Haushaltsseifen selber machen - Barbara Freyberger - E-Book

Haushaltsseifen selber machen E-Book

Barbara Freyberger

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Beschreibung

Nachhaltig & natürlich! So lebt man heute. Kein Wunder, dass Seifensieden immer beliebter wird: weniger Müll, keine künstlichen Inhaltsstoffe ... Auch im Haushalt wird vermehrt auf selbst gemachte Reinigungsmittel aus natürlichen Zutaten gesetzt. Dieses Buch widmet sich daher dem Sieden bewährter Haushaltseifen wie Gallseife und Schmierseife. Dazu gibt es Tipps zum Verwerten von Seifenresten und kreative Techniken für bunte Seifen.

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Barbara Freyberger

NATURSEIFENfür den Haushalt

Vergessene Rezepturen neu entdeckt

Fotografie: Sabine Reichlmayer

INHALT

VORWORT

DIE GRUNDLAGEN

ZUTATEN

ARBEITSSCHRITTE UND TECHNIKEN

SCHMIERSEIFE

KERNSEIFE

GALLSEIFE

VERGESSENE REZEPTUREN

SEIFEN RECYCELN

ZUTATENÜBERSICHT MIT BEZUGSQUELLEN

REGISTER

MEHR ERFAHREN

ÜBER DIE AUTORIN / ÜBER DIE FOTOGRAFIN

VORWORT

Wer hätte das gedacht? Nun sitze ich abermals hier und schreibe mein zweites Buch. Eine Fortsetzung von »Naturseife selber machen«. Mein erstes Buch ist in der dritten Auflage und auch in französischer Sprache verfügbar. Auch das habe ich nicht erwartet, umso größer ist meine Freude, dass »Naturseife selber machen« so viele Menschen interessiert.

Vor drei Jahren habe ich mich dazu entschlossen, meine Werkstatt aufzugeben. Keine leichte Entscheidung nach 18 Jahren Seifensieden. Meinen Händen wurde sehr viel abverlangt und sie wollten nicht mehr. Meine Manufaktur wurde einem Geschäftspartner übergeben, der Rogner Therme Bad Blumau. Dort werden nach wie vor nach meinen Rezepturen mit viel Liebe Seifen gesiedet.

Ich habe die Produktion abgegeben. Aber nicht meine Liebe zu Seife! Denn Naturkosmetik zu fertigen, war für mich nie nur Beruf, sondern Berufung. Die Unabhängigkeit vom Handel kein Hobby, sondern notwendig.

Die Zeit war reif für Veränderung, und die Nachfrage, wie man Seifen selber herstellt, wurde immer größer. So begann ich zu unterrichten. Meine Workshops und Seminare finden in real und online statt.

Meine Ausbildungen zur Diplom-Kräuterpädagogin, zum Heilkräutercoach und zur Grünen-Kosmetik-Pädagogin runden mein Wissen ab, und ich bin als Referentin und Seminarleiterin zum Thema »Die Kunst des Seifensiedens«, »Seife und ökologische Waschalternativen«, »Schmierseife & Kernseife & Gallseife«, »Naturkosmetik« und zu diversen Themen im Bereich »Wild- und Heilkräuter« tätig. Es bereitet mir sehr viel Freude, mit Menschen zu arbeiten. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als meine Begeisterung zum Thema »handgemachte Naturseife« und »ökologisches Waschen« zu teilen.

Mein Wissen weiterzugeben erfüllt mich, ich kann damit sehr viel bewegen.

Beim Seifensieden kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen und wird mit einzigartigen Seifenstücken belohnt. Abgesehen davon verwöhnt man nicht nur seine Haut mit einer natürlichen Reinigung und Pflege, sondern nimmt Rücksicht auf die Umwelt. Das ist ein wichtiger ökologischer Aspekt.

Was liegt daher näher, als auch im Haushalt auf natürliche Mittel zurückzugreifen?

Es erfordert etwas Zeit und Übung, Schmierseife und Kernseife selber herzustellen, letztendlich ist es aber keine Hexerei.

Dieses Buch widmet sich alten, vergessenen Seifenrezepturen im Haushalt. Schmierseife, Kernseife und Gallseife sollten in keinem Haushalt fehlen. Sie ersetzen chemische Reinigungsmittel und reduzieren Plastikmüll. Nebenbei sind sie kostengünstig, extrem ergiebig und rasch und zu 100 % biologisch abbaubar. Unser ökologischer Fußabdruck wird reduziert.

Leider ist das Wissen rund um diese speziellen Haushaltsseifen in Vergessenheit geraten. Mit diesem Buch möchte ich es wiederbeleben. Es richtet sich an schon erfahrene Seifensieder, die neben einer natürlichen Körperpflege auch eine naturbelassene Reinigung zu Hause anstreben.

Dieses Buch soll Ihnen Anregungen und Möglichkeiten einer sanften Reinigung, die ohne Umweltbelastung auskommt, geben. Zusätzlich gibt es auch ein umfassendes Kapitel zum Thema »Seifen-Recyceln«. Hier können Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und Ausprobieren!

Herzlichst

Barbara Freyberger

Die Grundlagen

BEVOR ES LOSGEHT

Dieses Kapitel bietet Ihnen einen Überblick über die Verseifungsmethoden, über die Geschichte des Seifensiedens und die chemischen Prozesse, die hierbei wirken.

Selbst gesiedete Reinigungsseifen schonen die Umwelt

Die Rohstoffe bei der Herstellung von Seife können pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sein. Sie bilden die Basis, den sogenannten »Fettansatz« eines Rezeptes. Die Eigenschaften der Rohstoffe sind völlig unterschiedlich und beeinflussen die Seife in ihrer Härte, Stabilität und Schaumbildung. Das Geheimnis einer guten Seife ist es, das richtige Verhältnis der Rohstoffkomposition zu finden.

Wegen dieser individuellen Eigenschaften der Öle und Fette benötigen sie eine unterschiedliche Menge an Ätznatron, das in Wasser gelöst die notwendige Lauge ergibt, um sie in Seife umzuwandeln.

Es ist nicht so kompliziert, wie es sich anhört, denn es gibt sogenannte »Verseifungszahlen«, um die nötigen Mengen zu bestimmen (siehe Seite 45). Im Internet gibt es »Seifenrechner«, wo die genaue Menge der gewünschten Basisöle und -fette eingegeben werden kann, um die notwendige Menge Ätznatron für die Lauge zu ermitteln.

Die exakte Menge von Ätznatron ist sehr wichtig und sollte auf 1 g genau stimmen. Verrechnet man sich und nimmt zu wenig, erhält man eine zu schwache Lauge. Die Folge ist, dass nicht alle Öle korrekt verseifen und zu viele nicht umgewandelte Öle und Fette in der Seife verbleiben. Sie wird daher »schmierig«. Verwendet man zu viel Ätznatron, wird die Seife stark alkalisch oder basisch sein, die Haut kann im schlimmsten Falle »verätzt« werden. Daher ist das genaue Ausrechnen wichtig, am besten zweimal nachrechnen!

Mithilfe eines Stabmixers werden Lauge und Fettansatz verbunden

DIE GRUNDLAGEN DER KALTVERSEIFUNG

Heutzutage ist die gängigste Art, Naturseifen herzustellen, das Kaltverfahren. Es wird so genannt, weil der Prozess der Verseifung bei relativ niedriger Temperatur stattfindet. Es wird bei etwa 36–54 °C verseift. Daher ist der Begriff »Seifensieden« beim angewandten Kaltverfahren eigentlich nicht korrekt.

Die Seifenmasse wird nicht so wie früher stundenlang gekocht. Als Hilfswerkzeug wird ein Stabmixer eingesetzt, um den chemischen Prozess zu beschleunigen.

Öle und Fette bestehen aus organischen Fettsäuren und Glycerin: Drei Fettsäuremoleküle sind mit einem Glycerinmolekül verbunden. Beim chemischen Prozess der Verseifung verbinden sich die drei Fettsäuremoleküle mit je einem Laugenmolekül und bilden aus Säure und Base ein Seifenmolekül. Das Glycerin bleibt bei diesem Vorgang über, und somit hat eine handgesiedete Seife besonders pflegende Eigenschaften.

Das Grundprinzip der Kaltverseifung ist, dass pflanzliche oder tierische Fette und Öle unserer Wahl bei einer Temperatur von 36–54 °C mit der Natronlauge (Ätznatron gelöst in Wasser) vermischt und zu einer chemischen Reaktion gebracht werden. Abgesehen vom kurzen Erwärmen der Öle und Fette (um diese zu schmelzen) wird keinerlei Wärme zugeführt. Die zuerst noch heißen, transparent scheinenden Öle und Fette werden durch die Beigabe der Natronlauge unter ständigem Rühren trübe und verändern ihre Konsistenz. Diese ähnelt einer sämigen Suppe oder einem Pudding und wir können beim Hochziehen des Rührwerks verbleibende »Spuren« (Spurbildung) auf der Oberfläche des Seifenleims erkennen. Ein Zeichen, dass unser Seifenleim fertig ist.

Rasch werden die vorab bereitgestellten Farb- und Duftstoffe eingerührt. Die Seifenmasse wird in Formen eingegossen, gut mit einer Plastikfolie abgedeckt und mit Handtüchern wärmeisoliert. Durch die chemische Reaktion der Öle und Fette mit der Natronlauge entsteht Wärme, und in diesem Prozess können Temperaturen von 50–70 °C erreicht werden. Man spricht von einer sogenannten »Gelphase«, die die Seife durchläuft. Je nach Auswahl der Ausgangstemperatur und der Zusätze können die Temperaturen höher oder niedriger ausfallen. Die frische Seife ruht je nach Rezeptur 2–5 Tage, bis sie fest ist und entformt werden kann. Das Aushärten der Seife hängt von der Wahl Ihrer Öle und Fette ab.

Diese »frische« Seife hat noch einen sehr hohen pH-Wert und ist stark basisch bzw. alkalisch. Der pH-Wert ist mit 11–12 noch viel zu hoch und wäre für die Haut schädlich. Für Seifen ist ein pH-Wert von 8–10 zulässig. Die menschliche Haut hat einen pH-Wert von ungefähr 5,5. Handgesiedete Seifen haben nach der Reife im Durchschnitt einen pH-Wert von 8–8,5. Der pH-Wert kann mit einem Indikatorpapier, das in der Apotheke erhältlich ist, gemessen werden. Ich persönlich bevorzuge einen milden pH-Wert von 8–8,5 in der Skala.

Handgesiedete Seifen haben im Durchschnitt einen pH-Wert von 8–8,5

Selbst gesiedete Harzseife, Gallseife und Schmierseife (von links)

Der endgültige »Reifungsprozess« der Seife dauert 4–6 Wochen und findet bei Zimmertemperatur statt. Die schwierigste Aufgabe nach dem Sieden ist, die Reifezeit abzuwarten, die notwendig ist, bevor wir endlich das neue Seifenstück ausprobieren können. Unsere Geduld wird auf die Probe gestellt!

Der Vorteil des Kaltverfahrens besteht darin, dass durch niedrige Temperatur die pflegenden Eigenschaften unserer Öle und Fette erhalten bleiben. Seifen, die im Kaltverfahren hergestellt werden, ergeben äußerst hochwertige und hautpflegende Seifen, daher ist diese Methode sehr beliebt. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Seifenleim beim Eingießen relativ dünnflüssig bleibt und sämtliche Ornamente in Silikonformen ohne Lufteinschlüsse hübsch zur Geltung kommen.

Zum Festwerden wird die Seifenmasse in Formen gegossen

DIE GRUNDLAGEN DER HEISSVERSEIFUNG

Eine weitere Möglichkeit, Seifen zu sieden, ist das Heißverfahren. In diesem Verfahren wird durch das zusätzliche Zuführen von Wärme die Verseifung beschleunigt. Es werden zuerst wie im Kaltverfahren die geschmolzenen Fette und Öle mit der Ätznatron- oder Kaliumlauge zur chemischen Reaktion gebracht.

Für die weitere Herstellung der Seife ist das »Topf-im-Topf-Verfahren« eine Möglichkeit. Bei dieser Methode wird der Seifenleim nach der »Spurbildung« in einen Topf mit heißem Wasser gestellt. Der Seifenleim wird ungefähr 20–30 Minuten gerührt, bis er stark eingedickt ist. In diesem Prozess entstehen Blasen und Schaum und es werden Temperaturen an die 100 °C erreicht. Vorsicht ist geboten, dass kein Wasser vom unteren Topf in den Seifenleim kommt und man sich beim Halten des Topfes nicht durch den Wasserdampf verbrennt.

Der Seifenleim ist sehr dick und beim Eingießen können Lufteinschlüsse entstehen. Daher ist es vorteilhaft, eine größere Blockform anstatt kleiner Einzelformen zu wählen. Kreatives Gestalten wie Schichten oder Marmorieren ist bei dieser Technik nicht möglich.

Eine alternative Methode ist es, den Topf mit Seifenleim direkt auf die Herdplatte zu stellen. Bei niedriger bis mittlerer Temperatur wird ständig gerührt. Man kann den Topf immer wieder von der Herdplatte nehmen, falls der Seifenleim aufschäumt oder zu heiß wird. Es ist darauf zu achten, dass der Seifenleim nicht zu stark überhitzt wird und anbrennt. Diese Variante wird bei der Herstellung von Schmierseife in diesem Buch angewendet.

Der Vorteil des Heißverfahrens ist, dass die Seife im Anschluss gleich (24–48 Stunden nach dem Eingießen) verwendet werden kann. Trotzdem lasse ich die Seife meistens 2–3 Wochen nachreifen.

VORTEILE VON SELBST GEMACHTEN SEIFEN UND REINIGUNGSMITTELN

Das Reinigen von Körper, Wäsche und Haushalt ist mittlerweile eine kostenaufwendige Angelegenheit geworden.

Bis in die 60er-Jahre war das klassische Seifenstück das Reinigungsmittel schlechthin. Körper und Haushalt wurden damit gereinigt. In Kombination mit Schmierseife waren dazu nur zwei Reinigungsmittel notwendig. Zwei Reinigungsmittel für ALLES! In den letzten 20 Jahren ist der Verkauf von festen Seifenstücken erheblich gesunken. Das feste Seifenstück wurde durch Flüssigseife ersetzt.

Heute wird dem Konsumenten suggeriert, dass er viele unterschiedliche Mittel benötigt – um sein Konsumverhalten zu steigern. Teure Wasserenthärter für Geräte, Weichspüler, Flüssigseifen, Schaumbäder, Bleichmittel, Waschmittel für schwarze Wäsche, für bunte Wäsche und eine Vielzahl von Putzmitteln füllt die Regale. Viel zu teuer und umweltbelastend, da nicht in den Kläranlagen filterbar, kommen sie meistens verpackt in Hartplastik in den Handel. Überteuerte Flüssigseifen werden in in nicht nachfüllbaren Gebinden angeboten, die umgehend nach Gebrauch in den Plastikmüll wandern, um durch neue ersetzt zu werden. Der Großteil der Reinigungsmittel enthält gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe. Diese können Allergien auslösen, sind umweltschädlich und für ein weitreichendes Artensterben in Gewässern verantwortlich.

In meinen Seminaren treffe ich immer häufiger auf Menschen, die nach Alternativen suchen und sich Gedanken über eine natürliche und ökologische Reinigung im Haushalt machen. Zum Glück gibt es immer mehr, die verantwortungsbewusst auf dem Planeten Erde leben möchten.

CHECKLISTE

Hier möchte ich gerne auf die Vorteile von selbst gemachter Seife und selbst gemachten Wasch- und Reinigungsmitteln aufmerksam machen:

»Kostengünstig und ergiebig

»Frei von chemischen Zusätzen

»Hautschonend

»Rasch und 100 % biologisch abbaubar

»Unabhängigkeit vom Handel

»Transparenz der Inhaltsstoffe

»An individuelle Bedürfnisse anpassbar

»Umweltschonend

»Reduktion von Plastikmüll

Natürliche Materialen für natürliche Sauberkeit

GESCHICHTLICHES

Die ersten Seifenrezepte wurden im Irak in sumerischer Schrift, eingeritzt in Tontafeln, und in Ägypten, auf Papyrus, gefunden. Vor rund 4000 Jahren wurde die Vorform unserer Seife aus einer Mischung alkalischer Pflanzenasche und Ölen hergestellt. Sie wurde zur Vorbehandlung von Wolle vor dem Färben und als Heilsalbe verwendet.

Kernseife ist jahrtausendealt und hat ihren Ursprung in Aleppo, einer Stadt, die einst für Hochkultur stand. Geschickte Handwerker fertigten die ersten Aleppo-Seifen aus Oliven- und Lorbeeröl. Durch die Kreuzritter fanden sie den Weg nach Europa.

Der Gebrauch von Seifefindet sich in den unterschiedlichsten Kulturen wieder, doch erst die Römer entdeckten die Waschkraft der Seife und setzten sie zur Körperreinigung ein. Im 12. Jahrhundert landete die Kernseife auch in Frankreich. Marseille wurde zu einem Zentrum für Seife, von dort aus wurde halb Europa beliefert. Unter Ludwig XIV. wurde »Savon du Marseille« eine Marke, und 20 000 Tonnen Seife verließen jährlich den Hafen.

Ludwig XIV. unterstützte die Kunst der Seifenherstellung und verhalf ihr zu einer neuen Blüte. Ende des 17. Jahrhunderts erließ er ein Reinheitsgebot, ein Gesetz, nach dem eine hochwertige Seife mindestens 72 % reines Öl enthalten musste. Diese Seifen wurden durch das »Marseiller Wappen« gekennzeichnet, eine Vereinheitlichung bei den Rezepturen von Kernseifen. Somit konnte »Savon du Marseille« auch in Toulon oder Arles hergestellt werden. Aufgrund dieser Vereinheitlichung gab es knapp 100 Jahre später 48 Marseiller Kernseifen-Fabriken mit einer Jahresproduktion von 76 000 Tonnen. Der Höhepunkt wurde 1938 erreicht: Es wurden nicht weniger als 120 000 Tonnen Kernseife hergestellt.

Auch die ersten »Toilettenseifen«, später dann umbenannt in »Feinseifen«, entstanden unter Ludwig XIV. Er veranlasste, die Seifen mit Duftstoffen zu verfeinern. An Europas Höfen als Luxusartikel gehandelt, waren diese Seifen für die Masse der Bevölkerung unerreichbar.

Ein weiterer Franzose, der Chemiker Nicolas Leblanc, entwickelte 1791 ein Verfahren zur Herstellung von Natriumsalz, einem Grundrohstoff für die Laugenherstellung. Seine Erfindung war maßgeblich für den Beginn der Massenproduktion. Durch dieses neuen Verfahren wurde Seife ab dem 19. Jahrhundert günstig und für die Allgemeinheit verfügbar. Die ursprüngliche Kernseife war grün und wurde »Grüne Seife« genannt. Heute geht man davon aus, dass es mit den Rohstoffen zu tun hatte. Die Farbe des Olivenöls oder das Grün des Hanföls könnten für die Benennung »Grüne Seife« gesorgt haben. Die Herstellung erfolgte in langer Tradition. Anders als bei unseren heutigen Naturseifen wurde dem Seifenleim Salz beigemengt. Diesen Vorgang nannte man »Aussalzen«, die Seife trennt sich dabei vom Wasser. Glycerin und andere unerwünschte Begleitstoffe werden abgespalten, zurück bleibt reine, fettfreie Kernseife ohne Farb- oder Duftstoffe, nur Seife pur. Sie ist ein wenig härter, länger haltbar und hat eine starke Reinigungswirkung.