Hot Summer Island - Laura Verell - E-Book
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Hot Summer Island E-Book

Laura Verell

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  • Herausgeber: venusbooks
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Prickelnd sinnliche Abenteuer auf Kreta: Der erotische Urlaubsroman »Hot Summer Island« von Laura Verell jetzt als eBook bei venusbooks. Endlich einmal ausspannen, Sonne, Strand und Meer genießen! Als Laras beste Freundin sie vor die Wahl stellt, entweder im deutschen Großstadtsommer zu versauern oder mit ihr nach Kreta zu reisen, ist die Entscheidung schnell getroffen. Lara nimmt sich vor, auf der Insel zu jedem Abenteuer, das sich bietet, Ja zu sagen: Zum Beispiel zu dem verboten gutaussehende Masseur ihres Hotels, der göttliche Hände haben soll, die heiße Träume wahr werden lassen. Oder der geheimnisvolle Fremde, dem Lara am Strand begegnet: Er nimmt ihr das Versprechen ab, von nun an ihre verruchtesten Fantasien zu leben – und tatsächlich: Lara fühlt sich so frei und sinnlich wie nie zuvor. Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass die Liebe auch immer ein Wörtchen mitzureden und ihre ganz eigenen Pläne hat … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der erotische Sommerroman »Hot Summer Island« von Laura Verell – für alle Fans von Mica Healand und Audrey Carlans »Lotus House«-Reihe. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 533

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Über dieses Buch:

Endlich einmal ausspannen, Sonne, Strand und Meer genießen! Als Laras beste Freundin sie vor die Wahl stellt, entweder im deutschen Großstadtsommer zu versauern oder mit ihr nach Kreta zu reisen, ist die Entscheidung schnell getroffen. Lara nimmt sich vor, auf der Insel zu jedem Abenteuer, das sich bietet, Ja zu sagen: Zum Beispiel zu dem verboten gutaussehende Masseur ihres Hotels, der göttliche Hände haben soll, die heiße Träume wahr werden lassen. Oder der geheimnisvolle Fremde, dem Lara am Strand begegnet: Er nimmt ihr das Versprechen ab, von nun an ihre verruchtesten Fantasien zu leben – und tatsächlich: Lara fühlt sich so frei und sinnlich wie nie zuvor. Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass die Liebe auch immer ein Wörtchen mitzureden und ihre ganz eigenen Pläne hat …

Über die Autorin:

Laura Verell ist zwar keine 30 mehr, aber die Inspiration aus heißen Träumen lässt sie verstärkt zu Feder und Stift greifen. Sie ist ganz vernarrt in magische Szenerien, denn auf Kreta hat sie kennenlernen dürfen, wie es ist, wenn selbst gewagteste Fantasien von Eros erhört werden.

***

Überarbeitete eBook-Neuausgabe April 2022

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2017 unter dem Titel »Göttlich geliebt« und dem Pseudonym Lara di Casanova bei Cupido.

Copyright © der Originalausgabe 2017 Cupido Books / Karin Struckmann, Köln

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2022 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/NAS CREATIVES

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96898-159-8

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

***

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Laura Verell

Hot Summer Island

Erotischer Roman

venusbooks

Teil IGöttlich heiß

Schlimm ist es, nicht zu lieben.

Schlimm aber auch ist es, zu lieben.

Anakreon (575/570-495 v. Chr.)

Prolog

Alle reden von der großen Liebe, Erotik und berauschendem Sex. Mir würde schon ein bisschen von allem reichen. Aber das bleibt wohl nur Fantasie.

Was ich mir von dieser Reise erwarte, weiß ich nicht. Vielleicht wird sie ja ein echter Traum … Jedenfalls schenkte mir meine beste Freundin Isi, eigentlich Isabel van Leuwens, zu meinem 27sten Geburtstag einen Griechenland-Urlaub. Sieben Tage Kreta, mit allem Drum und Dran. Ein Trip ins Licht, in sinnliche Wärme.

Isi verriet mir, dass die Insel Wiege der europäischen Kultur sei und Heimat von Götterboss Zeus. Mir was das neu, doch schon nach der ersten magischen Begegnung hat mich ein Prickeln erfasst, das alle bisherigen sinnlichen Schwärmereien überflügelt. Die Wahrheit ist: Jetzt lebe ich mein erotisches Temperament aus wie ein Kolibri, der von Blüte zu Blüte schwirrt. Alles Vertraute um mich herum scheint sich zu verändern. Es ist ein Rausch, der alle Sinne betört und nicht enden darf. Niemals!

Ihr Götter, bitte helft mir! Darf ich nicht wenigstens ein bisschen was davon behalten? Einen Hauch von Liebe, Eros und Sex? Oder ist das zu viel verlangt?

Zeus! Ich werde dich immer lieben, wenn du mir einmal nur zur Seite stehst.

Kapitel 1Über mich und Zeus’ Verführung

Es sollte nur eine kleine Auszeit werden, denn schon seit Monaten gab es da diese innere Stimme. Eine Stimme, die von Tag zu Tag lauter geworden war. Tu was für dich, hatte sie gerufen, spann ab, sonst zerbrichst du an deinem Discounter-Schnäppchen-Leben. Spürst du es nicht? Es ist soweit! Gönn’ dir endlich eine Prise Unbeschwertheit, anstatt am Wochenende dein bisschen Taschengeld zu verbrunchen.

Viele denken jetzt bestimmt, ich sei zu anspruchsvoll - und bestimmt hätten sie damit recht. Denn verglichen mit anderen Frauen drei Jährchen vor den Dreißig war bei mir eigentlich alles in Ordnung: Ich hatte einen Job, eine erträgliche Miete und fuhr einen abbezahlten sechs Jahre alten Golf. Zum Zahnarzt musste ich auch nicht, und von den knapp siebentausend Euro Konsumschulden war die Hälfte schon getilgt. Sogar ein Mann war an meiner Seite.

»Trotzdem komme ich mir vor, als würde ich jeden Morgen eine Emo-Pille schlucken«, gestand ich meiner Freundin Isabel eine Woche vor meinem 27sten Geburtstag. »Stell dir das mal vor! Du willst freitagabends ein bisschen was losmachen, aber in dem Moment, wo du es dir vorstellst, hast du schon keine Lust mehr. Klar weiß ich, dass auch die anderen wie eingetütet leben, ich aber hab das Gefühl, jeden Tag in Löschpapier eingewickelt zu sein. Abends bin ich wie aufgesogen und ausgetrocknet. Ich schlafe total erschöpft ein. Mein Leben ist schon so blass geworden, dass ich nicht einmal mehr träume. Ob es hagelt, Bettler in einen neuen Mercedes steigen, vor dem Spiegel ein Pickel blüht oder Kids Böller vom Vorvorjahr in die Luft jagen ... alles lässt mich kalt.«

Mehr musste ich gar nicht sagen. Isi hatte sofort kapiert und meinte, ihr ginge es kaum anders. Also tausend Küsse für sie, dass sie mich an meinem Geburtstagsmorgen mit einer Reise überraschte. Kaum dass sie mir gratuliert hatte, hieß es nämlich: »So, du packst jetzt mal fix deinen Koffer. Sieben Tage Griechenland. Frag nicht, mach einfach schnell, ich hab uns nämlich bereits online eingecheckt.«

»Habe ich mich auch wirklich nicht verhört, Lara? Ich darf eine Woche abspannen?« Wolf, mein kreativer, temperamentvoller und gefühlvoller Lebensabschnittsgefährte, musterte mich. Ob aufmunternd oder kritisch konnte ich nicht sagen. Aber schon mit dem nächsten Satz schlitterte er voll in die Miesen: »Lara-Mäuschen, den roten Badeanzug ... ich glaube, den lässt du besser hier.«

»Danke, dass du mich vor mitleidigen Blicken schützen willst. Ist total lieb von dir.«

»Bitte Lara, komm schon! Ich meine doch das Gegenteil.« Wolf zog einen Flunsch, weil ich seinen angeblichen Humor mal wieder nicht teilte. »Ich wünsche dir allerneugierigste Blicke, welche dir richtig unter die Haut gehen, hörst du? Und das gilt natürlich auch für dich, Isabel.«

»Ach, wenn das so ist! Du willst dafür geradestehen, dass ich mir am Flughafen ein weißes Einhundert-Euro-Bikini-Set fürs Handgepäck leiste?«

Isi lachte, Wolf dagegen guckte so erschrocken, als hätte ich ihn zu einem Tanzkurs angemeldet. Die traurige Wahrheit jedoch war, dass Isi mich bis zum Flughafen hatte bequatschen müssen, damit ich mir auch wirklich ein solches Teil zulegte. Schließlich kannte sie mein ureigenes Mantra in puncto Figur nur allzu gut: Lara, spiele Lotto, da hast du klar die besseren Chancen ... was bildhaft gesprochen heißt: Nacktfotos von mir würde jeder Plotter beschleunigt ausdrucken, um es hinter sich zu haben. Obenrum fehlte mir das, was ich an Hüften und Schenkeln zu viel hatte. Denn wie so viele andere auch hatte ich einen Großteil meines Vermögens in Hüftgold investiert. Und so quengelte ich noch in der Flughafen-Boutique, in einem Bikini auszusehen wie die Hausmacher-Rotwurst meines Schlachters. Aber Isi schwenkte schon mit einem Triangel-Exemplar in Weiß, samt Schleifchen für Hüften, Nacken und Rücken.

»Den nimmst du jetzt«, entschied sie selbstbewusst. »Und zwar auf meine Verantwortung.«

»Geht klar. Wenigstens bin ich einseinundsiebzig. Mit viel aggro-rotem Lippenstift könnte ich auch am Strand von meiner Figur ablenken.«

»Papperlapapp, wart’s ab.«

Isabel wirkte nicht die Spur von unsicher. Klar, sie sowieso nicht! Denn ihre Figur war jetzt wie von Fotoshop – was noch vor einem Jahr ganz anders gewesen war. Aber okay, das gehört hier nicht hin, bin ja nur neidisch. Mit klopfendem Herzen legte ich vier Zwanziger auf den Verkaufstresen und war stolzer auf die Designertüte als ihren Inhalt. Isi dagegen tat, als sei dieses Schnuckel-Textil wie für mich gemacht ... als würde während des Flugs ein Wunder geschehen und ich als Bond-Girl von Bord gehen.

Verglichen mit mir ist sie robuster im Charakter. Wenn ihr was nicht passt, kann sie verbal echt austeilen ... wie zum Beispiel, als ich einmal mit ihr bei Aldi an der Kasse stand. Da wollte sich ein Typ mit Handstaubsauger, Akkuschrauber und Dübelkästchen an uns vorbei drängeln. Mit dem Spruch: Hey, ihr Schnecken, lasst doch mal ’nen alten Mann vor. Isi meinte nur: Wieso denn? Alte Leute sind doch Profis beim Warten. Allein hätte ich den Typen bestimmt vorgelassen ... soviel zu meinem Selbstbewusstsein.

Dazu passt auch, dass ich, verglichen mit Isabel, die Naivere bin. Immer wieder lasse ich mich vorschnell von irgendwem oder irgendwas beeindrucken. Braucht nur eine im Supermarkt im Cashmere-Mantel an mir vorbeirauschen, schon geht es los. Ich fühle mich unterlegen und werde blass um die Nase. Gleichzeitig denke ich: Kommt natürlich aus bestem Haus und bestimmt hat sie ihren SUV gleich auf zwei Parkplätze gepflanzt.

Oder einmal, als ich beim Tanken die Zapfpistole so dämlich eingehängt hatte, dass sie aus dem Tankstutzen rutschte. Der Fahrer vor mir, smarter Anzug-Typ, schoss auf mich zu - dazu dieser blitzende Blick - und meinte, das sei ihm auch schon mal passiert. Er tankte mit geradezu entrückter Miene meinen Wagen voll. Als wollte er klammheimlich sein Karma-Konto auffüllen … ein Typ mit handgenähten Schuhen und Edel-Uhr am Handgelenk. Einer, der bestimmt mit Frau und zwei süßen Kindern in die Karibik fliegt. Tja, einigen geht es einfach zu gut. Sie können Selbstbewusstsein zeigen, sind immer locker drauf und haben auch kein so bargeldarmes Portemonnaie wie ich.

Okay, soviel zu meinen Schwächen.

Und meine Stärken? Ich kann zuhören und abwarten. Voreiliger Aktionismus ist mir fremd und für wirkliche Vorurteile bin ich wohl tatsächlich zu naiv.

Anything else about me? Ich bin Richtung blond und Shoppen find ich so la la. Außerdem mag ich rezeptfreie Schmerzmittel und große rote Rosensträuße. Musik ist wichtig, aber bloß keine Charts! Klar, Schokolade. Zum Essen hab ich Weißwein entdeckt und Fertiggerichte gehen immer weniger. Das Wörtchen lecker aber geht mir auf den Geist. Klamotten? Alles, wenn es gut aussieht. Öko-Cotton, auch mal ein Wickelkleid. Röhrenjeans sind mein Traum. Was Sex angeht, bin ich bildungswillig ... im Klartext: Im Moment sind sozusagen leider nur die Selfies unter der Bettdecke top. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu offenherzig, aber warum sollte ich mir noch länger etwas vormachen? Schließlich weiß inzwischen jede Frau meiner Generation, dass etliche von uns, verglichen mit unserer Elterngeneration, lange nicht mehr so viel Spaß an der wichtigsten Nebensache der Welt haben. Deshalb auch unsere Sehnsucht. Weil wir Sex ins Virtuelle, auf Dessous, Bücher und Handschellen gebeamt haben, kriegen wir ihn kaum noch ins analoge Leben. Und wenn, dann wollen wir ihn perfekt durchgestylt, und natürlich mit Gelinggarantie.

Okay, vielleicht ist das zu philosophisch. Ich jedenfalls, bilde mir ein, wäre offen für Vieles. Ja, klingt schräg. Aber immer noch besser als: Bin offen für alles.

Noch etwas zu mir? Ja, zum Schluss mein Tick: Ich muss Ali Baba und Queenie Gute Nacht sagen. Sonst klappt es nicht mit dem Einschlafen. Ali Baba ist mein Teddy und Queenie meine Stoffpuppe. Beide hab ich von Opa, der einfach der beste auf der Welt war. Und damit ist klar: Ali Baba und Queenie sind auf Reisen immer mit im Gepäck.

Zurück zum Bikini. Stunden nach der Landung auf dem Heraklion International Airport und kurzer Siesta im Hotelbett konnte ich gar nicht schnell genug an den Strand kommen. Doch auf einmal nervte mich der neue Bikini und inmitten all der gestylten Urlauber fühlte ich mich wie eine verknitterte Kunstblume in einer millionenteuren chinesischen Ming-Vase. Im Ernst, ich hatte null Gefühl für dieses Teil und war drauf und dran, es meiner besten Freundin samt einer Ladung Sand an den Kopf zu pfeffern.

»Wie ich dich hasse, Isi«, murmelte ich und bohrte den Zeh in den Sand. »Und ich schwöre dir: Irgendwann kriegst du das zurück.«

Das war eindeutig der Tiefpunkt des Tages. Typisch für dein Selbstbewusstsein, dachte ich. Du lässt alles mit dir machen und fühlst dich dann wie ein Makel auf zwei Beinen. Am schlimmsten aber ist deine Hoffnung, alles würde sich irgendwie regeln. Indem du nach außen immer schön tapfer tust, als würde es dir tatsächlich nichts ausmachen, jede blöde Idee einmal auszuprobieren.

Was um alles in der Welt willst du hier, außer Geld ausgeben? Als ob baden, ein bisschen Wellness und Pseudo-Bio-Küche etwas an deinem Leben ändern. Auch nach dieser Woche wirst du in den Augen all der Typen, die dich überhaupt angucken, nur die Worte lesen: Schade, auch wenn du klug und intelligent bist, optisch strahlst du nur mit der Kraft einer 15-Watt-Birne.

Es war einfach zum Heulen. Wirklich gut war ich nur im Selbstmitleid haben.

***

Doch ehe Isi und ich uns versahen, wurden schon die ersten Sonnenschirme eingeklappt. Bald waren sämtliche Liegen verwaist, der Strand bis auf eine Familie mit zwei kleinen Kindern und ein Rentner-Pärchen leer.

Komm, sagte ich mir, geh noch ein bisschen allein am Wasser spazieren. Kannst dich ja in das flauschige Hotel-Badetuch einhüllen.

Schon die ersten Meter, mein Gott, was für ein Gefühl! Meine Laune besserte sich mit jedem Schritt! Und dann küssten die ersten Wellen meine Füße … Es war herrlich und ich vergaß alles um mich herum, gebannt vom Licht der Abendsonne, die das Meer bis an den Horizont rasch in reines Gold verwandelte. Minutenlang kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, war wie gebannt von diesem magischen Zauber.

Und dann packte mich plötzlich die Abenteuerlust.

Als hätte ich es von Anfang an so geplant, schlenderte ich weiter am Wellensaum entlang. Mein Ziel war das Felsenriff hinten am Strand, von dem Isi schon im Flieger geschwärmt hatte. Es teilte den Strand von einer benachbarten Kiesbucht ab. Das Schöne daran: Man konnte über die weit ins Meer gewürfelten Felsbrocken klettern, musste nur vorsichtig sein, sich dabei nicht Knöchel und Zehen aufzureißen. Tatsächlich fand ich schließlich einen Weg auf eine halbwegs glatt geschmirgelte Plattform. Unter mir strudelten und schmatzten die Wellen, seitlich versetzt bot ein gerade aufragender Felsblock eine annehmbare Rückenstütze. Tagsüber war es hier bestimmt nicht auszuhalten, jetzt aber sorgten die aufgeheizten Felsen für genau die richtige Temperatur, um sich sogar in einem schlecht sitzenden Bikini wohl zu fühlen.

Das muss der ultimative Platz aller Verliebten sein, dachte ich, während ich mein Badetuch auffaltete und es mir bequem machte. Man ist für sich, keiner kann einen sehen und man hört sofort, sollte sich jemand nähern.

Mit allen Anstrengungen des Tages versöhnt, schloss ich die Augen. Das Meer gluckste geheimnisvoll, in meinem Rücken raschelten die Wellen über den Kies. Ich streckte mein Gesicht dem streichel-warmen Wind entgegen, und ja, irgendwann spürte ich, wie mein Körper sich danach sehnte, berührt zu werden.

»Nicht einschlafen!«, ertönte plötzlich eine sanfte männliche Stimme. »Ja, hier bin ich. Los, hilf mir ein bisschen. Allzu viel Zeit haben wir schließlich nicht.«

Muss ich erzählen, dass ich mich umschauen konnte, soviel ich wollte, aber niemanden entdeckte? Dabei kam die Stimme ganz eindeutig von vorne, ganz so, als sei unterhalb meiner Füße ein kleiner Lautsprecher im Fels versteckt. Oh, jetzt bist du eingeschlafen, dachte ich und wie das eben so ist, wenn man träumt, streckte ich dem winzigen Mann, der sich da plötzlich auf meine Felsplattform schwang, den Zeigefinger hin. Ohne zu zögern stemmte er sich auf ihn hoch und rannte über meinen Handrücken und den ausgestreckten Arm nach oben. Auf meiner Schulter angelangt, verschnaufte er kurz, rutschte dann ein Stück herunter und wollte sich an meine rechte Brust lehnen.

»Tja, da fehlt es leider«, hörte ich mich sagen. »Ich wollte, es wäre anders.«

»Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, antwortete der Winzling, der wie ein antiker olympischer Athlet aussah. Und das bedeutete, dass dieses Exemplar von Mann nackt war, mit der Besonderheit, dass sein wichtigstes Teil stramm auf halb elf stand.

»Wer bist du eigentlich?«

»Zeus.«

»Natürlich, sicher, ich bin ja auch auf Kreta, der Insel, wo du geboren bist.« Ich wollte spöttisch klingen, aber das gelang mir nicht.

»Du bist hübscher als du denkst, Lara«, fuhr Zeus unbeeindruckt fort. »Ich biete dir an, dich so schön zu machen, wie du es dir immer vorgestellt hast.«

»Aber vorher willst du mich natürlich, nicht wahr? Um mir ein Kind zu machen. Das ... sagt man dir doch so nach, oder?«

»Unsinn Lara, das ist über dreitausend Jahre her.«

»Stimmt auch wieder. Welche Gegenleistung willst du dann?«

»Versprich mir, deiner Lust und damit mir auf immer treu zu sein. Mehr verlange ich nicht.«

»Meiner Lust?«

»Ja. Nur ihr. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«

Ich streckte mich ein gutes Stück aus, damit Zeus und ich uns auf Augenhöhe unterhalten konnten. Außerdem wollte ich seinen Körper und sein Gesichtchen genauer studieren. Zeus war ausgesprochen gut gebaut, mit fein gezeichneten Muskeln und eleganten Gesichtszügen. Sein Haar war gelockt, seine Augenbrauen sanft geschwungenen und seine Lippen verdammt sinnlich. Dazu trug er goldene Spangen um seine muskulösen Oberarme und seltsamerweise einen goldenen Cockring.

Unwillkürlich hatte ich den Wunsch, sein winziges Teil anzutippen, stattdessen aber spürte ich meine Hand auf meinem Schoß ... und bekam augenblicklich Lust, dort den Druck ein bisschen zu erhöhen.

Da streckte Zeus unwillkürlich die Arme aus und beugte das Knie vor mir, als wollte er mich anflehen. Deutlich spürte ich sein Gewicht auf meiner Brust und fühlte, wie schon die kleinste Bewegung meine Nippel in Aufruhr versetzte.

Schade, dass ich mein Oberteil umhatte.

»Richtig, leg es ab, Lara.« Zeus hob den Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Mir war, als treffe sein Blick direkt in mein Herz. »Du bist schließlich hier, um es dir schön zu machen.«

»Schon, aber so entblößt … da schäme ich mich.«

»Lara, du Lämmchen, möchtest du dich wirklich mit so wenig begnügen? Wo du dir seit Jahren anderes wünschst?«

»Nein … aber das gehört sich doch nicht … «

»Entscheide dich.«

»Also gut. Ich verspreche, in Zukunft meiner Lust und damit dir treu zu sein.«

Kaum hatte ich das gesagt, kam es mir vor, als hätte ich mich von einer Art Makel befreit. Und von einem Augenblick auf den anderen fühlte ich mich erholt und frisch. Hier ist ja wirklich nichts dabei, dachte ich und zog vorsichtig die Schleifen meines Oberteils auf. Schließlich wollte ich nicht, dass Zeus herunterfiel. Außerdem war ich neugierig geworden, denn Zeus hatte sein Teilchen nun fest in der Faust.

»Sehr schön, Lara. Gib zu, du fühlst dich gleich besser. Aber es geht noch weiter.«

»Das hab ich mir fast schon gedacht.« Ich holte tief Luft, weil Zeus auf allen Vieren auf meine Brüste kletterte und mit seinem Glied über sie strich. Sofort breitete sich ein geheimnisvolles Kribbeln in mir aus, das nur ein Ziel hatte: Mir unterm Bikini das Nest aufzustacheln und die Anspannung meiner Schenkel zu lockern. Ob ich es nun wollte oder nicht: Meine Finger begannen verräterisch zu tänzeln, und die Lust, die ich dabei fühlte, war so groß, dass ich laut aufseufzen musste.

»Ich hoffe für mich, dass du so zart und rosig wie Aphrodite bist«, mahnte Zeus. »Wenn nicht, solltest du die Fortsetzung dieses Spiels unbedingt mit Bikini vornehmen. Fass es nicht als Beleidigung auf. Aber wir alten Griechen haben bekanntlich höchste ästhetische Ansprüche. Unser Schönheitsideal ist der ganz und gar unschuldig glatte Schoß. Davon zeugen alle Skulpturen in euren Museen.«

Wenn es weiter nichts ist, dachte ich, gab meinem Verlangen nach und spreizte die Beine. Ein wenig beleidigt war ich aber doch. Was bildete sich dieses Götter-Männchen eigentlich ein? Wenn er polierte Marmorgöttinnen vorzog, warum tauchte er dann bei mir auf? Schließlich besaß ich dort ein Krönchen, wo es, wie ich fand, auch hingehörte. Aber mein Ärger verflog mit jedem neuen Atemzug. Ich erhöhte den Druck meiner Finger und strich mit wachsender Lust über den immer feuchter werdenden Stoff meines Bikinihöschens. Bald hatte ich das Gefühl, wie ein Softeis in der Sonne zu zerschmelzen. Und meine Perle sehnte sich danach, endlich freigelassen zu werden.

Zeus nun spazierte wichtigtuerisch über meinen Bauch, als wolle er am Rand des Höschenbunds kontrollieren, ob ich auch ja nichts falsch machte. Schließlich aber rutschte er über meinen Venusberg nach unten und rief mir zu, er werde es sich auf einem Zipfel meines Badetuchs bequem machen: »Ich bin sogar geneigt, mich ein wenig mit mir selbst zu amüsieren. Hoffentlich wird dich das anspornen, Lara. Enttäusche mich nicht. Ekstase heißt Verzückung und die möchte ich jetzt bei dir sehen.«

Was für ein Spanner, dachte ich. Jetzt weiß ich, warum er immer diese vielen Blitze macht: Damit er auch nachts zugucken kann.

Trotzdem gab ich mich allen luststeigernden Spielen hin, die mir so in den Sinn kamen. Die warme Meeresbrise war dabei genauso förderlich wie der Gedanke, ich würde so schön wie eine Filmgöttin werden. Bald war mein Bikini schwer wie ein Schwamm und bedeckte kaum noch meine Blöße. Wie an einer Perlenschnur reihten sich die immer stärker werdenden Wogen meiner Lust aneinander. Noch nie hatte ich mich derart gehen lassen, noch nie so gestöhnt. Mit zwei Fingern tief in mir bäumte ich mich schließlich mit einem lauten Schrei auf ... Himmel, das war der beste Höhepunkt, den ich bislang je bei einem Selfie gehabt hatte!

Erst nach einer Weile kam ich wieder zu mir, rollte mich auf die Seite und sagte laut zu mir selbst: »Und jetzt aufwachen, Lara. War leider alles nur ein Traum. Los, komm zu dir.«

Doch wie sollte das gehen, da ich doch mehr als wach war? Aber wo war dann Zeus? Hatte ich ihn versehentlich in eine Felsspalte gestoßen? Hatte er sich zum Spaß in einen der Stare verwandelt, die jetzt in Schwärmen über der Bucht kreisten? Oder war ich in einem ungeheuer plastischen Traum gefangen, weil in Wahrheit das Flugzeug abgestürzt war und ich im Koma lag?

Ich konnte nach Zeus rufen, soviel ich wollte, bis ein Kitzeln mich an meine Fingerspiele erinnerte. Winzige Kristalle klebten an der Innenseite meiner Schenkel ... eines aber war anders, denn es glänzte golden. Vorsichtig tupfte ich es mit der Kuppe meines Mittelfingers ab und hielt es dicht vor meine Augen. Unglaublich, dieses Gold war flüssig und schimmerte, als sei es eingeschmolzenes Licht. Sollte dies das Zeichen sein, vor Zeus bestanden zu haben? Und verbarg sich darin jetzt die Kraft, mich so schön zu machen, wie ich es mir wünschte?

Ich zerrte den Stoff des Bikinis zur Seite und tupfte mir den göttlichen Tropfen auf meine empfindlichste Stelle. Sie belohnte mich mit einem süßen, langsam abklingenden Zucken, das mich herrlich entspannt zurückließ.

Da frischte der Wind auf. Auf einmal fröstelte ich ... und hatte den genau richtigen Appetit für ein gutes Abendessen.

Kapitel 2Hoffnungen müssen erlaubt sein

»Na, wird auch langsam Zeit.« Isi lehnte im Kleinen Schwarzen auf dem Bett und studierte via Smartphone Pinterest-Frisurtipps.

»Tut mir leid. Weißt du, Sonnenuntergang und Meer, ich hab’ ein bisschen vor mich hingeträumt und so.«

Ich schlüpfte ins Badezimmer, schaute in den Spiegel: Gab es da was zu sehen? Quatsch, du sieht aus wie immer, dachte ich, ohne die Hoffnung völlig aufzugeben. Und den Rest glaubt nur eine, die Rotkäppchen für die neue Freundin von Tom Cruise hält. Aber was wäre, wenn du tatsächlich schon ein bisschen aufgepeppter rüber kämst? Sozusagen als Nachwirkungen dieser 1A-Spielerei an den Klippen?

»Hast du dich jetzt mit deinem Bikini versöhnt?«, drängelte Isis Stimme durch den Türspalt.

»Könnte man so sagen«, rief ich übermütig. »Hatte sogar ein Erlebnis der dritten Art. Mit ’nem super Höhepunkt.«

»Bei allen Göttern! Muss ich mir Sorgen machen?« Isi schauspielerte gern und riss gespielt die Augen auf. »Ich will alles wissen, hörst du?«

»Nach dem Essen!« Durcheinander wie ich war, stieg ich mit Bikini in die Dusche. »Er heißt übrigens Zeus. Und ist süße dreitausend Jahre jung.«

»Klingt spannend.«

»Und wie!«

Ich hoffe, dein Goldtröpfchen ist duschgelfest, rief ich Zeus in Gedanken zu und schäumte mich ein wie im Hamam. Natürlich vergaß ich auch den Bikini nicht. In Rekordgeschwindigkeit spülte ich ihn im Waschbecken nach, trocknete mich ab und sprintete vor den Kleiderschrank.

»Oh, ein Nackidei.«

»Nein, ein Dickidei.«

»Bestimmt nicht mehr lange. Morgen hast du die erste Massage.« Isi klang so zuversichtlich, dass ich aberwitzigerweise neue Hoffnung schöpfte. Tatsächlich fühlte ich mich so wohl, dass ich mir nur allzu gerne einredete, die anstehende Urlaubswoche könnte doch noch ein voller Erfolg werden.

»Muss ich mich anmalen?«

»Aber nur die Drei-Minuten-Husche. Ich hab Hunger.«

»Weißt du was? Dann bestell schon mal den Wein, ja?«

»Lara, kein Stress! Wir sind im Urlaub und nicht auf der Flucht. Aber deine Idee ist trotzdem gut. Bis gleich.«

Ich zerrte das nächstbeste Kleid vom Bügel und warf es aufs Bett: Ein nachtblaues Seidenkleid mit goldenen Sternchen. War vielleicht ein bisschen altmodisch, aber durch sein Taftfutter ein Traum auf der Haut. Und wenn man es über dem Knie schnürte, ausgesprochen sexy.

Eigentlich ist es nicht die feine Art, schoss es mir durch den Kopf: Deine beste Freundin überrascht dich mit dieser Reise, hat aber keinen blassen Schimmer, dass du bereits von einem halben Tag Mittelmeer-Sonne Halluzinationen bekommst.

Ich föhnte mein Haar, eilte zurück ans Bett und schlüpfte ins Kleid. Halb fertig angemalt, angelte ich ein Paar halterlose Strümpfe aus dem Schrank und schminkte mich zu Ende.

»Passt doch, Lara«, sagte ich halblaut, während ich mir das Haar lose zusammensteckte. »Aschblond bist du bereits. Und hier wird jetzt sichergestellt, dass sich dein Geisteszustand endlich deiner Haarfarbe anpasst.«

Mit gespieltem Seufzer schlüpfte ich in schwarze Sandaletten, griff mein Smartphone und eilte zum Fahrstuhl.

Trägt sich wirklich toll, dieses Kleid. So herrlich sinnlich ... und luftig.

Sinnlich? Luftig?

Ups … ich biss mir auf die Unterlippe. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich war nackt unter dem Kleid! Nackt!

Wenn nun ... wenn ...

Wenn gibt’s nicht, befahl ich mir. Stell dich nicht so an. Männer mit Röntgenaugen sind Film.

Hoch erhobenen Hauptes trat ich in den Speisesaal. Isi winkte ich so lässig zu, als hätte ich endlich gecheckt, wie das mit der hoteleigenen Chipkarte funktioniert. Und urplötzlich genoss ich mein kleines Geheimnis ... diesen erotischen Kitzel, der so gut zu dem Traum auf den Klippen passte.

Sollte ich Isabel einweihen?

»Weißwein ist unterwegs«, meinte sie und schenkte uns Mineralwasser ein. Für einen kurzen Moment bildete ich mir ein, sie würde mich anderes als sonst anschauen, aber da kam auch schon der Service, füllte die Weingläser und überließ uns praktischerweise den Rest der Flasche im Eiskübel.

Dann durften wir schlemmen. Aber schon nach der Suppe und der Vorspeise, einer klaren Bouillon mit Zitronengras und Doraden-Carpaccio, waren wir angeschwipst. Mit der Folge, dass man gewisse Geheimnisse vor der besten Freundin dann doch nicht mehr für sich behalten kann und will.

»Echt? Hey, wie aufregend«, entfuhr es Isi. »Wäre ich ein Kerl, würde ich sofort auf eine Fingerprobe drängen.«

»Du kleine ungezogene Bitch! Petting als Nachtisch. Wäre hier ganz schön strange.«

»Oder die Attraktion in der Hotel-Chronik. Womit wir wieder beim Thema sind. Erzähl mir mehr von deinem Höhepunkt! Du, wenn das stimmt, leg ich mir auch einen weißen Bikini zu.«

Lautes Gläserklirren mischte sich in unser Gekicher. Was war bloß in uns gefahren? Gleich am ersten Abend derart schlüpfrige Themen! Zum Glück wurde wenig später der Hauptgang serviert: Lammkoteletts mit Maronen und Rosmarin-Croutons.

»Du, es ist echt wahr, vorhin ist mir an den Felsen Zeus begegnet. Im Miniformat. Und er hat mich aufgefordert, ich solle es mir gemütlich machen. Halbwegs vornehm ausgedrückt.«

»Wie bitte? Meinst du, der Willkommens-Drink vorhin war nicht koscher?« Isi sah mich so neugierig an, als hoffte sie, ich würde gleich noch ganz andere Sachen erzählen.

»Wer weiß«, sagte ich leichthin und meine vom Wein und Essen geröteten Wangen feuerten noch eine Spur mehr. »Vielleicht ist das ja der Spezial-Service des Hauses für unbefriedigte Frauen. Das Geheimrezept, um Stammkundinnen zu bekommen.«

»Okay, ein bisschen Chemie, Sonne und Wein. Dazu ein Schuss Delirium und alles gemixt mit Halbschlaf und dem Wissen, auf der Insel des Zeus zu sein ...«

»Schön, dass du mich nicht für verrückt erklärst.«

»Das würde ich dir nie antun. Erstens, weil du meine beste Freundin bist und es zweitens in diesem Hotel sowieso nicht mit rechten Dingen zugeht.«

»Wie meinst du das?«

»Wart’s ab ... wie ich schon sagte: Morgen bekommst du von Apollon deine erste Massage.«

»Na, dann Prost auf die alten Götter.«

Schnell hob ich mein Glas, damit wir noch einmal anstoßen konnten. Dabei wurde mir richtig heiß und ein paar Augenblicke lang blitzte der Gedanke auf, nackt auf einem kühlen Laken zu liegen. Aber das hätte ich besser nicht tun sollen. Zumindest nicht ohne Höschen. Himmel, was für ein Gefühl! Wie mit fünfzehn nach einer Party mit Knutschflecken und ganz viel Wodka-Lemon.

»Und was geht nach dem Dessert so?«, zwinkerte Isi mir launig zu. »An der Bar ein paar Cocktails exen und die Männer abchecken?«

»Ich dachte, wir wollten am ersten Abend anständig sein?«

»Spielverderber! Dich wird der Hunger schon noch packen.«

Klar, sagte ich mir im Stillen, in puncto Sex und Amore bist du so ausgelastet wie ein Ferrari auf dem Verkehrsübungsplatz. Durchgestöckelte Matratzen gibt’s nur in deiner Fantasie und die Chancen, dass Wolf und ich übereinander herfallen, stehen im Moment so gut wie die griechische Wirtschaft. Mensch, Wolf! Nachher machen deine China-Monate alles neu bei uns? Vielleicht fehlt uns wirklich nur Abstand? Bislang haben wir bei gewissen Basics einfach zu viel die Klappe gehalten. Warum eigentlich?

Ich lauschte in mich hinein. Meinte ich wirklich ernst, was mir da gerade durch den Kopf ging?

»Woran denkst du?«

»Och, eigentlich an nichts. Höchstens an Wolf und seine Sorgen, ich könnte mich womöglich im falschen Badeanzug schämen.«

»Vergiss es doch endlich. Glaub mir, du bist hier auf dem besten Weg, diese eingebildete Hässliche-Entchen-Phase zu überwinden. Wenn du ab morgen Apollon Karadimas unter die Hände kommst, wirst du erleben, was der Satz Ich fühle mich wie neugeboren wirklich heißt.«

»Wenn du es sagst ... dann bereite ich mich auf diese Wellness-Pflichten vielleicht am besten mit einem Schönheitsschlaf vor.« Von einer Sekunde auf die andere war ich plötzlich so müde geworden, dass ich gähnen musste.

»Ich seh schon, heute heißt es Bett statt Bar. Müssen die Jungs sich hier eben noch ein bisschen gedulden.«

***

»Gute Nacht, Ali Baba. Gute Nacht Queenie. Schlaft gut.«

Kapitel 3Wenn Mädels goldene Händchen haben

Drei Tage heißt es doch immer, drei Tage müsse man sich akklimatisieren. Und bestimmt ist da auch was dran ... Frauen allerdings, die von nackten Zeus-Winzlingen aufgefordert werden, eine Peep-Show zu liefern, akklimatisieren mit Sicherheit anders: Zum Beispiel, indem sie wie eine Hummel unter Aufputschmitteln zwischen Massagen, Strand und Hotelzimmer hin und her schwirren und sich ständig irgendwo kneifen. Oder aber sie genehmigen sich einen Drink nach dem anderen und futtern dazu getrocknete Berberitzen und Halva. Vor allem aber posen sie vor jedem Spiegel, ganz so, als stünde am Ende der Woche ein Casting für ein Fotoshooting an.

Kurzschlüsse in mir, an mir und um mich herum. Ob beim Räkeln im Liegestuhl oder beim Saugen am Strohhalm. Vor allem, wenn Apollon mich unter seinen Fingern gehabt hatte, konnte ich nur schwer dem Drang widerstehen, nicht alle fünf Minuten mit dem Hintern zu wackeln. Kurzum, es geschah etwas mit mir, das ich nicht begriff, etwas, das mich im wahrsten Sinn des Worts neu formte.

Ich kam mir vor wie eine Festplatte, die defragmentiert wird. Nur, dass es bei mir keine Dateien sondern Zellen waren, die verschoben und an die richtigen Sektoren, sprich Körperregionen, gepackt wurden. Eine Armada von Nano-Robotern schien in mir eine Art Workout zu veranstalten, ein Heer unsichtbarer Schönheits-Chirurgen mich nach und nach umzubauen. Was ich an Bauch und Hüften zu viel hatte, wurde mir an Hintern und Busen drauf gepackt und mein im Entstehen begriffenes Doppelkinn entpuppte sich als Zell-Depot für vollere Wangen und Lippen. Manchmal mussten auch Stretching-Nanos am Werk zu sein, denn es kam mir vor, als würde meine Haut auf Tausenden von Streckbänken millimeterweise geglättet und neu ausgerichtet.

Aber so sehr mich diese Tage auch schlauchten: Isi gegenüber machte ich keinen Mucks. Nicht zuletzt deshalb, weil sie tat, als würde sie Scheuklappen tragen. Ob ich morgens demonstrativ zu weite Höschen in den Papierkorb oder zu klein gewordene Push-ups aufs Bett warf oder mir mal wieder in die Oberschenkel kniff: Am Abend des dritten Tages meinte sie nur: »Erstens schwimmst du jeden Tag, zweitens hat unser Masseur, der nebenbei ja auch Osteopath ist, magische Hände, drittens ist die Küche kalorienarm und viertens hast du seit jeher sowieso die falsche Optik gehabt.«

»Ja, ich glaube, du hast wirklich recht«, ging ich auf ihren Ton ein, »mein Busen wundert sich echt heftig, warum ich ihn immer mit zu kleinen BHs gequält hab.«

»Und was folgt daraus? Du hast ihn in seiner Entfaltung gehindert. Also hast du die Schuld.«

»Himmel, da ist was dran! Und dann, denk mal ... all die falsche Mode ... da haben sich die Zellen einfach gedacht: Ist doch nicht unsere Schuld, wenn wir uns dort breit machen, wo der Widerstand einer harten Jeans-Naht fehlt.«

Ich sah im Spiegel, wie Isi meine Ironie mit wissendem Lächeln quittierte. Sie hatte immer eine klasse Figur gehabt, war sozusagen damit groß geworden, dass Männer ihr hinterherschauten. Allerdings hatte sie bis vor einem guten Jahr damit leben müssen, dass alle neugierigen Blicke in sich zusammenfielen, sobald sie sich umschaute. Was nicht unbedingt am strohig schwarzen Haar und ihrer müden sommersprossigen Haut lag ... nein, bei ihr hatte die interne Design-Abteilung die Nase nach dem Matterhorn geformt und die Lippen wie eine Skipiste. Klar, ich übertreibe jetzt, aber Isis brauenlose Augen hatten das alles nicht hübscher gemacht.

Eine Schönheits-OP hatte im letzten Winter das Matterhorn wieder zurück in eine nette Nase verwandelt und der zweiwöchige Urlaub in diesem Hotel hatte sie zu der Frau gemacht, die sich jeden Mann aussuchen konnte.

»Sag mal«, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. »Ich hab dir doch von meiner Halluzination erzählt. Ist dir damals vielleicht auch so etwas passiert?«

»Du willst wissen, ob auch mir ein Mini-Zeus begegnet ist?«

»So ungefähr.«

»Nein, aber wer weiß, Lara: Vielleicht ist unser Masseur Apollon ja wirklich ein Gott? Schließlich ist er der Gott der Heilung und der Künste. Ganz ehrlich, wenn du es genau wissen willst: Ich wurde bloß von Mr. Silverswan besucht. Einem schwungvollen Typen aus Silikon. Seitdem kann ich mich nicht mehr von ihm trennen. Das ist mein kleines Geheimnis.«

»Verstehe ich das jetzt richtig ... du ...«

»Ja, ich habe einen festen Freund. Mit Akku-Betrieb. Er macht nur Brrrr, das aber ordentlich lange und immer mit voller Potenz.«

Ich drehte mich langsam um. Nicht direkt fassungslos, aber doch irgendwie erschüttert.

»Keine Sorge, Lara, ich habe ihn mir hier noch nicht dienstbar gemacht«, setzte Isi treuherzig nach. »Du kannst beruhigt schlafen.«

»Hast du noch nicht gesagt?« Mir klappte der Kinnladen nach unten. »Du, ich glaub, jetzt brauch ich an der Bar was echt Hartes.«

»Gute Idee ... aber mal ehrlich, bist du wirklich so ein prüdes Häschen? Warum? Guck dich doch mal an! So, wie du jetzt in deinem Bikini aussiehst, würdest du perfekt als Bond-Girl durchgehen. Und bekanntermaßen sind das die bösen Mädels, die nie was anbrennen lassen.«

»Willst du damit sagen, es gibt von deiner Seite gewisse Anbahnungen?«

»Lassen wir es auf uns zukommen. Zeus’ Insel ist bestimmt noch für eine Überraschung gut.«

***

Von was war ich wach geworden? Einem dumpfen Poltern auf dem Hotelflur? Einem Windstoß, der die Vorhänge bauschte? Doch spielte es eine Rolle? Das Einzige, was ich wusste, war: Du hast geträumt ... du warst mit Isi in einem Tattoo-Studio ... Doch so angestrengt ich mich auch zu erinnern versuchte: Der Rest fiel mir nicht mehr ein. Stattdessen kam mir die Luft seltsam stickig vor, obwohl die Tür zu unserem Balkon offen stand und das Meer verhalten rauschte. Aber mich aus dem Bett zu bequemen und den Vorhang zur Seite zu schieben, dafür war ich dann doch zu träge.

Trotzdem fühlte ich mich ausgeschlafen. Und freute mich wie ein Honigkuchenpferd, die Caipirinhas, den Weißwein und das Gläschen Harzlikör ohne Kopfschmerzen vertragen zu haben. Ausgeruht lag ich da und lächelte vor mich hin. Wolf wird Augen machen, dachte ich ... natürlich auch alle in der Firma ... und du wirst dir mit Ende Zwanzig noch einmal was echt Teeniges zulegen: Am Flughafen in Heraklion diese völlig abgefahrene Skinny-Destroyed-Jeans sein ... und zu Hause shoppst du von H&M über Mexx bis ZARA, selbst wenn du dabei zweitausend in die Miesen rutschst.

Und was ist, wenn doch bloß alles Einbildung ist? Wunschtraum eines ewigen Mauerblümchens? Du in Wahrheit so durchgeknallt bist, dass Isi dir nur zuredet, weil sie Angst vor deinem irren Blick und deinem albernen Rumgemache hat? Überleg doch mal! All die Unruhe der letzten Tage ... dieses wahnsinnige Kribbeln ...

Ich hielt den Atem an. Das war es! Deswegen war ich aufgewacht.

Das Kribbeln, es war weg!

Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich hoch, rannte ins Bad und schaute in den Spiegel.

Beruhige dich, Lara, ist alles okay. Du siehst heiß aus. Leg dich wieder hin.

Doch kaum hatte ich mich wieder ausgestreckt, musste ich an Isis unanständiges Geheimnis denken. Wenn sie so was hat, fragte ich mich im Stillen, warum du eigentlich nicht? Gehörst du also zum frigiden Typ Frau? Nee, Quatsch, aber gib zu, dass du felsenfest der Meinung warst, nur Frauen, die in puncto Attraktivität wirklich hoffnungslose Fälle sind, haben davon die Schublade voll. Der Rest sind Schlampen oder Milfs, die damit als Camgirl Kohle machen.

Ach ja, Isi ... noch zweieinhalb Nächte! Hab’ leider gerade das verdammt sichere Gefühl, dein Mr. Silverswan wird für dich als Sieger aus diesem Urlaub hervorgehen.

Turbo-Zicken-Rumgedenke!

Wie zur Strafe brachten sich mir plötzlich und unmissverständlich gewisse Zonen meines Körpers in Erinnerung. Als hätte sich mit dem Wegfall des Kribbelns ein anderes Programm geladen. Ich hatte auf der Stelle Lust, mit einem Mann zu schlafen. Und als ob das noch nicht reichte, setzte sich der Satz in meinem Kopf fest: Isi hat wenigstens ihr Toy ...

Ich rollte mich auf die Seite und hoffte, wieder einzuschlafen, indem ich mir gähnende Eisbären und Murmeltiere vorstellte. Keine Minute später raschelte es neben mir.

»Bist du wach?« Isi wendete die Bettdecke.

»Mmh.«

Lange Pause.

Dann spürte ich, wie Isi ein Stück auf mich zurobbte. »Sag mal, dein kleiner Zeus«, flüsterte sie, »wie sah der eigentlich aus?«

»Durchaus annehmbar, mit goldenen Reifen an den Oberarmen und einem goldenen Ring um ...«

»Um?« Isi klang, als habe sie ihre Stimmbänder in Honig geschwenkt.

»Genau da.«

»Wenn er sich jetzt ausgewachsen auf deine Bettkante setzen würde ...«

» ... würde ich die Decke ein Stück zur Seite ziehen«, murmelte ich. »Aber koch jetzt bitte nicht meine Fantasie hoch. Könnte ganz unkontrollierbare Folgen haben.«

»Spannend«, raunte Isi. »Zeus würde das gefallen ... weil du natürlich nackt unter der Decke liegst und er so etwas wie einen Röntgenblick hat. Bestimmt würde er dich sofort küssen. Zuerst auf die Stirn, dann den Hals, deinen Mund ... «

»Was hoffentlich nicht alles wäre«, flüsterte ich und musste tief Luft holen.

»Bestimmt nicht, aber da Zeus ein Meister der Zeit ist, wird er dich ganz fantastisch lange küssen. Mit weichen Lippen, spielerisch, neckend und nur ganz allmählich fordernder. Bis ihr euch schließlich so leidenschaftlich küsst, dass dir die Luft ausgeht. Und ganz beiläufig werden seine erfahrenen Finger dabei über deinen Hals, deine Schenkel spazieren ... «

»Hör auf«, flüsterte ich. »Sonst klau ich dir gleich deinen Silikon-Vogel.«

»Du böse Lara ... man nimmt der besten Freundin doch nicht ihr Spielzeug weg.«

» ... wenn sie mich so ärgert ...«

»Ärgert?«

»Scharf macht.« Seufzend rollte ich zurück auf den Rücken. Nachzudenken, warum Isi uns beide so in Wallung bringen wollte, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war, hatte ich keine Lust. Stattdessen wurde der Wunsch stärker, ihre rauchige Stimme würde mich weiter mit Dirty Talk versorgen: »Also los, mehr. Mach weiter ... und wehe, du lässt was aus.«

»Du willst also, dass er oben anfängt? Also gut … und er lässt sich Zeit, bis du sein Knuspern spürst und den ersten zarten Biss in deine harten Nippel. Es ist, als würde erst eine Saite in dir beben, dann eine zweite und dritte, dann alle anderen.«

»Gnade ... sonst krieg ich jetzt auf der Stelle deinen ...«

»Ah ja? Ist Zeus Hand etwa schon zwischen deinen Schenkeln? Oh ... du ziehst ja ein Bein an? Soll Zeus dich etwa dort streicheln?«

»Gemein ... du bist hundsgemein.«

»Ja, ich bin ein echtes Miststück.« Isi rutschte ein Stück näher, damit sie mir direkt ins Ohr flüstern konnte ... griff dann meine Hand und schob sie langsam nach unten: »Übrigens hat Zeus gerade deinen Bauchnabel erreicht... und du bist total gespannt, ob er noch ganz andere Regionen auskundschaften wird.«

»Weißt du, was ich im Begriff bin zu tun?«

»Nur du? Glaubst du, ich bin aus Holz?«

»Du willst doch wohl nicht …«

»Pst. Zeus kühler Atem streicht über deine feuchten Schenkel, spürst du das? Und er weiß, was du möchtest ... weil dir alles andere nicht mehr reicht ...«

»Warum machst du das bloß?«

»Vielleicht, weil wir nicht so dumm sein sollten ... uns einmal ein bisschen gehen zu lassen?«

»Du bist verrückt.«

»Schscht ...« Isi musste mindestens so tief einatmen wie ich. Als wollten wir uns eine letzte Chance geben, anständig zu bleiben, lagen wir ganz still ... belauschten uns, während zumindest ich längst unter meinen Fingern zerfloss.

»Ich glaub, ich kann nicht mehr zurück«, wisperte ich nach einer Weile. »Sonst werd ich verrückt.«

»Dann gönn dir doch mal was ... schließlich nascht Zeus gerade dein erstes Tröpfchen weg ... weshalb du ja auch so daliegst, dass er gar nicht anders kann, als es deiner Perle mit der Zunge zu besorgen ... bis du richtig fortgeschwemmt wirst und dich das erste Mal aufbäumst.«

Unser Atem ging nur noch stoßweise ... und unser Zimmer wirkte auf mich wie ein Zelt, das all unsere Geräusche verschluckte. Isi nämlich stampfte die Bettdecke zusammen und auch mich hielt jetzt nichts mehr zurück, selbst die letzten Hemmungen fallen zu lassen.

»Ich will jetzt was in mir!«, stieß ich hervor. »Und wehe, es ist nicht groß und hart.«

Ich bog mich vor Verlangen, japste, warf den Kopf von einer Seite auf die andere.

Als hätte Isi genau darauf gewartet. Leise, aber immer aufreizender begann sie zu stöhnen und ließ unsere Lust damit noch höher auflodern. Irgendwann berührten sich unsere Knie bis schließlich sogar unsere Schenkel aneinander scheuerten.

Ich kam mit einem leisen Schrei, Isi Sekunden nach mir.

Die Stille danach war vollkommen.

Wir wandten einander die Gesichter zu, lächelten uns an, nahmen beide das Nachbeben der anderen wahr. Unsere Müdigkeit war grenzenlos ... und als ein Windstoß die Vorhänge bauschte, sah ich, wie der neue Tag einen ersten goldenen Schein über unser Hotel warf.

»Oh ... gute Nacht, Ali Baba. Auch du Queenie. Schlaft gut.«

***

»Welches Gewitter?« Ich wurde rot, als uns die deutsche Auszubildende den Guten-Morgen-Cappuccino servierte.

»Na, letzte Nacht so gegen drei Uhr. Eine halbe Stunde lang ... man hätte meinen können, die Welt geht unter.«

»Aha ... nein, also wir waren ganz unserem Schönheitsschlaf hingegeben«, setzte Isi mit Unschuldsmiene hinzu. »Und sind so entspannt aufgewacht, wie schon lange nicht mehr.«

»Das hört sich ja richtig schön an«, kam es reichlich zweideutig zurück. »Und die Sonne macht alles ja auch ganz schnell wieder trocken.«

»Stimmt.« Isi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Feuchte Liegestühle, nasser Sand und klamme Betten sind eher uncool.«

Bemüht gleichgültig versuchten wir aneinander vorbeizugucken, dann aber begannen wir doch zu kichern ... und ich wusste von einem Moment auf den anderen nicht mehr, wie ich mit dem Erlebnis von letzter Nacht umgehen sollte.

Da griff Isi nach meiner Hand und sah mich eindringlich an: »Lassen wir es einfach auf sich beruhen, ja? Nicht, dass wir es vergrübeln und uns ständig fragen, warum.«

»Das wird das beste sein. Und Zeugen gibt es ja keine ...«

»Höchstens deinen kleinen Zeus.«

Isis Mundwinkel begannen zu zucken, dann prusteten wir gleichzeitig los und lachten, bis uns die Tränen kamen. Mit einem Amaretto feierten wir unsere wiedergewonnene Fassung, begaben uns aufs Zimmer, packten Badesachen ein und planschten zwanzig Minuten später übermütig in der Brandung.

Kapitel 4Aus der Ruhe kommt die Kraft

Zwei unbeschwerte Tage folgten. Strand, Ausruhen, Lesen, Oldies hören, Essen. Isi schien unser erotisches Händchenspiel keinen Deut mehr zu beschäftigen. Ihre Blicke waren so offen wie unschuldig, ohne verräterisches Funkeln oder eindeutig zweideutige Anspielungen. Mir dagegen erschien nicht nur diese Nacht immer fantastischer. Ob ich auf dem Strandbett Barbra Streisand mit»Woman in Love« oder Bruno Mars mit»Talking to the moon« hörte: Zunehmend trieb mich die Frage um, ob ich nicht vielleicht doch unter einer Persönlichkeitsspaltung litt. Der nackte Mini-Zeus auf meinem Bauch würde klar dafür sprechen, ebenso, dass Isi ihn nur als süße Erschöpfungsfantasie wertete. Andererseits fand sie mein ständiges Spiegel-Posing völlig normal, schließlich sei Apollon Karadimas mehr als nur ein gewöhnlicher Masseur.

Heute nehme ich stark an, dass sie bei ihm keinerlei Hemmungen gehabt hätte. Immerhin hatte sie mir gestanden, sie hoffe jeden Tag darauf, er würde einmal die Beherrschung bei ihr verlieren: »Stell dir doch mal vor: Du liegst da auf dem Rücken, seine geölten Hände wandern an deinen Hüften entlang ... dann plötzlich zieht er dich ein Stück vor und legt sich deine Beine über die Schultern. Und noch bevor du kapierst, was Sache ist, spürst du ihn schon in dir. Ich schwör dir, ich würde in zehn Sekunden kommen.«

Das nenn ich Gelüste! Vor allem aber Isis unverblümte Offenheit: Sollte ich mir ein Beispiel daran nehmen? Denn Sex und ich – gab es da etwas, das ich bislang verdrängt hatte? Sex und ich – stand ich in Wahrheit auf Dinge, die ich mir nie eingestehen würde? Reizte es mich, es mit einer Frau zu treiben? Liebte ich Isi etwa auf wesentlich genussfreudigere Art, als ich es mir eingestehen wollte? Was wünschte ich mir bettmäßig wirklich? Ein Duo? Trio? Quartett? Oder war ich verkappt autoorgasmusfixiert? Was würde eigentlich passieren, wenn Masseur Apollon oder einer von diesen Bade-und-Surf-Security-Typen Isi und mich auf ein paar Drinks einlud und durchblicken ließ, ein wenig Spaß haben zu wollen?

Eine Antwort fand ich nicht. Woher auch! Schließlich hatte ich bislang zu den Frauen gehört, die sich einredeten: Ein Mann, einmal die Woche und eine Stellung. An Geburts- und besonderen Feiertagen, sowie bei vierstelligem Kontostand am Ende des Monats auch mal Sex mit mündlicher Beteiligung.

Und jetzt?

Die Regionen unterhalb meines Bauchnabels jedenfalls fühlten sich so abenteuerlustig an wie nie. Sie funkten nach oben: Komm schon, tu’s!

Mein Schoß fühlte sich an wie gedopt und quittierte den kleinsten sinnliche Reiz, indem ihm sozusagen das Wasser im Mund zusammenlief ...

Zeus, dein Tröpfchen hat es ganz schön in sich, dachte ich ein wenig befangen auf meinem Strandbett und schlug die Beine übereinander. Wird also besser sein, ich richte meine Blicke nicht ständig auf diesen Knack-Hintern da vorne ...

»Weißt du was?«, riss Isi mich aus meinen Spinnereien. »Ich hab das Gefühl, uns wird langweilig. Morgen ist hier der letzte Tag. Mieten wir uns doch einfach ein Auto und fahren drauflos. Einwände?«

»Ja ... warum fällt dir so was erst jetzt ein?«

Kapitel 5Heftiges Intermezzo

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Kann ich denn mein Smartphone nicht auch einmal im Safe lassen? Wo das von Isi sowieso eine viel bessere Foto-Funktion hat? Aber nein, wenn etwas schief gehen soll, dann tut’s das auch, so lautet nun mal Murphys Gesetz.

Gut, heute ist mir klar: Alles sollte so oder ähnlich geschehen – womit ich nicht weiter herumorakeln will, sondern nur noch feststelle: Entgegen allen Behauptungen können unter bestimmten Bedingungen auch im 21. Jahrhundert Europäerinnen ohne Smartphone & Co. existieren.

»Schlimm?«

»Eher weniger«, meinte Isi. »Erstens ist dieser schnucklige Alfa neu und sein Navi auf dem aktuellsten Stand, zweitens haben wir nicht vor, Schlaglochpisten entlang zu brettern.«

»Alles klar. Verhungern tun wir fürs Erste auch nicht. Ich habe uns Müsliriegel und zwei Flaschen Wasser eingesteckt, dazu Sonnenspray und für mich ein Set frische Unterwäsche ... schließlich wollen wir etwas herumspazieren und essen gehen. Und in den Bergen könnte es vielleicht kühl werden.«

»Ach ja, die frische Unterwäsche. Ich erinnere mich immer noch gerne an Billy, damals in der Parallelklasse der Oberstufe. Weißt du noch? Er war halb Schwede, halb Afrikaner und Modell für Unterwäsche. Ich glaub, wir waren alle verrückt nach ihm. Jedenfalls hatte ich die ersten richtig schmutzigen Fantasien mit ihm.«

»Du auch?«

Entspannt kurvten wir durch die Landschaft hinter Agios Nikolaos, bestaunten malerisch verarmte Dörfer und knorrige Olivenbäume. August war eben August ... und so waren die Farben eher erdfarben als postkartenbunt.

»Gut, dass du fährst«, sagte ich. »Mit würde glatt schwindlig werden. Ob da der Airbag überhaupt noch hilft, wenn du es hier vergeigst?«

»Hey, wir sind im Urlaub, nicht auf der letzten Reise. Schließlich müssen wir auf 800 Meter hoch. Aber mein Gefühl sagt mir, wir sind gleich da.«

So war es dann auch. Das beste an der berühmten Lassithi-Hochebene war klar der Ausblick auf die Berge. Ansonsten herrschte die ockerbraune Tristesse abgeernteter Felder vor. Und von den angeblichen Windmühlen konnten wir nur flügellose rostige Gestänge entdecken.

Zudem war es mit einem Mal kühl und windig. Der morgens noch knallig blaue Himmel hatte sich hinter tintengrauen Wolken versteckt.

»Zeus scheint unseren Ausflug nicht gutheißen zu wollen«, sagte ich und winkte ab, als Isi Anstalten machte, vor einem Laden anzuhalten, unter dessen Markise malerische Tücher flatterten.

»Dann wohin?«

»Du fahren ... ich suchen.« Ich klickte mich durch die Sehenswürdigkeiten, die das Navi parat hielt und entschied, einen Abstecher nach Kritsa zu machen. In dem Bergnest sei angeblich Kretas schönste byzantinische Kirche zu finden. Und weil Kritsa gleichzeitig als malerisch ausgezeichnet war, würde uns dort bestimmt auch eine Taverne willkommen heißen. »Die Kirche dort, Panagia Kera, ist aus dem 5. Jahrhundert. Wir können aber auch gleich weiter nach Zenia fahren. Dort gäb’s dann den perfekten Panoramablick aufs Meer.«

»Bei diesem Wetter?«

Schon platschten die ersten Regentropfen gegen die Windschutzscheibe.

»Sehr überzeugend. Also Kirche.«

Wir schafften es gerade noch bis zum Parkplatz, da brach das Unwetter los - so heftig, dass unser Alfa regelrecht durchgeschüttelt wurde. Es war beängstigend und gleichzeitig so trostlos, dass ich beschloss: Nie wieder Kreta! Da Zeus aber Gedanken lesen kann, zog er die Wolken bald wieder ab, reduzierte die Regenmassen auf die Hälfte und schickte geheimnisvolle Nebelschwaden über die Berge.

»Ab in die Taverne«, meinte Isi. »Ohne Ouzo und Grillplatte geht jetzt nichts mehr bei mir.«

»Umdrehen. Ich muss erst was anziehen.«

So ... hier endet der Vorspann. Weil jetzt das Eigentliche beginnt ... das Verrückte ... das traumhaft Seltsame ... kurz, all das, was gemeinhin in dem Spruch gipfelt, es gebe mehr zwischen Himmel und Erde usw.

Es begann mit dem sehr irdischen Problem, dass unser Alfa streikte. Wir wechselten uns bei den Startversuchen ab und orgelten die Batterie fast leer, aber der verdammte Motor sprang einfach nicht an. Stattdessen erschien auf dem Display immer wieder dieselbe Fehlermeldung ... natürlich auf Griechisch. Uns blieb also nichts anderes übrig, als zu Fuß ins Dorf zu laufen.

Mit Courage also raus aus dem Alfa und juchzend rein in den Regen. Schnell waren wir aus der Puste und sahen ein, wie sinnlos es war, trocken in der Taverne ankommen zu wollen. Auch gut, unsere Laune wurde dadurch nur besser.

Als wir nass bis auf die Haut waren, kam uns ein Auto entgegen, hupte und hielt.

Quälend langsam glitt das Beifahrerfenster nach unten.

»Ladys, it seems to me, you have problems with your car?«

Isi streckte den Kopf ins Auto ... und dann hörte ich nur noch, wie sie Nikolaos rief und jener sturzflutartig losplapperte: »Isabel! Isabel van Leuwens. Bei den Göttern! Das ist eine Überraschung. Dass wir uns noch einmal treffen! Machst du noch immer auf Lokalreporterin? Oder ist die schönste Squaw des öffentlich-rechtlichen Rundfunks jetzt bei den Privaten? Lass mich raten ... klar, du bist im Dienst und hast das Unwetter als Kulisse bestellt.«

Nikolaos’ Deutsch war top, denn er war der Sohn einer fränkischen Gastwirtstochter und eines Athener Fernsehmoderators. Ich erfuhr das alles zur Hälfte von Isi, zur anderen Hälfte von Nikolaos selbst, der unsere Panne natürlich sofort zur Chefsache erklärte und noch in seiner Karosse alles mit dem Autovermieter klärte.

Wenn ich sage Karosse, meine ich das auch so, denn sein fahrbarer Untersatz war ein Bentley – passend zur Villa, in die er uns mitnahm. Aber noch als wir darauf warteten, dass sich das Garagentor öffnete, gestand er: »Alles nicht meins, leider. Gehört dem Freund meines Vaters. Reeder. Ich darf hier wohnen, weil er es besser findet, dass solch ein Anwesen bewohnt wird.«

»Wunderbar«, kommentierte Isi gedehnt. »Das klassisch griechisch-kretische Lebensmodell. Nachtwächter und Urlauber in Personalunion.«

»Zwangsurlauber stimmt. Weil ich wie die andere Hälfte meiner Landsleute gerade ein bisschen arbeitslos bin. Niemand in Griechenland bezahlt im Augenblick freie Filmjournalisten. Wirtschaftskrise, wisst ihr?«

»Und wovon lebst du dann?«, wollte ich wissen.

»Ein bisschen Staatsknete, ein bisschen was von der Familie. Ab und an ein Filmchen für eine Hochzeit und zusätzlich vermiete ich diese Hütte unter.«

»Worüber der Herr Reeder wahrscheinlich weniger informiert ist, oder?«

Nikolaos lachte laut auf. »Ach, solange nichts kaputt geht oder geklaut wird ... den Bentley führe natürlich nur ich aus. Mit Sechzehn Litern Super auf einhundert Kilometer ist das günstiger als einmal Kino mit Cola und Popcorn.«

Als wir ausstiegen, klapperten nicht nur Isi die Zähne. Nikolaos führte uns als erstes in eine bombastische Marmor-Küche mit Hochtresen. Wir sollten genau machen, was er sage, beschied er uns, dann würden wir diesen Ausflug ohne Erkältung wegstecken.

»Aha ... weswegen wir ja auch erst einmal die Küche bewundern sollen«, meinte Isi sarkastisch und schlang schlotternd die Arme um ihren Körper.

»Ganz richtig.« Nikolaos machte sich am Kühlschrank zu schaffen und schon stand eine Siebener-Batterie beschlagener Wodka-Gläser vor uns. »Einer für mich, je drei für euch. Keine Widerrede. Und dann ab in die Sauna. Tummelt euch vorher noch ein bisschen im Pool, ich muss erst anheizen.«

»Aber nicht so heiß, maximal 60 Grad!« Isi und ich kippten das erste Glas.

»Gibt es einen Wäschetrockner?«, fragte ich und war damit schon beim zweiten Glas.

»Sind wir hier bei armen Leuten? Lasst die nassen Sachen am Beckenrand liegen. Ich spüle sie dann kurz durch, okay?«

»Jawoll, Papa«, sagte Isi und Aug in Aug leerten wir das letzte Glas. »Dann dürfen wir also Nixe spielen?«

»Ganz recht. Vergesst bitte nicht, euch ab und zu an den Beckenrand zu setzen und lasziv zu räkeln. Ich schalte dann auf Videoaufzeichnung, in Ordnung? Solche Babes bringen immer ein kleines Taschengeld.«

»Räkeln tun wir uns lieber in der Sauna«, raunte Isi. »Und dann richtig.« Der Wodka schien bereits zu wirken, denn ihr Blick war glasig und schien zu sagen: Du musst jetzt aufpassen, dass wir uns hier nicht zu sehr zu Hause fühlen.

Dann ging es in die Katakomben des Wellnessbereichs. Grob behauene Natursteine boten Platz für Riesengräser, heimisches Stachelgesträuch und sogar einen künstlichen Bach. Es duftete wunderbar nach Kräutern, und das gedämpfte Licht schien wie dafür gemacht, sich unverhüllt zu bewegen. Wir durften in einem achteinhalb Meter-Pool plantschen und konnten uns an der sanft eingestellte Gegenstromanlage messen, bis uns schwindelig wurde.

Als wär’s von Zeus inszeniert, dachte ich, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Denn wie hätte dieser Winzling die Alfa-Panne oder Nikolaos herbeizaubern sollen? Nein, das hier war Zufall ... trotzdem kam es mir vor, als bilde dieser Tag den passenden Rahmen für das fantastische Erlebnis an den Klippen.

Und natürlich lag ich da alles andere als falsch ... wie ich heute weiß.

Ein Viertelstündchen sollte die Sauna benötigen, um auf Temperatur zu kommen. Badetücher und Mäntel lagen in Regalen bereit, kurzum: Wir brauchten uns um nichts kümmern. Einziger Wermutstropfen: Nicht nur mir knurrte der Magen, woran der Wodka nicht unschuldig war.

»Sauna ist bereit«, tönte es durch den Wellnessbereich. »Ich bereite inzwischen einen Salat vor. Gang zwei dann Gambas mit Baguette. Gefolgt von Filet mit echten Strohkartoffeln? Trifft das euren Geschmack?«

»Perfekt!«, rief Isi. »Hast du zufälligerweise eingekauft?«

»Nein, die Herrschaften hier leisten sich eine großzügige Vorratshaltung. Ich bin sogar verpflichtet, sie in Anspruch zu nehmen. Weil Wegwerfen doch Sünde ist.«

Nikolaos lachte, dann knackte es in den Lautsprechern und leise Opernmusik bauschte sich über dem Pool. Italienische Arien, gesungen von Maria Callas ... was sonst.

Jetzt schnell unter die Dusche ... und dann endlich auf die Saunabank.

»Herrlich«, seufzte ich. »Nicht so eng und kein Backofen. Dazu der Duft ... wie in einem Heubad in den Alpen.«

»Genau. 56 Grad. Entspannung auf den Punkt.«

Wir nahmen die oberen Bänke ein, seufzten. Schon nach wenigen Augenblicken setzte die totale Entspannung ein. Ich schloss die Augen, wurde bald schläfrig. Trotzdem fiel mir noch ein: »Stell dir mal vor, ich hätte kein Höschen getragen. Unser Nikolaus würde womöglich verzweifelt danach suchen ... und dann sein Gesicht, wenn er versucht hätte, eine Erklärung dafür zu finden.«

»Genau ... zum Beispiel leider von einer Maus verspeist ... oder vom Trockner vernascht ...«

»Woher kennst du ihn eigentlich?«

»Na ja ... das war Anfang Mai beim Bundesfilmfestival in Oldenburg, wo die besten Sport- und Familienfilme Deutschlands prämiert werden. Ich sollte darüber berichten, Nikolaos war Besucher.«

»Klingt ganz harmlos.«

»Mmhh ...bis wir feststellten, dass wir im selben Gasthof logierten. Da begann es ein wenig zu knistern ...«

»Na so was. Aber beim Knistern ist es natürlich nicht geblieben, wie?« Meine Stimme muss ganz schön belegt geklungen haben. Meine Isi! Ganze Sträuße von Silvesterraketen gingen mir auf! Deshalb also ist sie solo ... klar ... sie löst das alles nebenbei ... pflückt sich bei ihren Jobs, was kommt und hat dadurch die Mega-Abwechslung. Beneidenswert ... und abgefahren.

»Du klingst ja neidisch«, bemerkte Isi schläfrig.

»Hat er es denn drauf?«

Fast gleichzeitig stemmten wir uns hoch. Isi musterte mich belustigt, während ich selbst in der Sauna spürte, dass ich schon wieder rot wurde. Aber das lag nicht nur an Isis offensichtlich lockerem Berufsleben. Denn, Himmel noch mal, erst jetzt fiel mir auf: Sie war ... blank! Eine völlig glatte Venus, die nichts verbarg. Und dann dieses Tattoo an ihrem rechtem Oberschenkel, nah der Leistenbeuge: Eine stilisierte 4, deren Querbalken wie ein Henkel geformt war ...

»Ohne alles finde ich es einfach weiblicher. Das Tattoo ist übrigens das Symbol für Jupiter ... und steht damit auch für Zeus und diese Insel. Eigentlich ein stilisierter Blitz.« Isi sah mich eindringlich an und kniff sich dann in den Schenkel. Ich war völlig perplex, doch noch bevor ich etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Du wirst bald alles verstehen. Es kann sein, dass du mir dann die Freundschaft kündigst, aber vielleicht bringt auch dir das einen neuen Kick und damit Abwechslung ins Leben.«

»Kick? Warum soll ein Tattoo oder eine deiner Liebschaften unsere Freundschaft gefährden? Ist dir der Wodka zu Kopf gestiegen?«

»Wir werden sehen. Aber pass auf: Das mit Nikolaos endete ganz schön lächerlich. Weil das Wetter saumäßig war, konnten wir abends nichts anderes tun, als Oldenburger Biere und Kümmelschnäpse zu verkosten. Irgendwann waren wir die letzten an der Bar ... Niko schüttet mir sein Herz aus, ich ihm meines ... es kam soweit, dass er mich bis vor mein Zimmer begleitete. Ich packte ihn kurzerhand am Schlips ... und wie im Film rissen wir uns die Kleider vom Leib, küssten uns, wollten es unbedingt. Aber Niko war einfach schon zu blau. Und ich ebenfalls. Zwar legte ich mich noch ein bisschen ins Zeug ...«

»Was heißt das denn?«

Isi begann zu kichern und seufzte wohlig auf. »Na ja ... wenn ein Mann immer wieder einknickt, wo er wirklich über sich hinauswachsen sollte ...«

Wir hatten uns wieder hingelegt, aber ich hatte meinen Frieden längst ausgeschwitzt. Ich war genauso durcheinander wie mein Blut in Wallung war. Dutzende Fragen schwirrten mir durch den Kopf und ein paar Mal redete ich mir ein, den Verstand verloren zu haben und in einer Parallelwelt zu leben. Verstohlen hob und drehte ich den Kopf, nur um mich immer wieder zu vergewissern, dass ich mir Isis Tattoo wirklich nicht einbildete.

Da ging die Tür auf und Nikolaus rief: »Der Salat ist fertig, der Weißwein kalt.«

»Wow ... aber gerade geht es uns so richtig gut«, hielt Isi mit wodkageschmiertem Gurren dagegen. »Komm, leiste uns Gesellschaft und gönn dir ein Viertelstündchen Kochpause.«

»Das geht doch nicht.«

»Spießer.«

»Unsinn, aber was soll Lara denken.«

»Ich glaub, mit dem Denken hab ich es gerade nicht so, Niko«, sagte ich leichthin. »Nett, dass du so zurückhaltend bist. Aber wir können ja alle die Augen zumachen.«