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Die Haut ist nicht nur das größte, sondern auch ein sehr wichtiges Organ des Pferdes. Umso lästiger sind Erkrankungen der Haut – und zum Teil sind sie nicht nur schwer zu therapieren, sondern können sogar lebensgefährlich werden. Das Buch stellt die Aufgaben der gesunden Haut ausführlich dar und widmet sich dann den häufigsten Erkrankungen, mit denen ein Pferdehalter immer wieder einmal bei seinem Tier konfrontiert wird: vom Pilzbefall an den Beinen über Sarkoide im Gesicht bis hin zu Ekzemen, die den ganzen Körper befallen können. Die Autorin Anke Rüsbüldt, Fachtierärztin für Pferde, erklärt zu jeder Erkrankung die möglichen Ursachen, beschreibt die Symptome und gibt Tipps zur wirksamen Behandlung und möglichst auch Vorbeugung. Aussagekräftige Fotos helfen dem Leser bei Bedarf zu erkennen, an welcher Hauterkrankung sein eigenes Pferd leidet, ob er selbst behandelnd tätig werden kann oder ob das Hinzuziehen eines Tierarztes oder anderen Therapeuten erforderlich ist.
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Seitenzahl: 80
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Copyright © 2007 by Cadmos Verlag GmbH, BrunsbekGestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, VerdenTitelfoto: Sabine StruewerFotos: Ilka Hoppe, Sabine Stuewer, Christiane SlawikZeichnung: Susanne Retsch-AmschlerLektorat der Originalausgabe:Anneke BosseKonvertierung: S4Carlisle Publishing ServicesAlle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN 978-3-8404-6408-9
Inhalt
Einleitung
Die Haut
Aufbau der Haut
Das Fell
Hauterkrankungen – ein Überblick
Diagnose von Hauterkrankungen
Vorbericht
Klinische Untersuchung
Weiterführende Tests
Biopsie
Proben zur Untersuchung auf Parasiten
Proben zur Untersuchung auf Bakterien
Proben zur Untersuchung auf Pilze
Allergietests
Infektiöse Hauterkrankungen
Virusbedingte Hauterkrankungen
Papillomatose
Aural Plaques
Pocken
Sarkoide
Stomatitis vesicularis
Bakteriell bedingte Hauterkrankungen
Dermatophilose, „Regenekzem“
Follikulitis
Furunkulose
Nocardiose
Botryomykose
Durch Pilze bedingte Hauterkrankungen
Mikrosporie
Trichophytie
Hauterkrankungen durch Ektoparasiten
Läuse und Haarlinge
Zecken
Milben
Hauterkrankungen durch Endoparasiten
Sommerräude, Sommerbluten
Sommerwunden
Onchocercariose
Streifensommerekzem
Nicht-infektiöse Hauterkrankungen
Ererbte oder angeborene Hauterkrankungen
Epitheliogenesis imperfekta
Kongenitale Ichtiose
Kongenitale Alopezie
Albinismus
Hyperelastosis cutis
Immunvermittelte Erkrankungen
Sommerekzem
Nesselfieber
Andere, möglicherweise ebenfalls immunvermittelte Erkrankungen
Unilaterale papuläre Dermatose
Erythema multiforme
Atopische Dermatitis
Futterallergie
Eosinophiles Granulom
Sarkoidoseartige Dermatitis
Pemphiguskomplex
Immunkomplexerkrankung der Hautgefäße
Erkrankungen mit hormonellen Veränderungen
Störungen der Pigmentierung
Alopezie, Haarausfall
Störungen der Verhornung
Seborrhoe
Photosensibilität
Hauterkrankungen durch Umgebungsfaktoren
Verletzungen
Verbrennungen
Dekubitus
Kontaktdermatitis
Ekzeme
Mauke
Sattelekzem
Harnekzem
Grind
Tumoren
Melanome
Fibrome
Vorbeugung von Hauterkrankungen
Haltung
Fütterung
Haut- und Fellpflege
Schlussbetrachtungen
Tipps zum Weiterlesen
Einleitung
Ein glänzendes Pferdefell ist das Ergebnis gesunder Haut und psychischen Wohlbefindens. (Foto: Stuewer)
Hauterkrankungen beim Pferd sind ein bei Tierärzten, Pferdehaltern und den Pferden selbst ziemlich ungeliebtes Thema. Es gibt viel mehr offene Fragen als Wissen. Das richtige Erkennen bereitet oft Schwierigkeiten und nach einer Diagnose ist die Behandlung nicht selten langwierig und unbefriedigend. Dieses Handbuch will einen Überblick geben über die wichtigsten Hauterkrankungen und Tipps liefern zum sinnvollen Management. Wichtig ist, Hautkrankheiten richtig zu erkennen, dann zu wissen, welche weiterführenden Untersuchungen sinnvoll eingesetzt werden können, und schließlich die besten Behandlungsmöglichkeiten für den jeweiligen Einzelfall anzuwenden.
Schleimhaut – zum Beispiel im Maulbereich und in den Augen – ist ähnlich wie Haut aufgebaut und zeigt zum Teil auch ähnliche Krankheitsmechanismen. Dieses Buch beschränkt sich dennoch auf die Erkrankungen der äußeren Haut und beschäftigt sich nicht noch zusätzlich mit Schleimhauterkrankungen. Auch die Krankheiten des Hautanhangsgebildes Huf würden hier zu weit führen – dieses Thema füllt eigene Bücher (zum Beispiel „Hufbalance“ von Gail Williams und Martin Deacon, im Cadmos Verlag erschienen) und wird deshalb hier ausgespart.
Die Haut
Die Haut ist das größte Organ des Körpers. Sie ist die äußere Hülle und eine Barriere gegen die Außenwelt. Die Haut ist verantwortlich für die Thermoregulation, die Schweißbildung und das Haarkleid. Zudem ist sie ein wichtiges Sinnesorgan, das Temperatur, Druck und Schmerzempfindungen wahrnimmt.
Als Hülle schützt die Haut vor lebenden Einflüssen (zum Beispiel Bakterien) ebenso wie vor physikalischen Noxen wie Hitze oder Strahlen. Die Haut selbst enthält Immunzellen, die an der spezifischen und unspezifischen Abwehr von Keimen beteiligt sind. Drüsen in der Haut produzieren Sekrete, wie zum Beispiel den Talg, die schützend wirken. Die Haut kann durch eingelagerte Pigmente vor starker Einwirkung von Sonnenlicht und durch ihre regulierenden Eigenschaften vor Austrocknung schützen. Fettgewebe in der Unterhaut dient nicht nur der Formgebung, sondern ist auch Stoßdämpfer und Energiespeicher für das Pferd. Haut nimmt Energie in Form von Sonnenlicht auf, was zum Beispiel wichtig ist für die körpereigene Produktion von Vitamin D. Die Haut hat somit auch Aufgaben als wichtiges Stoffwechselorgan zu erfüllen.
Die Haut gehört auch neben dem Ausdruck eines Lebewesens zu den Dingen, die als Erstes wahrgenommen werden. Die Haut gilt als der Spiegel der Gesundheit.
Aufbau der Haut
Die Haut besteht aus den beiden Hauptschichten Oberhaut (Epidermis) und Lederhaut (Dermis). Darunter liegt noch die Unterhaut (Subkutis). Die Epidermis besteht überwiegend aus Epithelzellen. Dazu gibt es einige Melanozyten, die wichtig sind für Lichtschutz und Farbgebung, Immunzellen und Sinneszellen.
Mikroskopisch betrachtet sind alle diese Zellen in vier Schichten angeordnet. Ganz außen befindet sich eine Schicht verhornender Zellen (Stratum corneum). Darunter liegt eine Schicht Zellen, die feine Körnchen enthalten (Stratum granulosum). Noch darunter findet sich eine Lage mit spindelförmigen Epithelzellen (Stratum spinosum). Die unterste Lage bilden die Epithelzellen (Stratum basale).
Die Haut ist ein wichtiges Organ mit vielen Funktionen und entsprechend komplex aufgebaut. (Zeichnung: Retsch-Amschler)
Die Dermis besteht aus Bindegewebe. In der Dermis liegen die Haarfollikel, die Talgdrüsen und die Schweißdrüsen. Die Haare und die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen durchqueren die Epidermis.
Die Haare entstehen in den Haarfollikeln. Es wächst jeweils ein Haar aus einem Follikel. Beim Pferd sind diese Haare (mit Ausnahme der Schutzhaare an Mähne und Schweif und der Tasthaare an Nüstern und Augen) alle gleich. Pferde haben keinen Unterflaum, alle Haare sind im Prinzip gleich lang und gleich stabil. Im Haarwechsel wächst das neue Haar und drückt dabei das alte Haar zur Seite, bis es ausfällt.
In den Haarfollikel mündet der Ausführungsgang der Talgdrüse. Der produzierte Talg ist eine fettige Substanz, die antibakteriell ist und eine wichtige Schutzfunktion für die Haut erfüllt.
Die Schweißdrüsen sind sehr zahlreich (bis zu 100 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter Hautoberfläche). Die Schweißbildung dient vor allem der Thermoregulation. Allerdings sind auch die Abgabe von Abfallstoffen und das Aussenden von Duftstoffen wichtige Funktionen dieser Drüsen.
Indem es schwitzt, ist das Pferd in der Lage, die Körpertemperatur konstant zu halten. (Foto: Stuewer)
In der Dermis befinden sich auch zahlreiche Blutgefäße. Diese sind in drei Lagen angeordnet und miteinander verbunden. Sie helfen bei der Thermo regulation und ermöglichen es, dass bei Entzündungsprozessen der Haut und bei Verletzungen die entsprechenden Bereiche vermehrt durchblutet werden können.
Darüber hinaus gibt es natürlich in der Dermis Melanozyten, die unter anderem für die Pigmentierung der Haut verantwortlich sind, und Immunzellen. Die Versorgung mit Nerven reicht ebenfalls bis in die Dermis. Nerven enden hier frei oder an den Haarbälgen. Sie können einerseits Informationen vom zentralen Nervensystem zur Haut bringen und dadurch zum Beispiel bewirken, dass sich Haare aufstellen. Andererseits können sie auch in die andere Richtung Informationen schicken, beispielsweise dem zentralen Nervensystem mitteilen, dass die Haare aufgestellt sind. Und sie können Sinneseindrücke vermitteln, also etwa darüber, dass es sehr kalt ist. Die gebrachten Informationen kommen aus dem autonomen Nervensystem, sie lassen sich willentlich nicht beeinflussen. Das ist bei uns genauso: Versuchen Sie mal willentlich, die Haare auf Ihrem Unterarm aufzustellen – klappt nicht, oder? Wenn Sie frieren, funktioniert das dagegen automatisch.
Das Pferd kann sehr feine Sinneseindrücke mit der Haut wahrnehmen. Landet etwa eine Fliege auf seinem Rücken, wird dies sensibel wahrgenommen und weitergeleitet. Als Reaktion wird der Impuls zur Bewegung an die Hautmuskeln geschickt: Die Haut zuckt, und die Fliege schwirrt ab. Solche Reaktionsketten laufen sehr schnell, da hier die Verschaltung der Nervenimpulse unmittelbar über das Rückenmark erfolgt, vorstellbar etwa wie ein Stromfluss.
Die Nerven, die direkt an den Haarbälgen enden, vermitteln zum Beispiel Informationen über die Hauttemperatur an das zentrale Nervensystem und bewirken so, dass sich das Fell aufstellt. (Foto: Slawik)
Die feinen Nervenendigungen an der Haut sind die Verästelungen von Nerven, die aus den verschiedenen Abschnitten des Rückenmarks entspringen. Eine Ausnahme bildet die nervale Versorgung der Gesichtshaut, sie erfolgt über den fünften Hirnnerv, den Nervus trigeminus.
Die Subkutis (Unterhaut) ist ein effektiver Speicherplatz für Fett. Außerdem enthält sie auch die Muskelzellen, die dafür verantwortlich sind, dass die Pferdehaut abschnittsweise zucken kann, was beim Landen von Insekten auf der Haut gut zu beobachten ist.
Das Fell
Bei der Betrachtung eines Pferdes fällt das Haarkleid anfangs besonders ins Auge. Am schönsten ist es, wenn das Fell geschlossen und gleich lang ist und glänzt. Gesunde Pferde haben einen natürlichen Glanz im Fell, der unabhängig vom Pflegezustand ist. Gesunde Pferde sehen also auch dann glänzend aus, wenn sie etwas schmutzig sind. Das liegt vor allem daran, dass die Haare gesund und heil sind und gleichmäßig anliegen. Eine feine, gleichmäßige Verteilung von Sekreten aus Schweiß- und Talgdrüsen hilft dabei.
Kranke Pferde stellen leicht aus Unwohlsein oder subjektivem Kälteempfinden die Haare auf, sie wirken dann eher matt und struppig. Andauernder Vitaminmangel oder andere Ernährungsfehler können dazu führen, dass die Oberfläche einzelner Haare rau wird, dass sie abbrechen oder ausfallen – der natürliche Fellglanz geht dann verloren. Vitaminmangel kann außerdem zu Schuppenbildung führen.
Fellpflege muss sein – aber bitte in Maßen: Zu intensives Putzen kann schädlich für Haut und Fell sein. (Foto: Slawik)
Während der Zeit des Fellwechsels sehen Pferde ebenfalls manchmal etwas struppig aus. Der Fellwechsel ist sowohl im Frühjahr als auch im Herbst eine sehr große Leistung für den Stoffwechsel des Pferdes. Das Haarkleid wird komplett neu gebaut, die Haare der letzten Saison fallen aus. Einige Pferde verändern im Fellwechsel regelmäßig die Farbe (zum Beispiel haben Sommerrappen im Winter ein braunes Fell). Für den Fellwechsel braucht das Pferd Gerüstsubstanzen (Eiweiße) und Vitamine, damit er schön vollzogen werden kann. In dieser stoffwechselaktiven Zeit fallen daher Ernährungsfehler stärker ins Gewicht.
Hauterkrankungen – ein Überblick
Hauterkrankungen können infektiös oder nicht-infektiös bedingt sein. Oft hängen beide Formen allerdings miteinander zusammen, weil nicht infektiös geschädigte Haut anfälliger für Infektionen ist oder weil die eine Infektion als Wegbereiter für eine andere fungiert. Häufig kommen auch verschiedene Hauterkrankungen gleichzeitig nebeneinander vor. Da die Haut relativ eingeschränkte Reaktionsmöglichkeiten hat, gibt es verschiedene Erkrankungen, die zu sehr ähnlichen Erscheinungsbildern führen.
Viele Hautkrankheiten führen zu ähnlichen Erscheinungsbildern – die Diagnostik ist nicht immer leicht. (Foto: Slawik)
Infektiöse Hauterkrankungen