HdW-B 001: Die rechte Hand Gottes - Wilfried A. Hary - E-Book

HdW-B 001: Die rechte Hand Gottes E-Book

Wilfried A. Hary

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Beschreibung

HdW-B 001: Die rechte Hand Gottes
Wilfried A. Hary: "John Willard begegnet einem Gott - und wird sein Diener!"

Viele tausend Welten sind von Menschen besiedelt. Überlichtschnelle Flüge sind verboten, weil es sich erwiesen hat, dass diese auf Dauer das energetische Gleichgewicht des Universums und somit das Raum-Zeit-Gefüge stören, was in manchen Bereichen des Universums in der Vergangenheit zu schrecklichen Katastrophen führte. Die von Menschen besiedelten Welten haben keinen direkten Kontakt miteinander, da es keine überlichtschnellen Kommunikationsmöglichkeiten gibt. Dennoch entstand im Verlauf der Jahrhunderttausende ein funktionierendes Handelssystem: Riesige Container-Schiffe sind im Unterlichtflug unterwegs zu ihren Zielwelten, mit mannigfaltigen Waren bestückt. Sie sind teilweise Jahrtausende unterwegs, um ihr Ziel zu erreichen, aber da der Strom der Handelscontainer niemals abreißt, werden die Planeten untereinander reibungslos versorgt. Die Erde beispielsweise ist eine gigantische "Zuchtanstalt für Menschenmaterial" - dem wichtigsten Exportartikel der Erde. Die Betreffenden werden in Tiefschlaf versetzt, bevor sie auf den Weg gehen. Ein Übriges tut die Zeitdilatation, so dass sie unbeschadet den langen Flug überstehen.
Dieses komplizierte Handelssystem ist natürlich hochempfindlich - und muss überwacht werden. Dafür zuständig ist der Sternenvogt - der wahre HERR DER WELTEN...
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Dieses Buch basiert auf der gleichnamigen Heftserie – Band 1 bis 3!
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Titelbild: Gerhard Börnsen
Coverhintergrund: Anistasus.
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eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!

HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie (Schwesterserie von Gaarson-Gate und HERR DER WELTEN!), wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Wilfried A. Hary

HdW-B 001: Die rechte Hand Gottes

"Die Bände 1 bis 3 der SF-Serie HERR DER WELTEN hier in einem Buch!"

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG81371 München

HdW-B 001:

 

Die rechte

Hand

Gottes

 

"John Willard begegnet einem Gott - und wird sein Diener!"

 

Wilfried A. Hary

Impressum

ISSN 1614-3302

Copyright 2003 by HARY-PRODUCTION

Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332 48 11 50 * Fax: 01805 060 343 768 39

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

Lektorat. David Geiger

Copyright Titelbild: Gerhard Börnsen,

Steinruther Str. 13, D-58093 Hagen

PROLOG

Mein Vater nannte mich John Willard. Das wäre eigentlich bedeutungslos, denn nach Einführung der freien Namenswahl vor über fünfhundert Jahren konnte sich normalerweise sowieso jeder so nennen, wie er es wollte. Es sei denn, daß es sein Vater ausdrücklich VORAUSBESTIMMTE!

Und genau das war nämlich das Kreuz: Wenn der Vater den Namen erst einmal eindeutig festgelegt hatte, durfte man ihn niemals wieder ändern, weil man in einem solchen Fall darunter fest registriert war.

Eine Regelung, deren Sinn ich bis heute weder verstehen, noch akzeptieren kann.

Nun, ich hätte damit problemlos leben können - falls er einen anderen Namen als ausgerechnet diesen vorausbestimmt hätte. Aber JOHN WILLARD... Genau dieser war nämlich der Name des größten Verlierers in der Geschichte der Menschheit gewesen (ich kenne jedenfalls keinen größeren!): John Willard, das war der Mann gewesen, der im Jahre Null (wie man es danach nannte) die sozialistische Planetenvereinigung gepredigt, zum Aufstand gegen die Planetenvögte und sogar gegen die Sternenvögte geblasen, Milliarden von Anhängern gefunden und damit schließlich einen blutigen Bürgerkrieg angezettelt hatte - der übrigens die gesamte menschliche Ordnung im bekannten Universum ins Wanken gebracht hatte (und der deshalb in der Menschheitsgeschichte vergeblich seinesgleichen suchte) - und anschließend alles verloren hatte, sogar sein Leben!

Vor allem: Es war damals genau das Gegenteil von dem eingetreten, was dieser John Willard ursprünglich angestrebt hatte: Die Macht der Vögte war wieder wie der sagenhafte Phönix aus der Asche des Krieges aufgestiegen und hatte sich zu vordem völlig ungeahnter Blüte hinaufgeschwungen.

Kein Wunder, daß man Willards erstes Jahr des Aufstiegs zum Beginn eines neuen Zeitalters gemacht hatte. Denn seitdem waren die alten Machtstrukturen erst recht vollkommen unantastbar.

Genauso unantastbar wie die Vögte selbst!

Sie wurden zu Wesen emporstilisiert, die GOTTÄHNLICH erschienen. Oder waren sie in der Tat zu - GÖTTERN geworden?

John Willard! Ich knirschte mit den Zähnen, wie ich es jedesmal tat, wenn ich an diesen unrühmlichen Namen bloß dachte. Und wenn es gar jemand wagte, mich so zu nennen...

Dank der Staatsschulung, an der jeder teilnehmen mußte, konnte ich lesen und schreiben und hatte mich dadurch in die Geschichte meines Namensvorläufers bestens hineinlesen können. Seitdem haßte ich nicht nur diesen Namen, sondern auch Begriffe wie Sozialist, Revolution und dergleichen. Schließlich ahnte ich nicht einmal, daß ich in dieser Beziehung irgendwann selber einmal eine sehr entscheidende Rolle spielen würde - eben gerade als eine Art Revolutionär... Aber ich will hier nicht vorgreifen: Jedenfalls, dieser Willard, das war für mich mein bisheriges Leben lang so ein armer Irrer gewesen, der etwas versucht hatte, was von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen war und die Gesamtsituation erst recht erheblich verschlimmert hatte.

Oder kam einer, der auch nur einigermaßen klar denken konnte, jemals auf die Idee, gegen GÖTTER zu kämpfen?

Und was meinen Vater betrifft: Er hätte mich gern als den Dauerversager gesehen, der er selber war. Deshalb wahrscheinlich ja auch diese unrühmliche Namensgebung: Um von vornherein eine Rivalität aus der eigenen Familie zu unterbinden! Damit allerdings erreichte auch er genau das Gegenteil, denn John Willard war für viele ein Schimpfwort, und wenn sie mich so nannten, dann oftmals mit ironischem Unterton - falls sie mich noch nicht gut genug kannten - und dann hatten sie anschließend das zweifelhafte Vergnügen, ein gründliches Kennenlernen meiner Person nachzuvollziehen: Ich mußte ihnen diesen vermaledeiten ironischen Unterton nämlich gewaltsam mit den Fäusten austreiben. Das schließlich hatte mich im Laufe meines jungen Lebens zu einem Burschen heranreifen lassen, mit dem »nicht gut Kirschen essen« war, der sich bestens durchzusetzen wußte, der daher im gesamten Viertel mehr gefürchtet als geachtet wurde.

Diese stinkende Kloake namens Erde hatte zwar eine ganze Menge von Herren, aber ich war unbestreitbar durch mein kämpferisches Durchsetzungsvermögen einer von ihnen geworden - schon damals, lange vor der Begegnung mit dem Sternenvogt...

Nein, ich will gewiß nicht vorgreifen, denn man sollte erst mal genau wissen, wie es damals hier aussah, auf der Erde. Nur so ist es möglich, meine spätere Handlungsweise im vollen Umfang zu verstehen: Große Teile dieser Welt waren zu einer einzigen, wahrlich gigantischen Stadt zusammengewachsen - sogar auf dem Meer, in der Gestalt schwimmender Kontinente. Es gab schätzungsweise vierzig Milliarden Menschen. Davon lebten mindestens fünfunddreißig so ähnlich wie ich: im Gestank, im Elend:

Wir bekamen täglich unsere Rationen an Nahrungsmittelkonzentraten an der öffentlichen Ausgabe, und damit hatte es sich. Zwangsläufig war die Ausgabeeinheit für alle zum Fixpunkt geworden, zum Mittelpunkt seines Lebensinteresses...

Jeder war registriert, und jeder konnte jeden Tag nur ein einziges Mal hier erscheinen. Schwindel deckte der gewissenhafte und sehr gestrenge Automat augenblicklich auf. Wer es tatsächlich wagte, sich mehr als einmal anzustellen, bekam am anderen Tag automatisch überhaupt nichts. Das war seine Strafe.

Für uns, die wir als Mini-Herrscher den Ton angaben, übrigens überaus nützlich: Wer in Ungnade fiel, wurde GEZWUNGEN, sich zweimal anzustellen - und hatte seine Bestrafung weg. Es war die unterste Stufe einer strengen Maßregelung durch den HERRN DER STRAßE und seine Handlanger. Die höchste Stufe war demnach das Todesurteil, dessen Vollstreckung als Unfall getarnt wurde.

Woher ich das so genau wußte?

Ganz einfach: In meinem Gebiet, da hatte ICH das Sagen, denn...

...ICH WAR DER RECHTMÄßIGE HERR DER STRAßE!

1. Kapitel

»Und nur deshalb hast du das geschafft, weil ich dich damals John Willard genannt habe!« sagte Vater haßerfüllt, als wir über den Markt gingen. Er schüttelte den Kopf. Dann knirschte er hörbar mit den Zähnen.

Ich haßte diesen alten Mann wie sonst nichts und niemanden auf dem stinkenden Planeten, der sich Erde nannte. Schon immer. Und nicht allein dessentwegen, weil dies auf Gegenseitigkeit beruhte: Durch ihn war ich zwar HERR DER STRAßE geworden, aber noch viel lieber hätte ich zu den fünf Milliarden Privilegierten gehört! Das war gar nicht mal so hoch gegriffen für mich, denn wöchentlich einmal wurden Tests gemacht. Jeder kam einmal an die Reihe, turnusmäßig. Bei diesen Tests wurden Intelligenz, politische Integrität und körperliche Eigenschaften gemessen.

Bei den körperlichen Eigenschaften hatte ich niemals Schwierigkeiten, ehrlich gesagt auch nicht bei den anerkannten Intelligenztests, aber wenn es dann um die verdammte politische Integrität ging... Bei einem solchen Namen...

Außerdem: Wenn man erst einmal HERR DER STRAßE war - ein höchst inoffizieller Titel! - bekamen das die vermaledeiten Überwachungsautomaten mit tödlicher Sicherheit heraus, und allein dadurch schon wurde man als politisch bedenklich eingestuft und mußte bei allen Tests letztlich durchfallen.

Oh, ich schwöre bei meinem heiligen Eid als HERR DER STRAßE in der weltumspannenden dritten Macht namens MAFIA: Ich haßte ihn tödlich, diesen Vater, der solches seinem Sohn antat! Ich hätte ihn auf der Stelle, ohne mit der Wimper zu zucken, umgebracht, wäre er nicht so ein verdammter DON gewesen. Aber mein Eid schloß leider auch ein, daß ich einem Vorgesetzten innerhalb der MAFIA kein Härchen krümmen durfte. Zumindest nicht ohne entsprechende Weisung von »weiter oben«. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als allenfalls mit den Zähnen zu knirschen, wenn er mich, den HERRN DER STRAßE, öffentlich in solchem Maße beleidigte.

Oder ich tat, was ich jetzt tat: Ich lächelte mitleidig! Das war wie eine Waffe, mit der ich ihn jedesmal aufs Neue besiegte - außer diesmal, denn er lachte mir offen ins Gesicht: »Ja, ich weiß genau, was in deinem Schädel vorgeht, John Willard, Höllenhund! Wisse, meine Gedanken sind nicht minder unfreundlich, denn du wirst mir allmählich zu gefährlich.«

»Gefährlich?« echote ich gedehnt.

»Na, dann streng diesen Dickschädel doch mal ausnahmsweise ein bißchen an: Ich bin dein DON, aber ich bin auch dein Vater. Und du haßt mich. Genauso wie ich dich hasse. Ohne Zögern würde ich dich beseitigen.«

»Wozu? Du bist mein DON!«

Er pochte mir mit der geballten Faust so fest gegen die Stirn, daß ich beinahe rücklings über den Apfelstand stürzte, vor dem wir stehengeblieben waren.

Die Menschen ringsum wurden aufmerksam. Sie hatten vorher respektvoll Abstand gehalten und rückten jetzt näher. Als sie jedoch die ungeheure Spannung spürten, die plötzlich in der Luft lag und scheinbar die Atmosphäre zum Knistern brachte, fuhren sie wieder zurück.

Ein HERR DER STRAßE im offenen Streit mit seinem DON?

Nein, ich hütete mich wohlweislich, mich mit den Fäusten zu wehren, denn damit wäre ich des Todes gewesen.

Und allmählich dämmerte mir, wovon er überhaupt redete: Die nächste Stufe in der Hierarchie der MAFIA würde mich dem DON schon sehr bedenklich nahe kommen lassen. Ich würde seine Position echt gefährden - und hatte man jemals davon gehört, daß ein DON eines natürlichen Todes starb?

Es fiel mir gewissermaßen wie Schuppen von den Augen: Meine nächste Beförderung stand unmittelbar bevor und hatte Vater aufs höchste alarmiert.

Und deshalb hatte er mich hier auf den Markt geschleppt? Um mich zu provozieren, bis ich ihm unter zahlreichen Augenzeugen den Grund lieferte, mich zu töten?

Ich schaute mich kurz um. Nein, es leuchtete mir nicht recht ein.

Er hatte körperlich kaum eine Chance gegen mich. Doch das war es nicht allein, was mich bedenklich stimmte: Der Markt befand sich im toten Winkel der automatischen Überwachung, denn er wurde außerhalb der Legalität abgehalten. Geld gab es nicht, doch hier wurden illegale Tauschgeschäfte durchgeführt: Ein gestohlener goldener Ring beispielsweise für ein paar Äpfel - je nach Nachfrage, die den Preis regelte.

Die angebotenen Früchte waren heimlich gezüchtet und stellten daher allesamt kleine Kostbarkeiten dar.

Und wer auf dem illegalen Markt Streit provozierte, wurde gebrandmarkt, selbst wenn es sich um einen angesehenen DON handelte.

Die MAFIA war darin unnachsichtig, weil sie der direkte Nutznießer des Marktes war und solche Aktionen als direkte Gefährdung einer wichtigen Einnahmequelle ansah.

Vater schien sich daran zu erinnern, denn er hörte endlich auf, mich zu traktieren, und wandte sich ab.

Ich folgte ihm, als er sich einen Weg durch die angesammelte Menschenmenge bahnte.

»Was hast du vor?« rief ich ihm zu.

Er blieb wieder stehen und antwortete über die Schulter zurück: »Bin ich nicht der HERR DES MARKTES?«

Ich ergriff irgendeinen Apfel und biß hinein. Der Besitzer des Standes machte erschrockene Augen, aber er verkniff sich seinen berechtigten Protest, denn ich zeigte ihm die Spitze meines Messers.

Sein Leben gegen einen Apfel? Bei diesem Tauschgeschäft konnte der Mann wahrlich zufrieden sein!

Breitbeinig und kauend stand ich vor meinem Vater. »HERR DES MARKTES, eh? Ich habe deine Andeutungen verstanden, großer DON. Nicht mehr lange, schätze ich, und dann bist du so reif wie dieser Apfel hier, und ich werde dich genauso verschlingen - mit Haut und Haaren. Im Moment gilt es für mich, nur noch eine große Schwierigkeit zu überwinden: Ich kann es nämlich kaum erwarten!«

Er schluckte schwer, aber in seinen in der letzten Zeit seltsam wäßrig wirkenden Augen entstand ein loderndes Feuer, das ich nicht zu deuten vermochte. Zu jenem Zeitpunkt jedenfalls nicht.

Er kehrte sich ab und tat ganz so, als interessierte er sich für die Auslagen. Man muß sich vorstellen: Äpfel und Birnen, genauso wie andere Seltenheiten, wurden meist einzeln präsentiert und einzeln getauscht, nicht etwa in Pfund oder Kilo...

Luxusgüter für die unterste Klasse der Menschheit auf Erden, denen ansonsten nur ein äußerst knapp bemessener Wohnraum und die täglichen Nahrungsmittelkonzentrate zur Verfügung standen.

Unschlüssig stand ich neben ihm. Er hatte mir befohlen, ihn zum Schutz zu begleiten. Als DON durfte er das. Also mußte ich bei ihm bleiben.

Wenigstens redete er jetzt nicht mehr, und ich hatte Gelegenheit, kurz meinen schwermütigen Gedanken nachzuhängen. WAS HATTE ER MIT MIR VOR?

Die MAFIA war die Macht, die uns alle führte und verband. Ein Name, der sich aus der »Vorzeit« in die Gegenwart herübergerettet hatte, nachdem im Jahre Null mit Aufstieg und Niederlage von John Willard endgültig das neue Zeitalter begonnen hatte - für alle Zeiten zementiert.

Endgültig das Zeitalter der STERNENVÖGTE!

Denn sie waren die ERSTE MACHT im Universum.

Die zweite Macht war die Staatsgewalt, repräsentiert durch die PLANETENVÖGTE.

Die Staatsgewalt führte die fünf Milliarden Privilegierten und wurde maßgeblich von ihren gewählten Vertretern bestimmt.

Wir UNTEREN bekamen diese Macht nur mehr oder weniger indirekt durch die Macht der Automaten zu spüren, die uns wie Stallvieh (um einen längst verblichenen Ausdruck zu benutzen) hüteten und abfütterten.

Aber wo immer Menschen sind, suchen sie sich ihre eigenen Herren, denn der Mensch ist offensichtlich so eine Art »soziales Tier«, das seine Rangordnung innerhalb einer überschaubaren Gesellschaft braucht. Die meisten Menschen jedenfalls - gemäß meiner persönlichen Erfahrungen.

Und so hatte die SUBordnung der MAFIA entstehen können.

Die DRITTE MACHT in dieser KLOAKENWELT!

2. Kapitel

Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke empor.

Natürlich befand sich der Markt nicht unter freiem Himmel. Ich folgte dem symmetrischen Muster der Beleuchtungskörper, die dort oben, in etwa zehn Metern Höhe, installiert waren. Versammlungsplätze wie dieser hier waren immer relativ großzügig gebaut.

Normalerweise befanden sich zwischen den Beleuchtungskörpern die Überwachungsaugen der Automaten, aber hier fehlten sie. Die Menschen meiner Straße glaubten, beim Bau sei die Überwachungsanlage an dieser Stelle durch einen Planungsfehler weggeblieben.

Ich wußte es längst besser. Ich war ja nicht umsonst HERR DER STRAßE geworden.

Ich wußte durch meine Stellung innerhalb der MAFIA definitiv, daß solche Plätze nicht nur hier, sondern in praktisch jeder Straße üblich waren. Das Volk sollte das Gefühl »partieller Freiheit« haben.

Und auch die MAFIA selber war durchaus erwünscht, denn sie nahm den Führern und Verantwortlichen der Staatsordnung eine ganze Menge Arbeit ab: Sie ermöglichte, auf ein offizielles Staatsgefüge innerhalb der gigantischen Masse von fünfunddreißig Milliarden sogenannter Untermenschen weitgehend zu verzichten!

Immerhin waren das fast achtmal so viele Menschen wie in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts alter Zeitrechnung auf der ganzen Erde!

Fünfunddreißig Milliarden Menschen wurden von Automaten nur oberflächlich gehütet, wurden regelmäßig abgefüttert. Den Rest besorgte die MAFIA. Sie bestimmte, welche Wohnungen von wem bewohnt wurden. Selbstverständlich wurden die besten Wohnungen von ihren eigenen Leuten besetzt. Sie herrschte und regierte, bestimmte über Leben und Tod innerhalb ihres Machtbereiches, der lediglich von den Automaten recht dürftig begrenzt wurde.

In Wirklichkeit war sie damit ein sehr wirksames Werkzeug des Planetenvogts, der mit seiner Familie unumschränkter Herrscher der Welt war.

Er hatte seine Subvögte aller hundert Klassen strategisch über die Welt verteilt, und sie waren die obersten Führer der MAFIA und stellten auch das Oberhaus der von den fünf Milliarden Privilegierten gewählten Regierung, die ohne sie nicht beschlußfähig war.

Die Macht der Vögte reichte somit bis in den kleinsten Bereich, und so gesehen war selbst ich ein kleines Machträdchen, denn als HERR DER STRAßE sorgte ich nicht nur für meine eigene Vorherrschaft, sondern damit auch für die Vorherrschaft der MAFIA und ihrem obersten Führer, dem Planetenvogt.

Gut durchdacht! überlegte ich anerkennend. Ein perfektes System, das immer funktionierte. Jedenfalls hatte es allein über fünfhundert Jahre (gerechnet NACH John Willard) funktioniert - vorher vielleicht schon Jahrtausende? - und es gab nicht die geringsten Anzeichen dafür, daß es jemals anders werden würde.

Ich senkte den Blick. Unter meinen Füßen wußte ich mindestens noch eine weitere Straße. Meine eigene befand sich höchstwahrscheinlich in der Mitte von drei Hauptebenen. Die Wohneinheiten darin bildeten ebenfalls drei Ebenen.

Eine Stadt mit mindestens drei Stockwerken. Mit Straßen, die in Wirklichkeit nichts anderes waren als Teile eines weitverzweigten Tunnelsystems, das in sich wiederum in drei Ebenen unterteilt war.

Doch selbst als HERR DER STRAßE durfte ich meinen Bereich nicht verlassen. Es gab strenge Automatenkontrollen. Überwechseln von einer Straße zur anderen - ob nun vertikal oder horizontal - durften höchsten DONS und deren Vorgesetzte. Außerdem direkte Untergebene von ihnen, sofern triftige Gründe für eine entsprechende Sondergenehmigung gesorgt hatten.

Gerade die Tatsache, daß die Stellung der DONS von den Automaten somit praktisch anerkannt wurde, war eigentlich der beste Beweis dafür, daß die MAFIA sozusagen im offiziellen Auftrag handelte!

Die Menschen der Straßen erkannten das nur deshalb nicht, weil sie es nicht erkennen sollten - und wollten!

Ich seufzte unwillkürlich.

Der gravierende Nachteil also, wenn man Mafioso war wie ich: Man konnte niemals zu den Privilegierten der obersten Ebene gehören, denn die oberste Ebene wurde ausschließlich von diesen bewohnt.

Das mußte man sich einmal vor Augen führen: Fünf Milliarden privilegierte Menschen durften jeden Tag die Sonne sehen - und fünfunddreißig Milliarden drängten sich zu ihren Füßen, Tag und Nacht beleuchtet von künstlichen Beleuchtungskörpern, die nur in den Wohneinheiten abgeschaltet werden konnten. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, ob man nun in einer Straße der zweiten oder untersten Ebene war. Die meisten erfuhren die Wahrheit sowieso nie, sondern glaubten fest, daß die GANZE Welt gerade das war, was sie ihr Leben lang zu Gesicht bekamen. Den Gegenbeweis dafür hatten eigentlich nur die DONS, die sich freier bewegen durften, und die hüteten sich, die Wahrheit allzu publik werden zu lassen.

Kopfschüttelnd schaute ich mich um.

Ein Gefängnis für Lebenslängliche, mehr nicht.

Auch der Markt, obwohl der in der übergroßen »Zelle« für rund fünftausend Menschen, die ihren Lebensbereich »Straße« nannten... obwohl dieser gewissermaßen der Kontakthof war - im besten Sinne des Wortes.

Er hatte einen Durchmesser von vielleicht vierzig Metern auf der schmalen Seite und fünfzig Metern auf der breiten. An seinen Enden mündeten die beiden Straßenteile, denn der Markt war zentral gelegen.

Die Straßenteile waren praktisch Sackgassen. An ihren Enden war die strenge Überwachung, wenn man beabsichtigte, zu einer anderen Straße überzuwechseln. Nur an einem der beiden Straßenenden war indes die Ausgabestelle für die Nahrungsmittelkonzentrate. Sie wurde naturgemäß ununterbrochen belagert, denn die fünftausend Menschen in den drei Subebenen der Straße wollten ja versorgt werden - und das ging eben nur rund um die Uhr bei einer einzigen Ausgabestelle.

Ich war ihr Herr. Früher hätte man dazu wohl Bürgermeister gesagt. Aber ich war nicht von ihnen gewählt worden - etwa nach altmodischem demokratischem Prinzip -, sondern hatte mich selber in dieses Amt erhoben. Mit meinem Messer und mit meinen Fäusten. Ich war derjenige unter ihnen, den sie am meisten respektierten, und ich mußte ständig auf der Hut sein, mein Amt zu behaupten. Mordversuch oder gar Mord an meiner Person (falls ungenehmigt) würde von der Organisation zwar streng geahndet werden - bloß, was hatte ich nachträglich davon, wenn es mich nicht mehr gab?

Ich mußte selber auf der Hut sein, ständig, Tag und Nacht, und ich mußte außerdem auch noch mit von der MAFIA genehmigten Herausforderern rechnen - die ebenfalls scharf auf mein Amt waren.

Schließlich war ich einst genauso ins Amt gekommen, und als ich meinen Vorgänger tötete, war das vorher genehmigt gewesen und zog deshalb keineswegs die Blutrache der MAFIA nach sich, sondern ich wurde genauso akzeptiert wie vorher er - und wie irgendwann auch mein eigener Nachfolger...

Ich hatte schon viel zu viele blutige Kämpfe hinter mir, und längst war in mir der Entschluß gereift, irgendwann höherzusteigen.

Vater hatte mir jetzt sogar angedeutet, daß es unmittelbar bevorstand.

Eigentlich hätte ich mich darüber freuen müssen, aber ich hatte einen imaginären Kloß im Hals stecken.

Aufstieg zu den direkten Untergebenen des DON?

Mein verfluchtes Pech, daß mein verhaßter Vater dieser DON war - ausgerechnet! Und daß er mich als Konkurrenten tödlich fürchtete...

3. Kapitel

An einem Ende des Marktplatzes entstand auf einmal wilder Tumult.

Etwas schien die Menschen dort in Angst und Schrecken zu versetzen.

Ich war HERR DER STRAßE und mußte als solcher über alles im Bilde sein, was in meinem Herrschaftsbereich geschah. Deshalb setzte ich mich sofort in Marsch, um nach dem Rechten zu sehen.

»Hiergeblieben!« befahl Vater mit schneidender Stimme.

Er war kreidebleich. Auf seiner Stirn perlte Schweiß.

Ich gehorchte unwillkürlich. Es blieb mir ja auch nichts anderes übrig.

Und da dämmerte mir auf einmal, daß die Vorkommnisse dort drüben irgendwie mit dem Feuer in Verbindung standen, das ich in seinen Augen entdeckt hatte...

Ein Schrei des Entsetzens: »Der STERNENVOGT!«

Ich erstarrte. Zwar wußte ich kaum etwas von der Welt außerhalb meiner Straße, aber allein das Wort STERNENVOGT... ER bei uns - höchstpersönlich?

Niemand hatte jemals einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Es gab nicht einmal Bilder. Man sah immer nur ein Symbol, wenn es sich um sie handelte - beispielsweise in einer der zahlreichen Unterhaltungssendungen.

Aber jeder hatte gelernt: Sie waren die Mächtigsten überhaupt, weil sie das Universum regierten, und sie waren außerdem - unsterblich!

Superwesen, absolut gottgleich - falls sie nicht längst selber Götter geworden waren. Es gab nur wenige, und niemand wußte die genaue Zahl. Allerdings war sie so gering, daß sich die wenigen Sternenvögte in der Weite des Universums gegenseitig niemals ins Gehege kommen konnten.

Und jetzt war einer von ihnen - hier?

Wirklich hier?

Kein Wunder, daß ich erstarrt war - und es blieb, bis sich unvermittelt eine Lücke bildete.

In dieser Lücke zeigte sich inmitten fliehender Menschen ein krokodilähnliches Gebilde, das Maul halb aufgeklappt. Es schwebte über dem Boden.

Aber es war kein Lebewesen, wie ich sogleich erkannte, sondern bestand aus Metall und Edelsteinen, verbreitete mit seinem Anblick allein schon Angst und Schrecken und trug auf seinem Rücken eine reichverzierte, thronartige Sitzgelegenheit.

Eine Schwebesänfte! durchfuhr es mich.

Ich wagte es kaum, meinen Blick zu heben, um denjenigen zu betrachten, der in diesem Thron saß:

DER STERNENVOGT!!!

Und dann tat ich es doch, blickte ihm scheinbar furchtlos entgegen, obwohl mein ganzer Körper vibrierte und ich einer Ohnmacht nahe war.

Ein junger, sehr muskulöser GOTT, mit halbentblößtem Oberkörper, in der Pose des Unbesiegbaren. Sein Körper schien aus sich heraus zu glühen. Ein goldener Schein, der seine Erscheinung irgendwie unwirklich machte.

Ich wußte es besser: Ein energetischer Schutzschirm.

Jetzt lachte er schallend, bog dabei den Kopf zurück, lachte zur Decke empor, wollte sich gar nicht mehr beruhigen.

Ich sah die Angst, das Entsetzen, das sich auf den Gesichtern der Menschen abzeichnete.

Da erst entdeckte ich die Peitsche in seiner Rechten.

Sie war eigentlich mehr ein trügerisch unscheinbarer Griff, aus dem sich etwas schlängelte, glitzernd, nicht gegenständlich, sondern rein energetisch. Es war dünn wie ein Federstrich und schnellte vor.

Geschickt bewegte der Sternenvogt den Strich. Er ließ ihn peitschen.

Er ließ ihn auf die Rücken von Menschen niedersausen.

Aber was ihm Vergnügen bereitete, hatte auf die Getroffenen eine verheerende Wirkung: Die Peitsche fuhr in ihre Körper, ließ sie wild zucken, erzeugte in ihnen unsagbare Pein.

Die Schwebesänfte würde auch an mir vorbeikommen, falls ich nicht auswich.

Zwangsläufig.

Ich schaute mich nach meinem Vater um. Er zog sich rückwärts in Deckung.

»Du hast es im voraus gewußt!« klagte ich ihn an. »Du hast gewußt, daß er kommt, und hast rechtzeitig dafür gesorgt, daß wir zur Stelle sind, daß es zu dieser Begegnung kommt. Du Saukerl!«

Ja, er hatte mich hereingelegt. Jetzt war alles ganz klar. Deshalb sein Erbleichen, noch bevor jemand überhaupt das Wort STERNENVOGT gesagt hatte. Als DON war er rechtzeitig im Bilde gewesen, daß der Sternenvogt uns einen Besuch abstatten wollte. Denn als DON hatte er bestens funktionierende Nachrichtenkanäle.

Jeder Privilegierte durfte jederzeit jede Straße besuchen. So lange und so oft er wollte. Manchmal kamen sie in regelrechten Horden, beispielsweise um Mädchen zu vergewaltigen. Zuweilen ließen sie dabei auch ihr Leben. Dann wurden sie ausgeplündert, und es waren fünfzig von uns »Untermenschen« als Zeugen nötig, eine solche Begegnung als Unfall aussehen zu lassen.

Aber noch niemals zuvor war auch nur einer der Untervögte bei uns gewesen, geschweige denn ein echter STERNENVOGT!

»Zufall!« schrie Vater voller Panik.

Vor wem hatte er mehr Angst: vor mir oder vor dem Vogt?

Und wenn vor dem: Schließlich war er doch überhaupt nicht gefährdet, weil er kneifen durfte, ohne sein Gesicht zu verlieren: Immerhin hatte er mich bei sich, um ihn abzuschirmen.

Ja, ein DON durfte in diesem Sinne feige sein - aber niemals der HERR DER STRAßE.

Sonst verlor er für immer sein Gesicht und war erledigt.

»Zufall!« schrie er abermals. »Verstehst du?« Jetzt kicherte er irre. »Ein verdammter Zufall, daß er hierherkommt - und die Chance meines Lebens, dich für immer loszuwerden!« Aus dem Kichern wurde ein kreischendes Gelächter.

»Du entkommst mir nicht!« brüllte ich ihm nach, als er gemeinsam mit den Umstehenden floh.

Aber es klang nicht sehr überzeugend.

Langsam wandte ich mich dem Sternenvogt zu.

Er war bereits aufmerksam geworden.

Nein, dieser Teufel war nicht aus Neugierde oder gar Freundschaftlichkeit da. Sonst hätte er die Energiepeitsche nicht gebraucht. Er war da, um sich auf Kosten anderer zu amüsieren. Er freute sich, wenn andere vor Schmerzen schrieen. Er war ein perverser Sadist.

Ich ballte die Hände zu Fäusten.

Er ließ die Sänfte langsamer schweben, ließ nur noch ein paarmal seine Energiepeitsche aufzucken, aber da war niemand mehr, den er treffen konnte, weshalb er sein ganzes Augenmerk mir zuwenden konnte.

Ein diabolisches Lächeln stand in seinem Gesicht. Die Fliehenden verhielten außer Reichweite seiner Energiepeitsche. Sie ahnten, daß jetzt nur noch einer gefährdet war: ich!

Sie gafften in atemloser Spannung.

Ich war verloren; selbst wenn ich jetzt ebenfalls davongerannt wäre, hatte ich mein Leben verwirkt: Entweder ich wurde vom Sternenvogt zu dessen Vergnügen grausam zu Tode gequält - oder als feiger HERR DER STRAßE bei der Flucht von der Meute in Stücke gerissen, denn da war niemand, der den HERRN DER STRAßE nicht aus ganzem Herzen fürchtete und deshalb haßte...

4. Kapitel

Nein, ich hatte wahrhaftig keine Chance mehr, und doch ergab ich mich nicht in mein Schicksal.

Ganz im Gegenteil: Jetzt lächelte ich, kreuzte großspurig die Arme vor der Brust, spreizte leicht die Beine und verbeugte mich knapp.

»Willkommen in meiner Straße, STERNENVOGT!«

»DEINE Straße?« fragte er spöttisch.

»Ich bin der HERR DER STRAßE!« erklärte ich freundlich, »und von daher gesehen - ja, es ist MEINE Straße!«

»ERLAUCHTER heißt das!«

»Gewiß, ERLAUCHTER!« Ich dehnte es übertrieben und verbeugte mich abermals - diesmal ein wenig tiefer als beim ersten Mal.

Er lachte schadenfroh.

Dennoch entflammte in mir eine wilde Hoffnung: Vielleicht hatte sich mein schurkischer Vater sogar geirrt? Vielleicht kam ich mit dem Leben doch noch davon?

Oh, wie optimistisch ich auf einmal war...

Ich schwor mir, Vater nicht einfach zu töten, falls ich das hier wirklich überstand, sondern ihn genauso grausam enden zu lassen, wie er es für mich vorgesehen hatte...

Ich wollte mich wieder aus der Verbeugung heraus aufrichten, aber da ließ der Sternenvogt seine Energiepeitsche vorschnellen.

Tief grub sie sich in meinen Körper, ließ ihn zucken, weil das Nervensystem versagte, ließ mich wimmernd und schreiend zu Boden sinken.