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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Theologie - Praktische Theologie, Note: 2,0, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Institut für Praktische Theologie), Veranstaltung: Homiletisch-liturgisches Seminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Text 1. Petrus 3,8-17 ist ein Textabschnitt, dem ich bisher noch nicht sehr häufig begegnet bin. Was mir als erstes auffällt an dieser in der Lutherbibel mit „Mahnungen an die ganze Gemeinde“ überschriebenen Perikope, sind die vielen Imperative: Seid gleichgesinnt, mitleidig, (...) (Vers 8), vergeltet nicht (...) sondern segnet (Vers 9), fürchtet euch nicht (...) und erschreckt nicht (Vers 14), heiligt (....) den Herrn, seid allezeit bereit (Vers 15). Die Überschrift in der Lutherbibel ist also zurecht gewählt: Es liegt eine sehr ermahnende Perikope vor. Zu Vers 9 kommt mir die Redewendung „wie du mir, so ich dir“ in den Sinn. Oft denkt und handelt man nach diesem Prinzip, weil man es für gerecht hält, gleiches mit Gleichem zu vergelten, vielleicht getreu dem alttestamentlichen „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (vgl. Ex. 21,24). Der Text fordert jedoch das genaue Gegenteil, nämlich auszusteigen aus dem Hin und Her (auch verbaler) Gewalt und Gegengewalt. Statt dessen soll durch Segnen dieser Teufelskreis durchbrochen werden. Doch steckt in dieser Aufforderung noch mehr: Nicht nur ein Überwinden dieses Hin und Her, das zu nichts führt, sondern auch eine Art Vorbildcharakter kommt zum Ausdruck: Anstatt in die gleichen Denk- und Handlungsmuster zu verfallen wie andere, soll der Christ dem einen anderen Weg entgegenhalten, denn er ist zum Segen berufen. Vers 12 erinnert mich an die Gegenwart Gottes und an sein Wissen um alle Menschen: Er weiß Bescheid über Gerechte und Böse. Das bedeutet: Er ist da, nicht fern und uninteressiert an Welt und Menschen, sondern gegenwärtig und er setzt sich mit ihnen auseinander: Er beobachtet die Gerechten und erhört ihre Gebete; er tritt denen entgegen, die Böses tun. Zugleich wirft dieser letzte Punkt aber auch die Frage auf, weshalb Gott so oft scheinbar tatenlos zusieht, wenn Böses geschieht.
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Der Text 1. Petrus 3,8-17 ist ein Textabschnitt, dem ich bisher noch nicht sehr häufig begegnet bin. Was mir als erstes auffällt an dieser in der Lutherbibel mit „Mahnungen an die ganze Gemeinde“ überschriebenen Perikope, sind die vielen Imperative: Seid gleichgesinnt, mitleidig, (...) (Vers 8), vergeltet nicht (...) sondern segnet (Vers 9), fürchtet euch nicht (...) und erschreckt nicht (Vers 14), heiligt (....) den Herrn, seid allezeit bereit (Vers 15). Die Überschrift in der Lutherbibel ist also zurecht gewählt: Es liegt eine sehr ermahnende Perikope vor.
Zu Vers 9 kommt mir die Redewendung „wie du mir, so ich dir“ in den Sinn. Oft denkt und handelt man nach diesem Prinzip, weil man es für gerecht hält, gleiches mit Gleichem zu vergelten, vielleicht getreu dem alttestamentlichen „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (vgl. Ex. 21,24). Der Text fordert jedoch das genaue Gegenteil, nämlich auszusteigen aus dem Hin und Her (auch verbaler) Gewalt und Gegengewalt. Statt dessen soll durch Segnen dieser Teufelskreis durchbrochen werden.
Doch steckt in dieser Aufforderung noch mehr: Nicht nur ein Überwinden dieses Hin und Her, das zu nichts führt, sondern auch eine Art Vorbildcharakter kommt zum Ausdruck: Anstatt in die gleichen Denk- und Handlungsmuster zu verfallen wie andere, soll der Christ dem einen anderen Weg entgegenhalten, denn er ist zum Segen berufen. Vers 12 erinnert mich an die Gegenwart Gottes und an sein Wissen um alle Menschen: Er weiß Bescheid über Gerechte und Böse. Das bedeutet: Er ist da, nicht fern und uninteressiert an Welt und Menschen, sondern gegenwärtig und er setzt sich mit ihnen auseinander: Er beobachtet die Gerechten und erhört ihre Gebete; er tritt denen entgegen, die Böses tun. Zugleich wirft dieser letzte Punkt aber auch die Frage auf, weshalb Gott so oft scheinbar tatenlos zusieht, wenn Böses geschieht.
Vers 14 führt mir die Situation der angeschriebenen Gemeinden und die Situation der heutigen Gemeinde, in der ich diesen Text predigen werde in ihrer Unterschiedlichkeit vor Augen: Im Text ist die Rede vom Leiden um der Gerechtigkeit willen und von furchteinflößenden Drohungen. Vers 16 redet schließlich noch von Verleumdungen und Schmähungen. Dies alles trifft auf die Gemeinde, die im Gottesdienst versammelt sein wird, nicht zu. Überhaupt sind Verfolgungen, Bedrohungen und Leiden „um der Gerechtigkeit willen“ in unserer Zeit und unseren Breiten selten geworden - zumindest in der Form, wie sie