Hebammenpraxis to go - Anna-Maria Held - E-Book

Hebammenpraxis to go E-Book

Anna-Maria Held

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Beschreibung

Als freiberufliche Hebamme ist man ständig auf Achse. So wie Anna-Maria: Tagtäglich läuft sie sich die Hacken ab, um werdenden Mamas und Papas beizustehen und sie auch dann zu unterstützen, wenn der Schreihals erstmal auf der Welt ist. Da sind die Unsicherheiten groß, und die Verlockung, sich selbst maximal unter Druck zu setzen, ist es ebenso. Wie gut, dass Anna-Maria (kuriose) Fallbeispiele parat hat und uns Mäuschen spielen lässt, wenn es darum geht, Babys und ihre Eltern in die neue Welt zu begleiten. FAQs zu Geburt, Stillen und Wochenbett klären Basis-Fragen, und der „Knigge“ zu den jeweiligen Themen verhindert die größten Fettnäpfchen. Ein Buch für alle Schwangeren und Wöchnerinnen, die das Wesentliche über Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett wissen wollen. Das Wesentliche ist: das wird schon. So ist das!

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Pour Mon Dieu und für meine Mama

Inhalt

Vorwort

Schwanger werden

Die Schwangerschaft

Das Gefühl

Melanie zur Vorsorge bei der Hebamme – ein Tatsachenbericht

Marisa zur Vorsorge beim Gynäkologen – ein Tatsachenbericht

Baby-TV und andere Angebote

Kleiner Schwangerschaftsknigge für Freundinnen

FAQ Geburtsvorbereitung

Die Geburt

Es geht los ... oder doch nicht?

Sonntags bei Schmidts

Kleiner Geburtsknigge für den heldenhaften Vater

Der Luxus der Privatgeburt

Was, wenn was kaputtgeht?

FAQ Geburt

Das Wochenbett

Das Wochenbett bei Svenja, Michael und Mika

Das Wochenbett bei Marietta, Carsten und Jonas

Kleiner Wochenbettknigge für ihn

Kleiner Wochenbettknigge für Familie und sonstige Besucher

Bonding

Tragen

Trösten

Das Smartphone als Apokalypse menschlicher Beziehungen

Die Mutter und ihr ungezogenes Kind: Tatsachenbericht

FAQ Wochenbett

Das Füttern

Stillen und Chillen

Dorothea stillt Mathilda: Ein Tatsachenbericht

Marina stillt Viktor: Ein Tatsachenbericht

Mamas Bedürfnisse stillen

Kleiner Stillknigge

FAQ Stillen

Die Babypflege

Was braucht man da denn so?

Baden, Waschen, Duschen, Eimern: Was denn nun?

Babykleidung für die ersten zwei Monate – eine Liste

Wenn es Enttäuschungen gibt

Kaiserschnitt

Frühgeburt

Fehlgeburt

Zum guten Schluss

Vorwort

Na? Wie war er so? Der Blick auf den positiven Schwangerschaftstest? Gehörst du zu den Frauen, die völlig aus dem Häuschen „Oh Gott! Hurra!!!!! Ich bin schwanger! Ist das toll! Ist das toll! Ist das toll!“ schreien? So nach dem Motto „Schrei vor Glück!“, du weißt schon, wie bei dem Versandmann, der die Schuhe bringt!

Oder gehörst du zu denen, die zunächst völlig überrumpelt „Oh Gott... Wie konnte DAS denn passieren... Mein Leben ist vorbei...“ flüstern?

Unter uns gesagt: Ich persönlich gehöre tatsächlich eher zur letzteren Fraktion.

Irgendeine Extremreaktion wird’s jedenfalls gewesen sein, denn die Tatsache, dass da ein kleiner Mensch in deinem Bauch heranwächst, die will erstmal begriffen werden.

Ein Baby. Mit einem schlagenden Herzen. Mit einer weißen, reinen Lebensweste.

Und was das Allerschärfste ist: DU bist schon jetzt die Mutter! Ist das nicht der Hammer?

Das Tolle am Muttersein ist der Mutterinstinkt, der dir eigentlich alle Antworten auf deine Fragen gibt. Noch bevor du überhaupt über die Frage nachgedacht hast.

Unter uns gesagt: Du brauchst keinen Ratgeber. Das hier ist, ehrlich gesagt, auch keiner. Das Rad brauche ich für dich nicht neu erfinden. Ich möchte dir mit diesem Buch nur versichern: Du machst das schon. Und WIE du das machen wirst! Ganz wunderbar höchstwahrscheinlich. Aber nur dann, wenn du schön auf dich selbst zu hören lernst, auf dein Gefühl vertraust und dich nicht mit Samantha von nebenan, Mette-Marit aus dem Königshaus oder den ganzen Trullas aus diversen, teils erfundenen Foren vergleichst.

Dieses Buch hat ganz bewusst eine allgemeine, prognostisch günstige und physiologische Ausrichtung, denn allermeistens klappt ja alles bestens in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Du hast hier keinen Ratgeber vorliegen für den Fall, dass z. B. eine Erkrankung der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch ist, oder für andere schwerwiegende Themen. Rat auf einem solchen Gebiet – und das auch noch schriftlich fixiert – zu erteilen, dazu fühle ich mich nicht berufen, das können andere wirklich besser.

Nein, dieses Buch hier ist lediglich eine Art Motivierer, auf sich selbst zu hören, und ein Unterstützer deiner beachtenswerten und wichtigen Gefühle. Es resultiert aus meinen subjektiven Ansichten, die nicht für jeden richtig sein müssen.

Ich habe es für dich als Schwangere geschrieben, die guter Hoffnung ist und einen einfachen, unkomplizierten, undramatischen Blick hinter die Kulissen des Schwangerschaftswaldes erhaschen möchte, den sie vor lauter Bäumen in Form von „gutgemeinten“ Ratschlägen und medizinischer Verunsicherung gar nicht mehr richtig sehen kann.

Hinter diesen Kulissen befindet sie sich also:

Schwanger werden

Im letzten Sommer aß ich mit meiner Familie beim Italiener und hatte dabei eine super Aussicht auf den Tisch vor uns. An dem saß ein junges, hübsches Pärchen. Beide hatten sich ordentlich aufgerüscht und sahen absolut glückselig aus. Als sich die Frau zur Seite drehte, bemerkte ich, dass sie hochschwanger war. Aha, daher die Glückseligkeit. Ich konnte das echt gut nachfühlen. Vielleicht hatten sie beschlossen: „Los, heute gehen wir noch mal richtig schick essen. Wer weiß, wann wir das wieder so können?“ Ach, ganz bestimmt hatten sie das.

Dann kam ein weiteres Pärchen zu ihnen. Ebenfalls jung, hübsch und aufgerüscht. Aber beide schlank. Mann und Frau strahlten vor Glück, als hätten sie soeben im Lotto gewonnen.

Wahrscheinlich hatten sie das erste Pärchen schon lange nicht mehr gesehen. Sie setzten sich zu ihren Freunden an den Tisch und strahlten weiter. Wie die Irren strahlten sie. Die schlanke Frau schob etwas über den Tisch. Etwas Kleines. Die schwangere Frau erblickte es, ihr Mann auch, und sie rissen ihre Münder auf und strahlten ebenfalls. Dann fielen sie sich alle um den Hals. Freudestrahlend. Natürlich.

Dazu mussten sie aufstehen. Zum Glück. Denn so konnte ich sehen, dass auf dem Tisch ein Ultraschallbild lag. Dieses schlanke Pärchen erwartete also ebenfalls ein Baby. Bloß etwas später.

Die spürbare Freude, die in der Luft lag, hat mich noch Tage danach beseelt. Schön war das. Wirklich, einfach zauberhaft.

Ich erinnerte mich: Es gehörte einem wirklich die Welt nach so einem positiven Schwangerschaftstest. Eine eigene kleine Welt, in der alles stimmig und klar war. Diese Welt umgab auch die beiden Pärchen.

Leider aber ist so eine bedingungslose (Mit-)Freude gar nicht mehr so oft zu erleben. Wie schade! Es beginnt nämlich meist damit, dass man sich – wenn man nicht gerade einen Monat lang die Pille „vergisst“ oder generell schlampig mit der Verhütung war und dann „unerwartet“ schwanger geworden ist – noch vor der eigentlichen Schwangerschaft ordentlich verrückt macht. Zum Beispiel in Internetforen zum Thema „Kinderwunsch“. Da holt man sich dann Informationen, wann wohl der zu erwartende Eisprung stattfinden wird und wie man dann mit dem Mann am besten knickknack und so machen muss. Und man erfährt, dass es am günstigsten sei, wenn man nicht – um auf die vermeintliche Nummer Sicher zu gehen – jeden Tag des Zyklus miteinander rumpimpert. Da leidet dann nämlich angeblich die Samenqualität. Aber man darf auch nicht nur am Tag X die aufgestaute Komplettentladung raus lassen. Die Samenqualität leidet dann wohl auch. Und das Allerwichtigste dabei: Abschalten und entspannen! Ja. Das mach‘ mal nach so viel Input.

Es geht ja oft schon damit los, dass er im Büro eine SMS von ihr erhält: „Heute Mittag. Hier.“ Klarer Sexbefehl also. Dem beugt er sich brav, denn wann sagt die so was sonst schon mal, und verkündet im Büro, heute Mittag „außer Haus“ zu sein. Weil er noch was zu besorgen hat. Oder wem ...

Dann fährt er heim. Sie hat sich entsprechend vorbereitet – rasiert, eingecremt, Zähne geputzt, beim Friseur gewesen, Kuschelrock und Kerzen angemacht, neue Dessous gekauft, aber nicht mehr geschafft zu waschen. Egal, die werden ja sowieso gleich ausgezogen.

Er kaut auf der Rückfahrt noch schnell einen Kaugummi, überlegt sich, während er in die Einfahrt vor dem Haus fährt, was er im Büro nach dem Akt der spontanen Liebe noch erledigen muss und dass er es hoffentlich pünktlich zum Meeting um 13.30 Uhr schaffen wird.

Und jetzt: Kaugummi schnell ins Beet spucken. Ab ins Schlafzimmer. Kuschelrock läuft. (Die CD fand er schon immer saublöd und kitschig, aber er sagt nichts. Nicht, dass sie einen Rückzieher macht.) Kerzen sind an. (Elektrische würde er besser finden. Ungefährlicher. Er sagt aber nichts. Man ahnt schon, warum.)

Die Dessous sehen verführerisch aus. (Aber sie stinken, weil nicht gewaschen. Warum sieht sie nicht einfach aus wie immer?) Die Frisur sitzt (Wie eine mehrstöckige Hochzeitstorte. Warum sieht sie nicht einfach aus wie immer?) Tja und dann geht’s auch schon zur Sache.

„Hoffentlich klappt‘s, hoffentlich klappt‘s, hoffentlich klappt‘s“, denken beide. So viel zum Kopfausschalten und Entspannen.

Hinterher lagert sie ihr Becken hoch und verharrt (entspannt natürlich) zwei Stunden in dieser Position, damit ... also ... damit auch alles drin bleibt und an Ort und Stelle seinen Dienst tun kann.

Er zieht sich fix an. Fürs Duschen bleibt keine Zeit. Das Meeting wartet. „Ciao“ – „Ciao, bis heute Abend.“ Weg ist er. Gegessen haben beide natürlich nichts.

Das kann geklappt haben, muss aber nicht. Die offizielle Meinung ist die, dass das Unterfangen „Schwanger werden“ ein komplettes Jahr bis zum Erfolg in Anspruch nehmen kann und man erst nach Ablauf dieser Zeit weiteren Rat dazu konsultieren sollte.

Ich spreche hier natürlich nicht von dem Mann, der aufgrund einer Krebsoperation keine Hoden mehr hat. Der muss kein Jahr warten, denn seine Hoden werden nicht nachwachsen. Das ist schon klar. Will heißen: Es soll sich hier niemand auf den Schlips getreten fühlen. Ich weiß um diese und jene Fälle, wo das alles von vornherein nicht so einfach, sondern eher aussichtslos war und man sich wirklich etwas einfallen lassen musste.

Der Mann einer Freundin beispielsweise arbeitete vor einigen Jahren für längere Zeit im Ausland und kam nur dann und wann mal vorbei. Natürlich konnte er sich nicht nach ihrem Eisprung richten, und dementsprechend hat die Kuschelei auch erstmal nicht „gefruchtet“. Mit der logischen Argumentation zum Thema Zeitfenster kann man aber einer wild entschlossenen Frau nicht kommen. Bereits nach dem ersten missglückten, da eisprunglosen Versuch durfte ich mir von der verzweifelten Frau anhören: „Du hast ja keine Ahnung, wie das ist, wenn man keine Kinder bekommen kann.“

Das war früher irgendwie einfacher, weil man nicht so viele Informationen hatte, mit denen man sich bekloppt machen konnte. Da gab’s mehr Vertrauen in sich, mehr Gefühl für sich und den Instinkt dafür, dass das alles irgendwie schon werden würde.

Meine Tante zum Beispiel erzählte mir, dass sie ihren Körper so gut kannte, dass sie nie verhüten musste. Sie wusste genau, wann sie schwanger werden konnte, bekam ihr Kind, und das war es.

Die Schwangerschaft

Egal, wie schwierig die Produktion war: Irgendwann hält man ihn dann in Händen: den positiven Schwangerschaftstest.

Mutter und Kind treffen sich auf dem Schwangerschaftstest quasi zum ersten Mal. Die Packungsbeilage des Teststreifens wird noch 10 Mal konsultiert. Die Abbildung der Gebrauchsanweisung wird mindestens 20 Mal mit dem Ergebnisfenster verglichen. Licht an. Immer noch positiv? Ans Fenster halten. Immer noch positiv? – Ja. Positiv. Sind die 25 anderen Schwangerschaftstests, die sich die Frau gekauft hat („Sicher ist sicher!“) auch positiv? Ja. Die sind auch alle positiv. ALLE.

Mit einem Wort: Die Frau ist schwanger und hat nun ein süßes Geheimnis.

Es gibt ein Sprichwort, das heißt: „Wenn zwei Leute ein Geheimnis haben, ist es keins mehr.“

Daher: Die Nachricht verbreitet sich rasch. Der werdende Vater muss unterrichtet werden. Die beste Freundin. Die Mama. Und die Schwester. Und die zweitbeste Freundin ebenfalls. „Aber sag es nicht weiter!“ Man kann sich getrost darauf verlassen, dass es jede weitersagt. Meistens ist das so.

Die schwangere Frau ruft sofort ihren Gynäkologen an und vereinbart einen Termin für eine Ultraschalluntersuchung. Die Enttäuschung ist groß, wenn das Baby dann noch nicht in die Linse winkt, sondern lediglich eine „Fruchtanlage am Rande der Nachweisbarkeit“ erkennbar ist.

Und dann kommen sie: die DOs und DON‘Ts. Zwischen „Du musst auf jeden Fall das und das machen“ und „Du darfst auf gar keinen Fall das und das machen“ gibt’s nun nichts mehr.

Der Schwangeren wird mit dem sofortigen Tod ihres Babys gedroht, wenn sie nur an Mettbrötchen, Lachs und weichgekochte Frühstückseier denkt. Listeriose, Salmonellose und Toxoplasmose sind tatsächlich nicht ungefährlich. Ganz und gar nicht. Und ich möchte mich auch nicht über die Empfehlung stellen, auf derlei Speisen zu verzichten. Aber eines möchte ich in den Raum werfen, für den Fall, dass man versehentlich doch zu dicht an einem Mettbrötchen vorbeigegangen ist und sich nun fragen muss, ob man sein Kind eigentlich umbringen möchte: Wenn man sich in all den Jahren trotz exzessiven Mett-, Lachs-, und Eikonsums weder mit Listerien noch mit Salmonellen noch mit Toxoplasma infiziert hat, wie hoch ist dann wohl die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Infektion innerhalb von neun Monaten entsteht?

Wenn du dich neuerdings gern vom Inhalt des Katzenklos ernährst, stehen die Chancen natürlich schon etwas besser. Sieh daher einfach davon ab.

Ich hoffe, ich konnte die Dramatik etwas entschärfen.

Das Gefühl

„Sie sind schwanger. Gute Besserung, das wird schon wieder. Hier ist Ihr Mutterpass.“

Ich habe das Gefühl, dass viele Schwangere genau SO aus der Gynäkologenpraxis wiederkommen, in die sie in der Hoffnung auf ein zauberhaftes Ultraschallbild gepilgert sind. Der eigene Mutterinstinkt, das eigene Gefühl und die Zuversicht, dass schon alles gut werde ... alles hinfort. Wahrscheinlich in der Praxis abgegeben. Weg, auf Nimmerwiedersehen. Weil statistisch jede Schwangere einen Mangel an irgendetwas hat, gibt’s erstmal diverse – teure – Nahrungsergänzungsmittel und Untersuchungen.

Der Vegetarierin wird also dringend empfohlen, mindestens fünfmal täglich Fleisch zu essen, und die 35-jährige Erstgebärende wird zur wöchentlichen engmaschigen Ultraschallkontrolle gebeten. „Nicht, dass noch was mit dem Kind ist.“ – Überspitzt gesagt.

Aber ganz ernsthaft: Der Schwangeren, die eine Hausgeburt anstrebt, wird nahegelegt, „sich das noch mal ganz genau zu überlegen, denn da kann ja so viel passieren“. Und Vorsorgen durch die Hebamme machen lassen? „Ausgeschlossen. Das ist hier nicht üblich. Da gibt’s gar keine Diskussion. Die Hebamme darf gern mal den Blutdruck bei Ihnen messen und Ihnen irgendwelche Kügelchen geben, wenn Sie Sodbrennen haben, aber das hier ist Arztsache. Das müssen wir schon im Blick haben.“

Bevor ich mich jetzt in Rage zitiere und gleich hyperventiliere, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Die Schwangerenvorsorgen von Hebammen und Gynäkologen sind qualitativ als „gleichwertig“ zu betrachten. Nachzulesen im Sozialgesetzbuch V. Und trotzdem glauben viele Gynäkologen – und die -innen auch, die meine ich sowieso immer gleichzeitig –, dass nur sie alleine imstande sind, einen fachmännischen Blick auf Mutter und Kind zu werfen. Mutterinstinkt? Na, der hat doch nichts zu sagen ... Instinkt kann schließlich weder Zahlen noch Fakten noch Ultraschall vorweisen. So ein Gefühl ist doch nichts Greifbares!

Der Mutterpass übrigens ... Ja, den gibt es auch. Ausgestellt auf die Schwangere, die ihn immer bei sich tragen muss. Immer! Vielleicht wird es ihn bald als implantierbaren Chip geben. („Und? Warst du schon beim Chippen?“ – „Nee. Ich muss noch.“) Die gechippte Schwangere wird dann bei jedem Arztbesuch abgepiepst. Wehe, da gibt’s mal Serverprobleme. Sieht dann zappenduster aus. Kann man dann direkt absagen, den Termin.

Utopisch, die Chipidee? Gar nicht. Die Schwangere weiß meistens sowieso nicht, was in ihrem Mutterpass so drin steht. Wird ihr in den seltensten Fällen in der Praxis erzählt. Es sei denn, die Hebamme stellt den Pass aus. Da hat die Frau dann mehr Glück. Egal, was vom Arzt hineingeschrieben wird, es ist unlesbar. Falls doch lesbar, dann ist es leider unverständlich. Die heilige Schrift.

Eine Schwangere fragte mich neulich während einer Vorsorgeuntersuchung: „Und der Arzt hat nichts dagegen, dass Sie da auch etwas hineinschreiben?“ Ich hätte antworten müssen: „Ich hab auch nichts dagegen, dass der Arzt was reinkritzelt.“ Aber auf so was kommt man ja leider immer erst hinterher.

Neulich habe ich in der Broschüre einer Gynäkologenpraxis Folgendes gelesen: „In der 15. Schwangerschaftswoche wird durch unsere Gynäkologin eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Während dieses Termins bestätigen wir Ihnen, dass Ihr Kind wohlauf ist.“ Hallo? Sind die Gott oder was?

Es ist ein trauriges Thema, aber jeder weiß, dass es Fehlgeburten gibt. Selbst Frauen, die in die besagte Gynäkologenpraxis gegangen sind, haben ihr Kind verloren. Wie gut, dass diese Praxis das kindliche Wohlbefinden schon in ihrer Broschüre bestätigt! In Amerika hätten die betroffenen Frauen wohl sehr erfolgversprechend eine Millionenklage einreichen können, auch wenn es ihnen ihre Kinder nicht zurückgebracht hätte.

Genau diese Gynäkologin war es übrigens, die einer Frau, die sich weigerte, eine Untersuchung vornehmen zu lassen, sagte: „Ich bin eine Institution. Und deswegen machen Sie das, was ich Ihnen sage.“

Folgende Fragestellung muss sich jedem klar denkenden Menschen spätestens hier aufdrängen: Wie, um Himmels willen, hat das alles damals geklappt mit Schwangersein, dem Kinderkriegen und so weiter? Damals, in der Steinzeit zum Beispiel? Wie konnte das bloß gehen?

Die Antwort ist simpel: Sehr gut ging das! Offensichtlich! Es ist uns ja gelungen, uns in mehr als ausreichender Anzahl fortzupflanzen und nun hier zu stehen. Die schwangere Steinzeitfrau hatte übrigens auch keinen Schwangerschaftstest mit digitaler Anzeige, auf der „schwanger“ bzw. „nicht schwanger“ zu lesen war. Sie hatte schlicht und einfach ihr Gefühl. Das hat ihr das dann gesagt. Dieses gute Gefühl durfte sie zum Glück auch behalten, denn es gab niemanden, der ihr sagte: „Gib mir dein Gefühl mal schön her und hör lieber auf mich, ich werde dich jetzt richtig beraten.“ (und damit in den Wahnsinn treiben)!

Nein, sie, die schwangere Steinzeitfrau, durfte ganz einfach schwanger sein. Ohne dass jemand den mutmaßlichen Entbindungstermin in ihren Mutterpass schrieb oder auf ihren Chip programmierte. Piepspieps. Da gab‘s keinen fixen Zeitpunkt, auf den hingearbeitet wurde. Die schwangere Steinzeitfrau genoss den Moment, hörte auf sich und ihr Ungeborenes und verließ sich darauf, dass alles so kommen würde, wie es sollte.

Die schwangere Steinzeitfrau aß ganz gemütlich das, was ihr schmeckte. Sie fegte weiterhin die Höhle ihrer Steinzeitfamilie aus, und ganz ungestört knüpfte sie ein Band zum Steinzeitbaby in ihrem Bauch. Die Familie um sie herum spürte, dass die schwangere Steinzeitfrau „in anderen Umständen“ war. Man achtete auf sie, hielt Abstand und rückte ihr nicht allzu sehr auf die Pelle.