Hey Love #2: Zwei Zimmer, Küche, Tim - Finn van Lohn - E-Book

Hey Love #2: Zwei Zimmer, Küche, Tim E-Book

Finn van Lohn

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Beschreibung

Als Joaquin aus dem sonnenverwöhnten Granada nach Berlin zieht, treffen seine großen Erwartungen schnell auf die betonkalte Realität der deutschen Hauptstadt. Und so sitzt er erst mal ratlos in seiner neuen Bleibe. Doch dann erscheint Tim, der Schöne von gegenüber, auf der Bildfläche -- und die Dinge werden endlich interessant. Wäre da nicht Joaquins Freund, der so bald wie möglich nachkommen wollte …

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Seitenzahl: 88

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HEY LOVE

#2

FINN VAN LOHN

ZWEI ZIMMER,KÜCHE, TIM

HEY LOVE #2

© 2018 Salzgeber & Co. Medien GmbH

Prinzessinnenstraße 29, 10969 Berlin

[email protected]

Umschlagabbildung: © Florian Tenk, floriantenk.de,

Instagram: floriantenk (Model: Efe Metin)

Printed in Germany

ISBN 978-3-95985-303-3

eISBN 978-3-95985-349-1

INHALT

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

I.

Niemand warnt dich vor, wie dunkel es hier ist. Paloma hatte sich hauptsächlich Sorgen gemacht, dass es mir zu kalt sein würde, und ich habe wirklich noch nie so gefroren wie in den letzten paar Wochen. Aber noch viel schlimmer finde ich, dass ich seit meiner Ankunft keine Sonne mehr gesehen habe. Kein Wunder, dass die Leute hier so unfreundlich sind, wenn die Tage aus nichts als Wolken und Nebel bestehen. Bevor es um vier dann wieder Nacht wird. Die anderen aus dem Sprachkurs haben mir versprochen, dass es im Sommer besser wird. ›Im Sommer ist Berlin die schönste Stadt der Welt.‹ Das war der erste deutsche Satz, den ich fehlerfrei schreiben konnte. Und ich weiß, dass er wahr ist, weil ich weiß, dass du bis dahin endlich hier sein wirst. Dann wird alles gut.

Joaquin hatte die letzten drei Tage im Bett verbracht. Er antwortete nicht, wenn Paloma ihm wieder und wieder erklärte, dass er gar keine richtige Erkältung hätte, sondern einfach nur Heimweh. Doch insgeheim fragte er sich jedes Mal, warum seine Kopfschmerzen deshalb weniger schlimm sein sollten.

»Ich hab heute noch mal mit dem Chef gesprochen«, rief sie aus ihrem Schlafzimmer, wo sie sich gerade für ihren zweiten Job umzog. »Aber im Lager ist zurzeit nichts frei. Und für den Verkauf will er dich erst nehmen, wenn du ein bisschen besser Deutsch gelernt hast.«

»Socken«, flüsterte Joaquin grimmig vor sich hin. Paloma hatte ihm eine Liste mit den wichtigsten deutschen Vokabeln geschrieben, die er lernen sollte, um wie sie möglichst bald einen Job im großen Primark am Alexanderplatz zu bekommen. Er hatte sich aber nichts außer diesem einen Wort gemerkt, und das auch nur deshalb, weil es für ihn so seltsam klang. »Trotzdem danke!«, rief er aus der Küche zurück. Es war ihm gerade recht. Er hätte sowieso keine Lust gehabt, Pullover zu falten und Jeans zu sortieren, bis er irgendwann eine richtige Arbeit finden würde, in einem Krankenhaus.

Sein Kaffee war gerade fertig, als sie aus ihrem Zimmer kam. »Trinkst du noch einen mit?«, fragte er.

»Keine Zeit, bin schon spät dran.«

Er trat mit seiner Tasse in den Flur und sah ihr dabei zu, wie sie die himmelblaue Jacke anzog, auf deren Rücken in großer weißer Schrift THE NEUKÖLLN EXPERIENCE stand.

»Wird wahrscheinlich später heute, hab eine holländische Abschlussfahrt«, sagte sie und strich ihm dabei abwesend über die Schulter. Joaquin beugte sich vor, um sie wie immer zum Abschied auf die Wange zu küssen, doch Paloma wich erschrocken zurück. »Nein, nein«, sagte sie schnell. »Du wirst mich nicht anstecken!«

»Ich dachte, ich hätte nur Heimweh«, antwortete er und lächelte matt.

»Eben«, entgegnete sie bestimmt, schnappte sich ihre Umhängetasche und schlüpfte aus der Tür.

Joaquin trank im Stehen aus und konzentrierte sich darauf, wie sich die heiße Flüssigkeit in seinem Magen sammelte und so für etwas Wärme in seinem Bauch sorgte. Er stellte die leere Tasse auf die Kommode im Flur und ging ins Wohnzimmer, um noch ein Brikett in den Ofen zu werfen. Für ein paar Minuten setzte er sich in Palomas Schaukelstuhl und beobachtete, wie der Kohlequader ganz langsam zu glühen begann, bevor er die schwere Eisenluke wieder schloss. Dann ging er in sein Zimmer zurück, wo er sich auszog und ins Bett legte. Es war kurz nach acht, und wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn er einfach schlafen würde, dachte er.

Er versuchte es auch für eine Weile, doch es ging nicht. Also machte er das Licht wieder an und fragte sich missmutig, was er stattdessen tun sollte. Zum Vokabeln lernen war er zu müde und für einen kurzen Spaziergang viel zu schlapp. Gedankenverloren strich er sich über den Stoff seiner Unterhose und überlegte kurz, ob er sich einen runterholen sollte. Doch selbst dazu fühlte er sich nicht in der Lage. Letztendlich griff er doch wieder nach seinem schrottreifen iPad und beschloss, noch eine Folge dieser spanischen Telenovela zu streamen, die er als Kind immer mit seiner Großmutter geschaut hatte. Aber schon nach wenigen Minuten schlief er ein. Unruhig wälzte er sich im Bett hin und her, bis ihn das Klingeln seines Handys um kurz vor zehn wieder weckte. Noch bevor er richtig wach geworden war, breitete sich schon eine wohlige Wärme in seiner Brust aus, und ihm wurde jetzt erst klar, wie sehr er insgeheim darauf gewartet hatte, dass Ramón sich endlich melden würde.

»Hola«, flüsterte er mit geschlossenen Augen in den Hörer und lächelte dabei.

»Hab ich dich geweckt?«, fragte sein Freund.

»Nur ein bisschen. Kein Problem.«

»Wie geht’s dir?«

»Schon besser«, log Joaquin. In Wahrheit fühlte er sich noch genauso elend wie vor drei Tagen, als er plötzlich zusammengeklappt war. Aber er wollte nicht, dass Ramón sich seinetwegen Sorgen machte. »Hast du Feierabend?«

»Eigentlich schon seit drei Stunden, aber ich bin mal wieder nicht rausgekommen. Steige gerade in den Bus. Kann’s kaum erwarten, endlich daheim zu sein.«

Daheim. Das war die Wohnung, in der sie bis vor sechs Wochen noch gemeinsam gewohnt hatten, mit Blick auf die Plaza de la Trinidad und weiter hinten die Alhambra. Von seinem jetzigen Zimmer aus konnte Joaquin nichts als die Küchen der Mieter auf der anderen Seite des Innenhofes sehen. Mit Mühe schluckte er den Kloß in seinem Hals herunter und zwang sich zu einem fröhlichen Tonfall.

»Wie ist das Wetter?«, fragte er. Natürlich wusste er genau, wie das Wetter in Granada war. Er schaute es ja fünfmal am Tag auf seinem Tablet nach.

»Ist ziemlich kalt geworden«, antwortete Ramón, und Joaquin verkniff sich ein bitteres Lächeln. Zu Hause hatte es zurzeit selbst abends noch fast zehn Grad. In Berlin waren es zwanzig weniger. »Wie läuft es mit Paloma?«

»Deine Cousine ist schon mindestens eine halbe Deutsche«, antwortete Joaquin. »Immer auf dem Sprung und permanent im Stress.«

»Paloma war schon immer gern im Stress, Jo. Früher mussten wir sogar Uno auf Zeit spielen, wenn sie mit ihrer Mutter zu Besuch war. Deutschland hat ihr einfach nur den Rest gegeben.« Er lachte sein typisches heiseres Lachen. »Aber du weißt, ich hasse Stresser. Also pass gut auf, dass aus dir keiner wird, bis ich komme.«

»Und wenn doch?«

»Dann werde ich dir deinen haarigen Arsch versohlen. Und zwar so lange, bis du wieder genauso bist, wie ich dich haben will.« Er sagte es voller Ernst, und Joaquin atmete scharf ein, weil er wusste, dass es auch genauso gemeint war. Er dachte daran, wie Ramón permanent auf der Suche nach Gründen war, ihn übers Knie zu legen. Und wie gerne er ihm diese Gründe schon immer geliefert hatte.

»Scheint ja nicht viel los zu sein in deinem Bus, wenn du dich traust, das laut auszusprechen«, sagte er aber nur und lächelte. Zum zweiten Mal an diesem Abend strich er sich sanft über die Wölbung in seinem Schritt, nur fühlte er sich dieses Mal nicht mehr so müde. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und wartete auf eine Antwort. Doch es kam keine. »Ramón?«, fragte er und blickte irritiert auf den Bildschirm seines iPhones. Der Anruf war beendet worden. Toll! Wahrscheinlich hatte sein Freund vor lauter Arbeit mal wieder vergessen, den Akku seines Handys im Blick zu behalten.

Joaquin brummte verärgert, doch nur eine Sekunde später klingelte es erneut. Und dieses Mal war es ein Videoanruf über Facetime. Er nahm das Gespräch an, und seinen Herz machte einen großen Sprung, als kurz darauf Ramóns grinsendes Gesicht auf dem Bildschirm erschien. Er hatte es sich wie immer in der letzten Sitzreihe des Busses bequem gemacht und winkte fröhlich in die Kamera.

»Sorry für die Unterbrechung, Kleiner«, sagte er, »aber ich dachte mir, dass du das hier gerne mit eigenen Augen sehen würdest.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sein Handy um und schwenkte es einmal langsam von links nach rechts, um seinem Freund zu zeigen, dass er tatsächlich der einzige Fahrgast im ganzen Bus war. Danach ließ er den Arm sinken und filmte so wie zufällig seinen aus dem offenen Hosenschlitz hängenden Schwanz. »Hab dir nicht zu viel versprochen, oder?«

Joaquin holte tief Luft. »Pack ihn wieder ein, bevor der Busfahrer das sieht und die Polizei ruft!«, flüsterte er heiser.

»Keine Sorge«, sagte Ramón aus dem Off. »Ich pass schon auf mich auf.« Gleichzeitig fing er an, sich mit der freien Hand sanft über den Schwanz zu streicheln, der sofort dicker wurde und sich langsam aufzurichten begann.

Joaquin schluckte. Bisher waren die beiden noch nie länger als ein paar Tage getrennt gewesen, und der Sex mit seinem Freund fehlte ihm mindestens genauso sehr wie alles andere. Mit angehaltenem Atem beobachtete er, dass Ramón jetzt begann, ganz langsam seine Vorhaut hoch und runter zu schieben. Wie ferngesteuert schob sich Joaquins linke Hand unter die Bettdecke und in seine inzwischen ziemlich ausgebeulte Unterhose.

»Gefällt dir das?«, fragte Ramón.

»Ja.«

»Was würdest du machen, wenn du jetzt hier neben mir säßest?«

Joaquin holte gerade Luft, um zu antworten, dass er sich die Hose herunterziehen und auf Ramóns Schoß setzen würde, als der plötzlich leise »Ach, verdammt!« murmelte und das Bild auf einmal schwarz wurde.

»Was ist los?«, fragte Joaquin. Er hörte ein paar hektische Bewegungen. »Alles in Ordnung?«

Ein paar Sekunden später erschien Ramons Gesicht zurück im Bild. Er grinste immer noch, sprach jetzt aber deutlich leiser: »Sorry, musste leider schon wieder aufräumen. Gerade sind zwei süße alte Omis in den Bus gestiegen, denen wollte ich nicht den Schreck ihres Lebens verpassen.«

»Die haben Franco überlebt«, sagte Joaquin trocken. »Den Anblick deines Schwanzes hätten sie schon auch noch verkraftet.«

»Bist du in zwanzig Minuten noch wach? Dann bin ich endlich zu Hause. Mit Bild haben wir es noch nie gemacht. Ist besser als nur am Telefon, oder?«

Joaquin lächelte versonnen. Sie hatten in den letzten Wochen ein paar Mal Telefonsex gehabt, aber Ramón dabei sehen zu können, wäre wirklich besser. Viel besser. Er fragte sich, warum sie nicht früher auf die Idee gekommen waren. »Ich halte mich schon wach«, antwortete er und drehte sein Handgelenk so, dass Ramón seinen nackten Oberkörper und die enge grüne Unterhose sehen konnte, in der noch immer seine andere Hand steckte und sich langsam hin und her bewegte. »Sag dem Fahrer, er soll sich beeilen.«

»Wenn ich ihm sage, was wir noch vorhaben, macht er das bestimmt.« Ramón zwinkerte. »Bis gleich.« Er beendete die Verbindung.