Hebamme Backstage - Anna-Maria Held - E-Book

Hebamme Backstage E-Book

Anna-Maria Held

4,5

Beschreibung

Wie die Hebamme ihren Tag verbringt, das weiß kein Mensch genau. Die Schwangeren und Wöchnerinnen sehen sie ja immer nur für eine halbe Stunde oder so. Und da kommt die Hebamme gerade von irgendwoher und fährt nach dem Hausbesuch auch wieder irgendwohin. Aber woher kommt sie? Und wohin ist sie unterwegs? Und überhaupt: Sind Hebammen wirklich so ökodynamisch und selbstgestrickt, wie immer behauptet wird? Hebamme Anna-Maria nimmt uns mit auf die Reise in ihren persönlichen Backstage-Bereich. Stricken kann sie übrigens überhaupt nicht. Welchen Klischees sie also weiterhin nicht gerecht wird und welchen vielleicht doch, erzählt sie uns brühwarm aus erster Hand. Wenn sie nicht gerade im Handballtor herumtobt. Bisher von Anna-Maria Held bei edition riedenburg erschienen: • „Die Hebammenschülerin“– Tiefe Einblicke in den Kreißsaal-Alltag lassen uns an Presswehen, Stillbrüsten und Co teilhaben • „Der ganz normale Hebammenwahnsinn“ – Hebammen als Universalgenie sind aus unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken • „Hebammenpraxis to go“ – Praktische Tipps und Tricks, aber auch jede Menge Humor verkürzen die Wartezeit bis zum nächsten Hausbesuch • „Eileiterschwanger“ – Wenn die Hebamme selbst zur Patientin wird

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Für meine Schwester

Inhalt

Damals

Hebamme Backstage

Mutter Teresa und das Scheunentor

Erstmal einen fetten Cocktail trinken ...

Interview mit einem Hebammen-Freund

Die Würfel am Spiegel des Lebens

Hebamme goes shopping

Fashion Morning

Die Stillabraterin

Interview mit einer Hebammen-Tochter

Echte Sorgen

Interview mit einer Hebammen-Freundin

Sport

Parkett in Gefahr

Viele Worte - keine Worte

Die Hebamme in der Arztpraxis

Smartphone - eine einzige Provokation

Unaushaltbar tolerant

The next generation - und deren Lebenstipps

Das Problem mit dem Sterben

Interview mit einem Hebammen-Ehemann

Die Hebamme und ihr Ehemann

Der Funktionstest

Wenn Hebammen entbinden

Der Blick auf die andere Seite

Interview mit einem Hebammen-Sohn

Die Hebamme in der Schule

Sauber

Ein Tag mit einer Hebamme

Zum Schluss

Damals

Alexander war neun Jahre alt, als er mir mit weisem und wissendem Blick eröffnete:

„Im Mittelalter, Mami, weißt du? Da wärst du verbrannt worden.“

Wir befanden uns auf dem Weg in die Schule. Der Tag konnte mit einer solchen Information nicht besser starten.

„Ja, das wäre aber doof, oder?“, antwortete ich. „Gut, dass wir nicht im Mittelalter leben und ich nicht verbrannt werde. Wer würde sonst für dich kochen, deine Wäsche waschen und dich in die Schule kutschieren?“

Alexander blickte sinnierend aus dem Fenster. Er hatte mir offenbar noch etwas zu sagen. „Du wärst verbrannt worden, weil man dachte, dass alle Hebammen Hexen sind.“

„Jetzt ist man ja Gott sei Dank so schlau und weiß, dass das Quatsch ist und dass es keine Hexen gibt, stimmt‘s?“, fragte ich, etwas gestresst übrigens, weil ich mich auf der Suche nach einem Parkplatz vor der Schule befand. Zu spät losgefahren. Wie immer. Ich hätte mir jetzt gern einen fetten Parkplatz gehext. Aber einen richtig fetten.

Alexanders und meine Blicke trafen sich im Rückspiegel bei meinem kläglichen Versuch, irgendwo einzuparken.

„Also Mami, bei dir kann man nie wissen. Bist du wirklich keine Hexe?“

„Schön wär’s, Schatz. Aber nein. Bin ich leider nicht.“

Was mir das für Möglichkeiten eröffnen würde!

„Und da bist du dir ganz sicher? Du kannst mir das ruhig sagen.“ Alexander war gar nicht von abzubringen.

Hätte er mich noch ein einziges Mal gefragt, hätte ich ihm mit geheimnisvollem Blick gesagt: „Unter uns, mein kleiner Schatz, verrat‘s nicht weiter, aber ich bin wirklich eine Hexe. Und was für eine. Wenn du das Papa erzählst, verhexe ich dich in ein Mädchen.“ Hat er aber leider nicht. Weil nämlich die Schulglocke am Läuten war und ich Alexander mit einem liebevollen „Los! Renn!“, aus dem Auto schmeißen musste. Ich hatte doch noch einen Parkplatz gefunden. Wenn die zweite Reihe voll war, gab‘s auch immer eine dritte Reihe. Und wenn ich sie selbst eröffnen musste.

Für meinen Sohn war ich also offenbar eine Hexe. Das Thema ist selbst heute noch nicht ganz vom Tisch für ihn.

Es gibt ja viele Annahmen, was und wie Hebammen so seien. Wenn eine Schwangere zum ersten Mal eine Hebamme anruft, denkt sie häufig, dass sich die Hebamme gerade ganz gemütlich einen Tee macht, ihre innere Mitte gefunden und gestärkt hat und sich ein Paar Wollsocken strickt.

Dass die Hebamme in Wirklichkeit auf dem Klo sitzt, mit einer Freundin am Streiten ist oder ihre Kinder anschreit, damit die endlich ihre Zimmer aufräumen sollen ... Nein, ausgeschlossen.

Ganz zu schweigen davon, dass sie vielleicht gerade Sex mit ihrem Mann hat. Hui, haben Hebammen überhaupt Sex? Haben sie? Ja, ich habe mal davon gehört, dass die so was machen. Ich natürlich nicht. Aber manche schon. Selbst die, die außerklinische Geburtshilfe anbieten, 24 Stunden am Stück Gewehr bei Fuß stehen und ihr Handy immer dabeihaben. Auch die haben welchen.

Wenn‘s währenddessen mal klingelt ... Was für ein ekstatischer Moment muss das wohl sein! Ob Hebammen die Gürteltasche mit dem Handy auch beim Sex umlassen? Dann hat man das jedenfalls schnell parat.

Es ist tatsächlich so, dass Hebammen Meisterinnen darin sind, den Schein zu wahren. Und was hinzukommt: Hebammen können zwar im Urlaub sein oder ihrer Freizeitbeschäftigung nachgehen, aber sie sind immer Hebammen. Immer.

Auch backstage.

Hebamme Backstage

Mutter Teresa und das Scheunentor

Die Hebamme an sich ist auch privat gern Mutter Teresa und kümmert sich ehrenamtlich um jeden, der es braucht. Sagt man ja so. Stimmt auch oft. Wenn ich Bock dazu habe.

Meine Lieblingsnachbarin kam an einem sommerlichen Sonntagvormittag zu uns rübergeeilt. Schön warm war’s.

„Ben hat sich gestern Abend so was von abgeschossen und kotzt jetzt die ganze Zeit, ich könnte ihn umbringen! Hast du vielleicht etwas dagegen?“, fragte sie mich leicht aufgebracht, aber auch durchaus besorgt. Es ging schließlich um ihr Nesthäkchen.

Ich ging mit zu ihr nach drüben, dieses Highlight durfte ich nicht verpassen.

Ihr Sohn, das nicht mehr ganz so kleine absolute Hübscherchen, lag wie ein Häufchen Elend zu Hause auf dem Sofa. Ein großer, zum Glück gerade entleerter und mit Desinfektionsmittel befüllter Eimer stand neben ihm. Ben wollte sich lieber nicht bewegen, aus Angst, sofort wieder loszukotzen oder vielleicht auch direkt an Ort und Stelle zu verenden. Selbst die Augen zu öffnen stand völlig außerhalb des Zumutbaren.

„Mach mal den Mund auf“, sagte ich zu ihm und gab ihm ein paar Globuli für den überforderten, promillegefüllten Magen.

Die Lieblingsnachbarin tobte um ihren halbtoten Sohn herum. Wie er so da lag, der eitle, niedliche Ben, das war kaum zu ertragen. Ich musste ihm einmal durch die Haare wuscheln. Selbst die lagen nicht. Es stand also wirklich schlimm um Ben.

„Jetzt geh ich erstmal zu Hilde, das alles saubermachen! Richtig Bock hab ich da jetzt nicht drauf, wie du dir vorstellen kannst! Da wirst du dich auf Knien entschuldigen müssen!“, schimpfte sie.

„Washahichngemacht?“, fragte Ben mit immer noch geschlossenen Augen und schwächster Stimme.

„Die ganze Hollywoodschaukel hast du vollgekotzt! Alles voll! Und die Terrasse! Weißt du, wie peinlich mir das ist? Und wie gefährlich das war? Wie kann man nur so leichtsinnig mit seinem Leben umgehen?“

Sprach‘s, rauschte zur Tür raus, und weg war sie. Kotze wegwischen fahren. – Ich wäre ausgerastet, wenn Alexander das gewesen wäre. War er aber nicht. –

„Mach nochmal den Mund auf“, befahl ich.

Ben ging es schon etwas besser, er musste über seine Glanzleistung etwas kichern. Aber nur etwas.

Bingbingbing. Mein Handy. Eine Schwangere meldete sich mit großer Schwangerschaftsübelkeit. Ob ich ihr da was empfehlen könnte. Ja. Konnte ich. Exakt das, was ich gerade Ben eingeflößt hatte. Sie würde es allerdings selbstständig hinbekommen.

Zurück zu Ben – und seinem Bruder, der gerade zur Tür reinkam. Besonders verständnisvoll war der nicht: „Globulis? Ich hätte ihm an deiner Stelle ‘ne fette Nadel in den Arm gejagt und eine Infusion drangehängt. Damit er sich das mal merkt!“

Eine Stunde später erhob sich Ben vom Sofa, setzte sich eine Sonnenbrille auf und sah zumindest wieder hübsch aus. Um mehr ging es erstmal auch nicht.

„Das ist echt cool, dass du alles immer da hast, was man so braucht“, sagte die Lieblingsnachbarin ein paar Tage später. Ärger und Hollywoodschaukelkotze waren mittlerweile verraucht bzw. weggeschrubbt. „Dann weißt du ja bei dir selbst und deinen Lieben immer, was zu tun ist, oder?“

Ja. Das denkt man immer. Aber meine Familie hütet sich ehrlich gesagt davor, mich bei jedem Wehwehchen vollzuheulen, denn so schnell, wie ich eine Akupunkturnadel oder ein Tape zücke, können die gar nicht gucken. Apropos: Tapes bei meinem Mann Lennert kommen jetzt übrigens eher nicht mehr zum Einsatz. Die Quaddeln seiner allergischen Reaktion haben mich noch lange beeindruckt. Ihn auch.

Aber wenn‘s richtig akut ist, dann kommen sie an. „Hast du Globulis / Tapes / Schüßler-Salze / Akupunktur / eine Massage gegen Halsweh / Bauchweh / sonst was?“

Was jedoch Therapiemöglichkeiten bei mir selbst angeht: Also nein. Da ist das eher schwierig. Ganz ehrlich. Mir fällt da meistens nichts ein. Was jetzt nicht daran liegt, dass ich so außergewöhnliche Krankheitsbilder aufweisen würde. Nein, so ist es nicht. Das sind Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden und so weiter und so fort. Was frau eben so hat. Ich leide dann still vor mich hin oder jaule laut rum und frage mich, was mein Leid nun lindern könnte.

Es ist dann in etwa so, als würde ich mit den Händen in den Jackentaschen vor einer Scheunentür stehen, deren Klinke ich einfach nur drücken müsste, um sie zu öffnen. Fällt mir aber nicht ein. Und so bleibe ich vor der Scheunentür stehen und sage, „Ich komm nicht rein. Ist zu.“

Währenddessen macht mein Handy wieder Bingbingbing. Eine Schwangere. Mit Kopfschmerzen. Was man da machen könnte. Na, warmes Wasser trinken, Schüßler-Salze Nr. 7 auflösen, ist doch klar!

Erstmal einen fetten Cocktail trinken ...

Hebammen haben keine Laster: Hebammen ernähren sich vegan oder mindestens vegetarisch. Sie kaufen ausschließlich in Bioläden ein. Sie schminken sich niemals, und Alkohol gibt’s natürlich auch nicht.

Rauchen? Um Gottes willen! Nur heimlich. Und natürlich mit dem Verweis darauf, dass sie damit dem Staat wegen der Steuereinnahmen einen immensen Gefallen tun würden. Uns allen quasi. Der Vorschlag, dass sie ja dann einfach die Zigaretten kaufen und sie direkt wegschmeißen könnten, um sich hinterher immer noch als Helden feiern zu lassen, wird überhört, ignoriert oder mit einem „Pfff, so einfach ist das nicht“ abgetan. Aber bitte.

Hebammen gehen nicht groß aus. Sie besuchen mal eine Fortbildung oder andere Hebammen. Aber Rummel? Restaurant? Reeperbahn? Never ever. Ausflippen? Auf keinen Fall.

Hebammen führen also das allerallerallerlangweiligste Leben auf der ganzen, weiten Welt. Ach was. Im Universum!

Denkt man jedenfalls.

„AND IF WE DIE, TOMORROW, WHAT WILL WE HAVE TO SHOW? FOR THE WICKED WAYS. DOWN BELOW. THE RHYTHM INSIDE IS TELLING US WE CAN FLY TOMORROW. ON THE BEAUTYFUL WIND THAT BLOWS. ON A COSMIC JIVE LOVE OR DIE. I’M GONNA GET THAT RHYTHM BACK. RRRRRRAPAPAB! RRRRRRAPAPAB! WE GONNA RRRRRRAPAPAB TONIGHT.”

Am Morgen nach dem Eurovision Song Contest war ich in der Küche nicht mehr zu stoppen. In Shorts und Arbeits-T-Shirt von Lennert gab ich einfach alles und schrie wild entschlossen in mein Mikro – also in den Schneebesen. Ich war der belgische Teilnehmer Loïc Nottet. Ich war Belgien. Die Menge jubelte. Naja, fast jedenfalls.

Selma reichte mir das Telefon: „Mami, da ist eine Frau für dich dran.“

Hin und wieder gehe ich mit meiner Freundin Christiane in die Cocktail-Happy-Hour. Die geht leider nicht so lange, nur bis 22 Uhr. Deshalb ist es so, dass wir schon bei Betreten der Cocktailbar mehrere Cocktails auf einmal bestellen. Und dann kurz vor Schluss noch mal. „Isserskurssvorzehn. Lassunsnoch jeder drei bestelllllln!“

Einer unserer Männer fährt uns dann netterweise meistens. Oder wir fahren mit dem Taxi.

Weil es selbst beim Beginn unseres Treffens schon nach 20 Uhr ist, hab ich auch kein schlechtes Gewissen, das Telefon zu ignorieren. Ist auch besser so. Eine SMS kriege ich nach der Happy Hour nämlich nicht mehr hin. Ich vertrag ja nichts. Wer in so einem Zustand schon mal eine SMS von mir bekommen haben sollte, der weiß, wovon ich spreche.

Mein russischer Onebrainsoulmatebro Sergej, der weiß das zum Beispiel. Der verträgt allerdings viel. Ist ja auch ein Russe. Ein handballspielender, schwuler Russe. Wer schon mal in einer schwulen Wohnung war, der weiß, wie wundervoll das dort nach Parfum und Körperpflegeprodukten duftet und wie geschmackvoll so eine Wohnung eingerichtet ist. Wenn ich zu Hause mal rausfliege, ziehe ich bei Sergej ein.

Und wer einen schwulen Freund hat, der weiß, was für eine Wirkung so jemand auf andere Menschen hat. Sergej wird von allen Seiten angehimmelt und geliebt. Ich habe den Eindruck, dass sich seine Mannschaft nicht komplett fühlt, wenn er nicht da ist.

Wer einen Kurzurlaub für seine Seele braucht, verbringt einfach zehn Minuten mit Sergej. Schon ist man erholt und aufgeladen, weil es nicht möglich ist, einen mürrischen Gedanken in seiner Gegenwart zu hegen. Jedem geht das so. Deshalb darf sich Sergej überall mehr rausnehmen als jeder andere: Mich darf er zum Beispiel ungestraft Chantal nennen.

Wenn über Sergej gesprochen wird, dann immer mit einer Fröhlichkeit und Wertschätzung, die ich sonst selten erlebe.

Ich glaube, ich will auch schwul sein.

Und obwohl Sergej mit seinem Mann wohl keine Kinder zeugen wird, hat er sich immerhin von mir erklären lassen, warum es keine Eileiter mit Sprossen zum Hochsteigen gibt.

Ich habe Lennert mal empfohlen, sich eine lesbische Freundin zu suchen, weil er von der Arbeit immer so gestresst ist und weil ich finde, dass ihm so was helfen könnte. Aber er meinte, das würde so herum nicht funktionieren. Dann eben nicht.

Sergej wird regelmäßig von mir akupunktiert und getaped. Meistens geht, bingbingbing, das Handy währenddessen.

„Ich fahre zu einer Geburt, möchtest du vielleicht mit?“, meinte ich.

Sergej darauf: „Iiiih, nee, das würde ich nicht machen. Das ist bestimmt mit Blut und so. Voll eklig. Ich bleib mal lieber hier, nä?“

Sergej wettet übrigens regelmäßig mit mir. Und ich verliere regelmäßig fast alle Wetten. Es ist wie eine Sucht, ich brauche dann immer eine neue Wette, die ich gegen ihn gewinnen könnte. Ich bin noch auf der Suche nach was Todsicherem.

Eine Kiste Bier, Handballkarten, Kinokarten, Handballtrikots, Lasagneflatrate – alles Einsätze, die ich bereits leisten musste. Und alles begann jeweils mit Sergejs: „Chantal, wollen wir wirklich wetten? Hä? Hä? Hä? Willst du schon wieder verlieren?“ Und meiner Antwort: „Nein, dieses Mal gewinne ich! Todsicher! Darauf wette ich!“

Ich sehe es schon kommen, irgendwann setze ich Lennert, meine Kinder, mein Auto oder unser Haus ein. Dann wird’s Zeit für einen Besuch bei der Suchtberatung. Spätestens. Da nehme ich Sergej dann aber mit. Der kann‘s ja irgendwie auch nicht lassen mit der Wetterei.

Interview mit einem Hebammen-Freund

Sergej? Hilfst du mir bei meinem Buch und beantwortest mir die Interviewfrage, wie du es findest, mit einer Hebamme befreundet zu sein?

Wie es ist, mit einer Hebamme befreundet zu sein?

Ja. Genau.

Wunderbar ist das. Aber: Also das Handy ist ja die ganze Zeit am Bimmeln. Schrecklich! Und als Mann erfährt man so mancherlei Dinge, die man normalerweise nicht erfährt. Also der Storch ist es doch nicht. Zum Beispiel.

Und das Organisationstalent dieser „Tante“. Bewundernswert ist das. Wie sie Familie und Job unter einen Hut kriegt – Hexerei. Als Freund bin ich stolz. Stolz darauf, einen Menschen zu kennen, der alles dafür gibt, Kindern auf die Welt zu helfen und die Eltern glücklich zu machen.

Gut so?

Ja. Super. Danke sehr.

Chantal, hast du noch ein Bier? Prost, nä?

Die Würfel am Spiegel des Lebens

Hebammen besitzen in der Regel keine PS-starken Autos. Hauptsache, die Karre fährt von A nach B. TÜV braucht die eigentlich auch nicht. Wo 70 erlaubt ist, wird wirklich allerhöchstens 70 gefahren. 60 reicht aber auch.

Hebammen sind so gechillt, die bringt nichts aus der Ruhe. NICHTS. Und wenn doch, dann wird eine Tasse grüner Tee getrunken, und schon ist die Welt wieder im Gleichgewicht und man kann getrost zum Yoga gehen, um NOCH mehr runterzukommen. Der Ruhepuls liegt bei Hebammen also so ungefähr bei 30 Schlägen pro Minute und in Stresssituationen bei 31.

Wobei das ja an sich nie eintritt, so eine Stresssituation. Nein, Stress kennen Hebammen nicht. Meint man oft.

Neulich fuhr ich hinter meiner Kollegin Gerlinde her. Zufällig. Und was sah ich? Sie raste über eine rote Ampel.