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HdW-B 002: Planet der Träumer
Wilfried A. Hary: "Sie träumen das Leben – und den Tod!"
Das »Kollektiv der Träumer« schuf einst eine neue Welt, doch ihr Traum geriet zum Alptraum, entglitt ihnen mehr und mehr. So schicken sie den SUCHER aus, um wieder Macht darüber zu bekommen. Er kennt das wahre Motiv seiner Odyssee nicht, um unvoreingenommen sein zu können. Für ihn ist die wahnsinnige Hölle schrecklicher Visionen tödliche Wirklichkeit.
Er heißt Bereter...
Und in diesem entscheidenden Moment setzt der STERNENVOGT, der HERR DER WELTEN, seinen Diener John Willard ein - als Bereter. Alles ist von langer Hand vorbereitet. Der glatte Tausch gelingt ihm mit Hilfe der überlegenen Technik seines Schiffes.
Denn er ist ja nicht umsonst der HERR DER WELTEN.
Und obwohl John Willard alle Erinnerungen des echten Bereter übernimmt, darf er nicht einmal ahnen, dass er nicht der echte Bereter ist: Um nicht das Misstrauen des »Kollektives der Träumer« zu wecken!
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Dieses Buch basiert auf der gleichnamigen Heftserie – Band 4 bis 6!
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Titelbild: Gerhard Börnsen
Coverhintergrund: Anistasus.
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eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!
HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie (Schwesterserie von Gaarson-Gate!), wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2015
Planet der Träumer
"Sie träumen das Leben – und den Tod!"
Wilfried A. Hary
ISSN 1614-3302
Copyright 2004 by HARY-PRODUCTION
Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken
Telefon: 06332 48 11 50 * Fax: 01805 060 343 768 39
www.HaryPro.de
eMail: [email protected]
Dieses Buch basiert auf den Bänden 4 bis 6 der gleichnamigen Serie!
Sämtliche Rechte vorbehalten!
Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von
HARY-PRODUCTION!
Lektorat. David Geiger
Copyright Titelbild: Gerhard Börnsen,
Steinruther Str. 13, D-58093 Hagen
Das »Kollektiv der Träumer« schuf einst eine neue Welt, doch ihr Traum geriet zum Alptraum, entglitt ihnen mehr und mehr. So schicken sie den SUCHER aus, um wieder Macht darüber zu bekommen. Er kennt das wahre Motiv seiner Odyssee nicht, um unvoreingenommen sein zu können. Für ihn ist die wahnsinnige Hölle schrecklicher Visionen tödliche Wirklichkeit.
Er heißt Bereter...
Und in diesem entscheidenden Moment setzt der STERNENVOGT, der HERR DER WELTEN, seinen Diener John Willard ein - als Bereter. Alles ist von langer Hand vorbereitet. Der glatte Tausch gelingt ihm mit Hilfe der überlegenen Technik seines Schiffes.
Denn er ist ja nicht umsonst der HERR DER WELTEN.
Und obwohl John Willard alle Erinnerungen des echten Bereter übernimmt, darf er nicht einmal ahnen, dass er nicht der echte Bereter ist: Um nicht das Misstrauen des »Kollektives der Träumer« zu wecken!
Seine Aufgabe ist indessen weitergehend als die Aufgabe des »echten« Bereter: Rettung vom PLANET DER TRÄUMER und Rückführung in die WIRKLICHKEIT! Damit dieser Planet in Zukunft wieder eine Chance haben wird, Mitglied der Sternengemeinschaft und somit Mitglied innerhalb der interstellaren Handelspartner zu werden.
Aber noch etwas ist vom STERNENVOGT gut vorbereitet: Diesmal geht John Willard als Bereter nicht ganz allein in den Kampf. Er hat einen starken Partner, denn der Sternenvogt tauscht unbemerkt eine weitere Figur aus.
Ihre Begegnung erfolgt wie zufällig. Das »Kollektiv der Träumer« darf niemals misstrauisch werden, um die Mission nicht zu gefährden.
Der Partner heißt deshalb nicht umsonst genauso wie derjenige, gegen den er ausgetauscht ist, nämlich...
» B R O N «
Der Traum.
Dieses innige Erleben.
Dieses übermächtige Empfinden.
Diese vollkommene Einheit -
MIT ALLEM...
Und dann - das Erwachen,
das einen aus dem Traum verstößt.
Die erschreckende Leere,
wenn nichts mehr davon bleibt.
Man kann und will es nicht begreifen.
Aber man beginnt bereits zu... vergessen.
Die Gedanken an das Leben füllen die Leere auf.
Lange noch klingt eine geheime Sehnsucht nach...
Doch gleich einem Traum,
so spürbar und nah,
so tief in uns selbst,
beherrschend die Sinne,
das Denken,
das Fühlen,
das Erleben
- und fliehend beim Erwachen
in das Nichts des Vergessens:
»DER PLANET DER TRÄUMER!«
(Bereter, alias John Willard)
*
Ich wurde schon misstrauisch, als mich der STERNENVOGT vom Bildschirm herab anlächelte. Dabei bleckte er nämlich die Zähne wie ein Raubtier, das ein willkommenes Opfer entdeckt hatte.
»Äh, verzeih, dass ich dich so lange habe warten lassen - da draußen in der Einsamkeit des Weltraums, gewissermaßen ausgesetzt. Hoffentlich ist es dir in der Zwischenzeit nicht langweilig geworden? Aber ich hatte wichtige Gründe, so zu handeln. Äh, ja, du kannst jetzt kommen, John Willard. Ich habe gewissermaßen eine mehrfache Überraschung für dich parat. Obwohl alle Überraschungen sich um ein einziges Objekt drehen.«
Der Tropfen, wie ich das Beiboot wegen seiner Form nannte, wurde vom Computer des Schiffes übernommen. Er war für die letzten Wochen mein enges Zuhause gewesen. So lange hatte mich der STERNENVOGT, mein Herr und Meister, warten lassen. Aus welchem Grund?
Ich brauchte nichts zu tun, als weiter abzuwarten. Alles ging vollautomatisch. Der Tropfen landete sicher im Hangar des Schiffes. Der Ausgang öffnete sich selbsttätig.
Ich stand auf, zupfte unnötigerweise an meinem leichten Bordanzug herum, als würde er schlecht sitzen und trat hinaus.
Der Sternenvogt stand im Durchgang. Aber er war nicht allein.
»Die Überraschung!« sagte er lächelnd und deutete auf den Mann an seiner Seite:
S e i n n e u e r D i e n e r ! dachte ich bestürzt und hatte dabei ein Gefühl, als würde sich der Boden unter meinen Füßen öffnen.
*
»Schnuckelig!« kommentierte ich respektlos. Aber ich sagte es nicht zum Erhabenen, also brauchte ich nicht auf seinen Titel oder so Rücksicht zu nehmen. Ich sagte es zu meinem Rivalen direkt.
Der lächelte genauso wie mein Herr.
Es warnte mich.
Ich betrachtete den Burschen. Er war ein wenig größer noch als ich, ein wenig breiter sogar und vor allem muskulöser. Er hatte die perfekte Symmetrie der Gliedmaßen und der Muskulatur überhaupt. Kein Gramm Fett zuviel am Körper. Sein Oberkörper war nackt und - prächtig, überaus prächtig! Da kam ich nicht mit. Massive Brustmuskeln. Er ließ sie mir zu Ehren kurz spielen. Er beherrschte sie so, dass er einzelne Muskelfasern anscheinend willkürlich bewegen konnte. Eindrucksvoll und - vor allem bedrohlich. Wie Klaviersaiten, auf und ab...
Die Bauchmuskeln waren hart und geformt wie das sprichwörtliche Waschbrett.
Die Schultern waren wie aus goldfarbenem Marmor gemeißelt.
Perfekter hätte sie auch das größte Künstlergenie nicht hinbekommen.
Ich betrachtete die Arme. Die Oberarme schienen einmal ursprünglich als Oberschenkel geplant gewesen zu sein. So dick waren sie jedenfalls. Aber sie störten die Harmonie der Gesamterscheinung keineswegs. Sie passten vollkommen ins Bild.
Wenn dieser Kerl mich zu fassen kriegte, riss er mir Arme und Beine aus wie einem Brathähnchen...
Am wichtigsten für mich war allerdings die Frage: War der Kerl bewaffnet?
»Willkommen!« sagte er salbungsvoll. Oh, diese volltönende Stimme. Wer hatte die denn gestimmt?
»Schon gut, du kannst ja nichts dafür!« sagte ich beklommen.
Der Sternenvogt runzelte die Stirn. »He, du scheinst dich ja gar nicht zu freuen!?«
»Doch, Erhabener, mit Verlaub gesagt, aber es gelingt mir leider nicht, es mir auch anmerken zu lassen.«
»Du bist ein Lügner und Spötter, Willard. So kenne ich dich gar nicht. Begrüße endlich meinen neuen Diener, wie es sich gehört!«
»Wie Sie wünschen, Erhabener!«
Ich setzte mich in Marsch und ging auf dieses Prachtexemplar von einem Menschen zu. Unbewaffnet! hämmerte es hinter meinen Schläfen. Du aber doch auch, John!
Mein Gesicht war eine starre Maske. Das konnte ich nicht verhindern. Ich sah den Sternenvogt überhaupt nicht mehr, sondern nur noch seinen neuen Diener.
Der neue Diener!
Verdammte Ironie. Nein, so schnell lasse ich mich nicht abservieren. Ich weiß nicht, was sich dein erhabener Kopf da ausgedacht hat, aber John Willard schaut nicht tatenlos zu. Er gibt niemals auf. Es sei denn, wenn er tot ist!
Dem Burschen war es nicht entgangen, dass ich ihn nicht sonderlich mochte und er konnte sich gewiss denken, dass ich mich nicht auf den Weg zu ihm gemacht hatte, um ihm herzlich für seinen neuen Job zu gratulieren.
Du oder ich! dachte ich zu allem entschlossen - und griff an: Ich riss mein rechtes Bein blitzschnell hoch und täuschte somit einen Tritt vor, auf den der Bronzene auch prompt reagierte: Er machte eine entsprechende Abwehrbewegung. Das hieß, er riss die Arme hoch.
Dank des Täuschungsmanövers hatte ich genügend Schwung, auch das linke Bein vom Boden zu lösen. Ich flog unter der Deckung des Gegners hindurch und trat mit aller Kraft zu.
Mein Fuß traf den Unterleib des Bronzenen. Für einen normal gewachsenen Mann wäre der Tritt zwar nicht tödlich gewesen, aber er wäre vorübergehend kampfunfähig geworden.
Mein Gegner jedoch klappte lediglich zusammen und prallte mit einem dumpfen Laut gegen die Wand des Hangars.
Ich landete auf allen vieren am Boden und wirbelte herum.
Natürlich nach links, denn erfahrungsgemäß erwarteten die meisten Gegner, dass man sich nach rechts, über den rechten Arm also, abrollte.
Der Bronzene lachte belustigt.
Ja: BELUSTIGT!
Er trat nach mir, verfehlte mich allerdings.
Wieder lachte er.
Es klang nicht etwa hämisch, auch nicht brutal. Nein, er amüsierte sich einfach nur über mein Tun!
Und dann stürzte er sich auf mich.
Sein Pech, dass ich dort nicht mehr war, wo er sich hinwandte, denn ich entzog mich ihm rechtzeitig, landete auf den Beinen und sprang ihm mit beiden Füßen gleichzeitig in die Nieren.
Wieder dieser dumpfe Laut.
Er lag am Boden, drehte sich auf den Rücken.
Kurz spiegelte sein Gesicht Schmerz wieder.
Wenigstens lachte er nicht mehr über mich!
»Aufhören!« befahl der Sternenvogt.
Aber es war zu spät, ihm zu gehorchen: Wir waren Todfeinde. Der Sternenvogt hatte einen neuen Diener, weil er mich abgeschrieben hatte. Es war also eine Frage meines Überlebens, keine Frage eventueller Sympathien oder Antipathien. Ob der Bursche nun seinerseits gut auf mich zu sprechen war oder nicht, auch das interessierte überhaupt nicht. Allein seine Existenz nämlich bedeutete praktisch meinen Tod.
Und ich wollte keineswegs sterben, denn ich hatte noch eine Menge Pläne...
Ich wollte leben und sah darin einen besonderen Sinn. Nicht nur für mich selber, sondern gewissermaßen für das ganze Universum.
Ich war der Diener des mächtigsten Mannes des gesamten Universums und ich war fest überzeugt davon, dass das gnädige Schicksal mir damit eine Rolle verschafft hatte, in der ich nützlich sein konnte wie noch niemals ein Mensch zuvor in der gesamten Menschheitsgeschichte. Denn ich war John Willard. Ich war nicht der Revolutionär der Gewalt, sondern ich sah mich als ein Revolutionär der Vernunft: Ich revolutionierte die universale Ordnung sozusagen von oben!
Ja, so sah ich mich selber. Und in dieser Rolle wollte ich die einzige Existenz auslöschen, die mir im Moment im wahrsten Sinne des Wortes im Weg stand: den Bronzenen!
Ich tänzelte um ihn herum.
»John Willard, hörst du nicht?« rief der Vogt.
Nein, ich hörte nicht!
Der Bronzene riss die Beine hoch, stemmte sich allein mit den Schultern hoch, flog empor und landete auf den Füßen. Eine wahrhaft gekonnte »Kippe«. Aber er blieb nicht stehen wie ein Klotz, sondern duckte sich und wirbelte herum.
Mein Glück, dass ich nicht sofort angegriffen hatte.
Ich schnellte vor, ließ die Fäuste fliegen.
Damit hatte ich nicht treffen wollen. Es ist nämlich immer wichtig, den Gegner aus der Reserve zu locken. Das uralte Sprichwort, dass Angriff die beste Verteidigung sei, war nichts weiter als grober Unfug. Zumindest in einem Zweikampf Mann gegen Mann. Man muss nämlich jeden Angriff in die eigene Verteidigung einbauen. Dafür muss er natürlich erst einmal erfolgen...
Wie beim Bronzenen: Der reagierte auf meinen Scheinangriff. Dadurch war sein Unterleib ungeschützt. Nun schon zum zweiten Mal.
Ich trat ohne Zögern zu, tänzelte blitzschnell zur Seite.
Er vollführte den Gegenangriff, auf den ich so sehr gewartet hatte: Eine Folge von Schlägen und Tritten, die mich rückwärts trieben, ohne mich jedoch zu treffen.
Ich sah dies alles wie in Zeitlupe. Ich erkannte den Bewegungsablauf, analysierte ihn und wusste genau, dass er mich an der Hangarwand fixieren wollte. Ich wusste nur noch nicht, mit welchem Schlag er mich dort fertig machen wollte.
Bis es soweit war.
Es gibt physikalische Grundvoraussetzungen. Bei jedem Schlag musste der Körper entsprechend ausbalanciert werden. Strebte man einem Höhepunkt zu, dann musste darin alle Kraft münden. Das ging aber nur, wenn man die Balance sozusagen ausschaukelte. Wer einen Blick dafür besaß, konnte allein an der Körperhaltung erkennen, mit was zu rechnen war - bis in die kleinsten Nuancen sogar!
Er leitete mit einem Tritt ein. Ich wich nicht aus, sondern ließ den Tritt an meinem Körper enden. Er berührte nämlich nur flüchtig meine Haut, obwohl es für einen Laien ausgesehen hätte, als wollte er mich so voll treffen.
Aber es gehörte nur zum Bewegungsablauf, der einem völlig anderen Höhepunkt zustrebte. Deshalb zog er sein Bein rechtzeitig an und hatte nun den entscheidenden Schwung für den tödlichen Schlag:
Er wollte mich am Hals treffen. Das war mir jetzt klar.
Das hätte mich auf der Stelle getötet.
Es war egal, ob ich jetzt nach links oder rechts auszuweichen versuchte, denn er legte alle Kraft in diesen einen Schlag und hatte dabei noch die Linke in Reserve, um zuzupacken und mich festzuhalten.
Seine Reflexe waren bestens. Er würde meinen Hals so oder so finden. Wenn nicht mit der rechten Faust, dann mit der zupackenden Linken. Und dann würde er den Bewegungsablauf entsprechend korrigieren.
Und selbst wenn ich so lange wartete, bis der Bewegungsablauf nicht mehr korrigiert werden konnte, würde er sich zwar die eigene Faust an der Hangarwand zerschmettern, aber mit der unverletzten Linken würde er mit einem einzigen Griff meinen Kehlkopf zerquetschen.
Mein Ende würde nur um Sekundenbruchteile verschoben sein. Mehr würde nicht dabei herauskommen.
Und dennoch gab es eine winzige Chance für mich und genau diese erkannte der Bronzene bei all seiner Überlegenheit einen Sekundenbruchteil zu spät.
Er sah zwar, dass sich mein Körper im entscheidenden Moment spannte, aber er konnte nichts mehr tun, weil der eigene Schlag ihn vorwärts trieb:
Ich riss beide Beine hoch, zog sie gleichzeitig an die Brust.
Mein eigenes Körpergewicht zog mich an der Wand herunter. Nicht sehr tief, denn das Ganze verlief so schnell, dass meine Füße schon an dem bronzenen Hals waren, ehe ich so tief gerutscht war, um seinem Schlag auszuweichen.
Aber das brauchte ich auch gar nicht mehr - auszuweichen! Schließlich waren meine Füße an seinem Hals und ich trat gleichzeitig mit aller Kraft zu.
Sein eigener Körperschwung verstärkte enorm die Wirkung: Ich sah, wie sein Kopf in den Nacken flog. Das konnte er nicht verhindern. Ich hörte das hässliche Krachen, als sein Genick brach.
Aber der Schwung trieb ihn weiter gegen mich.
Seine tödliche Faust wurde nach oben abgelenkt - weit genug, um mich zu verfehlen und an der Hangarwand zu zerschmettern.
Seine übermenschliche Kraft und der Schwung des Schlages reichten allerdings aus, um die Kraft meiner Oberschenkelmuskulatur spielend zu überwinden und mir beide Beine und mehrere Rippen zu brechen.
Ein bisschen mehr noch und es wäre ihm gelungen, noch im Tode mich zu zermalmen.
Ich spürte den grausamen Schmerz und fiel kraftlos zu Boden. Eine gnädige Bewusstlosigkeit ließ mich das Weitere nicht mehr miterleben...
Ich kam zu mir und war schmerzfrei.
Wie durch ein Wunder!
Mein erster Gedanke war dennoch: Ein ungleicher Kampf zwar, aber ich habe ihn gewonnen!
»Du verdammter Narr, du!« schimpfte jemand am meiner Seite.
Ich wandte den Kopf.
Der Sternenvogt stand neben meiner Liege. Er war außer sich vor Zorn.
»Und nicht nur ein Narr, John Willard, sondern der geborene Ungehorsam! Ich hatte befohlen, aufzuhören. Hast du das denn nicht gehört?«
»Mit Verlaub, Erhabener, mir war nicht nach kämpfen zumute, weil mir nie danach ist. Aber mir war nach überleben... Denn das ist es mir - immer!«
»Du unverschämter...«, stotterte der Sternenvogt verdattert.
Ich kontrollierte automatisch meine Glieder. Alles wieder in Ordnung. Die Medoeinheit hatte das Wunder vollbracht, aber auch sie schaffte es schließlich nicht, Tote zum Leben zu erwecken...
Eigentlich schade um dich, Bronzener. Aber mir blieb leider keine andere Wahl. Würdest du noch leben - du müsstest es einsehen...
Ich schwang mich empor und ließ die Beine von der Liege baumeln.
Der Sternenvogt schnappte nach Luft und dann war er auf einmal ganz ruhig. Ich dachte daran, dass er solche Gefühle willkürlich erzeugte. Erfahrungsgemäß fiel es ihm anschließend schwer, sie zu zügeln. Aber diesmal gelang es ihm in bewundernswerter Weise.
Wieso?
Er betrachtete mich ruhig.
»Dann hast du also tatsächlich geglaubt, ich hätte absichtlich diese Situation heraufbeschworen? Wie kann ein Mann wie du, mit deiner Intelligenz und deiner Begabung... Wie kann ein Mann wie du solche Irrtümer begehen? Ein Philosoph sagte einmal: >Die Dummheit ist eine Störung, die jeden einmal befällt. Sie ist kein Privileg wie das Genie, weil das Genie eben nur Genies befällt, die Dummheit aber niemals nur auf die Dummen beschränkt bleibt. Darum hüte dich vor einem Anfall von Dummheit. Bleibe selbstkritisch, vor allem, wenn du etwa glaubst, immun zu sein, denn die Dummheit bleibt, wenn man zu dumm ist, sie zu bemerken. Sie kommt ohne jegliche Vorwarnung über jeden!<«
Ich kannte dieses ironische Philosophenwort. Der Philosoph selber hatte sich nicht einmal davon ausgeschlossen.
Dummheit?
War ICH etwa damit gemeint?
»Jede Existenz, die meine Existenz überflüssig macht, muss beseitigt werden, Erhabener!« verteidigte ich mich. »Das ist doch nur logisch!«
Er lachte hell.
»Selbst wenn diese Existenz unter meinem Schutz steht?«
Diese Antwort musste ich ihm schuldig bleiben.
Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und beugte sich leicht vor.
»Ich hatte von mehreren Überraschungen gesprochen, dir zugedacht, John Willard. Und dann hast du selber für eine Überraschung gesorgt. Ehrlich gesagt...«, er wippte auf den Zehenspitzen auf und ab, »...ich hatte mit einer solch heftigen Reaktion eigentlich gar nicht gerechnet. Ein Kampf auf Leben und Tod?« Er schürzte die Lippen. »Den hast du gewonnen, gegen einen Gegner, der dir faktisch überlegen war. Das heißt, wenn man deine und seine körperlichen Fähigkeiten gegeneinander aufrechnet, hast du keinerlei Chancen...«
Worauf wollte er eigentlich hinaus, um alles in der Welt?
Er lächelte nachsichtig.
»Weißt du, John Willard, ich habe die Zeit genutzt. Ich habe deine ganzen Berichte - von allen Einsätzen, die du in meinem Namen gefahren hast... Nun, ich habe sie sorgfältig ausgewertet. Zum Beispiel den von Aaron: ausgewertet und mir daraus ein Testprogramm gefertigt. Dem fügte ich sämtliche Daten von Aaron hinzu, die ich selber herausbekommen habe. Es ließ sich ein künstliches Gesamtbild erstellen, eine regelrechte Testwelt. Gewissermaßen Aaron in künstlich. Und weißt du, was ich damit gemacht habe?«
Ich wollte es wissen und hielt unwillkürlich den Atem an...
»Ich habe den guten Bron damit konfrontiert. Das heißt, ich habe ihm dieselbe Aufgabe gestellt, die du so erfolgreich gelöst hast. Ich schickte ihn sozusagen nach Aaron, damit er dieselbe Mission erfüllt wie du...«
»Ein Versager, Erhabener!« sagte ich im Brustton der Überzeugung.
»Du bist nicht nur sehr von dir eingenommen, John Willard, sondern auch reichlich vorlaut!« tadelte er mich gutmütig. »Zugegeben, es ist nicht zu leugnen: Bron hätte die Aufgabe nicht mit solcher Bravour lösen können. Das hat der Test eindeutig bewiesen. Er hätte einen Krieg ausgelöst. Und dann dein Bericht aus dem Miniuniversum, also vom Sternenmoloch. Ich habe deine Erfahrungen vom ersten Mal - vom ersten Test meine ich - in die Waagschale geworfen und bin sehr gut damit zurechtgekommen, um einen neuen Test zu erstellen. Deshalb habe ich dich auch so lange warten lassen. Testergebnis?«
»Versager, schätze ich, bei allem Respekt, Erhabener!«
»Auch zugegeben. Bron wäre niemals wieder zurückgekehrt. Sicherlich hätte er es geschafft, sich die Creeks nachhaltig zu Feinden zu machen. Bis zu seinem Tode vermutlich, denn auch so ein überragender Kämpfer wie er findet einmal seinen Meister.«
»Was ja nicht mehr zu leugnen ist. Äh, ich bitte untertänigst um Vergebung, Erhabener.«
»Ich weiß: John Willard, der Schelm! Manchmal lache ich sogar gern über deine Scherze, John Willard, aber im Moment ist mir nicht danach. Vielleicht vergeht auch dir das Lachen bald?«
Ich zweifelte nicht daran, denn es war klar, dass er noch eine weitere Überraschung parat hatte - mindestens eine hieß das.
»Ich habe nämlich beide Tests noch einmal durchspielen lassen, bevor ich dich empfing, John Willard. Und zwar habe ich nicht nur Bron auf die Reise geschickt, sondern - euch beide!«
»ZWEI Diener?« entfuhr es mir. Ich war in der Tat böse überrascht.
»Kannst du dir nicht vorstellen, dass ein Sternenvogt auch einmal zwei Diener besitzen könnte?«
»Ehrlich gesagt, nein, Erhabener, denn zwei könnten unmöglich sich als der Sternenvogt ausgeben. Sie könnten also nicht in Eurem Auftrag tätig werden, Erhabener.«
»Es sei denn, der eine ist der Sternenvogt und der andere - spielt halt eben den Diener, nicht wahr?«
Ich schüttelte verwirrt den Kopf.
»Wenn ihr mir eine Frage erlaubt, Erhabener?«
»Nur zu!« Er lächelte erwartungsvoll.
»Wer wäre denn der Herr und wer der Diener gewesen - im Test, meine ich?«
»Im ersten Test dieser Art war Bron der Herr und du der Diener. Im Fall Aaron totales Scheitern. Im Fall Miniuniversum entstand eine Art Unentschieden. Aber die Chancen ohne Bron wären immer noch größer geblieben. Ich ließ die Tests also noch einmal machen. Diesmal warst du der Herr, John Willard. In einem solchen Fall - bei beiden Aufgabenstellungen... Nun, was schätzt du diesmal?«
»Gelingen?« fragte ich vorsichtig und fügte eilig hinzu: »Erhabener!«
»Gewiss, mein Lieber.« Er strahlte über das ganze Gesicht. »Genau so, John Willard. Und das ist sozusagen die Hauptüberraschung, die ich dir zugedacht hatte. Ursprünglich wenigstens. Denn ich habe herausgefunden, dass du als Sternenvogt und Bron als dein gehorsamer Diener ein sehr erfolgreiches Gespann abgeben würdet.«
Ich konnte mich allerdings überhaupt nicht darüber freuen. Ganz im Gegenteil. Nicht etwa, weil der gepriesene Bron sowieso nicht mehr unter den Lebenden weilte... Das focht mich nicht mehr an. Das war ein Stück Vergangenheit, weil man Tote bekanntlich nicht mehr zum Leben erwecken konnte. Ich war auch recht gelassen, was die Reaktion meines Herrn in dieser Sache betraf. Ich glaubte nicht, dass ich mit Bestrafung rechnen musste. Es leuchtete ihm ein, dass ich glauben musste, um mein Leben kämpfen zu müssen. Und ich hatte ihm schließlich bewiesen, dass ich ein besserer Mann war als dieser Bron. Sonst hätte ich nicht gewonnen.
Die Tests hatten das nur noch untermauert.
Das Fehlen jeglicher Freude über den Vorschlag, den der Sternenvogt so großartig fand, hatte andere Gründe. Er nannte sie selbst: »Ja, John Willard, ein gutes Gespann, ihr beide und außerdem hättest du nicht mehr so viele Alleingänge wagen können. Bron wäre immer hübsch an deiner Seite geblieben und hätte mich vertreten. Zwar als Diener, aber in erster Linie als der treue Diener von MIR, versteht sich! Eine Art Wachhund, mein Lieber, denn ich traue dir nicht einmal soweit, wie ich dich sehe - trotz oder vielleicht gerade wegen deiner so hohen Erfolgsquote!«
Er klatschte in die Hände.
Im frühen Altertum hatte man so wohl seine Diener gerufen.
Ich hielt unwillkürlich den Atem an. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten?
Meines Wissens konnte außer ihm und mir niemand mehr an Bord sein...
Die Tür öffnete sich. Jemand betrat die Medostation:
Es war B R O N !
Tatsächlich!
*
Bron begrüßte mich mit einem feindseligen Blick und machte in Richtung Sternenvogt eine untertänige Verbeugung.
»Bron!« stellte der Sternenvogt spöttisch vor - und völlig überflüssig, weil ich ihn sowieso auf Anhieb erkannte. Obwohl es völlig unmöglich erschien...
»Klapp deinen Mund wieder zu, John Willard, ehe du dir die Mandeln erkältest. Wie du siehst, Bron ist keineswegs tot. Und ich kann dir auch erklären wieso.«
»Wieso?« fragte ich dümmlich und schüttelte den Kopf.
»Er ist kein Mensch, wenigstens keiner, wie die Natur ihn hat entstehen lassen. Er ist ein Android, also ein künstlicher Mensch. In ihm stecken alle Erfahrungen und alles Wissen vom Planeten der Ausbildung. Das heißt, was den Diener eines Vogts betrifft. Er ist ein wahres Wunderwerk an körperlichen und geistigen Fähigkeiten.«
»Ich hab's bemerkt!« sagte ich respektlos und betrachtete das unversehrt erscheinende Genick.
»Bron hat viele Vorteile und jeder für sich ist schließlich eine Überraschung für dich, nicht wahr, John Willard? Zählen wir doch mal auf: Er ist hundertprozentig loyal mir gegenüber. Er ist weniger anfällig als ein Mensch, das heißt, man kann ihn eigentlich nicht töten, indem man ihm das Genick bricht, wie du siehst. Außerdem ist er ein idealer Partner für dich in Einsätzen. Er holt dich dort heraus, wo du aus eigener Kraft nicht mehr herauskommen könntest.«
»Ich - ich bin also wirklich nicht mehr ganz allein auf mich gestellt?« Ich zeigte darüber gespielt Freude und sprang von der Liege. Ich lief zu Bron hinüber und reichte ihm die Hand. »Dann bitte ich dich um Vergebung, mein Freund!«
Er zögerte, aber als ihm der Sternenvogt aufmunternd zunickte, ergriff er die dargebotene Hand und schüttelte sie.
»Er ist intelligenter als ein Mensch, einfach besser als ein Mensch, in jeglicher Beziehung, John Willard. Das kannst du mir glauben. Schließlich hat man ihn nach den neuesten Erkenntnissen herangezüchtet. Und selbst das, bis er fertig war, hat sehr lange gedauert. Er ist der beste Diener, den ein Sternenvogt jemals hatte. Und wenn du mich auf einer Mission vertrittst, wirst du heilfroh sein über ihn.«
Ich wandte Bron den Rücken zu und sagte lächelnd: »Ich weiß diese Ehre sehr wohl zu schätzen, Erhabener. Es ist auch gut, dass ich dann einen Zeugen haben werde, wenn ich meine Berichte verfasse, aber es gibt Situationen, da muss man allein sein. Beispielsweise, wenn es um die Liebe geht wie im System Aaron, aber auch wie im Miniuniversum. Wenn Ihr eine Bitte erlaubt: Ich bin selbstverständlich mit allem einverstanden, was einer Mission zum Erfolg verhilft, aber...«
»Aber?« echote der Sternenvogt alarmiert.
»Meine Bitte wäre äußerst bescheiden, Erhabener, gewiss: Wisst ihr, bei der Begegnung mit seinem Sternenvolk stünde es seinem Sternenvogt wirklich sehr schlecht zu Gesicht, wenn er zunächst persönlich kommen würde, während sein Diener im sicheren Schiff verbleibt. Insofern habt ihr vollkommen recht. Anders, wenn er gemeinsam mit Diener erscheint, der wie ein Aufpasser wirkt... Das würde sein Position ebenfalls entscheidend schwächen. Glaubt mir, es wäre in beiden so erfolgreich gelösten Fällen so negativ verlaufen. Andererseits, wenn man zunächst nur den Diener schickt... und wenn der Sternenvogt danach kommt, um nach dem Rechten zu sehen und zurechtzurücken, was falsch geraten ist... Das hätte die Position des Sternenvogts jedes mal gewiss erheblich gestärkt, wie Ihr zugeben müsst, Erhabener!«
Bron knurrte angriffslustig, der Sternenvogt jedoch lachte herzhaft, wie über einen gelungenen Scherz.
Im Moment glaubte er tatsächlich, ich wollte Bron dazu benutzen, die Kastanien aus dem Feuer zu holen, nicht nur für den Vogt, sondern auch für mich. Das war es, was ihn so amüsierte.
Aber er würde sicherlich meiner Bitte Folge leisten, denn die Logik meiner Argumente war einleuchtend - letztlich. Ich würde also nur dann auftreten, wenn es nicht mehr anders ging. Beispielsweise, wenn ich eine Möglichkeit sah für meine ganz persönlichen Pläne, von denen der Sternenvogt niemals auch nur etwas ahnen durfte. So hoffte ich.
Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn ich nicht Bron zusätzlich dazu einsetzen konnte. Möglichst so, dass er es selber niemals bemerkte. Genauso wenig wie der Erhabene. Sonst würde es schlimm enden für mich.
Ich verbeugte mich tief.
Und dann tat mir Bron nachgerade leid. Ich nahm mir ehrlich vor, Freundschaft mit ihm zu schließen. Ja, das wollte ich wirklich. Denn niemand sollte mir nachsagen können, ich sei etwa nachtragend.
Man musste sich mit den Partnern der Revolution halten, auch wenn die selber überhaupt nichts von ihrer eigentlichen Rolle bemerkten.
Und der Sternenvogt war dabei mein Pilot, der mich von einem Brennpunkt zum anderen flog, als der wahrhaft Erhabene, als der er sich dünkte.
Bron war dabei mein Diener und Freund.
Und er würde es so lange bleiben - bis einer von uns nicht mehr am Leben war...
So dachte ich es mir jedenfalls. Aber mein Herr und Meister, der STERNENVOGT, hatte ganz anderes im Sinn. Denn ich kannte noch nicht alle Überraschungen, die er mir zugedacht hatte. Und so kam alles ganz anders...
In den folgenden Tagen gingen Bron und ich uns lieber aus dem Weg. Wir taten es sozusagen unbewusst. Aber das Schiff war groß genug dazu. Es war eine Welt für sich, die sich vollkommen an die Bedürfnisse ihrer Mitreisenden anpassen konnte. Als wäre sie selber ein denkendes und fühlendes Lebewesen.
Ich war sogar überzeugt davon, dass das Schiff nach Bedarf auch wachsen oder schrumpfen konnte! Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie das denn hätte funktionieren sollen.
Jedenfalls war die Technik des Raumschiffs allem überlegen, was es in diesem Universum sonst noch gab. Und der STERNENVOGT wollte es mir sogar beweisen:
»Ein neuer Auftrag für dich!« eröffnete er mir nach etwa einer Woche. Er hatte auch Bron zu sich gerufen. Wir saßen vor ihm, wie befohlen, immer noch auf Abstand bedacht. Er war genauso misstrauisch mir gegenüber wie umgekehrt.
Der STERNENVOGT ließ seinen Blick zwischen uns beiden hin und her wandern.
»Der Planet liegt uns sozusagen zu Füßen. Wir sind allerdings unsichtbar für sein automatische Überwachungssystem. Ansonsten gibt es keine Annäherung. Für niemanden. Trotz der überlegenen Technik, die uns zur Verfügung steht, wäre selbst die Annäherung mit einem unserer Beiboote unmöglich.«
»Und wie soll ich dann meinen Auftrag auf diesem Planeten erfüllen?« fragte ich. Rasch fügte ich hinzu: »Erhabener!«
»Du bist mal wieder recht vorlaut, John!« tadelte er mich. Aber er lächelte dabei gutmütig. Und dann fuhr er fort: »Du brauchst nicht auf dem Planeten zu landen. Du bleibst hier auf diesem Schiff. Zumindest körperlich!« schränkte er ein.