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Dieses Buch nimmt Einsteiger und Fortgeschrittene mit auf eine abenteuerliche Reise durch die verschiedenen Aspekte der Fotografie von Hunden, Katzen, Pferden und Kleintieren. Dabei stehen die Planung und Durchführung eines Shootings, der Umgang mit Mensch und Tier sowie die Besonderheiten der Outdoor- und Studiofotografie im Fokus. Gleichermaßen geht die Autorin Nicole Schick auf die technischen Grundlagen sowie auf die Basics der Tierfotografie ein und gibt praxisnahe Tipps aus ihrem Profi-Alltag. Veranschaulicht werden die Inhalte nicht nur mit tollen und inspirierenden Bildern, sondern auch mit einer Reihe an Making-ofs, die hinter die Kulissen blicken lassen. Als hauptberufliche Tierfotografin und Inhaberin eines Bildarchivs vermittelt die Autorin außerdem Erfolgsfaktoren für den beruflichen Einstieg und Hintergrundwissen zum Verkauf von Bildern.
Ein besonderes Highlight im Buch sind Interviews und Beiträge von bekannten FotografInnnen aus den unterschiedlichen Sparten der Tierfotografie, die atemberaubende Aufnahmen zeigen und auf die jeweils speziellen Anforderungen eingehen.
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Seitenzahl: 391
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Foto: Natalie Große
Nicole Schick ist schon seit vielen Jahren hauptberufliche Fotografin mit dem Schwerpunkt Tierfotografie, der sie sich seit 2017 uneingeschränkt widmet. Sie fotografiert Hunde, Pferde, aber auch Katzen und Kleintiere sowohl in der freien Natur als auch im Studio. Über die Jahre hat sie dabei viel Erfahrung mit zwei- und vierbeinigen Models gemacht, die sie gerne mit den Lesern teilt. Sie lebt mit ihrer Familie und einer Menge Tieren im schönen NRW, ist mit der Kamera aber – vor allem für große Unternehmen – auch in ganz Deutschland unterwegs. Seit 2014 leitet sie außerdem ein großes Tierbildarchiv, das Fotos von über 140 Fotografen beinhaltet.
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www.dpunkt.plus
Nicole Schick
Ideen und Tipps für tolle Bildervon Hund, Katze, Pferd und Kleintieren
Nicole Schick
www.nicole-schick-tierfotografie.de
Lektorat: Steffen Körber
Copy-Editing: Petra Kienle, Fürstenfeldbruck
Satz: Veronika Schnabel
Herstellung: Stefanie Weidner
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de, unter Verwendung eines Fotos der Autorin
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
Print 978-3-86490-870-5
PDF 978-3-96910-593-1
ePub 978-3-96910-594-8
mobi 978-3-96910-595-5
1. Auflage 2022
Copyright © 2022 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg
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Danksagung
Vorwort
1Über die Tierfotografie
1.1Faszination Tierfotografie
1.2Finde deinen Weg – Inspiration und Bildstil
1.3Kopieren oder nicht kopieren, das ist hier die Frage
1.4Kritik: Segen und Fluch
1.5Setze immer hohe Ansprüche an die Qualität deiner Fotos
1.6Ethik und Moral in der Tierfotografie
1.7Bleib immer offen
1.8Mein Tier, das Model
2Die Basics
2.1Kameras und Objektive
2.2Vollformat: ja oder nein?
2.3Kameraeinstellungen
2.4Fokus & Schärfe
3Outdoorfotografie
3.1Allgemeine Hinweise
3.2Hunde
3.3Katzen
3.4Pferde
3.5Kleintiere
4Studiofotografie
4.1Tiere im Studio fotografieren
4.2Kameraeinstellungen in der Studiofotografie
4.3Die Studioausrüstung
4.4Studioshootings mit Hunden, Katzen, Kleintieren
4.5Lichtsetzung – kreativer Umgang mit Licht
4.6Studioshooting Pferd
5Mensch & Tier
5.1Umgang mit einer Person vor der Kamera
5.2Posen, Tipps & Tricks
5.3Wecke Emotionen
5.4Im Studio
6Bildbearbeitung
6.1RAW oder JPG?
6.2Entwicklung mit Camera Raw
6.3Leichte und natürliche Bearbeitung in Photoshop
7Business (Fotografie als Nebengewerbe oder als Selbstständigkeit)
7.1Fotografie als Beruf/Gewerbeanmeldung
7.2Preisfindung
7.3Nutze die Macht des Internets
7.4Kundengewinnung
7.5Rechtliches
Nachwort
Index
Genderhinweis
Im Interesse der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf geschlechtsbezogene Formulierungen und verwenden das generische Maskulinum (Beispiel: der Fotograf). Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer alle Geschlechter gemeint.
Mein besonderer Dank geht an meine Eltern, vor allem an meine Mama, die so oft als Oma bereitstand, damit ich zum Schreiben kam. Meinen Mann, der viele Abende ohne mich verbrachte. Meine Kollegin Anna Auerbach, der ich das Buch zu verdanken habe und die diese wunderbaren Making-of-Fotos für mich aufgenommen und sie mir zur Verfügung gestellt hat. Zuletzt natürlich auch ein Dankeschön an den dpunkt.verlag, der immer verständnisvoll und mit zwei helfenden Händen an meiner Seite stand und stets meine Wünsche berücksichtigte.
Mein Name ist Nicole Schick und ich wohne mit meiner Familie im schönen NRW. Neben meinem Mann und meinen zwei Söhnen besteht meine Familie – wie sollte es als Tierfotografin auch anders sein – auch aus einer Menge an vierbeinigen Mitgliedern: dazu zählen große und kleine Pferde und bunte Hunde.
2009 habe ich meine große Leidenschaft zum Beruf gemacht. Ich bin seitdem selbstständige Fotografin. Anfangs habe ich alle Bereiche angeboten und sowohl Outdoor als auch in meinem Studio vom Babybauch über Hochzeiten bis zum Hundefoto alles gemacht, was die Fotografie so abdecken kann. Vom ersten Tag an schlug mein Herz jedoch für die Tierfotografie besonders stark und ich habe dies im Laufe der Zeit immer stärker hervorgehoben. 2014 habe ich ein kleines Bildarchiv gegründet. Wenige Jahre später ist daraus eine große Datenbank geworden, die tierisches Bildmaterial von fast 140 Fotografen anbietet. Große und kleine Verlage für Bücher, Kalender und andere Medien, aber auch Firmen und Werbeagenturen erwerben hier für sie passende Fotos. Zudem konnte ich über die Jahre größere Geschäftskunden für meine Tierfotos begeistern. Seit 2017 habe ich mich komplett der Tierfotografie verschrieben und heute darf ich der Welt stolz mein erstes Buch präsentieren.
Ich bin nicht DIE Tierfotografin überhaupt, die schon unzählige Preise gewonnen hat und in der ganzen Welt bekannt ist. Meiner Meinung nach sprechen auch weder die Kreativität noch ein besonders herausragender Bildstil für mich und meine Arbeit. Auch in der Bildbearbeitung gibt es deutlich mehr Möglichkeiten. Warum also wage ich mich mit diesem Buch an eine »eierlegende Wollmilchsau«? Weil ich eigene Tiere habe und weiß, wie man mit ihnen arbeitet. Weil ich seit über 11 Jahren mit viel Hingabe und Freude Fotos von ganz unterschiedlichen Tieren mache und dabei viel erleben durfte. Und weil ich der Meinung bin, dass ich diese Erfahrung weitergeben kann und du als Leser davon profitieren kannst.
Das Buch richtet sich an Einsteiger genauso wie an Fortgeschrittene. Es kaut nicht das wieder, was schon Hunderte Male woanders aufgeschrieben wurde, sondern bietet echtes Praxiswissen und wertvolle Tipps. Es durchfährt nicht nur seichtes Gewässer, sondern hat Tiefgang. Es deckt sowohl den Outdoor- als auch Studiobereich ab und widmet sich Hunden genauso wie Katzen, Pferden und Kleintieren – mit all ihren eigenen Besonderheiten. Und nicht zuletzt beschäftigt es sich auch mit dem Menschen, der zum Tier gehört. Das Buch bietet dir einen kompletten Workflow von der Locationsuche über den Umgang mit den zwei- und vierbeinigen Models. Du findest darin Making-of-Aufnahmen, Kapitel zu den Themen Business und Vermarktung und natürlich auch eines zum Thema Bildbearbeitung. Mein besonderes Highlight: Ich möchte dir einige Fotografen vorstellen, die noch viel mehr können als ich, die dich inspirieren und Ideen für deine Reise zum Tierfotografen von morgen geben sollen.
Kurzum: Ich möchte dir auf deinem Weg helfen. Natürlich wirst du ihn gehen und die für dich passenden Schuhe finden müssen. Ich möchte dir dabei nichts vorschreiben, nicht missionieren, nicht sagen, dass alle anderen Wege falsch sind. Das wäre gelogen! Ich möchte dir nur eine solide Basis geben, von der aus du dich selbst finden kannst. Fotografieren ist nicht schwer, wenn man es mit Liebe macht und sich reinhängt. Also los, fangen wir gemeinsam an! Ich freue mich darauf.
Bevor wir richtig loslegen und tiefer in die Materie einsteigen, möchte ich an dieser Stelle ein paar Worte zur Tierfotografie im Allgemeinen loswerden und dir einige Sichtweisen aufzeigen, die dir hoffentlich helfen werden – und zwar unabhängig davon, ob du gerade erst mit der Tierfotografie beginnst oder schon weiter fortgeschritten bist.
Als ich mit der Fotografie begonnen habe, war alles noch ein wenig einfacher. Zu dieser Zeit besaßen nur wenige einfach so »zum Hobby« eine richtig gute Kamera, da der Einstieg ziemlich kostspielig war. Noch weniger konnten mit einer solchen Kamera richtig umgehen. Es war damals noch nicht so leicht, sich die Thematik anzueignen, wie es heute angesichts der vielen Bücher und Video-Tutorials möglich ist.
Sicherlich betrifft es viele Bereiche der Fotografie, aber kaum ein Genre hat sich meiner Meinung nach so gewandelt wie die Tierfotografie. Nicht nur ist die Anzahl an Tierfotografen geradezu explodiert – gerade das Niveau der Aufnahmen und die kreative Umsetzung besonders in der Hunde- und Pferdefotografie haben sich extrem gesteigert.
1/320 Sek. | f/4.5 | ISO 500 | 135 mm
Sybille und ihr wunderschöner Hengst, früh am Morgen in Andalusien
1/320 Sek. | f/3.2 | ISO 500 | 135 mm
Bowie und Patricia in einem liebevollen Moment
Aber warum sind wir eigentlich so fasziniert von der Tierfotografie? Warum verfallen so viele talentierte Fotografen dieser Liebe? Für mich ist klar: Es liegt an den Motiven! Die Tierfotografie ist anspruchsvoll, denn schließlich können wir unserem vierbeinigen Model nicht so gut erklären, was wir uns für unser Bild von ihm wünschen. Tierfotografie ist aber auch magisch, denn wir können einer geliebten Seele auf unserem Bild Leben einhauchen – nicht für den Moment, sondern für die Ewigkeit. Was mich persönlich am meisten motiviert, sind die strahlenden Augen meiner Kunden, wenn sie die Fotos ihres geliebten Vierbeiners erblicken. Aber auch wenn man seine eigenen Vierbeiner fotografiert, dann gehört es zu einer wahnsinnig aufregenden Beschäftigung, die Fotos zu sichten, zu bearbeiten und sein Umfeld damit zu verschönern: als Hintergrund für den PC, als Foto an der Wand und auf dem Handy. Jetzt, wo wir längst mittendrin im digitalen Zeitalter sind, kann man der ganzen Welt seinen besten Freund, sein Haustier, zeigen.
Die Qualität der Fotos spielt inzwischen eine große Rolle. Die Ansprüche sind weitaus größer geworden, als sie es noch vor ein paar Jahren waren, insbesondere weil Bildbearbeitung, aber auch Social Media diesen Bereich revolutioniert haben. Es gibt sogar Petfluencer, die es geschafft haben, mit fantastischen Bildern ihrer Tiere unglaublich viele Follower zu gewinnen. Jeden Tag macht eine Fülle an Kreativität den eigenen Vierbeiner für viele Menschen da draußen erlebbar, nur über Fotos und Videos, die ich mit ihnen teilen kann.
1/400 Sek. | f/3.5 | ISO 400 | 50 mm
Ein Blick sagt oft mehr als 1.000 Worte.
Gute Tierfotos haben Charme und Ausstrahlung, wecken viele Emotionen. Wer es schafft, einen niedlichen Welpen gut inszeniert im Bild festzuhalten, der knüpft unweigerlich eine direkte Verbindung zum Betrachter. Wem schmilzt nicht das Herz beim Anblick eines entzückenden Tierbabys? Besonders emotional können aber auch Fotos vom Besitzer mit einem geliebten Tier sein, wertvoll vor allem natürlich für diesen selbst. Eine solche Liebesbeziehung authentisch einzufangen, bereitet mir sehr viel Freude, erfordert aber auch einige Kniffe, die ich später noch im Detail beschreiben möchte. Auch heute noch hat sich an meiner Motivation nichts geändert. Das Motiv Tier ist meine große Liebe und ich vermute, dir geht es ähnlich, sonst hieltest du dieses Buch nicht in den Händen.
Bei so vielen guten Fotografen ist es mittlerweile wirklich schwer geworden, sich von der Masse abzuheben. Das war auch nie mein Anspruch. Wichtig war mir, eines Tages »angekommen« zu sein, einfach meine Bilder anzusehen und dabei zufrieden zu sein mit meiner eigenen Arbeit – nicht nur heute, sondern auch morgen noch. Dabei wollte ich meinen klaren und schlichten Stil nicht verlieren, den ich mir über die Jahre für meine Bilder ausgesucht und erarbeitet habe. Natürlich hatte ich Vorbilder, die mich inspiriert haben. Aber es sollte selbstverständlich nicht mein Anspruch sein, einfach nur zu kopieren.
Ich finde es wichtig, eine eigene Bildsprache zu finden und zu festigen – und das geht schneller, als du vielleicht gerade denkst. Wenn du immer nur versuchst, anderen Fotografen nachzueifern, wird es schwierig, deine Sicht auf die Dinge zu finden, die unter Umständen viel schöner ist. Du solltest ruhig auch mal einige Tage nicht links und rechts schauen, sondern nur auf die eigenen Bilder achten. Habe Selbstvertrauen und sei mutig! Du kannst nur besser werden. Wenn heute das Actionfoto von deinem Hund nicht klappt, morgen wird es das. Und wenn dein Pferdebild heute nur zwei Likes bekommt, dann liegt es nicht an dir.
Wir haben verlernt, uns an Dingen zu erfreuen, und sind viel zu selbstkritisch geworden. Gerade, wenn die Fotografie für dich »nur« ein Hobby ist, dann sollte es vor allen Dingen eines: Spaß bringen. Das Foto muss nicht gestochen scharf sein, um den Betrachter zu berühren! Du darfst ein Foto auch schön finden, wenn es andere nicht tun! Es ist dein Bild. Zu viel Ehrgeiz verdirbt dir nur die Freude an diesem wunderschönen Hobby.
Als kleines Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich Kalenderprojekte entworfen. Eins davon wurde mehrfach von der Jury abgelehnt. Da es das Herzstück meiner Arbeiten war, habe ich nicht klein beigegeben und für das Projekt gekämpft. Schlussendlich wurde es doch veröffentlicht. Ein Jahr später gewann genau dieser Kalender aufgrund der hohen Absätze vom Verlag ein goldenes Abzeichen. Lasse dich also nicht von jeder Kritik aus dem Gleichgewicht bringen.
Ein weiterer Punkt, wenn du dich auf anderen Kanälen, Webseiten, Zeitschriften und Büchern inspirieren lässt: Schärfe! »Boah, sind die Fotos scharf, viel schärfer als meine … So scharfe Bilder würde ich auch gern machen.« Gerade im Social-Media-Bereich können Bilder schärfer erscheinen, als sie es in Wahrheit sind. Meist sind sie für diese Darstellungen gezielt noch ein weiteres Mal geschärft. Das Gleiche gilt für ISO-Rauschen. Das sieht man oft auch nur bei vergrößerter Ansicht. Vielleicht stecken in deinem Bild nur zwei Minuten Bildbearbeitung, in dem einer anderen Fotografin aber zwei Stunden? Messe dich also nicht, ohne auch an diese Hintergründe zu denken. Und vor allem: Vergleiche nicht so viel! Klopfe dir selbst öfter auf die Schulter. Danach darfst du dir gern neue Ziele stecken. Wir neigen alle dazu, uns klein zu machen oder zu verstecken, das ist Blödsinn. Inspiration heißt für mich, dass man sich Anreize in Form von Workshops, Fachliteratur, Büchern oder auch Foto-Webseiten suchen sollte. Aber es geht nicht darum, einen Stil zu kopieren. Lasse dich inspirieren, motivieren, aber bitte verliere nicht den objektiven Blick für die Qualität deiner Fotos.
1/200 Sek. | f/3.2 | ISO 200 | 170 mm
1/320 Sek. | f/3.5 | ISO 200 | 112 mm
Lisa und ihre kleine Ava – Tierfotografie muss eigentlich nur eins: Spaß machen, und zwar Mensch und Tier gleichermaßen!
Nicht nur die Bildbearbeitung hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt, auch neue Motive haben sich etabliert: Neben dem klassischen Studioporträt gibt es das Leckerchenfang-Bild, bunte Holi-Farben, Bilder unter Wasser, urbane Hintergründe und vieles mehr. Viele Fotografen bieten ihr gesamtes Know-how als Online-Coaching an oder geben ihr Wissen in Workshops preis. Es war also nie so einfach, dem Lieblingsfotografen über die Schulter zu sehen und ihm nachzueifern.
Auch ich besuche Coachings und bilde mich weiter. Das ist sogar äußerst empfehlenswert. Aber du solltest dabei dein Ziel nie aus den Augen verlieren: Denn der Sinn besteht ja nicht darin, jemanden zu imitieren. Mir ging es oft so, dass ich nach einem Coaching zu sehr versucht habe, das neue Wissen und den Workflow eines anderen Fotografen in meine Bilder »zu pressen«. Das funktioniert einfach nicht. Ich musste schnell feststellen, dass mir dann meine Fotos nicht mehr gefallen. Man muss zugeben können, dass einem der ein oder andere Schuh einfach nicht passt. Also habe ich letztlich zwar sehr viel Wissen mitgenommen, aber nur einige Dinge in meinen Workflow übernommen. Der Drahtseilakt besteht für dich dann darin, aus dem neu erlangten Wissen nur das für dich herauszuziehen, was dir auch liegt, gefällt und zu deinem eigenen Bild passt. So entwickelt sich peu à peu dein individueller Bildstil. Du wirst dabei das Rad nicht neu erfinden, aber sich selbst zu erfinden, macht doch viel mehr Spaß.
1/250 Sek. | f/4.5 | ISO 320 | 200 mm
»Augenblicke« – ebenfalls ein inzwischen häufiges Motiv. Zu Recht, denn es ist toll! In diesem Fall war es Jettes Wunsch, für ein Regenbogen-Shooting mit ihrem geliebten Sam.
Zum Thema Kopieren habe ich tatsächlich noch ein anderes Beispiel: Vor einigen Jahren wollte ich eine neue Location testen und brachte von dort wunderschöne Bilder mit. Ich blieb dabei nicht nur auf den Wegen, sondern lief auch mal ein paar Meter in die Lichtungen, fotografierte einen Hund, als er seinen Kopf auf einen wunderschönen Holzsteg gelegt hatte. Total glücklich kehrte ich mit vielen verschiedenen Bildserien zurück und postete sie im Laufe der nächsten Tage auf meiner Facebook-Seite. Etwa zwei Wochen danach fand ich auf der Seite einer Kundin, die inzwischen selbst hobbymäßig fotografierte, Fotos an genau dieser Location. Eigentlich nicht schlimm, aber es waren meiner Ansicht nach echte Kopien. Der Holzsteg mit einem Hund in gleicher Pose, auch eine Waldlichtung hatte sie in der gleichen Perspektive fotografiert und alles in allem hatte alles den Anschein, als habe sie meine Fotos zu 100 % kopiert. Ich war wütend und überlegte sogar, sie darauf anzusprechen. Aber zum Glück habe ich das nicht gemacht. Ein paar Tage später stolperte ich erneut über den Post und sah das erste Mal auf das Datum dieser Bilder. Sie waren vor meinen entstanden. Ich weiß, das wird wahrscheinlich der Zufall des Jahrhunderts sein, aber nicht hinter jeder vermeintlichen Kopie steckt tatsächlich etwas Nachgemachtes. Jetzt hatte sich das Blatt gewendet, denn ich schämte mich so sehr, dass sie jetzt denken musste, ich hätte meine Bilder von ihr abgeschaut und sie würde mir natürlich niemals das Gegenteil glauben. Bis heute ist mir das sehr unangenehm. Mir zeigt dieses Beispiel immer, dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie scheinen.
Tatsächlich kann es auch vorkommen, dass sich deine Kunden Bilder in einem bestimmten Stil wünschen und dir eine Vorlage von einer anderen Fotografin zeigen. Man wäre ein schlechter Dienstleister, würde man das nicht umsetzen. Du kannst in diesen Fällen jedoch vermeiden, die Fotos online zu stellen, und machst diese ausschließlich für den Kunden. Oder – noch besser – du erwähnst es einfach ganz offen mit einem Hinweis »inspiriert durch Fotograf XY« und schreibst dazu, dass es sich um einen Kundenwunsch handelt. Ich probiere dennoch, meiner Linie stets treu zu bleiben und nicht zu kopieren, wenn es auch schwierig ist, denn im Grunde gab es jedes Motiv ja irgendwie irgendwo schon einmal.
Kritik ist wichtig und kann doch auch verletzen, wenn sie nicht konstruktiv formuliert ist. Ich kenne das aus beiden Perspektiven: als Fotografin, deren Fotos kommentiert werden, und als Inhaberin eines Bildarchivs, die andere Fotografen beurteilen und manche davon leider auch ablehnen muss.
Der richtige Umgang mit negativer Kritik ist immer wichtig, sonst verlierst du schnell den Spaß an dem, was du tust. Kritik muss weiterbringen, darf aber nicht verletzen. Wo auch immer du deine Fotos zeigst und egal, ob es ein Hobby ist oder du Geld damit verdienst: Versuche, jede Kritik nüchtern von außen zu betrachten, und filtere das Nützliche für dich heraus. Bleibe dabei immer sachlich und suche eine gewinnbringende Lösung. Bist du – wie ich – ein sehr impulsiver Mensch, schlafe eine Nacht darüber und lasse den Kommentar erst mal »sacken«, bevor du zu emotional wirst und die Antwort bereust. Das schafft Abstand. Wenn jemand dein Foto kritisiert, dann ist das nicht schlimm. Frage nach den Gründen und schau, ob derjenige mit seiner Kritik nicht sogar ein bisschen Recht hat. Heute schmeckt das vielleicht noch etwas bitter, morgen kannst du dich dadurch aber verbessern.
Natürlich ist der Umgang mit Kritik vor allem im gewerblichen Bereich wichtig. Wenn ein Kunde unzufrieden ist, lautet mein Motto: Finde eine Lösung. Dabei sollte man immer höflich bleiben, auch wenn es mitunter schwerfällt. Es gibt immer irgendwann einen ersten Fall: Dabei reicht schon ein kleines Missverständnis oder jemand hat einen schlechten Tag. Die Lösung sollte ein zufriedener Kunde sein. Ich biete in solchen Fällen meist Nachbesserung oder einen Preisnachlass an. Die Kritik sollte dabei natürlich berechtigt und nicht ganz aus der Luft gegriffen sein. Letztlich bist du Dienstleister und jeder zufriedene Kunde bringt wieder neue Kunden. Ein verärgerter Kunde kann dir und deinem Image aber sehr schaden. Auch mir ist es nicht immer gelungen, alle Kunden durchweg glücklich zu machen, aber sich darum zu bemühen, ist ein guter Anfang. Auch wenn die Fotografie viel Kunst enthält, sehe ich mich doch als Dienstleister für meine Kunden. Dabei spielt es für mich auch keine Rolle, ob ich für einen Großkunden einen Auftrag abwickele oder den Dackel meines Nachbarn kostenlos fotografiere.
1/160 Sek. | f/11 | ISO 160 | 75 mm
Der wunderschöne Fideo in Aktion
Der Punkt Kritik ist mir vor allem wichtig, weil ich im Laufe der letzten Jahre mitbekommen habe, wie Social Shaming auch in der Welt der Fotografie angekommen ist. Es herrscht mitunter ein starker Konkurrenzkampf auf diesem Gebiet. Ich finde es sehr schade, dass viele Fotografen deshalb den Spaß daran verloren haben, ihre Fotos offen zu zeigen. Manche haben sich sogar von der Fotografie zurückgezogen. Die Beweggründe für negative Kritik sind dabei nicht immer klar erkennbar. In dem Moment, wo ich meine Fotos offen zeige, muss ich damit rechnen und mache mich angreifbar.
Es gibt übrigens kaum ein Motiv, das nicht kritisiert werden könnte. Viele Menschen begeben sich dafür einfach zu gern auf Fehlersuche, und glaube mir: Auch in deinen Bildern steckt irgendetwas, das man kritisieren kann. Auch wenn es aus technischer Sicht nichts zu beanstanden gibt, könnte das Motiv anderweitig umstritten sein: Demnach dürfte ich Personen nie ohne Schutzkleidung am Pferd fotografieren. So müsste man schon Reitstiefel und einen Helm tragen, wenn man nur in die Nähe des Pferderückens kommt. Und ein Hund dürfte niemals in der Heidelandschaft sitzen (auch wenn du ihn auf dem Weg ablichtest). Selbstverständlich solltest du auch keine kupierten oder umstrittenen Hunderassen fotografieren. Aber je weiter man das denkt, desto schwieriger wird es, überhaupt noch Menschen mit der Arbeit glücklich zu machen.
1/250 Sek. | f/3.5 | ISO 500 | 116 mm
Sarah und Quinny
Ein bisschen muss man sich also davon frei machen, unantastbar sein zu wollen, und einiges einfach humorvoll hinnehmen. Auch hier gilt: Nimm mit, was dich weiterbringt, blende aus, was dich verletzt. Kritik sollte dich immer stärker machen. Außerdem kannst du dir in Erinnerung rufen, dass du mit vielen, vielen anderen im gleichen Boot sitzt – das tröstet doch.
In diesem Sinne: Man sollte sich nicht immer so ernst nehmen. Dieser hübsche Kerl hatte mich zum Fressen gern.
Es ist jedoch schade, wenn man gar keine Kritik zulässt, selbst dann nicht, wenn sie nett geschrieben und begründet ist. In meinem Bildarchiv bewerben sich jährlich viele tolle Fotografen. Ich würde am liebsten jedem einen Platz geben, denn egal, wie die Qualität der Bilder auch ist, es steckt immer viel Herzblut darin. Leider können wir nur begrenzt Plätze vergeben, daher muss ich manchmal auch Absagen formulieren. Mir fällt es nie leicht, aber ich hoffe, dass mein Gegenüber von einer offenen und nett kommunizierten Kritik etwas für sich mitnehmen kann. Es ist zum Glück nicht immer so, aber ich stoße dabei manchmal auf Unverständnis und ernte böse Worte. Dabei habe ich selbst vor mehr als zehn Jahren bei einer Agentur angeklopft und eine kurze Antwort erhalten, die mich sehr gepusht hat: »Alle Bilder zu dunkel, sonst gerne«. Damals hatte ich kein Tool zur Monitorkalibrierung und gar nicht bemerkt, dass alle Fotos ein bis zwei Blenden zu dunkel aufgenommen waren. Die Antwort hat mich also weitergebracht. Wenn wir als Bildarchiv-Team dem Bewerber eine Absage erteilen mit der Begründung, dass alle Fotos etwas zu dunkel, zu stark oder nicht sauber bearbeitet sind, dann sollte ihn das – wenn es in dem Moment vielleicht auch bitter ist – weiterbringen. Das jedenfalls ist das Ziel der Begründung.
Ein Fotograf und sein fotografisches Können – das ist wie eine jahrelange Beziehung, die erst wachsen und gedeihen muss. Weiterentwickeln kann man sich allerdings nur, wenn man immer den Anspruch hat, sich zu verbessern. Das gilt besonders dann, wenn du nicht nur für dich, sondern für andere Tierbesitzer oder Kunden fotografierst. Die Meinung Dritter kannst du nicht immer als Maßstab für deine Qualität ansetzen. Denn der Kunde wird in erster Linie ein Angebot prüfen und schauen, was ihm gefällt und was es kostet. Außerdem sind die meisten Kunden und Betrachter deiner Bilder wahrscheinlich »Laien« – d. h., sie fotografieren selbst nicht ambitioniert und kennen hauptsächlich Aufnahmen, die mit Kompaktkameras oder Handys aufgenommen werden, mit allen bekannten Schwächen wie Unschärfe, unvorteilhafter Bildausschnitt und falsche Belichtung. Zwar werden die Kameras heutzutage immer besser, aber ich denke, sie sind klar zu unterscheiden von den Bildern eines Profi-Fotografen. Die Betrachter werden also – egal wie gut die Fotos von einem Fotografen sind (oder eben nicht) – oft total begeistert sein. Technische Schwächen erkennen sie weniger, es sei denn, es ist ein ambitionierter Hobbyfotograf und vom Fach. Dein Anspruch sollte also sein, nicht stehenzubleiben, weil alle sagen, dass du gut bist! Du selbst solltest dich auch immer ein Stück weit konstruktiv hinterfragen, sowohl künstlerisch als auch technisch.
Zum Thema Qualitätsanspruch möchte ich zwei Beispiele geben:
1.
Vor einigen Monaten habe ich einen Workshop für eine gute Kundin gegeben. Sie hatte die typischen Probleme mit ihrer ersten Spiegelreflexkamera und dem Automatik-Modus. Als wir zusammen ihre ersten Bilder sichteten, sah ich sofort, was bei jedem einzelnen Bild schiefgegangen war, aber auch, dass sie ein sehr gutes Auge hatte und ihre Motive toll und sehr individuell gewählt waren. Sie waren nur technisch nicht gut umgesetzt. Im Workshop erklärte ich ihr das Zusammenspiel von ISO, Blende, Belichtungszeit und warum ihre Kamera mit der einen oder anderen Situation einfach Schwierigkeiten hatte. Seit diesem Workshop fotografiert sie komplett manuell und verbessert sich stetig. In diesem Workshop habe ich ihr versprochen, dass sich ihr eigener Qualitätsanspruch bald ändern wird. Bilder, die sie heute noch ganz toll findet, werden ihr vielleicht in ein oder zwei Jahren gar nicht mehr so unerreichbar erscheinen. Denn jetzt weiß sie, wie sie sich verbessern kann. Da meine Schülerin sehr fleißig war, dauerte es keine drei Monate und sie bestätigte mir genau diese Aussage. Ihr Blick für Schärfe, Farben und natürlich auch Bildkomposition hatte sich bereits komplett verändert.
1/250 Sek. | f/2.8 | ISO 400 | 175 mm
2.
Du wirst sicherlich, genau wie ich, einige Lieblingsfotografen haben und regelmäßig schauen, was sie so »treiben«. Du bestaunst die Fotos und bist vielleicht sogar ein bisschen neidisch auf die Ergebnisse. Bei allen Workshops, die ich besuche, geht es ganz ähnlich zu: »Kennst du den und den Fotografen? Der macht so tolle Bilder!« Es ist für dich natürlich eine Orientierung und kann auch Motivation sein. Du willst eines Tages auch so tolle Bilder präsentieren können – nur in deinem Stil natürlich. Berücksichtige dabei bitte, dass es nicht immer nur die reine Aufnahme ist, die den Wow-Effekt erzielt. Ein großer Teil ist auch Bildbearbeitung, gerade was den Stil des Fotografen ausmacht.
Irgendwann besuchst du auch wieder deinen Lieblingsfotografen im Internet und erkennst, dass du die Aufnahmen gar nicht mehr so spektakulär findest und nun weißt, wie du zu ähnlichen Ergebnissen gelangst. So habe ich gemerkt, dass ich mich verändert habe und mein eigener Qualitätsanspruch gewachsen ist.
1/500 Sek. | f/3.2 | ISO 200 | 200 mm
»Das Wichtigste ist, zu sehen, was für andere unsichtbar ist« – Robert Frank
»Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? Jein!« Dieses Zitat aus dem Song »Jein« der Band »Fettes Brot« passt hier recht gut, wenn es um die Ethik und Moral in der Tierfotografie geht. Wichtig ist nicht, dass du es allen immer recht machst. Dass das nicht geht, wissen wir bereits. Wichtig ist, dass du dich gut fühlst mit allen Entscheidungen, die du triffst. Das wird dich und deinen eigenen Vierbeiner vielleicht nicht betreffen, aber sobald du für Freunde fotografierst oder sogar anfängst, damit ein wenig Geld zu verdienen.
Am Anfang meiner Fotografie habe ich für mich einige Regeln aufgestellt, die meine ganz persönlichen moralischen Ansichten widerspiegeln. Deine Tierfotos haben potenziell eine große Plattform und Reichweite, wenn du sie »online« stellst. Genau damit bekommen sie viel Macht. Was du mit dieser Macht anfangen möchtest, ist dir überlassen. Viele Dinge habe ich immer aus dem Bauch heraus entschieden und als eigener Tierbesitzer oft sinniert: Würde ich das für meine Tiere wollen? Hatte ich ein schlechtes Gefühl, habe ich es gelassen. Wenn ich die Würfe eines Züchters fotografiere und sehe, dass die Tiere in einem schlechten gesundheitlichen Zustand sind, wird kein Shooting stattfinden.
Sehe ich, dass die Tiere nicht gut gehalten werden, wird ebenfalls kein Shooting stattfinden, auch wenn ich 200 km umsonst gefahren bin. Denn ich möchte keinem dubiosen Züchter helfen, offensichtlich kranke Tiere als gesund zu vermitteln.
Wenn ich bei einem Shooting sehe, dass der Tierhalter nicht gut mit seinem Tier umgeht, werde ich ihn darauf hinweisen und das Shooting unter Umständen abbrechen. Das kann sowohl körperliches Maßregeln sein, das Auslassen schlechter Laune am Tier jedweder Art oder z. B. das »Riegeln« eines Pferdes für schöne Reitfotos.
Auch das Einsetzen eines Stachelhalsbands ist für mich inakzeptabel! Menschen, die so mit ihren Tieren umgehen, bekommen von mir keine Bilder.
Bei Werbeshootings und Aufträgen großer Firmen gehe ich mit dem Tier nie über gewisse Grenzen hinaus. Leider ist das einmal notwendig geworden. Ich habe gegen mein Bauchgefühl gearbeitet und irgendwann den Auftrag abgebrochen und bin für diesen Konzern nicht mehr tätig. Ich nehme daher nur noch Aufträge an, bei denen ich sehr viel Freiheiten habe – nicht etwa für mich, sondern für die Tiere. Konkret bedeutet das, dass ich keine festen Posen oder ganz starre Skizzen akzeptiere, die mir als Vorlage dienen. Diese Art von Aufträgen mache ich nicht mehr. Ich würde meine Tiere für solch ein Shooting auch nicht hergeben!
Aber es gibt auch Dinge, bei denen die Grenzen schwammig verlaufen und man sich tatsächlich fragt, ob man immer richtig entscheidet. Das gilt etwa bei sogenannten Qualzuchten, die leider sehr weit verbreitet sind. Es ist unglaublich schwierig, hier zu differenzieren, denn eigentlich wird die Liste der Tiere, die ich nicht fotografieren sollte, dann sehr lang: Plattnasen wie z. B. Mops und Französische Bulldogge, haarlose Rassen wie die Canadian Sphynx (sofern ohne Tasthaare gezüchtet), Faltenhunde, kupierte Hunde, überzüchtete Rassen, die schwerwiegende gesundheitliche Probleme aufweisen – es ist schwierig. Wo fange ich an, wo beende ich diese Liste? Viele solcher Tiere wurden vom Erstbesitzer abgegeben und leben jetzt in Familien, die sie adoptiert haben, die sie hegen und pflegen und heiß und innig lieben. Darf ich sie dann ablichten oder besser nicht? Darf ich einen Schäferhund mit geradem Rücken ablichten, einen mit abfallendem Rücken aber nicht? Muss ich den Besitzer, der seinen kupierten Hund adoptiert hat, ablehnen oder nur den, der ihn hat kupieren lassen? Und zum Thema Kupieren: Was ist mit all den Rassen mit den kurzen oder kupierten Ruten? Wie kann ich wissen, ob es sich um eine angeborene kürzere Rute handelt (Natural Bobtail) oder nicht?
1/200 Sek. | f/2.8 | ISO 200 | 135 mm
Nala, das typische Beispiel. Eine sehr kranke Französische Bulldogge, die aus ganz schlechten Verhältnissen kommt, aber in ihrem Für-Immer-Zuhause, das sie adoptiert hat, über alles geliebt wird. Es war mir eine reine Freude, das Bild zu machen. Aber natürlich wurde das Foto aufgrund der kurzen Nase auch oft kritisiert. Die Menschen, die deine Fotos sehen, kennen diese Geschichte oft nicht!
Das Gleiche gilt für Reitbilder ohne Sicherheitskleidung – ein sehr umstrittenes Thema. Aber wir Fotografen sind meiner Meinung nach hier auch nur die ausführende Kraft. Fotografiere ich also ein zwölfjähriges Mädchen ohne Reitkappe auf einem galoppierenden Pferd und die Mutter steht daneben und gibt ihre Erlaubnis – abgesehen von meinem schlechten Bauchgefühl, was wäre jetzt mein Job? Sollte ich missionieren oder sogar die Fotos ablehnen? Wo fängt das Sicherheitsbewusstsein an, wo hört es auf? Wie sieht es mit den Westernreitern aus? Sie tragen sogar bei Turnieren oft nur einen Cowboyhut, keinen Helm. Muss ich das auch ablehnen?
Einige Jahre habe ich auf Turnieren fotografiert: Dressur, Springen, Western. Auch hier findet man vieles, was mit dem tierlieben Herz nur schwer vereinbar ist (Riegeln, Rollkur, hartes Einsetzen von Gebissen und Sporen, Maßregeln von Pferden, die ihre Aufgaben verweigern, u. v. m.) – das ist übrigens auch ein Grund, warum ich mich aus diesem Metier verabschiedet habe.
Viele Dinge sehe ich zwiegespalten, ich bin oft sehr unsicher, wie ich damit umgehen sollte. Dienstleister auf der einen Seite, Vorbildfunktion auf der anderen. Ja, ich fotografiere auch auf Wunsch Personen in ihrer Freiarbeit mit dem Pferd, ohne Sattel und Trense, mache auch Reitbilder ohne Sicherheitskleidung. Allerdings muss man sich die Frage stellen, ob man solche Fotos noch ins Internet stellen sollte? Aber auch hier gilt: Du musst dich wohlfühlen mit deinen Entscheidungen und die kann dir leider niemand abnehmen.
Vor einem Shooting überlege ich mir weder einen genauen Ablaufplan noch erstelle ich gedanklich eine detaillierte Motivliste. Wenn ich mit meinen eigenen Hunden losziehe, um ein paar Fotos zu schießen, mache ich das sehr spontan, gerade an einer neuen Location. Für Werbeaufnahmen sieht das natürlich etwas anders aus, weil dort meist ein Rahmen vorgegeben ist. Wie aber bereits erwähnt, lasse ich mir keine Posen bzw. Motive vorgeben, die man unbedingt – koste es, was es wolle – fotografieren muss.
Natürlich schadet es keineswegs, wenn du etwas strukturierter an die Sache herangehst und dir vorher Gedanken zu den Posen machst und konkrete Ideen umsetzen willst – etwa einen Hund, der über einen Baumstamm springt oder zwei Pferde, die sich im Mohnblumenfeld beschnuppern. Du solltest dabei aber immer offenbleiben und nicht enttäuscht sein, wenn dein Vierbeiner keine Lust hat, dieses Motiv für dich umzusetzen. Es ist okay, es ein paar Mal zu versuchen, aber es gehört zu den Stärken eines guten Tierfotografen, seine eigenen Wünsche nicht über die Geduld des Tieres zu stellen. Du solltest den Absprung schaffen und das bitte mit einem Lächeln. Vermutlich wird dein Vierbeiner dir gleich seine eigene Interpretation eines perfekten Fotos zeigen, also sei vorbereitet, einfach hiervon ein tolles Foto zu machen.
1/400 Sek. | f/2.8 | ISO 400 | 155 mm
Sabrinas Hunde sind super talentierte Models. Das hat den Vorteil, dass sie viele Motive einfach selbstständig vorgeben. Hier hatte ich eigentlich die Idee, der Hund könnte sich möglicherweise mit den Pfoten auf den Baumstamm stellen, aber Joy hatte da etwas ganz Eigenes, viel Besseres im Sinn.
Nicht alle Tiere sind bei Fotoshootings immer entspannt. Du wirst auch mal ängstliche Katzen, nicht stillstehende Pferde oder nervöse Hunde ablichten und dann sehr schnell an Grenzen stoßen. Im Endeffekt wirst du dich dann über jedes halbwegs anständige und scharfe Foto freuen, bei dem selbst der Hintergrund irgendwann egal ist. Dann ist das so. Sei nicht zu ehrgeizig, dann kannst du am Ende nicht enttäuscht werden. Gehst du gänzlich ohne Erwartungen an die Sache heran, wirst du fast immer positiv überrascht.
Das Covermotiv für das Buch – Pony Zwockel ganz verliebt – die Katze hingegen ist noch nicht so ganz sicher, was sie davon halten soll. Ein echtes, natürliches Bild. Die Tiere wurden zwar beide zum Reitplatz gebracht, aber die Begegnung haben sie selbst herbeigeführt.
Vor ein paar Jahren bekam ich von einem großen Kunden den Auftrag, Hund, Katze und Pferd zusammen zu fotografieren. Als ich nach Beispielen im Internet suchte, stellte ich fest, dass es verdammt wenig solcher Bilder gab. Als ich mir dann überlegte, wie ich das anstellen könnte, wurde klar: Wie sieht eine kleine Katze neben einem großen Pferd wohl aus? Verloren. Und auf dem Rücken? Das wäre viel zu gefährlich und ein Motiv, das man heute so nicht mehr als Werbung ins Internet stellen kann, ohne sich angreifbar zu machen. Also ein Pony! Wie praktisch, dass ich eins habe. Unser Zwockelchen kennt zwar Hunde, aber wie reagiert es wohl auf Katzen? Und die Katze und der Hund: Was sagen die wohl zu diesem Trio? Ich suchte also erst mal einen Hund und eine Katze, die in einem Haushalt leben, aber der Hund war nicht begeistert davon, so nah am Pferd zu sitzen. Die Katzenbabys dagegen waren sehr aufgeschlossen und mein Pony stellte sich zum Glück als echter Katzenliebhaber heraus. Zwockel gab den Katzen Küsschen und er war so liebevoll mit ihnen, dass mir das Herz aufging.
Die Bildserie ist tatsächlich sehr süß geworden, nur leider keines der Bilder, auf denen man alle drei zusammen sehen konnte. Als wir im Verlauf des Shootings noch erwachsene Katzen fotografierten, entstand ganz überraschend dieser Schnappschuss, der jetzt das Cover dieses Buchs schmückt. Ein verliebtes Pony und eine verdutzte Katze, die noch überlegt, wie sie das Ganze jetzt finden soll. Das perfekte Foto für das Motto »Bleib immer offen«, denn so können sich spontan solche Motive ergeben.
Erst einmal ziehe ich an dieser Stelle meinen Hut vor Werbefotografen, vor allem im Bereich Tierfotografie. Es gibt zum Glück einige, die sich auf diesen anspruchsvollen Job spezialisiert haben und das besonders gut können! Ich rede hier nicht von einem süßen Katzenfoto für einen Kalender, sondern von richtigen Werbeaufnahmen mit Kulissenbau im Studio, ganztägigen Shootings nach Vorgabe von Skizzen einer Werbeagentur oder Ähnlichem. Aus Erfahrung weiß ich, dass das nichts für mich ist und es nicht umsonst Fachleute dafür gibt. Da ich in diesem Buch all meine jahrelange Erfahrung – positiv wie negativ – weitergeben möchte, ist für mich ein sehr wichtiger Punkt: Möchte ich mein Tier als professionelles Model in einer Agentur anmelden? Möchte ich als Fotograf solche Werbeaufnahmen durchführen?
Die erste Frage möchte ich klar verneinen. Denn obwohl jeder denkt (ich schließe mich nicht aus), sein Tier sei das hübscheste und liebste, es eignen sich tatsächlich nur ganz, ganz wenige Tiere für diese professionellen Werbeaufnahmen. Denn hier geht es dann nicht mehr um ein »Zwei-Minuten-Motiv«, sondern die Durchführung dieser einen Pose – und daran wird zur Not über eine sehr lange Zeit geshootet, bis es perfekt ist. Je nach Kunde und Termindruck, wird dabei manches Mal über die Grenzen des Tieres gearbeitet. Dafür würde ich tatsächlich meine Tiere nicht hergeben wollen und auch die Tiere meiner Kunden nicht missbrauchen. Für kein Geld der Welt!
Bitte berücksichtige auch: Wenn du dein Tier für solche Werbebilder anmeldest, diese regelmäßig durchführst und eine Gage dafür erhältst, ist dies ein reguläres Einkommen, das versteuert werden muss. Außerdem ist die Zurschaustellung von Tieren gemäß § 11 des deutschen Tierschutzgesetzes nur mit Genehmigung der zuständigen Behörde erlaubt. Ob du dein Tier, das bei dir als Fotograf sehr viel Übung gesammelt hat, trotzdem anmelden möchtest, bleibt natürlich dir überlassen. Du kannst in diesen Bereich einfach mal reinschnuppern, dich in einer Agentur anmelden und casten lassen und du siehst ganz schnell, ob das was für dein Tier ist.
Es macht also Sinn, dass professionelle Fotografen oft mit Tiermodelagenturen zusammenarbeiten. Diese haben durchaus eine Daseinsberechtigung. Musst du in einem größeren Rahmen Werbebilder produzieren, vor allem nach festen Vorgaben und unter Einhaltung von Terminen, dann lohnt sich ein professionelles Tiermodel. Nur, wenn du einen Auftrag mit viel Zeit und offener Umsetzung hast, kannst du versuchen, das Ganze mit einem sehr ruhigen Tier deiner Wahl (und eventuell in mehreren Sitzungen) umzusetzen. Vielleicht hast du schon ein geeignetes Tier kennengelernt und fotografiert, das hierfür in Frage kommt. Musst du aber eine enge Vorgabe in einem bestimmten Zeitfenster erfüllen und das Motiv ist sehr klar skizziert, würde ich das Risiko nicht eingehen.
Nicht jeder Kunde ist so auf das Tierwohl bedacht wie der Hundebettenhersteller, für den ich sehr viele Fotos machen darf. Es herrscht für die Tiere immer reines Wohlfühlambiente am Set.
Die Vorteile eines professionellen Models:
Die Agentur hat die Tiere gecastet und sie sind ganz speziell auf ein bestimmtes Aufgabengebiet trainiert.
Die Tiere haben Erfahrung im Modelbereich, können viele Tricks und daher auch schwierige Motive viel schneller umsetzen als ein ungeübtes Model.
Du und dein Kunde sind rechtlich abgesichert.
Auch ich habe für kleinere Aufträge schon mit sehr netten Kunden, deren Tiere ich kenne, unentgeltlich gearbeitet. Ich habe dafür kostenlos ein paar Fotos geschossen, sie haben für mich gemodelt. Aber große Aufträge für Firmen sind tatsächlich auch viel leichter umzusetzen, wenn du mit professionellen Tiermodels arbeitest. Du hast ja eigentlich schon eine kleine Garantie damit gebucht, auch wenn es die bei Tieren nicht immer gibt. Eine solche Agentur findest du z. B. bei Claudia Neumann (www.facebook.com/Filmtieragentur) oder Claudia und Iris Hussong (www.doggywood-filmtieragentur.de). Du bist hier bestens aufgehoben, wenn du dein Tier für ein professionelles Shooting anmelden möchtest, aber auch, wenn du Tiere für Werbeaufnahmen suchst.
Immer wieder hört man: »Ach, so eine Kamera hätte ich auch gerne. Die macht bestimmt tolle Fotos.« Die Kameras werden zwar tatsächlich immer besser und sie nehmen uns auch immer mehr ab. Wem jedoch der Blick für das Motiv fehlt, dem nützt die beste Kamera nichts. Es ist wie mit einem erstklassigen Pinsel: Ohne Talent malt man damit auch kein schönes Gemälde.
Egal, ob du mit der Tierfotografie beginnst oder dein bestehendes Equipment erweitern möchtest: Du hast die Qual der Wahl und es werden sich unweigerlich einige Fragen ergeben:
Kaufe ich mir eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) oder eine spiegellose Systemkamera (DSLM)?
Sollte ich mir eine Vollformatkamera anschaffen oder reicht eine Kamera mit einem kleineren Sensor?
Welcher Hersteller und welche Kameramodelle sind die richtigen für die Tierfotografie?
1/400 Sek. | f/3.2 | ISO 320 | 220 mm
Benötige ich ein Zoom-Objektiv oder ist eine Festbrennweite besser geeignet?
Ist ein neuer Body wichtiger oder investiere ich besser erst mal in ein neues Objektiv?
Sind Objektive vom Kamerahersteller besser oder tut es auch eines von einem Fremdhersteller?
Lohnt sich der Gebrauchtkauf?
Alle Fragen haben immer ein Für und Wider und jeder wird dir eine andere Antwort darauf geben. Ich möchte dir daher auch keine konkreten Modelle empfehlen – schon allein, weil das, was ich heute schreibe, morgen schon überholt sein kann. Aber ich kann dir einige Tipps mit auf den Weg geben, die dir bei der Auswahl grundsätzlich helfen.
Für viele stellt sich gerade bei der ersten Anschaffung die Frage nach dem Hersteller. Und das will auch gut überlegt sein, denn hat man erst einmal viele Objektive eines Systems gekauft, wird ein Umstieg auf einen anderen Hersteller recht kostspielig. Im Grunde kann man heute nicht mehr sagen, dass diese oder jene Marke besser als die andere ist. Sicher sind manche Hersteller bekannter und in einem Jahr sticht mal ein Modell besonders hervor. Aber im Grunde kann man sagen, dass es keine schlechten Kameras mehr gibt. Es stellt sich nur die Frage, welches Bedienkonzept dir am ehesten zusagt und welches Kameramodell am besten zu deinen fotografischen Zielen (und zu deinem Geldbeutel) passt. Außerdem ist ein Blick in das Objektivsortiment der Hersteller aufschlussreich – denn nicht jeder Hersteller hat alle Objektive im Sortiment, die man sich womöglich wünscht.
Für deine erste richtige Ausrüstung empfehle ich dir eine gute Recherche im Internet, Testberichte, Kontaktsuche zu anderen Tierfotografen und vielleicht den Besuch eines guten Fachgeschäfts. Vermutlich würde ich das Gehäuse vom Budget abhängig machen und Fragen stellen wie:
Fotografierst du überwiegend in Innenräumen bei schlechten Lichtverhältnissen (z. B. Katzen) oder in dunklen Reithallen? Dann sollte die Kamera ein möglichst gutes Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten haben.
Fotografierst du gerne Bewegungsbilder von Tieren (z. B. auf Reitturnieren oder im Hundesport)? Dann achte auf einen guten, schnellen Autofokus und eine schnelle Serienbildrate.
Fotografierst du gerne Tiere in malerischen Landschaften oder zieht es dich in den Makrobereich? Dann kannst du auf Schnelligkeit verzichten und vielleicht eher auf eine höhere Auflösung (Megapixel) achten, damit du mehr Möglichkeiten zum Beschneiden hast.
Ähnlich lässt sich auch die Frage nach den passenden Objektiven angehen. Was sind deine gewünschten Motive? Zootiere, deine Katze zu Hause im beengten Wohnzimmer oder der Hund auf der Wiese im wilden Galopp?
Auch wenn es bequem erscheint, sich eine Kamera gleich mit einem sogenannten »Kit-Objektiv« zu kaufen, ist es meiner Ansicht nach ratsam, Objektive gezielt einzeln zu erwerben. Denn oft handelt es sich bei den Kit-Objektiven um Allround-Objektive mit extrem hohem Brennweitenspektrum, die weder lichtstark sind noch hinsichtlich der Bildqualität und Schärfe überzeugen können.
Für das erste bzw. »Haupt-Objektiv« würde ich immer zu einem Teleobjektiv mit Zoom raten. Damit bist du äußerst flexibel und deckst sehr viele Bereiche ab. Mein erstes Objektiv war z. B. ein 70–300 mm F4 – und ich fand es damals grandios. Mit zunehmender Ambition merkte ich jedoch, dass ich damit manchmal an Grenzen stieß, und so wechselte ich schließlich auf ein 70–200 mm F2.8, das jeder große Hersteller in seinem Sortiment hat. Die Gründe dafür sind einfach: Der Brennweitenbereich eignet sich ideal für die meisten Tierfotos und es ist dazu noch sehr lichtstark. Hinzu kommt, dass der Autofokus bei den meisten dieser Modelle sehr schnell und zuverlässig arbeitet. Nicht umsonst ist dieses Objektiv die erste Wahl bei fast allen Tierfotografen. Es gibt eigentlich nur einen Nachteil: der recht hohe Anschaffungspreis. Allerdings kann sich hier der Blick auf den Gebrauchtmarkt lohnen.
Meine zweite Wahl wäre eine gute Festbrennweite. Hier wirst du mit herausragender Qualität belohnt und erhältst ein vielseitig einsetzbares Motiv. Bei Hunden nutze ich gern ein 50-mm-Objektiv, viele Kollegen auch ein 85- oder 105-mm-Objektiv. Falls möglich, empfehle ich dir, vorher ein Objektiv zu testen oder zu leihen, um zu sehen, was dir besser liegt und zu deinem Fotografiestil passt.
1/640 Sek. | f/6.3 | ISO 320 | 18 mm
Mit einem Weitwinkel-Objektiv lassen sich sehr schöne und kreative Fotos umsetzen. Allerdings muss man sich zu Beginn ein wenig an diese Perspektive gewöhnen.
1/250 Sek. | f/2.8 | ISO 200 | 190 mm
1/800 Sek. | f/4 | ISO 200 | 270 mm
Viel Brennweite ist von Vorteil, wenn sich, wie hier, ein Geschehen etwas weiter entfernt abspielt. Da sind 300 mm eine echte Bereicherung.
Lange Zeit führte im Bereich der Tierfotografie kein Weg an einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) vorbei. Der Trend geht jedoch seit einigen Jahren immer mehr zu den spiegellosen Modellen. Inzwischen sind auch einige bekannte Tierfotografen auf die neue Technik umgestiegen. Ich gehe davon aus, dass sich spiegellose Kameras in den nächsten Jahren in der breiten Masse durchgesetzt haben. Im Folgenden möchte ich beide Systeme kurz miteinander vergleichen und dir die wichtigsten Vor- und Nachteile aufzeigen.
1/250 Sek. | f/3.4 | ISO 250 | 105 mm
Hier erkennt man die gute Qualität bei einer Vergrößerung. Dieser kleine Ausschnitt aus dem Foto misst noch stolze 4.003 × 2.698 Pixel – du siehst, wie toll es ist, wenn man aufgrund einer hohen Auflösung derart beschneiden kann. So kannst du auch ein tolles Augenfoto ohne Makroobjektiv aufnehmen, ohne dem Tier zu sehr »auf die Pelle« rücken zu müssen.
Digitale Spiegelreflexkameras sind derzeit in Sachen Stromverbrauch (Videos ausgenommen) noch im Vorteil gegenüber spiegellosen Kameras. Auch die Auswahl passender Objektive ist noch deutlich größer, weil die jeweiligen Hersteller ihr Objektivprogramm über viele Jahre aufbauen konnten. Allerdings muss man berücksichtigen, dass diese Objektive mit einem Adapter (oftmals ohne nennenswerte Qualitätseinbußen) auch an spiegellosen Kameras verwendet werden können, was diesen Vorteil schon wieder relativiert.
Aufgenommen mit der Nikon Z 7 II und dem Z 70–200 mm F2.8
Relativ ausgeglichen sind dagegen Preis und Gewicht der Kameras – hier ist also kein Vorteil für den einen oder anderen Kameratyp zu erkennen. Gleiches gilt für Bildqualität und Farbwiedergabe, denn oftmals arbeiten in den aktuellen und vergleichbaren Modellen des gleichen Herstellers in spiegellosen und Spiegelreflexkameras die gleichen Sensoren.