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Hexenfeuer E-Book

Marcel Weyers

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Beschreibung

Mein Name ist Elizabeth Willows. Ich bin eine Hexe. Verraten und verstoßen von allen Wesen dieser Welt, baue ich mir mein eigenes Leben in Salem auf. Doch egal wie sehr ich mich auch bemühe, mir Gleichgesinnte zu erschaffen, ich werde immer wieder enttäuscht. Jetzt nehme ich mein Schicksal selbst in die Hand und kreiere mir eine Welt nach meinen Vorstellungen. Die Menschen, die mich verletzt haben, sollen brennen!

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Seitenzahl: 28

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Marcel Weyers

Hexenfeuer

Lodernder Hass

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Impressum

E-Book, erschienen im April 2017

Copyright © Marcel Weyers, 2017

www.marcel-weyers.de

[email protected]

 

Lektorat:

Christina Schuster

 

Covergrafiken:

© FlexDreams - depositphotos.com

© milalala - depositphotos.com

© Den.Barbulat - depositphotos.com

© All-about-Flowers - depositphotos.com

 

Coverbearbeitung und -gestaltung:

BUCHGEWAND | www.buch-gewand.de

 

Marcel Sohrmann

Hechtstr. 83c

01097 Dresden

 

Alle Rechte vorbehalten.

Sämtliche Personen und Geschehnisse in dieser Geschichte sind frei erfunden oder wurden fiktionalisiert. Jegliche Ähnlichkeiten sind rein zufällig.

Über den Autor

 

Marcel Weyers ist ein Autor, Übersetzer, Lektor und Videospielentwickler. 2011 erschien mit „Schatten“ sein Debütroman, welcher Auftakt einer Trilogie war.

Mit der Raben-Saga erschien im August 2014 sein erstes Werk im Eigenvertrieb. Die Hexen-Saga ist eine kostenlose Spin-off-Serie und ergänzt die Raben-Saga mit Hintergrundinfos über einige Hexenfiguren, die in der Serie eine tragende Rolle spielen.

Für zahlreiche Videospielfirmen übersetzte er sowohl freie als auch kommerzielle Videospiele ins Deutsche, darunter insbesondere Visual Novels.

Seine Videospielserie „Sleepless Night“ wurde in über 10 Sprachen übersetzt. Für weitere Informationen besucht die Raben-Saga auf Facebook oder geht auf www.marcel-weyers.de.

 

Auch von Marcel Weyers:

Die Schatten-Trilogie

Schatten

Schattenjäger

Schattenland

Die Raben-Saga

Rabenblut – In dunkelster Nacht erwacht

Rabentränen – Bis Mitternacht verloren

Rabengift – Auf ewig verdammt

Rabentod – Im Mondlicht gestorben

Rabenparadox – Wem die Stunde schlägt

Depths of Forever

Prolog

Salem, Massachusetts im 17. Jahrhundert

Es gibt Verräter, Herzensbrecher und Betrüger auf dieser Welt. Menschen, die es nicht anders verdienen als zu brennen. Alles, was ich wollte, war es, Gutes für die Menschheit zu tun, mein Wissen zu teilen und die Leute, die ich liebe, stolz zu machen. Doch wie wurde es mir gedankt? Mit Galgen, Scheiterhaufen und Mistgabeln! Genug mit dem stillen Mädchen, das alle Beleidigungen und Beschimpfungen hinnimmt! Genug mit dem schwachen Mädchen, das sich schlagen und am Boden treten lässt! Es ist an der Zeit, den Menschen zu zeigen, wer die Fäden in der Hand hat. Und Feuer bekämpft man immer noch am besten mit Feuer …

Wie dem auch sei. Ich möchte euch meine Geschichte erzählen. Eine Geschichte voller Feuer, Hass und Verrat. Eine Geschichte, in der ich meine Menschlichkeit ablegte und der Finsternis die Treue schwor.

Mein Name ist Elizabeth Willows, ich bin eine Hexe.

Kapitel 1: Ankunft

Ich spüre ihre misstrauischen Blicke, höre ihr Flüstern hinter meinem Rücken. Ich tue so, als bekomme ich von all dem nichts mit. Ausdruckslos starre ich zum Horizont, wo der Nebel eine Hafenstadt in Ungewissheit hüllt.

Das Schiff bewegt sich langsam auf und ab, während ich an der Reling stehe und meine Unterarme darauf abstütze.

Meine Eltern und meine Schwester trauen mir nicht mehr über den Weg. Unser Verhältnis war nie wirklich gut, aber ich weiß, dieses Mal ist es noch etwas anderes. Sie geben mir die Schuld daran, dass wir unsere Heimat zurücklassen mussten; die Leute waren auf meine dunklen Geheimnisse aufmerksam geworden.

Was sie noch nicht wissen: Ich fange gerade erst an. Das unscheinbare Salem wird bald Schauplatz eines weltverändernden Wandels. Schon bald wird man sich überall von Salem erzählen; ich werde in die Geschichte eingehen.

Langsam aber stetig nähert sich unser Schiff der Stadt, die ich bald mein Zuhause nennen würde. Divitis Indiae usque ad ultimum sinum.

Schon bald wird man Salem die „Hexen-Stadt“ nennen.

 

Meine Familie nimmt einen neuen Namen an. Ich sehe die Verzweiflung in den Augen meines Vaters, aber mich kümmert das kaum. Wen interessiert das schon? Ich habe mich noch nie um meinen Ruf geschert. Elizabeth Willows – ich lasse mir die neue Identität auf der Zunge zergehen.

Ja, es ist endlich soweit: Elisabeth Winterberg existiert nicht mehr. Diese Reise ist in vielerlei Hinsicht ein Neuanfang.

Dank des Charmes meiner Familie – vor allem dank dem Vorzeigekind, was sich meine Schwester schimpft: Mary Willows, ehemals Maria Winterberg – kämpfen wir uns wieder zu Reichtum und Ansehen.

Mir könnte diese Tatsache egal sein, wenn sie uns nicht direkt in die Arme von Wilbur Stoughton getrieben hätte. Einem Traum von einem Mann. Und was ich damals noch nicht weiß: Mein Verderben.

Sein Aussehen war das eine – dichtes, braunes Haar gepaart mit diesen blauen Augen, die einem direkt in die Seele zu blicken scheinen. Ganz zu schweigen von diesem verschmitzten Lächeln in seinem sonst oft ernstblickenden Gesicht. Aber was mich wirklich begeistert und ihn für mich – Elizabeth Willows – zu einem „Traummann“ macht, ist sein Charakter. Stark, autoritär und eine no-nonsense Attitüde, wie man es hier in Amerika nannte.

Leider ist es genau das, was mir noch zum Verhängnis wird.

 

Es ziehen die Monate ins Land und Wilbur und ich kommen uns näher. Obwohl er wenig Zeit hat, da er sich politisch im Stadtrat engagiert und zum Magistrat aufsteigen will.

Er ist fest davon überzeugt, Neuenglands wahre Interessen zu vertreten, und ist streng gläubig. Doch auch meine Schwester hat ein Auge auf ihn geworfen. Als er mehr über mich und meine dunklen Künste erfährt, schottet er sich immer mehr von mir ab. Und natürlich kann man sich vorstellen, für wen sich Wilbur am Ende entscheiden würde.

»Elizabeth, du bist meine Schwester. Ich bitte dich! Wenn dir so viel an Wilbur liegt, werde ich mich nicht mehr mit ihm treffen«, verspricht Mary mir. In ihren Augen glitzern Tränen.

»Oh? Du schenkst ihn mir? Wie großzügig von dir, liebe Schwester«, gifte ich sie an. »Er hat deutlich gemacht, dass er kein Interesse an mir hat.«

Mary seufzt und sieht mich mit traurigen Augen an. »Er mag dich. Er hält nur nicht viel von den Dingen, die du tust. Und wenn ich ehrlich bin, ich auch nicht!«

»Du fällst mir also tatsächlich auch noch in den Rücken«, murmle ich vor mich hin.

»Elizabeth, so hör mir doch bitte zu. Du weißt, wie oft du uns mit deinem Okkultismus schon in Gefahr gebracht hast.«

Doch ihr zuzuhören, ist das Letzte, was ich im Moment will. Sie hat mich verraten – genau wie alle anderen. Wenn ich ihn nicht haben kann, soll ihn keine haben.

 

Im Sommer heiratet Wilbur eine andere Frau – weder mich noch Mary. Diese Ironie ist schon fast zum Lachen. Jeaniene Stoughton, geborene Watson, ist blond und blauäugig in mehr als einer Hinsicht. Dass er sie zur Frau nimmt, ist schon fast eine Beleidigung. Als Strafe für seinen Verrat belege ich seine Geliebte mit einem Fluch.

Sie soll genauso leiden wie ich und er wird sie genauso hassen wie mich. So sehr, dass er sie eines Tages umbringen wird.

Nach einigen Jahren setzen die beiden zwei Kinder in die Welt. Erst einen Jungen, der einmal zum stattlichen Cornelius Stoughton heranwachsen würde. Und dann ein Mädchen mit dem Namen Emily. Ich bin sicher, sie ist genauso wie ich: Sie ist eine Hexe.

Oh, das wird in den nächsten Jahren noch sehr interessant!

Kapitel 2: Missetaten

Eines Abends, während ich so durch die dunklen Gassen von Salem schlendere, erblicke ich hinter einem Fenster ein junges Mädchen mit feuerrotem Haar. Von ihr geht eine gewisse Aura aus – etwas Reines, Unschuldiges. Schon lange habe ich nach solch einem anmutigen Wesen gesucht. Nicht viele kämen dafür infrage, aber sie soll mir für meine Zwecke behilflich sein.

Ich konzentriere mich auf sie und mit einem starken Zauber versuche ich, mir endlich eine Gefährtin zu erschaffen. Eine Gleichgesinnte. Eine starke Hexe, die mich bei allem unterstützt und mich nie im Stich lässt.

Passend zu ihrer Haarfarbe verleihe ich ihr eine Elementkraft – Feuer! Das Mädchen schreckt kurz auf und fasst sich an die Brust, als hätte es einen Herzinfarkt. Für einen Moment denke ich, ich habe sie versehentlich getötet. Doch dann beruhigt sie sich wieder.

Ich spüre es: Es hat funktioniert! Jetzt darfst du mich nur nicht enttäuschen, meine neue feurige Freundin. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen ziehe ich mich in die Dunkelheit zurück und beschließe, sie von jetzt an aus der Ferne zu beobachten.

 

Die Jahre ziehen ins Land und ich erschaffe mir weitere Hexen und Untertanen. Leider hat Wilbur eine eigene Organisation gegründet, die sich die Inquisition nennt. Mithilfe seiner Anhänger will er die „widernatürlichen Hexen“ aus Salem verbannen – wenn nötig mit Gewalt.

Soll er es nur versuchen. Ich habe noch einige Asse im Ärmel. Unter anderem seinen Sohn, Cornelius, den ich um meinen kleinen Finger gewickelt habe.

Von meiner nichtsnutzigen Familie habe ich mich entfernt. Mary versucht hin und wieder, mit mir zu reden, aber jedes Mal schreckt sie zurück, wenn sie erfährt, dass ich wieder jemanden getötet oder verwandelt habe.

Rose Barnes, die Hexe mit dem roten Haar, entpuppt sich als überaus mächtig. Mit einem lodernden Inferno hat sie ihr gesamtes Haus niedergebrannt mitsamt ihren Eltern. Das war ein wahrhaftes Schauspiel!

Es scheint, als wäre es bald an der Zeit, diese Stadt ein wenig umzugestalten. Mit den mächtigen Hexen, die ich erschaffen habe, kann ich mir endlich eine Welt nach meinen Wünschen formen.

Kapitel 3: Enttäuschung

Enttäuschungen! Nichts als Enttäuschungen! Die feurige Rose Barnes hat nach ihrem umwerfenden Inferno keine Anzeichen gezeigt, noch mal etwas dergleichen zu tun.

Stattdessen hilft sie in diesem Waisenhaus aus, wechselt Windeln und wischt die Böden wie ein … wie ein widerwärtiger Mensch. Versteht sie denn nicht, dass sie jetzt ein stärkeres Wesen ist? Dass sie zu Höherem berufen ist?

Doch das Schlimmste von allem kommt erst noch: Sie nimmt mir den einzigen Menschen, der mir noch etwas bedeutet. Flirtet mit Cornelius und er fällt auf ihre Masche herein. Wie der Vater, so der Sohn.

Doch auch Emily stellt sich als Enttäuschung heraus. All meine Hexen scheinen zu sehr an den Menschen zu hängen – keine versucht nach etwas Höherem zu streben. Nicht einmal meine selbst erschaffenen Hexen verstehen mich und keine will mir in meiner neuen Welt Gesellschaft leisten.

Sei es, wie es sei. Ich habe Zeit bis in die Unendlichkeit, um an meinen Kräften zu feilen und neue Wesen zu erschaffen. Jeder der sich mir in den Weg stellt, wird vernichtet. Aber zuerst muss ich meine Fehler beseitigen. Rose und Emily – ihr seid die Ersten.

Kleine Emily, was wird dein Vater wohl sagen, wenn er erfährt, dass du – genauso wie seine erbärmliche Frau – eine Hexe bist? Wird er dich höchstpersönlich bei lebendigem Leib verbrennen?

Ich lache und stelle mir das Gesicht von Wilbur vor. Du wirst genauso leiden wie ich, mein einstiger Geliebter.

Und Rose, oh süße, unschuldige Rose. Was, wenn dein ach so gutes Herz auf einmal aufhört zu schlagen? Und das in den Armen deines Angebeteten?

Keiner legt sich mit Elizabeth Willows an und kommt ungeschoren damit davon! Ich habe es so satt, von allen nur enttäuscht zu werden.

Doch für Cornelius habe ich noch etwas ganz Besonderes geplant. Die Zeit ist schon bald gekommen!

 

Emily und Rose sind tot. Sie hatten es verdient zu sterben. Wer sich mir in den Weg stellt, bezahlt mit dem Leben dafür. Doch das war erst der Anfang. Die restlichen Hexen und Inquisitoren werden noch folgen. Ich habe genug von diesem Theater! Mein Hass ist grenzenlos.

Mary und Wilbur sind zu dem geworden, was sie schon immer gehasst haben und ich erfreue mich an ihrem Leid. Endlich bekommen sie das, was sie verdient haben.

Was mit Emily und Rose passiert ist, war jedoch noch großzügig. Was ich mit Cornelius angestellt habe, ist weitaus schlimmer. Ich habe ihn in ein neues Wesen verwandelt – ein Rabenwesen. Doch statt magischer Fähigkeiten haben diese Geschöpfe nur die Unsterblichkeit, die sie in Dunkelheit verbringen müssen. Er wird nie wieder das Tageslicht zu Gesicht bekommen, es sei denn er beschließt eines Tages, sich selbst umzubringen.

Es ist schade um ihn und Wilbur. Doch letzten Endes sind sie alle gleich. Eine gute Sache hatte das Ganze jedoch! Bei ihrem Tod hat Emily mir etwas offenbart, das ich noch nicht wusste …

Kapitel 4: Paradox

Emily konnte durch die Zeit reisen. Und sie wusste es nicht mal! Was für eine Verschwendung. Als man sie auf dem Scheiterhaufen verbrannte, konnte ich in ihre Seele blicken und habe es erkannt. Zusätzlich zu ihrer Elementfähigkeit – der Affinität zu Wasser – konnte sie durch die Zeit reisen. Warum hatte sie Fähigkeiten, von denen ich nicht mal etwas wusste?

Das ist unmöglich! Ich muss weiterforschen und einen Weg finden, diese Fähigkeit selbst zu erlangen. Und auch alle anderen Fähigkeiten, die sich bisher vor mir verborgen haben. Es scheint, als wären die neuen Hexen doch nicht umsonst gewesen. Aber keine von ihnen darf stärker werden als ich!

Wenn Emily es konnte, sollte es für mich ein Leichtes sein!

 

Nach mehreren Jahren gelingt es mir endlich. Ich habe mich einige Zeit aus Salem zurückgezogen und die Sache mit den Hexen und der Inquisition hat sich gelegt.

Was wohl aus Mary und Wilbur geworden ist? Eigentlich interessiert es mich auch nicht. Ich bin im Begriff, das mächtigste Wesen zu werden, das die Welt je gesehen hat. Und da kann ich mich nicht mit Familie oder alten Liebschaften aufhalten.

Ich muss die Welt darauf vorbereiten. Schon bald werden mir alle zu Füßen liegen und ich werde endlich die Anerkennung bekommen, die mir zusteht.

Als ich nach Salem zurückkehre, wundert es mich nicht, dass Wilbur nicht mehr da ist. Er ist wohl damit beschäftigt, die restlichen Hexen zu jagen. Armer Narr. Es ist die perfekte Ablenkung für ihn, während ich nun meinen wahren Plan verfolgen kann.

 

Das Zeitreisen ist nicht die einzige besondere Fähigkeit, die ich für mich entdeckt und zu Eigen gemacht habe. In den vergangenen Monaten bin ich noch tiefer als sonst in die dunklen Mächte eingetaucht und habe herausgefunden, dass für einige Zauber eine zweite Hexe benötigt wird. Unter anderem auch für meinen ultimativen Plan.

Diese Zauber sind mächtiger als alles andere, was ich bisher vollbracht habe. Doch damit mir das gelingt, brauche ich eine Hexe, die mich dabei unterstützt. Das ändert die Lage doch sehr.

Ich kann die Hexen nun nicht mehr einfach ihrem Schicksal überlassen, wenn ich diese Zauber anwenden will, und muss einen Weg finden, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Aber laut meinen Forschungen ist es nicht nötig, dass die zweite Hexe von dem Zauber weiß …

Ich habe schon so eine Idee, wie ich mein Ziel erreichen kann. Und eine der noch verbleibenden Hexen wird mir dabei helfen – ob gewollt oder ungewollt!

Kapitel 5: Doppelgänger

Es ist an der Zeit, meine neugewonnenen Fähigkeiten einzusetzen. Mit einer Handbewegung erschaffe ich drei Abbilder von mir, die nicht von meinem wahren Ich zu unterscheiden sind.

»Los, meine ergebenen Diener! Richtet Chaos an!« Mit diesen Worten schicke ich sie durch die Zeit in unterschiedliche Epochen. Nichts kann mich mehr aufhalten. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich eines Tages vernichtet werde – meine Abbilder würden verhindern, dass meine Seele ganz zerstört wird.

Ich bin unsterblich und allmächtig. Raum und Zeit liegen mir zu Füßen. Nicht mal Wilbur kann mich jetzt noch aufhalten.

Es gibt da jedoch eine Hexe in der Zukunft, die mir Ärger bereitet. Sie und ihre Menschenfreunde. Und … Cornelius.

Fast habe ich alles, was ich will – mein Ziel ist zum Greifen nah. Doch wenn mir diese eine Hexe in die Quere kommt, werde ich nicht mehr so nachsichtig sein. Für sie und Cornelius wäre sonst ein schöner Platz an meiner Seite in der neuen Welt.

Nach einer Weile kommt ein Abbild von mir zurück – ihre Haare sind zerfleddert und ihr Gesicht blutig, als wäre sie wie ein Schulkind verprügelt worden.

»Was hat das zu bedeuten?«, fahre ich sie an. Ich packe sie an der Schulter und schüttle sie.

»W-Wilbur«, stammelt sie und bricht in meinen Armen zusammen. Ich halte sie noch kurz einen Moment fest; ihr Kopf hängt schlapp herunter. Dann lasse ich sie auf den Boden fallen und balle die Fäuste.

»Du willst es mir also unbedingt schwermachen, was?«, spreche ich vor mich hin und schreite auf und ab. »Dann werde ich dich wohl zuerst aus dem Weg räumen müssen.«

 

Meine Doppelgänger berichten mir für gewöhnlich von seltsamen Aktivitäten in verschiedenen Zeitepochen, doch in den letzten Tagen ist nicht viel passiert. Die Hexe hält sich wohl zurück – sie hat Angst, was ich tun könnte.

Ich werde ihren Willen brechen. Und ich weiß auch schon ganz genau, wie ich das anstellen werde. Ihre Freunde sind ihre Schwachstelle. Wie hätte es auch anders sein können? Wer sich auf so etwas Banales wie Freundschaft oder Liebe einlässt, kann nur verletzt werden.

Ich werde ihr das nehmen, was sie am meisten liebt. Und außerdem wird mir das dabei helfen, einen Zauber zu wirken, den eine Hexe allein nicht vollziehen kann.

Ein Blutopferzauber!

Epilog

Im Schatten eines alten Gemäuers spüre ich plötzlich den kalten Windzug. Er ist es. Wilbur.

»Guten Abend, meine Teure«, säuselt er und mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen drehe ich mich zu ihm um.

»Lange nicht gesehen, Wilbur. Was macht die Hexenjagd? Ach ja, richtig. Du konntest mich in all den Jahren nicht aufspüren.« Ich mache eine abwertende Handbewegung.

Doch plötzlich schnellt er nach vorne und packt mich grob am Hals.

»Deine Spur der Verwüstung nimmt hier ein Ende. Du wirst nie wieder jemandem etwas antun«, sagt er mit hasserfüllter Stimme, »Falls es dir nicht aufgefallen ist, es gibt kaum noch Hexen außer dir. Und den Rest werde ich auch noch vernichten.«

»Hexen sind schwach. Ich brauche sie nicht mehr. Ich habe etwas viel Besseres!«, antworte ich ihm und löse seinen Griff von meinem Hals. Er hat mir viel Energie geraubt und ich spüre, wie schwach ich plötzlich geworden bin.

Er ist stark geworden. Unglaublich stark.

»Es spielt keine Rolle mehr. Du wirst jetzt ein für alle Mal vernichtet.«

»Versuch doch, mich zu finden, Inquisitor!« Und mit diesen Worten verschwinde ich vor seinen Augen und verstecke mich in der Zeit.

Ich mag es mir nicht eingestehen wollen, aber es ist wahr. Er ist zu mächtig geworden. Vielleicht ist er der Einzige, der mich aufhalten könnte.

Aber er wird mich niemals aufspüren. Es wird längst zu spät sein, wenn ich meinen Plan in die Tat umgesetzt habe. Und wenn es so weit ist, wird diesem Hexenjäger das Lachen schon vergehen.

Oh, Wilbur, wie ich dich vermisst habe.

 

Ende – aber dies ist nur ein Teil der Geschichte. Wie Elizabeth noch anderen Hexen das Leben zur Hölle macht, erfahrt ihr in der Raben-Saga:

Rabenblut – In dunkelster Nacht erwacht

 

Exklusive Leseprobe zum ersten Band der Raben-Saga im Anhang. Und noch mehr kostenlose Hexen-Geschichten:

 

1. Hexenzauber – Einsame Ewigkeit

2. Hexenfluch – Welkende Rose

3. Hexenfeuer – Lodernder Hass

4. Hexenstunde – Unsterbliche Liebe