HEN NA E - Seltsame Bilder - Uketsu - E-Book

HEN NA E - Seltsame Bilder E-Book

Uketsu

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Beschreibung

Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.

»Ich habe das Geheimnis der drei Bilder entschlüsselt. Welches Leid du ertragen musstest, kann ich nicht ermessen. Wie schwer die Schuld wiegt, die du auf dich geladen hast, ist mir nicht klar. Ich kann dir nicht vergeben. Doch ich werde dich immer lieben.«

Ein bewegender Blogeintrag mit Zeichnungen, die viele Rätsel aufgeben. Eine Kinderzeichnung mit einem seltsamen Haus darauf. Die letzten Skizzen eines Zeichenlehrers, der unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Hängen alle diese Bilder zusammen? Zumal immer wieder Menschen sterben, die mit ihnen zu tun haben? Zwei Journalisten kommen dem Geheimnis auf die Spur. Kurz darauf ist einer von ihnen tot...

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Seitenzahl: 271

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Über das Buch

Über den Autor

Weitere Titel des Autors

Titel

Impressum

Einführung

SELTSAME BILDER

Kapitel 1 – Die Frau im Wind

Kapitel 2 – Grauer Nebelschleier vor einer Wohnung

Kapitel 3 – Der Kunstlehrer und sein letztes Bild

Abschlusskapitel – Der Reisfink – geschützt in einer Asthöhle

Verwendete Literatur

Über das Buch

»Ich habe das Geheimnis der drei Bilder entschlüsselt. Welches Leid du ertragen musstest, kann ich nicht ermessen. Wie schwer die Schuld wiegt, die du auf dich geladen hast, ist mir nicht klar. Ich kann dir nicht vergeben. Doch ich werde dich immer lieben.«

Ein bewegender Blogeintrag mit Zeichnungen, die viele Rätsel aufgeben. Eine Kinderzeichnung mit einem seltsamen Haus darauf. Die letzten Skizzen eines Zeichenlehrers, der unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Hängen alle diese Bilder zusammen? Zumal immer wieder Menschen sterben, die mit ihnen zu tun haben? Zwei Journalisten kommen dem Geheimnis auf die Spur. Kurz darauf ist einer von ihnen tot …

Über den Autor

Uketsu begann als Autor für die Website Omokoro zu schreiben und stellt jetzt Horror- und Krimi-Videos sowie Originalmusik auf YouTube ein. Er trägt eine weiße Maske und einen schwarzen Ganzkörperanzug, sodass seine Identität ein Rätsel bleibt. Viele seiner Videos beginnen auf die gleiche Weise: Seine Figur erhält eine E-Mail über einen geheimnisvollen Ort, ein Bild oder einen Gegenstand, und er ruft seinen Freund Kurihara an, bevor er sich im Internet auf die Suche nach Karten, Liedern und illustrierten Hinweisen begibt, aus denen sich dann die verschiedenen Geschichten entwickeln. Uketsu hat sich schnell einen großen Ruf als Schriftsteller mit einer einzigartigen Weltsicht erworben. Sein Stil ist leicht zu lesen, und die einzigartige Art und Weise, wie sich seine Krimis entfalten, ist unterhaltsam und neu. Er ist der erfolgreichste Vertreter eines neuen Trends auf dem japanischen Buchmarkt, vor allem bei jungen Leser:innen, nämlich des "Sketch Mystery"-Romans: ein literarisches Cluedo, ein Spannungsroman mit Zeichnungen und Diagrammen, ein fesselnder Krimi, der spielerisch ist, in die Handlung eintauchen lässt und ein höchst lohnendes Leseerlebnis bietet. Die Bücher von Uketsu haben das Krimi-Genre in Japan entscheidend verändert.

Weitere Titel des Autors

In Vorbereitung:

HEN NA IE – Das seltsame Haus

UKETSU

HEN NA ESELTSAME BILDER

KRIMINALROMAN

Übersetzung aus dem Japanischenvon Heike Patzschke

Für die Originalausgabe:Copyright © Uketsu 2022All rights reserved.

First published in Japan in 2022 by Futabasha Publishers Ltd., Tokyo.German translation rights arranged with Futabasha Publishers Ltd.through EMILY BOOKS AGENCY LTD., Taiwan and Casanovas & Lynch Literary Agency, Spain

Für die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 2025 byBastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6–20, 51063 Köln

Bei Fragen zur Produktsicherheit wenden Sie sich bitte an: [email protected]

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Lektorat: Stefan BauerUmschlaggestaltung: [N.N., Ort]Einband-/Umschlagmotiv: Originalzeichnungen von Uketsu,Japanese Logo »«, »« Original Designed by: Kouichi Tsujinaka, Oeuf inc. Satz: two-up, Düsseldorf

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-7478-9

luebbe.de

lesejury.de

 

»Ich zeige Ihnen jetzt ein Bild.«

 

Die Psychologin Tomiko Hagio hängte ein Bild an die Tafel im Hörsaal, deutete darauf und erklärte:

»Heutzutage halte ich Vorlesungen vor Studierenden, so wie jetzt hier vor Ihnen, aber früher habe ich als Psychologische Beraterin vielen Menschen mit meinem Rat zur Seite gestanden. Sie sehen hier die Kopie eines Bildes, das ein Mädchen, damals eine meiner ersten Klientinnen, gezeichnet hat. Nennen wir das Mädchen einfach einmal Ako. Im Alter von elf Jahren ermordete es seine Mutter und wurde daher von der Polizei in Gewahrsam genommen.

»Ermordete es seine Mutter« – bei diesen schockierenden Worten ging ein Raunen durch die Reihen der Studierenden.

»Ich beschloss, für die Psychoanalyse die Zeichentestmethode anzuwenden. Das ist eine Analysemethode, bei der man die Testperson ein Bild zeichnen lässt, aus dem man den psychischen Zustand dieser Person ablesen kann. ›Ein Bild spiegelt das menschliche Herz‹, heißt es. Das stimmt tatsächlich. In einem Bild kommt das Innere eines Menschen zum Vorschein. Besonders Bilder mit Menschen, Bäumen und Häusern gelten als ausgesprochen aufschlussreich. Schauen Sie sich nun einmal dieses Bild an, gibt es vielleicht etwas, was Sie irgendwie seltsam finden?«

Tomiko Hagio schaute sich im Hörsaal um.

Die Studierenden starrten auf das Bild an der Tafel, verwundert und ratlos.

»Sie bemerken nichts? Ja, auf den ersten Blick wirkt es wahrscheinlich wie ein ganz normales hübsches Bild. Aber hier und da gibt es doch ein paar sehr merkwürdige Stellen. Schauen Sie bitte zunächst einmal auf den Mund des Mädchens in der Mitte des Bildes!

Er ist völlig verschmiert, ja sogar etwas schmutzig, sehen Sie? Ako hat es nicht vermocht, den Mund gut zu zeichnen, sie hat ihn immer wieder wegradiert und neu gezeichnet. Während sie an allen anderen Stellen gleich beim ersten Mal eine schöne Linie ziehen konnte, ist ihr das beim Mund mehrfach misslungen. Warum wohl? Hier können wir einen guten Einblick in ihre Psyche gewinnen:

Ako wurde von ihrer Mutter misshandelt. Deshalb zwang sie sich, zu Hause immer zu lächeln und gute Laune vorzutäuschen, um ihre Mutter nicht zu verärgern. Obwohl sie in ihrem Innern verängstigt war, bemühte sie sich nach außen hin, stets zu lächeln. Die Angst davor, geschlagen zu werden, wenn sie nicht brav lächelte, überkam sie auch beim Malen und verstörte sie so sehr, dass ihre Hand zitterte und sie keinen schönen Mund zeichnen konnte. Ihr tiefer Schmerz kommt auch in dem Haus zum Ausdruck, das sie neben das Mädchen gezeichnet hat.

Dieses Haus hat keine Tür. Ohne Tür kann man aber nicht hineingelangen, oder? Genau. Dieses Haus steht für das Herz des Mädchens. ›Ich will niemanden in mein Herz hereinlassen.‹ ›Ich will hier allein, geborgen und geschützt sein.‹ Aus diesem Bild kann man den starken inneren Wunsch herauslesen, sich allem zu entziehen. Sehen Sie sich nun zum Schluss den Baum an!

Die Äste sind an ihrem Ende spitz wie Stacheln, sehen Sie? Solche Äste sieht man oft auf Bildern von Straftätern. Man kann sie als Ausdruck eines sehr stachligen, aggressiven inneren Wesens interpretieren, das zu sagen scheint: ›Ich werde dich verletzen‹ oder: ›Ich werde dich erstechen‹.

All diese Informationen muss ich als Psychologische Beraterin in ihrer Gesamtheit betrachten, um die Probleme der untersuchten Person angemessen diagnostizieren zu können.«

Tomiko Hagio schaute den Studierenden in die Augen und sprach langsam weiter:

»Ich habe Ako, die dieses Bild gezeichnet hat, so eingeschätzt, dass sie gute Chancen auf eine erfolgreiche Rehabilitation hat. Wissen Sie, warum? Schauen Sie sich doch bitte noch einmal den Baum auf dem Bild an! Richten Sie nun Ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Äste, sondern auf den Stamm!

In einer Asthöhle sitzt ein Vogel, sehen Sie? Menschen, die solche Bilder zeichnen, verspüren das Bedürfnis, andere zu schützen, und neigen zu ausgeprägter mütterlicher Fürsorge. Sie wollen allen Lebewesen, die schwächer sind als sie selbst, helfen und ihnen einen sicheren Lebensraum bieten. Dieses Gefühl kommt hier zum Ausdruck. Man kann also sagen, dass sich tief hinter dem stachligen, aggressiven Wesen von Ako ein weiches Herz verbirgt. Gibt man ihr die Möglichkeit der Begegnung mit Tieren oder kleinen Kindern, wird ihr gutes Herz gestärkt und ihre Aggressionen werden nachlassen. So dachte ich. Auch heute noch bin ich überzeugt, dass ich mit meiner damaligen Diagnose richtiglag. Und soweit ich gehört habe, ist Ako eine glückliche Mutter geworden.«

SELTSAME BILDER

Kapitel 1DIE FRAU IM WIND

Shūhei Sasaki

19. Mai 2014. Es war schon tief in der Nacht, doch ein Fenster eines alten Wohnhauses, das in einem der ärmeren Stadtviertel von Tokyo stand, war noch hell erleuchtet.

Hier wohnte der 21-jährige Student Shūhei Sasaki. Normalerweise hätte er eigentlich alle Hände voll damit zu tun gehabt, sich auf Einstellungstests vorzubereiten oder seinen Lebenslauf für Stellenbewerbungen zu schreiben, stattdessen jedoch tat er heute nichts anderes, als gebannt auf den Computerbildschirm zu starren, was sehr ungewöhnlich für ihn war.

»Ist er das? … Der Blog, von dem Kurihara gesprochen hat?«, murmelte er vor sich hin.

Kurihara war ein jüngerer Kommilitone von Sasaki und wie er selbst auch Mitglied im Okkult-Club. Heute Nachmittag hatten sie sich zufällig in der Universitätsmensa getroffen und gemeinsam gegessen. Sasaki war in letzter Zeit sehr von der Stellensuche in Anspruch genommen und nur selten im Club gewesen. Daher freute er sich über das Gespräch mit seinem Kommilitonen, den er lange nicht gesehen hatte.

Sie tauschten ihre jüngsten Erlebnisse aus und sprachen über eine anstehende mehrtägige Exkursion des Clubs, um sich dann natürlich ihrem Lieblingsthema zuzuwenden: mysteriösen und übersinnlichen Phänomenen.

»Sasaki, sammelst du in letzter Zeit Infos?«, fragte Kurihara mit verschwörerischem Gesichtsausdruck. In ihrem Club bedeutete ›Infos sammeln‹ so etwas wie: alles, was es zu mysteriösen und übersinnlichen Phänomenen gab, zu sichten und zu lesen.

»Nein, dafür fehlt mir gerade einfach die Zeit. Weder Filme noch Bücher noch irgendwas im Internet – ich habe es einfach nicht geschafft, mir etwas anzusehen.«

»Na, dann habe ich jetzt etwas Interessantes für dich. Vor Kurzem habe ich nämlich einen merkwürdigen Blog entdeckt.«

»Einen Blog? Was für einen?«

»Sein Titel lautet: Ren Nanashino Tagebuch meines Herzens. Auf den ersten Blick ist es ein ganz normaler Blog, aber irgendwie wirkt er mysteriös. Einiges darin ist einfach rätselhaft. Ich garantiere dir, dass sich dir die Haare sträuben werden. Du solltest ihn unbedingt lesen!«

»…«

Soweit Sasaki Kurihara kannte, war dieser ein ziemlich cooler Typ, der immer über den Dingen stand und so tat, als tangiere ihn gar nichts. Jetzt aber sprach er so eindringlich und voller Enthusiasmus, dass Sasaki geradezu spürte, dass es sich bei diesem Blog um etwas ganz Außergewöhnliches handeln musste.

24 Uhr, Mitternacht. Nur das Ticken der Uhr war zu hören. Sasaki schluckte und öffnete den Blog, auf den ihn Kurihara aufmerksam gemacht hatte.

Angeblich sollten sich ihm ja die Haare davon sträuben, doch stattdessen überkam ihn erst einmal ein altvertrautes nostalgisches Gefühl, denn früher hatte er viele solcher Blogs gelesen.

In einem Blog konnte man einfach Texte und Fotos im Internet veröffentlichen. Je nach Verfasser oder Verfasserin fiel der Inhalt ganz unterschiedlich aus: Tagebücher, Hobbybeschreibungen, Unmutsäußerungen zur Politik und anderes – alles war möglich. Diese Freiheit wurde gern genutzt. Es gab eine Zeit, da bloggte fast jeder. Aber seit einigen Jahren ebbte der Boom wieder ab und es gab mittlerweile weniger Blogs als früher.

Der Titel des Blogs verriet den Namen des Verfassers: Ren Nanashino. Nanashino schien der Familienname zu sein, aber es konnte auch ein Pseudonym sein: nanashino bedeutet nämlich »namenlos« und steht im Japanischen auch für »Mustermann«. Nur hier eben nicht Max Mustermann, sondern Ren Mustermann.

Tagebuch meines Herzens – so lautete der Titel des Blogs wahrscheinlich, weil der Verfasser darin festhielt, was er in seinem Innersten fühlte.

Direkt unter dem Titel stand der letzte Eintrag. Er stammte vom 28. November 2012, war also vor etwa anderthalb Jahren verfasst worden. Das bedeutete, dass es keine aktuellen Einträge gab.

Sasaki las den jüngsten:

»An den Menschen, den ich am meisten liebe«

28. November 2012

Ab heute werde ich diesen Blog nicht mehr aktualisieren.

Denn ich habe das Geheimnis der drei Bilder entschlüsselt.

Welches Leid du ertragen musstest, kann ich nicht ermessen.

Wie schwer die Schuld wiegt, die du auf dich geladen hast, ist mir nicht klar.

Ich kann dir nicht vergeben. Doch ich werde dich immer lieben.

Ren

Immer wieder las Sasaki die kurzen, verstörenden Worte. Je öfter er sie las, desto rätselhafter klangen sie. »An den Menschen, den ich am meisten liebe«, »das Geheimnis der drei Bilder«, »die Schuld, […] die du auf dich geladen hast« – es war völlig unmöglich, den Sinn dieser Worte zu deuten.

Sasaki beschloss, alle vorangegangenen Blogeinträge zu lesen, um dieses Rätsel zu lösen. Der erste Eintrag stammte vom 13. Oktober 2008. Dort stand:

»Hallo allerseits!« 13. Oktober 2008

Ich habe beschlossen, ab heute einen Blog zu schreiben. Zuerst möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Ren Nanashino. Eigentlich würde ich gern ein Foto von mir hochladen, aber da mir gesagt wurde, es sei gefährlich, persönliche Daten im Internet zu veröffentlichen, lade ich ein gezeichnetes Porträt von mir hoch.

Ehrlich gesagt hat meine Frau dieses Bild gemalt.

Sie heißt Yuki und ist sechs Jahre älter als ich.

Als ich ihr erzählte, dass ich einen Blog eröffnen will, und sie bat, ein Bild von mir dafür zu zeichnen, war das Porträt unglaublich schnell, in weniger als fünf Minuten fertig. Ganz wie man es von einer Frau erwartet, die als professionelle Illustratorin gearbeitet hat. Sie ist echt gut!

Na ja, vielleicht sehe ich auf dem Bild sogar zu gut aus?

Nun werde ich also unseren trubeligen Alltag in einer Art Tagebuch festhalten.

Ich habe vor, jeden Tag etwas Neues zu schreiben. Wenn ihr wollt, lest einfach mit!

Ren

»Jahrestag« 15. Oktober 2008

Hi, hier ist Ren!

Ich hatte zwar angekündigt, dass ich jeden Tag etwas Neues schreiben würde, aber gestern war ich viel zu erschöpft und bin schlafen gegangen, ohne auch nur eine einzige Zeile zu verfassen. Tut mir leid! Ab heute lege ich aber los!

Heute ist der 15. Oktober, ein sehr wichtiger Tag.

Vor genau einem Jahr haben Yuki und ich geheiratet!

Zur Feier des Tages habe ich uns eine ganze Torte gekauft. Das hat zwar ein Loch in meinen Geldbeutel gerissen, aber die Torte schmeckt einfach köstlich.

Weil sie so lecker ist, habe ich sogar zwei Stück gegessen. Yuki hat geschimpft: »Du isst zu viel! Du wirst mir noch dick!« (Schnief)

Die übrig gebliebenen vier Stück haben wir in den Kühlschrank gestellt. Die gibt es dann morgen. Darauf freue ich mich schon.

Ren

Etwa vier, fünf Blogeinträge dieser Art gab es pro Woche. Meist hatte Ren darin so etwas wie: »Ich habe XY gegessen«, »Ich habe einen Ausflug nach XY gemacht« oder ähnliche Belanglosigkeiten notiert. Irgendeinen Hinweis auf eine »Schuld« oder ein »Leid«, von denen er in seinem letzten Eintrag schrieb, konnte Sasaki aber nirgends entdecken.

Doch plötzlich tat sich etwas im Leben der beiden.

»Und hier das Neueste!« 25. Dezember 2008

Hi, hier ist Ren!

Yuki ging es heute Morgen offenbar nicht gut, weshalb sie am Vormittag beim Arzt war, wie sie mir sagte.

Und wer hätte das gedacht: Yuki ist schwanger!

Als sie mir das erzählte, war ich so glücklich, dass ich vor Freude in die Luft sprang!

Das war echt ein supercooles Weihnachtsgeschenk!

Ich gebe also hiermit bekannt: Wir werden Mama und Papa!

Ren

Von diesem Tag an drehte sich alles in diesem Blog um das Baby. Ren sorgte sich sehr um Yukis Gesundheit und beschrieb seine Gefühle für ihr Kind.

»Die Schwangerschaftsübelkeit ist echt grauenhaft!« 3. Januar 2009

Auch heute schien Yuki wieder unter Morgenübelkeit zu leiden, weshalb sie kaum etwas von den Neujahrsspezialitäten essen konnte.

Alles, was ich tun kann, ist, ihr den Rücken zu streicheln. Ich fühle mich die ganze Zeit so ohnmächtig.

Man hört zwar oft, dass Schwangere, wenn sie unter Morgenübelkeit leiden, Appetit auf Saures haben, aber das scheint doch von Frau zu Frau verschieden zu sein.

Yuki hat gesagt: »Joghurt kann ich essen, ohne dass mir übel wird.« Daher ist unser Kühlschrank jetzt voller Joghurt.

Ich gehe auch gleich noch mal in den Supermarkt und kaufe noch mehr.

Ren

»Der Bauch wird rund« 8. Februar 2009

Seit heute sind wir nun in der 13. Schwangerschaftswoche.

Die Morgenübelkeit scheint irgendwie kein Ende zu nehmen.

Heute habe ich wieder massenweise Joghurt gekauft. Yuki hat verschiedene Sorten ausprobiert, doch am besten scheint ihr der Aloe-Joghurt zu schmecken.

Yukis Bauch wird allmählich rund.

Jetzt kann auch ich sehen, dass unser Baby wächst und gedeiht. Ich bin so glücklich!

Ren

»Kirschblütenschau« 16. März 2009

Yukis Gesundheitszustand ist viel stabiler geworden, und nach langer Zeit haben wir endlich einmal wieder einen Ausflug gemacht.

Unser Ziel war ein Park in der Nähe. Die Kirschblüten waren zwar noch nicht voll aufgeblüht, aber dennoch sehr schön.

Wir setzten uns auf eine Bank und sprachen über unser Baby.

Darüber, was es einmal alles lernen soll oder welches Anime wir ihm als Erstes zeigen. Es ist zwar noch etwas früh für solche Gedanken, aber es macht echt Spaß, sich das alles vorzustellen.

Auch über den Namen wollen wir schon nachdenken, aber da wir noch nicht wissen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, heben wir uns dieses Vergnügen noch auf, bis das klar ist. Doch wenn es ein Mädchen wird, würden wir beide es gern Sakura nennen.

Ren

Bis zu diesem Zeitpunkt war die Geschichte des Pärchens echt herzerwärmend.

Aber im Mai, als die Hälfte der Schwangerschaft vorbei war, zogen auf einmal dunkle Wolken am Horizont auf.

»Die Ultraschalluntersuchung« 18. Mai 2009

Da ich heute nicht arbeiten musste, gingen wir beide gemeinsam zur Schwangerschaftsuntersuchung.

Heute habe ich unser Baby zum ersten Mal im Ultraschall gesehen. Ich war echt gerührt!

Allerdings liegt das Baby in der Beckenendlage.

Da wir gehört hatten, dass die Geburt schwierig wird, wenn das Baby verkehrt herum liegt, waren wir voll verunsichert, aber man hat uns erklärt, dass das Baby sich sicher noch in die richtige Position drehen wird, da es ja jetzt noch klein ist und in dieser Phase noch oft Purzelbäume schlägt und sich bewegt. Das hat uns beruhigt. Ein Glück!

Aber es gab noch eine Enttäuschung:

Wenn das Baby in der Beckenendlage liegt, ist sein Schritt hinter den Beckenknochen der Mutter verborgen und man kann sein Geschlecht nicht erkennen. Da müssen wir mit der Namensgebung wohl noch ein bisschen warten!

Ren

Die Beckenendlage ist ein Phänomen, bei dem das ungeborene Kind, das bei der Geburt eigentlich mit dem Kopf nach unten liegen sollte, verkehrt herum, das heißt mit dem Kopf nach oben im Mutterleib liegt. Das sollte zu einem großen Problem für das Paar werden.

»Wir schaffen das!« 20. Juli 2009

Wir waren wieder zur Untersuchung.

Das Baby liegt immer noch mit dem Kopf nach oben.

Da es sich in dieser Phase nur noch selten spontan dreht, muss nun die Mutter dafür sorgen, dass es in die richtige Position kommt.

Man hat uns Übungen gezeigt, die das bewirken sollen. Die wird Yuki nun jeden Tag zu Hause machen.

Ich werde sie, so gut ich kann, unterstützen!

Zu zweit schaffen wir das!

Ren

»Was für eine Hitze!« 17. August 2009

Heute waren wir wieder zur Untersuchung.

Obwohl wir im vergangenen Monat fleißig die Gymnastikübungen gemacht haben, liegt das Baby offenbar immer noch verkehrt herum.

Yuki war echt schockiert.

Aber man hat uns damit beruhigt, dass Yuki, wenn sie sich gut vorbereitet, sicher gebären kann, selbst wenn das Baby mit dem Kopf nach oben liegt. Daher sind wir ein bisschen erleichtert. Zum Glück haben wir eine sehr erfahrene Hebamme, auf die wir uns verlassen können.

Es sieht aber ganz danach aus, als ob wir erst nach der Geburt erfahren, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. (LOL)

Auf dem Rückweg haben wir in einem Café Saft getrunken, Yuki gleich drei volle Gläser. Sie sagt, sie habe in letzter Zeit viel Durst, wahrscheinlich wegen der anhaltenden Hitze.

Weil sie ja auch für das Baby mittrinken muss, ist es gar nicht so einfach für sie!

Ren

Dann kam der 3. September. Der ausgerechnete Geburtstermin stand kurz bevor.

Mit Yuki geschah etwas Ungewöhnliches.

»Schwangerschaftsblues« 3. September 2009

Heute hat Yuki plötzlich angefangen zu weinen.

Ich habe sie nach dem Grund gefragt, aber sie hat ihn mir nicht genannt, weshalb ich etwas verwirrt bin.

Vielleicht ist es ja der Schwangerschaftsblues.

Ich habe ihr den Rücken gestreichelt, bis sie sich beruhigt hat.

Da die Geburt kurz bevorsteht, fühlt sie sich bestimmt sehr unsicher und ängstlich.

Und ich muss meinen Mann stehen, damit sie sich noch besser auf mich verlassen kann!

Ren

»Das Baby-Bild« 4. September 2009

Yuki ist wie ausgewechselt und fühlt sich heute wesentlich besser als gestern.

Auch hat sie seit langer Zeit einmal wieder etwas gemalt!

Ein total süßes Bild! Sie erklärte, dass sie sich das Baby, das sie zur Welt bringen wird, vorgestellt und gezeichnet hat.

Als ich wissen wollte, warum es so aussieht wie ein Weihnachtsmann, antwortete sie: »Weil dieses Kind unser Weihnachtsmann ist.«

Ich dachte eine Weile darüber nach, aber dann begriff ich, was sie meinte!

Wir hatten nämlich genau zu Weihnachten im letzten Jahr erfahren, dass sie schwanger war! Seitdem sind nun schon neun Monate vergangen! Mir ist, als sei das schon sehr lange her, aber zugleich auch, als wäre es erst vor Kurzem gewesen …

Ren

»Zukunftsvision« 5. September 2009

Heute zeige ich euch ein weiteres Bild von Yuki.

Sie hat sich vorgestellt, wie unser Kind aussieht, wenn es etwas älter ist. So hat sie mir das Bild erklärt, das sie »Zukunftsvision« nennt.

Da das Baby letztendlich nach wie vor mit dem Kopf nach oben liegt und wir daher sein Geschlecht immer noch nicht wissen, hat sie das Kind offenbar absichtlich so gezeichnet, dass es sowohl ein Mädchen als auch ein Junge sein könnte. Daran erkennt man gleich die professionelle Illustratorin. Ein normaler Mensch wäre gar nicht erst auf diese Idee gekommen!

Was bedeutet eigentlich die Zahl unten in den Bildern? Gestern war auch eine auf dem Bild.

Als ich Yuki danach fragte, entgegnete sie: »Das ist ein Geheimnis!« Hm, so sehr ich mir auch den Kopf zerbreche, ich verstehe es nicht.

Ren

»Wie aus dem Gesicht geschnitten!« 6. September 2009

Heute haben wir uns zum Abendessen Buchweizennudeln liefern lassen.

Die mit Tempura waren superlecker!

Heute hat Yuki ein weiteres Bild mit einer Zukunftsvision für mich gezeichnet.

Es ist das Baby, wenn es erwachsen geworden ist! Das Haar weht im Wind. Sieht echt cool aus!

Yuki hat offenbar ihre Wunschvorstellungen mit in das Bild hineingemalt, wie unser Kind, wenn es ein Mädchen wird, einmal aussehen soll.

Es ist Yuki wie aus dem Gesicht geschnitten! Wenn es einmal so aussieht wie sie, wird es eine richtige Schönheit!

Ich habe übrigens erfahren, dass sie morgen die männliche Version zeichnen wird. Ich bin gespannt!

Ren

»Wie aus dem Gesicht geschnitten …?« 7. September 2009

Nun sind es keine drei Tage mehr bis zum errechneten Termin!

Wir sind zwar in Sorge wegen der Geburt, aber wir wollen das Baby auch endlich sehen!

Die heutige Zukunftsvision zeigt wieder, wie das Baby als Erwachsener aussehen wird (die männliche Version).

Yuki meinte: »Ich habe es so gemalt, dass es seinem Papa ähnlich sieht.«

Ich widersprach, so cool sähe ich doch gar nicht aus. (Aber ich bin glücklich.)

Ren

»Das Gebet« 8. September 2009

Nur noch zwei Tage bis zum Geburtstermin!

Wir sind sehr gut vorbereitet, die Wehen können jederzeit beginnen!

Yuki wirkt ein wenig nervös. Aber sie hat noch ein weiteres Bild gezeichnet!

Sie erklärte, dass es sie beruhigt, wenn sie ihre Hand bewegt.

Die heutige Zukunftsvision weist in eine noch weiter entfernt liegende Zukunft, in der das Baby zur Großmutter geworden ist. Die alte Frau ist weiß gekleidet. Wofür sie wohl beten mag? Wahrscheinlich leben wir gar nicht mehr, wenn unser Baby dieses Alter erreicht hat …

Ich sollte wohl besser nicht so düstere Gedanken hegen! (LOL)

Morgen kommt bestimmt ein Großvaterbild. Darauf könnt ihr euch schon freuen!

Ren

»Morgen ist es endlich so weit!« 9. September 2009

Morgen ist endlich der errechnete Termin.

Seit heute Abend bin ich schon ganz aufgeregt, aber Yuki hat mich nur ausgelacht und gemeint, ich solle mich beruhigen.

In solchen Momenten sind Frauen einfach stärker.

Yuki wirkt innerlich gefasst und bereit.

Doch scheint sie keine Lust gehabt zu haben, noch ein Bild zu malen, und das gestern angekündigte Großvaterbild bleibt aus. Tut mir leid, dass ich bei euch Hoffnungen geweckt habe!

Da es in den nächsten Tagen hier voraussichtlich hoch hergehen wird, werde ich mit dem Blog eine Weile pausieren. Im nächsten Eintrag werde ich dann sicher die Geburt bekanntgeben!

Alles Gute bis dahin!

Ren

Der nächste Blogeintrag erschien etwa einen Monat später.

»Hier nun mein Bericht« 11. Oktober 2009

Ich habe lange nichts von mir hören lassen. Ich bin’s, Ren.

Endlich ist es mir gelungen, meine Gefühle zu sortieren, und ich möchte euch berichten, wie es uns weiter ergangen ist.

Yuki lebt nicht mehr.

Dem Baby geht es gut. Die Wehen hatten zum errechneten Termin eingesetzt, und wir fuhren direkt zur Klinik.

Zuerst lief alles gut, doch Stunden, nachdem Yuki begonnen hatte zu pressen, war das Baby immer noch nicht geboren. Yukis Zustand verschlechterte sich, und schließlich musste sie notoperiert werden.

Das Baby konnte gerade noch so gerettet werden, doch Yuki verstarb noch während der Operation.

Der Monat seit der Geburt ist wie im Flug vergangen.

Yukis Beerdigung und die tägliche Pflege des Babys haben mich auf Trab gehalten, und mir blieb keine Zeit zu trauern.

Doch während ich jetzt hier so allein diese Zeilen schreibe, kommen mir plötzlich die Tränen.

Es ist hart, doch für das Baby muss ich stark sein.

Ich werde mein Bestes geben, um unser Kind großzuziehen.

Ren

Fassungslos starrte Sasaki eine Zeit lang auf den Bildschirm. Er wusste nicht, wie er seine Gefühle einordnen sollte, die ihn zutiefst aufwühlten. Im Grunde genommen waren Yuki und Ren Fremde für ihn. Und eigentlich hatte er diesen Blog auch nur aus purer Neugier gelesen.

Doch beim Lesen der Blogeinträge hatte er unversehens eine emotionale Nähe zu ihnen verspürt. Und jetzt empfand er einen Verlust, wie er ihn noch nie zuvor erlebt hatte.

Was für ein Leben wartete nun auf den zurückgebliebenen Vater und sein Kind?

Sasaki machte sich Sorgen um ihre Zukunft. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als die beiden wieder glücklich zu sehen, sobald sie den Tod von Yuki überwunden hatten. Er betete für sie und klickte auf den Button »Nächsten Blogeintrag lesen«.

Eine neue Seite öffnete sich.

Als Sasaki die Überschrift sah, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen.

»An den Menschen, den ich am meisten liebe« 28. November 2012

Ab heute werde ich diesen Blog nicht mehr aktualisieren.

Denn ich habe das Geheimnis der drei Bilder entschlüsselt.

Welches Leid du ertragen musstest, kann ich nicht ermessen.

Wie schwer die Schuld wiegt, die du auf dich geladen hast, ist mir nicht klar.

Ich kann dir nicht vergeben. Doch ich werde dich immer lieben.

Ren

Das war der Blogeintrag, den Sasaki zuallererst gelesen hatte.

Das hieß doch, dass Ren nach der Bekanntgabe des Tods seiner Frau am 11. Oktober 2009 seinen Blog kein einziges Mal mehr aktualisiert hatte, bis er Jahre später plötzlich diese Zeilen hochlud! Sasaki las den Eintrag noch einmal.

»… den Menschen, den ich am meisten liebe« – Damit meinte er wahrscheinlich Yuki. Die Zeilen waren also offenbar an sie, seine verstorbene Frau gerichtet.

»Die Schuld […], die du auf dich geladen hast« – Soweit er den Blog gelesen hatte, enthielt er keine Aufzeichnungen zu irgendeinem Vergehen von Yuki.

»Ich kann dir nicht vergeben.« – Was bedeutete es wohl, dass er seiner Frau, die er so sehr liebte, nicht vergeben konnte?

»Das Geheimnis der drei Bilder« – Dazu fielen Sasaki die Bilder ein, die Yuki als »Zukunftsvisionen« kurz vor dem errechneten Geburtstermin gezeichnet hatte.

Es waren Bilder einer talentierten Frau, die sich die Zukunft ihres Kindes vorstellte, das sie in Kürze zur Welt bringen würde. Das war zwar etwas ungewöhnlich, aber so besonders seltsam schien es nun auch wieder nicht zu sein. Sicher hatte sie sich gewünscht, dass ihr Kind ein gesundes langes Leben haben sollte, als sie diese Bilder zeichnete, dachte Sasaki.

Aber Ren hatte beim Betrachten von dreien dieser fünf Bilder ein darin verborgenes Geheimnis entdeckt. Was konnte das nur sein? … Sasaki hatte das Gefühl, vor einem schier unlösbaren Rätsel zu stehen.

Ganz ohne Anhaltspunkte war er aber nicht. Denn am Rand der Bilder standen Zahlen.

Jedes der fünf Bilder war mit einer Zahl versehen. Als er Yuki nach der Bedeutung gefragt hatte, war sie ihm mit den Worten »Das ist ein Geheimnis!« ausgewichen. Doch schien darin der Schlüssel zur Lösung des Rätsels zu liegen.

Sasaki schaltete den Drucker an, druckte die fünf Bilder aus und legte sie der Reihe nach vor sich hin:

Baby alte Frau erwachsene Frau Kind erwachsener Mann … die zeitliche Reihenfolge stimmte nicht.

»Es beginnt mit dem Baby … es wird erwachsen, dann wieder zum Kind … dann wieder erwachsen? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr …«

Sasaki seufzte und legte sich hin. Er schaute aus dem Fenster. Draußen graute der Morgen. In Kürze würde ein neuer Tag anbrechen.

»Ich muss ein bisschen schlafen …«

Da um 10 Uhr 30 seine Vorlesung begann, beschloss er, sich noch ein wenig Schlaf zu gönnen.

Kurz nach zwölf Uhr füllte sich die Mensa der Uni immer schnell. Wollte man einen Platz ergattern, war gegen elf Uhr die beste Zeit. Daher verließ Sasaki die Vorlesung schon vor den anderen und raste zur Mensa.

Es ging ihm nicht um das Mittagessen. Er wollte Kurihara treffen.

Die Tische waren noch leer. Gut, dass er sich beeilt hatte! Er suchte Kurihara, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. War er etwa noch nicht da?

Als er noch überlegte, ob er sich eine Essensmarke kaufen sollte, schlug ihm jemand von hinten auf die Schulter.

»Sasaki! Du schon wieder! Ich habe gesehen, wie du vorhin wie wild über den Campus gejagt bist. Dich hat wohl dein Hunger hergetrieben?«

Es war Kurihara.

Kurz darauf saßen sie sich an einem Tisch gegenüber, jeder eine Portion Curryreis vor sich.

»Kurihara, ich habe den Blog gelesen, von dem du mir erzählt hast.«

»Mysteriös, findest du nicht auch?«

»In der Tat, heute Nacht habe ich kaum ein Auge zugetan und mir den Kopf zerbrochen, aber letztendlich nichts herausgefunden. Der Blog ist echt seltsam!«

»Sag ich doch!«

»Na ja, ohne den letzten Eintrag wäre es einfach nur ein ganz normaler Blog von jemandem über die Liebe zu seiner Frau.«

»Findest du?«

Plötzlich starrte Kurihara ihn scharf an. Unwillkürlich fuhr Sasaki zusammen.

»Sasaki … tatsächlich finde auch ich den letzten Eintrag unheimlich. Aber das ist es nicht allein. Mit dem ganzen Blog stimmt irgendetwas nicht.«

»Wovon redest du?«

»Zum Beispiel … wurden Einträge gelöscht, nachdem das Kind geboren wurde.«

»Gelöscht? Was meinst du damit?«

»Wenn du den letzten Eintrag liest, verstehst du es. Wart mal einen Moment!«

Kurihara holte einen zusammengehefteten Stapel A4-Papier aus seiner Tasche und legte ihn auf den Tisch. Es war eine gedruckte Fassung des Blogs.

»Sag bloß, du hast den ganzen Blog ausgedruckt?«

»Natürlich. Auf dem Weg zur Uni habe ich ihn immer wieder gelesen. Schließlich will ich das Rätsel lösen.«

»An den Menschen, den ich am meisten liebe« 28. November 2012

Ab heute werde ich diesen Blog nicht mehr aktualisieren.

Denn ich habe das Geheimnis der drei Bilder entschlüsselt.

Welches Leid du ertragen musstest, kann ich nicht ermessen.

Wie schwer die Schuld wiegt, die du auf dich geladen hast, ist mir nicht klar.

Ich kann dir nicht vergeben. Doch ich werde dich immer lieben.

Ren

»›Ab heute werde ich diesen Blog nicht mehr aktualisieren.‹ Dieser Satz ist wichtig. Mit gesundem Menschenverstand betrachtet, stammt eine Aussage der Art ›Ab heute werde ich nicht mehr XY machen‹ doch von einer Person, die bis vor Kurzem noch XY gemacht hat. Wenn zum Beispiel jemand sagt ›Ab heute werde ich nicht mehr rauchen‹, würde doch jeder das so verstehen, dass diese Person bis gestern noch geraucht hat, oder? Genauso enthält auch der Satz ›Ab heute werde ich diesen Blog nicht mehr aktualisieren‹ die Aussage, dass der Blog bis zu diesem Tag regelmäßig aktualisiert worden ist.«

Aber vom vorangegangenen Eintrag, das heißt jenem, in dem Ren über Yukis Tod schreibt, bis zu diesem letzten Eintrag gibt es eine Lücke von mehreren Jahren. Daher kam mir folgender Gedanke: Hat Ren nicht in Wirklichkeit vielleicht doch die ganze Zeit seinen Blog regelmäßig aktualisiert? Aber dann muss er diese Einträge aus irgendeinem Grund doch alle wieder gelöscht haben.«

»Hm …«

»Es ist übrigens gar nicht so selten, dass jemand seine eigenen Blogeinträge löscht. Auch ich habe einen Blog, in dem ich in meiner Oberstufenzeit Überlegungen zur Anime-Serie EVA veröffentlicht hatte, wieder gelöscht. Doch die Art und Weise, wie Ren dabei vorgegangen ist, ist etwas bizarr. Er ließ nur die Beiträge aus der Zeit stehen, in der seine Frau noch lebte, und er löschte die Beiträge seit der Geburt seines Kindes. … Das ist doch seltsam, oder? Ich verstehe nicht, warum er das getan hat.«

»Jetzt, wo du es sagst … Hm, mir war das gar nicht aufgefallen.«

»Und es gibt noch mehr Ungereimtheiten. Lies doch noch einmal den Eintrag vom 15. Oktober!«

»Jahrestag« 15. Oktober 2008

Hi, hier ist Ren!

Ich hatte zwar angekündigt, dass ich jeden Tag etwas Neues schreiben würde, aber gestern war ich viel zu erschöpft und bin schlafen gegangen, ohne auch nur eine einzige Zeile zu verfassen. Tut mir leid! Ab heute lege ich aber los!

Heute ist der 15. Oktober, ein sehr wichtiger Tag.

Vor genau einem Jahr haben Yuki und ich geheiratet!

Zur Feier des Tages habe ich uns eine ganze Torte gekauft. Das hat zwar ein Loch in meinen Geldbeutel gerissen, aber die Torte schmeckt einfach köstlich.

Weil sie so lecker ist, habe ich sogar zwei Stück gegessen. Yuki hat geschimpft: »Du isst zu viel! Du wirst mir noch dick!« (Schnief)