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Acht Dreiecksgeschichten zum Thema Liebe: Ob im Fahrstuhl oder im Konzertsaal, in Paris oder in New York, immer ist es dieser Moment, in dem die Luft dünner wird und aus dem Nebel des alltäglichen Beziehungs-Einerlei ein lockender Berggipfel auftaucht - zum Greifen nah. Nichts ist mehr wie zuvor. Lässt sich der gordische Knoten aus Liebe, Erotik, Konflikt und Moral zerschlagen? In jeder Geschichte knistert es vor Leidenschaft und verzwickten Gefühlen.
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Seitenzahl: 302
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Melanie Zipperer
Höhenrausch
Nach dem Auseinandergehen
Ich war mir nicht sicher ob ich diejenige liebte die in dir war oder eine andere eine, die ich für mich erfunden hatte.
Ich war mir nicht sicher.
Nur dessen war ich mir sicher: dass deine Liebe mich erhielt und mich erfüllte und mich verschlang.
„Wie lange müssen wir denn noch warten?“ Michael schaute erneut auf seine Armbanduhr, nur um festzustellen, dass seit seinem letzten Blick noch keine halbe Minute vergangen war.
„Jetzt sei doch nicht so ungeduldig. Du siehst doch, dass der Fahrstuhl noch gar nicht hier sein kann.“ Mit einer schnellen Handbewegung, die ihre rot lackierten Fingernägel wie kleine Punkte in der Luft aufblitzen ließ, deutete Betsy auf eine lange Reihe von Ziffern über der geschlossenen Tür des Lifts. Die 21 leuchtete gerade grün auf.
„Na, das kann ja dann noch ewig dauern“, murrte er, drehte sich um und blickte unruhig durch die Hotellobby. „Wir werden zu spät kommen. Die Show fängt um sieben Uhr an. Wenn du nicht so lange in dem verdammten Schuhladen geblieben wärst...“
„Wir haben genug Zeit“, entgegnete Betsy, scheinbar gelassen. Dabei musste sie sich anstrengen, um seine Kritik und den vorwurfsvollen Tonfall, in dem er sie geäußert hatte, zu überhören.
Sie ließ eine sperrige Einkaufstüte von ihrer Schulter gleiten und stellte sie stolz vor sich ab. „Alles 50 Prozent runtergesetzt. Hat sich gelohnt.“
„Es ist Freitagabend“, fuhr Michael unbeirrt fort, „da kriegst du kein freies Taxi weit und breit. Es ist eben immer dasselbe mit dir. Immer sind wir überall zu spät.“ Er seufzte missbilligend und ihrer Meinung nach viel lauter, als es ihr Schuhkauf und die damit verbrachte Zeit verdient hatten.
„Normalerweise muss man dafür 450 Dollar hinblättern. So eine Gelegenheit kann ich mir doch nicht entgehen lassen“, verteidigte Betsy sich und schaute wieder nach oben. Ziffer 18 leuchtete nun grün auf.
„Dieser bescheuerte Modewahn“, entgegnete er. Seine Augen richteten sich ebenfalls auf die 18. „Meine Schuhe kosten nie mehr als 80 Dollar.“
„Ja, so sehen die auch aus“, sagte sie schnippisch und schob ihre Pupillen in ihre Augenwinkel und auf seine Schuhe. Sie waren vorne rund und hatten keine Schnürsenkel. So konnte er jeden Morgen in sie hineinschlüpfen, ohne sich bücken zu müssen. Beim Anblick seiner schiefen Absätze zog sich ihr Magen leicht zusammen. So wie seine Schuhe war auch er: bequem, billig und unscheinbar. Sie spürte bereits, wie gleich ihre eben noch so selbstsicher vorgetäuschte Geduld einer tiefen Bitterkeit weichen würde. Einer Bitterkeit über ihn und ihr Leben mit ihm, die sich im Laufe der Jahre leise aber stetig in sie hineingefressen hatte, und die sie trotz aller Gespräche, Versuche und Neuanfänge nicht mehr losgeworden war.
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