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Die Heilpraktikerin und Heilpflanzenexpertin Michaela Girsch erklärt in diesem Buch alles über heilende Kräutertees. Herzstück des Ratgebers ist der ausführliche Rezeptteil mit über 70 Kräuterteemischungen gegen die wichtigsten Alltagsbeschwerden, von Magen-Darm und Erkältung über Kopfschmerzen und Hautprobleme bis Herz und Kreislauf. Sie erfahren, wie Sie Heilpflanzen richtig sammeln und schonend trocknen oder wie Sie beim Einkauf die beste Qualität finden. Lernen Sie hier, wie Sie optimale Mischungen herstellen, wirkungsvoll zubereiten und richtig anwenden. Porträts von 47 bewährten Heilpflanzen aus Natur und Garten liefern zusätzliches Wissen rund um wirkungsvolle Kräutertees.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 140
Michaela Girsch
VORWORT
Alles über Heiltees
TEETRINKEN – BRINGT DAS ÜBERHAUPT WAS?
Qualität der Zutaten
Arzneitees
WIRKSTOFFE IN UNSEREN HEILPFLANZEN
Ätherische Öle
Gerbstoffe
Bitterstoffe
Flavonoide
Saponine
Schleimstoffe
FRISCH ODER GETROCKNET?
Wo sammeln?
Wann und wie sammeln?
Sammelzeitpunkte
Richtig trocknen
Richtig lagern
HEILTEES ZUBEREITEN
Der Heißwasseraufguss (Infus)
Die Abkochung (Dekokt)
Der Kaltwasserauszug (Mazerat)
HEILTEES TRINKEN
Wie viel Tee tut gut?
Dosierung für Kinder
HEILTEES MISCHEN
Gut kombiniert
Ganz oder zerkleinert?
EIN GARTEN FÜR TEEKRÄUTER
Den eigenen Garten entdecken
Standorte der Pflanzen
Porträts der Teepflanzen
Ackerschachtelhalm
Apfel
Basilikum
Beifuß
Birke
Echtes Bohnenkraut
Kleine Braunelle
Große Brennnessel
Dill
Dost
Eisenkraut
Gewöhnlicher Frauenmantel
Gänseblümchen
Gänsefingerkraut
Giersch
Gewöhnliche Goldrute
Kriechender Günsel
Gundermann
Hagebutte
Hirtentäschel
Schwarzer Holunder
Hopfen
Huflattich
Echtes Johanniskraut
Echte Kamille
Großblütige Königskerze
Lavendel
Löwenzahn
Majoran
Melisse
Mutterkraut
Echte Nelkenwurz
Petersilie
Pfefferminze
Quecke
Ringelblume
Rosmarin
Salbei
Sanddorn
Schafgarbe
Spitzwegerich
Stinkender Storchschnabel
Thymian
Walnuss
Weide
Weißdorn
Zitronenverbene
Heilpflanzen-Teemischungen
MAGEN UND DARM
ERKÄLTET
NERVOSITÄT UND SCHLAF
KOPFWEH
FRAUENBESCHWERDEN
NIERE UND BLASE
FRÜHJAHRSKUR, ENTSCHLACKUNG
HAUT
HERZ UND KREISLAUF
FARBEN TRINKEN
Service
Sammelkalender
Buchempfehlungen
Adressen für gute Ganzblatt-Teedrogen
Tees für die wichtigsten Alltagsbeschwerden
Blümchentee–Mischungen
Mischungen für Kräuterbäder
Impressum
Die Autorin
Auf dem Land oder in der Stadt – überall sind wir umgeben von Pflanzen. An jedem noch so abwegigen Standort findet sich ein tapferes Kraut: ein Löwenzähnchen, das sich durch die Plattenfugen drängt, ein Stinkender Storchschnabel in Mauerritzen, Gänseblümchen auf jeder Wiese und Brennnesseln im Gebüsch. Ich bin in Köln aufgewachsen und unser Spielplatz war der Gehweg vor der Haustür und der nah gelegene Südpark, den wir auch allein mit dem Fahrrad erreichen konnten. Die Vielfalt der Pflanzen ist mir noch heute in Erinnerung.
Nun lebe ich seit 25 Jahren in Südbaden auf dem Land und schwelge in Natur (und Sonne!). Ich wohne in einem älteren Neubaugebiet und besitze einen kleinen Vorgarten, nicht weit von mir entfernt beginnen die Felder und der Wald. So habe ich im Laufe der Jahre die verschiedensten Standorte und ihre Pflanzen in meiner Umgebung kennengelernt. Neugierig habe ich sie mir erobert und nach und nach die Unterschiede wahrgenommen. Man muss nicht weit gehen, um Heilpflanzen zu finden, und viele kommen ganz von selbst in Ihren Garten, wenn Sie sie lassen. Doch eignet sich natürlich nicht jeder Standort, um Pflanzen zu sammeln! Auch darum geht es in diesem Buch.
In erster Linie möchte ich Ihnen Lust machen auf das genaue Hinschauen und Staunen, was da alles vor Ihrer Haustür wächst. Viele der Sie umgebenden Pflanzen enthalten heilkräftige Wirkstoffe und eignen sich für eine medizinische Anwendung. Dieses Wissen hatten unsere Altvorderen ganz selbstverständlich und auch heute noch ist das Heilen mit Pflanzen auf der ganzen Welt die einfachste, unmittelbarste und – in vielen Ländern wichtig! – preiswerteste Art, zu heilen.
Vor bald 30 Jahren machte ich meine Heilpflanzenbegeisterung zum Beruf und seitdem arbeite ich in meiner Naturheilpraxis mit Heilpflanzen. Dabei setze ich sehr gerne Teemischungen, aber auch pflanzliche Arzneimittel ein. Auch für den Selbstgebrauch zu Hause eignen sich Heilpflanzen hervorragend, die meisten Beschwerden lassen sich gut durch gezielte Pflanzenunterstützung kurieren. In Zeiten, in denen Unverträglichkeiten an der Tagesordnung sind und die Sensibilität gegenüber künstlichen Zusatzstoffen wie Farb- oder Konservierungsstoffen häufig ist, sind Tees eine gute und wirksame Alternative. Tees sind eine vollwertige Arznei und für die meisten der in diesem Buch vorgestellten Heilpflanzen gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, für manche sogar Studien. Nicht nur für die innerliche Einnahme, auch für die äußerliche Anwendung, etwa zur Juckreizlinderung bei Ekzemen, sind Tees hervorragend geeignet. Das „Gewusst-Wie“ soll Sie zum Routinier werden lassen im Umgang mit Ihren Heilpflanzen. Und vielleicht graben Sie sogar eine Pflanze in der Natur aus und geben ihr ein neues Zuhause in Ihrem Garten oder Sie kaufen die ein oder andere Heilpflanze in der Gärtnerei, um die Auswahl zu erhöhen.
Schmackhafte und wirkungsvolle Tees zu mischen ist nicht schwer. Im Buch erkläre ich Ihnen Grundlegendes dazu und der Rest wird sich durch Ihre eigene Kreativität ergeben. Und die Routine kommt dann mit der Zeit.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit diesem Buch und hoffe, dass Sie beim Sammeln, Trocknen und Mischen genauso viel Freude und Dankbarkeit empfinden wie ich.
Herzlich,
Lange Zeit wurde das Trinken von Kräutertees nicht so ganz ernst genommen, dabei ist es neben dem Verzehr von Pflanzen die natürlichste und unverfälschteste Form, Heilpflanzen einzunehmen. Und das ohne Farb-, Zusatz-, Konservierungs- und Füllstoffe!
Die meisten der für uns wertvollen Wirkstoffe in Heilpflanzen sind mehr oder weniger gut wasserlöslich. Zwar gibt es auch Einschränkungen: Manche Inhaltsstoffe lösen sich besser in Alkohol und weniger gut in Wasser, wie beispielsweise die ätherischen Öle. Andere hilfreiche Stoffe sind hitzeempfindlich und müssen mit kaltem Wasser aus den Pflanzen gelöst werden, wie manche Schleimstoffe. Insgesamt jedoch stellen Tees in jedem Fall eine vollwertige pharmakologisch wirksame Zubereitung dar. Wenn Sie Ihren Tee zu Heilzwecken optimal zubereiten möchten, ist es gut, ein paar Dinge zu beachten.
Neben der Teezubereitung, die je nach verwendetem Pflanzenteil oder zu gewinnendem Wirkstoff unterschiedlich ist, setzt ein Heiltee eine gute Qualität der arzneilich verwendeten Pflanzen voraus. Hierbei kommt es auf den korrekten Erntezeitpunkt und das richtige Trocknen und Lagern an.
Für eine Heilwirkung brauchen Sie natürlich Wirkstoffe, und die sind nicht das ganze Jahr über in gleicher Menge in den Pflanzen enthalten. Für einen Genusstee spielt dies keine Rolle, Sie können das ganze Jahr hindurch beispielsweise Ihren Melissentee trinken. Für Heilzwecke allerdings sammelt man die Blätter (und nur die Blätter!) kurz vor der Blüte, dann haben sie den höchsten Wirkstoffgehalt.
Haben Sie einmal keine geeignete Teepflanze im Garten oder in der Sie umgebenden Natur oder ist Ihnen im Winter der Vorrat ausgegangen, dann achten Sie auch beim Kauf auf Qualität: Richtige Arzneitees gibt es nur in Drogerien und Apotheken. Nur diese enthalten den nach dem Arzneibuch vorgeschriebenen Wirkstoffgehalt. Kräutertees aus dem Discounter sind zwar nicht schädlich, müssen aber nicht unbedingt heilkräftig sein. Hier gilt das Lebensmittelrecht, nicht das Arzneimittelgesetz. Lesen Sie daher vorher immer auf der Verpackung nach, um welche Art Tee es sich handelt, der Arzneitee ist immer eindeutig als solcher bezeichnet.
ZUTAT ZEIT
Auf der ganzen Welt werden Tees zubereitet, häufig sehr aufwendig im Rahmen einer Teezeremonie. Wer gerne reist, kann dies bestätigen: In der Sahara wird der Grüntee gekocht und anschließend werden erfrischende oder verdauungsfördernde Kräuter hinzugefügt. Bei der Zubereitung des japanischen Matchatees wird das Grünteepulver mit einem Bambusbesen in einer Schale mit 80 °C warmem Wasser verrührt. Der Matetee der Südamerikaner wird in einer speziellen Kalebasse erst leicht befeuchtet, bevor langsam das 95 °C heiße Wasser nachgefüllt wird.
Es gibt zahlreiche weitere Beispiele aus der ganzen Welt, bei uns ist das aber häufig anders. Immer wieder höre ich von Patientinnen und Patienten in meiner Praxis, dass die Teezubereitung zu viel Zeit in Anspruch nimmt und nicht in den Alltag passt. Das mag stimmen, man könnte es aber auch ganz anders sehen: sich Zeit nehmen, sich eine Pause gönnen, sich selbst oder dem kranken Kind etwas Gutes tun, ganz bei der Sache sein. Den Tee dann auch noch schluckweise gemütlich im bequemen Sessel zu trinken, oder am Tisch beim Zeitunglesen – das reißt uns aus dem Alltag. Oft ist es die TeePAUSE, die uns gut tut. Teekochen hat etwas mit Entschleunigung zu tun!
Im Laufe der Erdgeschichte haben Pflanzen sich immer wieder an die verschiedensten klimatischen Veränderungen anpassen müssen. Viele der Pflanzen blieben dabei auf der Strecke, aber manche Urpflanzen wie Moose, Flechten, Farne und Schachtelhalme gibt es heute noch.
Pflanzen wissen sich zu schützen und anzupassen, sie können auch ein- und auswandern, wie wir das heute in Zeiten des Klimawandels gut beobachten können.
Grundsätzlich versuchen Pflanzen also immer zu überleben und ihre Art zu erhalten. Dies tun sie unter anderem mit Stoffen, die gar nicht unmittelbar für den Stoffwechsel der Pflanze notwendig sind. Darum werden sie als „sekundäre Pflanzenstoffe“ bezeichnet. Mit diesen schützen sich Pflanzen vor Krankheiten, zu starker UV-Strahlung (man kann das auch bei den Pflanzen als „Sonnenbrand“ bezeichnen) oder einfach nur davor, gefressen zu werden. In der Heilpflanzenkunde bezeichnen wir diese Stoffe auch als „Wirkstoffe“ – damit wird bereits deutlich, dass diese eine „Wirkung“ im menschlichen (und selbstverständlich auch tierischen) Organismus herbeiführen können. An ein paar Beispielen möchte ich die Wirkung dieser Stoffe verständlich machen.
Die ätherischen Öle sind zwar nicht allein, aber maßgeblich für die Düfte verantwortlich. Sie können ganz unterschiedliche Funktionen haben. Wenn wir unter einer blühenden Linde stehen, dann ist es das für die Lindenblüte spezifische ätherische Öl, das uns sofort einnimmt. Es enthält Farnesol, einen pheromonähnlichen Duftstoff, der übrigens nicht nur Insekten anlockt, sondern auch Liebende, wie durch zahlreiche Lieder belegt ist.
Streifen Sie hingegen bei der Gartenarbeit einen Rosmarinstrauch, dann freuen Sie sich zwar über den Duft, der Strauch will Sie damit aber eigentlich vertreiben. Und sicher ist Ihnen aufgefallen, dass Heilpflanzen in Süddeutschland oder noch weiter südlich, Richtung Mittelmeer, viel aromatischer sind als im Norden, denn hier kommt eine weitere Aufgabe hinzu: Das Bilden von ätherischen Ölen schützt vor Sonnenbrand.
Heilkundlich betrachtet haben ätherische Öle ebenfalls sehr vielfältige Aufgaben, aber eine haben sie alle gemeinsam: Sie wirken desinfizierend: Gegen eine Vielzahl von Bakterien, gegen zahlreiche Pilze und gegen einige Viren sind aromatische Heilpflanzen wirksam – von Pflanze zu Pflanze ist die Wirkung natürlich unterschiedlich. Aromatische Heilpflanzen können außerdem entzündungshemmend (wie die Kamille), krampflösend (die Pfefferminze) und beruhigend (beispielsweise Lavendel) wirken.
Die Gerbstoffe schützen Pflanzen vor Fäulnis, denn durch ihre zusammenziehende Wirkung verdichten sie die Struktur von Blättern, Rinde und Wurzeln so, dass sich Fäulnisbakterien nicht wohlfühlen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Nelkenwurz, die gerne im feuchten Halbschatten steht, also an einem Standort, an dem Fäulnis tendenziell gute Chancen hat. Ihre Wurzel hat einen sehr hohen Gerbstoffgehalt.
Medizinisch nutzen wir diese Eigenschaft: Gerbstoffe gerben, d. h. Haut und Schleimhäute ziehen sich bei Kontakt mit ihnen zusammen, Gerbstoffe dichten Haut und Schleimhäute des Körpers quasi ab. So haben Bakterien, Pilze und Viren schlechte Chancen, „anzudocken“ und sich zu vermehren. Dies zeigt sich bei äußerlicher Anwendung in einer entzündungshemmenden, blutungsstillenden, juckreizlindernden Wirkung. Innerlich eingenommen, wirken sie vor allem stopfend, da die zusammenziehende Wirkung dazu führt, dass die gereizte Schleimhaut weniger Sekret absondert. Gerbstoffhaltige Heilpflanzen werden entsprechend bei Durchfall (Beispiel Nelkenwurz), bei Ekzemen (etwa der Stinkende Storchschnabel) oder zur Wundheilung (wie die Schafgarbe) eingesetzt.
Bitterstoffe sind in erster Linie dazu da, pflanzenfressende Tiere abzuschrecken. Sie sind Teil des ausgeklügelten Verteidigungssystems der Natur. Pharmakologisch sind Bitterstoffe hoch interessant: Die moderne Forschung entdeckt immer mehr Wirkungen, die durch sie ausgelöst werden. Bei der innerlichen Einnahme (beispielsweise Beifuß, Schafgarbe, Löwenzahn) steht die verdauungsfördernde Wirkung im Vordergrund. Kaum hat unsere Zunge den Geschmack „bitter“ wahrgenommen, fängt auch schon der Speichel an zu fließen. Wenig später wird der Magen warm und aktiv, vielleicht lassen sich Bauchgeräusche wahrnehmen: Die Bildung sämtlicher Verdauungssäfte wird durch Bitterstoffe angeregt. So gelangen unsere Speisen dann, ordentlich durch die Verdauungsenzyme zerlegt, in den Dünndarm. Dort können nun alle Nährstoffe gut aufgenommen werden. Dadurch verweilen schwer verdauliche Speisen nicht so lange im Magen und plagen uns nicht allzu sehr. Über die ausgleichende Wirkung auf unser vegetatives Nervensystem mit den beiden Gegenspielern Sympathikus und Parasympathikus wirken Bitterstoffe belebend, aber auch entspannend, je nachdem, was wir gerade brauchen. Diese Wirkung erklärt auch, warum unser Herz gestärkt und die Durchblutung verbessert wird. Und die verbesserte Durchblutung unserer Darmschleimhaut führt zur vermehrten Bildung von Abwehrzellen, daher wirken Bitterstoffe auch aktivierend auf unser Immunsystem.
Die gelben oder orangefarbenen Pflanzenfarbstoffe, mit denen Pflanzen Insekten anlocken, werden Flavonoide genannt. Sie schützen die Pflanze vor schädlichen Einflüssen, beispielsweise vor Sonnenbrand oder Umweltgiften. Aus der Ernährungsmedizin beim Menschen weiß man schon lange von dieser wichtigen Eigenschaft der Flavonoide: Sie haben eine antioxidative und schützende Wirkung auf unsere Zellen und gelten daher als schützend vor Krebserkrankungen. Darüber hinaus haben sie weitere sehr vielfältige Aufgaben: Einige sind entzündungshemmend (wie Kamille und Ringelblume), andere harntreibend (beispielsweise die Birke) oder herzstärkend (etwa der Weißdorn).
Saponine haben seifenähnliche Eigenschaften und können bei hoher Konzentration die Schleimhäute reizen. Aus dem Grund werden beispielsweise die saponinreichen Efeublätter nicht als Tee, sondern ausschließlich als magenschonendes Fertigarzneimittel eingesetzt. Saponine haben vielfältige Aufgaben: Einige Saponindrogen, wie der Efeu, finden als Hustenpflanzen Verwendung. Auf reflektorischem Weg regen sie die Bildung eines flüssigeren Schleims in den Bronchien an und erleichtern somit das Abhusten. Andere Saponindrogen, wie beispielsweise die Birke, haben harntreibende Eigenschaften und insgesamt regen sie unseren gesamten Stoffwechsel an. Auch diese Wirkungen erfolgen aufgrund von Reizungen bestimmter Rezeptoren – bei Saponinen ist das „Reizen“ Programm!
Die Schleimstoffe ermöglichen Pflanzen, Wasser zu speichern. Außerdem lassen sich schleimige und damit etwas klebrige Samen besser verbreiten, durch einfaches Anhaften oder angereichert mit „Dung“ über den Kot von Tieren. Bei der heilkundlichen Verwendung nutzen wir die schützende und reizlindernde Wirkung der Schleimstoffe: Ein trockener Rachen, die Ursache für den quälenden Reizhusten, wird mit Schleimstoffen, zum Beispiel aus Spitzwegerich, benetzt. Sofort lässt der quälende Hustenreiz nach.
Heilpflanzen frisch zu verwenden ist wertvoll und äußerst sinnlich. Für einen Genusstee, bei dem es nicht so sehr auf die Heilwirkung ankommt, geht dies das ganze Jahr hindurch. Für eine gute Heilwirkung ist es aber wichtig, Pflanzenteile mit einem höchstmöglichen Wirkstoffgehalt zu verwenden.
Diesen hohen Gehalt an Inhaltsstoffen haben viele Pflanzen vor allem im Sommer, nämlich dann, wenn sie sich besonders schützen müssen und sich vermehren. In dieser Zeit können Sie die Pflanze wunderbar frisch verwenden. Außerhalb dieser Zeit greifen Sie lieber auf Ihren Vorrat an zur richtigen Zeit getrockneten Kräutern zurück. Worauf Sie beim Einkauf getrockneter Kräuter achten sollten, steht im Abschnitt Arzneitees. Wenn Sie sich selbst einen Vorrat anlegen möchten, finden Sie hier einige wichtige Hinweise.
Im eigenen Garten sind Sie grundsätzlich auf der sicheren Seite, außerhalb kann es – je nach Umgebung – schwierig werden: Unsere dicht besiedelte Landschaft stellt uns Pflanzensammler mitunter vor große Herausforderungen. Denn klar ist, dass Heilpflanzen nicht an Straßen und landwirtschaftlich genutzten Flächen gesammelt werden dürfen. Feinstaub, Dünger und Pestizide haben selbstverständlich nichts im Tee zu suchen. Schauen Sie sich in Ihrer Umgebung um. Oft sind es ganz unspektakuläre Brachflächen, auf denen sich die größte Vielfalt findet. Sammeln können Sie ansonsten praktisch überall: An Feld-, Wald- und Wiesenrändern, an Fluss- und Bachufern, im Wald, an Waldlichtungen, auf Wiesen.
NATURSCHUTZ
Bitte sammeln Sie nicht in Naturschutzgebieten, auch wenn es dort besonders vielfältige Kräuter gibt – das ist erstens verboten, zweitens sollten wir die wenigen Flächen, in denen sich die Natur bei uns ungestört entfalten kann, besonders achten.
Das Sammeln war bei unseren Vorfahren etwas Heiliges und ein wichtiger Teil der Herstellung eines Heilmittels. Nicht nur, dass der Mondverlauf dabei mit einbezogen wurde, auch das richtige Werkzeug spielte eine Rolle. Die Druiden benutzen tatsächlich eine goldene Sichel, die in ihrer Form an die Mondsichel erinnert. Außer mit dieser Sichel aus Gold wurden Heilpflanzen niemals mit Metallwerkzeug ausgegraben, da man glaubte, dass sie sonst ihre Heilkraft verlieren. Zum Ausgraben wurde beispielsweise ein Hirschgeweih oder eine Lindenholzschaufel verwendet.
Wie auch immer Sie dazu stehen, es kann sehr schön sein, das Sammeln für sich selbst mit einem Ritual zu verbinden. Für mich gehört zumindest dazu, dass man aufmerksam und respektvoll sammelt und immer nur die Menge an Pflanzenmaterial entnimmt, die man auch wirklich benötigt. Lassen Sie immer ausreichend Pflanzen der gesammelten Art oder Blüten am Stängel einer Pflanze zurück, damit sich die Pflanze weiter vermehren kann. Gesammelt werden nur gesunde Pflanzen beziehungsweise Pflanzenteile von gesunden Pflanzen.
Die meisten Pflanzenteile lassen sich einfach mit den Fingern abknipsen, für festere Stängel brauchen Sie eine Schere und für Wurzeln zum Beispiel einen handelsüblichen Wurzelstecher. Ihr Sammelgut lässt sich am besten in einem Korb transportieren, dort liegt es locker und luftig, aber auch Stoffbeutel oder Papiertüten tun es.
RINDEN werden im Frühjahr von jungen Ästen geschält, dann ist der Saftstrom am stärksten (z. B. Weide, Eiche).
Tageszeit: vormittags
BLÄTTER von BÄUMEN werden gesammelt, wenn sie voll entfaltet sind, im Mai (z. B. Birke) oder auch im Sommer, dann ist der Gerbstoffgehalt größer (z. B. Walnuss). Blätter von KRÄUTERN sammelt man zu Blühbeginn: Dann, wenn die ersten Blütenknospen sich öffnen, findet sich in den Blättern die höchste Wirkstoffkonzentration (z. B. Salbei, Melisse, Pfefferminze, Bohnenkraut, Dost).
Tageszeit: um die Mittagszeit
BLÜTEN werden dann gesammelt, wenn sie sich vollständig entfaltet haben, also zur Vollblüte (z. B. Ringelblume, Kamille).
Tageszeit: um die Mittagszeit
KRAUT