Heilsame Bewegung bei Fibromyalgie, Rheuma und chronischen Schmerzen - Valentin Fröhlich - E-Book

Heilsame Bewegung bei Fibromyalgie, Rheuma und chronischen Schmerzen E-Book

Valentin Fröhlich

0,0
21,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

<p><strong>Ihr Verbündeter gegen chronische Schmerzen</strong></p> <p>Verzweifeln Sie an Ihren Schmerzen, weil Medikamente kaum wirken und Ihr Arzt auch keine Lösung für Ihre rätselhaften Beschwerden findet? Dahinter können Fibromyalgie oder Rheuma stecken. Die Lösung liegt im ganzheitlichen Blick auf den Menschen. Und dabei kann Valentin Fröhlich Ihnen helfen. Er hat selbst jahrelang mit chronischen Schmerzen gekämpft und weiß genau, wie Sie sich fühlen. Heute ist er Heilpraktiker für Psychotherapie und Yoga-Lehrer.</p> <p>Er zeigt Ihnen:</p> <ul> <li>Die besten Übungen, um Ihre Beweglichkeit zu fördern und Ihre Schmerzen zu lindern</li> <li>Wie körperliche und seelische Beschwerden miteinander zusammenhängen</li> <li>Einen vielfältigen Methodenmix aus Yoga, Atem- und Achtsamkeitsübungen, Ernährung, Meditation und Mentalübungen</li> <li>und gibt Tipps zum Umgang mit chronischen Schmerzen</li> </ul> <p>Gewinnen Sie Ihre positive Lebenshaltung zurück. </p>

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 312

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Heilsame Bewegung bei Fibromyalgie, Rheuma und chronischen Schmerzen

Die besten Körper- & Mentalübungen

Valentin Fröhlich

1. Auflage 2021

80 Abbildungen

Liebe Leserin, lieber Leser,

vermutlich lesen Sie diese Zeilen, weil Sie zu den zahlreichen Menschen gehören, die unter wiederkehrenden oder dauerhaften chronischen Schmerzen leiden. Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft leiden über 20 Millionen Menschen unter diesem Phänomen. Über sechs Millionen sind so stark betroffen, dass Alltag und Lebensqualität beeinträchtigt sind. Vielleicht befinden Sie sich am Anfang Ihrer Suche nach Linderung, vielleicht haben Sie, wie unzählige andere Betroffene, diverse Methoden ausprobiert und Hilfe bei verschiedenen Fachärzten und Therapeuten gesucht. Wo auch immer Sie stehen, dieses Buch wird Ihnen ein neues Verständnis für Ihre Schmerzen vermitteln.

Chronischer Schmerz ist lange für mich unerklärlich gewesen. Heute verstehe ich Zusammenhänge, habe als Therapeut vielen Menschen helfen können und selbst Linderung am eigenen Leibe erfahren. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen möchte ich mit Ihnen teilen.

Ich möchte Ihnen nicht zu viel versprechen. Das Lesen des Buches wird Ihre Schmerzen nicht für immer wegzaubern. Das Anwenden der vorgestellten Übungen kann jedoch, unabhängig von der Ursache Ihrer Schmerzen, zur Linderung durch einen bewussteren Umgang bewirken. Doch nicht nur Ihre Schmerzen können die vorgestellten Übungen positiv beeinflussen. Die Übungen können Sie zu einer neuen Lebensanschauung inspirieren. Vielleicht ändern Sie Ihren Blickwinkel auch nur in einigen Lebensbereichen.

Voraussetzung hierfür ist, dass Sie die Informationen auf sich wirken lassen. Nehmen Sie sich Zeit beim Lesen. Springen Sie nicht gleich zu den Übungen, um schnell Linderung zu erfahren. Sie können gerne heute schon beginnen, die Übungen auszuführen; lesen Sie aber trotzdem das Buch aufmerksam durch. Dies wird Ihnen helfen, die Übungen mit einer individuellen Intention und einer anderen Intensität auszuüben. Bei den Übungen kommt es nämlich nicht nur auf die äußere Haltung an, sondern vielmehr auf die innere Wahrnehmung, Ihre persönlichen Bedürfnisse, die bewusste Ausführung, den Atem und weitere Aspekte, die für das Auge nicht sichtbar sind. Damit Sie ein Verständnis dafür entwickeln, bitte ich Sie darum, den Theorie-Teil gut auf sich wirken zu lassen.

Wahrscheinlich ist Ihre Aufmerksamkeitsspanne, ähnlich wie es bei mir der Fall war, beeinträchtigt. Die starken Schmerzen ließen es früher nicht zu, dass ich mich auf komplizierte Informationen lange fokussieren konnte. Deshalb werde ich viele Fakten zum besseren Verständnis mit einfachen und leicht verständlichen Worten umschreiben. Es ist wichtig, dass Sie Zusammenhänge zwischen Ihrem Schmerz und beispielsweise Ihrer Vergangenheit verstehen. Wie bestimmte Erlebnisse im Körper verarbeitet werden und dadurch zu Ihren heutigen Verhaltensmustern, Gewohnheiten, Denkstrukturen und im Endeffekt zu Schmerzen führen, werde ich anhand von Beispielen erläutern.

Durch die Lektüre werden Sie Zusammenhänge Ihres persönlichen Lebens nachvollziehen und sich bewusst dafür entscheiden können, Ihr Leben durch neue Gewohnheiten, Gedanken, Routinen zu verändern. Denn oft fühlen wir uns den Geschehnissen hilflos ausgeliefert. Wie schwierig Ihre Situation auch sein mag, es gibt immer Entwicklungspotenzial. Ich möchte Sie mit diesem Buch dazu motivieren, das Beste aus Ihrer Situation zu machen, was im Rahmen Ihrer persönlichen Möglichkeiten liegt. Je beständiger Sie am Ball bleiben, desto größer wird dieser Rahmen. Auch wenn die Veränderungen zu Beginn kaum feststellbar und eher subtiler Natur sind, rate ich Ihnen, konsequent und entschieden Ihren neuen Weg zu verfolgen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Valentin Fröhlich

Über mich und dieses Buch

In erster Linie schreibe ich dieses Buch aus Selbsterfahrung. Schon seit meiner Jugend litt ich an Schmerzen, die lange Zeit mein Leben bestimmten.

Im Alter von 15 Jahren suchte ich aufgrund meiner chronischen Rücken- und Schulterschmerzen das erste Mal einen Arzt auf. Laut Arzt sollte »gezielter Muskelaufbau« meine Schmerzen lindern. Mehr wurde mir nicht verordnet. Im Laufe der Jahre nahmen die Verkrampfungen in meinen Schultern, die Morgensteifigkeit und Phasen heftiger Schmerzattacken stark zu. Morgens war es mir oft nicht möglich, das Bett zu verlassen. Es dauerte etwa zwei Stunden, bis ich aufrecht gehen und mich alltagstauglich bewegen konnte.

In meinem Beruf als Gastronom musste ich mich bewegen, und zwar schnell, musste Leistung erbringen, funktionieren. Die Tätigkeit lässt wenig Gelegenheit, sich mit sich selbst, seinen Bedürfnissen und seinem Körper zu beschäftigen, zu reflektieren und seinen Lebenskurs zu überdenken. Jahrelang ignorierte ich meine Schmerzen, redete mir ein, dass mein Beruf mich mit Freude erfüllte. Somit könnte ich mich gar nicht überarbeiten.

Dass dieser Gedanke ein fataler Trugschluss war, wurde mir klar, als mich meine Schmerzen mal wieder lahmlegten. Dieses Mal war es anders. Drei Monate war ich arbeitsunfähig, länger als je zuvor. Ich stellte fest, dass ich nicht in der Lage sein würde, mein gehobenes Restaurant weiter zu betreiben. Den gesamten Tag verbrachte ich im Schlafanzug, lag viele Stunden fast regungslos im Bett. Nur wenn ich wirklich musste, begab ich mich nach draußen. Alles wirkte surreal. Meine Wahrnehmung hatte sich verändert. Mich überforderten die Reize, die auf mich einprasselten: überall leuchtende Reklame, Verkehrslärm, üble Gerüche, befremdliche Blicke, gehetzte Menschen, schreiende Kinder und die maßlos überfüllte Großstadt. Diese kleinen Ausflüge in die Welt machten meine Beine schwer wie Blei und ließen mich vollkommen erschöpft, mit starken Schmerzen in mein Bett fallen und mehrere Stunden schlafen.

Heute weiß ich, dass ich damals eine tief-depressive Phase erlebt und ein klassisches Burnout-Syndrom verschleppt hatte. Meine finanzielle Not und Existenzängste trieben mich, über mögliche Jobs nachzudenken – keinesfalls wieder in der Gastronomie. Die Folge war, dass ich etwa 7 Monate lang als Schwerbehindertenassistent tätig war und daraufhin wieder in die Gastronomie wechselte. Ich probierte unterschiedliche Arbeitszeiten aus in der Hoffnung, eine Besserung meiner chronischen Erschöpfung, Müdigkeit und Schmerzen zu erleben. Doch ich litt weiter unter großen Schmerzen, Erschöpfung, Antriebslosigkeit und mangelnder Konzentrationsfähigkeit. Zwei Jahre vergingen mit vier Jobs, bis ich einsah, dass ich professionelle Hilfe benötigte. Es folgten Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken, Pharmakotherapie, Psychotherapie und Physiotherapie, ohne langfristige Besserung.

Ein neuer Weg

Mit gerade einmal 20 Jahren hatte ich die Diagnose »Knochentumor« erhalten. Diese Erfahrung prägte mich und ich begann, mich intensiv mit dem Thema »ganzheitliche Gesundheit« zu beschäftigen. Nun, Jahre später, befand ich mich erneut in einer Lebensphase, in der ich ganz genau herausfinden wollte, warum es mir so schlecht ging. Ich beschäftigte mich intensiv mit Psyche, Psychotraumatologie und Entwicklungspsychologie. Da ich parallel meinen Weg zu Yoga, Achtsamkeit und Meditation fand, konnte ich viele Verknüpfungen zwischen (chronischen) Schmerzen und dem Nervensystem feststellen und selbst erfahren. Ich besuchte eine Heilpraktikerschule und absolvierte dort meine ganzheitlich orientierte Massage-Ausbildung. Danach folgte meine Yoga-Grundausbildung, der Besuch der Heilpraktikerschule für Psychotherapie, Fortbildungen im Bereich Psychotraumatologie, Ausbildungen im Bereich »Traumasensitives Yoga«, Fortbildungen im Bereich Medical Yoga und Yoga-Therapie, Achtsamkeit und Meditation. Als Therapeut begleite und unterstütze ich jetzt von Berufs wegen Menschen auf ihrem Weg zu einem erfüllteren Dasein.

Noch immer gibt es Tage, an denen ich mich vor Schmerzen krümme, während jeder Schritt, den ich gehe, eine Herausforderung ist. An solchen Tagen tendiere ich dazu, die Motivation zu verlieren. Gleichzeitig faszinieren mich die Abläufe im Körper, die mich dazu bringen, oder eher dazu zwingen, mich hinzulegen und mich zu erholen. An diesen Tagen wird mir die Kontrolle über meinen Körper entzogen. Die neuronalen Funktionen rauben mir jegliche Willenskraft, sodass ich mich ergeben bzw. hingeben muss. Nachdem mein Körper die eingeforderte Erholung bekommen hat, geht es mir meist viel besser als vorher.

Ich bin dankbar dafür, dass solche Tage seit einigen Jahren immer seltener auftreten. Viele Jahre lang fühlte ich mich täglich einem tiefen Nachmittagsschlaf hilflos ausgeliefert. Urplötzlich überkam mich eine Müdigkeit, die mich sofort ins Bett lockte und einschlafen ließ. Heute weiß ich, dass meine unbewusste Anspannung und somit mein hoher Muskeltonus für starke Schmerzen gesorgt haben, die nicht mehr auszuhalten waren. Meinem Arzt und meinem Therapeuten beschrieb ich dieses »Zum-Schlaf-gezwungen-werden« als »nervlichen Kollaps«. Meine Beine wurden ganz schwer, wie aus Blei. Jeder Bereich meines Körpers schmerzte, ich gab stöhnende Laute von mir, krümmte mich und schleppte mich ins Bett. Für gewöhnlich, in der Nacht, fiel es mir schwer, einzuschlafen. Und jegliche Störquelle, wie der Fernseher der Nachbarn oder Ähnliches, hielten mich neben den Schmerzen davon ab. Doch nichts konnte mich davon abhalten, gezwungenermaßen einzuschlafen, wenn ich am Nachmittag »kollabierte«.

Ihr neuer Weg

Egal ob Sie nun wie ich zunächst an undifferenzierten chronischen Schmerzen oder an einer Schmerzerkrankung wie Fibromyalgie oder rheumatoider Arthritis leiden: Ich hoffe, dass ich Ihnen neue Wege aufzeigen kann, mit Ihren Schmerzen umzugehen. Auch wenn Sie einige Themen in diesem Buch eher uninteressant finden, empfehle ich dennoch, ihnen Beachtung zu schenken. Vielleicht entdecken Sie doch neue Zusammenhänge oder Parallelen. Außerdem kann es sein, dass Sie irgendwann Aha-Erlebnisse haben. Hinter dem Phänomen »chronischer Schmerz« verbergen sich viele Faktoren, die zu seiner Manifestierung beigetragen haben. Es ist wichtig, die komplexen Zusammenhänge zwischen der Psyche, sozialen Faktoren, der Vergangenheit, dem Nervensystem und dem Schmerz zu verstehen, damit Sie aktiv die Themen in Ihrem Leben anpacken können, die Sie auf dem Weg zur Schmerzfreiheit unterstützen. Deshalb schreibe ich u. a. über die psychischen Zusammenhänge und das Thema Hochsensibilität. Je nach innerer Bereitschaft kann es sein, dass Sie sich von einigen dieser Themen nicht angesprochen fühlen. Doch wir alle verändern und entwickeln uns, vor allem, wenn wir uns mit uns selbst beschäftigen. Das Lesen dieses Buches ist ein Indiz dafür, dass Sie es tun. Deshalb kann es sein, dass Sie Themen, die Sie heute als nicht relevant erachten, in ein paar Monaten oder Jahren höchst interessant finden werden.

Ich habe für mich einen Weg gefunden, mit meinen Schmerzen zu leben. Ja, meine Schmerzen sind weniger geworden und in ihrer Intensität nicht mehr so stark ausgeprägt. Die Tendenz zu Verkrampfungen hat sich ebenfalls verringert. Inzwischen überfallen mich die Schlafattacken am Nachmittag nur noch selten. Außerdem sind sie wesentlich kürzer. Nachts kann ich besser schlafen. Ich bin wieder in der Lage, mich selbst sowohl beruflich als auch privat zu verwirklichen. Das heißt: Ich habe meinen Lebensmut und meine Lebensfreude wiedergefunden. In verschiedenen Lebensbereichen haben sich positive Veränderungen ergeben. Mit diesem Buch stelle ich Ihnen die wichtigsten Aspekte vor, die ich in mein Leben integriert habe.

Ich möchte Ihnen nicht nur einen Zugang aufzeigen, sondern Sie auf allen Ebenen Ihres Seins zu einem Perspektivwechsel inspirieren, der Ihr gesamtes Leben und im Endeffekt auch die Schmerzen positiv beeinflussen soll. Schmerzen sind oft ein Ergebnis des bisherigen Lebens in all seinen Facetten. Wir müssen verstehen, dass sich meist multifaktorielle Ursachen hinter den Schmerzen verbergen. Kümmern wir uns nur um einen Lebensbereich und vernachlässigen alle anderen, werden wir wenig Einfluss auf einen Schmerzrückgang haben. Es wäre also weniger sinnvoll, nur einen Aspekt aufzugreifen (z. B. nur das Thema Ernährung) und die Psyche und die Bewegung komplett außer Acht zu lassen. Die eine Wunderpille, die der Arzt verschreiben soll, auf die viele Patienten hoffen, gibt es meiner Ansicht nach nicht. Jeder einzelne Betroffene sollte selbst die Verantwortung für sein Leben übernehmen und bereit dazu sein, gewohnte, bequeme Pfade zu verlassen, um zu neuem Leben zu erwachen. Dabei möchte ich Sie unterstützen!

Es hat viele Jahre gedauert, bis sich Ihre Schmerzen zu dem entwickelt haben, was Sie heute wahrnehmen. Verlieren Sie also bitte nicht den Mut, wenn Sie innerhalb weniger Tage keine großen Erfolge und Veränderungen herbeizaubern können. Es ist wichtig, langfristig am Ball zu bleiben. Ihr gesamter Körper mit seinem Nerven- und Hormonsystem braucht Zeit, um die neuen Impulse zu verarbeiten, zu integrieren. Seien Sie also geduldig mit sich selbst und erweitern Sie Stück für Stück Ihre Grenzen.

Auch ich bleibe am Ball, mache täglich neue Erfahrungen, gelange zu neuen Erkenntnissen und gebe diese weiter, um anderen betroffenen Menschen zu helfen. Nach wie vor befinde ich mich auf meinem Weg. Nun halten Sie das Ergebnis meiner bisherigen Reise in Ihren Händen. Für mich habe ich einen wertvollen Weg gefunden, beschwerdefreier und selbstbestimmter zu leben. Vielen Menschen durfte ich durch meine beratende und therapeutische Tätigkeit helfen, ein wesentlich leichteres und freieres Leben zu führen. Dieser Schritt, den Sie mit dem Lesen dieses Buches machen, ist vielleicht Ihr erster Schritt auf einem neuen Weg. Ein Weg zu sich selbst, zu mehr Selbst-Erkenntnis und somit zurück ins Leben.

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Liebe Leserin, lieber Leser,

Über mich und dieses Buch

Ein neuer Weg

Ihr neuer Weg

Das rätselhafte Phänomen Schmerz

Wie ist das mit dem Schmerz?

Warum Schmerzen?

Schmerz ist subjektiv

Die Entstehung von Schmerzen

Wenn der Schmerz bleibt

Wie ein Schmerzgedächtnis entsteht

Risikofaktoren

Das Nervensystem

Sympathikus und Parasympathikus

Die Vergangenheit als Grundlage der Regulationsfähigkeit

Der Vagusnerv

Erkrankungen im Zusammenhang mit Schmerz

Fibromyalgie-Syndrom (FMS)

Mögliche Ursachen

Therapie

Rheumatoide Arthritis

Therapie

Rheumatoide Arthritis und die Psyche

Rheumatoide Arthritis und Ernährung

Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS)

Depressionen

Dissoziation und Alexithymie

Hochsensibilität

Reizüberflutung bei hochsensiblen Menschen

Tipps für hochsensible Menschen

Was Verdauung mit Schmerz zu tun hat

Das Innere Kind

Warum ist eine gute Verdauung so wichtig?

Stille Entzündung und oxidativer Stress

Die Sechs-Wochen-Darmkur

Vorbereitung

»Zutaten« für die Darmkur

Darmkur in der Praxis

Beispieltag

Tipps

Intervallfasten

Wasser–die Flüssigkeit des Lebens

Chronische Schmerzen und die Psyche

Selbstregulation und Resilienz

Der Muskeltonus und die Psyche

Unser Atem

Vergangenheitsbewältigung

Warum es so wichtig ist, die Vergangenheit zu klären

Vergebung

Selbstvergebung

Loslassen

Ihr neuer Weg

Die Sache mit den Gewohnheiten

Dopamin und Gewohnheiten

Die Bedeutung von Achtsamkeit

Bestandsaufnahme

Ziehen Sie Bilanz

Die 60-Tage-Transformation

Tag 1: »Ich bin bereit, mich zu verändern.«

Tag 2: »Ich bin wertvoll und liebenswert.«

Tag 3: »Ich bin und bleibe entspannt.«

Tag 4: »Ich lasse einfach sein.«

Tag 5: »Ich schenke mir und anderen ein Lächeln.«

Tag 6: »Egal was ich tue, ich atme.«

Tag 7: »Ich nehme mir meine Pausen.«

Tag 8: »Ich bin bereit zu vergeben.«

Tag 9: »Ich bin flexibel.«

Tag 10: »Heute bin ich produktiv.«

Tag 11: »Ich springe über meinen Schatten.«

Tag 12: »Heute schalte ich einen Gang runter.«

Tag 13: »Ich fokussiere mich auf meine Ziele.«

Tag 14: »Ich verteile Komplimente.«

Tag 15: »Ich aktiviere meine innere Verantwortungsperson.«

Tag 16: »Ich stehe auf und lache.«

Tag 17: »Ich bin achtsam.«

Tag 18: »Ich bin dankbar und wertschätze das, was ich habe und was ich bin.«

Tag 19: »Ich bin mitfühlend und helfe gerne.«

Tag 20: »Ich finde in meine Gesundheit und sorge gut für mich selbst.«

Routinen im Alltag

Beispiel-Morgenroutine

Beispiel-Abendroutine

Zentral: der Start in den Tag

Körperübungen

Hauptsache Sport?

Die Ausrüstung

Ihr ganz eigenes Programm

Übernehmen Sie sich nicht

Grundlagen

Füße

Hüfte

Schultern

Handgelenksmobilität

Handgelenke kreisen ➊

Rundherum ➋

Unterarmdehnung ➌

Rotierte Unterarmdehnung ➍

Krumme Banane

Acht auf der Hand

Kuh und Katze

Schmelzendes Herz

Brustwirbelsäulenspirale

Nadel einfädeln

Drehsitz

Kindshaltung

Nacken-Quickie

Handtuch-Rolle ➊

Nackendehnung ➋

Sphinx

Kamel

Herabschauender Hund

Vorbeuge mit Nackendehnung

Armkreisen

Schwimmen im Stehen

Der tanzende Kellner

Adler

Arme verschränken

Kung-Fu-Stand

Tiefer Ausfallschritt

Hoher Ausfallschritt

Dehnung Beinrückseite

Tiefe Hocke

Hüftwiege

Taube

Krokodil

Happy Baby

Kutscherhaltung

Bequemes Liegen

Mentalübungen

Meditieren ist nicht verdrängen

Mein eigener (Irr-)Weg

Vorsicht, Falle!

Meditation

Anleitung

Schmerztagebuch

Entspannungsverfahren und Atemübungen

Körper ausschütteln

Progressive Muskelentspannung

Körper beklopfen

Holzfäller-Atmung

Strohhalm-Atmung

Meeresrauschen

Beruhigungsatmung

Imaginative Atmung

Löwenatmung

Ausgleichsatmung

Passive Entspannung

Berghaltung im Liegen

Steinwurf

Visualisierung

Die Macht der Gedanken

Affirmationen als Katalysator

Die liegende 8

Weitere Maßnahmen

Nahrungsergänzungsmittel

Vitamin D3 in Kombination mit Vitamin K2

Vitamin C

OPC

MSM

L-Tryptophan

Omega-3-Fettsäuren

Cordyceps

Ashwagandha

Kurkuma

CBD-ÖL

Ätherische Öle

Waldbaden/Shinrin-Yoku

Faszienrollen und -bälle

Yantra-Matte

Floating

Digital Detox

Schlussgedanken

Danksagung

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Das rätselhafte Phänomen Schmerz

Schmerz ist ein ungeheuer vielschichtiges und vielseitiges Phänomen. Blicken Sie hinter das Offensichtliche, werden Sie erstaunliche Zusammenhänge erkennen.

Wie ist das mit dem Schmerz?

In diesem Kapitel möchte ich die wichtigsten Abläufe bei der Entstehung und Verarbeitung von Schmerzen erläutern. Außerdem erfahren Sie, wozu Schmerz dient und warum dieser sich chronifiziert.

Jeder Schmerz ist durch ein einzigartiges Zusammenspiel mehrerer Faktoren entstanden. Vor allem spielen die Reizwahrnehmung, die Reizverarbeitung und die Antwort auf Reize eine bedeutende Rolle. Betrachten wir Schmerzen als ein Pro-blem, also als etwas, das für uns geschieht und uns darauf aufmerksam macht, etwas zu verändern, können wir Schmerzen als eine Chance zu Wachstum sehen. Wie andere Probleme im Leben können wir den Schmerz zum Anlass nehmen, zu prüfen, in welchen Lebensbereichen wir Möglichkeiten zu Wachstum und Weiterentwicklung haben. Ich sehe Schmerzen inzwischen als einen guten Freund: Wenn ich mich unwohl fühle und merke, dass ich mich anspanne, suche ich nach Möglichkeiten, mich zu entspannen. Bestimmte Punkte in meinem Körper signalisieren sehr zuverlässig, dass ich mich beispielsweise bewegen, entspannen oder meine Schlaf- oder Sitzposition verändern könnte. Aber auch auf der geistigen Ebene dient der Schmerz als manchmal sanfter, manchmal grober Freund. Denn geistige und emotionale Schmerzen können sich durch den Körper ausdrücken.

Schmerzen sind aufgrund ihrer Komplexität, der individuellen Wahrnehmung und der schweren Messbarkeit ziemlich schwer zu beschreiben. Die internationale Gemeinschaft der Schmerzwissenschaftler einigte sich auf folgende Beschreibung: »Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder möglicher Gewebeschädigung verbunden ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.«

Im Jahre 2009 wurde der Schmerz als eigene Diagnose in den ICD-Katalog aufgenommen; zuvor wurde er als Begleitsymptom eingeordnet. ICD steht für »International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems« und ist das wichtigste weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Zu finden ist die Diagnose unter der Ziffer F45.41 »chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren«. Dies stellt meines Erachtens eine Revolution dar, denn lange Zeit wurden Schmerzpatienten nicht ernst genommen, sofern ihre Schmerzen nicht konkret auf eine bestimmte Krankheit oder Verletzung zurückzuführen waren. Seit 2009 ist der chronische Schmerz offiziell eine eigenständige Erkrankung. Somit haben alle Betroffenen das Recht auf Behandlung. Auch Schmerzerkrankungen wie Fibromyalgie erfahren inzwischen mehr Anerkennung.

Viele Ärzte beschäftigen sich trotzdem nicht intensiv mit dem Phänomen chronischer Schmerz. Auch bin ich Ärzten begegnet, die ihren eigenen Theorien treu bleiben und nicht offen für neue Erkenntnisse sind. Als Patient fühlt man sich dadurch schnell nicht verstanden und nicht ernst genommen und erhält nicht die notwendige Hilfe, was fatal sein kann. Von chronischen Schmerzen betroffen zu sein, bedeutet womöglich, Einschränkungen in vielen Lebensbereichen zu erfahren, und nicht nur auf körperlicher Ebene. Bestehen chronische Schmerzen über einen langen Zeitraum, können psychische Beeinträchtigungen entstehen, die sich in Motivationslosigkeit bis hin zu Depressionen äußern können. Dies begegnet mir immer wieder bei meinen Patienten.

Es liegt an Ihnen

Die gute Nachricht ist, dass wir die Schmerzwahrnehmung und die Schmerzverarbeitung positiv beeinflussen und so zu einem aktiveren Leben zurückfinden können. Einen großen Einfluss darauf hat Ihre innere Bereitschaft dazu. Wir gehen in diesem Buch die Schmerzen nicht nur auf der körperlichen Ebene an, sondern besonders auch auf der psychischen. Auch wenn Sie durch Ihre chronischen Schmerzen kaum noch Motivation aufbringen: Bringen Sie den Stein ins Rollen und geben Sie nicht auf! Wenn Sie sich selbst aufgeben, hat der Schmerz die Oberhand und kann somit Ihr Leben dirigieren.

Mit modernen bildgebenden Verfahren ist es mittlerweile möglich, Schmerzen, für die keine eindeutige körperliche oder seelische Ursache vorliegt, sichtbar zu machen. Diese Tatsache trägt dazu bei, dass skeptisch eingestellte Ärzte chronische Schmerzen ernster nehmen. Darum scheuen Sie sich nicht, auch wenn Sie nicht an einer körperlichen Erkrankung leiden, einen Arzt aufzusuchen, falls noch nicht geschehen.

Warum Schmerzen?

In erster Linie fungiert die Sinneswahrnehmung »Schmerz« als Warnsignal. Ohne sie hätte die Menschheit nicht überleben können. Das berühmte Beispiel mit der Hand auf der heißen Herdplatte bringt es auf den Punkt: Der Körper signalisiert durch heftigen Schmerz, dass etwas nicht stimmt, und fordert eine Veränderung der Situation bzw. des Verhaltens, d. h. das Wegziehen der Hand.

Dieses wichtige Warnsignal des Körpers wird in unserer heutigen leistungsorientierten Gesellschaft leider viel eher ignoriert, als dass ihm die Beachtung geschenkt wird, die der Schmerz eigentlich einfordert. Warum sich auch mit unbequemen, zeitaufwendigen Themen beschäftigen, wenn das Unterdrücken der Beschwerden mit einer Pille so einfach ist?! Doch der Schmerz hat Ursachen und der Körper wird früher oder später Entlastung einfordern, entweder mit körperlichem oder mit psychischem Leiden, manchmal auch mit beidem im Zusammenspiel.

In Anamnese-Gesprächen stelle ich meinen Patienten ganz simple Fragen, um den Schmerzen auf die Schliche zu kommen. Manchmal stellen sie selbst fest, wie simpel die Ursachen der Schmerzen zu erkennen und zu beheben sind. Bei einigen stellt sich heraus, dass sie den Kaffeekonsum reduzieren müssen. Anderen hilft es, nicht länger als 30 Minuten am Stück auf dem Bürostuhl vor dem Computer zu sitzen, sondern sich immer wieder zu bewegen, stilles Wasser zu trinken und frische Luft zu schnappen. In einigen Fällen kann die Lösung ganz einfach sein. Ich gehe davon aus, dass es bei Ihnen komplexere Gründe sind. Vermutlich haben Sie bereits über mögliche Ursachen hinreichend reflektiert und sind zu keinem klaren Ergebnis gekommen.

Schmerz ist subjektiv

Da die Schmerzempfindung zu unseren Sinneswahrnehmungen gehört, ist sie subjektiv. Die gleiche Verletzung oder Erkrankung kann von verschiedenen Menschen vollkommen unterschiedlich wahrgenommen werden. Ähnlich verhält es sich mit allen anderen Sinneswahrnehmungen: den visuellen, olfaktorischen (Geruch) oder auditiven (Gehör) Reizen.

Scheuen Sie sich daher nicht, Ihrer eigenen Schmerzwahrnehmung Raum zu geben. Sie ist da und Sie empfinden sie eben in der Stärke, in der Sie sie empfinden. Falls Sie Angst davor haben, bei kleinen Eingriffen zu große Schmerzen zu leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, die Schmerzen zu minimieren. Auch Ihnen nahestehende Menschen können Sie um mehr Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen in bestimmten Situationen bitten. Außenstehende wissen nicht, wie es Ihnen geht und wovor Sie sich fürchten. Deshalb müssen wir als Betroffene einen Weg finden, die wichtigen Menschen in unserem Leben über unsere Befindlichkeit zu informieren.

Dass Schmerz ein hochkomplexes Phänomen darstellt, zeigt sich bei Menschen, bei denen die Ursache der Schmerzen behoben wurde, der Schmerz jedoch nach wie vor präsent ist. So sind nach erfolgreicher Bandscheibenoperation manche Patienten trotzdem nicht schmerzfrei. Der Schmerz hat sich zu einem eigenständigen Phänomen entwickelt, das sich von der Ursprungsursache gelöst hat. Das wollen wir uns genauer anschauen.

Die Entstehung von Schmerzen

Für die Schmerzwahrnehmung sind die sogenannten Nozizeptoren zuständig. Diese auf Gefahrensignale spezialisierten Nervenenden befinden sich in der Haut, in Muskeln, Gelenken und auf den Organen und leiten Schmerzimpulse zum Rückenmark. Es existieren verschiedene Arten von Nozizeptoren, die für unterschiedliche Reize spezialisiert sind. Die einen werden aktiviert, wenn man sich stößt (mechanischer Reiz), andere durch zu starke Hitze oder Kälte (Temperaturreiz) und wieder andere durch chemische Reize, z. B. bei Entzündungen im Gewebe oder Verätzungen.

Über das Rückenmark werden die jeweiligen Schmerzreize an das Gehirn weitergeleitet. Damit die Reize im Gehirn ankommen, ist es notwendig, den sogenannten synaptischen Spalt zu überqueren. Der synaptische Spalt ist der Raum zwischen zwei Nervenzellen, in dem diese durch Austausch von chemischen Botenstoffen (Neurotransmittern) miteinander kommunizieren.

Der erste Austausch von Botenstoffen findet im Hinterhorn (Bereich des Rückenmarks) statt. Hier fällt die Entscheidung, ob ein Reiz stark genug ist, um als Information »Schmerz« im Gehirn anzukommen und dadurch unterschiedliche Prozesse in Gang zu setzen. Die nächste Umschaltstelle ist der Thalamus, ein Bereich im Gehirn, der die Informationen an die verschiedenen Gehirnareale weiterleitet, wo die eingehenden Impulse folgendermaßen verarbeitet werden:

Das sensorische System lokalisiert den Schmerz und benennt die Qualität (stechend, pochend, dumpf, drückend …)

Das kognitive System gleicht mit früheren Erfahrungen ab, um beurteilen zu können, wie groß die Gefahr (einer ernsthaften Verletzung) ist.

Im emotionalen System finden die gedanklichen Assoziationen zum Schmerz statt. Hat man z. B. Befürchtungen bezüglich der Verletzung? Urteilt man über sich selbst bezüglich seiner eigenen Ungeschicklichkeit? Oder nimmt man die Verletzung auf die leichte Schulter und denkt: »Ach, das wird schon wieder, ist ja nicht so schlimm.«?

Die Entstehung von Schmerz

Alle drei Systeme haben Einfluss auf die Intensität des Schmerzes. Wenn Sie beispielsweise einen schlechten Tag hatten, nehmen Sie einen Stoß am Knie anders wahr als an einem Tag, an dem Sie voller Freude durch das Leben tanzen. Auch auf die Wahrnehmung und Verarbeitung von chronischen Schmerzen haben diese drei Systeme Einfluss. Wir können also die Schmerzintensität beeinflussen, indem wir unsere psychische und emotionale Verfassung aktiv beeinflussen. Sorgen wir für ein friedliches, liebevolles Leben mit ausreichend Freude, Entspannung und anderen Komponenten, die positiv zu unserer Grundstimmung beitragen, werden wir weniger Schmerzen empfinden. Aus diesem Grund ist es wichtig, die allgemeine Haltung zum Leben inklusive der psychischen Verfassung zu verbessern; hierfür finden Sie in diesem Buch eine Reihe von Übungen.

Der Prozess vom Schmerzreiz bis zur Ankunft und Verarbeitung im Gehirn wird »aufsteigende Schmerzbahn« genannt. Über »absteigende Bahnen« ist das Gehirn in der Lage, durch die Ausschüttung von Serotonin, Noradrenalin und Endorphine eine kontrollierende Wirkung auf die Schmerzempfindung auszuüben. Durch die Ausschüttung dieser Hormone werden die Schmerzen verzögert und weniger intensiv wahrgenommen. Vor allem in Gefahrensituationen oder beim Sport wird dieser Effekt sehr deutlich. Ein Fußballspieler, der sich während des Spiels verletzt, nimmt erst nach dem Spiel seine Verletzung wahr. Auch bei Verkehrsunfällen kann dieser Effekt beobachtet werden. Oft spüren Betroffene während und kurz nach dem Unfall keinen oder kaum Schmerz, dieser stellt sich erst nach Stunden ein.

Das Schmerzzentrum

In unserem Gehirn existiert ein klar verortbares Schmerzzentrum. Interessanterweise werden bei Schmerzen auch Areale des Gehirns aktiviert, die normalerweise für andere Funktionen zuständig sind, wie z. B. Körperwahrnehmung, Aufmerksamkeitssteuerung, Erwartungen, Entscheidungsfindung, Emotionsverarbeitung. Hier wird deutlich, dass Schmerz Einfluss auf verschiedene Systeme hat und andersherum durch diese Systeme beeinflusst bzw. ausgelöst werden kann. In der ganzheitlichen Schmerztherapie ist es also wichtig, alle »weichen« Faktoren mitzubehandeln, um eine Symptomlinderung zu erreichen. Anders gesagt: Indem wir unsere Erwartung, unsere Gedanken und Emotionen verändern, können wir unseren Schmerz beeinflussen.

Wenn der Schmerz bleibt

Akute Schmerzen verringern sich in ihrer Intensität synchron zu der Schmerzursache. Je mehr z. B. eine Wunde oder ein Bruch abheilt, desto weniger Schmerzen verspürt man und desto unempfindlicher wird der verletzte Bereich. Ist der »normale« Zustand wiederhergestellt, die Wunde bzw. die Verletzung also vollständig abgeheilt, spürt man keine Schmerzen mehr.

Chronische Schmerzen werden als solche diagnostiziert, wenn Sie seit mindestens drei Monaten bestehen. Die Schmerzursache ist nicht erkennbar oder die ursprüngliche Schmerzursache besteht nicht mehr, z. B. ist eine Wunde oder ein Bruch verheilt, aber der Schmerz hält an. Forscher fanden heraus, dass bei chronischen Schmerzen die Schmerzreize im Hinterhorn ungehindert weitergeleitet werden. Es wird nicht mehr abgewogen, ob ein Reiz im Gehirn als Schmerz wahrgenommen werden soll, sondern die Reize fließen »reibungsloser« zum Gehirn, wo sie als Schmerz interpretiert und weiterverarbeitet werden.

Betroffene sind dadurch sensibler und spüren Schmerz schneller als Menschen, bei denen dieser Prozess nicht gestört ist – schon sehr geringe Reize genügen nun für eine Schmerzempfindung. Es hat sich ein »Schmerzgedächtnis« entwickelt, der Schmerz hat sich quasi tief eingebrannt und die Verbindungswege zum Gehirn sind wie eine Autobahn bestens ausgebaut. Im Gehirn ist außerdem nachweisbar, dass sich in den Schmerzknotenpunkten mehr Sensoren bilden, die Schmerzen wahrnehmen, sodass kleinste Reize als Schmerzen interpretiert werden. Durch die »Dauerdurchlässigkeit« können Schmerzen ohne Ursache entstehen oder andauern, wenn die Ursache selbst schon längst verschwunden ist. Der Schmerz ist zur eigenständigen Erkrankung geworden.

Eine gute Nachricht: Die Sensoren verändern sich ständig. Das heißt, dass wir die Entstehung neuer Sensoren positiv beeinflussen können, die dann nicht mehr so schmerzempfindlich sind.

Wie ein Schmerzgedächtnis entsteht

Verschiedene Faktoren können die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses begünstigen. Ich erlebe des Öfteren Menschen, die eine Verletzung oder einen (schweren) Unfall erlitten haben und nicht adäquat behandelt worden sind. Verletzungen, die z. B. durch Unfälle verursacht werden, benötigen eine individuelle Behandlung. Viele Behandlungsabläufe sind jedoch standardisiert. Für eingehende Untersuchungen, Ursachenforschung und geeignetere Behandlungsmöglichkeiten haben die Ärzte oft nicht ausreichend Zeit. Häufig wird nur das Symptom bekämpft, anstatt nach tiefer liegenden Ursachen zu suchen. Auch besitzen die meisten Ärzte zu bestimmten Krankheitsbildern, wie zum Beispiel chronischen Schmerzen, kein dezidiertes Fachwissen. Erhält man ein Rezept für eine Physiotherapie, ist diese meist auf wenige, kurze Behandlungen beschränkt. Innerhalb von 20 Minuten ist es dem Therapeuten kaum möglich, ein aussagekräftiges Gespräch zu führen, den Patienten zu beraten und zu behandeln. Die Zeit ist sehr knapp kalkuliert.

Ich habe dies am eigenen Leib erlebt: Im Alter von 19 Jahren erlitt ich einen Auffahrunfall. Urplötzlich gab, als ich an einer Ampel stand, der Motor den Geist auf und direkt im Anschluss gab es einen Knall! Ein großer Geländewagen hat mich mit etwa 50 km/h erwischt. Für einen Moment verlor ich das Bewusstsein. Als ich allmählich zu mir kam, fand ich mich auf der Rückbank wieder. Ja, ich war angeschnallt gewesen. Der Aufprall war jedoch so stark, dass die Rückenlehne meines Sitzes nachgab. Ich nahm wahr, wie eine junge Dame ganz hysterisch nach mir schaute und um Hilfe rief. Ich raffte mich auf und sagte: »Es ist alles in Ordnung, ist nichts passiert. Das Auto wollte ich ohnehin nicht mehr fahren.« Ich versicherte ihr, alles sei bestens. Tatsächlich verspürte ich keinerlei Schmerzen und ließ sie weiterfahren.

Nach etwa 15 Minuten traf die Polizei am Unfallort ein. Während eine Polizistin meine Daten aufnahm, erkundigte sie sich nach meinem Befinden. Auch ihr teilte ich mit, dass ich mich gut fühle. Sie riet mir, schnellstmöglich ein Krankenhaus aufzusuchen, sobald sich Schmerzen bemerkbar machen sollten. Ich verstand zunächst nicht, warum sie mir das sagte. Vollkommen unerwartet traten jedoch nach etwa einer Stunde diffuse Schmerzen in meinem Schulter-Nacken-Bereich auf, die sich auch in meinem Kopf bemerkbar machten. Ich folgte dem Rat und suchte das nächste Krankenhaus auf. Nachdem festgestellt worden war, dass keine Knochen gebrochen waren, wurde mir eine sogenannte Halskrawatte umgebunden. So nannte man damals Halskrausen, die man nicht eigenständig durch Klettverschlüsse verstellen oder abnehmen konnte. Etwa 10 Tage konnte ich dadurch meinen Kopf, den Nacken und die Schultern nicht bewegen. Im Anschluss erhielt ich über mehrere Wochen eine Kortison-Injektionstherapie durch einen Orthopäden sowie Massagen und Wärmebehandlungen. Nachdem diese Maßnahmen vorüber waren, war ich auf mich allein gestellt.

Die damals hauptsächlich betroffene Region (Hals-Schulter-Nacken-Bereich) ist diejenige, mit der ich die größten Probleme in Zusammenhang mit meiner chronischen Schmerzerkrankung hatte. Die Schmerzregion vergrößerte sich mit der Zeit, sodass zunächst mein gesamter Rücken betroffen war. Dann kamen die Arme und Hände hinzu, später plagten mich Schmerzen am ganzen Körper. Die Schmerzen hatten sich verselbstständigt und waren komplett außer Kontrolle geraten.

Tatsächlich war der Unfall aber nicht der Anfang von allem gewesen, denn wie weiter oben bereits erwähnt, litt ich bereits als 15-Jähriger unter chronischen Schmerzen. Eine Tendenz zur Chronifizierung von Schmerzen war offensichtlich in meinem Körper prinzipiell vorhanden. Der Unfall verschlimmerte aber die Schmerzintensität um ein Vielfaches. Trotz vieler »alternativer« Therapiemaßnahmen, wie Stoßwellentherapie, Osteopathie und Akupunktur, erfuhr ich keine Linderung.

In dieser persönlichen Geschichte finden sich einige Faktoren, die die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses begünstigen:

eine bereits vorhandene Tendenz

eine inadäquate/zu kurze/nicht individuell abgestimmte Therapie

Unwissenheit darüber, wie man selbst Einfluss auf die Schmerzen nehmen und das Schmerzgedächtnis löschen bzw. »überschreiben« kann.

Bei chronischen Schmerzen ist auf neuronaler Ebene eine Überaktivierung des ▶ Sympathikus und dadurch ein erhöhter Adrenalinspiegel nachweisbar. Der Körper befindet sich permanent in Alarmbereitschaft, obwohl keine Gefahr droht. Dadurch entsteht eine dauerhafte Anspannung in der Muskulatur, die den Schmerz langfristig verstärkt und dafür sorgt, dass er sich weiter ausbreitet. Durch die Aktivierung des sympathischen Nervensystems wird ein komplexer hormoneller Vorgang ausgelöst: Im Hypothalamus wird das Hormon ACTH (adrenokortikotropes Hormon) ausgeschüttet. Durch die Ausschüttung von ACTH werden in den Nebennieren Stresshormone, wie z. B. Cortisol, produziert. Es spielt dabei keine Rolle, ob bestimmte Erlebnisse, die uns in Angst und Schrecken versetzt oder uns psychisch auf eine andere Art und Weise (z. B. Stress am Arbeitsplatz) belastet haben, bereits der Vergangenheit angehören, unser Körper agiert nach wie vor, als wären sie noch präsent.

Zum Schutz meines Körpers waren die neuronalen Vorgänge, die während des Unfallhergangs automatisch abliefen, sinnvoll und notwendig, um mich am Leben zu erhalten und vor Schmerzen zu schützen. Dadurch jedoch, dass viele Faktoren bei der Behandlung nicht berücksichtigt worden waren, saß diese Momentaufnahme (muskuläre Anspannung, permanente Alarmbereitschaft) zum Selbstschutz noch lange in meinem Körper.

Nicht nur vor Unfällen versucht unser Körper uns zu schützen. Sind wir als Kind bestimmten Situationen wie z. B. Misshandlungen, schutzlos ausgeliefert, beginnt ein automatischer Prozess im Körper, der uns auch vor derartigen Schmerzen schützt. Ist ein Kind bestimmten Umständen gegenüber machtlos, spaltet sich das Bewusstsein vom Körper ab, damit der Mensch die Situation überleben kann. Dies wird auch ▶ Dissoziation genannt. Werden körperliche oder seelische Erlebnisse, in denen sich unser Körper durch Abspaltung oder eine erhöhte Hormonausschüttung geschützt hat, nicht durch Therapiemaßnahmen »bereinigt«, so tragen wir auf zellulärer und hormoneller Ebene all jene Geschehnisse nach wie vor mit uns herum.

Um einen positiven Einfluss auf chronische Schmerzen nehmen zu können, müssen wir sie aus verschiedenen Richtungen angehen. Es würde nicht viel bringen, Schmerzen nur auf der körperlichen Ebene zu behandeln, wenn die Ursachen nicht körperlicher Art sind. Deshalb biete ich Ihnen in diesem Buch verschiedene Mentaltechniken an, die nicht nur Ihre Schmerzen positiv beeinflussen werden, sondern durch die Sie viele Umstände so zu betrachten lernen, dass sie langfristig ein erfüllteres und glücklicheres Leben führen werden.

Risikofaktoren

Welche Risikofaktoren gibt es, die die Entstehung von chronischen Schmerzen begünstigen?

Einige von ihnen habe ich in meiner Geschichte bereits erwähnt. Prinzipiell können neben einer unzureichenden Therapie noch eine Reihe weiterer Faktoren einen Einfluss auf die Schmerzverarbeitung haben und eine Chronifizierung fördern.

Dazu gehören:

mangelnde Resilienz; mit einer gut ausgeprägten Widerstandskraft können wir eher mit Herausforderungen umgehen.

mangelndes Wissen über Schmerzen und dadurch Fehlschlüsse wie z. B. »Bewegung bei Schmerzen ist schädlich«, »man kann eh nichts ändern« etc.

labiler emotionaler/psychischer Zustand des Betroffenen, z. B. Ängste und depressive Verstimmungen

Probleme im familiären und sozialen Umfeld

Schwierigkeiten im Beruf oder negative Erfahrungen, wie Kündigung, Mobbing etc.

In modernen Schmerzkliniken wird der Patient auf Basis des biopsychosozialen Schmerzmodells mit einer multimodalen Schmerztherapie behandelt. Das biopsychosoziale Schmerzmodell inkludiert alle wesentlichen Faktoren, die eine Chronifizierung durch die Wechselwirkung von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren begünstigen.

Aufgrund der Tatsache, dass an der Entstehung und Chronifizierung von Schmerzen mehrere Faktoren beteiligt sind, enthält dieses Buch nicht nur körperliche Übungen. Die verschiedenen Einflussfaktoren müssen in Einklang gebracht werden, um langfristig frei von Schmerzen sein zu können. Deshalb möchte ich Sie dazu einladen, sowohl die körperlichen als auch die mentalen Übungen konsequent anzuwenden. Das Buch soll Sie unabhängig von weiteren Behandlungsmaßnahmen darin unterstützen, alle Faktoren, die den Schmerz begünstigen, zu minimieren und durch Maßnahmen zu ersetzen, die Ihnen dabei helfen, ein Leben mit weniger oder keinem Schmerz genießen zu können.

Das biopsychosoziale Schmerzmodell bei chronischen Schmerzen

Das Nervensystem

Sehen wir uns einmal das Nervensystem an, das für unsere fehlgeleitete Schmerzempfindung verantwortlich zeichnet, außerdem die Wichtigkeit des Gleichgewichts zwischen Sympathikus und Parasympathikus und die komplexen Mechanismen, die bei der Verarbeitung von Reizen eine entscheidende Rolle spielen.

Unser Nervensystem besteht aus zwei Einheiten:

dem zentralen Nervensystem, bestehend aus Gehirn und Rückenmark

dem peripheren Nervensystem, bestehend aus allen Nervenbahnen, die sich außerhalb von Gehirn und Rückenmark befinden

Das zentrale Nervensystem ist für die Steuerung der Skelettmuskulatur, das Denken und die Informationsverarbeitung, die Organfunktionen und für unsere emotionalen Vorgänge zuständig.

Das periphere Nervensystem verarbeitet alle Informationen, die aus dem zentralen Nervensystem kommen, und lässt uns entsprechend reagieren und handeln. Informationen aus der Peripherie werden wiederum an das zentrale Nervensystem weitergeleitet. Diese werden dort verarbeitet und eine Antwort wird an die Peripherie zurückgeschickt.

Zum peripheren Nervensystem gehören

das somatische Nervensystem

das vegetative Nervensystem

Das somatische Nervensystem ist für die willkürlich steuerbaren Funktionen des Körpers zuständig. Wir nehmen Informationen von außen auf und können bewusst entscheiden, wie wir auf diese reagieren. Nehmen Sie beispielsweise, während Sie auf einem Stuhl sitzen, die Information wahr, dass dieser unbequem ist, können Sie die Entscheidung treffen, Ihre Sitzposition zu verändern oder aufzustehen. Es entsteht ein Handlungsimpuls, dem Sie willkürlich nachgehen können.

Beim vegetativen Nervensystem (VNS), auch autonomes Nervensystem genannt, handelt es sich um den Teil des peripheren Nervensystems, den wir nicht willentlich beeinflussen können. Alle lebenswichtigen Körperfunktionen aufrechtzuerhalten ist eine seiner Aufgaben, die Funktionen der inneren Organe, die Durchblutung, Hormonregulierung, Stoffwechselvorgänge, Kreislauf, Herzschlag, Atmung und Verdauung, um nur einige zu nennen. Das vegetative Nervensystem besteht aus zwei Regulatoren: Sympathikus und Parasympathikus. Der Sympathikus mobilisiert den Körper und versetzt ihn in die Lage, zu kämpfen oder zu fliehen bzw. körperliche oder geistige Leistungen zu vollbringen. Der Parasympathikus ist der Gegenpol, er sorgt für Entspannung und Ruhe. Den Sympathikus kann man mit einem Gaspedal eines Autos und den Parasympathikus mit dem Bremspedal vergleichen. Diese zwei Anteile arbeiten idealerweise so zusammen, dass ein optimales inneres Gleichgewicht aufrechterhalten bleibt bzw. jeder Anteil situationsangemessen mal überwiegt und mal in den Hintergrund tritt. Auch wenn wir hierauf keinen willentlichen Einfluss haben, können wir das Aufrechterhalten dieser inneren Balance unterstützen. Dies spielt bei der Reiz- und Schmerzverarbeitung eine wichtige Rolle.

Wenn wir eine Information wahrnehmen, werden entsprechende Signale an das Gehirn weitergeleitet und es erfolgt eine Antwort, die eine Reaktion auslöst.

Unser Gehirn bekommt auf drei unterschiedlichen Wegen Informationen/Input. Die erste Möglichkeit ist die »Exterozeption«. Mit unseren fünf Sinnen (Riechen, Tasten, Schmecken, Hören und Sehen) nehmen wir Informationen von außen auf.

Unter Interozeption versteht man das Wahrnehmen der Vorgänge im Innern des Körpers. Dazu gehören Informationen, die die Organe aussenden, die Atemfrequenz, Herzfrequenz, Thermoregulation und die Selbstwahrnehmung.

Propriozeption