Herr Wenzel auf Rehberg und sein Knecht Kaspar Dinckel - Salten, Felix - kostenlos E-Book

Herr Wenzel auf Rehberg und sein Knecht Kaspar Dinckel E-Book

Felix, Salten

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The Project Gutenberg EBook of Herr Wenzel auf Rehberg und sein KnechtKaspar Dinckel, by Felix SaltenThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Herr Wenzel auf Rehberg und sein Knecht Kaspar DinckelAuthor: Felix SaltenRelease Date: February 29, 2016 [EBook #51333]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK HERR WENZEL AUF REHBERG ***Produced by Matthias Grammel and the Online DistributedProofreading Team at http://www.pgdp.net (This file wasproduced from images generously made available by TheInternet Archive)

Herr Wenzel auf Rehberg

Alle Rechte / insbesondere das der Übersetzung / vorbehalten. Von diesem Buche sind 25 Exemplare auf handgeschöpftem Büttenpapier abgezogen / numeriert und in Ganzpergament gebunden. Sie sind zum Preise von 10 Mark für das Exemplar vom Verlage zu beziehen.

ieses sind die Begebenheiten / die ich jetzt erzählen will. Denn ich habe heute vernommen / wie des Kaisers Leben sich gewendet hat. Und ist von dieser Kunde ein heller Abglanz in mein Gemüt gefallen / also daß alle meine Erinnerungen aufleuchten / wie die Fenster eines Hauses in der abendlichen Sonne.

Ich war fünfundzwanzig Jahre alt und saß allein auf meinem festen Schlosse Rehberg / das in Böhmen liegt. Da kam Botschaft von meinem neuen Anverwandten Nikolaus Perrenot / dem Handwerkerssohn / der sich jetzt Herr von Granvella nannte und beim Kaiser Karl V. hoch begnadet war. Er habe gehört / schrieb mein Anverwandter / daß ich in den Wissenschaften erfahren / wie auch in der Kriegskunst wohl unterwiesen sei. Deswegen lade er mich ein / in des Kaisers Dienst zu treten und wolle sich gerne unterfangen / mir zu meinem Glück zu verhelfen. Es stünde anjetzt bei mir / den Rang und die Güter meines Geschlechtes zu mehren; am Ende gar noch das goldene Vließ zu gewinnen.

Leicht wäre es möglich / daß meine Sippe mir dereinst noch gram wird / weil ich hernach an jener Pforte / durch welche man zu hohen Würden / zu Reichtum und Kriegsglorie eingeht / infolge einer seltsamen Regung des Gemütes meine Schritte verhielt. Hat mich doch Herr Albrecht / der Markgraf von Kulmbach /einen Schelm geheißen /als ich des Kaisers Armada vor der Affäre von Geldern verließ / um für immer heimzukehren. Ich weiß es aber besser / daß ich kein Schelm bin / indem ich nicht anders handeln konnte und alles nur Gottes Wille gewesen ist / der mein Herz erschüttert und meinen Sinn gelenkt hat.

en Zins / den meine beiden Mieter mir noch schuldeten / trieb ich damals ein und ritt / von einem Waffenknecht geleitet / gen Augsburg. Es war ein wettergrauer Morgen / als ich eben auf den großen Platz vor des Kaisers Herberge kam. Da rührte sich nun ein erstaunliches Getümmel von Kriegsvolk / Wagen und Pferden / von Edelleuten / Schalksnarren und Schreibern / dergleichen ich noch nie vorher gesehen hatte. Auch der spanischen Kleidung ward ich allhier zum erstenmal gewahr.

Indem ich also langsam durch das Jahrmarktsgedränge ritt / in dem Getöse schreiender / singender und rufender Stimmen / davon der Widerhall sich an den reichen Häusern ringsumher brach / mitten in dem tapferen Schmettern der Trompeten und den Wirbelschlägen der Becken die stattlichen Pferde mir besah / die stolzen spanischen Herren musterte / die vielen kaiserlichen und reichsfürstlichen Fahnen betrachtete / war mir / als solle mein Leben jetzt wie ein rechtes Fest anheben und von Stund ab glanzvoll vor sich gehen. Ich atmete tief / um das Lachen der Freude / das mir vom Herzen her aufstieg / nicht laut herausschallen zu lassen. Es würgte mich ein wenig am Halse / tat aber nicht weh und blieb innen. In dem wunderbaren Tumult / der mich umgab / spürte ich die Nähe der gewaltigen Majestät des Kaisers / war frohen Mutes ihm zu dienen und bis an den Rand meines Wesens geschwellt von Ehrfurcht und Zuversicht.

Wie ich bei dem schweren Fuhrwerk vorbeikam / fiel mir wegen seines sonderbaren Betragens ein Bursche auf / daß ich stille hielt und ihm eine gute Weile zusah. Er stand vor seinen beiden Pferden / redete zu ihnen / und ich sah / wie er plötzlich den Kopf des einen / es war ein schwerer Eisenschimmel / umfaßte und ihn mitten auf die breite Stirne küßte. Die beiden Tiere drangen zärtlich auf ihn ein / und wie er gerade zwischen ihren Köpfen stand / legte jedes die Schnauze an sein Ohr / das eine rechts / das andere links / so daß es schien / als wollten sie ihm freundliche Dinge sagen / und als horche er mit Heiterkeit ihrem Zuspruch. Dann wieder streichelte er ihre Wangen / faßte sie unter dem Kinnbacken / ganz wie man Weiber karessiert. Dermaßen trieb er es eine Zeitlang / schien auf nichts zu achten / mitten im lärmenden Schwalle allein sich zu fühlen und es war einem Gespräch zwischen vertrauten Freunden vergleichbar / wie er mit seinen Rössern tat und seine Gäule mit ihm. War ein hochgewachsener Bursche / breitschultrig und mit mächtigen roten Händen. Wie ich aber sein Gesicht sah / war es völlig das fröhliche / arglose Antlitz eines gesunden Kindes und im selben Augenblicke ergriff mich eine unerklärliche / beinahe heftige Zuneigung für ihn / als sei er auch mein Freund / wie er derjenige seiner Zugpferde war.

Ich ritt dann weiter / behielt aber das anmutige Bild / das sich mir geboten / in meinem Gedächtnis. Vor des Kaisers Herberge / als ich aus dem Sattel gestiegen war / fehlte mein Waffenknecht zur Stelle. Er mochte im Gewühl des Marktes sich verloren haben / und ich fand mich allein. Da begab es sich / indem ich umherspähte / wer wohl mein Pferd derweil halten könne / daß jener Bursche mit einem Male vor mich hintrat und sich dazu erbot. Mir kam wieder jene merkwürdige Zuneigung in das Herz geschossen und ich fragte ihn leutselig nach seinem Namen.

»Kaspar Dinckel / gnädiger Herr« / sagte er mit einer bescheidenen / sanften Stimme.

Als ich ihn näher inquirierte / berichtete Kaspar / daß er mit vielen anderen Fuhrleuten aufgeboten sei / die neuen Kanonen / die der Kaiser hier in Augsburg und in Ulm habe gießen lassen / der Armada voraus zu kutschieren.

Da mich sein Wesen nun einmal gefangen hatte / fragte ich ihn / ob er in meine Dienste treten wolle.

Er möchte es schon gerne / meinte er / doch müsse ich ihn zuerst seiner jetzigen Pflicht entledigen.

Wie das zu machen sei?

Ich müsse es vor dem Herrn Hauptmann Rosenzwick / dem Befehlshaber der Kartaunen und Feldschlangen anbringen. Wenn der ihm die Freiheit verwillige und ihn aus dem Gedinge lasse / sei es getan.

Mir war ohnehin der Mut in dieser letzten Stunde gar hoch gestiegen und hier auf dem Markte zu Augsburg dachte ich am Borne aller Gnaden angelangt zu sein / aus dem ich mit vollen Händen schöpfen und ein paar Tropfen wohl verspritzen dürfe. Es stach mich / vor diesem lieben Gesellen als ein vielmögender Herr dazustehen und ich entgegnete mit wichtiger Miene / daß ich dem Herrn Hauptmann Rosenzwick schon ein Wörtlein sagen wolle. Hierauf wandte ich mich ab / um des Kaisers Haus zu betreten / sah aber noch / wie dem Fuhrknecht der helle Freudenfunke aus den Augen sprang / und gelobte mir / mein Wort noch heute zu lösen und den braven Burschen zu mir zu nehmen.

errn Nikolaus Perrenot traf ich in einem Prunkgemach / wo kostbare / gewebte Bilder aus Flandern von den Wänden niederhingen. Es war ein stolzer Mann mit einem blassen / klugen Antlitz / hatte einen langen / weißen Bart / durch den ich die verkniffenen Lippen sah. Ich war ihm nie vorher begegnet und es bestand keine Gemeinschaft zwischen mir und ihm / ob er gleich mein Anverwandter hieß. Sein Vater war nämlich in Burgund nur ein niedriger Schlosser gewesen und ich meinte nicht anders / als daß er mich mit einer geziemenden Devotion empfangen werde / weil ich ja doch aus edlem Blute stammte. Aber der Sohn des Schlossers war jetzt der Erzkanzler von Kaiser Karl; er führte den Namen Granvella nach einem Dominium in Burgund / das ihm sein Herr geschenkt / und er schien es für nichts zu achten / daß meine Base / eine Rehberg von der Czenstochauer Linie / seinen Sohn geheiratet hatte. Sein Wesen war /ungeachtet seiner geringen Herkunft / so gebieterisch / daß ich / ohne es zu wollen / vor ihm ganz schüchtern dastand / indessen er in seinem Armstuhl sitzen blieb. Er meinte / ich solle erst Soldat werden / um zu vielem Gelde zu gelangen / dann werde er mir eine Gesandtschaft anvertrauen / damit ich an einem fremden Hofe meinen Reichtum mehren könne. Ich wußte nichts / als ja zu sagen und mit dem Kopf zu nicken und es tat mir nicht wohl / wie er mich musterte und mit seinen eiskalten Augen durchsuchte.

Währenddessen wir redeten / trat ein junger Priester in den Saal / den ich sogleich als den Sohn des Granvella erkannte. Er hatte dieselben harten / verschlossenen Mienen und diesen kühlen / herrischen Gleichmut / der ihm stolz aus den dunklen Augen sah. Indem er hörte / daß wir Vettern seien / neigte er nur leicht das Haupt gegen mich / der ich mich von seinem Anstand wie von seinem geistlichen Gewande bezwungen fand / und — ob ich gleich bei mir dachte / es müsse eigentlich umgekehrt sein — bückte ich mich tief vor ihm zu Boden. Er war damalen Zweiundzwanzig / also drei Jahre jünger als ich und war Bischof von Arras. Heute ist er Kardinal und Erzbischof von Mecheln / derweilen ich geblieben bin / was ich in jenem Augsburger Zimmer gewesen: ein armer unbegnadeter Edelmann.

Es kamen / indem ich darinnen blieb / nacheinander viele Menschen in das Gemach / vornehme und fürstliche Personen / wie ich gut merkte / und waren auch etliche Vließritter mit dabei. Betrugen sich aber alle mit vieler Unterwürfigkeit gegen den Sohn des Schlossers und nahten ihm mit Schmeichelworten. Konnten jedoch über die Schranken / die er mit seinen kalten Manieren rings um sich aufgerichtet hatte / nicht hinweg in seine Vertraulichkeit gelangen. Während die Türen gingen / vernahm ich aus der Tiefe des Hauses ein wütendes Hundegebell. Mir aber schien es nicht wie das Bellen richtiger Hunde / vielmehr als ob Possenreißer es wollten nachahmen und des Spaßes wegen vortäuschten. Eben hatten sie ein ganz erschreckliches Heulen angehoben / als ein paar von des Kaisers Sekretären heftig eintraten / unter ihnen Herr Johann Obernburger / für die Reichssachen angestellt / stattlich anzusehn und fett vom Leibe / daß er schnaufen mußte. Es war der einzige / den ich von früher her kannte. Dieser kehrte sich zu dem Großkanzler und fing mit Getöse seine Beschwerde an. Es sei wohl gerecht / wenn der Kaiser die Verleumder strafe / indem er sie auf allen Vieren laufen und gleich dem Hundegezücht bellen lasse. Man könne aber vor solchem Satanslärm nicht arbeiten / werde empfindlich gestört und glaube zuletzt / es gäbe nichts als lauter Verleumder auf der Welt.

Der Schimmer eines Lächelns flog an dem starren Antlitz des Nikolaus Perrenot vorbei / indem er sprach / die Verleumder wüßten eben auf jede Weise die Arbeit der Rechtschaffenen zu kreuzen und man könne ihnen nirgends beikommen.

Der Bischof von Arras befahl: »Laßt sie solange schweigen.«

Ich vernahm dergleichen Dinge mit Staunen und es war mir nicht anders / als sei ich hier im Vorsaal der göttlichen Gerechtigkeit. Noch eine Weile ließ sich das Bellen vernehmen / dann ward es plötzlich still. Ich aber fühlte anjetzt zum zweiten Male und noch weit heftiger als auf dem Markte draußen die Nähe der kaiserlichen Person und erkannte wohl / daß er von Gott gesetzet sei / schon auf Erden hier Seligkeit und Verdammnis auszuteilen. Denn er strafte wie man in der Hölle straft und ließ die Gerechten / ob sie auch von einem Schlosser stammen mochten / im Rate an seiner Seite sitzen. Darob kam eine große Andacht in mein Herz / daß ich die Mauern des Hauses / darin ich war / mit meinen Blicken durchdringen wollte / um der Herrlichkeit Seiner Majestät ansichtig zu werden / gleichwie inbrünstige Beter durch das Gewölbe der Kirche hindurch schauen mochten / den Glanz des Höchsten einmal mit Augen zu erspähen.

Ich stand in großer Bewegung da /