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Das Haus in den Mangrove-Sümpfen nahe der australischen Pazifikküste stand lange Zeit leer. Nun kam Mike Langard, um das geerbte Anwesen in Besitz zu nehmen.
Zu seinem Erstaunen musste Mike jedoch feststellen, dass dieses Haus voller Gäste war - darunter Kriminalinspektor Haig, Sergeant Swan, der Schwimmende Heile und - eine Leiche...
»Dieser australische Autor erreicht Spitzenqualität auf dem Bereich des Thrillers.«
- The Times, London.
Sidney H. Courtier (* 28. Januar 1904 in Kangaroo Flat, Victoria; † 1974 in Safety Beach, Victoria) gilt als einer der herausragendsten australischen Kriminal-Schriftsteller. Sein Roman Haus ohne Menschen erschien erstmals im Jahr 1966; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1967.
Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
SIDNEY H. COURTIER
Haus ohne Menschen
Roman
Signum-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
HAUS OHNE MENSCHEN
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebtes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Das Haus in den Mangrove-Sümpfen nahe der australischen Pazifikküste stand lange Zeit leer. Nun kam Mike Langard, um das geerbte Anwesen in Besitz zu nehmen.
Zu seinem Erstaunen musste Mike jedoch feststellen, dass dieses Haus voller Gäste war - darunter Kriminalinspektor Haig, Sergeant Swan, der Schwimmende Heile und - eine Leiche...
»Dieser australische Autor erreicht Spitzenqualität auf dem Bereich des Thrillers.«
- The Times, London.
Sidney H. Courtier (* 28. Januar 1904 in Kangaroo Flat, Victoria; † 1974 in Safety Beach, Victoria) gilt als einer der herausragendsten australischen Kriminal-Schriftsteller. Sein Roman Haus ohne Menschenerschien erstmals im Jahr 1966; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1967.
Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.
Fast dreiundzwanzig Jahre lagen zwischen Langards erstem und seinem zweiten Besuch in Bregal. Das erste Mal hatte er sich als kleiner Junge von nicht mehr als sieben Jahren dort aufgehalten, und zwar mit seiner Mutter, was ihm rückblickend als ein Glücksfall erschien. Wäre sein Vater dort gewesen, hätte dieser des Öfteren seinen Leibriemen in Aktion treten lassen. Großvater Langard mit den nahezu erblindeten blauen Augen war ohnehin in Langards Erinnerung verquickt mit den handfesten Züchtigungen seitens seiner normalerweise nicht sehr strengen Mutter und der Tracht Prügel, die sein Großvater ihm eigenhändig hatte angedeihen lassen.
Er hatte alle Schläge verdient, das war nicht zu leugnen. Er hatte sich allerhand geleistet, er hatte sogar seines Großvaters wertvolle Vögel freigelassen und eines von dessen Kanus stibitzt, mit dem er dann im Sumpf umgekippt war. Ein Wunder, dass er nicht ertrunken war, und - nach Ansicht mancher Leute - auch ein Jammer.
Vielleicht hätte ein Psychologe bei der Untersuchung jenes Besuches in Bregal den Grund für das antisoziale Benehmen des Knaben in den abfälligen Bemerkungen seines Großvaters über dessen Sohn, also Langards Vater, gefunden, der damals im Pazifik für König und Vaterland kämpfte, und auch in der hochmütig-ablehnenden Haltung des alten Mannes gegenüber dem Bestreben von Langards Mutter, für sein Wohlergehen zu sorgen.
Nun waren sie alle tot, Eltern und Großvater. Die Großmutter war schon Jahre vor seiner Geburt gestorben. Die Zeit hatte die Erinnerungen gemildert, doch dem Backsteinhaus mit den dazugehörigen Bauten hatte sie übel mitgespielt. Der Garten, wo der kleine Langard seine Missetaten verübt hatte, war eine Wildnis, und es schien, als sei die Zypressenhecke seit Großvater Langards Tod nicht mehr gestutzt worden.
Der traurige Zustand des Anwesens wurde Langard deutlich offenbar, als er sich kurz dort aufhielt, bevor er nach Gnarkona weiterfuhr, um von Mr. John Wynsor, dem Anwalt, die Schlüssel zu holen. Doch die Mangrovensümpfe stimmten mit seiner Erinnerung überein, der salzige Geruch, der über die Straße wehte, enthielt die wohlbekannte, seltsam stimulierende Schärfe. Sonderbarerweise war das Sumpfgebiet sogar in Großvater Langards Testament erwähnt:
...mein Haus Bregal samt Einrichtung und umgebendem Grundstück von 1 Hektar und den Bootsplatz am Rande der Sümpfe nebst angrenzenden Liegenschaften meinem Enkel Michael Owen Langard. Mein Sohn Henry Michael Langard soll das Erbe bis zur Volljährigkeit meines Enkels für ihn verwalten... Ich wünsche, dass mein Enkel gleich mir ehrenhalber die Verantwortung für die Erhaltung der Sümpfe und alles darin enthaltenen Wildtierbestandes übernimmt... die 100 Hektar Bregal-Weideland meiner Nichte Sarah Benton Langard, die mich in meiner Blindheit nicht vergessen hat, und ich möchte, dass auch sie sich für die Sümpfe und deren Naturleben interessiert... 100 Pfund für William Doig, der fünfzehn Jahre bei mir gearbeitet hat...
So hatte das selbstverfertigte und verleumderische Testament gelautet - verleumderisch deshalb, weil auch sein Sohn und dessen Familie den alten Mann in seiner Blindheit keineswegs vergessen hatten. Langard junior war überzeugt, dass sein Benehmen bei dem damaligen Besuch mehr noch als die Weigerung seines Vaters, sich dem alten Mann unterzuordnen, der Grund war, warum Cousine Sarah die 100 Hektar des schönen Weidelandes bekommen hatte. Langard missgönnte es ihr nicht. Wer die cholerischen Launen des alten Mannes ertragen hatte wie Cousine Sarah, dem stand jede Belohnung zu.
Doch Cousine Sarah hatte mehr erhalten als das Weideland. Henry Langard, der nichts mit Bregal zu tun haben wollte - er war nämlich genauso starrköpfig wie der Alte gewesen hatte ihr erlaubt, sich zu nehmen, was ihr gefiel, obwohl das Testament seinen Sohn Michael Langard zum Erben bestimmte. Als dieser nun das Haus von seinem Wagen aus betrachtete, fragte er sich, wieviel Cousine Sarah ihm wohl übriggelassen hatte. Nun, das würde sich herausstellen, sobald er sich die Schlüssel aus Wynsors Büro geholt hatte.
Da hörte er jemanden singen. Ein unsichtbarer Sänger, der auf einem der Wasserläufe in einem Boot dahinglitt, gab mit bemerkenswerter Tenorstimme ein Lied zum besten:
»Der Mond mit seinem Silberschein,
der leuchtet dir zum Stelldichein,
der leuchtet dir...«
Es war nicht die richtige Tageszeit, vom Mondschein zu singen. Vielleicht wusste Mr. Wynsor, wer der Sänger war.
Die Büroräume des Rechtsanwalts befanden sich im Obergeschoss eines einstöckigen, flachbrüstigen Gebäudes aus gelbem Zement, das auf der südlichen, höher gelegenen Seite von Gnarkonas Hauptstraße stand. Die Fenster gingen hinaus auf die blaue, seichte Bucht und den Pier; man überblickte von dort aus einen Teil der Sümpfe und die schmale Öffnung, die das Sumpfgebiet mit der Bucht verband. Das Erdgeschoss hatte Dr. Marcus Kayley inne, der - falls Langard sich richtig entsann - der Arzt seines Großvaters gewesen war.
Mr. Wynsor, klein, dick und sachlich, begrüßte Langard überschwänglich. Er sprang hinter seinem Schreibtisch auf, schüttelte ihm die Hand und erklärte, dies sei ein glücklicher Augenblick. Und es zeigte sich, dass - obwohl Langard sich nicht um Gnarkona gekümmert hatte - Gnarkona sich um ihn gekümmert hatte, denn Mr. Wynsor war sehr wohl über sein berufliches Fortkommen informiert und wusste auch, dass er im jugendlichen Alter von dreißig Jahren die Leitung einer Baufirma übernommen hatte.
»Ich hege keinen Zweifel«, sagte Mr. Wynsor, »dass Ihr Großvater sich Ihrer nicht geschämt hatte, Michael.«
»Die Frage ist«, entgegnete Langard, »ob ich mich meines Großvaters schäme.«
Mr. Wynsor schaute entsetzt drein, doch dann beschloss er, diese Bemerkung als einen Scherz zu werten und nicht als ein Zeichen dafür, dass Langard etwas von der in dieser Familie grassierenden Kauzigkeit abbekommen hatte.
»Ein bemerkenswerter Mann, George Owen Langard«, sagte er.
»Ein sehr eigenwilliger Mann. In mancher Hinsicht ein sehr strenger Mann.«
»Für letzteres hat er Beweise hinterlassen.«
»Nun ja«, räumte Mr. Wynsor ein. »Ich war immer der Ansicht, dass Ihr Vater - äh - benachteiligt wurde. Ja, wirklich. Aber es freut mich, dass das alte Haus wieder von einem Langard bewohnt werden soll.«
Das war ein so offenkundiger Versuch, das Thema zu wechseln, dass Langard sich nur mit Mühe das Lachen verbiss.
»Ob ich dort wohnen werde, weiß ich noch nicht«, sagte er. »Aber als Ferienhaus wäre Bregal nicht schlecht. Ich habe jahrelang die Steuern und Gebühren für das Anwesen entrichtet, und nun möchte ich gern etwas für mein Geld haben.«
»Ganz recht.« Der Anwalt musterte Langard verstohlen. »Michael, Sie haben Bregal bis jetzt so entschlossen vernachlässigt, dass ich nicht erwartet habe, Sie hier jemals wiederzusehen. Darf ich fragen, was Sie umgestimmt hat?«
Langard wurde verlegen. Er schaute aus dem Fenster hinaus auf die Mole und das blaue Wasser vor dem gelben und grünen Hintergrund, den der Strand und die mit Gestrüpp bewachsenen Sanddünen bildeten. Ein kleines Boot mit einem reglos am Heck sitzenden Fischer zog langsam an seinem Gesichtsfeld vorbei. Wenn der Fischer nicht etwas unternahm, würde das Boot unweigerlich in die Nähe des Ausflusses der Sümpfe treiben.
»Ehrlich gesagt, ich hatte Bregal vergessen«, gestand Langard. »Was mir den Ort ins Gedächtnis zurückrief, war die Sache mit dem Schwimmenden Heiligen.«
Er beobachtete Mr. Wynsor scharf, doch zu seiner Erleichterung zeigte dessen feistes Gesicht keine Spur von Belustigung.
»Ach ja«, sagte Mr. Wynsor. Auch er starrte den dahintreibenden Fischer an. »Eine ungewöhnliche Angelegenheit«, fuhr er mit einem Unterton von Besorgnis fort.
Es ist nicht so sehr das Ereignis an sich, dachte Langard, was die Sache so ungewöhnlich macht, sondern das Nachspiel. Eine kleine Strömung fließt in die Gnarkona-Bucht, eine Abzweigung des großen Stromes, der südlich an der australischen Pazifikküste vorbeizieht. Es ist nur eine schwache Strömung, die bei der geringsten Wetterverschlechterung unwirksam wird. Doch an ruhigen Tagen würde zum Beispiel eine Kiste, südlich des Eingangs zur Bucht von einem Boot geworfen, nach ungefähr einer Stunde in dem trägen, verfärbten Wasser vor der Einmündung der Sümpfe schaukeln.
Eine ziemliche Menge von Strandgut und über Bord geworfenen Gegenständen wird vermittels dieser Strömung in Gnarkona angespült, doch niemand hatte herausgefunden, zu welcher Kategorie der Schwimmende Heilige gehörte. Der Name war von einer der Zeitungen erfunden worden, denen Richard Bazell - der Fischer, der ihn gefunden hatte - das Vorhandensein des Heiligen unverzüglich gemeldet hatte. Eines Tages war dieser Bazell im Morgendunst zum Fischen hinausgefahren, und da, gleich vor der Mole, sah er zu seiner Verblüffung den Schwimmenden Heiligen sozusagen Wasser treten. Der Heilige musste seine langsame Reise nach Gnarkona in eben dieser wassertretenden Position zurückgelegt haben, denn nachdem Bazell, der seinen Fischzug prompt aufgegeben hatte, ihn an Land gebracht hatte, stellte sich heraus, dass er kunstvoll aus ungemein leichtem, schwimmfähigem Holz gefertigt war und in den Füßen so viel Bleiballast enthielt, dass er im Wasser aufrecht gehalten wurde.
Die Presse machte von dem Heiligen viel her, denn er präsentierte sich in mittelalterlicher Gestalt mit fließendem Gewand und langem Haar. Seine Farben jedoch waren leuchtend frisch, und er war nicht nur auf moderne Weise, sondern offensichtlich auch erst in allerjüngster Zeit hergestellt worden. Die Journalisten warfen sich daher mit Lust auf die Aufgabe, seine Herkunft auszukundschaften. Das Forschungsgebiet war weit. Große Fischereiflotten operierten in der Gegend von Gnarkona, und außerdem herrschte reger Frachtverkehr die Küste auf und ab. Doch mit Bedauern muss vermerkt werden, dass kein Schiff, kein Fischerboot etwas von dem Heiligen gewusst haben wollte.
Daraufhin entsann sich jemand, dass ein Stück weiter nördlich, in Jervis Bay, die australische Marine stationiert war, und stellte zwei Theorien auf: Der Heilige war entweder ein abstruses wissenschaftliches Experiment der Marine oder eine Manifestation der brillanten Art der Marine, Jux zu machen.
Ein Sprecher der Marine machte beide Thesen entrüstet zunichte.
Da waren die Theoretiker mit ihrer Weisheit am Ende, bis ein heller Kopf die Ansicht äußerte, der Heilige stamme von einem Schiff, das seine Anwesenheit vor der australischen Küste geheimzuhalten wünsche. Der Urheber dieser Idee ließ durchblicken, er besitze Informationen, dass der Heilige von einem russischen U-Boot stamme, doch habe man nicht gesagt, ob er ausgesetzt worden oder zufällig über Bord gefallen sei. Auch diese interessante These blieb unbestätigt, weil die Russen nichts dazu zu sagen hatten.
Schließlich wurde auch angenommen, dass der Heilige, in Übereinstimmung mit seinem Aussehen, vom Himmel gefallen sei. Doch dagegen stand die Bereitschaft sämtlicher zivilen und militärischen Flugkapitäne, die an jenem Tag die Gegend von Gnarkona überflogen hatten, auf Ehre und Gewissen zu schwören, sie wüssten nichts von dem Heiligen.
Ein paar Wochen lang machte der Heilige Schlagzeilen, und Gnarkona, der schläfrige kleine Ort, genoß großartige Publicity. So viele Leute kamen den Heiligen anstarren, dass die Einwohner sich bereits freudig der Hoffnung hingaben, ihre Gemeinde sei auf dem Wege, ein berühmter und wohlhabender Seebadeort zu werden. Dann ließ die Presse den Heiligen, und die Besucher ließen Gnarkona fallen. Langard war, wie es schien, der einzige Außenseiter, den der Heilige nachhaltig beeinflusst hatte.
»Wo ist der Heilige jetzt?«, fragte er Mr. Wynsor.
»Noch immer bei Dick Bazell«, antwortete der Anwalt. Und dann wechselte er abermals das Thema. Er sagte: »Übrigens, Dick war ein guter Freund Ihres Großvaters.«
»Tatsächlich?«
Mr. Wynsor nickte.
»Sie haben oft miteinander gefischt. Auch gejagt, draußen in den Sümpfen. Und Doktor Kayley...« - der Anwalt deutete mit dem Daumen abwärts - »...war mit Ihrem Großvater ebenfalls befreundet. Sie haben oft gemeinsam gefischt und gejagt. Wir hier in Gnarkona sind überhaupt ins Fischen vernarrt. Ihre Verwandten, die Esks, tun sich darin besonders hervor. Sie werden natürlich mit Ihrer Cousine, Mrs. Esk, Zusammentreffen.«
Langard versicherte, er werde die erstbeste Gelegenheit dazu ergreifen.
»Ich nehme an, Sie sehen sie noch heute Abend«, sagte Mr. Wynsor, und bevor Langard sich zu diesem Eingriff in seine Zeiteinteilung äußern konnte, sprach Wynsor weiter und teilte ihm ziemlich unnötigerweise mit, Cousine Sarah habe nach Großvater Langards Tod Reuben Esk geheiratet und wohne seither in Troon, eine knappe halbe Meile von Bregal entfernt. Er werde auch Cousine Sarahs Stiefkinder kennenlernen, Arnie und Madge, denn er wisse doch, dass Cousine Sarah Reubens zweite Frau sei.
Langard war das alles bekannt, und es gelang ihm, Mr. Wynsors offensichtlicher Absicht, das Esk'sche Anwesen zu beschreiben, zuvorzukommen, indem er sagte, er habe Troon auf der Fahrt nach Bregal gesehen. Besonders seien ihm dort der prächtige Baumbestand, die Weißdornhecken und die wunderbaren blauen Blüten der heimischen Minze aufgefallen.
»Ein bewundernswertes Anwesen«, sagte Langard. »Und zweifellos äußerst lukrativ infolge seiner Vereinigung mit den hundert Hektar Bregal-Land.«
Abermals wechselte Mr. Wynsor hastig das Thema.
»Ich glaube, Sie werden Bregal recht wohnlich finden«, meinte er, »Vorläufig jedenfalls. Ich habe es säubern und den Strom anschließen lassen, und Brennholz und Wasser ist auch vorhanden. Soviel ich weiß, funktioniert die Heißwasserleitung noch. Und ich werde auch für einen Telefonanschluss sorgen, falls Sie es wünschen.«
»Das hat reichlich Zeit«, sagte Langard. »Ich will im Augenblick weiter nichts als Pläne machen. Und wenn ich die Schlüssel haben könnte, bitte...«
Als er schon im Wagen saß und den Motor anließ, fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Mr. Wynsor nach dem Sänger in den Sümpfen zu fragen..
Er fuhr den Weg zurück, den er gekommen war, zwischen Eukalyptusbäumen und Kasuarinen auf der einen Seite und Mangroven, die den Sumpf verdeckten, auf der anderen, und er zerbrach sich den Kopf über Mr. Wynsors letzte Bemerkung.
»Michael, es hat mich sehr gefreut, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen. Aber ich sehe Sie ja später noch. Dann sage ich jetzt nur - au revoir.«
Es klang so, als habe er einen besonderen Anlass im Sinn gehabt. Aber die Sache war unwichtig, und Langard steuerte den Wagen in Bregals verwilderten Garten, fuhr zum Hinterhof, bog an der Küchenecke links ein und hielt in dem Winkel zwischen Küche und Vestibül.
Er hatte den Hinterhof in Erinnerung als eine große, saubere Asphaltfläche, rechts davon das Waschhaus - über einem Keller errichtet -, am unteren Ende Ställe, Heuboden und Wagenschuppen. Doch nun war der Asphalt rissig; hartes Gras und Teufelszwirn wuchs in den Ritzen, und die wuchernden Zypressen streckten die dicken, düsteren Arme aus, als wollten sie die Gebäude in Dunkelheit einschließen.
Er stieg aus und ging dorthin, wo das Vogelhaus die Linie des Vestibüls fortsetzte. Dabei entsann er sich der Tracht Prügel, die er bekommen hatte, nachdem er hundert oder noch mehr verschiedenartige, seltene Vögel freigelassen hatte. Großvater Langard war nicht erfreut gewesen, und Langard verübelte es ihm jetzt nicht. Hinter dem Vogelhaus standen noch immer die Obstbäume, der große Maulbeerbaum, die Pflaumen- und die Pfirsichbäume und der Orangenstrauch, aber sie waren alle abgestorben. Nur die Zypressen gediehen.
Er kehrte zum Vestibül zurück und stellte fest, dass er die Tür nicht öffnen konnte, weil im Schloss von innen bereits ein Schlüssel steckte. Er marschierte also nach vorn herum, doch statt sich zur Eingangstür zu begeben, schritt er durchs Tor und über die Straße. Dann wand er sich zwischen den Mangroven durch, bis er die Überreste eines kleinen Landungsstegs erreichte.
Großvater Langards Boote und Kanus waren natürlich längst dahin, aber das braune Wasser pulsierte langsam zwischen buschigen, binsenbewachsenen Ufern, und das genügte, um vor Michaels geistigem Auge den Irrgarten von Kanälen, struppigen Inseln und morastigen Stellen erstehen zu lassen, wo sich der Gnarkona Creek auflöste, bevor er das Meer erreichte.
Er hörte das Flappen der Wasservögel, und der Sumpfgeruch stieg ihm in die Nase. Der ferne Knall einer Jagdflinte bewog ihn zu dem Entschluss, ebenfalls Enten und Krickenten zu schießen. Diesmal sollte ihn nichts daran hindern, die geheimnisvolle Faszination der Sümpfe zu genießen. Dann sagte er sich, dass das Abschießen von Enten kaum das war, was sein Großvater gemeint hatte, als er testamentarisch verfügt hatte, er möge sich der Erhaltung der Sümpfe widmen.
Nur ungern kehrte er zur Haustür zurück. Er fand den richtigen Schlüssel, sperrte auf und trat ein. Er spürte den Lichtschalter auf, betätigte ihn und schaute sich in der hohen Vorhalle um. Er hätte eigentlich irgendetwas empfinden müssen bei dieser Heimkehr ins Stammhaus der Familie, doch er empfand lediglich Neugier.
Die satten Farben der Tapete waren verblasst, und der Teppich war verschossen, aber der Raum war sauber, wie Mr. Wynsor gesagt hatte; der schmiedeeiserne Garderobeständer und die Stühle waren blankgeputzt. Und überdies roch es hier überraschenderweise nicht ein bisschen muffig.
Abgesehen vom Hauseingang führten zwei Türen aus der Halle: die auf der linken Seite in Großvater Langards Schlafzimmer, die rechts in den Salon. Dessen Leere zeugte von Cousine Sarahs legalem Raubzug. Der Raum war vollgestopft gewesen mit Tischchen und Vitrinen und Ständern, alle mit Nippes, Kristall und Porzellan überladen. Nun waren nur noch vier Stühle, der Kaminsims, der Kaminaufsatz mit dem Spiegel und der Teppich verblieben.
Doch das Zimmer seines Großvaters war aus verständlichen Gründen unberührt. Der Raum war in Farbe und Einrichtung düster. Langard betrachtete das riesige Bett, die hässlichen Schränke, den Toilettentisch mit Marmorplatte, Krug und Waschschüssel in rosa-weiß, die Bilder mit biblischen Szenen an den Wänden. Er konnte sich vorstellen, dass Cousine Sarah kein Verlangen nach solchen Zeugen der Vergangenheit verspürt hatte.
Er ging durch den dunklen Gang zum Vestibül im hinteren Teil des Hauses. Trotz der langen Abwesenheit erinnerte er sich an die fünfzehn Zentimeter hohe Stufe, die es der Quere nach teilte. Gleich hinter der Stufe führte eine weitere Tür links in das kleine Schlafzimmer, das üblicherweise Gästen zugewiesen worden war. Hier waren Langard und seine Mutter vor dreiundzwanzig Jahren untergebracht gewesen, und Langard hatte den Raum gehasst, denn das einzige Fenster ging nur aufs Vestibül hinaus. Er hatte das Gefühl des Eingesperrtseins nicht vergessen, das auch die Anwesenheit seiner Mutter nicht zu vertreiben vermocht hatte. Dieser Raum würde verschwinden, wenn er das Haus umbauen ließ.
Im Vestibül gab es vier Türen: gleich rechts die Küche; gegenüber, neben dem Gästezimmerfenster, das Esszimmer; geradeaus, von seinem Standplatz aus gesehen, die Glastür zum Vogelhaus; rechter Hand, zwei Schritte neben der Küchentür, den Hintereingang.
Langard begab sich zu dieser Tür, sperrte sie auf und trat hinaus. Da stand sein Wagen. Er hob das Gepäck heraus, dann die Kartons mit Lebensmitteln und Getränken, ferner seinen Schlafsack und die zusammenklappbare Liege. Die Lebensmittel trug er in die Küche. Schlafsack und Liege kamen in den Salon. Von Bregals muffigen alten Betten wollte er nichts wissen.
In der Küche stiegen weitere Erinnerungen in ihm auf. Der Tisch links unter dem Fenster, das auf den Hinterhof hinausging; neben der Tür der Speiseschrank; der Tür gegenüber der Eingang zu einem winzigen Gelass, Mädchenkammer genannt, obwohl es bei Langards vormaligem Besuch kein Hausmädchen in Bregal gegeben hatte; tief in die rechte Wand, zwischen Küche und Salon eingelassen, der mit Holz zu heizende Herd, und darüber, in der breiten Esse, der Heißwasserbehälter, der die einzelnen Teile des Hauses mit heißem Wasser versorgte. Im Ofen war sogar Brennholz, fertig zum Anzünden aufgeschichtet. Nett von Mr. Wynsor!
Cousine Sarah hatte hier anscheinend nicht allzu viel requiriert, denn auf dem Regal rechts neben der Mädchenkammertür stapelte sich das Geschirr mit dem Weidenmuster so, wie Langard es in Erinnerung hatte. Rechts, zwischen Herd und Vestibül, war ein tiefer Einbauschrank. In diesem verstaute Langard seine Einkäufe, dann warf er einen Blick in die Mädchenkammer. Er entdeckte ein schmales Bett, mit einem Schutzüberzug bedeckt, zwei Schachteln, die mit Papieren angefüllt zu sein schienen, und einen eingebauten Schrank, der sich als leer erwies. Er enthielt nicht einmal Fächer.
In die Küche zurückgekehrt, zündete Langard das Feuer an und setzte einen Kessel Wasser auf. Dann ging er ins Esszimmer. Hier war es dunkel, denn an allen drei Fenstern waren die Rollos herabgelassen, die Fensterläden geschlossen und die Stores vorgezogen. Er ging herum und öffnete alles. Sein erster Gedanke war, dass Cousine Sarah auch hier nicht viel mitgenommen hatte, denn das Tageslicht flutete in einen großen, hohen Raum, vollgestellt mit einem massiven Esstisch, Beistelltischen, Büfetts, Stühlen, einem Klavier, einem Schreibsekretär mit Bücherschrank; da war auch ein Kamin mit Sims und Aufsatz, beladen mit goldbronzierter Uhr und Bronzehunden.
An den Wänden hingen Familienporträts, eine gemalte Genealogie der Langards. Der erste George Langard, ein weißbärtiger Herr in einem doppelreihig geknöpften Leibrock, der im Jahre 1852 auf den Goldfeldern eingetroffen war; seine Söhne, George Owen Langard, der Großvater, und Charles Benton Langard, Cousine Sarahs Vater; George Owens Sohn, also Langards Vater Henry Michael Langard; hochgewachsene, harte Männer mit geraden Nasen und offenen blauen Augen.
Ihre Frauen waren ebenfalls da, auch Langard selbst, im Alter von vier Jahren porträtiert. Als er den kleinen Jungen musterte und mit seinen Vorfahren verglich, fiel ihm ein, dass er angeblich seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war. Vielleicht war darin eine Art verhexter Wahrheit enthalten, und zum ersten Mal, trotz Zank und Streit der vergangenen Jahre und seiner Absage an die Vergangenheit, hatte er das Gefühl, heimgekehrt zu sein.
Ich werde morbid, dachte er.
Er schaute in das dritte Schlafzimmer, dessen Tür sich zwischen dem Schreibsekretär und dem Vestibül befand, und das mit dem Schlafzimmer des Hausherrn durch ein Bad verbunden war. Dann kehrte er in die Küche zurück.
Das Wasser im Kessel siedete. Er entdeckte im Schrank eine Teekanne, scheuerte sie aus und brühte Tee darin. In einer Schublade entdeckte er ein nach Mottenkugeln riechendes Tischtuch. Er deckte den Tisch und legte fein säuberlich Teller und Besteck auf, denn schließlich war dies seit dreiundzwanzig Jahren seine erste Mahlzeit in Bregal. Er stellte Butter und Brot bereit, schnitt ein Pfund Schweinswurst in dünne Scheiben, übergoss sie mit Tomatensauce, öffnete eine eiskalte Dose Bier, setzte sich - da klopfte es laut an der Haustür
Der Besucher war ein Mann, fast so groß wie Langard, ein grobknochiger Mann mit hässlichem, finsterem Gesicht, herrischen dunklen Augen, langer krummer Nase und gespaltenem Kinn. Sein Jackett war nicht zugeknöpft, der Hut saß ihm gemütlich auf dem Hinterkopf, die Hände steckten nonchalant in den Hosentaschen.
Ein sonderbar beunruhigender Mensch. Und Langard reagierte auch prompt feindselig.
»Wer sind Sie?«
»Ich heiße Haig«, sagte der Besucher mit rauer Stimme, die zu seinem Aussehen passte.
Er brachte eine Karte zum Vorschein, auf der Langard las: Inspektor William Haig, Polizeipräsidium Brisbane. Und darunter stand geschrieben: z. Zt. Polizeipräsidium Sydney, New South Wales.
Was, zum Teufel, habe ich denn getan, dachte Langard, während er in die dunklen Augen schaute, die den Blick voll Ironie erwiderten. Er zweifelte nicht an der Echtheit des Ausweises, denn er hatte Inspektor Haigs unschöne Züge des Öfteren auf Zeitungsfotos gesehen.
»Sie sind also Haig«, sagte er.
»Stimmt auf Anhieb«, äußerte Inspektor Haig. »Und Sie sind Michael Owen Langard?«
»Der bin ich«, bestätigte Langard mit jenem Nachdruck, den man zwecks Stärkung des Selbstbewusstseins anwendet.
»Darf ich eintreten?«, fragte Haig.
»Besteht dazu irgendein besonderer Anlass?«
»Ach, herrje«, sagte Haig.
Haig steckte die Karte ein und entfaltete ein Dokument, bei dessen Anblick Langard, ein gesetzesfürchtiger Mensch, Eiseskälte im Magen verspürte. Es war ein Hausdurchsuchungsbefehl, der Inspektor Haig ermächtigte, das unter der Bezeichnung Bregal bekannte Haus in der Gemeinde Gnarkona im Staate New South Wales zu betreten und zu durchsuchen.
»Das ist ja reizend«, brummte Langard. »Was bedeutet das?«
»Was es besagt.«
»Aber es sagt nicht, warum. Außerdem sehe ich, dass das Papier in Sydney am 9. November ausgestellt worden ist. Heute ist der 24. November. Warum die Verspätung, Inspektor?«
»Ich habe erfahren, dass Sie herkommen, und es erschien mir vorteilhafter, den Hausdurchsuchungsbefehl in Ihrer Gegenwart zu vollstrecken.«
»Wie rücksichtsvoll von Ihnen!«
»Ordnen Sie mich unter - äh - menschlich, human und mitfühlend ein«, empfahl Haig. »Und ich darf hinzufügen, dass dieser Hausdurchsuchungsbefehl meines Wissens in keinem Zusammenhang mit Ihrem moralischen oder Ihrem Rechtsstatus steht.«
Langard fühlte das Eis im Magen ein wenig schmelzen.
»Sehr nett, aber was soll der Hausdurchsuchungsbefehl?«
»Mr. Langard«, sagte Haig, »oder darf ich Sie Mike nennen? Ich bin über Sie sowieso genau im Bilde. Das mit dem Hausdurchsuchungsbefehl ist eine lange Geschichte, und ich möchte in aller Gemütlichkeit darüber sprechen.«
Langard starrte ihn an.
»Inspektor Haig - oder darf ich Sie Bill nennen? Ich habe genug gehört von...«
»Na also. Darf ich eintreten?«
»Sie haben ja den Hausdurchsuchungsbefehl«, sagte Langard und trat zur Seite.
Haig kam herein, Langard schloss die Tür, und die beiden marschierten durch den Gang ins Vestibül, wo sich Langard nach einem Blick in die Küche an den Imbiss erinnerte, den er sich bereitet hatte.
»Ich wollte gerade essen«, sagte er zu Haig. »Wenn die Durchsuchung nicht furchtbar eilt, könnten Sie mit zugreifen. Und während des Essens erzählen Sie mir alles über diese Invasion.«
»Ich ziehe das Wort Inspektion« vor«, entgegnete Haig. »Und gegen Ihre Einladung zum Essen habe ich nichts einzuwenden.«
Es stimmt also doch, dachte Langard, dass der Hausdurchsuchungsbefehl in keinem Zusammenhang mit mir persönlich steht.
Er legte noch ein Gedeck auf, und dann ließen sie es sich schmecken.
»Mike«, sagte Haig, »es ist Ihnen doch klar, dass ich über Sie und die Familie Langard Erkundigungen eingezogen habe, als dieser Hausdurchsuchungsbefehl fällig wurde. Daher kenne ich einiges über Ihren Werdegang und die Geschichte Ihrer Verwandten, der Esks, die in Troon leben, und über die Blindheit Ihres Großvaters und dessen Streit mit Ihrem Vater, und warum Sie sich von Bregal so lange ferngehalten haben. Eins führt zum anderen, Mike, und daher musste ich auch die Verbrechensannalen jener Tage durchforschen.«
Haig legte eine Pause ein, um sich seinem Bier zu widmen, während Langard voll Unbehagen über einen möglichen Zusammenhang zwischen den Langards und Verbrechen nachgrübelte.
Haig wischte sich die Lippen und nahm wieder auf.
»Interessante Jahre, 1942 und 1943, Mike. Kriegsjahre, aber sie enthielten die übliche Quote an Morden, Selbstmorden, Sittlichkeitsdelikten, Diebstählen und so weiter. Einige der Morde waren aufsehenerregend - und blieben ungeklärt. Etliche Diebstähle waren phantastisch, wie zum Beispiel massierte Einbrüche in Juweliergeschäfte. Man darf auch nicht das Verschwinden einer Ladung Gold auf dem Weg von Melbourne nach Sydney vergessen, die der Commonwealth Bank gehörte. Ich könnte noch andere Beispiele erfolgreicher Verbrechen aus den Jahren 42 und 43 anführen, aber diese kleine Aufzählung dürfte Ihnen wohl genügen.«
»Was ist der Grund für diese interessanten Nachforschungen?«, fragte Langard. »Verdächtigen Sie einen Langard der Mittäterschaft?«
»Hintergrund«, erklärte Haig. »Atmosphäre. Man möchte wissen, was die Leute empfanden, dachten, worüber sie sich Sorgen machten.«
»Die Langards waren mit dem Krieg beschäftigt«, versetzte Langard. »Zumindest die älteren.«
»Nach allem, was ich von den Langards weiß, könnte das stimmen«, räumte Haig ein. »Doch da ist die Frage des Heute. Was hat Ihre Einstellung zu Bregal geändert, und just als mein Hausdurchsuchungsbefehl ausgestellt wurde? Möchten Sie mir das erklären, Mike?«
»Ganz einfach«, sagte Langard und strich Butter auf eine Scheibe Brot. »Ich bin jetzt in der Lage, mir ein bisschen Entspannung zu erlauben, und ein bestimmtes Ereignis brachte mich auf den Gedanken, Bregal sei vielleicht der Ort, wo ich mich wirklich ausruhen könnte, obwohl es jetzt so aussieht, als hätte ich mich schwer getäuscht. Was mir das Haus in Erinnerung brachte, war das Ding, das der Schwimmende Heilige genannt wird. Kann sein, Sie haben über das Phänomen etwas gelesen.«
»Und ob.« Haig grinste fratzenhaft.
»Das brachte Gnarkona in die Zeitungen und erinnerte mich an Bregal«, fuhr Langard fort. »Und nun habe ich vor, den alten Kasten umzubauen und in ein Ferienhaus zu verwandeln. Das heißt, ich hatte es vor.«
»Eine ausgezeichnete Idee«, lobte Haig. Er nahm einen Schluck Bier, dann runzelte er die Stirn wie in angestrengtem Nachdenken. »Nun hat sich die Polizei bereits vor dem Auftauchen des Schwimmenden Heiligen für Bregal interessiert. Sie werden das wohl begreifen, wenn Sie über Bregal nachdenken. Erstens einmal stand das Haus jahrelang leer. Es ist abgelegen, fast eine halbe Meile von den nächsten Nachbarn, den Esks, entfernt. Eine große, dichte Zypressenhecke schützt es vor Einsicht. Es steht am Rande von Mangrovensümpfen, und wenn etwas einen Mangrovensumpf charakterisiert, dann ist es Heimlichkeit, Verschwiegenheit. Nun, Freund Mike, wenn man all dies bedenkt, was passiert dann wohl mit einem Haus wie Bregal?«
Langard fiel ein, dass Bregal nicht nur sauber war, wie Mr. Wynsor angekündigt hatte, sondern auch auffallenderweise den muffigen Geruch ungestörten Verfalls vermissen ließ. Er trank sein Bier aus, stellte die leere Dose auf den Teller und schob beides beiseite.
»Ein solches Haus könnte zu ruchlosem Treiben verwendet werden«, sagte er. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
»Gern. Milch und zwei Löffel Zucker, bitte.« Haig wartete, bis der Tee vor ihm stand. »Bregal ist tatsächlich zu ruchlosem Treiben verwendet worden.«
Langard schenkte sich Tee ein.
»Hatte auch Mr. Wynsor, der Rechtsanwalt, etwas damit zu tun?«, fragte er. »Kennen Sie Mr. Wynsor?«