Hot Heroes: Stranded - Inka Loreen Minden - E-Book

Hot Heroes: Stranded E-Book

Inka Loreen Minden

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Beschreibung

Jayden Grant ist Pilot, Survival-Trainer und der attraktivste Fremdenführer im thailändischen Urlaubsparadies. Obwohl er unnahbar erscheint, ist Reiseleiterin Ranja seit ihrem ersten Arbeitstag fasziniert von ihm. Nach einem heißen "Ausrutscher" macht Jay ihr allerdings klar, dass er kein Interesse an einer festen Beziehung hat. Seitdem ist er noch verschlossener und meidet jeden Kontakt zu Ranja. Sie ist am Boden zerstört, lässt sich jedoch nichts anmerken. Als sie ihren Bruder besuchen möchte, bietet Jay ihr überraschenderweise an, sie hinzufliegen. Doch während des Fluges versagt die Elektronik des Leichtflugzeuges und sie müssen auf einer unbewohnten Insel notlanden. Nun sind sie nicht nur ihrer Anziehungskraft, sondern auch den Gefahren der Natur ausgesetzt. Während Jay Ranja beschützt, hofft sie ihm dabei helfen zu können, seine inneren Dämonen zu besiegen, die ihn seit vielen Jahren quälen. Aber Jay ist fest entschlossen, ihr niemals zu sagen, was er getan hat ...

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Seitenzahl: 180

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7EpilogIn der nächsten Folge

Hot Heroes – Die Serie

Sie sind die Helden des Alltags und bereit, ihr Leben zu riskieren: Männer in Uniform. Firefighter, Bodyguards, Soldaten oder Piloten – echte Kerle in Berufskleidung sind einfach immer sexy.

Über diese Folge

Jayden Grant ist Pilot, Survival-Trainer und der attraktivste Fremdenführer im thailändischen Urlaubsparadies. Obwohl er unnahbar erscheint, ist Reiseleiterin Ranja seit ihrem ersten Arbeitstag fasziniert von ihm. Nach einem heißen »Ausrutscher« macht Jay ihr allerdings klar, dass er kein Interesse an einer festen Beziehung hat. Seitdem ist er noch verschlossener und meidet jeden Kontakt zu Ranja. Sie ist am Boden zerstört, lässt sich jedoch nichts anmerken. Als sie ihren Bruder besuchen möchte, bietet Jay ihr überraschenderweise an, sie hinzufliegen. Doch während des Fluges versagt die Elektronik des Leichtflugzeuges und sie müssen auf einer unbewohnten Insel notlanden. Nun sind sie nicht nur ihrer Anziehungskraft, sondern auch den Gefahren der Natur ausgesetzt. Während Jay Ranja beschützt, hofft sie ihm dabei helfen zu können, seine inneren Dämonen zu besiegen, die ihn seit vielen Jahren quälen. Aber Jay ist fest entschlossen, ihr niemals zu sagen, was er getan hat …

Über die Autorin

Inka Loreen Minden schreibt auch unter den Pseudonymen Lucy Palmer, Mona Hanke (Erotik) und Monica Davis (Jugendbuch). Sie ist eine bekannte deutsche Autorin erotischer Literatur. Von ihr sind bereits zahlreiche Bücher erschienen, die regelmäßig unter den Online-Jahresbestsellern zu finden sind.

Neben einer spannenden Rahmenhandlung legt sie Wert auf eine niveauvolle Sprache und lebendige Figuren. Explizite Erotik, gepaart mit Liebe, Leidenschaft und Romantik, ist in all ihren Storys zu finden, die an den unterschiedlichsten Schauplätzen spielen.

Mehr über die Autorin auf ihrer Homepage

www.inka-loreen-minden.de

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Anna-Lena Römisch

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.deunter Verwendung von Motiven © shutterstock/NAS CREATIVES

Datenkonvertierung eBook:

hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-2130-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Kapitel 1

Ein Cowboy in Thailand

Es würde mich wirklich interessieren, wieso es einen waschechten australischen Cowboy in das Heaven Resort nach Thailand verschlagen hat.

Von meinem Arbeitsplatz aus werfe ich Jayden unauffällig schmachtende Blicke zu. Ich habe einen Schreibtisch im großzügig gestalteten Eingangsbereich des Hotels und sitze quasi im Freien. Nur das tempelähnliche Dach der Lobby schützt mich vor Sonne und Regen, und jede Menge Ventilatoren sorgen dafür, dass sich die Hitze nicht staut.

Wenige Meter entfernt steht Jayden an eine Säule gelehnt und unterhält sich mit einem Urlauber, der einen Rundflug bei ihm buchen möchte. Mein heimlicher Schwarm trägt einen Strohhut, der wie ein Stetson aussieht, ein kurzärmliges Hemd, knielange braune Hosen und Flipflops. Die Hände hat er lässig in den Hosentaschen vergraben, und seine verspiegelte Sonnenbrille sowie der Bartschatten unterstreichen sein cooles Aussehen noch. Mit seiner gebräunten Haut, den hohen Wangenknochen, dem markanten Kinn und dem sinnlichen Mund ist er eine Mischung aus Indiana Jones und Hugh Jackman, als er den Drover im Film Australia gespielt hat.

Ob er zu mir herschaut? Ich habe oft das Gefühl, ein Prickeln auf meinem Gesicht oder anderen Körperteilen zu spüren, wenn Jayden in der Nähe ist, doch leider kann ich wegen der Brille seine Augen nicht sehen. Dabei hat er wirklich faszinierende Iriden. Sie besitzen die Farbe von Smaragden.

Nur mühsam kann ich den Blick von ihm abwenden und richte meine Aufmerksamkeit auf mein Clipboard mit der Namensliste. Gleich fährt der Bus nach Phang Nga ab, und ich muss noch die Gäste einsammeln, die sich für die Tempeltour angemeldet haben. Ich darf Jayden nicht zu offensichtlich anstarren; Chi, der nur einen Meter entfernt von mir an seinem Tisch sitzt, hat mich schon einmal gefragt, ob ich etwas mit ihm habe. Ich glaube, Chi wollte herausfinden, ob ich Single bin. Zu meinem Leidwesen verkehren Jayden und ich nur rein freundschaftlich miteinander und essen morgens oder während der Mittagspause zusammen, wenn er nicht gerade unterwegs ist. Ansonsten ist bisher nichts zwischen uns passiert.

Chi hingegen hat mich erst vorgestern gefragt, ob ich mit ihm für eine Nacht nach Phuket fahren will. Angeblich, um dort ein Musical anzusehen. Aber die Absicht dahinter war ziemlich offensichtlich. Chi ist ein junger Thailänder, mit seinen sechsundzwanzig Jahren genauso alt wie ich und hat ein paar Jahre in San Francisco gelebt, bevor er wieder zurück in seine Heimat gegangen ist. Er arbeitet hier ebenso wie ich als Reiseleiter, sieht gut aus, hat ein perfekt geschnittenes Gesicht, dichtes schwarzes Haar und eine ansprechende, schlanke Figur … Doch er reizt mich nicht. Ich finde ihn wirklich nett, aber auch unendlich langweilig. Er hat keine Ecken und Kanten.

Das klingt jetzt gemein, aber derart »glatte« Menschen haben mich noch nie interessiert.

Jayden hingegen wirkt reifer und besitzt Ausstrahlung, was womöglich auch daran liegt, dass er bereits über dreißig ist. Nun gut, er scheint manchmal grundlos schlechte Laune zu haben, zieht sich nach Feierabend zurück und gibt nur selten etwas von sich preis – aber genau das reizt mich. Ich will wissen, wer er ist, was er will, wen er will.

Bisher habe ich nur einmal beobachtet, wie er mit einer Engländerin, die ohne Begleitung reiste, geflirtet hat – also scheint er immerhin auf Frauen zu stehen. Ansonsten lebt er wie ein Eremit oder »Einzelgänger«, wie Chi sagt. Dann darf ich mich wohl geehrt fühlen, dass sich Jayden wenigstens mit mir unterhält.

In seiner Freizeit unternimmt er allein Dschungeltouren oder fliegt mit seiner Maschine zu irgendwelchen einsamen Inseln. Weiß der Kuckuck, was er dort macht.

Der Urlauber, der einen Rundflug buchen wollte, ist inzwischen verschwunden. Dafür unterhält sich Jay jetzt, immer noch an der Säule lehnend, mit einem großen schwarzhaarigen Mann und einer kleineren Frau, die ihr Haar zu einem Knoten aufgedreht hat. Das sind Mr Cooper und dessen Lebensgefährtin Mrs Groth. Die beiden haben sich ebenfalls für die Tempeltour angemeldet und sind die letzten auf meiner Liste. Nun habe ich einen Grund, zu ihnen – und Jay – zu gehen.

Unauffällig wische ich meine feuchten Hände unter dem Tisch am Rock ab, nehme mein Clipboard und stehe auf. Ich bin völlig verschwitzt; mein beiges Hemd, das ich während der Arbeit tragen muss, bringt mich noch um. Ich kann es kaum erwarten, mir in der Pause die Kleidung vom Leib zu reißen und in meinen Bikini zu schlüpfen.

Ich liebe meinen Job, die Kollegen sind durchweg freundlich und die Hotelanlage ist ein Traum. Sie wurde auf einem Hang errichtet, mit Blick aufs Meer, und die Poollandschaft so gestaltet, dass sich kleine Wasserfälle zwischen Palmen und Brücken kaskadenartig in den Hauptpool am Fuß des Hügels ergießen.

Nur das feuchtheiße Klima setzt mir zu. Obwohl meine Mutter Thailänderin ist, bin ich in New York aufgewachsen und war bloß ein paarmal mit meinen Eltern und meinem älteren Bruder Keno im Urlaub hier. Wir haben die halbe Welt durchquert, weil Mum und Dad ein Reisebüro besitzen und sich gerne selbst vor Ort einen Eindruck von den Gegebenheiten verschaffen.

Nachdem ich meine Ausbildung in unserem Familienunternehmen beendet hatte und ein paar Monate in einer Zweigstelle in New York beschäftigt war, habe ich mich entschlossen, in Thailand zu arbeiten. In der Großstadt hatte ich stets das Gefühl, zu ersticken. Aber das lag nicht nur am Smog, sondern auch an meinen Eltern. Ich liebe sie über alles, doch ich will nicht immer in ihren Fußstapfen laufen.

Hier kann ich ich selbst sein, ohne dass sie mir auf die Finger sehen oder Erwartungen haben, die ich vielleicht nicht erfüllen kann oder will. Und wer möchte nicht in einem Land arbeiten, in dem andere Urlaub machen? Dabei kommt es mir zugute, zweisprachig aufgewachsen zu sein. Ich hatte also die perfekten Voraussetzungen für diesen Job.

Als ich Jay und die beiden Touristen erreiche, klemme ich mir das Clipboard unter den Arm, lege meine Handflächen zu einem Wai aneinander und begrüße sie lächelnd. »Sawasdee.«

Die beiden Urlauber lächeln zurück und nicken.

In Thailand gibt man sich nicht die Hand, generell ist in diesem Land vieles anders als in Amerika. Hier spricht man sich immer mit Vornamen an, zieht die Schuhe aus, wenn man ein Haus betritt, und schimpfende, wütende Leute verlieren ihr Gesicht. Unmut wird einfach weggelächelt. Außerdem ist es verpönt, jemandem über den Kopf zu streichen, weil der Kopf heilig und Sitz der Seele ist.

Dabei würde ich gerade jetzt so gerne Jayden den Strohhut abziehen und mit den Fingern durch sein dunkles Haar fahren, um zu fühlen, wie es beschaffen ist.

»Mr Cooper, Mrs Groth«, sage ich und deute auf den weißen Van, der vor der Rezeption im Hof parkt. »Ihr Bus fährt in fünf Minuten. Ich wünsche Ihnen eine schöne Tour.«

Die beiden bedanken sich, verabschieden sich von uns und gehen zum Fahrzeug.

Ich sehe ihnen kurz nach, wobei ich neben Jayden stehen bleibe, ein Taschentuch aus meiner Rocktasche ziehe und mir die Stirn abtupfe. Dann frage ich ihn: »Wie hältst du es nur unter deinem Hut aus? Mein Hirn gart jetzt schon.«

Er verschränkt die Arme und verzieht einen Mundwinkel zu einem sexy Lächeln. »Du wirst dich an die Hitze gewöhnen.«

Muss er mich so ansehen? Macht er das bewusst?

Nein, er lächelt immer auf diese Art. Das habe ich schon oft bei ihm beobachtet.

»Wie lange bist du noch mal in Thailand?«, will ich wissen, obwohl ich ihn das schon einmal gefragt habe. Mir fällt jedoch gerade nichts anderes ein, worüber ich mit ihm reden könnte. Die Nähe dieses Mannes macht mich stets unkonzentriert.

»Zwölf Jahre.«

»Dann ist es kein Wunder, dass du dich längst akklimatisiert hast.«

Jay stößt sich von der Säule ab, und es sieht danach aus, als wolle er gehen. Verdammt!

Rede mit ihm, Ranja, bevor er wieder wegläuft! »Und du vermisst Australien kein bisschen?«

»Nicht wirklich.« Er sieht auf mich herunter und runzelt unter seinem Hut die Stirn. »Ich war schon länger nicht mehr dort.«

Er hat mir bisher sehr wenig von seinem früheren Leben in Australien erzählt. Ich weiß nur, dass er die Ranch seines Vaters hätte übernehmen sollen, die jetzt sein Bruder führt. Aber wieso, weshalb, warum hat er es nicht getan? Immer, wenn ich darauf zu sprechen kam, hat er sofort das Thema gewechselt.

Ich sollte meine Neugier drosseln, wenn ich Jay als Freund behalten möchte. Daher rede ich lieber wieder über allgemeine Dinge. »Ich habe jetzt drei Stunden Pause und brauche dringend eine Abkühlung.«

»Die gönne ich mir nun auch.«

»Pool oder Strand?«, frage ich, obwohl beides nicht wirklich für Erfrischung sorgt. Die hohe Luftwärme und die starke Sonneneinstrahlung heizen das Wasser auf Badewannentemperatur auf. Aber egal, wofür er sich entscheidet – dort werde auch ich sein. Bisher habe ich ihn weder am Pool noch am Strand getroffen. Dabei bin ich doch so neugierig, wie er unter seinem Hemd aussieht!

»Nichts davon«, antwortet er schmunzelnd und tippt zum Abschied an seinen Hut. »Ich bevorzuge Ruhe und Abgeschiedenheit.« Er dreht sich um und sagt: »Man sieht sich!«, dann marschiert er durch eine schmale Passage zwischen Rezeption und Fitnessraum davon. Der Weg führt zu den Unterkünften der Angestellten, die im hintersten Bereich des Hotels liegen.

War das eben eine Abfuhr? So schnell wirst du mich nicht los, Jayden!

Sofort hefte ich mich an seine Fersen, da ich ohnehin denselben Weg nehmen muss. »Du bist verdammt fies, Cowboy! Ich hasse es, wenn du Geheimnisse vor mir hast.«

Plötzlich bleibt er stehen und dreht sich abrupt zu mir um, sodass ich in ihn hineingelaufen wäre. Doch im letzten Moment hält er mich an den Schultern fest. Mit einem verwegenen Grinsen raunt er: »Ich weiß nicht, ob einem Stadtkind wie dir gefallen würde, wo ich hingehe.«

Oh Gott, so nah war er mir noch nie! Ich kann sein Aftershave riechen, rauchig und würzig. Dieser Mann duftet nach Abenteuer und wilder Natur. Er kommt mir manchmal wie ein Löwe vor. Ein einsamer Löwe.

»Böse durch und durch«, sage ich milde lächelnd, als ich wieder Luft bekomme, und kann nur in seine grünen Augen starren. Seine Sonnenbrille ist durch den Beinahe-Zusammenstoß ein Stück seinen Nasenrücken heruntergerutscht, weshalb mich Jay über den Rand des Gestells mustert. »Ich platze gleich vor Neugier!«

Er hält mich immer noch fest, und so wie er mich jetzt ansieht, durchdringend und interessiert, hat er mich nie zuvor angeschaut. Oder doch? Ich fühle erneut dieses Prickeln überall auf mir.

Das bilde ich mir sicher bloß ein.

Schnell weicht er vor mir zurück, nimmt den Hut ab und fährt sich durchs Haar. »Wie schnell kannst du deine Badesachen packen?«

Ich versuche, ein Grinsen zu unterdrücken, und antworte möglichst gefasst: »Ich wäre in zehn Minuten abmarschbereit.« Wahnsinn! Jayden Grant nimmt mich mit zum Schwimmen!

»Perfekt.«

Wir gehen weiter, und mit zittrigen Knien laufe ich auf dem schmalen Weg hinter ihm her, bis wir bei den Unterkünften ankommen. Sie liegen in einem zweistöckigen Gebäude; Jay und ich wohnen im Erdgeschoss.

»Dann hole ich dich in zehn Minuten ab. Aber zieh feste Schuhe an!« Mit diesen Worten lässt er mich vor meiner Zimmertür stehen und verschwindet im Apartment nebenan.

Mein Herz rast so stark, dass ich kaum die Tür aufsperren kann. Meine Hände zittern noch mehr als meine Knie.

Ich weiß, dass das kein Date ist – schließlich nimmt er mich nur mit zum Baden –, dennoch kommt es mir so vor.

Die ersten Minuten irre ich planlos durch mein kleines Zimmer, das ähnlich wie die Räume der Gäste eingerichtet ist, ziehe mich aus und kann mich nicht entscheiden, welchen Bikini ich tragen soll. Dabei habe ich nur drei! Nehme ich nun den schwarzen, den mit den Blümchen oder den weißen?

Ich schließe die Augen, schnappe mir blindlings den unschuldig weißen Bikini und schlüpfe hinein. Danach werfe ich ein Handtuch, Sonnencreme und etwas zu trinken in meinen Umhängebeutel und krame meine Turnschuhe aus dem Schrank, die ich das letzte Mal auf dem Flug hierher anhatte.

Anschließend stelle ich mich vor den Spiegel an der Garderobe. Herrje, wie ich aussehe, wie ein kleines, dünnes Thaimädchen ohne Oberweite. Ich habe wirklich viel von meiner Mutter geerbt. Mein Dad fährt auf ihren zierlichen, burschikosen Körper ab.

Ja, das sind Dinge, die eine Tochter nicht wissen will, aber das habe ich des Öfteren mitbekommen.

Es war eine Liebesheirat; die beiden haben sich kennengelernt, als Dad in Thailand Urlaub gemacht hat – Mum hatte in der kleinen Wäscherei ihrer Eltern gearbeitet. Die zwei scheinen auch heute noch glücklich zu sein. Ich vermisse sie sehr, dennoch bereue ich meine Entscheidung, in Thailand zu arbeiten, nicht.

Ob ich Jay gefalle? Er ist so groß und ich bin ein Mäuschen.

Kurz überlege ich, mir ein Kleid überzuziehen, entscheide mich dann jedoch für ein weißes T-Shirt und meine kakifarbenen Shorts. Kaum habe ich meine Turnschuhe geschnürt, klopft es auch schon an der Tür.

»Komme!«, rufe ich, schnappe mir den Beutel und reiße die Tür auf. Ich kann nicht anders und muss Jayden angrinsen. »Ich hätte noch eine Minute übrig gehabt.«

Frech grinst er zurück. »Ich wollte nur gucken, wie du mit Extremsituationen umgehen kannst.«

»Hey!« Meine kleine Faust saust auf seinen Oberarm – natürlich nicht zu fest, schließlich wäre es eine Schande, diesem herrlichen Exemplar einen Makel zuzufügen. »Ich gehöre nicht zu den Frauen, die stundenlang im Bad brauchen.«

»Hast du auch nicht nötig«, sagt er und drückt mir einen Motorradhelm in die Hand. »Los geht’s.«

Noch bevor ich richtig registrieren kann, dass er mir gerade ein Kompliment gemacht hat, frage ich: »Wir fahren?«

»Ja, unser Ziel liegt aber nur ein paar Minuten von hier entfernt.«

Während wir den Weg zur Rezeption einschlagen, mustere ich seinen knackigen Hintern. Jay trägt dieselbe Kleidung wie zuvor, nur statt der Flipflops hat er nun Stiefel an. Ansonsten hängt ein großes Messer in einer Scheide an seinem Gürtel, und er hat eine Wasserflasche dabei.

Oje, wo will er mich hinbringen? »Machen wir einen Dschungeltrip?«

Als er kommentarlos mit den Schultern zuckt, würde ich ihm am liebsten in den Hintern treten. Doch wir sind bereits an der Rezeption angelangt und ich muss mich benehmen. Ich bin mit einem älteren Bruder groß geworden und musste mich oft beweisen. Nur deshalb komme ich auf solche wenig damenhaften Ideen.

Wir gehen an Chi vorbei, der immer noch hinter seinem Tisch sitzt und uns merkwürdig ansieht, so als ob er Schmerzen hätte.

Verdammt, er denkt jetzt bestimmt, ich hätte ihn angelogen.

»Wo fahrt ihr denn hin?«, will er auch prompt wissen und klingt leicht verschnupft.

»Einkaufen«, antwortet Jay kühl, dreht um, bleibt vor dem Tisch stehen und stützt sich mit beiden Händen auf der Platte ab. »Sollen wir dir was mitbringen?«

»Äh … nein, danke.« Chi weicht zurück und räuspert sich. Dabei wird seine Gesichtsfarbe eine Nuance dunkler und er wendet sich hektisch den Unterlagen zu.

Ich verkneife mir ein Lächeln, bis wir auf den großen Vorhof des Hotels treten. »Du kannst lügen, ohne rot zu werden.« Kopfschüttelnd blicke ich Jayden an. »Was, wenn er etwas gewollt hätte?«

»Hätte er nicht«, antwortet Jay.

Jetzt muss ich laut lachen. »Du hast ihn auch ganz schön eingeschüchtert.«

Wir gehen an dem quadratischen Brunnen vorbei, in dem Goldfische schwimmen, und ich frage mich, wie sie in dieser Hitze überleben können. Kaum haben wir kein Dach mehr über dem Kopf, ist die Sonne kaum auszuhalten.

»Chi steht total auf dich, oder?«, fragt Jay, während wir auf einen Unterstand zumarschieren, unter dem bestimmt vierzig Mofas, Roller und Motorräder parken. Die meisten Angestellten kommen mit dem Zweirad zur Arbeit.

»Ich denke schon«, sage ich.

»Und stehst du auch auf ihn?« Erneut mustert er mich über den Rand seiner Brille.

»Ich sage nichts mehr, bevor du mich nicht einweihst, wo wir hinfahren.«

Wir halten bei einem schwarzen Motorrad, das offenbar ihm gehört, denn er zieht einen Schlüssel aus der Hosentasche und steckt ihn ins Zündschloss. Danach drückt er mir seine Wasserflasche in die Hand. »Halt bitte mal.«

»Ich kann sie bei mir reintun.« Kaum verschwindet sie in meinem Beutel, nimmt er mir den Helm aus der Hand, setzt ihn mir auf und schließt ihn. Ich spüre seine rauen Finger an meinem Kinn.

Jay steht so dicht bei mir, dass ich erneut weiche Knie bekomme.

»Habe ich dir jetzt deinen Helm weggenommen?«, frage ich mit belegter Stimme und umklammere mit den Fingern die Kordel meines Beutels.

»Für die kurze Strecke brauche ich keinen.«

»Was, wenn wir in eine Kontrolle kommen?« Soweit ich weiß, herrscht hier Helmpflicht, auch wenn sich die wenigsten daran halten.

»Kommen wir nicht. Nicht auf diesem Weg und zu dieser Zeit. Die kontrollieren höchstens in der Stadt.«

»Na, dein Vertrauen möchte ich haben.«

»Du musst mir eines versprechen, Ranja«, sagt er und beugt sich noch näher zu mir.

Ich mag es, wenn er mich Ranja und nicht Aranja nennt.

»Was?«, frage ich krächzend.

»Du darfst niemandem von dem Ort erzählen, den ich dir gleich zeigen werde, denn ich liebe diese Abgeschiedenheit heiß und innig.«

Abgeschiedenheit … Ich allein mit Jayden Grant! »Ich verspreche es.«

Als ich denke, er möchte mich küssen – was Quatsch ist, denn das wäre mit Helm auf dem Kopf sehr umständlich –, schwingt er seine langen Beine über den Sitz. Danach dreht er sich mit dem Oberkörper um und hält mir die Hand hin, um mir hoch zu helfen.

Ich klettere auf den Sitz und schultere den Beutel, dann startet Jay die Maschine.

»Halte dich an mir fest!«, befiehlt er, und keine Sekunde später habe ich schon die Arme um ihn geschlungen.

Das Abenteuer kann beginnen.

Kapitel 2

Tiger und Küsse

Am liebsten möchte ich nie vom Motorrad absteigen.

Ich genieße die Fahrt mit Jay. Zuerst hat er die Maschine sicher die abschüssige Straße hinuntergesteuert – das Hotel liegt auf einem Hügel – und nun cruisen wir die kleine Anhöhe hinauf, auf der der Nationalpark beginnt. Felswände und Bäume ragen auf der einen Seite in die Höhe, die andere gibt den Blick auf die Hotels, den Strand und das Meer frei. Der Wind weht um meinen Körper und kühlt mich ein wenig ab, denn ich glühe. Jay endlich unauffällig berühren zu dürfen, erhitzt jede meiner Zellen.

Meine Hände liegen an seinem Bauch, und ich spüre nur Muskeln. Die Versuchung ist groß, mich an seinen Rücken zu schmiegen, ich traue mich aber nicht. Außerdem stört der Helm.

Wieso hat dieser Mann solch eine immense Wirkung auf mich?

Schon bei unserer ersten Begegnung kurz nach meiner Ankunft war es um mich geschehen. Er verließ gerade sein Zimmer, während ich vor meiner Tür stand, und ich konnte nur in seine grünen Augen starren. Es war, als würde er mich mit ihnen hypnotisieren, mich mit seinen Blicken ausziehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich dieselbe Wirkung auf ihn hätte. Doch innerhalb von Sekunden war der Zauber verflogen, als hätte Jay einen inneren Vorhang zugezogen. Er begrüßte mich freundlich, stellte sich vor und sagte einfach nur: »Es wird dir hier gefallen«, bevor er an mir vorbeischlenderte, mit diesem sanften Wiegen in seinen Hüften.

Und er hatte recht, so recht.

Der Wald wird zu beiden Seiten dichter, und das Meer ist nicht mehr zu erkennen. Wenige Minuten später biegen wir in einen breiten Kiesweg ein und die Schranke vor der kleinen Holzhütte der Parkverwaltung zwingt uns zum Halten. Jay parkt die Maschine an der Seite, wo es schön schattig ist, und wir steigen ab. Dann hilft er mir wieder mit dem Helm und befestigt ihn am Lenker.

In New York würde der Helm keine fünf Minuten dort hängen bleiben, aber in Thailand ist eben vieles anders.

»Noch ein paar Minuten zu Fuß, dann sind wir da«, erklärt Jay und nimmt mir gentlemanlike meinen Beutel ab.