Herr Lehmann zieht Leine - Robert Schmidt - E-Book

Herr Lehmann zieht Leine E-Book

Robert Schmidt

0,0

Beschreibung

Herr Lehmann - ein Rauhaardackel wie er im Buche steht: Klug, witzig und charmant, manchmal auch dickköpfig und stur, erklärt er die einfachsten Dinge und erzählt aus seinem Alltag. Nach "Herr Lehmann" und "Neues von Herrn Lehmann" liegt nun das dritte Buch über die Erlebnisse des Rauhaardackels aus Thüringen vor: "Herr Lehmann zieht Leine". Damit verabschiedet sich der kleine Kerl von seinen Lesern. Er ist jetzt neun Jahre alt und es wird seiner Meinung nach Zeit, an die wohlverdiente Rente zu denken.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 77

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Robert SchmidtHerr Lehmann zieht Leine

Robert Schmidt

Herr Lehmannzieht Leine

Die Erlebnissse eines Dackels

mit Illustrationen vonChristoph Hodgson

1. Auflage Juni 2015

Umschlaggestaltung:

Volker Pecher, Essen

Satz und Gestaltung:

Maik Gensch, Klartext Verlag

Druck und Bindung:

Multiprint GmbH, Bulgarien

Illustrationen und Umschlagabbildung:

Christoph Hodgson

© Klartext Verlag, Essen 2015

ISBN 978-3-8375-1457-5

ISBN E-Book 978-3-8375-1496-4

Alle Rechte der Verbreitung, einschließlich der Bearbeitung für Film, Funk, Fernsehen, CD-ROM, der Übersetzung, Fotokopie und des auszugsweisen Nachdrucks und Gebrauchs im In- und Ausland sind geschützt.

www.klartext-verlag.de

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Editorial

Von Paul-Josef RaueChefredakteur derThüringer Allgemeine

Der Mensch definiert sich über den Hund

Wir lieben Geschichten, die von Menschen erzählen. Und von Hunden. Christoph Stölzl, der heute die Musikhochschule in Weimar leitet, bekam einst den Auftrag täglich eine Kolumne für die Berliner Morgenpost zu schreiben.

Was lernte er schnell, als er täglich durch die große Stadt zog? Die Geschichten über Hunde und Katzen und Haustiere sind unendlich bewegend – weil Tiere wichtig sind in einer Stadt der Singles und der Frauen, denen die Männer weggestorben sind.

Ich wage die Behauptung: Auch neunzig Prozent der begeisterten Leser von „Herr Lehmann“ sind Leserinnen – wobei Stölzls Beobachtung schon gewagt ist, dass der Hund offenbar eine Art Männer-Ersatz sei. Aber da sind wir wieder bei den Menschen: Wenn ein männlicher Journalist wie Robert Schmidt über einen kleinen süßen Hund schreibt, dann schreibt er eben auch über uns Menschen.

Der Mensch definiert sich praktisch über den Hund. Deshalb wird auch der neue Band über Herrn Lehmann so begeistert von seinen Leserinnen aufgenommen werden wie die beiden zuvor. Ja, in der Tat, dies ist schon der dritte Band. Da der Verleger dieses Buchs ein Mann ist, musste er überredet werden – überzeugen ging nicht – dass auch der dritte Band unbedingt erscheinen muss. Nicht weil der Autor so eitel ist, sondern weil die Leserinnen bitten und betteln und unentwegt Hundefutter in die Redaktion schicken, damit Herr Lehmann ein langes Leben beschert wird, vor allem ein langes Buch-Leben.

Und wenn der dritte Band in der Elxlebener Kirche vorgestellt wird, wird die Pastorin wieder neidisch in die Bänke schauen: So proppenvoll hätte sie es gerne, wenn es nicht um einen Hund, sondern um Gott geht. Das gelingt ihr aber nur Weihnachten, sogar ohne Herrn Lehmann.

Was Herr Lehmann Weihnachten macht, können Sie in diesem Band endlich lesen: Er frisst alle Päckchen gleich auf, auch die von seinen Buch-Verehrerinnen – mit dem Einpackpapier.

Hunde sind eben doch nicht die besseren Menschen. Oder doch?

Die Sache mit dem Bett

Am Wochenende wurde Herrn Lehmanns Bett gewaschen. Damit war er überhaupt nicht einverstanden. Der Herr Lehmann stand erst mal im Arbeitszimmer genau an der Stelle, wo sich normalerweise eben dieses Bett befindet, und verstand die Welt nicht mehr.

Wenig später entdeckte er es in der Waschmaschine. Er setzte sich davor und guckte zu, wie sein Bett dort Purzelbäume schlug. Ziemlich viele. Und jeder wurde vom Herrn Lehmann kommentiert.

Seinen Mittagsschlaf musste der Herr Lehmann dann in Herrchens Arbeitssessel halten. Das ist zwar auch ganz nett, aber nicht so schön wie in seinem Bettchen. Zum Glück ließ das Herrchen dann die Tür zur Waschküche kurz offen. Der Herr Lehmann entdeckte sein Bett sofort. Eigentlich sollte es dort trocknen. Der Herr Lehmann wollte helfen und legte sich gleich rein. Damit es schneller trocknet. Aber irgendwie war seine Hilfe nicht erwünscht. Er wurde wieder auf den Sessel geschickt.

Abends war sein Bettchen dann wieder dort, wo es hingehört. Der Herr Lehmann saß wie eine Eins in ihm drin und passte auf, dass es niemand wieder wegnimmt. Bis er vom Aufpassen ganz müde wurde. Und einschlief. In seinem Bettchen.

Die Sache mit dem Alarm

Neulich ging in Herrn Lehmanns Haushalt der Alarm los. Nachts um vier. Der Herr Lehmann weckte sofort das Frauchen. Das Herrchen wollte er auch wecken, aber das ging nicht. Das Herrchen schlief einfach weiter. Das Herrchen verschläft sogar die Sirene auf dem „Schwarzen Hahn“, der Dorfgaststätte. Deshalb ist das Herrchen übrigens auch als Feuerwehrmann gänzlich ungeeignet.

Jedenfalls: Das Frauchen wusste auch nicht sofort, was los war. Bis es merkte, dass die Batterie eines Rauchmelders alle war und der deshalb Alarm schlug.

Was folgte, war ganz großes Kino für den Herrn Lehmann. Das Frauchen holte noch völlig schlaftrunken eine Leiter, kletterte noch völlig schlaftrunken auf die Leiter und drehte noch völlig schlaftrunken solange an dem Rauchmelder rum, bis der endlich still war. Der Herr Lehmann stand begeistert mit auf der Leiter und guckte dem Frauchen zu.

Danach wollte Frauchen wieder schlafen gehen. Aber der Herr Lehmann wollte das nicht. Also ging er mit dem Frauchen Gassi. Sie trafen dabei auch den Herrn Zeitungszusteller, der sich richtig freute, so früh mal jemanden zu treffen.

Wieder zu Hause, ging der Herr Lehmann schlafen. Frauchen nicht. Es war nun wach und machte sich einen Kaffee. Und saß alleine in ihrer Küche, weil ihre beiden Kerle ja schliefen. Ganz tief und fest.

Morgens bei minus 7 Grad

Am Freitagmorgen waren es minus 7 Grad. Es war der bislang kälteste Morgen in diesem Winter. Der Herr Lehmann stand kurz nach sechs in der geöffneten Haustür und guckte sich diese minus 7 Grad an. Danach guckte er das schon draußen vor der Haustür stehende und auf ihn wartende Herrchen an. Der Herr Lehmann beschloss, keine Lust zu haben rauszugehen. Er drehte um und kuschelte sich an Frauchens Füße.

Halb sieben waren es dann „nur“ noch minus 5,7 Grad. Das Herrchen informierte den Herrn Lehmann darüber. Den Herrn Lehmann interessierte das aber nicht. Er kuschelte weiter mit Frauchens Füßen. Allerdings wurde das Herrchen dann rabiat. Es leinte den Herrn Lehmann noch an Ort und Stelle – also zwischen Frauchens Füßen liegend – an. Der Herr Lehmann musste das Herrchen unter Zwang und Protest nach draußen begleiten. In diese minus 5,7 Grad.

Dort verhielt er sich dann entsprechend. Also wie diese minus 5,7 Grad. Nämlich ziemlich frostig. Er ließ das Herrchen eine Weile auf dem Feldweg hin und her gehen, er ließ es ein paar Befehle brüllen, er ließ es sogar nett bitten. Keine Reaktion. Der Herr Lehmann stand wie eine festgefrorene Eins da und guckte böse. Erst als das Herrchen sich wieder in Richtung nach Hause bewegte, bewegte sich auch der Herr Lehmann. Dort verschwand er gleich wieder zwischen Frauchens Füßen und wartete darauf, dass das Herrchen endlich zur Arbeit ging.

Kurz nach 8 Uhr ging er mit dem Frauchen noch mal raus. Da war es zwar auch noch kalt, aber nicht mehr ganz so sehr.

Die Sache mit der Kugel

Der Herr Lehmann besucht seine beiden Freundinnen – die Boxerhündinnen Bine und Rudy – mindestens einmal in der Woche. Es ist allerdings momentan nicht ganz klar, worauf sich der Herr Lehmann mehr freut: auf seine beiden Weiber oder auf den blauen Ball, der vor deren Haustür liegt. Den hat das Frauchen von Bine und Rudy dorthin gelegt. Zur Zierde, wie es wohl denkt. Zur Freude des Herrn Lehmann, wie er denkt.

Blöd ist nur, dass der Herr Lehmann noch nicht so richtig begriffen hat, dass das kein Ball, sondern eine große, blaue und schwere Kugel aus Porzellan ist. Der Herr Lehmann rennt immer voll davor. Es gibt dann einen dumpfen Schlag und der Herr Lehmann wundert sich, warum der blaue Ball sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt.

Kopfschmerzen scheint der Herr Lehmann davon aber nicht zu bekommen. Er rennt jedes Mal, mehrmals und mit wachsender Begeisterung vor die blaue Porzellankugel. Die Bine und die Rudy scheinen den Betrug schon zu kennen. Sie ignorieren das Ding. Aber sie schauen interessiert zu.

Das Frauchen der beiden hat das Ding jetzt hinter einem Blumentopf versteckt. Wahrscheinlich hat es gedacht, dass der Herr Lehmann es dort nicht findet. Hat er aber. Und ist am Sonntag schon wieder dagegen gerannt.

Eine ganz neue Frisur

Der Herr Lehmann war beim Friseur. Ihm wurden die eigentlich rauhaardackelig typischen Flusen entfernt. Rundherum.

Am Tag des Friseurbesuches schämte sich der Herr Lehmann noch ein bisschen, doch damit war es dann schnell vorbei. Denn der Herr Lehmann hat seine neue Aerodynamik beim nächsten Gassi gehen sofort kennen und lieben gelernt.

Seitdem er etwas weniger Luftwiderstand bietet, rennt er wie ein geölter Blitz durch seinen Garten, über die Feldwege oder die angrenzenden Felder. Sehr zum Leidwesen des Herrchens, das manchmal Mühe hat, mit dem Herrn Lehmann in Blickkontakt zu bleiben. Doch das ist dem Herrn Lehmann egal. Schon morgens um sechs Uhr rennt er wie verrückt durch die Botanik und möchte am liebsten überall auf einmal sein.

Außerdem hat der Friseurbesuch noch etwas Gutes: mindestens ein Kilo Haare sind weg. Also muss der Herr Lehmann auch nicht mehr ganz so doll Diät machen. Ihm fehlt zum Idealgewicht jetzt eigentlich nur noch der Verlust von so etwa 500 Gramm – in seinen Augen ist das ein Nichts. Da hätte die Friseuse eigentlich noch ein bisschen mehr am Bart rumschnippeln können. Dessen Verlust hätte das Mehr im Napf allemal aufgewogen.

Jedenfalls: Der Herr Lehmann gefällt sich mit seiner neuen Frisur mittlerweile außerordentlich gut. Er hofft nur, dass es jetzt nicht mehr Winter wird. Denn dann müsste ihm das Frauchen wirklich noch einen Mantel kaufen.

Die Sache mit dem Motzen