HEROINPROGRAMM - Kurt Baldauf - E-Book

HEROINPROGRAMM E-Book

Kurt Baldauf

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Beschreibung

Dieses Buch ist kein Ratgeber und schon gar nicht eine Werbung für das Heroinprogramm. Es ist die Geschichte von Peter, der regelmässig in die Falle der Heroinabhängigkeit tappt, obwohl er sich immer wieder jahrelange abstinente Zeiten erarbeitet. Nachdem alle Versuche gescheitert sind, sich von seiner Sucht zu befreien, entschliesst er sich, dem Heroinprogramm beizutreten. Aus anfänglicher Resignation wird Hoffnung, denn im 'Programm' fällt viel von dem Stress weg, den der Konsum illegaler Drogen mit sich bringt und er verfügt endlich über die Zeit, die nötig ist, um sich einen Plan zurechtzulegen, der ihn endgültig von seiner Sucht befreien kann.

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Kurt Baldauf

HEROINPROGRAMM

Hilfe zur Selbsthilfe

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

1: Sarah

2: Neustart

3: Anmeldungen

Lebenslauf:

4: Beschäftigungsprogramme

5: Aufnahmegespräch für das Heroinprogramm

6: Noch zwei Wochen

7: Weihnacht

8: Ein Neuer

9: Regeln

10: Rahmenbedingungen

11: Fortschritte

12: Methadon

13: Kung Fu

14: Arbeit und Freizeit

15: Praktikum

16: Kartenhaus

17: Zurück auf Feld 1

18: Das Leben geht weiter

19: Todesfälle

20: Zwei weitere Jahre

21: Wandern

22: Der Plan

NACHWORT:

Impressum neobooks

Vorwort

…Peter ist einer der wenigen Überlebenden aus der Generation der „Kinder vom Bahnhof Zoo“. Damals, in den 80er-Jahren, begann seine Drogenkarriere und er liess sich zusammen mit seinen Freunden von der gleichnamigen Verfilmung des Bestsellers über die Berliner Drogenhölle blenden.

Das Buch der Christiane F. las er erst viel später, und als es längst zu spät war.

Weil er und seine Freund/innen ihre ersten Erfahrungen mit Heroin bereits hinter sich hatten, hielt sie der abschreckende Einblick in die Drogenscene, den der Film bot, nicht davon ab, sich auf der Kinotoilette die nächsten Schüsse zu setzen, denn sie waren Helden. Helden, wie sie von David Bowie in der Titelmelodie zum Film gefeiert wurden: „We can be Heroes, but just for one Day.“

Der Song war bis in die Kinotoiletten hinunter zu hören und sie glaubten, alles im Griff zu haben. In Wahrheit hatten sie die Kontrolle über ihr Schicksal schon lange vorher verloren und anstatt Helden wurden sie zu Menschen am Rand der Gesellschaft… .

Schon früh in seinem Leben hatte Peter entdeckt, dass der Konsum von Heroin seine Depressionen erträglicher machte. Die schlimmen Nebenwirkungen, wie Entzug, Illegalität, usw., wurden ihm erst im Verlauf seiner Drogenkarriere bewusst.

In den 80er-Jahren gab es noch keine Spritzen in den Apotheken zu kaufen (jedenfalls nicht für Drogensüchtige), geschweige denn, dass sie an Abgabestellen kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Peter musste damals zwischendurch eine gebrauchte Spritze für den nächsten Schuss auch mal vom Boden aufklauben und nur dank unglaublichem Glück erwischte ihn wenigstens der HIV-Virus nicht. Fast alle seine Freunde endeten als Drogentote oder starben inzwischen an Aids und anderen, ähnlichen Krankheiten.

Weil er sich auch immer wieder jahrelange drogenfreie Lebensabschnitte erkämpfte, gelang es Peter seine Abhängigkeit zu überleben und damit auch die vielen Veränderungen in der Schweizer Drogenpolitik, von denen das Heroinprogramm eine der Wichtigsten und Hauptthema dieses Buches ist.

Insgesamt kämpfte Peter mehr als 30 Jahre gegen, oder für die Droge Heroin und es gab führ ihn sehr lange nur zwei Extreme: ‚Drogenfrei oder Drogensüchtig.‘

Genauer gesagt, war er etwa die Hälfte von diesen 30 Jahren clean und hatte sein Leben im Griff. Die restlichen 15 Jahre war er meist schwer heroinabhängig und die Sucht hatte ihn im Griff. Mit den Jahren kamen auch fast alle anderen illegalen Drogen dazu.

Trotz unzähligen kalten Entzügen, Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken, verschiedensten Therapieformen und privaten Versuchen, wollte Peter lange nicht einsehen, dass er im Kampf gegen seine Sucht früher oder später immer wieder der Verlierer war. Oft schon unmittelbar nach dem klinischen Entzug von 10 Tagen, mehrmals aber auch erst nach mehrjähriger Abstinenz.

Vor seinem Eintritt ins Heroinprogramm befand sich Peter einmal mehr in der kantonalen psychiatrischen Klinik, nachdem er gerade seine Stelle bei einem Beschäftigungsprogramm des Sozialamtes verloren hatte. Er war dieses Jahr bereits zum zweiten Mal in derselben Klinik und es musste nun endlich etwas Entscheidendes geschehen.

So viel war klar, aber das war das einzige, was ihm zu diesem Zeitpunkt klar war.

Irgendwann während der langen Entzugstage in der Klinik wurde ihm bewusst, dass er etwas ganz Neues versuchen musste. Aber was?

Das Heroinprogramm?

Zehn Jahre lang, und obwohl ihm Freunde, Freundinnen und Ärzte schon lange geraten hatten, diesen Schritt zu wagen, hatte er sich dagegen gewehrt, dem Heroinprogramm beizutreten. Viele seiner Bekannten konnten schon lange nicht mehr begreifen, wieso er sich immer noch mit seiner Drogensucht quälte, obwohl man Heroin inzwischen in einem offiziellen Programm beziehen konnte.

Seit es das Heroinprogramm gab, wäre das für Peter aber die totale Kapitulation vor der Droge gewesen.

In diesen Tagen und noch in der Klinik, beschloss er, diesen vermeintlich letzten Schritt nun doch zu wagen. Viele andere Möglichkeiten blieben ihm sowieso nicht, nachdem er schon fast alles ausprobiert hatte.

Zusätzlich war Peter inzwischen 45 Jahre alt und somit eindeutig zu alt für den pausenlosen Beschaffungsstress und das Heroinprogramm bot ihm die Möglichkeit, die Droge legal, ungestreckt und in einem kontrollierten Rahmen zu beziehen. Für den Beitritt sprachen noch weitere, vor allem medizinische Gründe:

R e i n e s Heroin hat auf den Körper erstaunlicherweise keine schädliche Nebenwirkungen (Entzug natürlich ausgenommen), was man von diversen Medikamenten und anderen harten Drogen nicht behaupten konnte und weil das Heroin im Programm in reiner Form abgegeben wurde, fielen die gesundheitlichen Probleme weg, die durch unreinen Gassenstoff entstanden.

Und vor allem:

Erst durch das Heroinprogramm wurde die illegale Droge zum legalen Medikament.

Durch die regelmässige Bezugsmöglichkeit konnte Peter zudem einfacher einer geregelten Arbeit nachgehen, was für ihn auch während seiner gesamten Drogenzeit immer wichtig gewesen war.

Um ins Programm aufgenommen zu werden, musste er beim Drop-In, das die Abgabestelle leitete, vorbeigehen und eine schriftliche Bewerbung mit der Beschreibung seiner bisherigen Drogenkarriere abgeben. In der psychiatrischen Klinik verfasste er diese Anmeldung mit seinem aktuellen Drogenlebenslauf und brachte die Bewerbung unmittelbar nach seinem Klinikaustritt beim Drop-in vorbei.

Als die ersten Kapitel für dieses Buch geschrieben wurden, war Peter bereits fünf Jahre im Heroinprogramm und es gelang ihm endlich, den Alltag ausgeglichener zu gestalten, weil er nicht mehr unter dem pausenlosen Drogenstress litt, dessen einziges Ziel es war zum nächsten Schuss oder zur nächsten Linie zu kommen.

Gleichzeitig brauchte er aber auch keine Energie mehr, um sauber zu bleiben.

Seit Peter im Heroinprogramm war, hatte er sehr viel Zeit und Energie gewonnen. Er konnte sich wieder ein selbstständiges Leben aufbauen, knüpfte neue und pflegte alte, gute Beziehungen und er hatte endlich Zeit, eine vernünftige Zukunft zu planen.

Inzwischen war Peter überzeugt, dass ihm viel erspart geblieben wäre, wenn er sich schon früher für das Heroinprogramm entschieden hätte.

Die ‚Drogenarbeit‘ ging allerdings auch im Heroinprogramm weiter, denn geblieben waren natürlich die Sucht und die Schwierigkeiten, die mit dem Bezug in der Abgabestelle zusammenhingen. Dort musste er jeden Morgen und jeden Abend pünktlich erscheinen, um seinen ‚Schuss‘ zu beziehen. Dazu kam, dass er, um die erlösende Dosis abzuholen und mehr oder weniger bereits auf Entzug, in einer oft sehr langen Warteschlange stehen musste, bis er endlich an der Reihe war.

Und vor allem musste er sich den Regeln des Drop-in möglichst ohne Widerspruch fügen, auch wenn die mehr dem geregelten Ablauf des Bezugsprogramms, als seinen persönlichen Bedürfnissen entsprachen.

Geblieben war auch die Auseinandersetzung mit seinem Umfeld. Etwa die Suche nach Anerkennung bei Freunden und Bekannten und bei der Arbeit. Geblieben oder neu dazugekommen war zusätzlich die verhängnisvolle Falle des Nebenkonsums von anderen und nach wie vor illegalen Drogen.

Aber das war alles bei Weitem erträglicher, als der Stress, dem er sich früher ausgesetzt hatte und der in dieser Geschichte ebenfalls kurz beleuchtet wird.

Seine Gesundheit hatte sich inzwischen sichtbar verbessert und Peter hoffte, dass es weiter aufwärts gehen würde, so dass er irgendwann in den nächsten Jahren und mit Hilfe des Heroinprogramms, den endgültigen Ausstieg aus der Drogensucht schaffen konnte.

Denn von diesem Ziel wollte er, trotz Erleichterungen im Heroinprogramm, niemals abweichen.

Dieses Buch begleitet Peter auf kürzestem Weg bis zum Eintritt ins Heroinprogramm und erzählt vor allem von seinen neuen Lebensbedingungen im Heroinprogramm.

Es ist auf keinen Fall als Werbung für das Heroinprogramm zu verstehen, sondern zeigt lediglich einen der Wege auf, die einem/einer Heroinabhängigen bleiben.

Bis auf Personennamen und Ortsbezeichnungen, auf die ich so gut wie möglich verzichtet habe, entspricht diese Geschichte wahren Begebenheiten und beginnt einige Jahre vor Peters Eintritt ins Heroinprogramm.

1: Sarah

Nach einer abschliessenden Diskussion im Auto, das sie kurzerhand auf der Strasse vor dem Hotel abgestellt hatte, war alles klar gewesen. Es gab nicht mehr viel zu sagen und nachdem Sarah gewendet hatte, schaute er ihrem Auto nach, bis die Rücklichter unter einer Autobahnbrücke verschwanden. Erst dann drehte er sich um und betrat das Hotel, das er ohne lange zu überlegen ausgewählt hatte.

Peter brachte sein Gepäck, das eigentlich nur für einen Wochenendausflug geplant war und nun alles war, was er besass, auf sein Zimmer. Fünf Minuten später stand er bereits wieder vor dem Hotel und machte sich auf den Weg zu dem Stadtpark, in dem er die Drogenscene vermutete. Obwohl Peter nur hundert Franken für seinen Neustart hatte, war klar, dass er als erstes Heroin besorgen würde.

Ein milder Frühlingstag ging zu Ende, deshalb traf er so spät noch einen Dealer an. Der Stoff war schnell geschnupfte und weil er clean war, setzte die Wirkung sofort und heftig ein. Wieder zurück im Hotel legte er sich aufs Bett, aber an Schlaf war nicht zu denken.

Peter studierte vielmehr die Zimmerdecke, wo vor seinem inneren Auge der Film der vergangenen Jahre und Minuten ablief.

Vor fast zehn Jahren und einige Monate nach der Geburt seines Sohnes, hatte Peter nach einer längeren abstinenten Zeit wieder zu harten Drogen gegriffen. Einmal mehr hatte er so sein scheinbar perfektes Leben zerstört und er war von allen Beteiligten derjenige, der das am allerwenigsten begriff. Verzweifelt versuchte Peter damals, die Situation zu retten und begann eine Therapie im Tessin, die nach dem Vorbild eines indischen Ashrams aufgebaut war. Seine einzige Pflicht in dieser Institution war es, zusammen mit der Gruppe täglich eine Stunde Mantras zu singen und sich am Haushalt zu beteiligen. Freunde, mit denen er noch Briefkontakt hatte, schrieben ihn bereits endgültig ab, weil sie befürchteten, dass er jetzt auch noch einer Sekte verfallen war.

Bereits nach wenigen Wochen lernte Peter glücklicherweise Sarah kennen.

Sie war Ärztin und Homöopathin und führte seit vielen Jahren eine Arztpraxis, die nur einen Spaziergang von der Drogentherapie entfernt war und Peter hatte grosses Glück, dass Sarah für deren Bewohner immer einen Termin frei machen konnte.Normalerweise war das allerdings am Schluss ihres Arbeitstages, der bis um zwei oder vier Uhr in der Nacht dauerte.

Diese Termine waren für Therapiebewohner freiwillig und keinfester Bestandteil der Drogentherapie. Sie waren unentgeltlich und Sarah wollte kein Geld für die Gespräche, die sie mit Peter führte.

Schon während der ersten Behandlungssitzung merkte Peter, dass Sarah ein aussergewöhnlicher Mensch war. Neben der Arbeit in ihrer Arztpraxis kämpfte sie als eine der Besten auf ihrem Gebiet an vorderster Front für die Komplementärmedizin und leitete damals zusätzlich ein Heim für Behinderte, das im gleichen Dorf lag. Sarah arbeitete täglich zwanzig Stunden und konnte auch mal einen Monat ganz auf Schlaf verzichten. Ihre Agenda war so voll, dass neue Patienten normalerweise drei Jahre auf einen Termin warten mussten. Viele nahmen stundenlange Fahrten aus dem In- und Ausland auf sich, um von ihr behandelt zu werden.

Was er in den Sitzungen mit Sarah, die oft bis zur Morgendämmerung dauerten, lernte, prägte sein zukünftiges Denken und Fühlen. Zusätzlich lernte Peter, sich mit Worten auszudrücken, vor allem aber erkannte er, dass stundenlanges Rezitieren von Mantras und das Abbrennen von Räucherstäbchen nur wenig mit Spiritualität zu tun haben. In seinem Fall waren sie jedoch ein gutes Mittel, um an das Geld von Drogenabhängigen zu kommen, die für die Therapie bezahlten. Irgendwie muss man ja überleben. Auch als Therapieinstitution und es gab zweifellos Drogensüchtige, denen in diesem ‚Ashram‘ geholfen wurde. Genau genommen auch Peter, denn in der Therapie lief es am Anfang, auch dank der Behandlung von Sarah, recht gut.

Peter konnte davon ausgehen, dass er noch mal Glück gehabt hatte. Sein letzter Arbeitgeber hatte ihm versprochen, dass er nach erfolgreicher Therapie an seine Stelle in Luzern zurückkehren könne und mit der Mutter seines Sohneshatte er vereinbart, dass in diesem Fall auch ihre Beziehung weitergehen würde. Der wohl folgenschwerste Absturz seines Lebens war somit nur ein Ausrutscher gewesen, den er nochmal korrigieren konnte.

Diese Illusion platzte aber, als die Mutter ihres gemeinsamen Kindes ihm nach einigen Monaten mitteilte, dass sie ihre Meinung geändert hatte. Bereits bei ihrem ersten Besuch stellte sie ihn bei einem längeren Gespräch vor vollendete Tatsachen:

„Peter, du musst verstehen, dass ich Michischützen muss,“ teilte ihm seine inzwischen Ex-Freundin mit, „und das ich deshalb keinen Vater mit Drogenproblemen brauchen kann. Egal wie die Therapie ausgehen wird.“

Peter konnte diesen plötzlichen Meinungsumschwung natürlich nicht verstehen und die Talfahrt ging noch weiter, denn nur eine Woche später erhielt er die endgültige Kündigung seines Arbeitgebers. Dort war der Grund ein neuer Betriebschef, der ebenfalls keine Lust auf Leute mit Drogenproblemen irgendwelcher Art hatte.

Seine Zukunftspläne hatten sich somit innert wenigen Tagen in Luft aufgelöst.

Am Boden zerstört erinnerte er sich an ein Gespräch mit einem Mitglied aus der Therapiegruppe. Damals, auf der Hausterrasse mit Blick auf den See von Lugano, hatte Peter behauptet, dass er am liebsten bei Sarah arbeiten und leben würde.

Er ahnte, dass sein Leben auf spezielle Weise mit ihr verknüpft war und weil er wusste, dass sie eine Hilfe bei der Renovation ihres Hauses und für die Gestaltung des grossen Gartens brauchte, klammerte er sich nun verzweifelt an diese Idee, den mit den Tiefschlägen der letzten Tage wurde er vorerst nicht fertig.

Peter brach die Therapie nach einem halben Jahr ab, konsumierte wieder Drogen und flüchtete dann auf eine Alp in den Tessiner Bergen. Den Kontakt mit den Alpbesitzern hatte er mit Hilfe der Mutter seines Sohnsgeknüpft, mit der er wenigstens noch ab und zu telefonierte. Auf dieser Alp musste Peter einige Monate lang alleine eine Rinderherde betreuen, was zu einer harten Lebenserfahrung wurde. Anfangs hatte er nicht einmal ein Radio und nachdem er den Heroinentzug selbstständig hinter sich gebracht hatte, erfuhr Peter, was es heisst, wochenlang keinen Kontakt zu anderen Menschen zu haben.

In dieser Zeit schrieb er Sarah unzählige Briefe, in denen er sie immer wieder um eine Anstellung bat. Als der Alpsommer vorbei war, hatte Peter immer noch keine konkrete Antwort und musste sich nach dem Verladen der Tiere am Bahnhof entscheiden, wo sein Leben weitergehen würde. Weder nördlich noch südlich des Gotthards schien in jemand zu vermissen oder gar zu erwarteten. Somit blieb ihm nichts anderes übrig als auf sein Gefühl zu hören und er bestieg den Zug nach Süden. Es folgten wirre Tage bei Bekannten im Tessin und zwei ruhige, drogenfreie Wochen bei Biogärtnern im Verzasca-Tal. Dort erhielt er von Sarah endlich die Zusage für den erhofften Landschaftsgärtnerjob.

Daraus wurden fast zehn Jahre, in denen sie ihn unterstützte und ihm trotz der schwierigen Umstände ermöglichte, die Kindheit seines Sohneszu begleiten.