Hedda Gabler - Henrik Ibsen - E-Book

Hedda Gabler E-Book

Henrik Ibsen

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Rowohlt E-Book Theater Jörgen Tesman und seine Frau Hedda sind gerade von ihrer ausgedehnten Hochzeitsreise zurückgekehrt. Jetzt soll eigentlich die Zukunft beginnen – in ihrer neuen Villa, mit Angestellten und Empfängen. Doch das Geld wird jetzt schon knapp – und Lövborg ist zurück in der Stadt, Tesmans alter Schulfreund und ewiger Konkurrent, mit einem neuen Buch, das Tesmans ausstehende Professur gefährden könnte. Auch Hedda und Lövborg kennen sich: Sie verbindet eine frühere Anziehung, vielleicht Freundschaft, opak und gefährlich. Zwischen einer mutmaßlichen Schwangerschaft, einem verlorengegangenen Manuskript und mehreren Dreiecksverhältnissen wird das Ende der Zukunft ausgerufen. Denn Hedda schießt. «Hedda Gabler» ist ein Text voller «phantastischer Schatten und schwarzer Seen, stiller Spiegel, in denen man sich selbst erkennt, gigantisch vergrößert und unheimlich schön verwandelt». (Hugo von Hofmannsthal)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 129

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Henrik Ibsen

Hedda Gabler

Schauspiel in vier Akten

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Rowohlt E-Book Theater

 

Jørgen Tesman und seine Frau Hedda sind gerade von ihrer ausgedehnten Hochzeitsreise zurückgekehrt. Jetzt soll eigentlich die Zukunft beginnen – in ihrer neuen Villa, mit Angestellten und Empfängen. Doch das Geld wird jetzt schon knapp – und Løvborg ist zurück in der Stadt, Tesmans alter Schulfreund und ewiger Konkurrent, mit einem neuen Buch, das Tesmans ausstehende Professur gefährden könnte. Auch Hedda und Løvborg kennen sich: Sie verbindet eine frühere Anziehung, vielleicht Freundschaft, opak und gefährlich. Zwischen einer mutmaßlichen Schwangerschaft, einem verlorengegangenen Manuskript und mehreren Dreiecksverhältnissen wird das Ende der Zukunft ausgerufen. Denn Hedda schießt.

 

Über Henrik Ibsen

Inhaltsübersicht

Personen1. Akt2. Akt3. Akt4. AktNachwort des Übersetzers

Personen

Jørgen Tesman, Privatdozent der Kulturgeschichte

Frau Hedda Tesman, seine Frau

Fräulein Juliane Tesman, seine Tante

Frau Elvsted

Richter Brack

Eilert Løvborg

Berte, Dienstmädchen bei Tesmans

 

Ort: Die Tesman’sche Villa im Westteil von Christiania

 

Anmerkungen

Die Uraufführung von Hedda Gabler war am 31.01.1891 am Hoftheater München.

Die Erstaufführung der Neuübersetzung war am 16.12.2003 am Theater Basel (Regie: Stephan Müller).

1. Akt

Ein geräumiger, hübsch und geschmackvoll eingerichteter Salon, in dunklen Farben gehalten. An der Rückwand eine breite Türöffnung mit zurückgezogenen Türvorhängen. Dahinter ein kleineres Zimmer, in demselben Stil eingerichtet wie der Salon. In der rechten Wand des Salons eine Flügeltür zur Diele. Links in der Wand gegenüber eine Glastür, ebenfalls mit aufgezogenen Vorhängen. Durch die Scheiben sind ein Teil der überdachten Veranda draußen und Bäume mit Herbstlaub zu sehen. Im Vordergrund ein ovaler Tisch mit schwerer Tischdecke, um ihn herum Stühle. Rechts an der Wand ein breiter, dunkler Kachelofen, ein Lehnstuhl mit hohem Rücken, ein Fußschemel mit Kissen und zwei kleine Hocker. Hinten rechts ein Ecksofa und ein kleiner runder Tisch. Vorn links, etwas von der Wand ab, ein weiteres Sofa. Neben der Glastür ein Klavier. Zu beiden Seiten der Flügeltür hinten Etageren mit Terrakotta- und Majolikagegenständen.

An der Rückwand des hinteren Zimmers sieht man ein Sofa, einen Tisch und einige Stühle. Über diesem Sofa hängt das Porträt eines gutaussehenden älteren Mannes in Generalsuniform. Über dem Tisch eine Hängelampe mit Milchglasschirm.

Überall im Salon stehen Blumen in Vasen und Gläsern, noch mehr Sträuße liegen auf den Tischen. In beiden Räumen dicke Teppiche auf dem Boden.

Morgenlicht. Die Sonne scheint durch die Glastür.

Fräulein Juliane Tesman kommt mit Hut und Sonnenschirm aus der Diele herein, gefolgt von Berte, die einen mit Papier umhüllten Blumenstrauß in der Hand hat. Fräulein Tesman ist eine gutaussehende, gütig wirkende Dame von ungefähr 65 Jahren in einem einfachen, aber hübschen grauen Straßenkostüm. Berte ist ein etwas angejahrtes Dienstmädchen von schlichtem, etwas ländlichem Äußeren.

FRÄULEIN TESMAN

(bleibt in der Tür stehen, lauscht; mit gedämpfter Stimme) Also wirklich, ich glaube, die sind immer noch nicht auf!

BERTE

(ebenfalls mit gedämpfter Stimme) Sag ich doch, Fräulein. Na, der Dampfer ist ja erst spätnachts angekommen. Und danach, Jesses, was hat die junge Frau noch alles auspacken müssen, eh sie ins Bett gekommen ist.

FRÄULEIN TESMAN

Ja, ja – jetzt sollen sie erst mal schön ausschlafen. Aber frische Morgenluft sollen sie kriegen, wenn sie kommen. (Sie geht zur Glastür und öffnet sie weit.)

BERTE

(am Tisch, unschlüssig, den Strauß in der Hand) Meine Güte, hier ist ja gar nicht mehr richtig Platz. Ich glaube, ich stelle ihn hierhin, was, gnädiges Fräulein. (Sie stellt den Strauß vorn aufs Klavier.)

FRÄULEIN TESMAN

So, meine liebe Berte, jetzt hast du eine neue Herrschaft. Gott weiß, wie schwer es mir gefallen ist, dich gehen zu lassen.

BERTE

(den Tränen nah) Und mir erst, gnädiges Fräulein! Was soll ich sagen? Nach all den Jahren, die ich bei den gnädigen Fräuleins in Dienst gewesen bin.

FRÄULEIN TESMAN

Nimm es nicht so schwer, Berte. Es wird schon werden. Jørgen braucht dich nun mal in seinem Haus, weißt du. Es geht nicht anders. Du hast für ihn gesorgt, seit er ein kleiner Junge war.

BERTE

Ja, aber gnädiges Fräulein, ich muss so sehr an Ihre arme Schwester denken, die zu Hause liegt, so ganz hilflos. Und das neue Mädchen jetzt! Die lernt es im Leben nicht, die Kranke richtig zu pflegen.

FRÄULEIN TESMAN

Das bringe ich ihr schon bei. Um das meiste kümmere ich mich selber, weißt du. Mach dir um meine Schwester keine Sorgen, meine liebe Berte.

BERTE

Aber dann ist da noch was, gnädiges Fräulein. Ich hab solche Angst, dass ich es der jungen Frau nicht recht machen kann.

FRÄULEIN TESMAN

Ach Gottchen – am Anfang wird es das bestimmt mal geben –

BERTE

Sie ist sicher furchtbar eigen.

FRÄULEIN TESMAN

Kein Wunder. General Gablers Tochter! Wie sie es zu Lebzeiten des Generals gewohnt war. Weißt du noch, wie sie mit ihrem Vater durch die Straßen geritten ist? In dem langen schwarzen Reitkleid? Und mit Federn am Hut?

BERTE

Oh ja, das vergesse ich nicht. Aber wer hätte damals gedacht, dass aus ihr und dem Herrn Kandidaten mal ein Paar wird? Also ich nicht.

FRÄULEIN TESMAN

Ich auch nicht. – Berte, da fällt mir ein – du darfst Jørgen nicht mehr mit «Herr Kandidat» ansprechen, ab jetzt heißt es «Herr Doktor».

BERTE

Das hat die junge Frau auch gesagt – heute Nacht – kaum, dass sie zur Tür herein waren. Stimmt das denn, gnädiges Fräulein?

FRÄULEIN TESMAN

Ja, natürlich. Stell dir vor, Berte, sie haben ihn im Ausland zum Doktor gemacht. Jetzt, auf der Reise, wirklich. Ich hatte nicht die geringste Ahnung – bis er es mir unten am Kai gesagt hat.

BERTE

Ja, ja, der schafft eben alles, was er sich vornimmt. So ein tüchtiger Mann! Aber dass er auch noch anfängt, die Leute zu kurieren, das hätte ich nie gedacht.

FRÄULEIN TESMAN

Nein, so ein Doktor ist er nicht. – (Nickt bedeutungsvoll) Wer weiß, vielleicht kannst du ihn bald mit einem noch bedeutenderen Titel anreden.

BERTE

Lieber Himmel! Wie denn, gnädiges Fräulein?

FRÄULEIN TESMAN

(lächelt) Hm – das möchtest du wohl wissen! (Bewegt) Ach, wenn doch mein seliger Jochum aus dem Grab aufstehen und sehen könnte, was aus seinem kleinen Jungen geworden ist! (Sieht sich um) Sag mal, Berte – du hast die Schonbezüge von den Möbeln genommen? Warum denn?

BERTE

Die junge Frau hat es angeordnet. Sie kann Schonbezüge auf Stühlen nicht leiden.

FRÄULEIN TESMAN

Wollen sie den Salon denn immer benutzen? Im Alltag?

BERTE

Ja, so klang das. Von der jungen Frau. Er selber – der Herr Doktor – der hat nichts gesagt.

Jørgen Tesman tritt trällernd von rechts in das Hinterzimmer, er trägt einen offenen, leeren Handkoffer. Ein mittelgroßer, jugendlich aussehender Mann von 33 Jahren, etwas rundlich, mit einem offenen, vollen, zufriedenen Gesicht, blondem Haar und Bart. Er trägt eine Brille und einen bequemen, etwas abgetragenen Hausanzug.

FRÄULEIN TESMAN

Einen schönen guten Morgen, Jørgen!

TESMAN

(in der Türöffnung) Tante Julle! Liebe Tante Julle! (Geht zu ihr und schüttelt ihr die Hand) Hier draußen bei uns – in aller Herrgottsfrühe! Was?

FRÄULEIN TESMAN

Ich musste einfach bei euch vorbeischauen, das versteht sich doch von selbst!

TESMAN

Obwohl du gestern erst so spät ins Bett gekommen bist!

FRÄULEIN TESMAN

Das macht mir überhaupt nichts aus.

TESMAN

Bist du vom Hafen gut nach Hause gekommen? Was?

FRÄULEIN TESMAN

Aber ja. Der Herr Richter war so nett und hat mich bis an die Tür begleitet.

TESMAN

Es hat uns so leidgetan, dass wir dich nicht im Wagen mitnehmen konnten. Aber du hast ja selber gesehen – Hedda und ihre vielen Schachteln, die alle mitmussten.

BERTE

(zu Tesman) Soll ich hineingehen und die junge Frau fragen, ob ich ihr irgendwie helfen kann?

TESMAN

Nein, nicht nötig, Berte. Sie hat gesagt, sie klingelt, wenn sie dich braucht.

BERTE

(geht nach rechts) Ja – na gut.

TESMAN

Moment – hier, nimm den Koffer mit.

BERTE

(nimmt ihn) Ich bringe ihn auf den Dachboden. (Sie geht durch die Tür zur Diele hinaus.)

TESMAN

Denk nur, Tante – den ganzen Koffer hatte ich randvoll mit Abschriften. Du glaubst nicht, was ich in den Archiven alles entdeckt habe. Merkwürdige alte Sachen, von denen kein Mensch was weiß –

FRÄULEIN TESMAN

Da hast du die Zeit auf deiner Hochzeitsreise gut genutzt, Jørgen.

TESMAN

Das kann man wohl sagen. Aber nimm doch den Hut ab, Tante. Komm! Ich binde dir die Schleife auf. Was?

FRÄULEIN TESMAN

(während er es tut) Ach ja, jetzt ist mir, als wärst du immer noch bei uns zu Hause.

TESMAN

(dreht und wendet den Hut in der Hand) Was für einen schönen, stattlichen Hut du dir angeschafft hast!

FRÄULEIN TESMAN

Den habe ich wegen Hedda gekauft.

TESMAN

Wegen Hedda? Was?

FRÄULEIN TESMAN

Ja, damit Hedda sich nicht schämen muss, wenn wir zusammen unterwegs sind.

TESMAN

(tätschelt ihr die Wange) Du denkst aber auch an alles, Tante Julle! (Legt den Hut auf einen der Stühle beim Tisch) So, komm, wir setzen uns aufs Sofa und plaudern ein bisschen, bis Hedda kommt.

Sie setzen sich. Fräulein Tesman stellt ihren Sonnenschirm in die Sofaecke.

FRÄULEIN TESMAN

(nimmt Tesmans Hände und schaut ihn an) Ich bin ja so froh, dich wieder hier zu haben, in Fleisch und Blut, Jørgen – den Sohn von meinem seligen Jochum!

TESMAN

Und ich erst! Tante Julle – du warst mir Mutter und Vater zugleich.

FRÄULEIN TESMAN

Ja, ich weiß, du wirst deine alten Tanten immer lieb behalten.

TESMAN

Und Tante Rina? Immer noch keine Besserung? Was?

FRÄULEIN TESMAN

Ach nein – und es ist wohl auch keine mehr zu erwarten. Die Arme – sie liegt genauso wie all die Jahre. Ich hoffe nur, dass sie mir noch eine Zeitlang bleibt! Sonst wüsste ich nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll, Jørgen. Vor allem jetzt, wo ich nicht mehr für dich sorgen kann.

TESMAN

(tätschelt ihr den Rücken) Na, na …!

FRÄULEIN TESMAN

(wechselt plötzlich den Tonfall) Nein, wenn man sich vorstellt, dass du jetzt ein verheirateter Mann bist, Jørgen! – Und dann noch mit Hedda Gabler! Der schönen Hedda Gabler! Denk nur! Die so viele Verehrer hatte!

TESMAN

(trällert kurz und lächelt zufrieden) Ich glaube auch, dass ich hier in der Stadt ein paar gute Freunde habe, die mich ordentlich beneiden. Was?

FRÄULEIN TESMAN

Und dass du so eine lange Hochzeitsreise machen konntest! Über fünf Monate, fast sechs –

TESMAN

Na ja, für mich war das auch eine Art Studienfahrt. All die Archive durchforsten. Und eine Menge Bücher lesen, du!

FRÄULEIN TESMAN

Ja, ja, so ist das wohl. (Vertraulicher und etwas leiser) Aber hör mal, Jørgen – hast du mir nicht – irgendwas Besonderes zu erzählen?

TESMAN

Von der Reise?

FRÄULEIN TESMAN

Ja.

TESMAN

Nein, ich habe dir in meinen Briefen alles erzählt. Und dass ich da unten den Doktor gemacht habe – das habe ich dir gestern schon gesagt.

FRÄULEIN TESMAN

Das schon. Ich meine – ob nicht – sozusagen – was in Aussicht ist –?

TESMAN

In Aussicht?

FRÄULEIN TESMAN

Herrgott, Jørgen – ich bin deine alte Tante!

TESMAN

Ja, nun, natürlich ist was in Aussicht.

FRÄULEIN TESMAN

Na also!

TESMAN

Ich habe die besten Aussichten, in der nächsten Zeit Professor zu werden.

FRÄULEIN TESMAN

Ja, Professor, ja –

TESMAN

Oder – ich kann wohl sagen, dass ich es ganz sicher werde. Aber das weißt du doch, Tante Julle!

FRÄULEIN TESMAN

(schmunzelt) Natürlich. Du hast recht. (Mit verändertem Tonfall) Aber noch mal zu deiner Reise. – Die war sicher sehr teuer, was, Jørgen?

TESMAN

Ja, schon – das große Stipendium hat aber ganz gut geholfen.

FRÄULEIN TESMAN

Ich verstehe nur nicht, wie du es angestellt hast, dass es für zwei reicht?

TESMAN

Das ist auch nicht so einfach zu verstehen. Was?

FRÄULEIN TESMAN

Vor allem, wenn man mit einer Frau reist. Das soll ja noch um einiges teurer kommen, habe ich gehört.

TESMAN

Ein bisschen teurer, ja. Aber Hedda musste die Reise einfach haben, Tante! Sie musste, wirklich. Alles andere wäre auch unpassend gewesen.

FRÄULEIN TESMAN

Da hast du natürlich recht. Eine Hochzeitsreise gehört heutzutage dazu. – Aber sag mal, hast du dich hier im Haus schon richtig umgesehen?

TESMAN

Natürlich. Ich bin auf den Beinen, seit es hell ist.

FRÄULEIN TESMAN

Und wie findest du alles?

TESMAN

Wunderbar! Ganz wunderbar! Aber sag mal: Was sollen wir mit den beiden leeren Zimmern zwischen dem Hinterzimmer da und Heddas Schlafzimmer anfangen?

FRÄULEIN TESMAN

(schmunzelt) Na, mein lieber Jørgen, dafür werdet ihr schon noch Verwendung finden – so mit der Zeit.

TESMAN

Da hast du sicher recht, Tante Julle! Wenn meine Bibliothek erst größer wird, dann – Was?

FRÄULEIN TESMAN

Genau, mein lieber Junge. An die Bibliothek, an die habe ich gedacht.

TESMAN

Am meisten freue ich mich für Hedda. Bevor wir uns verlobt haben, hat sie ja immer gesagt, sie würde am liebsten in Staatsrätin Falks Villa wohnen.

FRÄULEIN TESMAN

Stell dir vor – und dann hat die zum Verkauf gestanden, als ihr noch unterwegs wart.

TESMAN

Ja, Tante Julle, da hatten wir das Glück auf unserer Seite. Was?

FRÄULEIN TESMAN

Aber teuer, mein lieber Jørgen! Teuer wird all das hier für dich.

TESMAN

(blickt sie etwas verzagt an) Ja, wahrscheinlich, Tante.

FRÄULEIN TESMAN

Bei Gott!

TESMAN

Was glaubst du, wie viel? So ungefähr? Was?

FRÄULEIN TESMAN

Das kann ich erst absehen, wenn alle Rechnungen da sind.

TESMAN

Zum Glück hat Richter Brack so günstige Bedingungen für mich ausgehandelt. Das hat er Hedda selbst geschrieben.

FRÄULEIN TESMAN

Mach dir darum keine Sorgen, mein Junge. – Übrigens, für die Möbel und die Teppiche habe ich selber gebürgt.

TESMAN

Gebürgt? Du? Liebe Tante Julle – womit kannst du denn bürgen?

FRÄULEIN TESMAN

Mit unserer Rente.

TESMAN

(springt auf) Was! Mit deiner – und Tante Rinas – Rente!

FRÄULEIN TESMAN

Ja, ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen.

TESMAN

(stellt sich vor sie) Bist du denn verrückt geworden, Tante! Eure Rente – das ist das Einzige, was ihr zum Leben habt.

FRÄULEIN TESMAN

Na, na – kein Grund zur Aufregung. Alles nur Formsache. Das hat Richter Brack auch gesagt. Er war so nett und hat alles für mich geregelt. Reine Formsache, hat er gesagt.

TESMAN

Mag schon sein. Trotzdem –

FRÄULEIN TESMAN

Ab jetzt hast du ein eigenes Gehalt und kannst die Raten davon zahlen. Und wenn wir selber auch was beisteuern, na und –? Euch am Anfang ein bisschen unter die Arme greifen –? Das freut uns doch.

TESMAN

Ach, Tante – du opferst dich unermüdlich für mich auf!

FRÄULEIN TESMAN

(steht auf und legt ihm die Hände auf die Schultern)