Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman - Ven Rouven - E-Book

Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman E-Book

Ven Rouven

0,0

Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 416 Taschenbuchseiten ... In einer kalten Fabrikhalle treffen sie zum ersten Mal aufeinander. Gemeinsam bereisen der Herr und seine Dienerin die wundersame BDSM-Welt, die voll von Erlebnissen und Überraschungen ist. Sie ahnen nicht, dass diese wohl intensivste und ungewöhnlichste Zeit ihres Lebens gerade einmal ein Jahr halten und sehr fatal enden wird. Schonungslos offen wird die wahre Geschichte eines BDSM-Paares in Romanform erzählt. So entsteht eine einmalige Dokumentation über eine Welt, die geprägt ist von Dominanz, Gehorsam, Schmerz und Lust. Aber aufgepasst: Diese andere Seite kann von solch einer Faszination sein, dass sie einen ein Leben lang nicht mehr loslässt. Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 542

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum:

Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman

von Ven Rouven

 

Zwei Dinge waren schon immer in Ven Rouven – seit frühester Jugend. Zum einen das Schreiben. Viele Bücher, Drehbücher und Gedichtbände sind das Ergebnis dieser lebenslangen, nicht enden wollenden Leidenschaft. Zum anderen erkannte er erst viel später – im Jahre 2002 – beim Besuch eines SM-Lokals seine wahre sexuelle Ausrichtung. Er ist durch und durch ein Dom. Seine Dominanz und der Hang zum SM-Style waren wie das Schreiben schon immer in ihm, blieben nur viele Jahre unerkannt. Beide Elemente lebt er heute intensiv aus. Und mit erotischen Büchern verbindet er alles zu einem Ganzen. Ven Rouven ist BDSM-Literatur. Schonungslos offen, ehrlich und authentisch

 

Lektorat: Daniela Jungmeyer

 

 

Originalausgabe

© 2019 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Galina Tcivina @ shutterstock.com © Kiselev Andrey Valerevich @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783862773589

www.blue-panther-books.de

ERSTER TEIL

»Führung heißt: einen Menschen so weit bringen, dass er das tut, was Sie wollen, nicht weil er muss, sondern, weil er es will.«

Dwight David Eisenhower (1890-1969)

EINFÜHRUNG

Lieber Leser, seien Sie willkommen. Treten Sie ein in eine Welt, die von Schmerzen, Freude, Unterwerfung, Lachen, Macht und Liebe geprägt ist.

Das nun folgende Abenteuer ist tatsächlich so passiert. Es sind keine erfundenen Ereignisse. Dies alles trug sich innerhalb eines Jahres genau so zu, wie es hier zu lesen ist. Nach langen Gesprächen zwischen meiner Dienerin und mir zeichnete ich unsere Erlebnisse und auch unsere Eindrücke auf. Oftmals nur einen Tag nach dem Geschehen. Unsere Geschichten und Abenteuer so frisch wie möglich zu erzählen, war mein Bestreben. Ich konnte aber zu Beginn der Aufzeichnungen nicht wissen, welch tragisches Ende dies alles noch nehmen sollte.

Sie betreten hier nun unsere Welt. Vieles mag sehr verrückt und vielleicht auch abstoßend auf Sie wirken. Vielleicht mögen Sie einiges darin sehr, manches möglicherweise gar nicht. Sie werden auf seltsame Zeitgenossen, ja, sogar auf Zombies treffen. In der Welt, in der wir leben, ist tatsächlich vieles möglich. Sie werden mitunter auf Wege geführt, die für Sie vielleicht so fremd sind, wie einem etwas nur fremd sein kann. Schön so!

Mein Tipp: Lassen Sie sich auf all dies ein. Treten Sie näher, lugen Sie durch das Schlüsselloch in unsere Schattenwelt. Die Art, wie wir leben, hat sehr viel mit Lachen und Weinen zu tun. Seien Sie herzlich willkommen und haben Sie dasselbe Vergnügen beim Lesen dieser Abenteuer, wie wir es beim Erleben hatten.

Aber aufgepasst: Diese Welt kann von einer Faszination sein, die einem ein Leben lang nicht mehr loslässt. Ich weiß, wovon ich spreche.

Also, hereinspaziert, hereinspaziert …

Und viel Vergnügen, Ven Rouven

ERSTES KAPITEL: PANTHER (Mai 2016)

Es klopft an der Tür. Ich habe soeben das Gespräch mit ihr beendet und mein Mobiltelefon in der Innentasche meines Sakkos versteckt. Es auf stumm geschaltet. So, als hätte ich der Frau einen Knebel in den Mund gestopft. Mir gefällt dieses Bild. Nun kann sie nicht mehr schreien, nicht mehr weinen, nicht mehr ihren Schmerz mir zeigen. Gut so!

Nochmals ein Klopfen. Wieder ist es ein schwaches, ein schüchternes Klopfen. Das Klopfen eines Menschen, der um Einlass bittet, aber kaum zu fragen wagt. Wieder ein Bild, das ich mag.

Ich gehe auf den Stuhl zu, der inmitten des Hotelzimmers steht, und sehe mich um. Was mag dieses Zimmer nicht schon alles erlebt haben? Was wurde darin alles an Fantasien verwirklicht? Dieses Bett! Wie viele Männer und Frauen gingen auf dieser Matratze ihrer Passion nach? Wie viele Geheimnisse mochten diese vier Wände für immer in sich verwahren? Und kann ich es schaffen, diesen Raum, nach all den vielen Jahren, nach all dem Erlebten, noch zu schockieren?

Ich betrachte mein Sakko, das lässig über einem zweiten Stuhl hängt. Von mir richtig in Szene gesetzt. Wie so vieles in dieser Unterkunft. Wie oft hatte das Mobiltelefon inzwischen in der Innentasche bereits wieder geklingelt, ohne auch nur einen Ton, eine Vibration von sich zu geben?

Es klopft. Diesmal etwas fester. Nicht fest, nur fester. Gerade so, dass die Person vor der Tür nicht den Eindruck des Forderns erweckt. Ein unterwürfiges und sehr angebrachtes Klopfen. Ein Klopfen, wie ich es mag.

Ich sehe zu der Tür, die nicht verschlossen ist.

»Du kannst hereinkommen!«, sage ich in einem lauten und bestimmenden Ton.

Nur ein paar Atemzüge darauf öffnet sich langsam die Tür und eine hübsche blonde Frau tritt ein. Ohne ein Wort von sich zu geben, ohne mich anzusehen, legt sie Mantel und Tasche ab. Ihr Körper ist in ein geschmackvolles Mieder geschnürt, das aber gekonnt Brüste und Schambereich frei hält. Sie zittert. Nein, es ist kein Zittern. Ihre Angst, ihre Nervosität pendelt bereits in ein fast schon putziges Vibrieren über. Ich schöpfe aus diesen Augenblicken der völligen Hilflosigkeit besonders meine Lust. Wenn sich der Mensch vor mir nicht schlüssig darüber ist, ob das, was er gerade macht, nicht doch ein Fehler war und auch irgendwie über eine Art Flucht nachdenkt. Es sind immer nur wenige Sekunden, wo solche Gedanken das Hirn zermartern. Furchtbare Sekunden für diesen Menschen. Wundervolle für mich.

Ich lasse mir Zeit. Sehr viel Zeit. Ich warte und beobachte. Ein Panther auf der Lauer, sein Opfer umkreisend, denke ich mir und auch dieses Bild mag ich. Die blonde Frau kniet sich demütig vor mich hin. Sie hat ihre Zweifel überwunden und jetzt breitet sie ihre Hände aus, hält den Kopf dabei tief gesenkt und wartet auf meine Anweisungen. Sie ist nun bereit, sich mir vollkommen zu unterwerfen.

»Ich begrüße dich!«, sage ich mit betont tiefer Stimme.

»Ich begrüße Sie, mein Herr!«, antwortet sie. Ihre Kehle klingt trocken. Die Anspannung schnürt ihr den Hals ab. Ich bin nicht ihr Herr … noch nicht. Sie wagt es nicht, mich anzusehen, starrt nur abwartend auf meine Schuhe. Ihr Kopf bleibt gen Boden gerichtet, so wie ich es erwarte und wie es sich auch gehört.

Ich betrachte sie. Ihren Körper, der zittert. Ihre Brust, die schwer mit dem Ein- und Ausatmen auf und ab wogt. Wie Meereswellen.

Oh ja, ich lasse mir Zeit. Ich will dieses Ereignis so lange wie nur möglich erhalten. Es ist fast das Beste daran, reflektiere ich und fasse mir in den Schritt. Ich spüre die aufkeimende Erregung. Ach Gott, wie sehr liebe ich doch diese ganz besonderen Stunden der völligen Überlegenheit. Eine Macht, die ich durch nichts eintauschen möchte.

Irgendwann erhebe ich mich aus meinem Stuhl und gehe an ihr vorüber. Zärtlich, aber gebieterisch streife ich mit meiner Hand ihren Kopf – gehe an ihr vorbei, verschließe die Türe und nehme eine Gerte an mich. Ich taste fast liebevoll mein Schlaginstrument ab. Wir beide, meine Gerte und ich, hatten in den letzten Jahren schon viel Vergnügen. Und das Vergnügen wird hier nicht enden. Ganz bestimmt nicht.

»Lass uns Spaß haben!«, sage ich zu meiner Gerte und hole zu einem ersten festen Schlag aus …

EIN JAHR ZUVOR

Bist du öfters hier?, schreibe ich der Frau im Chat. Wir können uns nicht sehen und wir wissen auch so gut wie nichts voneinander, aber irgendwie spüre ich – sie könnte die Richtige sein. Unser Gespräch hält noch keine zwei Stunden an und doch gibt es da eine Verbindung zwischen uns, die tiefer zu gehen scheint.

Seit einiger Zeit schon. Ich bin auf der Suche nach einem dominanten Herrn, dem ich vertrauen kann und der mich zu beherrschen und erziehen weiß. Leider habe ich kaum Erfahrung im Bereich BDSM, aber ich bin bereit, zu lernen und zu gehorchen, antwortet meine Chat-Bekanntschaft.

Eine gute Grundeinstellung. Aber es ist leichter gesagt als getan. Ich habe schon viele versagen gesehen. Nicht, weil sie dem Schmerz nicht standhielten, sondern, weil sie nicht wussten, was es bedeutet, richtig zu dienen. So zu dienen, wie ich es verstehe.

Und woher weiß ich, ob ich es kann?

Ich antworte nicht. Es folgt eine lange Pause des Schweigens, in der ich spüre, wie sich in ihrem Kopf die Räder drehen. Ihr Verstand läuft gerade auf Hochtouren. Hat sie etwas falsch gemacht? Hat sie eine Frage gestellt, die sie nicht hätte stellen sollen? Warum plötzlich dieses Schweigen?

Der Panther ist wieder unterwegs. Er umkreist seine Beute, zieht den Kreis immer enger.

Herr, ist es mir erlaubt, noch eine Frage zu stellen?

Ich schweige noch immer. Ich mag diese Überlegenheit des Wartens und Zögerns. Mit der Beute spielen. Nach einer gefühlten Ewigkeit für die Frau antworte ich ihr mit einem kurzen Ja.

Herr, darf ich Sie treffen?

Sie hat gerade eben erst die fantastische Welt des Sadomasochismus betreten und sucht nun einen Herrn, um all ihre Fantasien auszuleben. Sich ihm völlig zu unterwerfen und sich anzuvertrauen. Sie ist zum ersten Mal auf der Suche. Davon geträumt hatte sie schon lange und unzählige Male, aber einen Schritt in diese Richtung wagte sie doch nie. Wie oft ich diesen Satz schon hören oder lesen musste.

***

Vor etwas mehr als fünfzehn Jahren rutschte ich durch meine Finanzberaterin in die BDSM-Szene. Wir kannten uns bereits seit ein paar Jahren. Es war eine typische beruflich-freundschaftliche Beziehung. Man kennt sich, man duzt sich und veralbert sich auch schon Mal hin und wieder. So gut kennt man sich dann doch. Aber man weiß so rein gar nichts aus dem Privatleben des anderen. Jeder von uns hat wohl solch berufliche Freunde.

Eines Abends war ich bei ihr zu Gast. Wir wollten einige Unterlagen besprechen. Es war ein Treffen ohne Hintergedanken auf beiden Seiten.

Wie ich ihre Wohnung betrat, in der ich zuvor noch nie gewesen war, entgingen mir nicht die vielen Bilder an den Wänden. Bilder einer Frau in sehr devoten Stellungen. Einer Frau, an ein Andreaskreuz fixiert. Hände in Handschellen. Ein nackter Frauenkörper. Die Haut überzogen von dunklen Hämatomen und Striemen. Bilder von Peitschen oder Gerten.

»Sehr interessante Fotos, die du da hast. Wer ist das?«, fragte ich unbekümmert neugierig.

Meine Gastgeberin betrachtete kurz die Aufnahmen, sah mich an und antwortete trocken:

»Das bin ich. Ist aber schon ein paar Jahre her!«

Ich war verblüfft. Mochte diese saloppe Antwort tatsächlich ernst gemeint sein? Wie konnte das stimmen? War sie mir doch immer nur als ein sehr dominanter Mensch im Bewusstsein. Nie hätte ich gedacht, oder wäre auf die Idee gekommen, dass sie, einige Jahre zuvor, die Rolle der Sklavin innehatte. Wie kann jemand solch unterschiedliche Charaktere in sich vereinen?

Ich betrachtete sie sehr aufmerksam und versuchte diese Information in mir zu ordnen. Die Abbildungen an den Wänden zeigten eine nackte Frau. Gefesselt, benutzt, geschlagen und immer in devoter Körperhaltung. Die Frau mir gegenüber stellte für mich aber die Emanzipation schlechthin dar. Sehr taff, sehr resolut. Und doch waren beide Frauen meine Finanzberaterin. Mein Interesse an den Unterlagen war gleich Richtung null abgedriftet. Ich musste dieses Rätsel lüften und so begann ich unbeirrt mit dem Verhör.

Wir hatten an diesem Abend noch eine sehr lange und sehr vertiefte Unterhaltung. Ohne Scham erzählte sie mir von ihrer Vergangenheit und ich spürte, wie sehr mich diese Geschichten und diese Vorstellung mitrissen. Durch ihre Schilderungen und Erfahrungen über und in dieser Szene wurde meine Neugierde enorm geweckt. Ich war fasziniert, wollte diese andere, diese finstere Welt, unbedingt kennenlernen. Ihre Beschreibungen begeisterten mich. Die Fotos, die sie als Sklavin zeigten, dieses Ausgeliefertsein. Die Geschichten von Demut und Dienerschaft. Eine ganz neue Welt tat sich vor mir auf.

Doch war es nicht die Welt der devoten Sklavin, die mich begeisterte, sondern die des bestimmenden Herrn. Der Mann, der führt und beherrscht.

An jenem Abend spürte ich zum ersten Mal eine Art Panther in mir.

***

Als ich das Lokal betrat, war ich keinesfalls auf das, was ich zu sehen bekam, vorbereitet. Hier sollte die BDSM-Welt anzutreffen sein? Meine Finanzberaterin hatte mir zu dem Besuch geraten, nachdem meine Neugierde und Lust auf diese Szene nicht mehr abklingen wollte.

Schäbige alte Holzstehtische, eine sichtbar in die Jahre gekommene Theke und eine etwas kühle Atmosphäre. Was sollte hier anders sein als in irgendeinem anderen heruntergekommenen Pub? Selbst die Menschen darin waren nicht so viel anders als sonst wo. Gut, auf einem Bildschirm lief ein Bondage-Film. Und das war nun der große Unterschied? Ich empfand Einrichtung, Gäste und Filme eher als langweilig. Für mich machte diese Fesselei auf dem Bildschirm noch keinen Sinn.

Ohne dass ich es bemerkte, stand plötzlich die Kellnerin an meinem Stehtisch.

»Was möchtest du trinken?«, fragte sie mich mit einem unschuldigen Lächeln. Ich war überrascht, zeigte sie doch ungeniert ihre prallen Brüste und ihr Rock verbarg kaum etwas. Das war schon sehr viel anders als in den üblichen Pubs.

Irgendwie war es, wie wenn man als Brillenträger von der kalten Luft in die warme Stube kommt. Die Brillen beschlagen und nur langsam lüftet sich der Schleier und man erkennt erst nach und nach alles in einem Raum. So war es auch hier. Ich entdeckte immer mehr Personen, die sich deutlich von Normalbürgern unterschieden. Meine imaginären Brillengläser gaben langsam die ganze Sicht frei und ich tauchte zum ersten Mal in meinem Leben in die normal verrückte BDSM-Welt ab. Herrlich!

In den nächsten Monaten und Jahren sollte ich noch oft diese Bar aufsuchen. Mich als Stammkunde zu bezeichnen, wäre zu viel gesagt. Dazu war die reale Entfernung zu groß. Gedanklich war ich aber zum Untermieter geworden. Ich besuchte das Lokal, wann immer ich in der Nähe war. Dort freundete ich mich mit dominanten Männern und devoten Frauen an. Dort lernte ich meine ersten Dienerinnen kennen. Dort entwickelte sich auch meine wahre Sexualität. Als hätte ich mich neu erfunden, so fühlte ich mich und war endlich dort angekommen, wo es mich immer schon hingezogen hatte. Schon lange bevor ich überhaupt wusste, dass es so eine Welt überhaupt gab.

FABRIK-SEX

Herr, darf ich Sie treffen?

Jetzt ist genug Zeit seit dieser Frage vergangen. Ihre Angst vor einer Zurückweisung muss sie halb aufgefressen haben. Geschwächt und ohne klaren Gedanken. So mag der Panther seine Beute, ehe er zum Sprung ansetzt.

Ja. Wir werden uns treffen.

***

Es ist exakt ein Uhr nachts. Langsam fahre ich das Fabrikgelände hoch und parke neben einem grauen Mercedes. Es muss ihrer sein. Ich stelle den Motor ab und sehe mich um. Aus einem Fenster der Fabrik dringt ein schwacher Lichtstrahl nach außen. Dort wird also unsere erste gemeinsame Session stattfinden. Sehr schön. Die Motorkühlung lässt einige Schnauber erklingen, ehe es ganz still um mich herum wird. Ich steige aus und gehe langsam auf das Gebäude zu. Die Kieselsteine unter mir geben ein verräterisches Geräusch von sich. Ich fühle mich wie ein Einbrecher auf Raubzug. So bleibe ich stehen, peile erst einmal die Umgebung ab. Alles schläft und es gibt auch niemanden, der sich so spät nachts noch in diese Gegend verirrt. Ich öffne die schwere Eisentüre. Diese ist, wie erwartet, nicht verschlossen und der Schlüssel baumelt auf der Innenseite des Zylinderschlosses. Ich trete ein, verriegle die Türe und schreite langsam, aber sehr bestimmend auf den schwachen Lichtstrahl zu.

Zum ersten Mal begegne ich nun der Frau aus dem Chat. Sie wartet vor dem »Spielraum« in kniender aufrechter Haltung, die ich von ihr verlangte. Vollkommen entkleidet und die Augen mit einem Tuch abgedunkelt. Auch das war eine meiner Anordnungen.

Da kniet sie nun. Inmitten all der kalten Betriebsgegenstände, die mit Sex so gar nichts zu tun haben und doch ist die Erotik nicht zu übersehen. Es riecht nach Maschinenöl und der harte kalte Betonboden hat etwas Distanziertes, aber Geiles. Ich bin erregt. Spüre meinen Schwanz, wie er immer härter anschwillt. Langsam nähere ich mich ihr. Leise, mit bedachten Schritten umkreise ich die Nackte. Ja, der Panther spielt mit seinem Opfer. Die Frau zittert. Dafür ist aber nicht die Kälte verantwortlich, obwohl es kühl ist. Sie holt tief Luft. Ich gehe an ihr vorbei und betrachte das Spielzimmer, in dem sie all ihre Sex-Spielsachen auf einem großen Schreibtisch ausgebreitet hat. Es sind nicht viele und das, was sie hat, sind Dinge, die typisch für eine BDSM-Anfängerin sind. Eine sehr gewöhnliche Gerte, Handschellen mit Plüsch, ein paar Nippelklammern, die kaum Schmerzen bereiten. Sozusagen ein Starterset. Ein Glas Rotwein steht auf einer Anrichte. Alles ist nach meinem Wunsch vorbereitet. Ich lege meine mitgebrachten Utensilien neben die ihren, nehme Halsband und Leine an mich und marschiere zurück zu der nackten Frau, die es nicht wagt, sich zu bewegen. Ich streife ihr mit der Leine über den Kopf. Sie zuckt. Solche Regungen mag ich.

Ohne ein Wort zu sagen, lege ich ihr Halsband und Leine an. Ihr Atem geht schwer. Ihre Brust bebt geradezu auf und ab. Ihr Zittern ist fast schon ein Schütteln. Ich beuge mich etwas zu ihr hinab und flüstere in ihr Ohr.

»Jetzt weißt du, dass du es kannst!« Sie nickt zittrig.

Ich lasse sie auf allen vieren in das Spielzimmer krabbeln und ziehe sie an der Leine, wie einen Hund, hinter mir her und bemerke, wie diese Erniedrigung sie nur noch stärker aufgeilt. Aber vor allem weiß ich, dass sie diese Demütigung noch mehr erregt.

»Auf den Tisch mit dir!«, befehle ich. Ungeschickt versucht sie den Tisch zu ertasten und daran hinaufzuklettern. Ich betrachte das Schauspiel aus guter Entfernung und positioniere sie so, dass sie mir ihre Öffnungen gut sichtbar entgegenstreckt. Im Schreibtischstuhl sitzend betrachte ich sie. Wieder lasse ich mir ungewöhnlich viel Zeit. Für die blonde Frau ist es die Zeit des Zitterns, der Angst, aber auch des Sinnenrausches.

Zeit ist vielleicht das Beste aller subtilen Folterinstrumente. Nichts kann mehr Emotionen hervorrufen, mutmaße ich und genieße den Anblick, der sich mir bietet.

Ich bin ein Liebhaber von Gerte und Rohrstock. Für mich sind diese Schlagwerkzeuge wie ein verlängerter Arm. Mit beidem kann die Kraft der Hand direkt an die gewünschten Stellen weitergegeben werden. Das mag ich. Ich mag das Geräusch, wenn das Leder oder das Holz auf das weiche Fleisch aufschlägt. Ich mag es, wenn es laut knallt und zugleich ein schweres Stöhnen entlockt. Es sind diese Geräusche, die mich berauschen.

Ich nehme meine Gerte an mich und taste mich mit der Spitze an dem Frauenkörper entlang. Ich berühre bestimmend ihren Intimbereich. Sie krächzt leise. Noch habe ich ihre zarte Haut weder mit der Handfläche noch mit den Fingern berührt. Diese Distanz ist mir immer wichtig. Mir gefällt es, wenn in den ersten Minuten jegliche menschliche Wärme fehlt. Es erhöht die Angst meiner Beute, lässt sie keinen Halt finden. Ich genieße es, mit ihrem Verstand zu spielen.

Nun aber ist die Zeit gekommen, um ihrem Martyrium ein Ende zu setzen. Sie darf mich zum ersten Mal richtig spüren. Ich halte meine Handfläche an ihren Mund. Sie küsst sie unterwürfig und gierig. Ich streife über ihr weiches Gesicht und ihre vollen Lippen. Sie nimmt meine Finger in ihren Mund und saugt lechzend an ihnen, als wäre es etwas anderes, etwas sehr Männliches. Wie sehr sie doch diesen menschlichen Kontakt in diesem Augenblick nötig hat. Ihr Durst nach mir dokumentiert dies überdeutlich. Ich entziehe mich der Frau. Dieses Fabrikgelände, die gesamte Umgebung ist kalt und abweisend. Ich bin es auch.

Ich setze mich in den Schreibtischstuhl und halte inne. Ich fühle mich gut.

»Bring mir Wein!«, lautet der nächste Befehl.

»Darf ich die Augenbinde … ich meine das Tuch abnehmen, Herr?«, fragt sie. Ich hole mit meiner Gerte sehr weit aus. Der Knall, der kurz darauf erfolgt, ist ohrenbetäubend. Dieser eine Schlag auf ihren rechten Oberschenkel wandert durch das gesamte kalte Gebäude. Schmerzhaft stöhnt die Frau auf. Die Qual, aber auch diese unbändige Lust nach dieser Strenge zeichnet sich vor mir zeitgleich ab.

»Habe ich dir erlaubt, zu sprechen?«, sage ich und meine Frage ist keine Frage, sondern eine Androhung. Dies war nur ein Vorgeschmack darauf, was kommt, wenn nicht das getan wird, was ich verlange oder erlaube.

»Nein, Herr«, antwortet die blonde Frau eingeschüchtert und ich höre, wie ihre Stimme bricht. Will sie das wirklich alles erdulden? Ist dies alles wirklich ihre Welt? Kann sie mit dem absoluten Gehorsam und der Abgabe ihrer eigenen Wünsche überhaupt existieren?

Sie kann. Davon bin ich überzeugt.

Die Frau erhebt sich schwerfällig. Ungeschickt klettert sie vom Schreibtisch und tastet sich zu dem Weinglas vor. Sie kippt es fast um. Aber nur fast. Das Bewusstsein, nichts falsch machen zu dürfen, ist bereits in ihr. Manche Dinge muss man nicht aussprechen, um deren Folgen zu kennen.

Kniend vor mir hockend überreicht sie mir mit zittriger Hand das Weinglas. Ich beobachte sie. Diese zuckend ausgestreckte Hand. Ich lasse sie warten.

Zeit ist wirklich die beste aller Foltermethoden, grüble ich, lächle und nehme das Glas an mich.

»Auf den Tisch mit dir!«

Die Frau erklimmt wieder den Schreibtisch. Diesmal bereits etwas geschickter. Langsam hat sie sich an die Szenerie und die Dunkelheit gewöhnt.

»Auf den Rücken!«

Ich erhebe mich, drehe die Frau mit dem Gesicht zu mir und lasse ihren Kopf über den Seitenrand des Tisches nach unten baumeln. Meine Hose öffnend hole ich meinen Schwanz hervor und drücke ihn fest in ihren Mund. Die Kälte des Raumes lässt keinerlei Zärtlichkeiten zu.

Diese Frau liebt es, ihren Mund einzusetzen und macht es mit einem großen Engagement. Ich schalte einen Gang härter. Ich drücke mein Becken auf ihr Gesicht. Mein Schwanz verschwindet zur Gänze in ihrem Mund. Sie würgt, keucht, krächzt und ihre Hände ballen sich zu einer Faust, um dem fehlenden Sauerstoff irgendwie entgegenwirken zu können. Ich nehme ihr alle Luft zum Atmen. Sie zappelt und windet sich. Sehr schön.

Ich trete einen halben Schritt zurück. Die Nackte schnappt wild nach Luft. Es ist ein besonderer Moment. Ihr Atem ist so wunderbar schwer und laut. Ich genieße es total und ich kann das Verlangen der Frau nach noch mehr und noch tiefer nur allzu sehr nachvollziehen. Auch wenn sie dies nicht sagt, auch wenn sie dies nicht zeigt. Ich weiß, sie will mehr und sie bekommt auch mehr. Ich gehe wieder einen halben Schritt nach vorne und schon saugt mich die nackte Blondine wieder in sich ein. Abermals nehme ich ihr alle Luft, drücke meinen harten Schwanz tief in ihren Rachen.

Das Spiel der Atemreduktion geht viele Minuten lang so dahin. Sehr intensive Minuten für uns beide. Irgendwann lasse ich von ihr ab. Krächzend und erschöpft bleibt die Frau auf dem Tisch liegen. Ich entferne mich von ihr und entkleide mich selbst.

»Knie dich auf den Schreibtisch und strecke mir deinen Arsch entgegen!«, befehle ich schroff. Sofort verändert sie ihre Position und zeigt sich mir so, wie ich es verlangte.

Ich ziehe meinen Gürtel aus den Schlaufen meiner Hose und hole zum ersten Schlag aus. Es knallt.

Schon beim ersten Schlag fragt sie sich wieder, was sie hier eigentlich macht. So etwas tut man doch nicht. Vor allem aber, so etwas will man doch gar nicht freiwillig erleben. Das ist doch nicht normal. Sie spricht all diese Gedanken natürlich nicht laut aus, aber sie denkt darüber nach. Sie denken doch alle beim ersten Mal darüber nach. Soll das nun tatsächlich der Pfad sein, den sie zukünftig gehen will? Ich lasse ihr einen kurzen Moment, um ihre Gedanken zu sammeln. Dann hole ich wieder weit aus.

Die Intensität der Schläge wird erhöht und jeder Knall ist laut von ihr mitzuzählen. Die Hiebe und diese unnachgiebige Kälte, die ich für sie ausstrahle, sind nur mit Mühe zu ertragen. Aber sie erträgt doch alles. Wusste ich es doch.

Die Schläge werden immer fester, ihr Mitzählen immer gebrochener und mein Vergnügen immer größer.

Nach dem Ledergürtel folgt meine Lieblingsgerte. Ebenfalls aus Leder. Was für ein fantastisches Gefühl, dieses Instrument in die Hand zu nehmen. Ich lasse das Schlagwerkzeug lässig in meiner Hand baumeln.

Ich züchtige sie. Dieser brennende Schmerz. Und doch genießen wir beide es. Ihre Geilheit wird größer. Sie ist den ersten Tränen nahe. Ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Verlangen und Leid. Wie die Wellen eines Meeres. Eine Ambivalenz in ihrem Innersten, die mich besonders einnimmt. Aber kein Mitleid.

Die Gerte hinterlässt wunderbare rote Flecken auf ihrem Hinterteil. Ein wirklich schönes Muster wird gestaltet. In meiner Strenge und meiner Führung ergeht sie sich. Sie träumt davon, einem Mann bedingungslos zu gehorchen, sich ihm zu unterwerfen. Sie soll bekommen, wonach ihre Seele und ihr Körper verlangen. Einen Herrn. Und mit dieser Erkenntnis verstummen auch alle Zweifel in ihr.

Die Gerte saust immer wieder auf das zarte Fleisch hernieder. Abgehaktes Atmen.

Die Frau stößt an ihre Grenzen. Ich frage mich nicht, ob ich zu hart und zu unnachgiebig bin. Mir genügt es, alle Lust in diesen Augenblicken auf das Nötigste konzentriert zu wissen. Und dieser Ort lässt mich auch keinerlei Zärtlichkeit oder Gnade erfühlen. An diesem sehr unromantischen Platz, den sie gewählt hat, lernt sie meine außerordentlich unromantische Seite kennen.

In der Züchtigung mit der Gerte findet sie nach und nach ein Ventil. Sie will immer mehr diese harten Schläge spüren. Ich hämmere den Schmerz aus ihr hinaus. Zugleich findet sie eine gewisse Erlösung in diesem Leid. Die äußeren Schmerzen sind die Heilung ihrer inneren Marter. Die Pein gibt ihr einen Halt. Und diesen Halt braucht sie, um sich nicht zu verlieren.

Ich lasse von ihr ab.

Ich reiche ihr meinen Arm und helfe ihr vom Tisch. Sie kniet vor mir und verwöhnt mich wieder mit ihrem Mund.

Ihre Hände sind jetzt mit Handschellen am Rücken fixiert. Die Handschellen wiederum mit ihrem Halsband verbunden. Sie schnürt sich so selbst die Kehle etwas ab. Eine sehr unbequeme Haltung für einen Menschen. Ich ficke ihren Kopf. Aber noch viel wichtiger: Ich ficke ihren Verstand. Das Beste überhaupt.

Ihr ganzes Wesen schreit nach einem Orgasmus und Befreiung von allem, was sich in ihr in den vielen Jahren angestaut hat. Ich verbiete es ihr. Einzig ich alleine entscheide über ihren Körper – jedenfalls in dieser Nacht.

***

Die Stunden verfliegen nur allzu schnell. Die Frau wird mit verschiedenen Plugs, Vibratoren und anderen elektronischen Spielsachen bearbeitet. Die Sexindustrie hat dem Menschen hier kaum Grenzen gesetzt.

Solange und so heftig ich die Frau auch penetriere, ich gestatte ihr nicht, zum Orgasmus zu kommen. Ihr Körper lässt sich kaum noch unter Kontrolle bringen. Alles in ihr verlangt nach einem Höhepunkt und doch erlaube ich es nicht. Ich will das Spiel noch ein wenig gemeiner formen.

»Ab sofort ist es dir untersagt, zu stöhnen oder ähnliche Geräusche von dir zu geben! Ich werde dich lehren, all meinen Wünschen uneingeschränkt nachzukommen. Sollte ich etwas hören, setzt es eine Strafe!« Das Spiel hat nun volle Fahrt aufgenommen.

Wieder ist eine Stunde vergangen. Ihr ganzer Körper bettelt darum, in sie einzudringen. Ich tue es aber nicht, sondern lasse sie zappeln. Sie kann ihre erstickenden Schreie fast nicht mehr unterdrücken.

Es wird in diesem Büro zu keinem Geschlechtsverkehr zwischen uns kommen. Ich weiß es, nur sie ahnt es noch nicht.

Mittlerweile ist es bereits drei Uhr morgens.

»Du darfst jetzt kommen!«, sage ich. Kaum dass ich diese befreienden Worte ausgesprochen habe, setzt ein lautes und schweres Stöhnen ein, das anhält und sich mehr und mehr steigert. Wie eine gigantische Welle schwappt dieses Gefühl über ihren Verstand und beraubt sie jeglichen Denkens. Alles um sie herum wird zur Nichtigkeit. Sie ist wie betäubt. Ihre Beine zucken, als würde Strom durch sie fließen. Noch nie zuvor hat sie sich so sehr als Frau gefühlt wie in diesem Moment der totalen Unterdrückung.

Es ist der erste einer ganzen Reihe von Orgasmen in dieser einen Nacht.

Ich nehme ihr die Augenbinde ab. Die Sonne macht sich bereits am Horizont bemerkbar. Es dauert, bis sich ihre Augen wieder an das helle Licht gewöhnen. Sie erblickt mich zum allerersten Mal.

***

Wir verlassen die Fabrik und marschieren zu meinem Wagen. Es ist fast fünf Uhr morgens. Die Luft ist kalt und sauber und tut auf unseren verschwitzten Körpern gut. Ich halte die Frau an der Hundeleine. Vor dem Auto bleibe ich stehen.

»Es ist dir niemals erlaubt, selbstständig die Autotüre zu öffnen oder zu schließen. Du darfst bei der Autofahrt immer nur geradeaus sehen. Ein zur Seite gucken während der Fahrt zieht eine sofortige Strafe nach sich! Du darfst dich niemals selbst an- oder abgurten und es ist dir auch nicht gestattet, während der Autofahrt zu sprechen. Die Ausnahme: Ich erlaube es dir. Deine Hände haben immer auf deinen Oberschenkeln zu liegen und dürfen keinesfalls weggenommen werden. Dieses Ritual ist ab sofort bei jeder Autofahrt einzuhalten. Hast du das verstanden?« Sie nickt zustimmend, aber gleichwohl irritiert.

Ich will den Alltag außen vor lassen. Der Alltag hat in unserem Leben nichts zu suchen. Probleme, Sorgen, Verbindlichkeiten, Familie, Freunde. All diese Dinge haben in meiner erotischen Welt keinen Platz. Hier muss alles anders und besonders sein. Und dazu dienen diese Regeln.

Unsere Autofahrt zu meinem Hotel geht über eine Stunde. Für die Frau neben mir ist diese auferlegte Stille und diese fixierte Position ein Grausen. Zugleich kann sie aber gerade hier, in dieser totalen Untätigkeit, all den Ballast, der ihr Leben bestimmt, langsam abschütteln. Es gibt für sie nichts als den schmalen Horizont entlang der Straße. Ab und zu nehme ich ihre Hand unter die meinige, um sie zu beruhigen, ihr zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung ist. Manchmal berühre ich sie sogar auch zärtlich an ihrem Hals.

Zeitweise wippt sie ein wenig mit den Füßen, weil dieses Nichtstun für sie so schwer zu erdulden ist. Es ist gerade dieses Nichtstun, das für sehr viele Menschen eine besondere Herausforderung darstellt. Es benötigt eine gewisse Lernphase, um derart lange Strecken mit unterdrückter Bewegung und Sprache anstandslos zu überbrücken. Für sie ist unsere erste Autofahrt eine große Hürde. In einer ganz aufrechten Position zu sitzen und ganz ruhig zu bleiben, kein Wort sagen zu dürfen, noch nicht einmal mit den Fingern oder den Zehen wippen zu können, das ist ihre erste richtige Prüfung. Immer wenn sie unruhig wird, ermahne ich sie. Zu Beginn. Irgendwann geht aber diese alles umfassende Ruhe auch in meine Begleitung über. Die aufgehende Sonne, das monotone Geräusch des Motors. All das lässt sie mit der Zeit ruhig werden und verändert etwas in ihr.

Es ist dies der Zeitpunkt, an dem ich von einem Abenteuer zu ihrem Herrn werde, sie sich mir vollkommen und gänzlich ergibt und sie in meinen Besitz übergeht. Nicht weil ich es verlange, sondern weil sie es so will. Sie will, dass ich sie ganz und gar besitze.

Wie sagte einst Eisenhower? Führung heißt: einen Menschen so weit bringen, dass er das tut, was Sie wollen, nicht weil er muss, sondern, weil er es will. Genau so ist es!

***

Im Hotelzimmer angekommen verändere ich mich. Ich verwandle mich sehr kalkuliert von dem kalten und harten Dom in einen liebevollen und mitunter auch zärtlichen Mann. Wir küssen uns, wir lieben uns. Die warme Ausstrahlung des Hotelzimmers geht in mein Spiel über.

In dem Hotelbett dringe ich auch zum ersten Mal in sie ein. Ich spüre sie. Ihre Wärme, ihre Verletzlichkeit und ihre Weiblichkeit. Etwas, das mir in dem Büro als falsch erschien, fühlt sich hier nun sehr richtig an. Hier entfaltet sich meine sensiblere und weichere Dominanz. Ich bleibe zwar immer der dominierende Part, aber die Handlungen sind nun andere. All das, was ihr noch vor wenigen Stunden und Minuten so hart und distanziert vorkam, ist jetzt verschwunden. Oder wenn auch nicht verschwunden, so doch zumindest in den Hintergrund gerückt. Ich liege auf ihr. Sie sieht mich an und ihre Blicke verraten eine Sehnsucht und einen Hunger nach mir. Ich erwidere ihre Emotionen. Gemeinsam gelangen wir zum Höhepunkt. In jeder Hinsicht.

»Ja, jetzt weiß ich, dass ich es kann!«, haucht sie mir erleichtert entgegen. Ich grinse.

FOKUS

Ich habe eine Übernachtung inklusive Frühstück gebucht und nach der anstrengenden und sehr langen Nacht plagt uns ein mächtiger Hunger. Wir gehen duschen, ziehen uns an und verlassen das Zimmer in Richtung Frühstücksraum.

Für den Neuling ist das erotische Dom/Sub-Abenteuer nun zu Ende. Zumindest wird das gedacht. Ich aber verabscheue alle normalen Handlungen innerhalb meiner BDSM-Welt. Es gibt zu viele Möglichkeiten abseits des Bettes, um eine weitere, eine andere Art der Dominanz und Demut auszuleben. Sie wird diese andere Art sehr rasch kennenlernen.

***

Sich unbedacht zu Tisch zu setzen und gedankenlos Nahrung in sich hineinzustopfen, ist etwas, das mir im BDSM-Kontext zuwider ist. Ein gemeinsames Frühstück hat, wie jede Mahlzeit mit mir, zu etwas Besonderem zu werden. Und weil für mich das Detail stimmig sein muss, sind auch hier von Anfang an die Regeln vorgegeben und exakt einzuhalten.

»Du hast dich immer mir gegenüber zu platzieren. Dabei ist von dir darauf zu achten, dass dein Stuhl mit dem meinen in einer Linie steht. Ebenso dein Teller. Du hast ab sofort nur sehr langsam und sehr bewusst zu essen«, sage ich. Ich merke, wie sich in der Frau tausend Fragen auftun und doch schweigt sie artig.

Selbst die Nahrung darf von ihr in meiner Gegenwart nicht als etwas Alltägliches angesehen werden. Im Zeitalter der Schnelllebigkeit und Fast-Food-Ketten fordere ich diese Verlangsamung des Tuns ein. Eine Aufgabe, die ihr noch besonders viele Mühen abverlangt.

Was sie frühstückt, überlasse ich ihr, jedoch kontrolliere ich ihre Haltung und die Geschwindigkeit der Nahrungsaufnahme.

So schwer ihr auch dieses erste gemeinsame Frühstück fallen mag, es sollte ihr schon bald keine großen Anstrengungen mehr bereiten. Im Gegenteil. Sehr schnell wird sie gelernt haben, sich meinen Wünschen und den Anforderungen anzupassen und diese auch genießen. Sie wird sich in Windeseile zu einer, für mich, perfekten Dienerin entwickeln.

***

Bei allem, was wir tun, versuche ich immer den Fokus auf den Augenblick zu legen. Nichts soll einfach nur so nebenbei geschehen. Nichts! Weder das Essen noch die Autofahrt, noch nicht einmal die Kleidung, die man trägt. Einen ersten Eindruck von meinen Erziehungsmaßnahmen in Bezug auf den »Fokus« erhält die Frau bei diesem Frühstück.

Ich bemerke, wie unangenehm es ihr ist, von mir beim Essen beobachtet zu werden. Wie schwer es ihr fällt, weil ich sie studiere. Es ist für sie kaum auszuhalten und noch weniger erträglich, es zu verheimlichen. Ich weide mich an meinem Wissen von ihrem Leid. Ein Kellner tritt an unseren Tisch.

»Darf es noch etwas sein?«, fragt der junge Mann.

»Für mich nichts, danke«, antwortet die Frau mir gegenüber. Meine Blicke durchbohren sie voller Zorn. Nun erst begreift sie mein Schweigen und erkennt ihren Fehler.

»Wünschen Sie noch etwas?«, fragt der junge Mann mich. Ich ignoriere ihn und seine Worte. Mein Interesse gilt einzig und alleine der Frau mir gegenüber. Der Kellner wartet geduldig.

»Habe ich dir erlaubt zu sprechen?«, frage ich meine Begleitung. Die Farbe im Gesicht meines Gegenübers ist grandios. Die Schamröte folgt sofort. Ob der junge Ober ebenfalls peinlich berührt die Gesichtsfarbe wechselt, kann ich nicht feststellen. Ich schenke ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Die Frau ist merklich nervös und stirbt soeben hundert Tode. Ich bemerke aus dem Augenwinkel heraus, dass der junge Mann nun ebenfalls unruhig wird. Ich genieße es.

»Nein, Herr«, antwortet sie befangen.

Der Kellner verlässt nach einer halben Ewigkeit unseren Tisch. Ich fühle seine ratlosen Blicke in meinem Nacken. Mein Gegenüber hingegen versucht Haltung zu bewahren. Sie weiß, dass dies von ihr verlangt wird. Auch wenn sie in diesem Moment am liebsten schreiend aus dem Speisesaal laufen möchte.

»Die Strafe für dein Vergehen darfst du nachher im Zimmer empfangen!«

»Danke, Herr«, antwortet sie unterwürfig.

***

Wir haben aufgegessen.

»Darf ich mir ein Glas Orangensaft holen, Herr?«

Ich erlaube es.

Wenig später kommt sie zurück, nippt kurz an ihrem Glas und geht, nicht ohne zuvor um Erlaubnis gefragt zu haben, noch einmal zum Buffet um eine Nachspeise auszufassen. Wieder an unserem Tisch sieht sich fragend um.

»Was ist los?«, sage ich.

Sie ist irritiert, denn ihr Glas mit dem Orangensaft ist fast leer. Ein etwas größerer Schluck befindet sich noch darin.

»Ich bin offensichtlich noch voll durch den Wind. Ich war der Meinung, von dem Saft nicht so viel getrunken zu haben. Aber wahrscheinlich stehe ich, aufgrund der langen Nacht, nur etwas neben mir und realisiere nur die Hälfte«, sagt sie und setzt sich auf ihren Stuhl.

»Nein. Du hast dein Glas nicht ausgetrunken. Ich war es!«, sage ich. »Aber nicht, weil ich Durst hatte, sondern wegen deines Vergehens. Du hast dir heute nicht mehr Orangensaft verdient!«

Die Frau ist verunsichert. Sie weiß, sie muss mit dieser Strafe klarkommen. Sie trinkt den kläglichen Inhalt ihres Glases.

»Herr, darf ich mir noch ein Glas Orangensaft holen? Ich habe wirklich sehr großen Durst.«

»Es ist dir gestattet!«, sage ich. »Allerdings nur exakt dieselbe Menge, die du eben vorgefunden hast. Nicht mehr und auch nicht weniger!« Die Frau sieht mich verblüfft an.

Im Gegensatz zu ihr hatte ich den Inhalt genau betrachtet und weiß, wie viel sie in das leere Glas nochmals einzufüllen hat.

»Schaffst du es nicht, erhältst du eine weitere Strafe. Ich werde dich darauf trainieren, den Fokus jederzeit auf absolut alles, was uns betrifft, zu legen. Nichts sollst du als gewöhnlich oder unwichtig ansehen.«

Um es kurz zu machen; sie schafft es nicht. Noch ist sie zu ungeschliffen, weiß nicht, worauf es mir ankommt. Aber sie wird es lernen. Mit der Zeit wird sich ihr Horizont verkleinern, aber dafür intensivieren. Es wird nicht mehr das große Ganze geben, sondern nur noch den Augenblick. Ich nehme dieses »Versagen« auch nicht als ein wirkliches Versagen wahr. Zu viel Neues und Ungewöhnliches prasselt fast minütlich auf sie hernieder. Sie kann gar nicht fehlerlos bleiben. Niemand kann das nach solch einer kurzen Zeit.

Mir geht es aber auch nicht darum, irgendwelche Nebensächlichkeiten zu finden, um eine Strafe aussprechen zu können. Das ist mir zu simpel. Es geht darum, alle Sinne zu schärfen. Der Partner (egal, ob Dom oder Sub) soll alles vom anderen wissen, aber auch alles sehen. Welche Kleidung man trägt, was gesprochen wird, was man an Speisen zu sich nimmt. Nichts soll, so wie im alltäglichen Leben, einfach nur so hingenommen werden. In unserem Zeitalter, in dem man ein Wort wie Multitasking wie eine Auszeichnung vor sich herträgt, will ich die Sinne wieder für die einfachen und alltäglichen Dinge schärfen. Das, was uns unmittelbar umgibt. Die Reduktion auf das Wesentliche!

»Darf ich etwas sagen, Herr?«, fragt sie mich. Ich erlaube es.

»Ich möchte Ihnen danken. All diese Dinge wie das Frühstück, der Orangensaft, die Autofahrt. Sie zeigen mir eine ganz neue andere Welt. Eine Welt, in der Dinge, die kaum noch einen wirklichen Wert in meinem Leben haben, plötzlich eine ganz neue Bedeutung erfahren. Und ich liebe bereits jetzt schon diese völlig mir fremde neue Welt und ich hoffe und bitte und bete darum, dass Sie mich weiterhin in Ihr Universum mitnehmen. Ich möchte, wenn ich darf, an Ihrer Seite sein. Jetzt und für immer.«

Schweigend betrachte ich sie. Eine Antwort erfolgt nicht und ich zeige auch keine Regung. So einfach mache ich es diesem Wesen nicht. Eine Dienerschaft muss erst erarbeitet werden.

Wir verlassen den Speisesaal und gehen zurück auf unser Zimmer.

»Hose runterziehen, streck mir deinen nackten Arsch entgegen! Für deinen Ungehorsam, ohne meine Erlaubnis mit dem Kellner zu sprechen, erhältst du 100 Schläge mit dem Rohrstock. Und zähle laut und deutlich mit! Du darfst dich jetzt dafür bedanken.«

»Danke, Herr.«

Eins!

***

Die Strecke zurück zur Fabrik und zu ihrem Fahrzeug ist dieselbe wie bei der Hinfahrt. Und doch ist sie um so vieles kürzer, so viel schwerer für die Frau neben mir. Sie weiß längst, dass sie ihren Herrn gefunden hat, dem sie uneingeschränkt alle Wünsche erfüllen und dem sie dienen möchte. Und sie will sich nicht von ihm trennen.

Bei der Rückfahrt sind wir beide sehr schweigsam. Zu schwer fällt ihr das bevorstehende Auseinandergehen. Ich lasse sie mit ihren Gedanken alleine, lasse sie sich auf das Unvermeidliche vorbereiten.

»Herr, ich möchte Sie nicht gehen lassen. Bitte bleiben Sie.«

Was folgt ist Stille.

Es kommt kein Wort über meine Lippen. Ich weiß, mein Schweigen wird eine Wunde hinterlassen. Die Frau wird mir später einmal gestehen, wie sehr sie dieses Stumm-Bleiben verletzte. Sie wird mir sagen, dass sie diese Lautlosigkeit als eine Art Gleichgültigkeit interpretierte. Kein Schlag konnte ihr solche Schmerzen zufügen wie mein eisiges Schweigen.

Diesmal genieße ich ihr Leid nicht.

Ich weiß dies alles und doch will ich ihr nicht sagen, dass auch ich mich nicht von ihr trennen möchte. Ich könnte ihr gestehen, wie wunderschön diese Nacht war, wie sehr auch ich es hasse, sie nun verlassen zu müssen und wie groß die Sehnsucht nach einem nächsten Treffen ist. Aber es wird den Abschied für uns nicht leichter machen und so bleibe ich stumm.

Nach der Trennung sind meine Gedanken so durcheinandergewürfelt, dass ich zehn Kilometer in die falsche Richtung fahre. Ich bin mehrmals nahe daran, umzudrehen und zu ihr zurückzukehren, um sie noch einmal zu umarmen und zu küssen. Aber ich tue es nicht! Ein Top darf doch keine Gefühle und keine Schwäche zeigen …

Es ist das letzte Mal in meinem Leben, dass ich auf derart abgetretenen Klischees wandere, mich zu einem Bild hinreißen lasse, das andere vorgegeben haben, aber das für mich schon lange nicht mehr passt. Ein Dom kann und soll Gefühle und Schwäche zeigen. Denn dies zeugt erst von seiner wahren Stärke.

NORM

Die blonde Frau führt eine Beziehung. Beziehung ist vielleicht auch das völlig falsche Wort. Ihre Ehe ist bereits längst gescheitert und doch wird sie weitergeführt, um anderes, für beide Gewichtiges, aufrecht zu halten. Diese Ehe, die weit mehr Tiefen als Höhen zu bieten hatte, ist seit vielen Jahren zum Niedergang verurteilt. Nun leben sie nur noch nebeneinander her. Zum Teil aus einer gewissen Bequemlichkeit heraus, zum anderen, weil es Verpflichtungen und Verstrickungen gibt, die eine Trennung nicht so einfach machen, als es möglicherweise, von außen betrachtet, den Anschein haben mag. Und es gibt keine Kinder, die von der Monotonie ablenken könnten. Als diese Frau ihre devote Seite entdeckte, war dies ein weiterer Punkt, der das Paar entzweite. Einen weiteren Keil zwischen sie trieb. Der Mann wollte und konnte mit dieser neuen sexuellen Ausrichtung nichts anfangen. Er hat es probiert. Das konnte man ihm wahrlich nicht vorwerfen. Aber er empfand dies alles von Beginn an als abartig und abstoßend. Er konnte und vielleicht wollte er seine Frau auch nicht verstehen. Die Kluft zwischen den beiden wurde dadurch noch größer. Er versteht es ebenso jetzt noch nicht und will es auch erst gar nicht begreifen. Sie reden auch nicht mehr darüber. Heimlich ist sie daher schon lange daran interessiert, sich diesem anderen Leben hinzugeben. Und jetzt, nachdem sie diese andere Welt zum ersten Mal richtig betreten hat, will sie ohne diese gar nicht mehr existieren.

Sie sitzt neben ihrem Mann, schaut ihn explorierend an. Er wirkt auf sie heute noch jünger und unreifer als bisher wahrgenommen. Gewiss, er hat ein schweres Leben hinter sich. Seine Kindheit, seine Jugend … ein einziges Desaster. Seine gegenwärtige Situation ist kaum besser. Er ist ein Niemand in einer Welt der Erfolgreichen und Arbeitenden. Er wird niemals auf der Sonnenseite des Lebens stehen. So viel ist klar. Seine Beleidigungen und Erpressungen nimmt sie schon lange als ein Faktum hin. Sie sind wohl der Katalysator für sein verpfuschtes Leben. Jedenfalls redet sie sich ihre Situation auf diese Weise schön. Schön oder wenigstens erträglicher.

Sie blickt ihn an, beobachtet ihn und hasst ihn. Sie hasst seine Schwäche, seine Mittelmäßigkeit und seine dummen Versuche, etwas Besseres zu sein.

»Was schaust du denn so blöd?«, schnauzt sie die Mittelmäßigkeit an. Sie zuckt nur gleichgültig mit den Schultern und wünscht sich diese Person einfach nur weg. Ihr Wunsch, ihn wegzuzaubern, ist fast so groß wie der Wunsch, mich herbeizuzaubern.

In den zwei Wochen der Trennung telefonieren wir Stunde um Stunde und wir skypen wie wild. Wir haben immer wieder enthemmten Telefonsex. Wir schicken uns selbst gemachte pornografische Bilder. Ab und zu erhält sie Aufträge von mir, die sie zu erfüllen hat. Erotische Aufgaben, die mir und ihr Befriedigung verschaffen, um die Trennungszeit zu überbrücken und parallel auch eine Art Training für ihre Dienerschaft darstellen.

***

Der Zug rast mit einer hohen Geschwindigkeit an den Häusern vorbei. Sie sieht aus dem Fenster ihres Abteils. Sieht kleine Einfamilienhäuschen, Vorgärten und Zäune. Das biedere Leben. So eines führt sie auch gerade. Hier in dem Zug. Zu weit entfernt von ihrem neuen Herrn, um in diese andere Welt gleiten zu dürfen. Eine Verabredung mit einigen Freundinnen in einer anderen Stadt verleitet sie zu dieser Zugfahrt. Die Damen wollen einmal richtig abfeiern und um Alkohol trinken zu können, nützt sie die Bahn zur Anreise. Alkohol könnte in der Tat etwas helfen. Sie schreibt ihrem Gebieter via Skype, wie sehr sie ihn doch vermisst. Er antwortet zurück, dass auch er jetzt gerne bei ihr wäre. Worte, die ihr richtig guttun. Das hat sie gerade bitter nötig.

In dem Zugabteil, in dem sie alleine ist, macht sie es sich gemütlich. Weil sie ihren Dom so sehr vermisst, knipst sie ein Selfie von sich. Einen Kussmund. Ein kleines Geschenk für ihn aus dem Abteil. Und noch eines. Diesmal hebt sie kurz ihr Shirt, befreit ihre Brüste vom Büstenhalter und drückt auf den Auslöser ihres Handys. Ihr Herr freut sich über solche Bilder, das weiß sie. Sie macht solche Dinge gerne für ihn. Sie fühlt sich in solchen Momenten mit ihm verbunden.

Es ist für die Jahreszeit ungewöhnlich warm. Sie trägt einen leichten Rock und ein nicht allzu sittsames Oberteil.

Kleid etwas nach oben ziehen, Slip zur Seite schieben und ein Bild von deiner Möse machen, schreibt ihr Herr per Skype.

Kurz darauf hat der Mann das gewünschte Foto auf seinem Mobiltelefon. Es gefällt ihm und er verlangt weitere Schnappschüsse.

Führe dir zwei Finger ein und lecke sie ab. Filme dich dabei und schicke es mir, erhält sie die Aufforderung. Sie macht, was er verlangt.

Und jetzt massiere deine Möse.

Herr, darf ich den Bahnhof noch abwarten? Wir fahren soeben in einen ein, fragt sie. Er erlaubt es ihr. Sie ist erleichtert. Der Zug hält und ein Mann steigt ein. Es befindet sich sonst niemand in dem Abteil, aber der Eindringling setzt sich ausgerechnet neben sie. Sie verflucht ihn in ihren Gedanken.

Herr, es ist ein Mann in das Abteil gekommen! Er hat sich zu mir gesetzt. Schade. Gerade jetzt, wo ich so irre erregt bin. Ich wollte für Sie noch viele Bilder machen. Entschuldigen Sie vielmals.

Wie alt ist der Mann und sitzt er neben oder gegenüber von dir?, fragt ihr Herr nach.

Neben mir und er dürfte geschätzte 50 Jahre alt sein, antwortet sie.

Wenn er dir gegenüber Platz genommen hätte, dann hätte ich dir jetzt befohlen, deine Beine etwas zu spreizen, damit er einen Einblick erhält.

So wie ich den einschätze, würde der auch gewiss glotzen.

Sehr gut! Schaut er ab und an zu dir herüber?

Ja, und er hat auch auf mein Handy geguckt.

Gut. Lass uns ein wenig spielen, schreibt ihr Herr und sofort steigt wieder diese ihr bereits bekannte Nervosität und Geilheit zu gleichen Teilen auf.

Ich habe dir doch vor einigen Tagen ein Foto von meinem steifen Schwanz geschickt. Öffne nun dieses Bild und sieh es dir ganz genau an. Aber halte dein Handy so, dass dein Nachbar auch darauf schielen kann. Sag mir, wenn du es getan hast, und ob er es registrierthat.

Verstanden, Herr! Mache ich … Ich öffne jetzt das Bild. Sie nimmt das Mobiltelefon, sucht die gewünschte Aufnahme und betrachtet diese. Ihr Herz klopft verräterisch laut. Jedenfalls glaubt sie das. Im Augenwinkel versucht sie zu erkennen, ob der Mann zu ihr herübersieht. Ihr ganzer Körper kribbelt vor Aufregung und Erregung.

Da! Eine kurze Regung, ein kurzes Hüsteln und ihr war, als hätte sie seinen Atem verspürt. Sie ist nun extrem angespannt.

Ich glaube, er hat es bemerkt. Oh mein Gott, ich werde gerade ganz rot im Gesicht.

Sehr schön. Betrachte weiter dieses Bild. Vergrößere es und erforsche meinen Schwanz ganz gewissenhaft. Luge dabei abwechselnd auf dein Handy und ein wenig hinüber zu seinem Schritt. Mach es etwas verstohlen, aber so, dass er es auch mitbekommt.

Sie überlegt nicht lange, sondern tut das, was ihr Herr von ihr verlangt. Nur nicht nachdenken.

Mache ich, Herr, schreibt sie und vergrößert das Schwanzbild mit Zeigefinger und Daumen.

Gut. Sag mir, wie er reagiert, wenn er reagiert.

Sehr scheu und beklommen versucht sie von ihrem Bildschirm auf die Hose des Sitznachbarn zu schielen. Das praktiziert sie derart, dass es dem Mann nicht entgehen kann. Sofort folgt eine Reaktion. Sie tippt eine weitere Nachricht in ihr Handy.

Er reagiert und macht es sich gemütlich. Seine Arme hält er jetzt hinter seinem Kopf verschränkt. Zuvor hat er kurz seinen Schwanz berührt oder zurechtgerückt.

Sehr gut. Er will, dass du seine Männlichkeit siehst. Er präsentiert sich dir. Wie ein Pfau, der bei der Balz ein Rad schlägt, um zu beeindrucken und auf sich aufmerksam zu machen.

Er schaut immer wieder sehr unmerklich herüber, aber ich sehe es. Ach ja, und eine ansprechende Beule formt sich in seiner Hose.

Schau dir jetzt das Foto von deiner Möse an und vergrößere es am Bildschirm. Halte dabei das Handy so, dass er alles ganz genau sichten kann.

Ohhh mein Gott, ich sterbe tausend Tode. Aber ich mache es sofort, Herr, schreibt sie und sie fühlt, wie ihr Kopf zu einer beschämten roten Tomate anschwillt.

Sag mir wieder, wie er reagiert, wenn er reagiert.

Er sieht ohne Scheu auf mein Handy. Jetzt bin ich echt eingeschüchtert, hihihi.

Zeig ihm mehr von dir! Lass ihn Bilder auf deinem Handy sehen.

Ich blättere in meinem Album, wo ich einige Nacktaufnahmen von mir, für Sie gedacht, habe.

Gut. Und jetzt nimmst du zwei Finger und fährst dir damit in deine Möse, aber schön tief!

Ernsthaft? Sie ist geschockt. Mit einer solch aktiven Handlung hat sie nun wirklich nicht gerechnet.

Ja!

Mache ich, Herr, antwortet die Dienerin. Sie schiebt ihr Höschen ein wenig zur Seite, fährt sich mit zwei Fingern in den Spalt, spürt ihre unsagbar feuchte Lust und leckt diese ab. Der Mann reagiert nun ebenfalls sehr offensiv. Er fasst seine Beule durch die Hose hindurch an und reibt fest daran.

Jetzt machst du ein Foto von deiner nassen Möse. Aber spreize sie dabei weit.

Herr, ich brauche unbedingt ein Mauseloch, in das ich mich verkriechen kann, antwortet sie und verspürt eine unbändige Lust auf diese Art Abenteuer. Das Foto erreicht ihren Herrn nur wenige Sekunden später.

Er hat soeben gefragt, ob ich Zeit habe. Ich antwortete mit einem Nein! Ich sagte, mein Herr hat mir das hier aufgetragen. Er nahm meinen Kopf, streifte mir einmal über mein Haar und meinte: ‚Braves Mädchen, bist eine gute Sub.‘ Und einen schönen Gruß soll ich Ihnen ausrichten.

Sie schickt ihm diese Information und weiß, dass ihn diese Zeilen sehr amüsieren werden. Ein Insider hatte sich offensichtlich neben sie gesetzt.

Er erhebt sich jetzt, weil wir am Zielbahnhof angekommen sind. Endstation! Hoffe wirklich, er fährt nicht auch noch in der gleichen S-Bahn wie ich.

Ich will, falls er dich nochmals ansprechen sollte, dass du ihm sagst, dass ich dir nun verboten habe, dich ein weiteres Mal mit ihm zu unterhalten. So wirst du ihn auch wieder los, bekommt sie als Nächstes zu lesen.

Danke, nicht nötig. Er ist weg.

Herr, darf ich etwas sagen?, schreibt sie. Sie bekommt die Erlaubnis.

Es war der Wahnsinn! Eine Erfahrung, die ich unbedingt wiederholen möchte, wenn ich darf. So etwas habe ich noch nie gemacht. In meiner Fantasie gab es natürlich exhibitionistische Handlungen, aber darüber spricht man doch nicht wirklich oder setzt sie gar in Taten um. Ich bin Ihnen so unendlich dankbar für dieses Erlebnis. Mein Höschen ist klitschnass. Danke!

***

Sie ist an diesem Tag völlig aufgeladen. Das Abenteuer im Zug hat einen weiteren Schalter in ihr umgelegt und ihre exhibitionistische Ader ungeniert entblättert. Auch wenn die Trennung oftmals nicht leichtfällt, so hat auch diese Ferndominanz ihren ganz speziellen Reiz.

Den Verstand ficken.

EIN ANDERES LEBEN

Milch, Brot, Zucker, Bananen, einige Joghurts, etwas zum Naschen, eine Autozeitschrift, zwei Flaschen Coca-Cola, die auf dem Förderband an der Kasse ein wenig herumpurzeln. Schlecht geschlichtet, denkt sie sich und träumt sich Löcher in die Luft. Schweigend und gelangweilt, als ein mühsamer Anhang, so steht sie vor ihrem Mann und wartet darauf, dass die Dame vor ihnen endlich das nötige Kleingeld aus ihrer Geldbörse fischt.

»Alles in Ordnung?«, fragt er sie.

Sie nickt stumm und deutet auf die betagte Lady, die noch immer ihr Kleingeld sorgsam aus ihrem Portemonnaie herauszählt. Wie mühevoll ist es doch in diesem Leben, das kaum Neues zu bieten hat.

Hau endlich ab, du alte Hexe!, brüllt sie die greisenhafte Dame schweigend an. Sie schreit, sie faucht … in ihren Gedanken. Nichts davon tut sie natürlich in der Realität. So etwas macht man auch nicht. Ebenso zeigt man in einem Zugabteil nicht Bilder seiner Möse her oder befingert sich unter Beobachtung. Nein, so etwas tut man nicht. Schließlich ist man doch umgeben von der Normalität, von den guten braven Bürgern. Von jenen, die nur zu Hause, hinter verschlossenen Türen, ihren Abgründen frönen. Falls sie welche haben. Jedenfalls wünscht sie ihnen welche, denn wenn dem nicht so ist, bleibt nur noch diese tödlich langweilige Wirklichkeit.

»Sammeln Sie auch Treuepunkte?«, flötet der junge Mann an der Kasse einstudiert. Natürlich sammelt die alte Lady diese Scheiß-Treuepunkte. Natürlich erst seit eben. Jetzt muss sie diese Scheiß-Treuepunktekarte ausfüllen und jetzt muss sie Mitglied in einem Supermarkt werden, in dem sie wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten fast täglich ein und aus geht. Aber nun ist sie auch offiziell ein treuer Kunde. Ein VIP-Kunde.

Very ignorant person.

Ihr Mann sieht sie genervt an. Sie zwingt sich selbst ein Lächeln auf, um keine Unruhe heraufzubeschwören. Sie gibt sich nachsichtig. Ihr Mann hingegen stöhnt laut auf, ebenso wie einige andere Kunden hinter ihnen. Seine Blicke sind voller Hass, die der alten Lady gelten.

Endlich geschafft. Die Seniorin ist fertig, kontrolliert sorgfältig ihre Rechnung und verlässt langsam, sehr langsam, den Kassenbereich.

Das Ehepaar ist rasch durch. Das Geld schnell zur Hand. Ein eingespieltes Team … wenn es um den Einkauf geht. Hinter ihnen atmen die anderen Einkäufer erleichtert durch. Von diesen beiden ist keine Verzögerung zu erwarten, so denken sie.

»Sammeln Sie auch Treuepunkte?«, flötet der junge Mann an der Kasse wieder monoton, aber freundlich. Vielleicht ein wenig zu freundlich. Lernt man eigentlich in diesen Verkaufsschulungen auch, wie man die Kunden anzulächeln hat? Sie weiß es nicht und will es im Grunde auch gar nicht wissen. Ihr Ehemann schüttelt verneinend seinen Kopf.

»Möchten Sie Mitglied werden?« Diese unausweichlichen Fragen. Ihr Mann schlägt auch dieses Angebot aus.

»Natürlich wollen wir das!«, schießt es aus ihrem Mund heraus. Erstaunt blicken sie alle an. Alle! Selbst der junge Angestellte ist über das unerwartete Interesse der Frau erstaunt. Sie lächelt stumm in sich hinein und spürt, wie es sie erregt. Alle Scheinwerfer sind in diesem Moment auf sie gerichtet. Sie ist der Star in der Manege. Und dieser Star beherrscht das Szenario. Wie geil es sie doch macht. Diese plötzliche Aufmerksamkeit, dieses Unerwartete.

»Wollen wir?«, fragt sie ihr Mann überrascht.

»Und ob!«, antwortet sie mit einem breiten Lächeln, während die Verzweiflung der nachfolgenden Kunden deutlich zu hören ist. Noch nie war ihr etwas so gleichgültig wie diese Mitgliedschaft in diesem Scheiß-Supermarkt. Und doch genießt sie jede verstreichende Sekunde davon. Was für ein Tag.

Während sie das Anmeldeformular sehr sorgfältig ausfüllt, hört sie die Stimme ihres Herrn. Natürlich nur in ihrem Kopf. Nicht real. Jedenfalls nicht real für alle anderen. Für sie jedoch ist diese Stimme sehr lebendig. Er lobt sie für ihre Tat. Er ist stolz auf sie und gratuliert ihr zu ihrem Mut. Sie fühlt sich famos.

Den Verstand ficken. Oh, ja. Das macht sie gerade. Und es tut verdammt gut.

Sie träumt sich neben ihren Meister in sein Auto. In aufrechter Haltung sitzend. Die Hände in exakter Position gehalten und darum bemüht, nicht mit den Füßen zu wippen oder zur Seite zu lugen.

»Wir benötigen noch Ihre Unterschrift«, sagt der Mann hinter der Kasse und beendet damit ihren Tagtraum. Sie sieht ihn schweigend an. Sieht ebenso zu ihrem Mann, der voller Ungeduld dasteht und zugleich von einer durchdringenden Peinlichkeit berührt zu sein scheint. Sie beobachtet auch die Menschenschlange hinter ihnen. Diese wütenden und hasserfüllten Gesichter. Alle auf sie gerichtet. Herrlich.

Der Angestellte tippt etwas irritiert fordernd mit seinem Finger auf das Formular.

»Bitte, Ihre Unterschrift noch, sonst können wir die Mitgliedschaft nicht abschließen«, erklärt er.

Den Verstand ficken.

»Ich will das doch nicht!«, hören alle sie sagen und ein Raunen geht durch die Menschenschlange. Sie dreht sich ihrem Mann zu, dessen Kopf dieselbe Farbe angenommen hat wie die Capa eines Toreros in einem Stierkampf. Bestimmend überreicht sie dem Angestellten seinen Kugelschreiber und zerreißt das Formular für die Mitgliedschaft.

»Nein, ich will das nicht!«, wiederholt sie und verlässt den Supermarkt.

Im Auto kann sie sich vor befreitem Lachen kaum halten. Mit hochrotem Kopf kommt ihr Ehemann kurz darauf nach. Er schiebt den Einkaufswagen zum gemeinsamen Auto, lässt ihn dort stehen und geht wutschnaubend weiter. Er sagt kein Wort und würdigt sie auch keines Blickes. Er entfernt sich von dem Fahrzeug, von dem Supermarkt und von ihr.

Noch nie waren sie so weit auseinander wie zu diesem Zeitpunkt. Noch nie war es so offensichtlich.

Den Verstand ficken.

Ab jetzt erst recht!

ZWEITES KAPITEL: ABENTEUER (JUNI 2015)

Wir haben seit ein paar Tagen keinen Kontakt mehr gehabt. Ich will es so. Dieser Entzug bis zum Treffen soll ihre Sehnsucht nach mir nur noch mehr steigern.

Ich hole sie beim vereinbarten Treffpunkt ab. Sie wartet bereits auf mich. Sie sieht mein Auto um die Ecke kommen. Ihr Herz beginnt zu rasen. Sogar aus dieser großen Entfernung kann man das noch sehen. Fantastisch.

Sie versucht ruhig zu bleiben und scheitert doch so kläglich. Nervös und zappelig steht sie da und wagt sich zugleich kaum zu bewegen. Ich erfreue mich an diesem Anblick.

Sie befürchtet, etwas von den Auflagen, die ich ihr diktierte, vergessen zu haben oder nicht erfüllen zu können. In ihrem Kopf spuken so viele Fragen herum. Welche Strafe erwartet sie, wenn sie einmal etwas vergisst? Sie weiß, jede Verfehlung zieht unweigerlich harte Konsequenzen nach sich. Aber das ist nicht so schlimm. Viel mehr peinigt sie der Gedanke, vor ihrem Herrn zu versagen. Damit kann sie überhaupt nicht umgehen.

Ich steige aus, nehme ihre Tasche an mich, lege diese in den Kofferraum, öffne ihr die Beifahrertüre und sie nimmt, in sehr aufrechter Haltung, Platz. Ich gurte sie an und lege ihre Hände, wie gewohnt, auf ihre Oberschenkel. Die Augen sind geradeaus gerichtet. Klassische Musik läuft unterdessen. Alles so, wie es sein sollte.

Wir fahren los. Ich lobe sie für ihre bereits angeeignete untertänige servile Art und die Handhabung gewisser Dinge und es entgeht mir keinesfalls, wie gut ihr dieses Lob tut. Sie ist richtig zufrieden mich sich selbst.

Die Fahrt ist aber wiederholt ungewohnt für sie. Ihre Hände auf den Oberschenkeln zu belassen, ihr Horizont, ein kleiner direkt vor ihr, die aufrechte Haltung beim Sitzen. All diese Dinge sind ihr immer noch nicht so vertraut, gleichwohl sie dies alles schon einmal genießen durfte und auch jetzt irgendwie genießt.

Ich linse zu ihr hinüber. Sie wagt es nicht, sich zu bewegen, aber ich merke auch, wie die Nervosität langsam ein wenig abnimmt und eine unleugbare Zufriedenheit sich in ihr einstellt. Sie weiß nicht, was es ist, aber sie spürt, dass es das ist, was sie will und was sie lieben wird. Jede Sekunde davon.

Die Fahrt dauert diesmal nicht so lange wie beim letzten Mal. Heute fahren wir auch nicht sofort in unser Hotel.

***

Ich habe einen Tisch in einem griechischen Restaurant reserviert und steuere mit meinem Auto direkt darauf zu.

Sie fühlt sich immer besser. Auch wenn ihre Körperhaltung immer noch bewusst sehr aufrecht ist, so kann ich doch eine deutliche Veränderung feststellen. Der Körper ist nun nicht mehr ganz so angespannt. Sie genießt mehr und mehr all das um sie herum.

Von dem, was sie in diesem griechischen Restaurant erwarten wird, weiß sie natürlich nichts. Ein süffisantes Lächeln zaubert sich in mein Gesicht.

»Es ist dir nicht gestattet, mit dem Kellner zu sprechen«, sage ich.

»Kein einziges Wort?«

»Nicht ein Wort! Ebenso darfst du weder die Speisekarte entgegennehmen noch für dich selbst bestellen. Ich alleine werde alle Speisen und Getränke wählen. Zusätzlich darfst du nur trinken, wenn ich es dir gestatte. Hast du alles verstanden?«

Sie schluckt. »Ja, Herr.«

Ich erkenne ihre Beklommenheit. Das Unbehagen vor dem nun Kommenden.

Wir betreten das Restaurant und setzen uns an einen etwas abgelegenen Tisch, um ungestört zu sein. Sie nimmt, wie vorgegeben, mir gegenüber Platz und achtet sorgsam darauf, dass ihr Teller in gerader Linie zu dem meinigen ausgerichtet ist.