Herzenswunsch aus Liebe - Lotte R. Wöss - E-Book
SONDERANGEBOT

Herzenswunsch aus Liebe E-Book

Lotte R. Wöss

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In Funkelstein ist das Glück zu Hause. Gabi fährt mit ihrer Freundin Lissy von Hamburg ins weihnachtlich glitzernde Funkelstein. Ein ganz bestimmter Auftrag belastet die junge Ärztin, denn sie soll Kontakt zu ihren unbekannten Großeltern aufnehmen, die aus gutem Grund nichts von ihrer Existenz wissen. Bereits auf dem Weg in die tiefverschneiten österreichischen Berge bleibt ihr Auto im Schnee stecken. Ein junger Mann, Ben Winkler, eilt zu Hilfe, hat jedoch wenig Freude mit den vermeintlichen Touristinnen aus Deutschland. Auch Gabi findet den unfreundlichen Kerl alles andere als sympathisch. Die zwei begegnen sich erneut und es knistert gewaltig, doch Misstrauen und Vorurteile belasten die wachsende Beziehung. Zum Glück gibt es die Waldfee, die auf alle Menschen einen positiven Einfluss hat. Gibt es eine Chance für die Liebe der beiden? Und ist sogar eine Versöhnung mit den Großeltern möglich? Schließlich ist Advent und im verzauberten Weihnachtsdorf Funkelstein ist schon manches Wunder geschehen. Ein hochemotionaler Liebesroman mit weihnachtlichem Touch, den man zu jeder Jahreszeit lesen kann.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über das Buch:
Impressum
Rosi
Herzlich willkommen in Funkelstein
Koste es, was es wolle
Ein paar Monate später
Ihr wollt Urlaub machen?
Bleiben die Mädels lange?
Gibt es keinen Aufzug?
Ich bin ein Taugenichts
Gefühle sind etwas Wertvolles
Eine einzige Frage
Es fehlt nur das Eisbärenfell
Wie ist er gestorben?
Menschen machen Fehler
Den Weg weißt du noch?
Ich dürfte mit dem Chef schlafen
Er kam nicht wieder
Bist du sauer auf mich?
Ich möchte es gern wissen
Ist das die Waldfee?
Ich bin Cinderella
Es war einmal
Heimat der Herzen
Das süße Rezept am Schluss:
Ein Dankeschön
SWEET CHRISTMAS Reihe:
Band 1: Verliebte Herzen
Band 2: Unverhofftes Glück
Band 3: Verträumte Winterküsse im kleinen Café
Band 4: Funkeln im Herzen
LOVELY CHRISTMAS – noch mehr Weihnachtsfeeling
Band 1: Dolce Vita im Schnee - Lisa Diletta
Band 2: Zwei Sterne im Schnee - Lotte R. Wöss
Band 3: Zarte Klänge im Schnee – Sandra Pulletz
Band 4: Herzflattern im Schnee - Danielle A. Patricks

 

 

Herzenswunsch aus Liebe

 

Lotte R. Wöss

 

Über das Buch:

Gabi fährt mit ihrer Freundin Lissy von Hamburg ins weihnachtlich glitzernde Funkelstein. Ein ganz bestimmter Auftrag belastet die junge Ärztin, denn sie soll Kontakt zu ihren unbekannten Großeltern aufnehmen, die aus gutem Grund nichts von ihrer Existenz wissen.

Bereits auf dem Weg in die tiefverschneiten österreichischen Berge bleibt ihr Auto im Schnee stecken. Ein junger Mann, Ben Winkler, eilt zu Hilfe, hat jedoch wenig Freude mit den vermeintlichen Touristinnen aus Deutschland. Auch Gabi findet den unfreundlichen Kerl alles andere als sympathisch. Die zwei begegnen sich erneut und es knistert gewaltig, doch Misstrauen und Vorurteile belasten die wachsende Beziehung. Zum Glück gibt es die Waldfee, die auf alle Menschen einen positiven Einfluss hat.

Gibt es eine Chance für die Liebe der beiden? Und ist sogar eine Versöhnung mit den Großeltern möglich? Schließlich ist Advent und im verzauberten Weihnachtsdorf Funkelstein ist schon manches Wunder geschehen.

Ein hochemotionaler Liebesroman mit weihnachtlichem Touch.

 

 

 

Lotte R. Wöss

schrieb bereits als Kind Märchen und Kurzgeschichten und arbeitete später für die Schülerzeitung ihres Gymnasiums. Doch erst im reiferen Alter fand sie zu ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, zurück und veröffentlichte ihren Debütroman “Schmetterlinge im Himmel” als Selfpublisherin. 

Mittlerweile hat sie zahlreiche Liebesromane veröffentlicht, sowohl als Selfpublisherin, als auch in Verlagen.

Ihr bevorzugtes Genre sind Liebesgeschichten mit Tiefgang – Gefühle sind ihre Welt.

Lotte ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder und lebt südlich vom Bodensee in Vorarlberg.

 

 

 

 

 

 

Herzenswunsch aus Liebe

 

Sweet Christmas

 

Lotte R. Wöss

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Auflage: 1

Copyright © Oktober 2021 by Lotte R. Wöss

Email: [email protected]

www.lottewoess.com

 

 

Covergestaltung:

Michael Troy / MT-DESIGN

Bildnachweis:

© andrey_l, www.shutterstock.com

© Kristsina Yakubovich, www.shutterstock.com

© Rustic,www.shutterstock.com

© Nikolai Kazakov, www.shutterstock.com

© canadastock, www.shutterstock.com

 

 

Lektorat:

Lisa Diletta, Ingrid Fuchs, Danielle A. Patricks, Sandra Pulletz

 

Korrektorat: Enya Kummer

 

 

 

Alle Rechte vorbehalten – Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen, Orte, Handlungen und andere Ereignisse sind entweder Produkte der Fantasie oder wurden fiktiv genutzt. Eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die in diesem Buch erwähnten Markennamen und Warenzeichen sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.

Rosi

Meine liebe Freundin.

Die Lücke, die Du in meinem Leben hinterlassen hast, ist unendlich groß.

Die Erinnerungen an Dich sind Diamanten in meinem Herzen.

Mögen unsere Seelen sich einmal wiederfinden.

Herzlich willkommen in Funkelstein

Der Funkelsteiner Adventzauber hat seit vielen Jahren Tradition. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind mit Begeisterung dabei: Tannenbäumchen werden geschmückt, Lichterketten montiert, Kekse gebacken, der Adventsmarkt aufgebaut und die Kinder üben eifrig für ihre Weihnachtsaufführung.

 

Auch der Waldwanderweg rund um den See bietet kunstvolle Attraktionen. Einen weiteren Höhepunkt stellt das Schnitzen der Eiskrippe dar. Das Turmblasen in der Heiligen Nacht rundet das Programm stimmungsvoll ab.

 

Seit ein Besucher den beschaulichen Ort in den österreichischen Alpen als Geheimtipp ins Internet gestellt hat, strömen immer mehr Gäste herbei, um die vorweihnachtliche Stimmung zu genießen.

 

Die einen hoffen auf das persönliche Weihnachtswunder und Wünsche erfüllen sich, für andere treten Lösungen hervor, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Vom weihnachtlichen Zauber in Funkelstein bleibt jedoch niemand unberührt.

 

 

Die fünf Autorinnen der Reihe »Sweet Christmas« wünschen eine wundervolle Adventszeit, bezaubernde Lesestunden und ein herzerwärmendes Weihnachtfest

Koste es, was es wolle

Der Vorhang blähte sich im Wind und milde Luft wehte von draußen herein. Am Kirschbaum vor dem Fenster öffneten sich die ersten Blüten, doch Gabi hatte nur Augen für die todkranke Frau im Bett. Der Kloß im Hals ließ sich nicht hinunterschlucken, Tränen brannten hinter ihren Augenlidern. Liebevoll umschlossen ihre Finger die knochigen Hände. Trotz der eingefallenen Wangen strahlte Nele Jansen immer noch Würde aus.

Ihre Mutter. So tapfer hatte sie sich seit der furchtbaren Diagnose durch sämtliche Operationen und Therapien gekämpft. Nun war sie müde. Als Ärztin wusste Gabi, dass sie loslassen musste. Ihre Mutter war bereit zu gehen.

Doch es fiel Gabi so verdammt schwer.

Frau Jansen öffnete die Augen und ihr Mund verzog sich zu dem ganz eigenen Lächeln, das nur für ihre Tochter reserviert war. »Gabi, bist du schon lange hier?«

»Ein paar Minuten«, log sie. Die Schlafphasen ihrer Mutter wurden nur durch kurze Wachzeiten unterbrochen. Gabis Angst stieg von Tag zu Tag, dass ihre Mutter nicht mehr aufwachen würde.

»Ich möchte dich um etwas bitten.« Frau Jansen versuchte, sich aufzurichten.

Gabi stützte sie. »Alles, was du willst.«

»Es ist keine leichte Aufgabe für dich.«

»Das ist egal.« Gabi brachte es kaum heraus. Sie spürte die Unruhe ihrer Mutter. Hatte sie Angst? Was konnte es bloß sein, dass sie sich so sehr wünschte und offenbar scheute, es auszusprechen? Sie drückte die zarte abgemagerte Gestalt ein klein wenig fester an sich.

»Ich möchte bei deinem Vater begraben werden.«

Gabi erstarrte, jedoch ohne ihre Mutter loszulassen. Hatte sie sich verhört? Sie beugte sich vor.

Ihre Mutter fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen. Immer noch konnte man in dem Gesicht mit den eingefallenen Wangen ihre frühere Schönheit erahnen. Die riesengroßen Augen glänzten tiefblau, das gleiche Blau leuchtete auch Gabi jeden Tag aus dem Spiegel entgegen. Sonst hatte sie kaum etwas vom Aussehen ihrer Mutter geerbt. Sie glich ihrem Vater, von dem sie nur wenige Fotos besaß.

»Ich konnte nie sein Grab besuchen, wir durften kein gemeinsames Leben haben, deshalb will ich wenigstens im Tod mit ihm vereint sein.« Fast trotzig klangen die leisen Worte.

Wie eine heiße Welle überflutete Gabi der Schock. Aber konnte sie ihrer Mutter den letzten Wunsch verwehren? Auch wenn ihr die Erfüllung einiges abverlangen würde?

Schließlich lag es nicht nur an ihr. Ihre Gefühle drohten übermächtig zu werden, Zorn kochte in ihr.

»Ist es ganz unmöglich für dich?« Die erstickte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Offenbar deutete ihre Mutter Gabis Schweigen richtig.

Gabi legte ihre Mutter sanft in die Kissen zurück. »Ich werde alles versuchen, Mama.« Dann ballte sie die Fäuste. »Nein, ich verspreche, dass ich es schaffen werde.« Das Lächeln ihrer Mutter wärmte sie, trieb jedoch gleichzeitig erneut Tränen in ihre Augen.

»Gabi, du warst immer mein einziges Glück. Es tut mir leid, dass ich dir so eine schwere Bürde auferlege. Ich weiß, dass es nur ein symbolischer Akt ist, ich werde deinen Vater im Himmel auf jeden Fall wiedersehen, egal wohin meine Asche kommt. Mach dir also keine Vorwürfe, wenn es nicht klappt. Und ich bin dir auch nicht böse, solltest du dich dagegen entscheiden.«

Erschöpft schloss ihre Mutter die Augen und schlief wieder ein.

Lautlos flossen Tränen über Gabis Wangen. Und in ihr festigte sich der eiserne Entschluss, diesen letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen.

Koste es, was es wolle.

 

 

Ein paar Monate später

»Du hast gekündigt?« Überrascht riss Lissy die Augen auf und ihr Mund bildete ein großes O. Gabi hatte ihre beste Freundin noch nie zuvor dermaßen fassungslos gesehen.

»Es blieb mir nichts anderes übrig.« Gabi zuckte mit den Schultern. »Sie wollten mir keinen Urlaub bewilligen, weil gerade über Weihnachten so viel zu tun sei. Und im Grunde genommen ist es gut so. Wir beide werden nur ausgenützt. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass sämtliche Feiertagsdienste uns beiden zugeschanzt werden?«

Sogar die gutmütige Lissy hatte schon manchmal gestöhnt. Seit sie vor drei Jahren frisch von der Universität an die Hamburger Klinik gekommen waren, hatte man den beiden Jungärztinnen stets die unliebsamsten Dienste zugeschoben.

Lissy setzte sich mit überkreuzten Beinen zu Gabi auf das abgewetzte Sofa. »Die anderen haben Familie, klar, dass sie zu Weihnachten zu Hause sein wollen.«

»Nicht alle. Oberarzt Wendler ist geschieden, Remscheider ist ein Frauenheld und unser Chef hockt ohnehin allein daheim, der alte Griesgram. Nein, wir werden schikaniert, das ist es. Ich habe jede Menge Überstunden angehäuft, die Kündigungsfrist beträgt einen Monat, also kann ich pünktlich am ersten Dezember starten.«

»Du willst es wirklich durchziehen?«

»Es war der letzte Wunsch meiner Mutter.«

»Aber du musst über tausend Kilometer fahren! Wohin überhaupt genau?«

»Es ist ein kleiner Ort, Funkelstein. Ich hab’s gegoogelt. Er hat zweitausendfünfhundert Einwohner, liegt in der Steiermark und ist ein richtiges Weihnachtsdorf.«

»Was meinst du damit?«

»Das ganze Jahr über ist es ein ruhiges verschlafenes Nest, aber in der Weihnachtszeit geht es rund. Eine Ausstellung mit Lebkuchenhäusern, Fenster werden dekoriert, jedes Jahr kommt ein Team aus einem anderen Land und erschafft eine Eiskrippe. Stell dir mal vor, eine Krippe nur aus Eis.«

»Wie die Eisskulpturen damals in Hamburg?« Lissys Augen blitzten, auch Gabi erinnerte sich daran. Vor drei Jahren hatten sie sich zu fünft die sensationelle Schau angesehen. Zu der Zeit waren noch Tom und Lars, ihre Freunde, dabei gewesen.

Und vor allem ihre Mutter.

Drei Personen, die es in ihrem Leben nicht mehr gab.

Aber nur eine, die sie richtig vermisste.

»Ja. Zudem soll der Weihnachtsmarkt dort besonders romantisch sein. Es fahren viele Touristen dorthin, daher werde ich gar nicht auffallen.«

»Jetzt ist mir klar, warum du unbedingt die Weihnachtszeit gewählt hast.«

»Zuerst dachte ich, dass ich einfach vier Wochen Urlaub nehme.« Gabi zuckte die Schultern. »Hat nicht geklappt.«

»So viel habe ich verstanden, daher die Kündigung. Und nun will ich endlich die ganze Geschichte hören.« Lissy beugte sich vor. »Du und deine Mama, ihr seid immer ausgewichen, wenn ich nach der Familie deines Vaters gefragt habe. Ich weiß nur, dass er vor deiner Geburt gestorben ist.«

Der Teekessel pfiff, Gabi stand auf und goss das kochende Wasser in die vorbereiteten Tassen mit den Teebeuteln. Lissy war ihr gefolgt und griff nach dem Teller mit Früchtekuchen.

Das gemeinsame Trinken von Malventee war seit ihrer Kindheit ein Ritual zwischen den Freundinnen.

Kurze Zeit später saßen sie wieder auf dem Sofa, naschten vom Kuchen, den Gabi nach dem Rezept ihrer Mutter gebacken hatte, und hielten die Teetassen in den Händen. Draußen regnete es heftig, der Herbst war eingekehrt.

»Die Geschichte ist furchtbar traurig. Als Mama sie mir zum ersten Mal erzählte, habe ich geweint.« Gabi nippte am Tee. »Mein Papa hatte seine Matura bestanden, so heißt das Abi in Österreich, und unternahm mit zwei Freunden eine Deutschlandtour. So kamen sie auch nach St. Peter-Ording. Mama arbeitete damals im dortigen Souvenirshop ihrer Eltern, wie du weißt. Sie war siebzehn. Es war Liebe auf den ersten Blick.«

»Das weiß ich doch. Dein Papa war neunzehn und sie haben den gesamten Sommer miteinander verbracht.«

Gabi nickte. »Was hat dir meine Mutter noch erzählt?«

»Eben nur, dass er im Herbst zurückmusste und nicht mehr wiederkam, weil er bei einem Zugunglück ums Leben kam.«

»Ja. Aber das ist nicht die ganze Geschichte. Mein Papa hieß Gabriel, ich heiße nach ihm.« Wie immer klang bei diesem Satz Stolz in ihrer Stimme. Sie hatte seinen Vornamen und sein Aussehen geerbt, trotzdem hätte sie als Kind alles darum gegeben, wenn er einen realen Platz in ihrem Leben hätte einnehmen können. »Papa fuhr zurück zu seinen Eltern, um ihnen zu erzählen, dass er sich verliebt hatte und heiraten wollte. Er hatte vor, in den Souvenirladen meiner Großeltern hier einzusteigen und eine kaufmännische Ausbildung zu machen. Vor allem aber wollte er mit meiner Mutter zusammen sein. Mama hat nie erfahren, was sich da genau abgespielt hat und wie seine Eltern reagiert haben. Sie telefonierten ein paarmal, dabei erzählte mein Vater nur, dass er wie ausgemacht am siebenten oder achten Oktober zurückkäme. Telefonieren war damals noch teuer, also waren es kurze Gespräche. Als das erste Oktoberwochenende, an dem sie ihn erwartet hatte, verstrich und er sich nicht meldete, rief sie bei seinen Eltern an. Am Montag, dem zehnten Oktober. In der Zwischenzeit wusste sie, dass ich unterwegs war, das wollte sie meinem Papa mitteilen. Am Telefon erklärte ihr sein Vater, dass Gabriel es sich anders überlegt hätte und nicht nach St. Peter-Ording zurückkäme. Meine Mutter wollte ihn persönlich sprechen, doch es wurde einfach aufgelegt. Mama versuchte es noch einmal, dieses Mal war eine Frau dran, die sie aufs Heftigste beschimpfte und als Flittchen bezeichnete. Daraufhin schrieb sie einen Brief, an meinen Vater adressiert, um ihn über die Schwangerschaft zu informieren. Da war mein Vater bereits zehn Tage tot, aber das wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.«

Lissy nippte an ihrem Tee und schüttelte den Kopf. »Wie grausam. Deine Mutter muss verzweifelt gewesen sein.«

»Sie konnte einfach nicht glauben, dass Gabriel sie so im Stich ließ.« Gabi schluckte. »Sie rief im November noch einmal an und musste sich dieses Mal von Gabriels Vater beschimpfen lassen. Mein Opa hat schließlich angerufen und sich als Kollege ausgegeben, er erfuhr dann, dass Gabriel tot war, bei einem Zugunglück in Deutschland ums Leben gekommen. Danach war es nicht mehr so schwierig zu recherchieren. Das einzige Zugunglück, das zu der Zeit passierte, war die Entgleisung eines Zuges in Bad Bramstedt, der von Hamburg nach Neumünster fuhr. Genau am 29. September 1994. Mein Vater befand sich auf dem Weg zurück zu meiner Mutter, das heißt, mein Großvater hat meine Mutter am Telefon angelogen. Warum hat er nicht einfach gesagt, dass Gabriel tot ist? Ich krieg so einen Hals, wenn ich daran denke. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für meine Bitte.«

»Unglaublich.« Lissy hatte die Geschichte zwar schon gehört, durch die Bitte von Gabis Mutter wurde das Ganze jedoch wieder neu aufgerollt.

»Trotzdem hat meine Mama nochmals geschrieben. Insgesamt waren es dann drei Briefe, die letzten beiden an meine Großeltern adressiert, da wusste sie bereits, dass mein Vater tot war. Sie glaubte, dass die sich freuen würden, dass sie ein Enkelkind bekämen, daher schrieb sie gleich nach meiner Geburt. Und noch einen letzten Brief an Papas erstem Todestag, sie legte ein Foto von mir dazu. Und nun kam eine Antwort: ein braunes Kuvert mit allen ungeöffneten Briefen. Mit einem formlosen Zettel, auf dem nur ein Satz stand: Wir wünschen keine Belästigungen mehr, sonst leiten wir die Sache an unseren Anwalt weiter. Heidi und Werner Gerold. Das sind meine liebenden Großeltern.« Sie zeichnete Gänsefüßchen in der Luft. »Und diese beiden netten Leute soll ich nun fragen, ob ich die Urne meiner Mutter zu ihrem Sohn ins Grab legen darf.«

»Puh, das ist allerdings ein starkes Stück.« Lissy stellte ihre Tasse ab und griff sich ein zweites Stück Kuchen. »Es sind Jahre vergangen.« Lissy holte tief Luft. »Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber alles hat zwei Seiten. Überleg mal, wärst du glücklich, wenn dein Sohn mit neunzehn erklärt, dass er heiraten will, ein Mädchen, dass er erst vor ein paar Wochen kennengelernt hat? Noch dazu so weit weg von zu Hause?«

»Lissy, verteidige sie nicht.« Gabi stellte die Tasse ab. »Ich kann natürlich verstehen, dass sie über die junge Liebe nicht begeistert waren. Aber ihr Verhalten danach? Nein, das geht gar nicht. Dennoch hat meine Mama ihnen verziehen, du weißt, wie sie war. Manchmal denke ich, dass sie das mit der Urne nur gesagt hat, damit ich meine Großeltern kennenlerne. Sie hätte sich gewünscht, dass ich hinfahre. Familie ist das Wichtigste, war ihre Devise. Ihre Eltern sind viel zu früh gestorben.« Gabi erinnerte sich an den Herzinfarkt ihres Großvaters. Er war nur fünfundfünfzig Jahre alt geworden. Und ihre Großmutter war ihm vierzehn Jahre später gefolgt, sie hatte eine schwere Grippe mit nachfolgenden Komplikationen nicht überstanden. Ihre Mutter hatte den Souvenirladen verkauft, der nicht mehr so richtig gelaufen war, und einen Job als Verkäuferin in einem Warenhaus angenommen. Damals war Gabi erst sechzehn gewesen.

Erneut schluckte sie und spürte bereits wieder die lästigen Tränen aufsteigen. Sie vermisste ihre Mama so sehr. Es war einfach nicht gerecht, warum musste jemand mit Mitte vierzig sterben? Sie wollten noch so vieles gemeinsam unternehmen.

Plötzlich war Lissy bei ihr und schlang die Arme um sie. »Es war alles ziemlich hart die letzten Monate, nicht wahr? Die Sache mit dem Brustkrebs, dann Lars, der sich feige verdrückt hat ...«

»Hör mir bloß auf mit dem!« Gabi genoss die wärmende Umarmung. »Von wegen, wir gehen durch dick und dünn. Männer sind das Letzte. Dein Tom natürlich ausgenommen.«

Lissy löste sich und blieb mit gesenktem Kopf sitzen. Gabi starrte sie sekundenlang an, ehe der Groschen fiel. »Nein, das ist nicht wahr. Ihr habt Schluss gemacht?«

Ihre Freundin hob traurig den Blick. »Ich habe endgültig kapiert, dass Tom sich nie ändern wird. Er hat mir wieder einmal einen Vortrag gehalten, dass ich organisierter arbeiten müsste, dann käme ich pünktlich weg. Es hat mir einfach gereicht. Nach fast zehn Stunden in der Notaufnahme brauche ich das wirklich nicht mehr. Einen Teil meiner Sachen habe ich bereits gepackt und wollte dich bitten, ob ich sie bei dir unterstellen kann, bis ich was gefunden habe.«

»Kein Thema. Es tut mir so leid für dich, Lissy. Ich dachte, es wäre in den letzten Monaten besser geworden. Du kannst auch gerne hier wohnen, ich bin ohnehin einige Wochen fort.«

»Glaubst du, dass du so viel Zeit brauchen wirst?«

»Ja. Die Eltern meines Vaters werden nicht einverstanden sein und ich gedenke, jedes Mittel anzuwenden, sie zu überzeugen. Ich habe mal bis nach Weihnachten gebucht, auf keinen Fall will ich den Heiligen Abend hier verbringen, ohne Mama.«

»Ich bin ja da.«

»Tom und dir hätte ich mich auf keinen Fall aufgedrängt. Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr euch trennt.« Gabi schlug mit der rechten Faust auf ihre linke Handfläche. »Zur Not benachrichtige ich die dortige Presse, dass sie einen herzzerreißenden Artikel schreiben. Familie Gerold lässt ihrem Sohn nicht einmal im Tod seine große Liebe oder so ähnlich.«

»Du meinst das ernst?« Lissy war blass geworden. »Das geht doch nicht!«

»Und ob. Diese aufgeblasenen Hinterwäldler haben meine Mutter mies behandelt, deshalb ziehe ich bestimmt keine Samthandschuhe an.«

»Aber es könnte doch sein, dass sie gleich einverstanden sind?«

»Ach Lissy, du glaubst immer an das Gute im Menschen.« Gabi schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Es ist Krieg, wohin man schaut, und entweder du wehrst dich oder gehst unter.« Sie stand auf und ging zum Kühlschrank. »Jetzt hole ich uns etwas Prickelndes und du erzählst mir, wie du das mit Tom geschafft hast.«

Tom hatte Lissy bevormundet, wo immer es möglich war, und ihre gutmütige Freundin hatte es sich viel zu lange gefallen lassen. Der penible Mathematiklehrer war ein Ordnungsfanatiker und Geizhals und hatte nicht ein Gramm Humor in seinem asketischen Körper. Von Lissy hatte er nicht nur erwartet, dass sie eine streng ausgetüftelte Diät kochte, sondern auch jede Socke millimetergenau an ihren Platz legte. Oft hatte er sie vom Dienst abgeholt und sich über jede Minute Verspätung geärgert, obwohl Lissy als Ärztin nicht immer pünktlich wegkommen konnte.

Nun hielt ihr Lissy die Sektgläser hin und kurze Zeit später stießen sie mit der im Glas perlenden Flüssigkeit an.

»Ich bin erleichtert und einfach nur froh.« Lissy stieß schnaubend den Atem aus. »Gestern hat er mir nach seinem Vortrag über effizienteres Arbeiten eröffnet, dass er bereits unseren Urlaub gebucht hat. Eine Kreuzfahrt! Kannst du dir das vorstellen? Er weiß doch, dass mir leicht schlecht wird, daher gehe ich bestimmt niemals auf ein Schiff. Und schon gar nicht auf ein Kreuzfahrtschiff mit tausend anderen Menschen. Viel zu langweilig.«

Typisch Tom. Wie oft hatte er über Lissys Kopf hinweg entschieden. Sie hatte gute Miene zum bösen Spiel gemacht, aber Gabi hatte immer gehofft, dass sie einmal ausbrechen würde.

»Ich war nicht mehr in ihn verliebt.« Lissy seufzte. »Es war einfach bequem. Als Lars dich sitzengelassen hat, wurde mir bewusst, wie schwer es für eine Ärztin ist, einen Partner zu finden. Wie auch, bei unseren langen Arbeitstagen und am Abend sind wir zu müde.«

»Ich dachte, der Himmel stürzt ein, als Lars Schluss gemacht hat.« Gabi drehte ihr Glas zwischen den Fingern. »Aber jetzt, mit ein wenig Abstand, sehe ich es klarer. Er hat bei der ersten Schwierigkeit das Handtuch geworfen, hatte kein Verständnis, dass meine Mutter nun einen Großteil meiner Zeit brauchte. Was hätte das für unser späteres Leben bedeutet? Auch wenn es im Moment wehgetan hat, nach allem, was ich für ihn getan habe, jetzt weiß ich, dass ich gut davongekommen bin.«

»Du hast recht, aber solche Dinge werden einem erst später bewusst. Ich habe es fast nicht geschafft, Tom klarzumachen, dass ich so nicht weiter existieren kann. Dass er mir die Luft raubt.«

»Wie hat er es aufgenommen?«

»Er war wütend. Schließlich hätte er mich umsorgt, es gut gemeint.« Lissy betonte die letzten zwei Wörter. »Jeder weiß, dass gut gemeint oft schlecht gemacht ist. Als er merkte, dass es mir ernst ist, wurde er richtiggehend ausfällig. Er warf mir an den Kopf, dass ich mit meinem Aussehen vermutlich nie mehr einen attraktiven Partner finden würde, vor allem weil meine Eltern an einer Zahnspange gespart hätten.«

»Der spinnt doch.« Gabi musterte ihre Freundin. Lissy war keine dieser affektierten Schönheiten, sie hatte eine erfrischende Natürlichkeit, die kaum Make-up nötig hatte. Glatte Haut, hellblaue Augen, eine wohlgeformte Nase, halblange blonde Haare und ihr Lachen ließ die ganze Umgebung erstrahlen. Der minimale Abstand zwischen ihren Schneidezähnen war ihre persönliche Note, auch wenn Lissy glaubte, dass es ein Makel war. Tom hatte es offenbar verstanden, zum Abschluss ein paar Wunden zu schlagen.

»Im Vergleich zu dir schneide ich schlecht ab.« Lissy seufzte. »Du bist feinste Schokolade, ich eine Nordseekrabbe.«

Gabi musste laut lachen. »Na, das ist ein Kontrast! Abgesehen davon liebe ich Nordseekrabben.«

»Aber Schokolade noch mehr.«

»Alles zu seiner Zeit. Übrigens, ich bin den Männern zu burschikos.« Gabi lächelte. »Ich schaue meinem Vater ähnlich, von meiner Mutter habe ich lediglich den Charakter und die Augenfarbe.«

Lissy legte den Kopf schräg und kicherte. Der Sekt tat seine Wirkung und Lissy vertrug nur sehr wenig. »Stimmt. Vor allem der Busen, ganz der Papa.«

Gabi knuffte sie in die Seite. Dann wurde sie plötzlich ernst. »Ich helfe dir, dein Zeug zu mir zu schaffen. Du kannst auf jeden Fall hier wohnen, bis du was hast. Oder du kündigst einfach und kommst mit mir nach Funkelstein.«

Kurze Zeit war es still. Dann sprang Lissy auf. »Ja, ja und nochmals ja. Warum bin ich nicht selbst auf die Idee gekommen? Mensch, Gabi, ich helfe dir! Gemeinsam werden wir deinen Großeltern den Marsch blasen.«

Die gute Lissy! Sie war mit dem Aufblasen eines Luftballons bereits überfordert. Trotzdem war es gut, sie an ihrer Seite zu wissen.

Aber etwas wollte sie gleich klarstellen. »Nenn sie nicht meine Großeltern, denn das sind sie einfach nicht.«

»Rein genetisch schon.« Lissy überkreuzte die Beine und griff nach ihrem Glas.

Plötzlich wurde Gabi bewusst, wie sehr sie sich vor der weiten Reise allein gegraut hatte. »Bist du sicher?«

»Ja.« Lissy stellte das Glas ab und griff nach Gabis Händen. »Wir rocken die Szene. Und deine Mama fährt mit. Hier drin.« Sie legte ihre Finger zuerst auf Gabis Herz, dann auf ihres.

Gabi traten die Tränen in die Augen, sie musste schlucken, brachte keinen Ton heraus.

»Aber«, Lissy hob beide Zeigefinger, »Tom und Lars müssen hierbleiben. Einverstanden?«

Mit dieser Bemerkung schaffte sie es, Gabi zum Lachen zu bringen. »Ich lade sie bestimmt nicht ein.«

»Aber ich vermute, du nimmst deine geliebten Thriller mit? Damit die Sache wenigstens nur im Buch zum Gruseltrip wird?«

»Für die Abende, natürlich. Momentan lese ich gerade ›Im Auge des Sturms‹ von Niklas Benedikt. Der schreibt so grandios. Willst du mal das Cover sehen?«

»Nein danke.« Lissy hob ihre Arme in die Luft. »Da bleibe ich lieber bei meinen Liebesromanen.«

Wiederum lachten beide. In puncto Lektüre hatten sie immer schon einen anderen Geschmack gehabt.

»Wie willst du denn vorgehen?« Lissy nippte an ihrem Sekt. »Ich meine, die Urne nimmst du nicht mit?«

»Nein.« Mit der Asche ihrer Mutter zu reisen, das wäre für Gabi zu viel gewesen. Abgesehen davon hätte es jede Menge bürokratischer Komplikationen nach sich gezogen. »Die Urne meiner Mama liegt beim Bestattungsinstitut Pegasus. Sie schicken die Urne, sobald ich das mit einem Bestatter in Funkelstein abgesprochen habe.« Es hatte eine kleine Verabschiedungsfeier in St. Peter-Ording gegeben, zu der überraschend viele Personen gekommen waren. Gabis Mutter war beliebt gewesen. »Aber zuerst brauche ich eben die Erlaubnis dieser Leute.«

»Diese Leute sind trotz allem deine Großeltern. Mensch, Gabi, gib ihnen eine Chance. Es interessiert dich doch selbst, was damals wirklich geschehen ist.«

»Du glaubst immer noch, dass es eine Art Irrtum war? Ein Versehen, dass mein sogenannter Großvater meine Mutter am Telefon angeschrien hat? Dass die Briefe, in denen Mama von mir erzählt hat, ungeöffnet zurückkamen? Welche Erklärung kann es dafür schon geben?« Sie schnaubte lautstark und leerte das Glas mit wenigen Schlucken.

»Auch vor Gericht werden immer beide Seiten angehört.«

»Das tue ich. Aber ihre Antworten sind mir egal. Ich will, nein, ich erwarte von ihnen, dass sie Mamas letzten Wunsch erfüllen, damit die Urne überstellt werden kann. Nicht mehr und nicht weniger.«

»Bist du denn gar nicht neugierig?«

War sie das? Sie wusste es selbst nicht so genau. Auf jeden Fall kam ein wenig Freude in ihr auf, wenn sie an die Reise dachte. So musste sie das erste Weihnachten ohne ihre Mutter nicht hier verbringen.

Und was versprach mehr Abwechslung als ein Weihnachtsdorf?

Ihr wollt Urlaub machen?

Sie waren tatsächlich unterwegs. Gabis Fiat Panda, der immerhin schon zehn Jahre auf dem Buckel hatte, würde sich auf der weiten Strecke bewähren müssen.

Sie war froh, dass die vernünftige Lissy die Planung nur zu gerne an sich gerissen hatte. Die Rücklehne war umgekippt, ihr Gepäck hatte sich bis zur Abreise vervielfacht, weil ihnen immer noch etwas einfiel, was sie brauchen könnten. Funkelstein bot nicht viele Quartiermöglichkeiten. Es gab ein Hotel am Rand des Ortes, ein seelenloser Neubau, der Gabi auf dem Foto überhaupt nicht überzeugt hatte. Die beiden Gasthöfe wirkten zwar urig, hatten sie aber nicht angesprochen, dafür hatte sie bei der Pension Seeblick gleich ein gutes Gefühl gehabt. Die Unterkunft hatte keine Webseite und Fotos fanden sich lediglich auf der Homepage der Gemeinde Funkelstein. Dennoch hatte das alte Gebäude, das um 1900 erbaut worden war, Gabi sofort gefallen. Es hatte Charisma. Obwohl es vermutlich zur Weihnachtszeit ausgebucht war, hatte Gabi ihr Einzelzimmer problemlos per Telefon in ein Doppelzimmer umwandeln können.

»Hoffentlich halten sie uns nicht für Lesben«, war Lissys Kommentar auf Gabis frohe Botschaft gewesen.

»Warum sollten sie? Und überhaupt, was hast du gegen Lesben?«

»Nichts. Aber vielleicht gibt’s dort schöne Männer. Die sollen doch nicht abgeschreckt werden.«

»Lissy!« Gabi starrte sie fassungslos an.

»Was denn? Warum nicht ein kleiner Urlaubsflirt?« Lissy zuckte die Achseln. »Mit dem Mann fürs Leben wird das sowieso noch lange nichts, wenn überhaupt.«

Gabi umarmte sie. »Nicht den Mut verlieren. Irgendwo da draußen hockt dein Mister Right.«

Lissy hob zwei Finger hoch. »Zwei.« Sie grinste. »Sollst auch einen abkriegen.«

Danach hatten sie noch lange Zeit weiter gealbert.

 

Von der Personalabteilung des Krankenhauses hatten sie sich zudem breittreten lassen, auf ihren Urlaub zu verzichten, und ihn stattdessen ausgezahlt bekommen. Daher hatten sie bis einen Tag vor der Abfahrt noch gearbeitet. Die Kündigung von gleich zwei Ärztinnen hatte sogar dem Chef zu denken gegeben, der ihnen bessere Arbeitsbedingungen versprochen hatte, wenn sie nur im neuen Jahr zurückkämen.

»Glaubst du dem ›Senfglas‹?« Lissy lehnte sich zurück. ›Senfglas‹ war der Spitzname für Professor Hahn, weil er einmal bei einer Betriebsfeier sein Würstchen ins Senfglas getaucht hatte, statt sich eine Portion herauszuschöpfen.

»Nein. Vielleicht würde er sich am Anfang Mühe geben, aber das hält nicht an.« Gabi war froh, dass sie nun die Autobahn erreicht hatten. Die Sonne schien und die Straßen waren trocken, daher kamen sie gut voran. »Ganz ehrlich, Lissy, ich weiß nicht, ob ich mir nicht woanders einen Job suche. Ärzte braucht es überall. Ich möchte einfach mehr Zeit für die Patienten haben. Und Lebensqualität für mich selbst. Die vielen Überstunden, nein, so kann ich nicht weitermachen.«

»Du hast recht.« Lissy griff nach einer Flasche Orangensaft und schraubte sie auf. »Magst du einen Schluck?«

»Nein danke, sonst verschütte ich womöglich etwas. Wir werden ohnehin bald Pause machen. Dann bist du am Steuer.« Sie grinste ihrer Freundin zu. Die Fahrt war lang, einmal würden sie unterwegs übernachten und sich mehrmals abwechseln.

»Hast du die Briefe deiner Mutter eingepackt?«

»Natürlich. Ich habe alles dabei, die beiden Rücksendekuverts der Gerolds sowie die drei Briefe, die meine Mutter geschrieben hat. Die Telefongespräche kann ich auch wiedergeben.«

»Du weißt wirklich noch jedes Wort?«

»Nur vom letzten Gespräch. Meine Mutter meldete sich mit ihrem Namen und wollte Gabriel sprechen, also meinen Vater. Daraufhin sagte der Mann: Ah, Sie sind sein deutsches Gspusi. Vergessen Sie ihn, er kommt nicht zurück.«

»Gspusi?«

»Meine Mutter kannte das Wort auch nicht, sie hat es erfragt. Es ist ein österreichischer Ausdruck für Liebschaft, meist eine bedeutungslose.«

»Warum hat er ihr verschwiegen, dass er tot war?«

»Das weiß der Himmel. Und die Rücksendung der Briefe spricht eine deutliche Sprache.« Gabi schlug auf das Lenkrad. »Verdammt, ich will diese Menschen nicht kennenlernen. Und es nagt an mir, dass ich ausgerechnet zu denen als Bittstellerin kommen soll.«

»Möglicherweise bereuen sie es.«

»Vergiss es. Hätten sie den Kontakt gewollt, wären sie irgendwann aufgetaucht in all den Jahren. Telefon war schließlich auch schon erfunden. Wahrscheinlich wussten sie sogar von mir.«

»Wenn die Kuverts zu waren, wissen sie doch gar nichts von dir.«

»Unsinn. Die haben bestimmt hineingeschaut und die Briefe wieder verschlossen. Kein Mensch ist so wenig neugierig und schaut nicht einmal hinein.« Plötzlich blitzte in Gabis Hinterkopf der Gedanke auf, ob Lissy möglicherweise recht haben könnte, doch sie schob ihn sofort wieder weg. Der Groll saß zu tief.

Sie schwiegen eine Zeit, dann wechselte Gabi das Thema. »Hast du manchmal Heimweh nach St. Peter-Ording?«

»Sven ist in der Zwischenzeit mit Carola verheiratet.« Lissy sah sie schräg an. »Nein, ich möchte nicht dahin zurück. Und du?«

Sven war Lissys große Jugendliebe gewesen, der sich dann plötzlich in eine Urlauberin verliebt hatte.

»Du bist immer noch nicht über ihn hinweg?«

Lissy holte Luft. »Vermutlich habe ich mir deswegen von Tom zu viel gefallen gelassen. Dieses Mal wollte ich einfach die perfekte Frau sein.«

»Sven ist ein Idiot. Er hat eure jahrelange Verbundenheit weggeworfen für einen Urlaubsflirt.«

»Er sagte zu mir, mit mir zu leben, sei wie guter süffiger Wein, aber mit Carola, das wäre Champagner pur. Plötzlich war ich ihm zu langweilig.«

»Das hast du mir nie erzählt.« Gabi wunderte sich, wie unsensibel manche Männer sein konnten. Gerade Sven, der mit ihnen zusammen in dieselbe Schulkasse gegangen war, hätte sie mehr Zartgefühl zugetraut. »Ihr seid ein Paar gewesen, seit ihr beide vierzehn wart.«

»Eben. Sieben Jahre lang. Als Carola in dem Sommer damals kam, war er von Anfang an hin und weg.«

Gabi erinnerte sich noch daran. Lissy hatte zusehen müssen, wie Sven ihr mehr und mehr entglitt, bis sie ihn endgültig verloren hatte.

Bereits ein paar Wochen später hatte sie Tom kennengelernt.

»Tom war so verständnisvoll und sein Ordnungssinn nach Svens Chaos richtiggehend wohltuend. Aber im Grunde genommen wollte ich nur die Leere ausfüllen, die Sven hinterlassen hat. Ich hatte so eine Scheißangst vor dem Alleinsein.«

»Ich weiß.« Gabi lenkte den Wagen auf einen Rastplatz. Sie dachte an Lars, diesen Schmarotzer und Taugenichts, der von ihrem Geld gelebt und nicht im Geringsten daran gedacht hatte, irgendwas zu arbeiten. Trotzdem hatte sie es sich gefallen lassen. Und dann hatte er sie auch noch vor die Entscheidung gestellt, entweder mehr Zeit mit ihr zu verbringen, oder er würde seine Sachen packen. Lars hatte nicht einsehen wollen, dass ihre Mutter sie brauchte, seine Herzlosigkeit hatte sie abgestoßen. Trotzdem war sie verzweifelt gewesen, als er gegangen war, und hatte sich im Stich gelassen gefühlt.

»Ich habe bei dir gesehen, wie sehr es dich mitgenommen hat. Dabei war Lars nun wirklich ein …« Sie brach ab, wohl um Gabi nicht zu kränken.

»Sprich es nur aus. Er war ein kaltherziger Parasit, der sich gut verstellen konnte.«

»Okay, du hast recht. Auf jeden Fall sind wir ohne Sven, Lars, Tom und wie sie alle heißen besser dran.«

Sie lachten. Mittlerweile war es bereits dämmrig, Wintermonate eben.

»Hier ist ein Motel.« Lissy wies auf das Gebäude hinter der Raststätte. »Sollen wir gleich hier übernachten?«

Gabi sah auf den Tachometer. »Wir haben bereits über fünfhundert Kilometer hinter uns, das ist ungefähr die Hälfte. Ich hatte gehofft, dass wir schneller fahren können und weiter kommen. Mit so vielen Staus wegen Unfällen habe ich nicht gerechnet, aber es passt.«

 

Am nächsten Morgen kündigten sich schlechtere Wetterbedingungen an. Dunkle, tiefhängende Wolken verhießen Niederschlag. Sie fuhren gut ausgeruht los, doch weitere Staus, diesmal wegen Baustellen, sorgten dafür, dass die Stunden verrannen. Gleich nach der österreichischen Grenze begann es zu schneien. Gabi war nun froh, dass sie kurz vor der Abfahrt noch ein Service in ihrer Werkstätte ausgemacht hatte und ihre Winterreifen erst zwei Jahre alt waren.

Die Flocken wurden dichter, sie kamen nur mehr langsam voran. Dabei wollten sie vor der Dunkelheit Funkelstein erreichen. Daraus wurde nun nichts. Der Verkehr wurde zähflüssiger und stockte immer öfter komplett.

Normalerweise war die Strecke von Salzburg aus, wo sie Mittagspause gemacht hatten, in nicht ganz zwei Stunden zu bewältigen. Nun waren sie schon fast drei unterwegs, als sie die Autobahn verlassen konnten. Mittlerweile war es bereits nach vier Uhr.

»Soll ich dich ablösen?«, fragte Gabi schließlich.

»Quatsch, du bist genauso müde. Außerdem kann ich hier nirgends anhalten.« Das stimmte, links und rechts von der Straße häuften sich die Schneehügel. Sie hatten in ihrem ganzen Leben noch nie so viel Schnee gesehen. Ein paar Zentimeter waren das Höchste. Lissy hatte Mühe, den Kleinwagen auf seiner Spur zu halten.

»Es fühlt sich an, als wenn ein Teppich unter den Rädern wäre, der noch dazu nachgibt.«

»Am liebsten würde ich stehen bleiben und bis morgen warten.«

»Siehst du hier irgendwo eine Unterkunft?« Mittlerweile war es stockdunkel geworden. »Wo sind denn die anderen Fahrzeuge? Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«

»Laut unserem Navi schon.« Gabi seufzte laut. »Sieh mal, da vorn sind Lichter.«

Sie zuckelten näher, doch es war nur ein Ausweichparkplatz. »Sollen wir Pause machen?«

»Das bringt hier nichts.« Lissy schüttelte heftig den Kopf. »Laut Navi sind es nur noch zehn Kilometer. Das müssten wir schaffen.«

Fünfzehn Minuten später waren sie gerade mal zwei Kilometer weiter. Im Scheinwerferlicht tanzten die weißen Flocken, dahinter war es dunkel. Die Sicht war grottenschlecht, außerdem kannten sie die Straße nicht, die bergauf ging und mit vielen Kurven und einigen Serpentinen aufwartete. Lissys Gesicht wirkte angespannt, auch Gabi spürte ein unangenehmes Prickeln am ganzen Körper.

Plötzlich drehten die Räder durch.

»Nein!« Lissys Stimme kiekste vor Verzweiflung, Gabi seufzte leise. Es half nichts, der Wagen steckte fest. Gabi stieg aus, eisiger Wind pfiff ihr entgegen. Sie schlüpfte in ihre dicke Jacke. »Ich schiebe dich mal an.« Ihre Finger wurden rasch klamm und sie schaffte es erst nach einigen Versuchen, den Reißverschluss der Daunenjacke zu schließen. Ihre Haare fühlten sich bereits wie Eiszapfen an, trotzdem zog sie ihre Mütze darüber und angelte ihre Handschuhe. Als sie am Wagen vorbei nach hinten gehen wollte, sank sie knietief in den Schnee am Straßenrand. Mühevoll zog sie den Schuh heraus, inzwischen fror sie erbärmlich. Zum Autofahren hatten beide auf die dicken Winterschuhe verzichtet, ein fataler Fehler. Zumindest hätte sie ein Paar Stiefel griffbereit ins Auto legen sollen. Nie im Leben hatte sie sich dermaßen hohe Schneemengen vorstellen können. Es dauerte gefühlt ewig, bis sie endlich hinten war. »Anfahren, Lissy.« Sie schob heftig, aber der Wagen ruckelte lediglich ein paar Zentimeter vor, um danach wieder in die Ausgangsposition zurückzufallen.

»Was machen wir nun?« Lissy klang, als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würde. »Wen können wir anrufen? Ich meine, wir wissen ja nicht einmal genau, wo wir sind.«

»Am besten im Hotel?« Gabis Zähne klapperten, ihre Wangen fühlten sich taub an, während sie von einem Bein aufs andere stieg. Dieser eisig kalte Wind! Und sie standen mitten auf der unübersichtlichen Bergstraße.

»Hast du die Nummer?«

»Ich komme.« Gabi machte sich auf den beschwerlichen Weg zurück, als ein Wagen langsam vorbeifuhr und vor ihnen stehen blieb. Die Warnblinkanlage leuchtete auf und ein Mann stieg aus, der mit großen Schritten zur Fahrertür trat.

»Haben Sie eine Panne?« Die samtige Stimme ließ Gabi die Kälte vergessen. Wow, der Mann sollte Radiosprecher werden. Doch sein ärgerlicher Tonfall machte den ersten Eindruck zunichte. »Verdammt, warum schalten Sie nicht die Warnblinkleuchte ein? Sie stehen da ausgesprochen ungünstig.«

»Wir stecken fest«, hörte sie Lissy antworten. Viel zu zaghaft. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein, die arme Lissy so anzufahren?

»Bist du wahnsinnig?« Seine Stimmlage wurde um einige Dezibel lauter. »Du hast ja nicht einmal Schneeketten. Wahrscheinlich auch keine Winterreifen. Typisch Touristen aus dem Flachland, eh klar. Fahren in die Berge ohne die entsprechende Ausrüstung. Und dann wundert’s euch, wenn ihr liegen bleibt’s.« Der Kerl war ein paar Schritte vom Wagen weggetreten und Gabi konnte eine athletische großgewachsene Gestalt erkennen. Der Mann trug eine Mütze mit Ohrenklappen, hatte einen Schal um den Hals gewickelt und eine dicke Daunenjacke an. »Ich sollte dich eigentlich einfach dem Schicksal überlassen, so viel Dummheit gehört bestraft. Wo willst du überhaupt hin?«

»Nach Funkelstein?« Lissys Stimme zitterte. »Zur Pension Seeblick.«

»Na toll. Und wie gedachte die Prinzessin bei dem Wetter hinaufzukommen? Ohne Schneeketten?«

Gabi hatte sich endlich durch den Schnee nach vorn gekämpft. Sie spürte, dass Lissy gleich weinen würde. Böse Worte vertrug sie schlecht und dass der ungehobelte Kerl ihrer Freundin so zusetzte, konnte Gabi nicht ertragen.

»Spiel dich nicht so auf, du Supermacho«, rief sie ihm daher entgegen und freute sich, als er zusammenzuckte. Er hatte offensichtlich nicht mit einer zweiten Person gerechnet. »Woher sollten wir wissen, dass ihr einen Spezialvertrag mit Frau Holle habt, damit möglichst wenig Touristen euch belästigen? Wobei ihr den eh nicht braucht, so unfreundlich wie du bist.«

Der Kerl drehte sich zu ihr und sekundenlang starrten sie sich an.

Was für ein Mann! Unter seiner Kappe hatten sich einige fürwitzige Locken hervorgewagt, der Fremde hatte vermutlich noch mehr davon. Die Augen wirkten im Scheinwerferlicht wie Obsidian, schwarz und verführerisch, der kurz geschnittene Bartflaum, der sein Kinn einrahmte, gab ihm einen verwegenen Touch.

Sekunden war es still.

Schließlich schüttelte er sich, der Bann war gebrochen. Gabi freute sich, dass sie offenbar dieselbe Wirkung auf ihn hatte, wie er auf sie und ihm die Worte im Hals steckengeblieben waren.

»Ihr wollt Urlaub machen?« Seine Stimme klang nun eine winzige Nuance freundlicher.

»Ja.«

»Und ist es bei euch nicht üblich, dass man sich zuerst über die Verhältnisse im Land informiert, in das man fährt?«

»Das hätten wir tun sollen.« Gabi trat nun noch ein paar Schritte näher. »Vor allem wäre eine Gebrauchsanweisung, wie man euch Einheimische behandeln muss, gut gewesen.«

»Red mich nur weiter blöd an und ich steige in mein Auto«, er deutete zu seinem Wagen nach vorn, »und lasse euch hier.«

»Mach das ruhig. Ich rufe in der Pension an, die werden uns schon Hilfe schicken.« Am besten, er verschwand so schnell wie möglich.

»Was denkst du denn? Dass bei dem Wetter ein Ritter auf einem weißen Ross daherreitet und die holden Damen auf sein Märchenschloss entführt? Wenn ich euch nicht helfe, dann werdet ihr hier erfrieren. Aber macht euch keine Sorgen, die Schönheit bleibt erhalten. Morgen gräbt euch der Schneepflug samt eurer Spielzeugschachtel hier aus.«

»Wenn das so ist, dann schieb uns an, damit wir weiterfahren können.«

»Sicher nicht.«

»Sag ich doch. Du willst uns eh nicht helfen, also zieh Leine.«

Er musterte sie kurz und ging dann zu seinem Wagen. In Gabi breitete sich Enttäuschung aus, Lissy beugte sich aus dem Fenster. »Sag mal, Gabi, bist du verrückt? Er lässt uns wirklich hier. Was machen wir denn jetzt?«

Das wusste sie auch nicht. Hätte sie nicht ein einziges Mal ihr vorlautes Mundwerk halten können? Ihre Mutter hatte es ihr als Kind oft genug gesagt. Nun schien es, dass sie diese Eigenschaft immer noch nicht hatte zähmen können.

Es gibt Situationen, da ist Schweigen angebracht, hatte sie plötzlich ihre Stimme im Kopf. – Ach Mama, wie recht du hast!

Ob sie dem Kerl nachrennen sollte und sich entschuldigen? Womöglich kam da nur alle paar Stunden ein Wagen vorbei? Noch dazu bei diesem Wetter? Die Schneeflocken schienen sich in der Zwischenzeit verdoppelt zu haben, auf ihrem Panda lag bereits eine dicke Schicht.

»Was sollen wir jetzt tun?« Lissys Stimme klang zaghaft.

»Wir rufen den Automobilklub an, die schicken uns bestimmt jemanden.«

»Guck, der Typ telefoniert da vorn.«

Der Fremde sprach sogar extra laut in sein Handy, wie es Gabi schien. »Das Auto ist klein wie ein Salatschüsserl, so ein Fiat Panda.«

»Wie nennt der mein Auto?« Empörung stieg ihn ihr hoch, während sie die Hände mit den Handschuhen aneinander klopfte, in der Hoffnung, sie wieder aufzutauen.

»Still, sei doch froh, dass er uns hilft«, zischte Lissy.

»Ja. Aber er freut sich richtig darüber.«

»Er hat ja recht, wir haben wirklich auf Schneeketten vergessen.«

»Wozu auch? Wir hätten sie ohnehin nicht anlegen können.«

Der Mann beendete das Gespräch und kam wieder näher. »Max, ein Freund von mir, kommt gleich und bringt Schneeketten mit. Er ist für den Winterdienst in Funkelstein zuständig und hat immer ein paar auf Reserve. Ihr seid nicht die ersten Touris, die mangelhaft ausgerüstet sind.«

»Dankeschön.« Lissy stieg nun aus und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Es tut mir leid, dass wir Ihnen solche Umstände machen. Ich heiße Lissy Meinhardt und das ist meine Freundin Gabriella Jansen.« Sie deutete auf Gabi. »Wir kommen aus Hamburg.«

In dem unfreundlichen Klotz ging eine sichtliche Wandlung vor sich. Durch das Lächeln wurde er richtig attraktiv und Gabi spürte ein Kribbeln. Bloß nicht in so einen Hinterwäldler vergucken, nur weil er kurze Zeit auch freundlich sein konnte.

»Ich bin Ben Winkler.«

Kam es Gabi nur so vor oder hielt dieser Ben die Hand von Lissy länger als nötig? Sie würde doch nicht auf ein paar Obsidianaugen mit klangvoller Stimme hereinfallen?

»Am besten du startest noch mal und ich schiebe an, so kriegen wir den Wagen mal aus dem Schneehaufen heraus.

---ENDE DER LESEPROBE---