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Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Hans Falladas Werk „Bauern, Bonzen und Bomben“ sowie den historischen, biografischen und soziologischen Voraussetzungen zum Verständnis des Romans. Als erstes stelle ich die biografischen Eckpunkte im Leben von Hans Fallada dar und werde die veröffentlichten Biografien Hans Falladas und ihre Autoren kurz vorstellen. Dann folgt eine ausführliche Darstellung seines Lebens bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Bauern, Bonzen und Bomben“. Der Werdegang Rudolf Ditzens dient nur zum Verständnis des Entstehens seines Romans. Des weiteren gebe ich einen ausführlichen Überblick über die geschichtlichen Hintergründe sowohl der Weimarer Republik im Allgemeinen als auch Schleswig-Holsteins im Besonderen, um die Romanhandlung zu verdeutlichen. Hierbei wird Entstehen und Verlauf des sogenannten Landvolkaufstandes detailliert dargestellt, basierend auf der Entwicklung der Landwirtschaft und der konkreten wirtschaftlichen Situation auf dem Lande und in Kleinstädten wie Neumünster. Hier werde ich die soziologischen Hintergründe zum Verständnis des Romans verdeutlichen, denn die Protagonisten und ihre Handlungen sind besser zu verstehen, wenn man den Kontext ihres Handelns im Rahmen der damaligen Situation kennt. Nach diesen Ausführungen gehe ich auf den Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“ ein, indem ich die Entstehungsgeschichte und Rezeption beschreibe und auf seine Protagonisten eingehe. Weitere Personen des Romans werde ich nur insofern behandeln, als sie entweder real existierenden Personen nachempfunden sind oder aber soziologische Verhaltensweisen dieser Zeit reflektieren. Die Rezeption des Romans teile ich in vier Abschnitte auf: Erstens behandle ich die zeitgenössische Kritik und Aufnahme des Romans in der Weimarer Republik. Des weiteren die Rezeption sowohl in der Literaturkritik der DDR als auch die in der Bundesrepublik Deutschland, schliesslich die Aufnahme im wiedervereinten Deutschland und im Ausland ab 1990. Da es in den USA ein von deutschen Literaturwissenschaftlern umstrittenes Essay zur „politischen Korrektheit“ von „Bauern, Bonzen und Bomben“ gibt, werde ich mich auch darauf beziehen. Die Bedeutung des Romans „Bauern, Bonzen und Bomben“ im Gesamtwerk Hans Falladas werde ich kurz analysieren. Abschließend widme ich mich der Frage, ob Hans Fallada mit seinem Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“ einen politischen Roman geschrieben hat.
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Thema: Historische, biografische und soziologische
Voraussetzungen zum Verständnis von Hans Falladas Roman
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5. REZEPTION DES ROMANS 57
5.1. Zeitgenössische Kritik
5.1.1. Kritik von links
5.1.2. Kritik von rechts
5.2. „BAUERN, BONZEN UND BOMBEN“ in der DDR62
5.3. „BAUERN, BONZEN UND BOMBEN“ in der Bundesrepublik Deutschland63
5.4. „BAUERN, BONZEN UND BOMBEN“ seit 1990
5.4.1. „BAUERN, BONZEN UND BOMBEN“ in den USA
5.4.2. Die Hans-Fallada-Gesellschaft in Carwitz
6. ZUM STELLENWERT VON „BAUERN, BONZEN UND BOMBEN“ IM
GESAMTWERK HANS FALLADAS 68
7. HAT FALLADA MIT „BAUERN, BONZEN UND BOMBEN“ EINEN
POLITISCHEN ROMAN GESCHRIEBEN ? 69
8.SCHLUSSWORT 72
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Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Hans Falladas Werk „Bauern, Bonzen und Bomben“ sowie den historischen, biografischen und soziologischen Voraussetzungen zum Verständnis des Romans. Konzeptionell hat mich die 1978 erschienene Materialsammlung von Dieter Mayer „Hans Fallada: ‚Kleiner Mann - was nun ?’. Historische, soziologische, biografische und literaturgeschichtliche Materialien zum Verständnis des Romans1“ inspiriert, da mir seine Methode, neben der unmittelbaren Text- und Autorenbezogenheit auch die Stellung des Romans in seinem geschichtlichen und sozialen Kontext zu berücksichtigen, vorbildlich erscheint. Natürlich ist dieses Werk inhaltlich, nach 27 Jahren, nicht mehr auf dem neusten Forschungsstand, so dass ichzumal es sich bei meiner Arbeit auch um einen anderen Roman Falladas handelt - hier auf neuere Veröffentlichungen zurückgreife. Insbesondere die von der Hans-Fallada-Gesellschaft in Carwitz herausgegebenen Jahrbücher und Mitteilungsblätter, die regelmäßig über die neuesten Ergebnisse der Falladaforschung berichten, waren hierbei eine große und unentbehrliche Hilfe. Leider war es mir aus zeitlichen Gründen nicht möglich, im umfangreichen Fallada-Archiv zu arbeiten.
Als erstes stelle ich die biografischen Eckpunkte im Leben von Rudolf Ditzen, welcher sich als Autor Hans Fallada nannte, dar. Sofern es sich um das private Leben handelt, werde ich Fallada mit seinem bürgerlichen Namen Rudolf Ditzen benennen. In den Kapiteln, welche sich mit seinem literarischen Schaffen befassen, nenne ich ihn bei seinem Schriftstellernamen Hans Fallada.
Zunächst werde ich die veröffentlichten Biografien Hans Falladas und ihre Autoren kurz vorstellen, um einen Überblick über die unterschiedlichen
1Siehe: Mayer, Dieter: „Hans Fallada: ‚Kleiner Mann - was nun ?’. Historische, soziologische,
biografische und literaturgeschichtliche Materialien zum Verständnis des Romans. Literatur und
Geschichte; Unterrichtsmodelle. Frankfurt am Main, Berlin, München: Diesterweg, 1978.
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Sichtweisen und Arbeitsmethoden in diesen Werken zu geben. Dann folgt eine ausführliche Darstellung seines Lebens bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Bauern, Bonzen und Bomben“. Der Werdegang Rudolf Ditzens dient nur zum Verständnis des Entstehens seines Romans, psychoanalytischer Rückschlüsse enthalte ich mich, weil meiner Meinung nach der Erkenntniswert für das Verständnis des Romans spekulativ sein müsste. Die Zeit bis zu seinem Tode werde ich nicht darstellen, da sie für den Roman nicht weiter relevant ist.
Des weiteren gebe ich einen ausführlichen Überblick über die geschichtlichen Hintergründe sowohl der Weimarer Republik im Allgemeinen als auch Schleswig-Holsteins im Besonderen, um die Romanhandlung zu verdeutlichen. Hierbei wird Entstehen und Verlauf des sogenannten Landvolkaufstandes detailliert dargestellt, basierend auf der Entwicklung der Landwirtschaft und der konkreten wirtschaftlichen Situation auf dem Lande und in Kleinstädten wie Neumünster.
Hier werde ich die soziologischen Hintergründe zum Verständnis des Romans verdeutlichen, denn die Protagonisten und ihre Handlungen sind besser zu verstehen, wenn man den Kontext ihres Handelns im Rahmen der damaligen Situation kennt.
Nach diesen Ausführungen gehe ich auf den Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“ ein, indem ich die Entstehungsgeschichte und Rezeption beschreibe und auf seine Protagonisten Tredup, Gareis und Stuff eingehe. Weitere Personen des Romans werde ich nur insofern behandeln, als sie entweder real existierenden Personen nachempfunden sind oder aber soziologische Verhaltensweisen dieser Zeit reflektieren. Auf eine inhaltliche
Zusammenfassung verzichte ich, da ich diese als bekannt voraus setze.
Die Rezeption des Romans teile ich in vier Abschnitte auf: Erstens behandle ich die zeitgenössische Kritik und Aufnahme des Romans in der Weimarer Republik. Des weiteren die Rezeption sowohl in der Literaturkritik der DDR als auch die in der Bundesrepublik Deutschland, schliesslich die Aufnahme im
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wiedervereinten Deutschland und im Ausland ab 1990. Da es in den USA ein von deutschen Literaturwissenschaftlern umstrittenes Essay zur „politischen Korrektheit“ von „Bauern, Bonzen und Bomben“ gibt, werde ich mich auch darauf beziehen.
Des weiteren beschreibe ich kurz die Hans-Fallada-Gesellschaft in Carwitz sowie den heutigen Stand der Forschung.
Die Bedeutung des Romans „Bauern, Bonzen und Bomben“ im Gesamtwerk Hans Falladas werde ich kurz analysieren. Abschließend widme ich mich der Frage, ob Hans Fallada mit seinem Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“ einen politischen Roman geschrieben hat.
Im Schlusswort befasse ich mich noch einmal mit der Themenstellung dieser Arbeit und mit den besonderen Umständen bei meiner Bearbeitung dieses Romans.
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Die hier dargestellte Biografie Rudolf Ditzens soll zum Verständnis seines Werdegangs führen, ohne jedoch auf die Motive seines literarischen Schaffens in Bezug auf seine mögliche psychische Verfassung einzugehen. Auch wenn davon auszugehen ist, dass aufgrund seiner kindlichen Sozialisation und seiner pubertären Erfahrungen viele Verhaltensweisen Ditzens erklärbar sind, enthalte ich mich einer psychoanalytischen Beurteilung, da diese zum einen nicht relevant für meine Themenstellung ist und zum anderen ich mich nicht kompetent fühle in, medizinisch-psychologischen Kriterien zu urteilen.
Hier stimme ich Gunnar Müller-Waldeck zu, der bemerkte: „Zugestanden sei, dass die Biographie Falladas sicher manchen verlockt zu psychoanalytischer Literaturbetrachtung: War das nicht ein Mann, der lediglich seine Neurosen zu Papier gebracht und daraus Bücher entwickelt hat ? Ich denke, die Warnung vor solchem Denkmodell kann nicht kräftig genug ausfallen: Die Kompliziertheit der vielfältigen Vermittlungen zwischen Biographie und literarischem Schaffen ist eminent - generell und bei jedem Autor natürlich - und gehört zu den riskantesten Forschungsfeldern überhaupt.“2
2Siehe: Müller-Waldeck; Gunnar: Fragen um Hans Fallada. In: Hans Fallada. Beiträge zu
Leben und Werk, Rostock 1993, S. 10.
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Über Hans Fallada/ Rudolf Ditzen sind seit seinem Tode einige bedeutende Biografien geschrieben worden. Er selbst schrieb die autobiografisch geprägten Schriften „Damals bei uns daheim“ und „Heute bei uns zu Haus“, welche allerdings als gesicherte Grundlage für eine Biografie nicht zuverlässig genug sind. Allein der Untertitel beider Werke deutet darauf hin: „Erfahrenes und Erfundenes“3.
Biografen wie Manthey, Crepon und Liersch haben jedoch Darstellungen aus Ditzens <Erinnerungen> unbesehen übernommen. So wurde zum Beispiel die Selbsteinschätzung Ditzens, dass er „ein geborener Pechvogel war“4übernommen. Ditzen stellt sich mit dieser Aussage als unfallgefährdet oder als vom Missgeschick verfolgt dar. „(...). Mit diesem bequemen Etikett wird ein Individuum unter Umgehung jeder weiteren Erörterung einem
wiedererkennbaren <Typus> zugeordnet. Über den Betroffenen ist damit jedoch herzlich wenig ausgesagt, zudem sind alle anderen Menschen ihrer Verantwortung in dieser Angelegenheit entbunden.“5
Nachfolgend stelle ich die wichtigsten Werke und die Autoren der Fallada-Biografien vor und begründe, weshalb ich mich hauptsächlich auf die Biografie „Mehr Leben als eins. Hans Fallada“6von Jenny Williams stütze.
In der 1963 erschienenen Biographie von Jürgen Manthey wird Ditzen als Opfer einer autoritären, repressiven Erziehung angesehen, die in ihm Schuldgefühle und das Verlangen nach Selbstzerstörung weckte.7Allerdings werden kritiklos Elemente aus „Damals“ übernommen.
3Siehe: Fallada, Hans: Damals bei uns daheim.
4Vgl.: Fallada: Damals, S. 332.
5Siehe: Williams, S. 25.
6Williams, Jenny: Mehr Leben als eins. Hans Fallada. 1. Auflage. Berlin: Aufbau-Verlag, 2004.
7Siehe: Williams, S. 13.
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1972 erscheint das Werk Alfred Gesslers „Hans Fallada. Sein Leben und Werk“8in der DDR. Gessler sieht Fallada als Aussenseiter, der die in der Gesellschaft wirkenden Kräfte nicht verstand, aber das Bild des Kleinbürgers getreulich nachzeichnen konnte. Hier liegt nach seiner Meinung Falladas Erfolg begründet.9
Tom Crepon bezeichnet sein 1978 in der DDR erschienenes Werk „Leben und Tode des Hans Fallada“ im Vorwort nicht „als wissenschaftliche Monographie, sondern als Lebensbericht, in dem das Authentische überwiegt, als Versuch, dem Lebensweg Rudolf Ditzens nachzuspüren, Situationen, Schauplätze und Gespräche nachzuempfinden, die diesen Weg markieren.“10Crepon beschreibt Hans Falladas Leben im wesentlichen wohlwollend, allerdings füllt er die in den Quellen auftretenden Lücken mit freien Rekonstruktionen.
Werner Liersch veröffentlichte 1981 in der DDR die Biografie „Hans Fallada. Sein großes kleines Leben“11. Von seinem marxistischen Standpunkt aus, sieht er Rudolf Ditzen als von einer besonderen sozio-historischen Situation geprägt an. Gesellschaftliche und historische Einflüsse sind seiner Meinung nach für die Krankheiten und das Suchtverhalten Ditzens verantwortlich und nicht genetische oder psychische Faktoren.
Sowohl Crepon als auch Liersch wollen kein Urteil abliefern, sondern eine neue Grundlage für eine Beschäftigung mit Fallada geben.
1997 erschien die Biografie von Cecilia von Studnitz: „Es war wie ein Rausch. Fallada und sein Leben“12. Ihre Darstellung stützt sich weitgehend auf Zitate aus Ditzens Werk und auf bereits veröffentlichte Biografien, insbesondere auf
8Gessler, Alfred: Hans Fallada. Leben und Werk. A.a.O.: 1972.
9Vgl.: Williams, S. 11.
10Vgl: Crepon, Tom: Leben und Tode des Hans Fallada. a.a.O.: 1978, S. 5.
11Siehe: Liersch, Werner: Hans Fallada. Sein großes kleines Leben. a.a.O.: 1981.
12Siehe: Von Studnitz, Cecilia: Es war wie ein Rausch. Fallada und sein Leben. A.a.o.: 1997.