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Ohne Murks durchs erste Lebensjahr - das erwartet dich im Buch: Welche Inhaltsstoffe es gibt, wofür sie sind und ob sie für Babyhaut geeignet sind. • Lerne, wie man die INCI-Liste liest und besser versteht. • Ausführliche Auflistungen von bedenklichen oder unnötigen Inhaltsstoffen in Kosmetika. • Aktuelle wissenschaftliche Studien verständlich erklärt - auch wenn man in Chemie nicht aufgepasst hat. • Extra-Wissen: Welche Funktion haben Silikone im Shampoo oder warum weißeln manche Sonnencremes u.v.m. • Unabhängige Produktempfehlungen, die dir deine Kaufentscheidung erleichtern. • Wissenswertes auch für Hebammen, Eltern mit älteren Kindern oder Menschen mit empfindlicher Haut. Produkte fürs Baby — Inhaltsstoffe analysiert und bewertet Hast du schon mal vor dem Regal in der Drogerie gestanden und dich von dem Angebot einfach überfordert gefühlt? Das erste Jahr mit Baby ist so aufregend, voller neuer Eindrücke — aber auch voller Verantwortung. Plötzlich heißt es für dich als Mama oder Papa, das Richtige für diesen kleinen, sensiblen Menschen auszusuchen, der ganz andere Bedürfnisse hat als du. Es ist normal, wenn du verunsichert bist Gerade im ersten Jahr mit Baby ist man schier erschlagen von dem Angebot an Windeln, Feuchttüchern, Cremes oder Säuglingsanfangsmilch. Die wenigsten wissen, was genau drin ist in Babykosmetik & Co. Und überhaupt: Was genau sind denn Schadstoffe? Gibt es wirklich so viele bedenkliche Inhaltsstoffe und wie erkenne ich sie? Wie und mit welchen Produkten schütze ich mein Baby im ersten Jahr vor Sonnenstrahlung? Welche Zahnpasta ist die richtige für die ersten Zähnchen? Welche Art von Windeln macht Sinn? Was verbirgt sich hinter den kryptischen INCI-Bezeichnungen? Anni, Bioanalytikerin und Mutter, hat alle relevanten Produkte unter die Lupe genommen und auf ihre Inhaltsstoffe geprüft. Analysen, Tipps und Empfehlungen Ann-Kathrin Ortmann ist Anni von dem beliebten Instagramkanal @annisbuntewelt. Sie analysiert wissenschaftlich fundiert seit über fünf Jahren die Inhaltsstoffe von Babyprodukten und teilt ihre Ergebnisse und Analysen regelmäßig mit ihren Follower*innen. Wertvolle Tipps und Empfehlungen — nicht nur für Eltern!
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Seitenzahl: 238
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Wie alles begann
Das erste Jahr
So geht ihr mit diesem Buch um
Kapitel 1 Inhaltsstoffein Kosmetika
Kosmetika und die Kennzeichnung ihrer Inhaltsstoffe
INCI-Bezeichnungen verstehen
Lösungsmittel
Tenside
Konservierungsmittel
Duftstoffe
Wie tauglich sind Apps für den INCI-Check?
Kapitel 2 Schadstoffe
Was ist eigentlich ein Schadstoff?
Wer entscheidet, was Schadstoffe sind und was nicht?
Wie gelangen Schadstoffe in Kosmetika und andere Produkte?
Pestizidrückstände in Lebensmitteln
Mineralölrückstände in Säuglingsnahrung
Formaldehyd in Kindertellern
Kapitel 3 Feuchttücher
Feuchttücher aus Lyocell statt aus Synthetikfasern
Vliesstoff aus Polyester
Vliesstoff aus Viskose
Vliesstoff aus Lyocell
Chlorfrei gebleichte Feuchttücher verwenden
Konservierungsmittel in Feuchttüchern: so wenig wie möglich und so viel wie nötig
Feuchttücher ohne Duftstoffe
Kapitel 4 Windeln
Die Gütesiegel
GOTS
Blauer Engel
OEKO-TEX®
Unnötige Inhaltsstoffe vermeiden
Frei von bedenklichen Inhaltsstoffen
Verträglichkeit und optimale Passform für dein Kind
Kapitel 5 Pflege- und Wundschutzcremes
Potenzielle Allergene
Möglichst frei von Paraffinen
„Gute“ und „schlechte“ Alkohole
Pflegecremes für bestimmte Körperbereiche
Körper- und Gesichtscremes
Wundschutzcremes
Handcremes
Lippenpflege
Wind- und Wettercremes
Kapitel 6 Shampoos, Duschgele und Seifen
Milde Tenside
Ohne Silikone
Frei von unnötigen und bedenklichen Inhaltsstoffen
Kapitel 7 Sonnenschutz im ersten Lebensjahr
Direkte Sonneneinstrahlung meiden
Schutzkleidung
Der australisch-neuseeländische Standard (AS/NZS 4399:1996)
Der Standard EN 13758-1 (Europa) und AATCC (Amerika)
Der Standard 801
Sonnenschutzmittel und ihre UV-Filter
Frei von unnötigen Inhaltsstoffen
Ausreichender Schutzfaktor
Unbedenkliche UV-Filter
Kapitel 8 Zahnpasta
Fluorid in Zahnpasta
Milde Tenside
Frei von Zucker und anderen unnötigen Inhaltsstoffen
Putzkörper ohne Titandioxid oder Kunststoffe
ZUSATZKAPITEL SÄUGLINGS Anfangsmilch
Optimalerweise mit Arachidonsäure
Optional mit Biotika, Taurin und Nukleotiden
Präbiotische Oligosaccharide
Bakterienkulturen
Taurin
Nukleotide
Frei von Fremd- und Schadstoffen
Fettumwandlungsprodukte
Mineralölrückstände
Perchlorat und Chlorat aus Desinfektionsmitteln
Schwermetalle, Schimmelpilzgifte, Weichmacher oder Krankheitserreger
Selbst-Check Säuglingsanfangsmilch
Checkliste Säuglingsanfangsmilch
Verpflichtende Inhaltsstoffe 158
Optionale Inhaltsstoffe 158
Zum Schluss
Danke
Über die Autorin
Abkürzungsverzeichnis
Quellenverzeichnis
Online
Aus Publikationen
Impressum
Es ist Sommer 2018. Ich stehe in der Drogerie vor diesem Regal. Vor diesem voll befüllten, großen Regal. Von oben bis unten bestückt mit Sonnenschutzmitteln. Mir war noch nie zuvor aufgefallen, wie viele es zur Auswahl gibt: Cremes der hauseigenen Marke, Naturkosmetik-Varianten, Sprays bekannter großer Kosmetikmarken … oder doch lieber ein Gel, eine Milch oder die daneben? Eine für Erwachsene, eine sensitive oder vielleicht die für Babys? Oder nicht lieber doch die im Regal darunter mit dem Aufkleber „Note sehr gut“?
Da steh ich also nun und bin völlig überfordert. Überfordert von der riesigen Auswahl an Produkten. Wollte ich doch eigentlich nur schnell eine Sonnencreme für meinen einjährigen Sohn mitnehmen. Das kann ja wohl nicht so schwer sein. (Schnell. Einfach. Wie naiv ich doch war.) Ich stehe und schaue. Stehe und lese. Inspiziere jede Verpackung nach möglichen Hinweisen, die mir bei meiner Kaufentscheidung weiterhelfen könnten.
Nach minutenlanger Inspektion unterschiedlichster Cremes, Lotionen und Sprays fängt mein Kind an, zu weinen. Na super, dabei habe ich noch nicht mal die Hälfte der Produkte untersucht. Gestresst und überfordert schnappe ich mir die nächstbeste Creme, die ich gerade angeschaut hab. Auf der Verpackung der Hinweis „für sensible Baby-Haut“. Gut, dann wird das schon stimmen. Ich verlasse erleichtert die Drogerie mit einem Produkt für sensible Babyhaut und einem schreienden Kind.
Mein 2022-Ich hätte mir geraten, diese Sonnencreme wieder zurückzubringen. Und mein 2018-Ich wäre sehr froh darüber gewesen, die Informationen meines 2022-Ich gehabt zu haben.
Das alles ist nun vier Jahre her. Vier Jahre, in denen ich angefangen habe, Produkte und Inhaltsstoffe zu analysieren und zu bewerten, die Werbeversprechen gewohnter Marken zu hinterfragen und mir in diesem übergroßen Angebot an Produkten eine Übersicht zu verschaffen.
Ich begann, wissenschaftliche Publikationen und Beurteilungen von chemischen Stoffen zu lesen, machte ich das doch sowieso jeden Tag als Bioanalytikerin. Ich teilte meine Recherchen in den sozialen Medien und die Resonanz war riesig. Wie finde ich die passende Sonnencreme, welche Inhaltsstoffe stecken eigentlich in Zahnpasta und wo verstecken sich bedenkliche oder allergene Inhaltsstoffe? All diese und ähnliche Fragen trieben mich weiter an, nach Antworten zu suchen und diese zu teilen.
Und ich begriff schnell: Mein 2018-Ich ist nicht allein.
Hi, ich bin Anni, 35 Jahre alt, Mama, Ehefrau, Bioanalytikerin und seit nun mehr als einem Jahr Influencerin und ich möchte euch helfen, Inhaltsstoffe zu verstehen, und zeigen, auf was beim Kauf von Produkten geachtet werden sollte.
Ich habe die Inhalte dieses Buches mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Jedoch kann ich nicht gewährleisten, dass alle Informationen vollständig und aktuell sind. Denn Wissenschaft ist stets in Bewegung und baut auf vorhandenen Erkenntnissen auf. Das bedeutet, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse, über die ich hier geschrieben habe, schon morgen nichtig sein könnten. Das gilt auch für die Produktempfehlungen, die ihr in den verschiedenen Kapiteln finden werdet. Alle Produkt-Checks und Bewertungen wurden unabhängig im November 2022 ermittelt und stehen in keinem Zusammenhang mit Kooperationen.
Da liegt es nun vor uns, klein, hilflos und einfach perfekt! Ein kleines Wesen, das unsere Welt von einem Moment auf den anderen auf den Kopf stellt. Ein Kind, für das wir ab sofort die Verantwortung tragen. Eine große Verantwortung, auf die uns keiner vorbereiten kann. Klar, wird uns vorher viel über das Leben mit einem Kind erzählt, gefühlt jeder hat einen wichtigen Ratschlag oder eine clevere Lebensweisheit mitzuteilen.
Mit dem Kind werden aber nicht nur pure Liebe und Glück geliefert, im Gepäck sind auch Unsicherheit und die Frage, ob man alles richtig macht und machen wird. Mir hatte vor der Geburt meines Kindes auch keiner gesagt, dass es über 600 verschiedene Sonnencremes auf dem Markt gibt oder zig verschiedene Feuchttücher. Ich hatte das schlichtweg nicht wahrgenommen, habe ich diese Produkte zuvor ja auch kaum benötigt. Und da stecken wir plötzlich mittendrin im ersten Jahr, in dem sich eh schon alles verändert, und sollen uns auch noch mit den Inhaltsstoffen von Produkten für unser Kind beschäftigen, in der Hoffnung, das Beste auszuwählen?
Soll es die Windel aus der Werbung sein oder doch lieber die für sensitive Babyhaut? Brauche ich eigentlich Feuchttücher? Und wenn ja, nehme ich die mit viel Wasser oder doch die, die ein „Kein Plastik“-Zeichen auf der Verpackung haben? Was bedeutet das Plastik-Zeichen denn überhaupt und ist das jetzt bedenklich, wenn ich welche ohne das Zeichen nehme? Was ist mit Shampoo? Brauche ich da extra eines für Kinder? Und muss ich da jetzt das teure nehmen oder reicht es aus, wenn ich die Drogerie-Eigenmarke nehme? Ist das günstigere jetzt schlechter oder ungesünder?
Ich könnte ungehindert so weitermachen, denn auch ich hatte die gleichen Fragen. Ich hatte nur niemanden, der sie mir beantworten konnte. Zumindest nicht so, dass ich zufrieden war. Mein Glück dabei ist, dass es uns allen so geht! Wir stehen alle gestresst, übermüdet und unsicher vor den Regalen und haben keinen blassen Schimmer, was nun „gut“ und was „schlecht“ ist. Diesen Unsicherheiten, diesem Überangebot an Produkten und dem Anspruch, nur das Beste für unser Kind zu wollen, ist nun dieses Buch zu verdanken.
Alle Unsicherheiten kann ich euch nicht nehmen, ich werde hier zwar Kaufempfehlungen für Marken oder konkrete Produkte liefern, werde euch jedoch keine verbindlichen Ratschläge erteilen. Ich werde euch darin stärken, zu erkennen, welche Produkte für euch die Richtigen sind (denn ein perfektes Produkt für mich muss nicht zwingend das perfekte Produkt für dich sein). Ich möchte euch zeigen, auf welche Inhaltsstoffe geachtet werden sollte und wo es gute Quellen gibt, um sich weiter zu informieren. Ich möchte, dass ihr aufgrund dieses Buches selbstbewusst durch die Drogerie geht –mit Wissen, was ihr da gerade in der Hand haltet.
Ich möchte euch zufriedenstellende Antworten liefern, denn im ersten Jahr mit Baby gibt es so viel Schöneres, so viel Aufregenderes und so viel Wichtigeres als schwierige Entscheidungen über die Wahl der Feuchttücher, der Sonnencreme oder der Anfangsmilch!
Wir benutzen sie fast täglich: Shampoo, Seife, Make-up, Zahnpasta oder auch Cremes. Kosmetika sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Allein in unseren Badeschränken befinden sich durchschnittlich über 40 verschiedene Kosmetikprodukte (also in denen der Frauen, in der Studie wurden leider keine Männer befragt).1 Das Gute: Diese Sammelfreudigkeit nimmt mit dem Alter ab.
Hinweis: Viele der Definitionen und Aussagen, die in diesem Buch zu finden sind, sind nicht meine Meinung, sondern Fakten oder Feststellungen, die bereits von Wissenschaftler*innen und anderen Quellen veröffentlicht wurden. Erkennbar sind diese an den hochgestellten Zahlen nach den Sätzen oder Abschnitten. Die Verweise auf die Originaltexte befinden sich im Kapitel Quellenangaben, ganz hinten im Buch.
Inhaltsstoffe (engl.: Ingredients) sind Stoffe, welche in Lebensmitteln, Kosmetika oder anderen Produkten enthalten sind. Bei Kosmetika sind die Inhaltstoffe meist direkt auf der Produktrückseite auf der Verpackung oder im Beipackzettel zu finden (Abb. 1). Dabei müssen alle bei der Herstellung verwendeten und im Fertigprodukt noch vorhandenen Inhaltsstoffe eines kosmetischen Produktes aufgelistet werden. Inhaltsstoffe, die während der Herstellung zum Einsatz kommen, aber nicht im fertigen Produkt enthalten sind, müssen nicht angegeben (deklariert) werden.
Dass die Inhaltsstoffe von Kosmetika mit seltsamen und meist unverständlichen Bezeichnungen angegeben werden, liegt an einer internationalen Vereinbarung – der INCI. INCI steht dabei für „Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe“ (engl.: International Nomenclature of Cosmetic Ingredients). Diese Vereinbarung ist gesetzlich verankert und Bestandteil der EU-Kosmetikverordnung.2 Sie informiert uns im Detail über die Inhaltsstoffe der Kosmetika und schafft damit ein hohes Maß an Klarheit und Transparenz, von der wir Verbraucher*innen und vor allem Allergiker*innen profitieren.3 Zudem sorgt die Verordnung dafür, dass wir die Inhaltsstofflisten in einer international vergleichbaren Form lesen können.
Das Kosmetikrecht in der Europäischen Union (EU) sieht vor, dass alle Bestandteile von Kosmetika in einer bestimmten Reihenfolge aufgeführt werden müssen. Dabei werden die Inhaltsstoffe nach ihrem Gewichtsanteil in abnehmender Reihenfolge aufgelistet. Je mehr von einer Substanz enthalten ist, desto weiter oben ist sie aufgeführt. Dies gilt für alle Inhaltsstoffe, die jeweils über 1 % des Inhalts ausmachen. Nur für Bestandteile, die weniger als 1 % des Inhalts ausmachen, ist diese Reihenfolge nicht vorgeschrieben. Besondere Regeln gelten für die Kennzeichnung von Duft- und Farbstoffen.2
Abb. 1: Beispiel für die Kennzeichnung eines kosmetischen Produkts. Neben der Liste der Bestandteile mit INCI-Namen müssen laut EU-Kosmetikverordnung auch die Menge, der Verwendungszweck, eine erreichbare EU-Anschrift, das Ursprungsland beim Import, die Chargennummer, die Verwendungsdauer nach dem Öffnen oder ein Mindesthaltbarkeitsdatum sowie Vorsichtsmaßnahmen für den Gebrauch des Produktes gut lesbar und deutlich sichtbar auf dem Produkt angegeben werden.4
Anders als Medikamente sind Kosmetikprodukte frei verkäuflich. Um zu gewährleisten, dass die Produkte, die auf dem europäischen Markt produziert und verkauft werden, dennoch sicher sind, gibt es in Europa seit 2009 eine Verordnung – die Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 des europäischen Parlamentes und Rates.2 Sie sorgt dafür, dass für jedes in Verkehr gebrachte kosmetische Mittel Folgendes eingehalten wird:5
Gewährleistung der Sicherheit für die Gesundheit
Ergreifung von Maßnahmen bei Verdacht der Gesundheitsgefahr
Einhaltung der guten HerstellungspraxisDurchlaufen einer Sicherheitsbewertung und Erstellen eines SicherheitsberichtsFührung einer ProduktinformationsdateiÜbermittlung notwendiger Angaben per Notifizierung an die EU-KommissionEinhaltung der Einschränkungen für bestimmte StoffeBeachtung der Bestimmungen zu TierversuchenKennzeichnung der Behältnisse und VerpackungenBeachtung der Vorschriften über Werbeaussagen Meldung unerwünschter WirkungenAuskunft gegenüber BehördenErgreifung von Maßnahmen bei Verdacht auf GesundheitsgefahrBevor also ein kosmetisches Produkt hier in Europa auf den Markt kommt, muss es diese strengen Kriterien erfüllen und die gesetzlichen Vorgaben der Kosmetikverordnung einhalten. Und, was ich auch noch als sehr wichtig ansehe: Die Verordnung unterliegt einer ständigen Änderung. Das heißt, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse können angepasst und neue Stoffe können erweitert oder gestrichen werden.
Als ich angefangen habe, mich mit den Inhaltsstoffen von kosmetischen Produkten auseinanderzusetzen, kamen mir anfangs die INCI-Bezeichnungen wie eine lange Liste aus aneinandergereihten kryptischen Worten vor. Das liegt daran, dass die Bezeichnungen meist mit ihren englischen oder lateinischen Bezeichnungen aufgeführt werden. So wird gewährleistet, dass die Bezeichnungen in einer international vergleichbaren Form vorliegen. Ich verspreche euch aber, dass je mehr wir uns damit beschäftigen, es immer leichter wird, diese zu entziffern und zu verstehen.
Die Grundprinzipien für die Bestimmung der INCI von Kosmetika sind hingegen sehr simpel. Zum einen sind die Hersteller verpflichtet, alle Inhaltsstoffe, die nach der Herstellung eines bestimmten Produktes enthaltenen Verbindungen in der INCI-Liste aufzuführen. Dabei sollten die „chemischen“ Stoffe unter der offiziellen englischen Bezeichnung aufgeführt werden, Pflanzenextrakte nach lateinischer Nomenklatur. Zum anderen muss die Reihenfolge, in der einzelne Bestandteile aufgeführt werden, ihren quantitativen Anteil an einem bestimmten Produkt widerspiegeln. INCI-Bestandteile, deren Konzentration im Erzeugnis weniger als 1 % beträgt, können dabei in beliebiger Reihenfolge am Ende der Liste aufgeführt werden.
Aktuell gibt es 26.491 verschiedene INCI-Bezeichnungen (Stand August 2022), auf die ich nicht alle eingehen werde, weil ich sie natürlich nicht alle kenne und da es viel zu viel Papier kosten würde, sie hier alle aufzulisten, und weil es zum Glück bereits eine solche Liste online gibt. Ihr findet diese Liste mit allen 26.491 INCI-Bezeichnungen von Adonis Amurensis Flower Extract bis Zymomonas Ferment Filtrate auf der Seite der Europäische Kommission.6
All diese Inhaltsstoffe von kosmetischen Produkten können grob in 4 Stoffgruppen unterteilt werden:
Ich gebe zu, hier den Überblick zu behalten, ist wirklich nicht leicht. Damit es besser verständlich ist, werde ich euch anhand zweier Beispiele die gängigsten Stoffklassen erklären. Ich habe hier Inhaltsstoffe zweier Shampoos, einmal mit typischen erdölbasierten Inhaltsstoffen (Abb. 2, links) und das andere mit Inhaltsstoffen auf pflanzlicher Basis (Abb. 2, rechts).
Abb. 2: Darstellung beispielhafter Inhaltsstoffe zweier Shampoos. Links die Inhaltsstoffe eines Shampoos mit tierischen und erdölbasierten Inhaltsstoffen, rechts mit Inhaltsstoffen pflanzlichen Ursprungs.
Die Inhaltsstoffe mit dem größten Gewichtsanteil stehen ganz oben als erstes auf der Liste. Wie auch in meinen Beispielen sind das oft Lösungsmittel wie Wasser oder Alkohole wie Ethanol, Benzol oder Glykol (und natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Lösungsmittel).
Lösungsmittel sind notwendig, um Wirkstoffe oder andere Inhaltsstoffe gut zu lösen, ohne dass es beim Lösevorgang zu chemischen Reaktionen zwischen dem Lösungsmittel, dem zu lösenden und dem gelösten Stoff kommt. Gelöste Inhaltsstoffe werden also durch das Lösungsmittel nicht chemisch verändert.
Dabei gilt (meistens): Similia similibus solvuntur (lat.: „Ähnliches löst sich in Ähnlichem“).
INCI Beispiele Lösungsmittel:
Acetone (Aceton, Propanon, Dimethylketon)Alcohol (Alkohol, Ethanol)Alcohol denat. (vergällter Alkohol, denaturierter Alkohol)Aqua (Wasser)Butylene Glycol (Butylenglykol)Ethyl Acetate (Essigsäureethylester)Glycol (Glykol)Isopropyl Alcohol (Isopropylalkohol)Propylene Glycol (Propylenglykol)Jetzt gibt es aber auch Inhaltsstoffe, wie Öle oder Fette, die nicht in Wasser gelöst werden können. Stellt euch das wie einen Tropfen Öl vor, den ihr in ein Glas Wasser gebt. Wasser und Öl vermischen sich dabei nicht und bilden zwei Phasen: das Wasser unten und der Tropfen Öl oben auf der Wasseroberfläche. Die Lösung ist eine Stoffgruppe, die dafür sorgt, dass sich diese zwei Phasen vermischen und eine Emulsion bilden – die Tenside. Dies gelingt ihnen, da ihre Struktur sowohl einen „wasserliebenden“ (hydrophilen) als auch einen „fettliebenden“ (lipophilen) Teil aufweisen (Abb. 3). Man sagt, sie sind amphiphil („beides liebend“).
Abb. 3: Schematische Darstellung von Tensiden in wässriger Phase. Durch Zusammenlagerung der amphiphilen Tensidmoleküle hat sich links eine mit Öl gefüllte Mizelle gebildet, rechts eine Mizelle, die statt Öl Luft eingeschlossen hat (Schaum). Unten sind Tensidmoleküle, die sich an die Oberfläche von Haut, Zähnen, Geschirr oder Textilien anheften und Feststoffe lösen und abtragen. Sie gelten daher als waschaktive Substanzen (Detergentien).
Mit dem lipophilen Teil lagern sie sich an der lipophilen Phase (Öl) und mit dem hydrophilen Teil ans Wasser gerichtet an. So entsteht eine Mizelle mit eingeschlossenem Öl. Wenn ich jetzt das Öl und das Wasser in meinem Glas inklusive der Tenside verrühre, wirken die Tenside hier als Emulgatoren und sorgen dafür, dass sich die beiden Phasen vermischen.
Die Tenside in den beiden Shampoos agieren aber nicht nur als Emulgatoren, sie erfüllen noch eine weitere nützliche Funktion bei der Haarwäsche: Sie entfernen Schmutzpartikel und Fettrückstände von unseren Haaren und der Kopfhaut, indem sie die Rückstände in ihren Mizellen einschließen und wir sie nun ganz einfach mit Wasser wegspülen können.
INCI-Beispiele Tenside:
Betaine (pflanzliches Nebenprodukt bei der Zuckerproduktion) wie Cocamidopropyl BetaineZuckertenside (Reaktionsprodukte aus Fettalkoholen oder Fettsäuren mit Zucker) wie Caprylyl/Capryl Glucoside, Coco-Glucoside, Lauryl Glucoside Polyethylenglykol (PEG) und PEG-Derivate wie PEG-7 Glyceryl Cocoate, Sodium C12-13 Pareth Sulfate, Sodium Laureth SulfateNatriumsalze und andere Natriumverbindungen wie Sodium Coco-Sulfate, Sodium C12-13 Pareth Sulfate, Sodium Laureth Sulfate, Sodium Lauryl Sulfate, Sodium XylenesulfonateProdukte, die Wasser enthalten, bieten ein gutes Milieu für Mikroorganismen. Da wir nicht in einer sterilen Umgebung leben, ist es also unmöglich, ein kosmetisches Produkt vollkommen „sauber“ zu halten. Hersteller setzen daher auf den Einsatz von Konservierungsmitteln. Die Ausnahme stellen Kosmetika dar, deren Formulierung wegen bestimmter Inhaltsstoffe das Wachstum von Mikroorganismen verhindert. Beispiele sind u. a. Produkte mit hohem Alkoholgehalt (Rasierwasser oder manche Naturkosmetik) sowie Produkte mit hohem oder niedrigem pH-Wert (Dauerwellen-Flüssigkeit)7.
Konservierungsmittel für kosmetische Produkte werden in der EU unabhängig auf Sicherheit und Verträglichkeit geprüft und im Anhang V der EG-Kosmetikverordnung gelistet. Es dürfen nur die aufgelisteten Substanzen unter Berücksichtigung der erlaubten Höchstmengen und Anwendungsbedingungen verwendet werden.2,8
Doch Konservierungsmittel schützen uns nicht nur vor pathologischen Mikroorganismen, sie werden in der Literatur auch oft als allergieauslösend eingestuft. Daher ist der Einsatz von Konservierungsmitteln in Kosmetika immer ein Kompromiss zwischen dem Schutz unserer Haut vor schädlichen Stoffwechselprodukten von Mikroorganismen und den möglichen Nebenwirkungen von Konservierungsmitteln.
INCI-Beispiele Konservierungsstoffe:
Ammonium BenzoateBenzoic Acid (Benzoesäure)Benzyl Alcohol (Benzylalkohol, in Lebensmitteln: E 1519)ButylparabenChlorhexidineChlorphenesinCitric Acid (Zitronensäure)Ethyl BenzoateEthylhexylglycerineMethylisothiazolinoneMethylparaben (In Lebensmitteln: E 218)PhenoxyethanolSodium Benzoate (In Lebensmitteln: E 211)TriclosanGenau wie Lebensmittel haben auch kosmetische Produkte ein Ablaufdatum. Das liegt daran, dass sie nicht steril sind, also nicht 100 % frei von Mikroorganismen. Jedoch werden kosmetische Produkte vor der Veröffentlichung vorab auf mögliche Kontaminanten getestet werden (Artikel 12, Kosmetikverordnung). Dabei müssen sie frei von Krankheitserregern wie Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa und Candida albicans sein. Auch Verunreinigungen durch andere Pseudomonas- oder Enterobacteriacae-Species (wie etwa Pluralibacter gergoviae oder Escherichia coli) dürfen nicht vorkommen. Viren sind allerdings eher weniger relevant, da sie keine Lebewesen sind und sich ohne Wirtszellen nicht im Produkt vermehren können. Laborversuche zeigten zwar, dass Viren auf unterschiedlichen Materialien eine begrenzte Zeit überdauern und eine Übertragung nicht ausgeschlossen wird, jedoch kommt dies in der Praxis eher nicht so oft vor.9
Für die Belastung mit anderen Mikroorganismen wie Schimmelpilzen, Hefen oder weiteren Bakterien existieren jedoch keine gesetzlichen Grenzwerte, lediglich Empfehlungswerte.10 Bedeutet, der Keimgehalt im kosmetischen Produkt darf einen bestimmten Wert nicht überschreiten, das Produkt selbst ist aber ist nicht vollkommen frei von Mikroorganismen. Und dieser kleine Rest kann sich natürlich, wenn die Umgebung es zulässt, im Produkt vermehren. Dazu kommen Mikroorganismen, die nach der Öffnung des Produktes durch uns Verbraucher*innen eingetragen werden: durch den Finger morgens an der Lieblingscreme, das Make-up-Schwämmchen im Puder oder einfach nur die Keime in unserer Luft. Gerade bei Produkten mit höherem Wassergehalt oder Naturkosmetik-Produkten, die oftmals keine Konservierungsmittel enthalten, aber auch Produkten, die nur sehr langsam aufgebraucht werden, ist die Gefahr einer Kontamination mit Mikroorganismen hoch.
Wie bedenklich die Mikroorganismen in kosmetischen Produkten sind, hängt dabei vom Erreger ab. Einige von ihnen lösen Infektionen aus, aber auch Toxine oder bestimmte Zellbestandteile können zu gesundheitlichen Problemen führen.9 Mögliche allergische Reaktionen oder Reizungen sowie Entzündungen der (Bind-)Haut (z. B. bei belasteter Mascara oder Kajalstiften) können die Folge einer Keimbelastung sein.
Wie viele Mikroorganismen sich tatsächlich auf und in unseren Kosmetika tummeln, haben Mikrobiolog*innen 2019 an der Aston University im britischen Birmingham genauer untersucht.11 Die Forscher*innen entnahmen hierfür Proben von gebrauchten Lippenstiften, Lipgloss, Eyelinern, Wimperntuschen, Kosmetikschwämmchen und untersuchten sie auf mögliche mikrobielle Kontaminationen. Das Ergebnis: 79 bis 90 % der Proben waren mit Bakterien belastet. Vor allem das Kosmetikschwämmchen entpuppte sich als wahre Keimschleuder.
Um euch aber nicht verrückt zu machen: Die Menge der gefundenen Bakterien sowie die meisten Erreger stellen für gesunde Haut gar keine gesundheitliche Gefahr dar. Ist jedoch die Schutzfunktion der Haut durch bereits vorhandene Erkrankungen wie Neurodermitis oder Ekzeme beeinträchtigt, können schon geringe Mengen an Keimen eine Hautinfektion auslösen.
Abb. 4: Links die Sanduhr, ein Symbol für das Mindesthaltbarkeitsdatum – üblicherweise jeweils gefolgt von der Datumsangabe. Rechts ein geöffneter Tiegel, ein Symbol für die Verwendungsdauer nach dem Öffnen – die Zahl gibt den Verwendungszeitraum an (beispielsweise M für Monate).
Riecht ein Produkt seltsam, hat sich seine Beschaffenheit oder Farbe geändert, mistet es am besten aus. Treten auch vermehrt Hautinfektionen auf, solltet ihr eine mögliche Kontamination in eurer Kosmetik in Betracht ziehen und Produkte austauschen.
Neben den Basisbestandteilen, Wirk- und Hilfsstoffen kommen auch sehr oft Zusatzstoffe wie Duft- oder Farbstoffe zum Einsatz. Sie erfüllen in den meisten Fällen keine wichtige Funktion und befinden sich am Ende der INCI-Liste, da sie unter 1 % in dem Produkt enthalten sind.
Kennt ihr diesen Geruch von frisch gewaschener Bettwäsche, von eurem Lieblingsparfüm am Morgen oder den wundervollen Babyduft, nachdem ihr euer Kind eingecremt habt? Wir verbinden all diese Gerüche mit Sauberkeit und sie geben uns ein wohliges Gefühl. Diese Illusion muss ich euch leider nehmen, denn nur weil etwas gut duftet und man dies mit sauberer Wäsche oder einem gewaschenen Körper verbindet, bedeutet das noch lange nicht, dass die Wäsche sauber oder der Körper gewaschen ist. Es bedeutet, dass euer Geruchssinn, das olfaktorische System, lediglich die Duftstoffmoleküle aus dem Waschmittel oder Parfüm wahrnimmt und nicht den Gestank ungewaschener Kleidung oder Körper.
Und ja, in den meisten Fällen ist die Wäsche auch sauber oder der Körper frisch geduscht. Es kann aber auch gut sein, dass die Wäsche immer noch Rückstände von dem letzten Brei enthält, die Haut unter der Creme nicht sauber ist oder die in Parfüm gehüllte Person das letzte Mal vor einer Woche geduscht hatte. Bewusst wird einem das erst, wenn man ein Waschmittel, eine Creme ohne Duftstoffe benutzt oder kein Parfüm trägt. Duftstoffe erfüllen hier also keinen gesundheitlichen Zweck oder eine wichtige Funktion, sondern sollen uns emotional ansprechen.
In der (Kosmetik-)Industrie kommen über 2500 unterschiedliche Duftstoffe zum Einsatz13, wovon tatsächlich nur 26 auf der Verpackung gekennzeichnet werden müssen
sofern sie eine Konzentration von 0,001 % in „Leave-on-Produkten“ überschreiten (Produkte wie Cremes, Parfüm oder Haargel, die auf der Haut oder Haaren verbleiben) odersofern sie eine Konzentration von 0,01 % in „Rinse-off-Produkten“ überschreiten (Produkte wie Shampoo, Duschgel oder Seife, die nach der Anwendung wieder abgewaschen werden).5,14Unterschreiten diese 26 deklarationspflichtigen Duftstoffe die vorgeschriebene Konzentration oder handelt es sich um eine der etwa 2474 anderen Substanzen, werden sie auf der INCI-Liste als „Parfüm“ oder „Aroma“ zusammengefasst und müssen nicht einzeln aufgeführt werden.
INCI-Beispiele Duftstoffe:
Parfum (Parfüm)Limonene Linalool Citronellol CitralDuftstoffe zählen nach Nickel zu den zweithäufigsten Auslösern von Kontaktallergien.15 Etwa 2 % aller Kinder entwickeln im Laufe der Kindheit eine Allergie gegen Duftstoffe. Von den Kindern, die bereits in Behandlung sind, sogar 12 %. Das Problem: Unsere Kinder sind immer häufiger Duftstoffallergenen ausgesetzt. Dabei ist es egal, ob die Duftstoffe synthetischen oder natürlichen Ursprungs sind. Sie stecken nicht nur in unseren Kosmetikprodukten oder Waschmitteln, auch in Spielzeug oder anderen alltäglichen Dingen, wie Müllbeuteln, Klopapier oder sogar Waschmaschinen.
Doch nicht nur die Häufigkeit, mit der unsere Kinder allergenen Duftstoffen ausgesetzt werden, sondern auch die Intensität und der Zeitpunkt erhöhen das Risiko für eine lebenslange Allergie. Je häufiger und intensiver ein Kind mit den Duftstoffallergenen in Berührung kommt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Kontaktallergie entwickelt. Und je früher das im Leben passiert, desto problematischer ist es.16
Umso wichtiger ist es, den Kontakt mit diesen unnötigen Duftstoffen so gut es geht zu minimieren. Leider werden wir Verbraucher*innen diesbezüglich oft an der Nase herumgeführt. Denn Aussagen der Hersteller und Werbeindustrie wie „für empfindliche Haut“, „sensitiv“, „dermatologisch getestet“ oder „ohne synthetische Duftstoffe“ sind kein Garant dafür, dass ein Produkt auch wirklich vollkommen frei von Duftstoffen ist. In Kapitel 3 werde ich euch aber zeigen, wie ihr Duftstoffe identifiziert. Und ihr werdet schnell feststellen, wie schwierig es ist, Produkte zu finden, die vollkommen frei davon sind.
Barcoo, CodeCheck, Cosmile, Toxfox, Yuka oder EinkaufsCheck. Bestimmt kennt ihr eine oder sogar mehrere dieser Apps und habt damit auch schon den ein oder anderen Barcode eines Produktes abgescannt. Die Apps sollen unsere Kaufentscheidungen erleichtern, indem sie die Inhaltsstoffe eines Produktes identifizieren und für uns bewerten. Das Prinzip dabei ist immer gleich: Barcode wird gescannt, Datenbank der App lädt die INCI-Informationen und bewertet anhand (zum Beispiel) einer Farbskala, wie gut oder schlecht die Inhaltsstoffe im gescannten Produkt sind. Grün bedeutet: „Glück gehabt beim Kauf, du kannst es ruhigen Gewissens weiterverwenden“ und Rot: „Bitte drei Schritte zurücktreten und das Produkt vernichten.“
Doch schon bei meinem ersten Scan einer Bodylotion, die ich für Testzwecke einmal mit allen Apps durchprobierte, erhielt ich bei 6 verschiedenen Apps 5 unterschiedliche Ergebnisse. Bei CodeCheck wurde mir angezeigt, es sei ein „schwer abbaubares Polymer“ enthalten, was aber auf dem Produkt selbst nicht in der INCI-Liste aufgeführt war. Ansonsten war der Bewertungskreis grün. Yuka sagte mir mit einem orangenen Punkt, dass das Produkt nur mittemäßig sei, da von einem der Konservierungsmittel ein mäßiges Risiko ausgehen sollte. ToxFox antwortete nach dem Scan mit einem Häkchen und versicherte mir, dass das Produkt keine bekannten Schadstoffe enthalte. Ebenso Cosmile, auch diese App fand „0 markierte Schadstoffe“ (aber auch hier eine andere INCI-Liste als auf dem Produkt selbst. Barcoo fand das Produkt erst gar nicht, und laut der App EinkaufsCheck würde ich nach der Verwendung dieses Produktes vermutlich Krebs, ein geschädigtes Organ oder gereizte Augen haben – ich wurde davor gewarnt, es zu essen, zu trinken oder gar einzuatmen.
Klingt überspitzt, ist es auch, jedoch schrecken viele bei solchen Ergebnissen vor einem Kauf garantiert zurück. Was soll ich mit meiner Bodylotion nach diesen Ergebnissen also machen? Wegwerfen? Aufbrauchen? Welcher App traue ich? Und wie kann es sein, dass 6 unterschiedliche Apps, die doch im Prinzip alle das gleiche Ergebnis liefern sollten, bei ein und demselben Produkt solch unterschiedliche Bewertungen liefern?
Im Grunde können diese Apps gute Begleiter sein, wenn man weiß, wie man mit ihnen und ihren Ergebnissen umzugehen hat. Die Datenbanken mit den hinterlegten Produkten und ihren INCI sind groß. Sowohl Hersteller als auch die Nutzer können INCI dort einspeichern oder ändern – eine Kontrolle aller INCI ist also schwierig. Das führt dazu, dass Inhaltsstoffe in der INCI gelistet sind, die gar nicht enthalten sind, oder enthalten sind, aber nicht bewertet werden (bei CodeCheck beispielsweise an einer grauen Hinterlegung zu erkennen). Dazu kommt, dass viele INCI unabhängig von Grenzwerten bewertet werden und allein das Vorhandensein eines Stoffes zu einer Abwertung führen kann, auch wenn dessen Konzentration oder in welchem Bereich der Inhaltsstoff angewendet wird, völlig unbedenklich ist.
Wenn ihr also auf Apps zurückgreift, um Informationen zu Inhaltsstoffen zu erhalten, solltet ihr immer vorab prüfen, ob die Inhaltsstoffe in der App mit denen auf eurem zu testenden Produkt übereinstimmen und ob es Inhaltsstoffe gibt, die nicht bewertet wurden. Und, wenn ein Inhaltsstoff abgewertet wurde, nachlesen, warum er abgewertet wurde und ob solch eine Abwertung für eure Kaufentscheidung überhaupt relevant ist.
Wichtig: Viele Duftstoffe oder auch andere Inhaltsstoffe, die als unbedenklich markiert werden, können für empfindliche (Kinder-)Haut oder Allergiker*innen trotzdem bedenklich sein. Hierfür bieten einige Apps die Möglichkeit, Inhaltsstoffe individuell zu bewerten, so dass sie für einen als „bedenklich“ markiert werden.
Die Apps sind also grundsätzlich eine super Hilfestellung, um einen schnellen Überblick zu den Inhaltsstoffen eines Produktes zu bekommen. Sie ersetzen jedoch nicht das Mitdenken. Hier passt der Spruch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Ihr könnt sie also beruhigt weiter nutzen, nur solltet ihr eben ein Auge auf die Angaben der Inhaltsstoffe der Datenbanken haben und Bewertungen hinterfragen, sowohl die positiven als auch negativen.
Gute Alternativen können hier auch Internetseiten wie z. B. Haut.de (Cosmile App) oder INCIDecoder.com sein, die euch bei der Übersetzung der INCI helfen können. So nutzt Haut.de ebenfalls INCI-Datenbanken, die Erklärungen zu Funktionen und Wirkstoffen liefern, die auf der Grundlage der Europäischen Kosmetikverordnung in kosmetischen Mitteln Verwendung finden können (ohne diese zu bewerten).
Die Inhaltsstoffe von kosmetischen Mitteln findet ihr auf dem Produkt, auf der Umverpackung oder dem Beipackzettel.Alle bei der Herstellung verwendeten und im Fertigprodukt noch vorhandenen Bestandteile eines kosmetischen Produktes müssen aufgelistet werden.