkgehalt im Boden. Die Blattspreite ist aufgehellt, während die Blattadern dunkelgrün bleiben.
Die Tabelle gibt einen Überblick über die Ansprüche der wichtigsten Obstarten an den Boden und das Klima. Zu beachten ist, dass vor allem beim Baumobst auch die einzelnen Sorten spezielle Standortansprüche haben können. Das führt dazu, dass einzelne Sorten auch auf „schlechteren“ Standorten noch gedeihen. Details zu den Ansprüchen der Sorten finden Sie in den einzelnen → Artenporträts.
Quelle: eigene Zusammenstellung
Wenn Sie bereits eine Liste der Arten haben, die bei Ihnen gedeihen, hängt diese Frage vor allem von Ihren Vorlieben ab. Lassen Sie sich dabei ruhig auch manchmal auf Experimente ein und pflanzen Sie Obstarten, die Sie noch nicht kennen. Vieles wird Sie positiv überraschen, und für dasjenige Obst, das dann doch nicht Ihren Geschmack trifft, findet sich normal im Familien- und Freundeskreis ein dankbarer Abnehmer.
Für alle Obstarten, die im Sommer reifen, gilt, dass eine Lagerung nur sehr kurz möglich ist. Relevant sind die vorhandenen Lagerbedingungen vor allem bei spätreifenden Sorten von Apfel und Birne und bei Arten, die in unserem Klima nicht ausreifen, wie Kiwi oder Mispeln.
Bei der Lagerung müssen zwei Parameter beachtet werden. Das Obst soll einerseits bei niedriger Temperatur gelagert werden, um die Reife zu verzögern, und andererseits bei einer hohen Luftfeuchtigkeit, die ein Eintrocknen der Früchte verhindert. Details dazu finden Sie im Kapitel → „Obst lagern“, Seite 206.
Wenn Sie gute Lagermöglichkeiten haben, können Sie bei Apfel Sorten wählen, die bis in den folgenden Sommer haltbar sind. Hier gelingt eine Ganzjahresversorgung sehr gut. Winterbirnen sind im Naturlager längstens bis März lagerfähig.
Sollten Sie keine Lagermöglichkeiten haben, ist Ihre Sortenauswahl bei diesen beiden Arten beschränkt auf Sorten, die im Sommer oder Herbst reifen. Auch Arten, die bei Ihnen nicht am Baum ausreifen und nachgelagert werden müssen, werden dann ausscheiden.
Ein kühler, feuchter Keller ist für die Lagerung von Äpfeln ideal.
Bis Ende des Jahres lässt sich Obst ganz gut auch in ungeheizten Garagen oder Hütten lagern. Danach besteht meist die Gefahr, dass es friert.
Als grobe Faustregel gilt: Je größer ein Gehölz wird, umso länger braucht es, bis es in Ertrag kommt. Für Gärten, die nicht langfristig gemietet sind, empfiehlt es sich daher, vor allem kleinere Gehölze zu pflanzen, die bald beerntet werden können. Die klassischen Beerenobstarten – Erdbeere, Johannisbeere, Himbeere und Brombeere, aber auch Kamtschatka Heckenkirsche, Japanische Weinbeere und Aronia – tragen alle schon im Pflanzjahr einige Früchte und im Folgejahr bereits sehr gut. Diese Arten können Sie auch jederzeit, selbst nach zehn und mehr Jahren, wieder ausgraben und in einen neuen Garten übersiedeln. Ebenfalls lassen sie sich einfach und ohne großen Aufwand vermehren (→ „Obstgehölze vermehren“, Seite 160). Bei den Kletterpflanzen beginnt Wein im zweiten Jahr zu tragen, Kiwi brauchen vier bis fünf Jahre. Auch bereits im Pflanzjahr tragen manchmal Quitte und Mispel.
Beim Baumobst trägt Apfel auf schwachwüchsigen Unterlagen (meist als Spindel oder Buschbaum im Verkauf) sehr früh, zum Teil bereits im zweiten Jahr. Je nach Unterlage und Sorte kann es jedoch auch vier bis fünf Jahre dauern. Kirschen, vor allem auf kleinen Baumformen, und Pfirsiche tragen meist auch bereits im zweiten Jahr. Birnen und Marillen brauchen teilweise etwas länger, Pflaumen meist noch länger. Möchten Sie trotz unsicherer Zukunft einen Hochstamm als potentiellen Schattenbaum setzen, empfiehlt sich die Kirsche, die auch aus starkwachsenden Unterlagen oft nach drei bis vier Jahren trägt.
Obstbäume können Sie relativ problemlos noch drei bis vier Jahre nach dem Pflanzen wieder umsetzen – dazu die Krone kräftig zu rückschneiden.
Auch wenn Sie glauben, Ihr Garten ist schon voll, ein Plätzchen findet sich immer noch. Vor allem die Wände sind oft noch frei und bieten sich für Rankpflanzen oder für Spalierbäume an. Auch der Zaun lässt sich für Brombeeren oder Wein nutzen und eine Feige passt vielleicht im Topf noch auf die Terrasse.
Manche Arten brauchen Unterstützungsgerüste, es empfiehlt sich dabei, bereits bestehende Strukturen zu nutzen. Ein bestehender Zaun und etwas Draht reicht, und Sie können Himbeeren unkompliziert anbinden. Ein alter, absterbender Baum kann noch über Jahre als Rankunterlage für Kiwi oder eine robuste Weinsorte genutzt werden, ohne dass Sie aufwendig ein Stützgerüst bauen müssen. Ernten werden Sie dort genauso.
Unterstützungsgerüste eignen sich aber auch sehr gut, um den Garten zu gestalten und „Gartenzimmer“ zu erschaffen – dadurch wird der Garten gefühlt größer. Ein frei stehendes Birnenspalier kann zum Beispiel den Nutz- vom Spielgarten abtrennen, der Durchgang kann von Kiwi umrankt werden. Selbst Laubengänge lassen sich mit Obstbäumen bepflanzen, hier kommen Sie vielleicht der Vorstellung vom Paradies am nächsten.
Für ältere oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Menschen kann Beerenobst auch auf Hochbeeten gepflanzt werden, Heidelbeeren bieten sich dafür besonders an, da sie meist nicht in der normalen Gartenerde gedeihen (→ Artenporträt). Kurz, nutzen Sie den Garten und nutzen Sie das Obst, den Garten zu gestalten und dadurch in der Wahrnehmung zu vergrößern.
Selbst Laubengänge lassen sich mit einem Gerüst aus Obstbäumen formieren.
Wie groß ein Obstbaum wird, wird in erster Linie von der Wuchskraft der Wurzeln bestimmt. Da Obstbäume nicht sortenecht über Samen vermehrt werden können (→ Kapitel „Obstgehölze vermehren“, Seite 160), müssen sie veredelt werden. Dabei wird ein Teil eines Triebes einer guten Muttersorte auf ein junges Bäumchen (dieses wird Unterlage genannt) „gesteckt“. Der Trieb und das Bäumchen verwachsen zu einer Einheit und bilden zukünftig einen Baum, der die gleichen Früchte trägt wie der Mutterbaum.
Traditionell wurden die Unterlagen aus Samen gezogen. Diese Sämlingsunterlagen zeichnen sich durch ein starkes Wachstum aus, sind sehr robust, brauchen etwa sieben bis zehn Jahre, bis sie Früchte tragen, und werden dafür 100 Jahre alt.
Alternativ dazu werden schon lange sogenannte Typenunterlagen als Bäumchen zum Veredeln verwendet. Dabei werden Triebe von speziellen Selektionen zum Bewurzeln gebracht. Da die Wurzelbildung am Trieb nur eine Notmaßnahme ist, bleiben die Wurzeln schwächer und dadurch der ganze Baum. Je nach Typenunterlage erreichen solche Bäume eine Höhe von zwei bis sieben Metern.
Die Einteilung von Obstbäumen erfolgt primär nach der Höhe des Astansatzes. Aus den verschiedenen Bezeichnungen kann aber auch auf die Wuchskraft und die Endgröße geschlossen werden. In guten Baumschulen steht die verwendete Unterlage auf dem Etikett und das Personal informiert darüber, was das für die Größe des Baumes bedeutet.
Folgende Baumformen werden unterschieden (nähere Infos dazu → Kapitel „Obstgehölze vermehren“, Seite 160):
Hochstamm: Der Kronenansatz liegt bei über 160 cm. Es ist die traditionelle Form für Streuobstwiesen in der Landwirtschaft. Die Sorten werden in der Regel auf Sämling veredelt. Der Vorteil ist, dass die Wiese unter dem Baum gut genutzt und maschinell gepflegt werden kann. Für die Saftproduktion ist es die übliche Baumform. Nachteile sind die schlechte Pflückbarkeit und dass die Bäume erst mit 7–10 Jahren die ersten Früchte tragen. Pflanzabstand 8–12 m.
Neben Straßen und auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen bieten nur Hochstämme ausreichend Platz für Fahrzeuge und Maschinen.
Halbstamm: Der Kronenansatz liegt zwischen 120 und 160 cm. Ein Halbstamm kann auf einen Sämling veredelt sein, dann ist er genauso starkwüchsig wie ein Hochstamm. Lediglich das Pflücken ist etwas einfacher. Halbstämme sind aber besonders sinnvoll, wenn sie auf speziellen, mittelstark wachsenden Typenunterlagen veredelt sind. Bei diesen Bäumen bleibt die Krone etwas kleiner und der Ertrag setzt früher ein. Die Lebensdauer ist trotzdem mit 50 Jahren und mehr hoch. Fragen Sie beim Kauf von Halbstämmen gezielt nach, wie groß der Baum wird. Grasunterwuchs ist bei Halbstämmen möglich, die Unternutzung allerdings kaum, auch das Mähen ist erschwert. Pflanzabstand 4–8 m.
Buschbaum (heute manchmal auch als Viertelstamm bezeichnet): Der Kronenansatz liegt bei 50 bis 70 cm. Die mittelgroßen Bäume zeichnen sich durch frühen Ertragsbeginn (2–4 Jahre) und mittlere Lebensdauer aus (30–50 Jahre). Sie werden auf mittelschwach wachsenden Unterlagen veredelt. Wegen ihrer schwachen Wurzeln brauchen sie meist zeitlebens einen Pflock als Stütze und eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung. Grasunterwuchs ist nur bedingt möglich (bei entsprechendem Wasserangebot). Für niedrige Spaliere geeignet. Pflanzabstand 3–4 m.
Spindel oder Spindelbusch: Der Kronenansatz liegt bei 50 bis 70 cm. Die auf schwach wachsenden Unterlagen veredelten, kleinen Bäume bestechen durch sehr frühen Ertragsbeginn (oft schon im zweiten Jahr). Sie brauchen zeitlebens einen Pflock als Unterstützung, guten, offenen Boden und jährlichen Schnitt. Spindelbäume werden durch Schnitt in der Breite auf das gewünschte Maß begrenzt und wurzeln meist nicht sehr tief. Dadurch sind Spindelbäume ideal als Abgrenzung zwischen Gärten oder Gartenteilen geeignet. Ein Spalier ist hilfreich, um Äste flach zu binden. Pflanzabstand 2–3 m (1 m bei intensiver Kulturführung).
Spindelbäume können im Hausgarten zum Beispiel zum Einfassen des Grundstückes oder zum Unterteilen des Gartens verwendet werden.
Säulenbäume: Bei Säulenbäumen wächst nur der Stamm immer weiter, während sich kurze Seitenverzweigungen bilden. Dadurch sind sehr enge Pflanzabstände von 50 cm möglich. Die Bäume werden 2–3 m hoch. Der Säulenwuchs ist nur bei speziell gezüchteten Sorten möglich, alte Sorten können nicht so gezogen werden. Bei Apfelsäulenobst ist kaum Schnitt notwendig, alle anderen Obstarten müssen 1–2-mal im Jahr geschnitten werden, damit der Wuchs erhalten bleibt. Aufgrund des sehr eingeschränkten Sortenspektrums dort empfehlenswert, wo Spindelbäume schon zu groß werden. Interessant vor allem für Topfkulturen auf Balkonen oder Terrassen.
Säulenbäume haben keine Seitenverzweigungen und tragen das Obst direkt am Stamm. Sie können sehr eng gepflanzt werden.
Will man den Baum als Spalier ziehen, stehen verschiedene Möglichkeiten bei der Baumwahl zur Verfügung;
• Das Spalier steht an der Hauswand und soll mehrere Meter bis zum Dach reichen: Hier wird ein Baum benötigt, der auf Sämling oder einer stark wachsenden Typenunterlage veredelt ist. Kaufen Sie dafür einjährige Veredelungen, das sind Bäumchen, die noch keine Seitenäste haben. Diese Bäumchen können Sie nach dem Pflanzen in der Höhe abschneiden, in der die erste Etage des Spaliers sein soll. Im folgenden Sommer wird sich ein Trieb bilden, der weiter nach oben wächst, und Seitentriebe, die Sie waagrecht binden können (Anleitung zum Schnitt von Spalierobst → Seite 122).
Spaliere können an Hauswänden emporwachsen oder auch frei im Raum.
• Das Spalier dient zur Abgrenzung und der einfachen Beerntung und soll nur rund 2 m hoch werden: Hier können Sie Buschbäume oder Spindelbüsche kaufen. Achten Sie beim Kauf darauf, dass Sie zwei Seitenäste in Höhe der gewünschten ersten Etage haben.
Im nicht zu kleinen Selbstversorgergarten ist der Hochstamm nach wie vor eine interessante Baumform, da er sehr wenig Platz „verbraucht“. Da die Äste erst in Kopfhöhe beginnen, kann der Raum unter der großen Krone für andere Nutzungen herangezogen werden. Hühnerhaltung zum Beispiel ist interessant, da Hühner gerne im Schutz von Bäumen scharren und sie dabei gleich potentielle Schädlinge aufpicken. Aber auch schattentolerierende Gehölze wie Johannisbeere können zwischen den Stämmen gezogen werden oder die Fläche überhaupt als Waldgarten genutzt werden. Die Freizeitnutzung ist genauso möglich: Die Sandkiste steht im Schatten, eine Schaukel lässt sich auf ausgewachsenen Bäumen montieren und beim Spielen von Kindern sind Baumstämme äußerst beliebt.
Ein Hochstamm kann bei Kernobst in guten Jahren mehrere hundert Kilo Früchte tragen. Allerdings ist das Pflücken der Früchte im oberen Bereich der Krone mühevoll und nicht ungefährlich. Bei guter Schnittpflege ist aber ein schönes Stück des Ertrages im unteren Teil des Baumes. Bei Lagerobst reicht diese gut pflückbare Menge oft vollkommen für den Bedarf an Frischobst aus. Der Rest des Obstes kann dann nach dem Pflücken einfach abgeschüttelt und zu Saft oder Most verarbeitet werden.
Wenn Sie sich in einem kleineren Garten gut mit den Nachbarn verstehen, ist es eine Überlegung wert, einen Hochstamm an die Grenze zu setzen. Jeder Nachbar kann dann seinen Teil des Baumes abernten.
Obstart
Baumform
Pflanzabstand (m)
Apfel
Hochstamm, Halbstamm auf Sämling
8–12
Halbstamm auf Typenunterlage
6–8
Busch
3–4
Spindelbusch
1–3
Birne
Hochstamm, Halbstamm auf Sämling
8–10
Halbstamm auf Typenunterlage
4–7
Busch
3–4
Spindelbusch
2–3
Kirsche und Weichsel (Sauerkirsche)
Hochstamm, Halbstamm auf Sämling
8–10
Halbstamm auf Typenunterlage
6–8
Busch
3–4
Marille
Hochstamm, Halbstamm auf Sämling
8–10
Busch
3–4
Zwetschke, Pflaume
Hochstamm, Halbstamm auf Sämling
6–8
Busch
3–4
Brombeere
aufrechte Sorten
1
rankende Sorten
3
Himbeere
0,5
Rote Ribisel, Stachelbeere
1,5–2
Schwarze Ribisel
2–2,5
Wildobst
→ die einzelnen Arten
Quelle: Verändert nach Roland Gaber (2002): Obst im Hausgarten
Der Verbrauch von Obst ist natürlich sehr individuell. Nachfolgend eine Auflistung der benötigten Pflanzen bei einem durchschnittlichen Verbrauch einer vierköpfigen Familie, die überschüssiges Obst verarbeitet und eine gute Lagermöglichkeit für Obst besitzt. Zu beachten ist, dass in guten Obstjahren immer ein gewisser Vorrat für das Folgejahr angelegt werden muss, da häufig, zumindest beim Baumobst, nach einem guten Obstjahr ein Jahr mit schwachen Erträgen zu erwarten ist. Zudem kann schlechtes Blühwetter, vor allem beim Steinobst, eine Ernte ausfallen lassen.
Alle Angaben zur Anzahl der Bäume beziehen sich auf große Bäume (→ Baumformen, Seite 25ff.) im Vollertragsstadium (ab dem 20. Standjahr). Apfel ist die Grundlage jeder Selbstversorgung mit Obst in unseren Breitengraden. Keine andere Obstart gedeiht in den meisten Böden und Klimata so unproblematisch und lässt sich derart gut unter natürlichen Bedingungen lagern, dass tatsächlich eine Versorgung mit frischen Früchten über das ganze Jahr möglich ist.
Aus den hunderten von verschiedenen Apfelsorten finden sich für alle Gärten geeignete Sorten.
Die Sommerapfelsorte ‚Mantet‘ reift bereits Anfang August, ist aber nur wenige Tage lagerfähig.
Apfelsorten werden nach der Reifezeit in drei Gruppen eingeteilt (→ ausführlich im Kapitel „Pomologie“, Seite 270):
1) Sommersorten reifen im Juli und August. Diese Sorten können direkt vom Baum weg gegessen werden, sie sind allerdings nur wenige Tage bis 1–2 Wochen lagerfähig.
2) Herbstsorten reifen im September und Oktober und können ebenfalls direkt vom Baum genossen werden. Manche dieser Sorten sind nur einige Wochen lagerfähig, andere können bis nach Weihnachten oder sogar bis März gelagert werden.
3) Wintersorten werden im Oktober gepflückt, sie sind zu diesem Zeitpunkt pflückreif. In diesem Zustand sind sie allerdings noch hart, säurebetont und ohne Aroma. Diese Früchte müssen in einem guten Lager eingelagert werden, wo sie nachreifen. Je nach Sorte erreichen sie nach einigen Wochen oder Monaten die Genussreife und können nun gegessen werden. Oft sind die Früchte dann noch über Monate lagerfähig, bei einzelnen Sorten bis in den Sommer hinein.
Zudem werden Apfelsorten nach ihrer Verwendungsmöglichkeit eingeteilt.
Tafeläpfel: für den Frischgenuss
Wirtschaftsobst: für die Verarbeitung zu Mus, Strudel, Kompott; diese Sorten haben oft spezielle Eigenschaften wie einen höheren Säuregehalt für Kuchen, dass sie im Kompott nicht zerfallen oder beim Trocknen hell bleiben.
Pressobst: für die Herstellung von Saft und Most; Bäume dieser Sorten tragen meist sehr reich und zuverlässig und haben eine gute Pressausbeute. Für vergorenen Most werden teilweise auch gerbstoffreiche Sorten verwendet, um den typischen Mostgeschmack zu erhalten.
Überschüssiges Obst kann mit kleinen Pressen selbst zu Saft verarbeitet werden. Viele professionelle Mostereien pressen zudem auch Kleinmengen gegen Entgelt.
Diese Einteilung ist oft übergreifend, so kann Tafel- und Wirtschaftsobst in den meisten Fällen genauso gepresst werden und viele Wirtschaftssorten sind gute Tafelobstsorten und umgekehrt. Interessant ist die Einteilung vor allem dann, wenn mehrere Bäume gepflanzt werden. Dann sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass Sorten sich für die Verarbeitung gut eignen.
Um eine vierköpfige Familie mit Äpfeln über das Jahr zu versorgen, benötigt man etwa (ausgehend von Hochstämmen)
• 1 Sommerapfelbaum: Ideal ist ein Zweisortenbaum mit einer Sorte, die Anfang August reift, und einer Sorte, die Mitte August reift; Überschuss kann zu Kompott verarbeitet werden.
Auf einem Apfelbaum können auch verschiedene Sorten wachsen. Hier die Sorten ‚Landsberger Renette‘ und ‚Schmidberger Renette‘.
• 1 Frühherbstapfelbaum: Reife im September
• 1 Spätherbstapfelbaum: Von diesem Baum kann die benötigte Menge für den Frischkonsum bis Weihnachten eingelagert werden, der Rest wird verpresst.
• 2 Lagersorten: Reifezeiten von Dezember bis Juli
• 1–3 Spätherbstsorten für die Verpressung zu Saft
Die Sommersorte kann auch durch eine weitere Presssorte ersetzt werden, da im August auch anderes Obst zur Verfügung steht.
Wie viele Früchte ein Apfelbaum im Jahr trägt, ist von vielen Faktoren abhängig. Nach 20 Jahren können durchaus 50–70 Kilogramm von einem Hochstamm erwartet werden, wobei die Bäume oft im darauf folgenden Jahr nicht oder nur wenig tragen. Bei der Verarbeitung zu Saft, Most oder Apfelmus muss in guten Jahren daher immer ein Vorrat für ein Jahr angelegt werden. Bei älteren Hochstammbäumen können in ertragreichen Jahren mehrere hundert Kilo bis in Einzelfällen sogar 1.000 Kilo pro Baum geerntet werden. Allerdings ist immer nur ein Teil der Früchte wurmfrei und in Pflückweite und beides ist Voraussetzung für Langzeitlagerung. Zumindest 50 % der Äpfel erfüllen in der Regel nicht diese Vorgaben und können verkocht, gedörrt oder gepresst werden. Wenn eine Mosterei in der Nähe ist, können Überschüsse auch verkauft werden. Aus einem Kilo Äpfel lassen sich ca. 0,5 l bis 0,6 l Saft pressen.
Bei Spindelbäumen wird von einem Maximal-ertrag von 20 Kilogramm ausgegangen. Diese Werte werden im Hausgarten aber bei Weitem nicht erreicht. Vielmehr wird der Ertrag bei 7–8 kg liegen, wobei auch hier sortenbedingt die Bäume oft nur alle zwei Jahre tragen.
Birnensorten werden nach dem gleichen Schema wie Apfelbäume nach der Reifezeit und auch nach der Verwendung eingeteilt. Allerdings brauchen Winterbirnen ein warmes Klima, um voll auszureifen. Zudem lassen sich Birnen unter natürlichen Bedingungen nur bis März lagern. Die Birnensorten, die im Sommer und Frühherbst reifen, sind praktisch nicht lagerbar, sie müssen sofort gegessen oder verarbeitet werden.
Als reiner Saft wird Birne meist als zu süß empfunden und daher mit säurebetonten Äpfeln gemischt.
Für eine Familie wird benötigt:
• 1 Sommerbirnbaum: Auch hier empfiehlt es sich, auf einen Baum 2 oder sogar 3 verschiedene Sommerbirnensorten zu veredeln, deren Reife zeitlich gestaffelt ist.
• 1 Herbstbirnbaum: Reife eher im Oktober, da diese Birnen schon ein wenig lagerfähig sind
• 1–2 Winterbirnbäume (nur in warmen Lagen oder als Spalier an der ungedämmten Hauswand, südseitig oder westseitig)
Bei Birnenhochstämmen wird mit einem durchschnittlichen Ertrag von 30–50 Kilogramm gerechnet, wobei auch bei Birnen sich oft gute mit schwachen Jahren abwechseln.
Im Selbstversorgergarten wird ein Kirschbaum oft reichen. Interessant ist es, hier eine frühe Sorte zu wählen, die bereits Ende Mai oder Anfang Juni reift. Zu dieser Zeit steht noch kaum anderes Obst zur Verfügung, während sich spätere Sorten mit Erdbeere, Himbeere und Ribisel überschneiden. Diese Sorten sind in der Regel wurmfrei, allerdings sind spätere Sorten süßer und meist aromatischer. Im Vollertrag tragen Kirschen zwischen 70 und 150 kg (wobei kaum alle Kirschen im Pflückkorb landen, weil sie nicht erreichbar sind oder Vögel schneller sind). Anders als bei Kernobst trägt Steinobst jedes Jahr. Allerdings fällt die Ernte in Jahren mit ungünstigem Blühwetter ganz oder zum Teil aus. Es sollte daher immer ein Vorrat an eingelegten Kirschen angelegt sein.
Ein Kirschbaum im Garten trägt meist ausreichend Früchte für eine Familie.
Zusätzlich ist ein Weichselbaum im Selbstversorgergarten fast ein „Muss“, da sich diese vielseitig und geschmackvoller als Kirschen vor allem zu Marmelade und Saft verarbeiten lassen. Die gewählte Weichselsorte sollte auf jeden Fall zu einer anderen Zeit als die Süßkirsche reifen. Weichsel kann auch als Befruchtungspartner für die Kirsche fungieren (→ Kapitel „Obstgehölze vermehren“, Seite 160)!
Das Reifefenster von Zwetschken, Pflaumen, Mirabellen und sonstigen Pflaumentypen reicht von August bis September und überschneidet sich mit den Sommersorten von Apfel und Birne. Da die Bäume recht robust sind und die Früchte auf vielfache Weise verarbeitet werden können, ist im Selbstversorgergarten trotzdem Platz für 3–4 Bäume. Viele Sorten reifen kontinuierlich über 2–3 Wochen und idealerweise klaubt man jeden Tag die frisch abgefallenen Früchte auf und verarbeitet sie. Dann haben sie das volle Aroma erreicht.
Empfehlenswert ist, eine frühe Sorte zu pflanzen, da das Zwetschkennaschen im Sommer besonders lustvoll ist. Sehr zu empfehlen sind Hauszwetschken, die als eine der letzten reifen und die als die aromatischsten Zwetschken gelten. Ein Ringlottenbaum sollte auch nicht fehlen, vor allem dort, wo Marille nicht mehr gedeiht, es aber auch noch nicht zu kalt ist. Mit der richtigen Süße erreicht Ringlottenmarmelade das Aroma von Marillenmarmelade. In kühleren Lagen wird die Ringlotte durch das Kriecherl ersetzt, in rauen Lagen ist der Spänling sehr zu empfehlen. Der Spänling ist eine der frosthärtesten Arten, hat längliche, gelbe Früchte, die auf beiden Seiten zugespitzt sind. Er kann sowohl frisch gegessen als auch zu Marmelade und Schnaps verarbeitet werden.
Freistehend wachsen Marillenbäume nur im Weinbauklima. Dort sollten sie aber einen festen Platz in jedem Garten haben. Ein bis maximal zwei Bäume reichen, da die Bäume reich tragen und nur ein kleines Erntefenster zur Verfügung steht. Bei zwei Bäumen sollte eine frühe Sorte und eine etwas spätere gewählt werden. Geschmacklich sind die alten Sorten wie ‚Ungarische Beste‘, ‚Ananasmarille‘ oder ‚Kremser Marille‘ den neueren Sorten nach wie vor überlegen. Vor allem bei der Verarbeitung tritt der Mangel von Aroma bei neuen Sorten schmerzlich zutage. Marillen blühen sehr früh und es kommt immer wieder zu Spätfrösten, die die Blüte zerstören. In Vollernte-Jahren sollte daher immer ein Vorrat an eingelegten Marillen und an Marmelade angelegt werden.
Auch Pfirsich ist nur für das Weinbaumklima im Freistand geeignet. Etwas unempfindlicher sind Weingartenpfirsiche. Diese werden über Kerne vermehrt und können selbst gezogen werden. In kühlen Lagen kann man die Kerne jährlich rund um den Mutterbaum in den Boden stecken. Manche werden austreiben und man erhält so eine Population von verschieden alten Bäumen. Wenn die ältesten nach einigen Jahren absterben, tragen bereits die nächsten Generationen.
Spänlinge sind sehr frosthart und besonders für raue Lagen geeignet. Sie schmecken aber auch in warmen Gebieten ausgezeichnet.
Obstart
Anzahl Bäume
Bemerkung
Apfel
6–9
davon 1 Sommerapfel und 2 Herbstapfel, Pressobst für 2 Jahre, Alternanz beachten
Birne
2–4
Sommerbirnen in warmen Lagen eher meiden; Winterbirnen nur in warmen Lagen oder als Spalier
Quitte
1–2
für Verarbeitung
Marille
1–2
je nach Standort!
Pfirsich
2–3
unterschiedliche Reifezeiten
Zwetschke, Pflaume, Ringlotte ...
3–4
vielseitig verwertbar
Süßkirsche
1
auf Befruchtung achten, Kirschen im Nachbargarten oder selbstfruchtbare Sorten
Weichsel
1–2
vielseitig verwertbar
Walnuss
1
nur, wenn genügend Platz vorhanden
Tafeltraube
1–3
Frischobst, Verarbeitung
Erdbeere
8 m2
Frischobst, Verarbeitung
Johannisbeere/Ribisel
5–6
Frischobst, Verarbeitung
Himbeere
10–15 lfm
Frischobst, Verarbeitung
Brombeere
2–3
Frischobst, Verarbeitung
Wildobst
so viel wie möglich
überall, wo Platz vorhanden ist, als Hecke, Windschutz ...
Quelle: verändert nach Roland Gaber (2000): Obst im Hausgarten
Nachfolgende Tabelle zeigt, was ungefähr bei Baumobst an Ertrag zu erwarten ist. Diese Werte gelten für ausgewachsene Bäume (ab ca. 20 Jahren) auf stark wachsenden Unterlagen, die gut mit Nährstoffen und Wasser versorgt und vital sind. Die tatsächlichen Erntemengen können je nach Sorte, Baumform und Erziehungsform in beide Richtungen stark abweichen. Der Ertrag ist der Durchschnitt von mehreren Jahren, also von guten und schlechten Tragjahren.
In der Tabelle ist auch berücksichtigt, dass in der Regel nicht alles gegessen bzw. verwertet werden kann. Als Frischobst kann meist auch nur ein Teil genutzt werden, da nicht alle Früchte in pflückbarer Höhe hängen. Bei den Verbrauchsdaten wurde angenommen, dass die Familie gerne und viel Obst, roh und in vielseitig verarbeiteter Form, genießt.
Die Tabelle weicht von den Angaben in der Tabelle auf Seite 34 (oben: Übersicht über durchschnittlich benötigte Pflanzenzahlen) teilweise etwas ab, da dort auch die möglichst lange Versorgung mit frischen Früchten beachtet wurde. Dadurch sind teilweise mehr Bäume notwendig, als theoretisch gebraucht werden. Aber ein Glas Marmelade ist auch immer wieder als Mitbringsel gefragt.
Die Angaben sind Richtwerte für ausgewachsene Bäume und große Baumformen.Quelle: eigene Zusammenstellung
Wird ein Selbstversorgergarten neu angelegt, wird zwar bald Beerenobst zu ernten sein, das Baumobst braucht aber Jahre, bis es in Ertrag kommt. Vor allem bei Hochstämmen kann es passieren, dass die Kinder schon wieder aus dem Haus sind, wenn die Selbstversorgung endlich klappen würde.
Um diese lange Wartezeit zu überbrücken, ist aus alter Literatur das System der Bleiber und der Weicher bekannt. Dabei werden Hochstämme im Abstand von 8–10 m gepflanzt, die sogenannten Bleiber. Sie sollen in der ferneren Zukunft den Ertrag liefern. Zwischen den Hochstämmen werden Weicher gepflanzt, das sind Bäume auf schwachwüchsigen Unterlagen, die rasch zu tragen beginnen, aber nicht so alt werden. Wenn die Hochstämme beginnen zu tragen, breiter werden und den Raum beginnen auszufüllen, werden die Weicher nach und nach gerodet.
Um die Kosten bei diesem System nicht ausufern zu lassen, empfiehlt es sich, das Veredeln zu erlernen. Dann können die Weicher um wenig Geld selbst produziert werden → siehe Kapitel „Streuobstbau“, Seite 234.
Nachfolgend Musterbepflanzungen für verschiedene Lagen. Die Sorten sind nur eine kleine Auswahl der verfügbaren Sorten. Details dazu bei den einzelnen → Artenporträts.
Viele verschiedene Arten und Sorten zu pflanzen, ist die Grundlage für eine Selbstversorgung mit Obst aus dem Garten.
Um sich mit dem eigenen Garten das ganze Jahr über mit Obst zu versorgen zu können, sind folgende Grundsätze wichtig:
• Möglichst viele verschiedene Baum- und Beerenobstarten pflanzen.
• Werden mehrere Pflanzen einer Obstart gesetzt, verschiedene Sorten mit unterschiedlicher Reifezeit pflanzen.
• Anfallendes Überschussobst für den Winter konservieren.
• Eine Lagermöglichkeit für lagerfähiges Obst schaffen.
• In guten Obstjahren Vorräte einkochen oder trocknen, da im darauf folgenden Jahr oft ein geringer Ertrag zu erwarten ist.
Werden diese Grundsätze befolgt, ist die Selbstversorgung mit Obst vergleichsweise einfach. Die Obstsaison beginnt in warmen Lagen Mitte Mai mit den ersten Früchten von Kamtschatka Heckenkirsche und Süßkirsche. Hier sind noch keine großen Erträge zu erwarten, aber nach der langen Zeit des Winters schmecken sie frisch vom Strauch oder Baum besonders fein. Im Juni und weiter im Juli, August und September setzt die Haupternte von Beerenobst und Steinobst ein, auch frühe Sorten von Apfel und Birnen sind pflückreif. In dieser Zeit reift im Selbstversorgergarten eine Vielzahl an Früchten, meist weit mehr, als frisch gegessen werden kann. Dieser Überschuss muss jetzt zu Marmelade, Kompott oder Mus verarbeitet, getrocknet oder tiefgefroren werden, damit auch im Winter Obst aus dem Garten verfügbar ist. Der Oktober ist die Haupterntezeit von Äpfeln und Birnen, die für den Winter eingelagert werden können. Bis Weihnachten stehen noch nachreifende Quitten und Mispeln zur Verfügung. In kühlen Lagen gehen die Birnen bereits im November wieder zur Neige, in warmen Regionen lassen sich entsprechende Sorten bis März lagern. Danach reduziert sich das Frischangebot auf Äpfel und Nüsse, diese sind dafür bis in den Sommer hinein lagerbar, wenn längst wieder frisches Obst auf die Ernte wartet.
Die Tabelle auf Seite 51 gibt einen Überblick über die Verfügbarkeit von frischen Früchten der wichtigsten Obstarten im Jahresverlauf. Die Zeitangaben beziehen sich auf warmes Klima (Weinbauklima und vergleichbar), in kühlen bis rauen Klimata verschieben sich die Reifezeiten nach hinten bzw. endet die Erntezeit im Herbst früher. Frostempfindliche Arten fallen in kühlen Lagen weg.
Quelle: eigene Zusammenstellung
Obstbäume kauft man am besten direkt in einer Baumschule (viele bieten auch einen Lieferservice an). Der Baumeinkauf ist Vertrauenssache, da man viele Eigenschaften – wie zum Beispiel, ob der Baum auch wirklich die gewählte Sorte tragen wird – nicht direkt beim Kauf überprüfen kann. Andere Eigenschaften kann man gleich beim Kauf überprüfen: etwa, ob im Topf angebotene Pflanzen gut verwurzelt, aber noch nicht überständig sind oder ob die Pflanze unverletzt ist (→ dazu ausführlich die Tabelle auf Seite 53).
Kaufen Sie wenn möglich Bäume aus der Region oder aus einem ähnlichen Klimagebiet. Das ist vor allem für raue Lagen wichtig, damit sie an die Kälte gewöhnt sind.
Obstbäume werden heute in drei verschiedenen Formen angeboten:
• wurzelnackt: