Heitere Resignation - Heike Dahlmanns - E-Book

Heitere Resignation E-Book

Heike Dahlmanns

4,8

Beschreibung

"Heitere Resignation" ist Ausdruck eines Lebensgefühls, das sich irgendwo zwischen Dur und Moll befindet oder zwischen Heiterkeit und Melancholie. Es heißt, mit einem inneren Lächeln auf Dinge zu schauen, die wir nicht oder nur bedingt ändern können. Es heißt, nicht zu verbittern, sondern sich immer, trotz allen Schreckens, ein heiteres Gefühl zu erhalten, sich gottergeben und guten Mutes in das zu schicken, was unabänderlich scheint. Es war mir ein Anliegen, Gedichte zu schreiben, die jeder verstehen kann, Gedichte für die Leute von heute. Das Angebot in diesem Lyrikband ist groß; es reicht von der Parodie über komische, gefühlvolle und kriminelle Gedichte bis hin zu politischen oder gesellschaftskritischen Texten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 103

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
14
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Heike Dahlmanns, im letzten Jahrtausend geboren, hörte schon als kleines Mädchen fasziniert zu, wenn der Vater ihr deutsche Balladen vorlas. Schon im Grundschulalter begann sie erste Gedichte zu schreiben. Da Sprache und Bücher sie schon immer begeistert hatten, studierte sie nach dem Abitur Germanistik, Anglistik, Pädagogik und Philosophie an der Universität in Bonn. Nach dem 2. Staatsexamen arbeitete sie fast sieben Jahre lang im politischen Bereich, als Dozentin in der Erwachsenenbildung und an verschiedenen Schulen. Immer wieder zog es sie zum Schreiben hin, insbesondere zur Lyrik. Kriminelle Kurzgeschichten und Gedichte veröffentlichte sie in den Anthologien „Mörderischer Selfkant“, „Kunterbunter Selfkant“ und „Die besten Kugel-Schreiber“. Seit einiger Zeit ist sie Mitglied im Editorial Board des Austria Forums. Mit ihrer Familie und ihren Tieren lebt sie in der Gemeinde Gangelt/Kreis Heinsberg.

Für

meine Eltern

in memoriam

Zur Resignation gehört Charakter.

(Johann Wolfgang von Goethe)

Die edelste Nation unter allen Nationen ist die Resignation.

(Johann Nestroy)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Typisch Mensch

Federleicht

Achterbahn

Die Linie

Der Vamp

Reinkarnartion

Nachtaktiv

Hugo

Kartenspiel

Kangaroos in Austria

Das Geheimnis

Ali von nebenan

Unterwegs

Beamtenstand

Berlin

Am Spreebogen

Moderne Kunst

Lichterfest auf Schloss Benrath

Glockenklang

Mütterlein

Dreizehn oder zehn

Mensch ärgere dich nicht

Kalle auf Malle

Et Fisternöllsche

Die Fischer

Du

Agathe

Gemütlichkeit

Fünfzig plus

Die zweite Geige

Schlankheitswahn

Schutzengel mein

Totentanz

Zeugnistag

Hommage an Udo

Der Unfall

Politik und Gesellschaft

Abgehört

Das große Sterben

Der Fisch

Der Pelikan

Morgenlektüre

Werbung

Telemania

Ohne Netz

Der König

National(es) Elf(chen)

WM-Gebet

Die fünfte Jahreszeit

Die Krise

Maikäfer flieg

Dubai

Zwei Engel

Der Kandidat

Eurokrise

Helikopter Eltern

Es gibt keine Briefschreiber mehr

Im Wald

Menschenkinder

Armes Deutschland

Staatsfeind Nr. 1

Der rote Bär

Kriminelles

Der Angriff

Das Opfer

Die Ballade von Doris Dünnwald

Ewige Liebe

Im Supermarkt

Kölner Unterwelt

Mit 66 Jahren

Hänschen klein

Der geklaute Wagen

Papi hat dich lieb

Tod am Deich

Natur pur

Frühling

Butterblumenwiese

Farbenspiel

Fröschlein

Herbstspaziergang

Zerplatzte Träume

Tierwelten

Insomnia

Vollmond

Winter

Sprachliche Kapriolen

Abkfi

Vokuhilas

Denglisch

Ein No-Go

Ein Must Have

Das Selfie

Der Konjunktiv

Märchenhaft

Der Vokalzyklus

Der ungläubige Sioux Ogalala

Die schöne Galathee

Lilli und Willi

Einkauf bei Zalando

Warum Uluru heilig ist

Lehrers Traum

Schulleiters Alptraum

Reiselust

Limericks

Worterklärungen

Anmerkungen

Danksagung

Vorwort

„Heitere Resignation“ – lange habe ich nach einem Titel für dieses Buch gesucht. Marie von Ebner-Eschenbach hat ihn mir geschenkt. „Heitere Resignation – es gibt nichts Schöneres“ lautet einer ihrer Aphorismen. Es ist Ausdruck eines Lebensgefühls, das sich irgendwo zwischen Dur und Moll befindet oder zwischen Heiterkeit und Melancholie. Es heißt, mit einem inneren Lächeln auf Dinge zu schauen, die wir nicht oder nur bedingt ändern können. Es heißt, nicht zu verbittern, sondern sich immer – trotz allen Schreckens – ein heiteres Gefühl zu erhalten, sich gottergeben und guten Mutes in das zu schicken, was unabänderlich scheint.

C’est la vie sagt der Franzose, wenn er der Resignation Ausdruck verleiht, tja heißt es oft in der Umgangssprache, häufig mit dem Zusatz nicht mehr zu ändern. Wenn einem die Sprache völlig fehlt, ist ein Schulterzucken der nonverbale Ausdruck von Resignation. Da kann man halt nichts machen! Ich weiß nicht mehr weiter! Hilfreich, wenn man sich auch in solchen Situationen ein wenig Heiterkeit bewahren kann.

Es war mir ein Anliegen, Gedichte zu schreiben, die jeder verstehen kann, Gedichte für die Leute von heute, Gedichte, die nicht vor lauter Symbolik überquellen und dadurch nur dem geübten Lyrikleser verständlich sind.

„Gedichte sind doof“ habe ich schon oft gehört oder auch „Vor den Gedichten hatte ich Angst“; wenn das jemand sagt, so liegt das wahrscheinlich daran, dass er die Gedichte noch nicht gefunden hat, die er mag und die ihn auf die eine oder andere Weise bereichern.

Das Angebot in diesem Lyrikband ist groß; es reicht von der Parodie über komische, gefühlvolle und kriminelle Gedichte bis hin zu politischen oder gesellschaftskritischen Texten. Ich hoffe, dass etwas dabei ist, das auch Sie anspricht.

Gangelt, im Januar 2017

HD

I. Typisch Mensch

Federleicht

Leicht wie eine Feder segeln,

ungebremst von Ort zu Ort,

statt durch ’s Leben nur zu kegeln.

Kugeln reißen mich oft fort.

Leicht wie eine Feder schweben

durch die lauen Lüfte,

Winde, die empor mich heben

wie die süßen Düfte.

Leicht wie eine Feder gleiten,

unbeschwert von Tag zu Tag,

Gleitflug durch das Meer der Zeiten,

ganz egal, was kommen mag.

Leicht wie eine Feder sinken

irgendwann zur ew‘gen Ruh;

schnell noch Federweißen trinken,

dann mach‘ ich die Augen zu.

Achterbahn

Das Leben gleicht der Achterbahn,

es geht mal rauf mal runter.

Manchmal ist dir speiübelschlecht

und manchmal bist du munter.

Mal nimmst du superrasendschnell

die Hochs und Tiefs der Strecke.

Mal kriechst du auf gerader Spur

wie eine lahme Schnecke.

Die lange Strecke schleudert dich

oft unsanft hin und her.

Es rüttelt, schüttelt, dreht dich um

wie im Betonmischer.

Du stößt und eckst ringsum nur an,

oft spürst du auch den Schmerz.

Du denkst, jetzt fliegst du aus der Bahn,

es flattert dir dein Herz.

Und rast du oft mit voller Wucht

in eine Biegung rein,

dann denkst du, es trägt dich hinaus

und du kommst nicht mehr heim.

Gelegentlich geschieht es auch,

dass ein Wagon stürzt ab.

Er wird geworfen aus der Bahn,

reißt andre mit ins Grab.

Meistens jedoch gelingt die Fahrt,

der Wind pfeift dir durchs Haar.

Und du stellst fest nach ein‘ger Zeit,

wie schön der Lauf doch war.

Die schönste Tour geht auch vorbei.

Der Halt folgt vehement.

„Aussteigen bitte!“, hörst du dann.

Und nun bist du - am End.

Die Linie

Ein Ehepaar liegt lieb und nett

des Nachts in seinem Ehebett.

Nach ein paar Küsschen auf die Wangen

hat man zu schlafen angefangen.

Ein jeder liegt auf seiner Seite,

damit man sich im Schlaf nicht streite.

Denn wird die Linie überschritten,

hat morgens meist der Schlaf gelitten.

Doch der Mann – er ist recht schwer –

wälzt sich ganz unruhig hin und her.

Und plötzlich – das ist gar nicht chic –

hat sie die Faust in dem Genick.

Daraufhin ist sie aufgewacht

und legt zurück den Arm ganz sacht.

Doch leider schon nach kurzer Zeit

wälzt sich ihr Mann ein Stück zu weit

und rollt sich mit sehr großem Schwung

zur Seite seiner Frau herum

und liegt ihr – das ist unbequem –

halb auf dem Rücken und den Zehn.

Er hat – und das ist unbestritten –

erneut die Linie überschritten.

Dann schnarcht er ihr noch laut ins Ohr.

Das kommt ihr furchtbar grausam vor.

Die Ehefrau rollt nun mit Druck

den Mann zurück mit einem Ruck.

Noch mehrfach wird in dieser Nacht

ein Attentat auf sie vollbracht.

Sein Knie in ihren Rücken presst.

Die Hand schlägt ihr Gesicht ganz fest.

Die Beine liegen kreuz und quer.

Die Frau hat keine Ruhe mehr,

vor allem, weil ihr Ehemann

im Schlaf noch fängt zu singen an.

Und morgens bei der Glocke Schlag

beginnt er fröhlich seinen Tag,

ist ausgeschlafen, ausgeruht,

der Nachtschlaf, ja der tut ihm gut.

Sein Weib hingegen ist ganz schlapp,

hat nachts gekämpft - jetzt ist sie ab -

hat Überfälle abgewehrt,

die ihren Schlaf massiv gestört.

Drauf angesprochen sagt er, nein,

das könne überhaupt nicht sein.

Da dies schon öfter vorgekommen,

hat sich die Frau ein Herz genommen

und fest montiert ein Brett aus Pinie

auf ihrer Betten Mittellinie.

Ganz oben drauf hat es noch Zacken

zur Abwehr gegen die Attacken.

Sie stopft aus Schutz vor dem Gesang

noch Watte in den Ohrengang.

Der Mann hat sich zuerst empört,

weil dieses Brett die Liebe stört.

Doch sie verteidigt mit Geschick

das Brett als genialen Trick.

Nun schläft sie fest durch bis zum Wecken,

der Mann jedoch hat blaue Flecken.

Der Vamp

Es lebt in Köln das Fräulein Saitz,

ist nicht mehr jung an Jahren.

Doch hat sie einen großen Reiz

auf Männer stets erfahren.

Sie ging mit Heinz und flirtete mit Franz.

Sie turtelte mit Ulf und liebte Hans.

Sie schmachtete ganz ungemein nach Walter.

Sie knutschte gern mit Thomas und mit Ingo

und – entsprechend ihrem Alter -

sah man sie mit Dieter oft beim Bingo.

Ob Holger, Heiner und Henri:

Sie waren mit von der Partie!

Ob Fräulein Saitz mit Helmut pennt?

Wir werden ’s bald erfahren.

Denn Fräulein Saitz ist, wie man’s nennt,

jetzt in den Wechseljahren.

Reinkarnation

Gern würde ich wiedergeboren als Panda

im Tierpark Schloss Schönbrunn in Wien.

Ich äße Bambus zentnerweise

und legte mich zur Ruhe hin.

Und Liebe machte ich nur dann und wann da

zwischen Schlaf und meiner Lieblingsspeise.

Ich lebte ruhig, ganz ohne Eile,

die Menschen fänden mich echt süß.

Ich tät‘ zwei Dinge nur - mit Weile:

Es wäre wie im Paradies!

Nachtaktiv

Ein Selbstportrait

Blumen gießen, Boden wischen,

Wasserwechsel bei den Fischen,

Bücher lesen, ganz viel schreiben,

zwischendurch die Augen reiben,

Wäsche bügeln, Socken stopfen,

Teppich mit dem Sauger klopfen,

Küche säubern, Garten wässern,

Texte meiner Pänz verbessern,

Arbeitshefte korrigieren

und auch noch den Hund ausführen:

Das tat ich, während alles schlief,

denn ich bin stets nachtaktiv.

Hugo

Ich liebe Hugo, ich lieb‘ ihn so sehr.

Ich mich Tag und Nacht nach Hugo verzehr.

Ich liege mit Hugo so gern auf dem Sofa,

er fährt auch mit mir Zug, Auto und Mofa.

Hugo hilft mir, meine Stimmung zu heben.

Mit Hugo verspür ich kein Zittern, kein Beben.

Hugo hilft mir, mein Leben zu meistern,

Hugo kann mich stets auf ‘s Neue begeistern.

Hugo ist immer mein treuer Begleiter,

mit Hugo komm ich im Leben stets weiter.

Hugo erfrischt meine Lebensgeister.

Mit Hugo werde ich tollkühn und dreister.

Hugo ist toll und ebenso spritzig,

mit Hugo bin ich ganz ungemein witzig.

Und ist er nicht mehr da -

dann ist das fürchterbar.

Ich sehne mich so sehr nach ihm,

drum lauf ich schnell zum Laden hin,

damit ich ihn dort seh‘.

Doch was ist das? Oh, weh!

Mein Hugo ist nicht hier.

Es gibt nur Schnaps und Bier

sowie Apérol Spritz.

Das ist ein schlechter Witz!

Ich kann jetzt keinen Hugo kaufen

und darum muss ich Wasser saufen.

Dann fall ich in ein Tief

und werde depressiv.

Kartenspiel

Die Lieb‘ ist wie ein Kartenspiel:

Man spielt recht gern, meist zahlt man viel.

Man hält oft Karten in der Hand,

die harmonieren nicht mitsamt.

Das Karo As Herz Dame sticht

und vieles ihr dann auch verspricht.

Doch kurz darauf, ganz ungeniert,

hat sich das As verabsentiert.

Herz Dame ist drauf sehr verzagt

und tiefe Trauer an ihr nagt.

Das Spiel ist aus, doch es ist Pflicht:

Nach jedem Spiel wird neu gemischt.

Jetzt hat sie Luschen auf der Hand,

das ist erst recht nicht interessant.

Kreuz Acht ist lang auf sie erpicht,

den Buben will, doch kriegt sie nicht.

Herz Dame einen König trifft,

der ist zwar reich, doch falsch wie Gift.

Er stammt von dem Geschlecht der Pik,

ist hässlich, alt und auch sehr dick.

Der König auch die Dame trumpft.

„Ich halt ’s nicht aus“, sagt die Vernunft,

„es muss ja nicht ein König sein,

ein Bauer wäre auch ganz fein.“

Das Herz stets hin zum Herzen zieht,

die Karten spiel‘n nicht immer mit.

Auch die Partie, sie ging verloren;

das Glück scheint fern bei den Azoren.

Dann plötzlich hebt sie auf den Stich

und freut sich ganz unweigerlich:

Herz Bube zur Herz Dame findet;

ein Anfang ist damit begründet.

Man macht dann eine Pokermine,

damit man nicht gleich glücklich schiene.

Das Glück bleibt erst mal unbemerkt,

doch wird es später sehr verstärkt.

Wenn Bub und Dame sind liiert,

man weit‘re Herzen produziert:

Acht, Neun, Zehn und Bube, Dame

nennt man Straight Flush - so ist der Name.

Fünf Karten von derselben Farbe

sind Spielerglück und - Gottesgabe.

Ein Paar – so geht das oftmals aus –

hat dann am Ende ein Full House.

Doch eins ist heute völlig klar:

Zwei Buben bilden auch ein Paar