HdW-B 012: Grausames Universum - Wilfried A. Hary - E-Book

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Wilfried A. Hary

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Beschreibung

HdW-B 012: Grausames Universum
Wilfried A. Hary und Erno Fischer: „Der Manipulator - und der Beginn des neuen Zeitalters!“

John Willard, der Diener des Sternenvogts, des Herrn der Welten, erfährt, daß der Sternenvogt einst ein... Mensch gewesen ist mit Namen Professor Richard Spencer. Und der Sternenvogt läßt ihn virtuell Zeuge davon werden, was damals mit ihm geschah. Im Rahmen verrückter Experimente verschlug es ihn in eine andere - eine offensichtlich jenseitige! - Welt. Er nennt sie Mikro - und er ist hier nicht allein. Das bizarre Wesen Meta nimmt sich seiner an - und hilft ihm an Ende, das "Nirgendwo" wieder zu verlassen.
Aber das Universum, das er kannte, ist inzwischen längst Vergangenheit. Und er ist... kein Mensch mehr, sondern eine Kreatur, die jegliche Form annehmen kann, ein sogenannter ANPASSER.
Ein Händlerschiff namens DAMON nimmt ihn auf - mit einer mehr als seltsamen Besatzung, und noch seltsamere Dinge ereignen sich an Bord, denen er auf den Grund gehen will...
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Impressum:
Die Bände 36 bis 38 von HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

ISSN 1614-3302
Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION, Canadastraße 30, D-66482 Zweibrücken, Telefon: 06332 48 11 50, HaryPro.de, eMail: [email protected]
Sämtliche Rechte vorbehalten!
Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von
HARY-PRODUCTION!

Coverhintergrund: Anistasius
Titelbild: Gerhard Börnsen

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Wilfried A. Hary, Erno Fischer

HdW-B 012: Grausames Universum

Die Bände 36 bis 38 von HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG81371 München

HdW-B 012:

 

Grausames Universum

 

Wilfried A. Hary

und Erno Fischer

 

»Der Manipulator

- und der Beginn des neuen Zeitalters!«

 

Impressum

ISSN 1614-3302

Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332 48 11 50 * Fax: 01805 060 343 768 39

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Die Bände 36 bis 38 der Serie HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

Lektorat: David Geiger

Covergestaltung: Anistasius

Copyright Titelbild: Gerhard Börnsen,

Steinruther Str. 13, D-58093 Hagen

Vorwort

 

John Willard, der Diener des Sternenvogts, des Herrn der Welten, erfährt, daß der Sternenvogt einst ein... Mensch gewesen ist mit Namen Professor Richard Spencer. Und der Sternenvogt läßt ihn virtuell Zeuge davon werden, was damals mit ihm geschah. Im Rahmen verrückter Experimente verschlug es ihn in eine andere - eine offensichtlich jenseitige! - Welt. Er nennt sie Mikro - und er ist hier nicht allein. Das bizarre Wesen Meta nimmt sich seiner an - und hilft ihm an Ende, das "Nirgendwo" wieder zu verlassen.

Aber das Universum, das er kannte, ist inzwischen längst Vergangenheit. Und er ist... kein Mensch mehr, sondern eine Kreatur, die jegliche Form annehmen kann, ein sogenannter ANPASSER.

Ein Händlerschiff namens DAMON nimmt ihn auf - mit einer mehr als seltsamen Besatzung, und noch seltsamere Dinge ereignen sich an Bord, denen er auf den Grund gehen will...

 

1

»Wir alle sind keine Menschen!« sagte Kernau. Es klang amüsiert.

Ich grübelte darüber nach, woher er seine Zuversicht bezog.

»Halt den Mund!« herrschte Captain Stone ihn an.

Kernau achtete überhaupt nicht auf ihn, sondern fuhr fort: »Der Weltraum ist groß, Spencer. Wir sind uns niemals zuvor begegnet. Und dann auf einmal erreichten uns Einsatzbefehle. Wir wurden einzeln nach SOGNIR berufen. Dort erfuhren wir von dir, Spencer. Zum erstenmal übrigens. Jeder von uns wußte vom anderen, aber keiner wußte von dir. Deshalb mißtrauten wir dir alle. Der weitere Befehl lautete: Übernahme der DAMON - und dich als Passagier zum Hauptplaneten bringen. Das war einmal ganz etwas Neues. Es steigerte unser Mißtrauen, denn bislang war das Gildenkommando stets bemüht gewesen, uns von der Hauptwelt fernzuhalten. Weil man unsere Absonderlichkeiten fürchtete. Doch was sollten wir tun?

Wir mußten dem Befehl gehorchen. So lange, bis wir herausfanden, was man wirklich mit uns vorhatte.«

»Das heißt, bis die Fremden auftauchten?«

Stone rief aus: »Ach, Quatsch, Fremde! Es gibt keine Fremden!«

»Was sonst?« fragte ihn Kernau beleidigt.

Ich schielte nach dem Auslöser der Strahlwaffe. Der Daumen senkte sich nicht mehr weiter. Stone schien vergessen zu haben, daß er uns beide hatte umbringen wollen. Er klappte mit einer wütenden Bewegung den Helm zurück.

Sofort verlor der seine Festigkeit und faltete sich hauchdünn zusammen. »Nur ein Trick des Gildenkommandos, um uns zum Stoppen zu zwingen!«

Kernau lachte verächtlich. »Das bildest du dir ein, weil alles andere nicht in dein Weltbild paßt, wie?«

»Es gibt keine Fremden!« beharrte Stone. »Sonst wäre irgendwann längst schon einmal ein Gildenschiff auf sie gestoßen.«

»Ist ja auch!«

»Unsinn, alles Raumfahrergarn. Kein vernünftiger Mensch nimmt das ernst.«

Kernau wandte sich an mich. »Das einzig Menschliche an Stone ist seine verdammte Sturheit. Er war es auch, der von Anfang an gegen dich gehetzt hat. Am liebsten hätte er dich umgebracht. Er war und ist der Meinung, daß du ein Geschöpf des Gildenkommandos bist, gewissermaßen der Kernpunkt der ganzen Falle.«

Stone winkte ab. Er zögerte kurz. Dann steckte er die Strahlwaffe weg und begann, sich aus dem Anzug zu schälen.

»Anscheinend hat er seine Meinung inzwischen geändert«, sagte ich.

»Du warst in der Kabine eingesperrt«, knurrte Stone. »Wie hast du es geschafft, dort herauszukommen, und vor allem: wann?«

»Nicht lange nach dem Erdbeben!«

»Erdbeben?«

Kernau half Stone: »Spencer meint die Störungen im künstlichen Schwerefeld!«

»Ich bin ja nicht blöd!« rief Stone erbost und warf den Anzug auf den Boden. »Mir reicht es jetzt mit dir, Kernau!«

»Hast du mich deshalb mit dieser verfluchten Droge vollgepumpt und eingesperrt? Das zahle ich dir irgendwann heim, Stone. Sobald wir aus diesem Schlamassel heraus sind.«

»Du denkst dir, daß wir uns vorher noch gegenseitig brauchen, Kernau?«

Der nickte erbittert. »Und wir brauchen Spencer!«

»Was kann er denn schon bieten?«

»Seine Freundschaft zumindest. Wir sitzen alle im selben Boot. Im wahrsten Sinne des Wortes.«

»Vielleicht wäre es besser, auf seine Freundschaft zu verzichten, bis wir herausgefunden haben, wieviel sie taugt?«

»Hast du jemals einen so sturen Bock gesehen, Spencer?«

Ich schüttelte den Kopf.

»He, Freundchen!« mischte sich Stone ein.

Kernau winkte mit beiden Händen ab. »Immerhin hat Spencer völlig allein einen ganzen Planeten erobert!« gab er zu bedenken.

»Und er brachte uns in diese Lage!« Stone war tatsächlich an Sturheit nicht mehr zu überbieten. Ich hatte so eine Ahnung, daß ich Stone wohl mein Lebtag als Feind haben würde. Andererseits hatte er vorhin bewiesen, daß er auch blitzschnell umdenken konnte, falls es ihm erforderlich erschien.

»Wo sind die anderen?« fragte Kernau, um vom Thema abzulenken.

»Die suchen nach weiteren Fehlern.«

»Und die Fremden?«

Stone deutete auf die Bildschirme. »Siehst du welche? Na?«

»Und wie kam die Störung des Schwerefeldes zustande?«

»Vergessen wir nicht, daß dies hier eine Falle ist!« brummte Stone mißmutig.

»Ziemlich aufwendig, nicht wahr?« sagte ich. Die beiden schauten mich an. Ich fuhr fort: »Ich meine, ein so riesiges Schiff ist ein bißchen viel für sechs Leute. Nur, weil man die loswerden will...?«

»Dazu müßtest du wissen, Spencer, daß wir hier festsitzen, denn sämtliche Energiespeicher sind leer, außer dem Notspeicher. Sonst würden wir auch ohne Licht, Wärme und künstliche Schwerkraft sein.«

»Leer?« fragte ich ungläubig.

»Ja, gewissermaßen ein Fehler im System, denn vor dem Start war alles noch in Ordnung.«

»Als hätte etwas die Speicher leergesaugt!« mur­melte Kernau.

2

Ich dachte an die Vision von der Erde. Völlig realistisch. Ich dachte daran, daß ich anschließend geglaubt hatte, wieder in Mikro zu sein, in jenem Uruniversum, in das unser Universum nur eingebettet ist. Ebenfalls eine äußerst realistisch anmutende Vision. Erst als sich alles in mir dagegen gewehrt hatte, war ich in die Wirklichkeit zurückgekehrt.

Wirklichkeit und Illusion? Was hatte diese Illusion erzeugt - und warum?

»Es ist trotzdem zu aufwendig«, sagte ich. »Man hätte ein anderes Schiff nehmen können, ein kleineres, billigeres - wenn schon. Außerdem ist es sinnlos, uns hier im Weltraum festzuhalten.«

»Na, wir werden alle elend umkommen, sobald der Notspeicher ebenfalls leer ist«, gab Stone zu bedenken. Er lachte humorlos.

»Nein!« Ich schüttelte den Kopf. »Denn das Gil­denkommando muß wis­sen, daß ich mich hier draußen bewegen kann - auch ohne Schiff.«

»Ohne... Schiff?« riefen die beiden aus.

Ich hatte mich dazu entschlossen, offen mit ihnen zu sein. Deshalb erzählte ich ihnen, wer und was ich war. Und ich endete damit: »Das Raumschiff EMMA griff mich auf. Ich war gerade von Mikro zurückgekehrt. Ich war eine unbestimmbare Masse gewesen, gigantisch groß - in meiner Ausdehnung. Langsam begann ich, mich an dieses Universum hier anzupassen. An diese Zeit der ersten Anpassung kann ich mich nicht erinnern. Erst später setzt meine Erinnerung allmählich wieder ein.

Aber da hatte ich mich schon in einen Menschen verwandelt. Ich wurde Tom Kosko. So, wie ich jetzt aussehe, habe ich vor langer Zeit einmal als Professor Richard Spencer ausgesehen. Vor Jahrtausenden! Als ich die Erde verlassen habe, um in Mikro einzudringen, war das lange vor dem großen Krieg gewesen, und seit dem Krieg sind inzwischen weitere fünfhundert Jahre vergangen.«

Kernau und Stone sahen sich an. Stone blinzelte verwirrt »Und du könntest wirklich das Schiff ohne Raumanzug verlassen und den nächsten Planeten anfliegen? Wie - wie lange würdest du dafür brauchen?«

Mir kam ein schlimmer Verdacht. »Ich weiß es nicht!« wich ich aus.

Kernau hakte unerbittlich nach: »Doch länger, als wir hier überleben könnten, nicht wahr?«

»Gewiß!«

Die Strahlwaffe steckte im Raumanzug, und der Raumanzug lag am Boden. Stone bückte sich blitzschnell danach und riß die Waffe an sich. Es blieb mir keine andere Wahl, als in sein Denken einzudringen. Es war ein Notwehrreflex, nichts weiter, und ich erkannte erschrocken, daß ich ungewollt den Haß des Captains wieder angestachelt hatte. Nun war er endgültig entschlossen, mich zu erledigen. Er war fast krank vor Angst und Ekel vor mir. Und ich hatte keine Chance gegen ihn. Genausowenig wie gegen Kernau: Ich konnte ihn nicht übernehmen, ihm nicht einmal meinen Willen aufzwingen!

Kernau rettete die Situation. Er stand unmittelbar neben mir und gab mir einen heftigen Stoß, um mich aus der Schußlinie zu bringen.

Sonnenheiß zischte der Strahl aus der Waffe. Der Strahler war immer noch auf Streuwirkung gestellt. Kernau versuchte, sich selbst mit einem Satz in Sicherheit zu bringen. Das hätte er gewiß auch geschafft, aber er hatte sich zu lange mit mir beschäftigt. Deshalb wurde er von den tödlichen Randstrahlen erfaßt.

Genauso wie ich selbst!

Denn der Stoß hatte nicht genügt.

Ich brannte. Ein grauenvoller Schmerz fraß sich in meinen Körper, um ihn auszulöschen, zu zerstören.

Ich schrie.

Aber dieser Schrei drang nicht mehr über meine Lippen, sondern wurde direkt von meinem Geist produziert.

Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich auch den Schmerz von Kernau. Jeden normalen Menschen hätte der Treffer getötet, aber Kernau würde es überleben.

Ich spürte das Entsetzen von Stone, der versucht hatte, mich zu töten.

Es war ihm nicht gelungen!

Mein Körper schien zu explodieren. Er dehnte sich plötzlich aus.

*

Stone drückte erneut auf den Auslöser. Nicht bevor er den Strahler auf höchste, konzentrierte Leistung gestellt hatte. Diesmal verfehlte er mich nicht. Es waren keine Randstrahlen mehr, die mich erfaßten: Die sonnenheiße Glut drang direkt in mich ein, doch der Schmerz war jetzt nicht mehr spürbar. Was geschah mit mir?

Stone wurde hinweggefegt wie eine Strohpuppe. Er hatte Glück, weil er in der Nähe der offenen Tür stand. Er flog hinaus.

Kernau lag schreiend vor Schmerzen am Boden. Ich berührte ihn und spürte seine Gedanken so deutlich wie niemals zuvor.

Ich war in jedem Winkel der Zentrale. Ich hatte Kontakt mit der Geräuschkulisse, nahm auch die Angaben der Meßeinheiten in mich auf. Sie waren verfälscht! Das erkannte ich. In Wirklichkeit waren die Energiespeicher keineswegs leer. Aber die Energie war im Moment auch nicht verfügbar. Ein Defekt? Sabotage? SABOTAGE! schrien meine Gedanken.

Mein Körper quoll auf den Gang hinaus. Stone floh entsetzt Er schoß auf mich. Doch die Sonnenglut wurde von mir aufgenommen, ohne mir schaden zu können. Stone warf den Strahler weg und rannte wie um sein Leben.

»Nein!« sagten meine Gedanken. Ich war jetzt selber erschrocken über das, was mit mir geschah. Ich würde mich weiter ausdehnen und das Raumschiff sprengen. Denn ich war dabei, meine "Urgestalt" anzunehmen - um so zu sein, wie ich dieses Universum erreicht hatte. Damit würde ich wieder zu einem vollständigen Wesen von Mikro werden. Vielleicht war das eine Möglichkeit zur Rückkehr nach Mikro?

Aber ich würde dann niemals mehr das Geheimnis dieses Schiffes und seiner Besatzung ergründen können. Denn diese würde es dann nicht mehr geben!

Außerdem hatte ich dann kaum noch Einfluß auf das Geschehen um mich herum, denn ich merkte, wie ich allmählich die Kontrolle verlor. Je weiter mein Körper sich ausdehnte, desto fremdartiger wurde ich FÜR MICH SELBST! Ich würde am Ende eine nichtdenkende, unzerstörbare Masse sein. Und ein Mörder, wenn auch unwillentlich!

»Nein!« schrien meine Gedanken erneut. Ich wollte alles tun, um die Entwicklung aufzuhalten. Deshalb bemühte ich mich, wieder Professor Richard Spencer zu werden.

Es gelang nicht! In meiner Verzweiflung suchte ich die Gedanken Kernaus. Da waren sie! Namenlose Pein, die Angst vor dem Tod, den es für ihn zu überwinden galt, Entsetzen über das, was um ihn herum geschah - mich betreffend.

Ich fegte die Pein hinweg und drang in Kernau ein. Doch das verursachte neue Pein. Ich mußte behutsamer sein, zurückhaltender. Sein Innerstes lag entblößt vor mir. Es gab keinerlei Geheimnisse mehr. Die Flut von Informationen überschwemmte mein Denken - und machte mich selber zu Kernau. Ich bäumte mich auf, wehrte mich gegen die Aufgabe meines Körpers und damit gegen den Tod. Die Erinnerungen trugen mich in ferne Vergangenheit - zehn Jahre, dreißig Jahre, fünfzig Jahre, hundert Jahre, zweihundert Jahre...

*

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich das Raumschiff niedersinken. Ich ließ die Frucht fallen, in die ich gerade erst hineingebissen hatte. An dem Bissen erstickte ich beinahe. Ich spuckte das Zeug aus und rannte auf den Landeplatz des Raumschiffs zu.

ICH, KERNAU.

Damals wußte ich noch nicht, daß dieses Objekt ein Raumschiff war. Ich hatte auch keine Zeitrechnung, sondern nur diffuse Erinnerungen an grelles Licht, unsagbaren Schmerz und dumpfes Dämmern über eine Ewigkeit hinweg. Das Erwachen war ganz langsam erfolgt. Oft hatte ich seitdem die beiden Sonnen auf- und untergehen sehen. Mir war niemals in den Sinn gekommen, es zu zählen.

Es war ein sehr friedliches Leben, das ich führte. Ich ernährte mich von Pflanzen und war immer wieder schockiert über die Gnadenlosigkeit der Natur, wo es anscheinend nur darauf ankam, wer wen auffraß. Diese Natur hatte dennoch Freundschaft mit mir geschlossen, nachdem ich eingesehen hatte, daß ich alles so nehmen mußte, wie es war.

Das Raumschiff verbrannte einen Teil des Dschungels. Dabei war mir, als würde es einen Teil von mir selbst verbrennen, denn ich fühlte mich mit der ganzen Welt aufs innigste verbunden. Eine Öffnung tat sich beim Raumschiff auf. Und ich sah zum erstenmal in meinem Leben einen - Menschen.

Ich wich nicht von der Stelle, denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß irgend etwas bösartig reagieren könnte - allein bei meinem Anblick.

Mehrere Menschen verließen das Raumschiff. Ehe ich wußte, was geschah, hatten sie mich eingekreist. Einer trat auf mich zu. Er gestikulierte herum und gab Geräusche von sich, mit denen ich nichts anzufangen wußte. Wie sollte ich denn ahnen, daß es so etwas wie Sprache gab?

Sie packten mich und wollten mich zum Raumschiff schleppen. Ich begriff, daß sie mich zu etwas zwingen wollten, ohne mein Einverständnis zuvor einzuholen. Ich wehrte mich ganz unbewußt. Eine Prügelei entstand. Bis einer der Menschen der Sache ein Ende bereitete und mich niederstrahlte. Ich starb im Feuer der Sonne, die der Mensch mit seiner Waffe entfachte. Damals wie - jetzt!

*

Es war nicht mein erster Tod - als Kernau! Verwirrt schlug ich die Augen auf. Über mir war die Decke der Zentrale. Ich befand mich an Bord der DAMON und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Es hatte eine Wiedergeburt gegeben, nach unbestimmbarer Zeit. Nur wenige Körperzellen hatten den Strahlschuß überlebt - da­mals auf meiner Welt. Die­se wenigen Zellen waren nicht abgestorben wie bei jedem normalen Menschen, sondern waren gesundet und hatten sich auf das direkte Überleben spezialisiert.

Dann konnten sie sich wieder vermehren, neu gruppieren, konnten einen neuen Körper entstehen lassen, der dem vernichteten Körper genau entsprach. Dies war mein besonderes Geheimnis: Selbst wenn nur eine einzige Körperzelle überlebte - gewann sie die Überlebensfähigkeit eines Einzellers wieder zurück. Und sie konnte sich vermehren. Die neuen Zellen fanden sich zu Gruppen, später zu Zellverbänden zusammen. Sie machten die ganze Entwicklung mit, von der Urzelle bis hin zum fertigen Menschen, nur in einer Art Zeitraffertempo. Was auf der Erde Jahrmilliarden gedauert hatte, das ging hier innerhalb von Jahren vonstatten. Ein neuer Mensch entstand, ein neuer Kernau. Und er konnte sich dunkel daran erinnern, was vor seinem jetzigen Dasein lag.

Nur beim erstenmal war die Zerstörung so umfassend gewesen, daß die »Urzelle« selber Schädigungen erlitten hatte. Deshalb wußte er auch nichts darüber, was vor seiner ersten Wiedergeburt lag.

3

Überrascht hob ich den Kopf. Ich dachte jetzt über Kernau, als wäre er ein anderer - nicht, als wäre ich es inzwischen selber. Tatsächlich: Kernau lag ruhig neben mir. Er war ohne Bewußtsein, aber ich sah keine Verletzung an seinem Körper. Nur der leichte Bordanzug war total verkohlt.

Ich sprang auf die Beine.

Ich war Professor Richard Spencer, in dieser Welt ein Anpasser. Und deshalb sah ich jetzt aus wie Kernau und trug auch seine vollständige Erinnerung in mir. Aber ich hatte auch die Erinnerungen an mein Leben als Richard Spencer und daran, was seitdem geschehen war.

Kernau war in der Tat genausowenig ein Mensch wie ich - auch wenn er genauso aussah.

Langsam verwandelte ich mich wieder in die Gestalt, in der mich die Besatzung hier kannte. Ich wurde äußerlich wieder zu Spencer. Innerlich jedoch beschäftigte ich mich fasziniert mit den Erinnerungen Kernaus.

Nach seiner zweiten Wiedergeburt war irgendwann wieder ein Raumschiff gelandet. Für ihn waren alle Menschen zunächst Todfeinde gewesen. Deshalb hatte er nach der Landung versucht, die Menschen allesamt umzubringen - ehe sie es mit ihm tun konnten. Es war ihm allerdings nur beim ersten gelungen - weil dieser zu unvorsichtig gewesen war und in Kernau keine Gefahr gesehen hatte. Die Überlebenden jedoch hatten Jagd auf Kernau gemacht - auf den "gefährlichen Wilden". Und diesmal war er der Gefangenschaft nicht entgangen. Mehr noch als dies: Die Besatzung hatte ihn "gezähmt" - eher aus Neugierde, ob dies überhaupt möglich war.

Kernau hatte durch sie nicht nur wieder sprechen gelernt, sondern wieder wie ein Mensch zu handeln - und nicht nur so wie ein Mensch auszusehen. Das hatte viele Jahre beansprucht.