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Das Buch ist ein meist humorvoller; oftmals kritischer Streifzug durch verschiedene Bereiche des Lebens, wie Politik, Kunst und Kultur, Literatur, gesellschaftliche Ereignisse und Verhaltensweisen sowie die Phänomene der Corona Pandemie.
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Seitenzahl: 95
Heike Dahlmanns, geboren 1957 im Rheinland, Abitur, Studium der Germanistik, Anglistik, Pädagogik und Philosophie in Bonn. Lange Jahre im politischen Bereich tätig, danach unterschiedliche Lehrtätigkeiten. Mitglied im Austria Forum. Veröffentlichung von kriminellen Kurzgeschichten, heiteren Texten und Gedichten in verschiedenen Anthologien. Der erste eigene Lyrikband „Heitere Resignation“ erschien im März 2017, der zweite mit dem Titel „Zugespitzt und abGEDICHTEt“ im Herbst 2018. Gewinnerin des „Ennigerloher Dichtungsrings“ 2018 (Preis für komische Lyrik). Mit ihrer Familie und ihren Tieren lebt sie in Gangelt/Kreis Heinsberg.
Für Agathe
Die Menschen heutzutage sind alle so nervös.
Über jede kleine Kleinigkeit da werden sie giftig bös.
Schimpft einer auf den andern,
Dann sing ich voll Humor,
Damit er nicht mehr schimpfen soll,
Mein kleines Liedchen vor:
Wer schmeißt denn da mit Lehm,
Der sollte sich was schäm'!
Der sollte auch was ander's nehm'
Als ausgerechnet Lehm.
(Claire Waldoff)
Daß die Welt nicht vor ihrer Sünde erschrickt,
sieht ihr ähnlich.
Aber vor eben diesem Spiegelbild
sollte sie erschrecken.
(Karl Kraus)
Ja, die Zeit, das ist halt der lange
Schneiderg’sell, der in der Werkstatt
der Ewigkeit alles zum Ändern kriegt.
(Johann Nestroy)
Vorwort
Tücken, Tod und Teufel
Jetzt schlägt’s zwanzig
Schnelles Ende
Ein Virus wandert durch den Leib
Epizentrum
Klopapier
Das Kompott
Meine Oma liegt im Altenheim
Der Stierkämpfer
Das smarte Haus
Im Coffeeshop
Digitalisierung
Der Kasuar
Lockdown
Der Einkauf
Maskenball
Gedanken eines Toten
Personen, Plebs und Politik
An die Briten
Dammbruch
Drei Chinesen mit dem Kontrabass
Echt orientalisch
Der Demagoge
Fragen eines neugierigen Kindes
Listen
Populisten
Wahrheit
Der Lenz ist da
Wunschzettel
Zahlenspiel
Krumme Lanke
Instrumentalisiert
Der freie Dschin
Lieblinge
Klotz am Bein
Clerihew Verse
Kunst und Kultur
Ein Opernlibretto 2020
Litera-Tour
Zeichensprache
Graffiti
Ein Musical-Libretto 2020
Hänsel und Gretel 2020
Rotkäppchen 2020
Der Froschkönig 2020
Der Struwwelpeter im Jahre 2020
Die Geschichte vom Struwwelolli
Die Geschichte vom bösen Benedikt
Die gar traurige Geschichte mit den Kerzen
Die Geschichte von dem schwarzen Buben
Die Geschichte vom wilden Jäger
Die Geschichte vom Daumenlutscher
Die Geschichte vom Suppen-Kevin
Die Geschichte vom Zappel-Philipp
Die Geschichte von Tom Guck-auf-die Erd
Die Geschichte von der fliegenden Roberta
Wenn ’s menschelt
Wieder Vollmond
Sisyphus
Unter der Platane
Mutters Herz weint
Lasst uns zu den Sternen fliegen
Weinseligkeit
Was wäre?
Ich bin, wie ich bin
Keine Zeit
Rare Exemplare
Influenza
Kleine weiße Wolke
Karl und Käthe
Berauscht
Graffiti
Frauke und Hauke
Speed Dating
Kein Gedicht
Lila
Apropos Fauna und Flora
Die Schlange
Vom Hamstern
Unter Wölfen
Seltsame Kreuzung
Schäfchen zählen
Die Frau mit den drei dicken Möpsen
Der Magnolienbaum
Schafe oder Pferde
Zwei Igel
Zwei Hummeln
Total Vokal
Limericks
Sätze mit …
Geschüttelt, nicht gerührt
Lautgedichte
Nanga Parbat
Tjark
Dana
Papas Alpakas
Merkels Welt
Killing in Mississippi
Sissis Kind
SOKO Bonn
Knut und Ruth
Heins Schwein
Ein A E I O U – Gedicht
Ungeklärte Frage
Leeres Gerede
Nachwort
„Jetzt schlägt ’s zwanzig“ ist das Ergebnis langen Nachdenkens über den Titel meines dritten Lyrikbandes. Ich habe ihn gefunden, weil ich an die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts dachte, die oft als „die goldenen Zwanziger“ bezeichnet werden. Man hatte – hoffentlich - den Ersten Weltkrieg und die Spanische Grippe überlebt. Die Menschen wollten Freude haben und leben. Was, so dachte ich, mögen uns die Zwanziger im 21. Jahrhundert bringen? Noch mehr Hektik und Konsum, alles immer noch billiger, noch schneller, noch schädlicher für das Klima, für Mensch und Tier?
Kurze Zeit später hatte ich die erste Antwort: Corona – eine Pandemie. Lockdown – in Deutschland gemäßigt -, Abstand halten, Masken tragen, Hände desinfizieren, keine Veranstaltungen mit vielen Menschen in geschlossenen Räumen. Ich hatte mir so etwas nie vorgestellt: Eine Krankheit, gegen die es kein Medikament gibt. Es schlug zwanzig - und wie. Der Titel passte vorher schon gut, jetzt passte er noch besser.
Natürlich hat auch diese Corona Pandemie ihre Spuren in diesem Buch hinterlassen, wie sich ja vieles, was in Politik und Gesellschaft geschieht, in der Literatur wiederfindet.
Ob es Beleidigungen, Hasskommentare oder gar Morddrohungen im Internet oder den sogenannten sozialen Medien sind oder die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich in unserer Gesellschaft, ob es sich um Migration, den Klimawandel oder die zunehmende Zahl von Populisten vor allem in hohen politischen Ämtern handelt, es beschäftigt mich – auch literarisch.
Gerne mache ich mich über solche Dinge lustig; deshalb sind viele meiner Gedichte humorvoll oder satirisch, bisweilen sarkastisch oder zynisch. Aber nur die Dinge, über die man vorher ernsthaft nachgedacht hat, kann man auch ins Lustige oder Lächerliche ziehen. Ich versuche, sie in meinen Texten zu verdichten, meist in Reimen.
Manchmal ist es auch die reine Freude am Spiel mit der Sprache oder am Blödeln, die einem Gedicht zur Entstehung verhelfen.
Aber lesen Sie selbst!
Wie wird es weitergehen? Niemand weiß das ganz genau.
In jedem Fall aber hat es zwanzig geschlagen!
Bleiben Sie wachsam und bleiben Sie gesund!
HD, August 2020
(frei nach dem „Nachtwächterlied“,
ab 1608 mündlich überliefert, Autor unbekannt)
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Kaum war es da, das Zwanz‘gerjahr,
war eine neue Krankheit da.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Bei Karneval und Fassenacht
wurd noch gefeiert und gelacht.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Am Aschermittwoch warn wir hie
im Zentrum einer Pandemie.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Der Landrat machte dann im Nu
Kindergärten, Schulen zu.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Jeder war sich nun gewiss,
dass das ernst und gefährlich is.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Zu Hause bleiben sollten wir,
gar manchem fehlte Klopapier.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Gangelt war jetzt hier im Land
und in der ganzen Welt bekannt.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
In Gangelt wurde dann studiert,
wer, wo und wie sich infiziert.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Kurz danach war man sehr geschockt,
das ganze Land wurd downgelockt.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Wie ’s weiter geht, man weiß es nie,
das Leben in der Pandemie.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Junge sowie auch die Alten,
seid wachsam und lasst Vorsicht walten.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Wer meint, er kann auf Regeln pfeifen,
scheint die Gefahr nicht zu begreifen.
Hört, ihr Leute, lasst euch sagen,
zwanzig hat das Jahr geschlagen.
Mancher sagte: „Alles Quatsch!“
Doch jetzt sind seine Lungen Matsch.
***
Am Anfang lachte Lars.
Dann kam Sars.
Schockschwerenot:
Jetzt ist er tot.
***
(frei nach „Mein Vater war ein Wandersmann“, Musik von Wilhelm Friedrich Möller, 1950er Jahre; Text: Florenz Friedrich Sigismund, 1847)
Ein Virus wandert durch den Leib,
durch Rachen, Lunge, Blut.
Es mehrt sich sehr zum Zeitvertreib
und das tut gar nicht gut.
Coroni, Corona, Coroni, Coronahahahahaha,
Coroni, Corona und das tut gar nicht gut.
Es macht sich in der Lunge breit,
das Atmen, das fällt schwer.
Hilft man dir nicht zur rechten Zeit,
dann lebst du bald nicht mehr.
Coroni, Corona, Coroni, Coronahahahahaha,
Coroni, Corona, dann lebst du bald nicht mehr.
Und klopfst du an das Himmelstor,
noch immer virulent.
Dann sagt der Petrus: „Mundschutz vor!
Bin Risikopatient.”
Coroni, Corona, Coroni, Coronahahahahaha,
Coroni, Corona, bin Risikopatient.
***
Wisst ihr, Leute, wo ich wohne:
Ich wohn in der Corona-Zone,
im Epizentrum mittendrin,
da ist ’s, wo ich zu Hause bin.
Seit Jahren wohne ich in Gangelt,
nie hat es an was gemangelt,
doch kaum ist diese Krise hier,
da mangelt es an Klopapier.
Willst mit dem Hund du Gassi gehn,
da siehst du schon die Presse stehn.
Tausend Teams mit Kamera
fragen mich viel Blablabla,
filmen Straßen, Schilder, Steine,
am liebsten auch noch die Gebeine
von einzelnen Corona-Toten.
Rücksicht ist wohl nicht geboten.
Im Fernsehn wird man dann gedisst,
wie schlimm es doch in Gangelt ist.
Da schleicht der Tod um jedes Haus
und holt schon mit der Sichel aus.
In Gangelt, da herrscht Todesluft! -
Dank Landrat Pusch ist die verpufft.
Wie er gekonnt die Krise meistert,
hat den ganzen Kreis begeistert.
Die Wählerschaft das anerkennt
mit neunundsiebzig neun Prozent.
Die Hot Spots sind jetzt anderswo:
In England stirbt man sowieso
und in den Staaten gehn zu Haufen
Menschen neue Waffen kaufen.
Getreu dem Präsidialgebot
schießt man das Virus einfach tot.
Alternativ trinkt man auch schon
Mittel zur Desinfektion.
Wie gut, dass ich in Deutschland lebe,
denn hier ist es doch Gang und Gäbe
Leben, wo es geht, zu schützen,
die Mittel dafür auszunützen.
Die GroKo schafft, man glaubt es nie,
in Harmonie die Pandemie.
Die schwarze Null, wir danken Gott,
bewahrt uns vor dem Staatsbankrott.
Jetzt ringt man um die Lockerungen,
gar mancher gibt sich ungezwungen.
An manchem Ort schafft das Verdruss,
weil man dann wieder schließen muss.
Es droht im Herbst auf alle Fälle
eine perfekte zweite Welle.
Nun, ich versuch vor allen Dingen,
der Krise Gutes abzuringen:
Ich muss nie mehr, das ist gewiss,
erklären, wo denn Gangelt is.
Liebling, oh Schatz, ich schenke dir,
ein feines Röllchen Klopapier,
bestimmt hast du doch keines hier
in deinem heimischen Quartier.
Mein Schatz und darum dacht ich mir,
schenk ihr die Rolle Klopapier,
denn jetzt in dieser Krise,
ist ’s ohne Papier miese.
Und unserer Toilette Zier
ist schließlich meist das Klopapier,
ist teurer noch als Flaschenbier.
Und ich bin als dein Kavalier
nun dein Versorgungsoffizier.
Mein lieber Schatz, ich danke dir,
du bist so süß und lieb zu mir,
wo ich mich jetzt so isolier.
Denn überall, so wie auch hier,
sind alle Menschen voller Gier
nach weißem, weichem Klopapier.
Doch komm nun, etwas schneller
mit mir in meinen Keller,
da, wo ich dir dann demonstrier,
womit ich meine Notdurft schmier.
Schau, ist nicht dieser Kellerraum
voll Klopapier ein Wahnsinnstraum?
Warum sagst du, du glaubst es kaum?
Warum sagst du, ich sei Abschaum?
Nun halte dich einmal im Zaum!
Denn mir, mir ist das einerlei,
ich steck dir sonst am ersten Mai
in deinem Garten einen Baum
und diesen ich dann dekorier
mit feinem, weißem Klopapier.
Das schwör ich dir!
***
Sie war seiner überdrüssig,
fand ihn völlig überflüssig.
Darum tröpfelte sie fein
Gift in sein Kompott hinein.
Er war stets sauer wie Rhabarber.
Das war ’s: Und an Rhabarber starb er.
***
(frei nach „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“,
Scherzlied, entstanden um 1930, Musik: Robert Steidl)
Meine Oma liegt im Altenheim mit Corvid,
mit Corvid, mit Corvid.
Meine Oma liegt im Altenheim mit Corvid.